Ein Märchen von abgemeldet (- nur für dich allein -) ================================================================================ Kapitel 1: Version 1 -------------------- Ein Märchen - nur für dich allein - Nach langem anstrengendem Weg durch die Wildnis hatte ich es endlich gefunden, das sagenumwobene Schloss am Ende des Märchenwaldes. Ja, das musste es sein, auch wenn man es kaum erkennen konnte. Zu viele Wildrosenranken überzogen das wohl einstmals prächtige Schloss, in dem sich vor vielen, vielen Jahren der erbarmungslose Fluch dieser bis ins tiefste Herz gekränkten, mächtigen Fee erfüllte. Es hieß, der unsterbliche Engel der Liebe, Endorphin, der in diesen einstmals sonnendurchfluteten Mauern sein irdisches Leben verbrachte, stach sich an einer tödlichen, verwunschenen Spindel und fiel sofort in einen todesähnlichen Schlaf. Nur durch die Unsterblichkeit des Engels, war es der verbitterten Fee nicht gelungen, Endorphin durch ihren Fluch gänzlich dem Tode zu überantworten. Die Schlossbewohner, die den lieblichen Engel fanden, betteten ihn zuallererst in das schönste Turmzimmer, das sie extra für Endorphin hergerichtet hatten und an die Decke ließen sie aus purem Gold einen großen siebenzackigen Stern malen, der als symbolisierter Glücksstern über den süßen Engel der Liebe wachen sollte. In den ersten Tagen und Nächten beteten die Schlossbewohner ununterbrochen an Endorphins Bett für das Erwachen des geliebten Engels, der ihnen allen stets wohlgesonnen und liebevoll begegnet war und um ein Zeichen Gottes, doch als der Engel nach sieben Tagen und Nächten noch immer kein Lebenszeichen von sich gab, bekamen sie es mit der Angst zu tun und fürchteten, Gott hätte diese Mauern verlassen. So verängstigt, packten sie nach und nach allesamt ihre Habseligkeiten und verließen das Schloss. Dies ist nun schon vor so langer Zeit geschehen, dass es niemanden mehr gab, der noch persönlich von den schönen Tagen und dem wundervollen und lieblichen Engel Endorphin berichten konnte. Nur in Erzählungen erinnerte man sich des verwunschenen Platzes, an dem der süßeste aller Schätze schlief, dessen Seele jedem, dem es vergönnt war, sie wahrzunehmen, als Glücksstern zur Seite stehen mochte. Doch davon gab es nicht viele und die meisten von ihnen hielten ihn nur für ein Produkt ihrer Fantasie. So wäre es beinahe auch mir ergangen. Ich spürte seine warme Hand, sein liebevolles Wesen und fühlte mich, wenn ich den Hauch seiner Anwesenheit empfand in einer wundervoll wonnigen Stimmung. Doch dass dem allen eine wahre Existenz zugrunde lag, darauf kam ich nicht in meinen kühnsten Träumen. Bis ich eines Tages auf die Erzählung von dem verwunschenen Schloss und dem darin für immer schlummernden Engel der Liebe stieß. Sofort zog mich ein Verlangen, dieses Schoss und den Engel, meinen Glücksstern zu suchen, hinaus in die weite Welt. Ohne Kompass oder Karte war ich unterwegs, nur auf mein Herz hörend und auf Gott vertrauend. Und nun stand ich vor diesem Schloss, das dermaßen über und über von Rosenblüten bedeckt war. Die dicht bedornten Rosenranken hielten es fest in ihren unerbittlichen Krallen, so dass sich die Kontur des Schlosses innerhalb des wundervollen, so unüberwindlichen und grausamen Grüns meinem Blick niemals offenbart hätte, wenn mich nicht ein so stark wie noch nie empfundenes Sehnen hätte innehalten lassen und mein Herz mir die Augen für das nicht Offensichtliche geöffnet hätte. Kein Weg, keine Öffnung schien durch die betörend duftenden Rosen hindurch zu führen. So blieb mir nichts anderes übrig, als mein geschwungenes Schwert zu ziehen und den Kampf gegen diese wohlbewehrten Pflanzen aufzunehmen. Immer kräftiger hieb ich in das Grün, immer deutlicher spürte ich die Anwesenheit meines Glückssterns und immer wagemutiger stürzte ich nach vorne. Meine Kleidung, ja meine Haut erhielt immer heftigere Kratzer, immer größere Risse, immer tiefere Wunden, doch das war mir egal. Mein Verlangen, meinem Glücksstern nahe zu sein, verlieh mir übermenschliche Kräfte. Ich wusste, mein Glücksstern brauchte mich. Ich wusste, hier galt es, einen Fluch zu brechen und meinen unsterblichen Engel der Liebe, Endorphin, aus einem qualvollen Alptraum zu erwecken. Ein Blick aus seinen gütigen Augen sollte mein Lohn sein und für diese Belohnung allein war ich bereit alle Mühen und Gefahren auf mich zu nehmen. Endlich hatte ich mich bis zum hölzernen Tor durchgeschlagen. Oh wie massiv und uneinnehmbar schien es mir. Mein Mut sank und mein Herz begann zu weinen. Ich drückte mich mit meinem Körper und meinem Gesicht an dieses schier unüberwindbare Tor. Als meine Tränen nun das Holz benetzten geschah etwas beinahe Unglaubliches. Das eiserne Schloss zerbrach. Zuerst konnte ich es kaum glauben, doch der große schwere Torflügel schwang leicht in seinen alten Scharnieren auf, als hätte er nie etwas von Rost erfahren. Wie in einem Traum, meine sämtlichen Kräfte doch bereits im Kampf gegen diese dornigen Ranken aufgebraucht, hastete ich in den Innenhof, fand mich, als wäre ich hier zuhause, sofort zurecht und erreichte mit schlafwandlerischer Sicherheit das Turmzimmer, in dem mein Engel schlief. Mein Herz pochte so laut, dass ich schon glaubte, allein dadurch Endorphin aufzuwecken, doch als ich mich endlich traute und das Zimmer betrat, lag mein wunderschöner, süßer Engel der Liebe reglos mit gefalteten Händen auf einem wundervoll hergerichteten Bett. Das Haar wie ein dunkler goldener Schleier, floss bereits über den Boden und reflektierte jeden Bruchteil eines Sonnenstrahls, der es schaffte, durch das rosenbewachsene Turmfenster zu scheinen. Die zart rosa schimmernde Haut verlieh meinem Engel einen wahrhaft überirdischen Schimmer. Nun schließlich nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und näherte mich meinem Engel, der mir zum Glücksstern geworden war. Ich kniete mich vor ihm nieder. Seine Lippen leuchteten wie Rosenblüten und ganz vorsichtig näherte ich mich diesen süßen Verlockungen. Ganz sanft hauchte ich ihnen nun einen Kuss auf. ... ... ... <<<<< Für einen kurzen Moment schien mir das Zimmer in einem hellen Glanz zu erstrahlen, doch hatte ich mich wohl getäuscht, als ich aufblickte war alles wie zuvor. ... Nein... das war es nicht. Erschrocken wich ich zurück. Was hatte ich getan? Das was so lange makellos, war nun durch mich befleckt und unrein. Die Lippen blutig feucht, besudelt das herrliche Haar, beschmutzt das herrliche Ruhelager. Ich blickte auf meine Hände, ich fuhr mir über das Gesicht, tastete meinen Körper ab und untersuchte die Risse in meiner nun mehr Fetzen gleichenden Kleidung, die bis auf mein Fleisch hindurchgedrungen waren. Und überall, selbst in Haar und Haut, Blut und Reste der bezwungenen Dornen. Hilflos vor Entsetzen und Pein sank ich auf die Knie, hinein in eine kleine Lache meines Blutes, die sich bereits unter mir gebildet hatte. Wie einen Donnerschlag, spürte ich meine Erschöpfung und den Schmerz, der meinen Körper überzog und mir meine Sinne schwinden ließ. Noch einmal raffte ich meine letzten Kräfte zusammen. Ich bekam einen Arm meines Engels zu fassen. Einen Moment verharrte ich. Durfte ich das tun? Doch ich brauchte einen Halt. Etwas, das mir wenigstens ein wenig Trost geben konnte, obgleich es doch Zeichen meiner Unfähigkeit war. Weich, sanft und kühl lag die zarte Hand Endorphins in den meinen. "Bitte, mein lieber Glücksstern, schlag die Augen auf... gib mir ein Lebenszeichen..." Dachte ich diese Worte mehr, als das ich sie aussprach. Doch was ich sah, schnürte mein Herz zu, hielt es gefangen. Nichts spürte ich mehr von meinem Glücksstern. Es war, als sei er entgültig gegangen. Erst zögerte ich, aber dann legte ich doch zaghaft mein Gesicht in diese so friedliche und so beängstigend ruhige Hand. Und als meine Haut die Haut Endorphins berührte, lösten sich in einem Zittern meine Tränen und mit ihnen mein Bewusstsein auf. Das erste was ich wieder wahrnahm, waren zarte Lippen, die sich sanft von meinen lösten, ein Duft lieblicher und luftiger, als der der Rosen, dann Arme, die mich sicher hielten, eine zärtliche Hand, die mein Herz fühlte, Haare, die seidig und weich an meiner Wange entlang streiften und eine warme Woge Liebe, die meinen gesamten Körper zu erfüllen schien. Ich hob meine Lieder und blickte in zwei so klare und liebevolle Augen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. "Endorphin... bist Du... ? Bin ich... ?" Ein Lächeln umspielte die sanften Lippen. "Ja, ich bin. Ich bin hier bei dir. Das hast Du allein bewirkt." Seine Hand strich mir über die Wange. "Und ich...? Ich glaubte es wäre vorbei, vorbei mit dir und auch vorbei mit mir? War ich nicht...?" Ein Kuss auf meine Stirn ließ mich vor Glück erschauern. "Warst Du?" sein Blick drang tief in mein Herz. "Allein für mich. Nie aufzuwiegen... Doch bist Du nun wiedergeboren in Gott." Flüsterte er mit beinahe vor Ergriffenheit zitternder Stimme. Wie ein Blitz durchzuckte mich das Bewusstsein, tatsächlich in den Armen meines Glückssterns zu liegen. Hier bei ihm zu sein und mit ihm zu reden, nicht nur ihn zu ahnen, sondern ihn zu fühlen, zu sehen, ihn mit all meinen Sinnen wahr zu nehmen, so wirklich, so lebendig. Tatsächlich das Unmögliche möglich gemacht zu haben. Was war da schon mein Schmerz, was war da schon mein Sein? Erneut strich er mir über die Wange. Das tat so gut. Dann nahm er meine Hand und führte sie zu seinen Lippen und sobald er sie berührte, verschwand der Schmerz, verschwanden auch mit ihm die Verletzungen, die die Haut bedeckten. "Meine Schmerzen...?" Er beugte sich über meinen gepeinigten Körper und küsste einige der tieferen Risse meiner Haut einfach weg. "Nun wahrnehmbar nur für mich allein." "Meine Wunden...?" rief ich . Er Lächelte und strich mit seiner Hand über meine Haut, wobei sie augenblicklich zu verheilen schien. "Nun sichtbar nur für mich allein." "Meine Erschöpfung...?" Er zog mich ganz nah an sich heran und drückte mich innig an sein Herz "Nun spürbar nur für mich allein." Ich war hier. Bei meinem Engel. Erschöpft, zerschunden, vergangen und doch wiedererwacht und heil in seinen Armen. Ich konnte es kaum glauben. Heftig schlang ich meine Arme um seinen wahrlich lebendigen Leib und drückte mich an ihn. "So viel deiner Liebe für mich allein?" fragte ich ergriffen. "So viel deiner Liebe für mich allein, mein neugeborener, dorniger Engel." Antwortete er mir, zupfte lachend ein paar der Dornen aus meinen Haaren und meiner Kleidung und küsste meine Tränen weg, die mir aus den Augen liefen. Ein Regenbogen zog über das Land. Und jeder der ihn sah, spürte, dass etwas besonderes geschehen war Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)