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Don´t fuck the Company

von

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Party hard or go Home


 

When we dance,

You have your way with me

Stay with me

Sway with me.

Pussycat Dolls ~ Sway
 

„Natürlich… Ja, das Taxi wird für Ihre Tochter bereitstehen… Ja… Sicher… Nein, wir achten auf absolute Diskretion… Einen schönen Abend. Vielen Dank für Ihren Anruf.“

Sasuke legte auf, holte tief Luft und machte einige Notizen über das eben beendete Gespräch, dann stand er auf und streckte sich. Wie er diese aufgesetzte Höflichkeit hasste, die sein Beruf nötig machte. In der Branche war er sowieso schon als kühler Zeitgenosse bekannt, was allerdings angesichts seiner Familie niemanden wunderte. Nun, ihm war es gleich, was die Leute über ihn dachten, stellte er mal wieder fest, als er wenig später unter der Dusche stand. Es war sein Leben, und er würde sich so wenig wie möglich irgendwelchen Konventionen unterwerfen.

Kurze Zeit später stand der junge Mann in dunkelblauen Jeans, schwarzem Hemd und Lederschuhen vor seiner verspiegelten Schranktür und legte eine Rolex an sein Handgelenk. Bis auf die fehlende Anzughose sah er nicht viel anders aus als während der Arbeitszeit, doch das war sein Outfit für die anstehende Party. Erstens war es schick und legere genug zugleich, zweitens waren seine Angestellten dort, vor denen er sich keinesfalls unprofessionell geben würde.

Zufrieden mit seinem Äußeren verließ Sasuke schließlich das großzügige Appartement im obersten Stockwerk seines Hotels. Die wenigen Gäste, die er in seinen Privaträumen empfing (Allen voran seine Familie), fanden es zu ´hotelmäßig`, da er dieselben Möbel wie im restlichen Haus gewählt hatte. Doch der schlichte, hochwertige Stil in gedeckten grau und lila Tönen gefiel ihm eben. Abgesehen von Wohn- und Schlafzimmer besaß er ein Büro, in dem diverse Fitnessgeräte standen (Er hatte keine Zeit, ein Fitnessstudio aufzusuchen, legte aber Wert auf körperliche Ertüchtigung), sowie natürlich ein Bade- und ein Gästezimmer, in welchem gelegentlich seine Eltern oder sein Bruder unterkamen. Diese drei Personen waren die einzigen, die er in seinem persönlichen Reich duldete, alle anderen mussten mit Hotelzimmern vorlieb nehmen. Diese waren aber wirklich komfortabel genug, sodass sich noch niemand beschwert hatte.

Den Geldbeutel in die Hosentasche schiebend, verließ er sein Appartement und stieg die Treppen runter. Er nahm nur in Gesellschaft den Aufzug, da er während seiner Arbeit viel saß und die Bewegung genoss. Unterwegs las er noch eine Nachricht auf dem Handy – und wäre zur Strafe für seine Unachtsamkeit fast mit Hinata Hyûga zusammengestoßen, welche gerade das Treppenhaus betrat.

„E-Entschuldigen Sie bitte…!“, fiepte sie nervös, doch er winkte ab und bedeutete ihr mit einer Geste, vorauszugehen. Das Absatzklappern der Frau war das einzige Geräusch, da sie scheu und er nicht unbedingt versessen auf Smalltalk war. Schließlich wurde ihr das Schweigen aber wohl unangenehm, denn sie fragte: „Ä-ähm, Sie sind unterwegs zu der Feier…?“

„Ja. Ich nehme an, Sie brauchen keine Begleitung dorthin?“

„Oh, nein, danke. Himawari und Boruto, Sie wissen ja…“

Sasuke nickte, dann meinte er: „Es wundert mich, Sie noch hier anzutreffen.“ Immerhin war es bereits fast halb zehn, und der offizielle Saisonbeginn war erst am nächsten Tag.

Während sie sich von ihrem Chef die Tür zum Foyer aufhalten ließ, flüsterte sie: „Ich wollte schon ein wenig vorarbeiten, da die Gäste ja morgen kommen… I-Ich hoffe, das war in Ordnung, Sie müssen mir die Zeit auch nicht vergüten, ich dachte nur…“

„Es ist alles in Ordnung“, unterbrach der Schwarzhaarige ihr Gestammel, ohne jedoch zu erwähnen, dass er ihren Fleiß zu schätzen wusste. Es war nicht sein Job, ihre Minderwertigkeitskomplexe zu bekämpfen.

„Oh… Vielen Dank, Herr Uchiha.“

Sie lächelte, als sie auf der breiten Treppe standen, die zu groß für die schmale Gasse wirkte, in der das Resort lag. Umgeben war das Gebäude von hochkarätigen Läden, in welche seine Gäste oftmals nach ihren Strandbesuchen oder vor den Partyabenden einkehrten. Gelegentlich tranken Kunden der Geschäfte im Foyer des Hotels einen Cocktail, sodass es sich um eine recht einträgliche Symbiose handelte, die sich in der Straße gebildet hatte.

Sasuke wollte sich bereits bei seiner Begleiterin verabschieden, da sprach Hinata ihn nochmal an: „Ähm, Sir, ich hätte noch eine Frage.“ Als er mit hochgezogenen Brauen zu ihr hinabblickte, strich sie sich nervös eine lange Strähne hinters Ohr und starrte auf seine Brust. „Also, es ist eher eine Bitte, wenn Sie nichts dagegen hätten.“

„Die wäre?“, fragte er nach, ein wenig ungeduldig von ihrem Herumgedruckse, doch bereit, ihr zuzuhören.

„Es geht um meinen Sohn, Boruto. Sie kennen ihn ja…?“

Ihr Arbeitgeber nickte, denn bereits zu mehreren Gelegenheiten wie Firmenfeiern oder dergleichen hatte er den Jungen gesehen, der seiner Mutter kein bisschen ähnlich sah. Ganz im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester, die ihr sanftes Wesen und ihr blaues Haar geerbt hatte. „Was ist mit ihm?“

„Na ja, er ist jetzt 16, also bald mit der Schule fertig, und versucht gerade, sich über seinen beruflichen Werdegang zu informieren…“

Ein wenig überrascht zog Sasuke die Brauen hoch. Er war davon ausgegangen, dass der Junge mal das großväterliche Hotel erben würde – denn Hinata stammte aus der Familie, die die größte Konkurrenz für den Uchiha-Konzern darstellte. Früher hatte sogar im Raum gestanden, ob sie Itachi heiraten sollte, da die beiden etwa im selben Alter waren, doch dann war sie unehelich schwanger geworden und hatte ihr Erbe an ihre kleine Schwester Hanabi abgegeben. Diese war als Geschäftsführerin geeigneter als die schüchterne Erstgeborene, die sich mit ihrem Vater nie gut verstanden hatte. Erst, als seine Enkel geboren wurden, war er sanfter geworden. Jedoch hatte sich das Familienverhältnis wohl wieder verschlechtert, als Hinatas Mann sie verließ. So war es kein Wunder, dass Boruto aus der Erbfolge ausgeschlossen wurde – zumal seine Tante womöglich Kinder hatte, das wusste Sasuke nicht, der keinen Wert auf Klatsch und Tratsch legte und all das nur von seiner Mutter wusste, die immer über jeden informiert war.

Vielleicht wollte der Junge sich aber nur außerhalb des Familienbetriebs umschauen, das würde ihm sicher nicht schaden.

„Jedenfalls wollte ich fragen, ob er ein Praktikum bei u-uns machen könnte, um sich… Na ja, verschiedene Bereiche anzusehen“, erklärte Hinata ihr Anlegen weiter, wobei es Sasuke erstaunte, wie vergleichsweise selbstbewusst sie sprechen konnte, wenn es um ihre Kinder ging. Das war wohl ein Aspekt des Mutterinstinkts. „Er hat aus dem Hotel meiner Familie schon Vorwissen, und ich kann Ihnen gerne eine ausformulierte Bewerbung bringen, wenn Sie möchten...“

„Lassen Sie seine Unterlagen Herrn Nara zukommen“, erwiderte Sasuke, dem ein Blick auf seine Uhr zeigte, dass er los musste. „Und bringen Sie den Jungen nächsten Montag zu mir.“ In der ersten Saisonwoche war ihm ein Praktikant einfach zu anstrengend, jedoch zeigte sein Angebot, dass er sich Boruto unabhängig von seiner Bewerbung annehmen würde.

Das verstand die Mutter, die sich höflich verneigte. „Vielen Dank, Herr Uchiha…! Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“

Er nickte ihr zu, dann ließ er sie auf dem Treppenabsatz zurück. Sein Weg führte ihn zuerst durch die enge Gasse Richtung Meer, doch bevor er den Strand sehen konnte, bog er nach rechts ab in eine breitere Straße. Zuerst gab es auf dieser Einkaufsläden, doch schon bald wurden diese von kleineren Clubs und Bars ersetzt. Obwohl es noch früh war, lagen munteres Stimmengewirr und Musik in der Luft, immer wieder unterbrochen von den Düften der Restaurants, die sich zwischen den Partyzentren niedergelassen hatten. Nicht wenige dieser eigentlich teuren Etablissements boten nachts, wenn die wohlhabenden Feiernden zurück zu ihren Hotels wankten, Pizza, Pommes oder anderes Fastfood zum Mitnehmen an, allerdings zu horrenden Preisen. In so manchem Restaurant war Sasuke regelmäßiger Gast bei Geschäftsessen mit Partnern oder Kunden. Wenn er alleine war, ließ er sich oft etwas von dort liefern, denn obwohl er kochen konnte und es gerne tat, fehlte ihm meist die Zeit dafür.

Heute war jedoch keiner der Michelin-Stern-Träger sein Ziel, sondern eine der riesigen Diskotheken an der Hauptstraße: das ´Oto Gakure` oder kurz ´Oto`. Der Eingangsbereich war eine Wendeltreppe, die hinter einer Glaswand lag, auf der sich eine Schlange aus lilanen Neonlampen wand. Sasuke fand das exzentrisch und übertrieben, doch es entsprach genau Orochimarus Geschmack.

Er stieg die Glasstufen nach oben zu einer Kasse, deren Hüter viel von einem Wrestler hatte. Scheinbar erkannte er den Gast jedoch – Sasuke fragte sich, woher – und schickte ihn mit einem Nicken weiter. Nach einem breiten Durchgang fand er sich direkt in der Partylocation wieder, die bereits gut gefüllt war mit seinen Angestellten. Direkt gegenüber des Eingangs befand sich eine Bar, rechts daneben die erste, kleinere Tanzfläche, von der aus man von gemütlichen Sitzflächen aus auf die etwas tiefer gelegene zweite Ebene hinabblicken konnte. Vor dieser war eine Bühne, auf der Show Acts oder gelegentlich Life Bands auftraten, doch heute war sie leer. Um die Hälfte des Umfangs des Gebäudes zog sich eine Galerie, auf der sich mehr Sitzflächen, eine größere Bar, die Garderobe und die Toiletten befanden. Sasuke gefiel die geschmackvolle Inneneinrichtung ausgesprochen gut, sonst hätte er der Zusammenarbeit nie zugestimmt.

Er schlängelte sich zur Bar durch, wo er einen Bloody Mary bestellte. Dass dieser hier angeboten wurde, war ein weiterer Grund für die Kooperation. Es war einer der wenigen Drinks, die ihm nicht zu süß waren. Außerdem: Tomaten machten alles besser. Die meisten Angestellten in der Nähe beachteten ihn nicht weiter, nur ein paar erkannten ihn als den Redner vom Mittag und somit als ihren Chef. So konnte er sich ohne Höflichkeitskonversation vom Tresen zurückziehen und ein wenig umsehen. Da es noch recht früh war, war auf der kleineren Tanzfläche noch nicht allzu viel los. Viele tummelten sich in höflichen Unterhaltungen auf den Sitzflächen. Sie beschnupperten sich erst noch, doch aus Erfahrung wusste der junge Geschäftsmann, dass bereits ein paar Stunden und ein paar kostenlose Drinks später die Zurückhaltung von ihnen abfallen würde.

In seiner Wohnung hatte er Kontaktlinsen eingelegt, sodass er seine Mitarbeiter beobachten konnte, als er ein gemütliches Plätzchen auf der Galerie für sich entdeckt hatte. Es waren nur Billiglinsen aus dem Drogeriemarkt und er sah damit bei weitem nicht so perfekt wie mit der Brille, die auf seinem Schreibtisch lag, doch die benutzte er eigentlich nur, wenn er alleine Auto fuhr oder fernsah. Seine Mutter rügte ihn ständig wegen dieser Eitelkeit – immerhin lag die beim Altern stark nachlassende Sehstärke in der Familie, obwohl junge Uchiha im Allgemeinen ungewöhnlich gut sahen - doch es interessierte ihn nicht. Sein Aussehen gehörte zu seinem Marktkapital, und das würde er nicht für ein paar Dioptrien aufgeben. Zumal es doch bisher ganz gut funktionierte – Wenn er nicht gerade gewisse Blondinen in der Menge seiner Angestellten suchte.

Sasuke runzelte die Stirn, als er sich selbst dabei ertappte, erneut nach Narutos blonder Mähne Ausschau zu halten. Aber der Trottel würde es ja wohl nicht wagen, dem Fest fernzubleiben, obwohl sein Chef ihm befohlen hatte, zu kommen. Ihn so zu erniedrigen, traute er sich sicherlich nicht. Obwohl, wie der Schwarzhaarige mit einem unbehaglichen Schluck von seinem Cocktail zugeben musste, er vor Orochimarus Auftauchen doch recht deutlich gemacht hatte, dass er keinen Wert auf sein Anstellungsverhältnis mit Uzumaki legte. Es war also durchaus fraglich, auf welche Aussage dieser nun hören würde.

Doch da entdeckte Sasuke Naruto bereits auf der Tanzfläche, und er zog die Brauen hoch, als er sah, wie Blondie lachend – und offensichtlich flirtend – eine junge Frau herumwirbelte. Seine Bewegungen waren nicht sonderlich professionell, doch selbstbewusst und kraftvoll, und seine Partnerin wirkte sehr angetan, ganz wie Hinata am Nachmittag klar Interesse gezeigt hatte. Narutos Behauptung, keine Probleme in Liebesdingen zu haben, war also nicht nur Angeberei gewesen.

Sasuke hätte ihn wohl noch weiter beobachtet, wenn ihn nicht in dem Moment nicht eine Gruppe als ihren Chef erkannt und ein Gespräch verwickelt hätte. Für die nächsten paar Stunden wurde er von einer Runde in die nächste gereicht, in der er immer dieselben Fragen beantworten musste, bis er schließlich Karin an einer Bar entdeckte, die von einer Runde sabbernder Jünglinge umringt war. Bei dem verboten kurzen roten Kleid, das sich ganz herrlich mit ihrer Haarfarbe biss, kein Wunder.

Sasuke entschuldigte sich höflich bei seinen Gesprächspartnern und näherte sich der Gruppe um die Dame, die ein wenig über sein Eindringen murrte, bis sie bemerkten, um wen es sich bei dem Neuankömmling handelte. Da erfanden sie nach und nach fadenscheinige Ausreden und zogen sich zurück.

„Man, Sasuke“, nörgelte Karin, sich ihr Kleid zurechtziehend. „Wenn du mich nicht für dich willst, verdirb mir wenigstens nicht den Spaß.“

Er warf ihr nur einen amüsierten Blick zu und nippte an seinem Getränk. Sie saßen auf einer der Bänke an der kleineren Tanzfläche, von denen aus man auf die größere hinabblicken konnte. Wie von einem Magneten wurde sein Blick von einer gewissen blonden Haarmähne angezogen. Diesmal erkannte er Narutos vom Tanzen und der Hitze gerötete Wangen sowie den feinen Schweißfilm auf seinen bloßen, muskulösen Armen. Er trug wieder eines dieser furchtbaren Achselshirts, die bis zur Taille ausgeschnitten waren, sodass man die Muskeln an seiner Seite und gelegentlich sogar seine Brust sehen konnte, wenn er sich schwungvoll bewegte. Sasuke war sich nicht sicher, aber er meinte, etwas blitzen zu sehen, das ein Nippelpiercing hätte sein können, und er wandte sich leicht schnaubend ab. Wer hatte denn bitteschön ein Brustwarzen Piercing, außer vollkommenen Proleten?

Karin hatte indessen über Berufliches geplaudert, hielt aber inne, als sie bemerkte, dass sie die Aufmerksamkeit ihres Chefs verloren hatte, und folgte seinem Blick. „Na, wen frisst du da mit Blicken auf?“

Scheinbar hatte der Alkohol ihre Zunge gelockert, und der Hotelbesitzer zog es vor, nicht zu antworten, bevor sie noch etwas sagen konnte, dass sie bereuen würde. Zumal er Naruto ganz sicher nicht ´mit den Blicken auffraß`. Der Blonde war nicht mal annähernd sein Typ!

Sasuke wollte gerade einen Blick auf die Armbanduhr werfen, als rotlackierte Finger sich um das Ziffernblatt schlossen, damit er nichts sah. Verärgert blickte er zu Karin, die wohl betrunkener war, als er angenommen hatte, so, wie sie ihn angrinste.

„Oh nein, du wirst jetzt noch nicht gehen, Herr Chef!“, bestimmte sie und stand auf, um an seinem Arm zu ziehen. „Erst tanzt zu noch mit mir.“

Es hatte sowieso keinen Sinn, sich gegen diesen Wunsch zu wehren, der zwischen ihnen eine gewisse Tradition besaß. Vor Ewigkeiten, als sie noch ernsthaft Interesse an ihm gehabt hatte, hatte er ihr auf dem Saisonabschlussball einen Tanz zusichern müssen, und seither forderte Karin das bei jeder größeren Feierlichkeit. Daraus entsprang unter der festen Belegschaft das Gerücht, die beiden hätten etwas miteinander. Sasuke kam das ganz zupass, denn es verhinderte Tratsch, der seiner tatsächlichen sexuellen Orientierung nachging. Seine Verwaltungsleiterin dementierte die Gerüchte eher lustlos, da sie wohl insgeheim immer noch hoffte, dass sie irgendwann wahr würden. Nach diesem Modell funktionierte ihre gesamte Freundschaft, denn die Rothaarige, die er gerade auf die größere Tanzfläche führte, war nicht nur eine Angestellte für ihn. Damit gehörte sie zu seinem kleinen sozialen Kreis, der sich fast ausschließlich aus langjährigen Angestellten zusammensetzte, denn er hatte weder Zeit noch Muße, sich Freunde zu suchen oder um diese zu kümmern. Früher war das anders gewesen, doch er vermisste die vermeintlichen Freunde von damals nicht.

Sie stiegen die wenigen Treppen zur unteren Ebene hinab, suchten sich einen Platz in der Menge, und als Karin die Hand auf seine Brust gelegt hatte, fing ein neues Lied an – Sway, von den Pussy Cat Dolls. So wenig Sasuke diesem Namen abgewinnen konnte, so tanzbar war der Song, sodass er seine Partnerin etwas näher zog und einen flotten Tango anschlug. Natürlich sahen die Leute ein wenig verdutzt zu, weil jemand in einem Club Standardtanz betrieb, doch das war ihm gleich. Irgendetwas musste ihm die jahrelange Übung ja bringen. Und zugegeben; es machte Spaß, Karin schlanken, beweglichen Laib über die Tanzfläche zu führen. Da sie sich ihm vollkommen anpasste, fiel ihr Mangel an Professionalität kaum auf, und schon bald hatte sich ein kleiner Zuschauerkreis um das Paar gebildet.

„Wir sollten das wirklich öfter machen“, schnurrte Karin in sein Ohr, wobei sie mit den Fingern ungefragt in sein Haar wanderte. „Warum machst du keinen Tanzkurs mit mir, Sasuke?“

Ganz passend zum Takt schob er sie ein wenig von sich, um ihrem Grabschen zu entkommen. „Ich habe keine Zeit“, erklärte er dabei, wobei er sich fragte, wieso er aus Höflichkeit log. Sie hatte ihren Anstand ja gerade scheinbar auch vergessen, und er hatte schlicht und ergreifend keine Lust, sich mehrmals die Woche von ihr antatschen zu lassen. Zumal die acht Jahre, die er in Tanzkursen und auf Wettbewerben verbracht hatte, ihm wirklich genügten.

„Du hast für nichts Zeit“, jammerte die Rothaarige, quietschte aber sofort wieder vor Vergnügen, als Sasuke sie in eine Drehung führte.

Dabei blickte er von ihrem lachenden Gesicht in die Menge, und geriet für einen Moment aus dem Takt, als hinter Karins wehendem Haarschopf Naruto auftauchte, der ihm mit offenem Mund zusah. Das Mädchen neben ihm plapperte etwas, doch er schien sie gar nicht zu hören, was den Schwarzhaarigen seltsam befriedigte.

Doch dann zupfte seine Tanzpartnerin ungeduldig an seinem Hemd, murrt: „Sasuke!“, und zog ihn weiter, sodass die Blicke der Männer getrennt wurden. Der Uchiha fand sofort zurück in den Rhythmus des inzwischen gewechselten Liedes, doch in Gedanken war er bei diesem seltsamen Blickaustausch mit der nervigen Blondine. Warum hatte der andere ihn so angegafft? Wahrscheinlich hatte er in seinem Fitnessstudio noch nie etwas von ästhetischer Bewegung mitbekommen und war davon schockiert – oder vielmehr: fasziniert. Es hatte nämlich ganz den Eindruck gemacht, als ob Naruto ihn mit den Augen hätte verschlingen mögen. Und er hatte ja schon am letzten Tag zugegeben, dass er Sasuke attraktiv fand. Daran erinnerte dieser sich erst jetzt, denn die Bilder seines Angestellten mit drei verschiedenen Frauen in wenigen Stunden hatte ihn sehr heterosexuell erscheinen lassen, doch scheinbar steckte mehr in dem Chaoten, als es zuerst den Anschein hatte.

Nicht, dass er irgendeine Chance hatte, bei seinem Chef zu landen, rief dieser sich zur Ordnung, indem er Karin bewusst so führte, dass er die blauen Augen, die ihn nach wie vor beobachteten, nicht mehr sehen musste. Er war eine inkompetente, zu spät kommende, dreiste Nervensäge, und überhaupt nicht sein Typ. Sasukes Herz raste bestimmt nur von der Bewegung und der Hitze so.

Trotzdem war ihm der Spaß vergangen, und kurz darauf bedankte er sich höflich bei seiner sichtlich enttäuschten Tanzpartnerin, mit der er die Tanzfläche verließ. Ein paar der anderen Angestellten sahen aus, als hätten sie ihren Chef gerne aufgefordert, doch bevor er herumgereicht werden konnte wie eine Friedenspfeife, rettete Sasuke sich an eine nahegelegene Bar.

„Entschuldigung“, unterbrach eine Stimme sie, als sie gerade mit der Getränkeauswahl beschäftigt waren. Ein junger Mann mit grauem Haar und Brille hatte sich ihnen genähert und lächelte Karin an. „Dürfte ich die Dame zu einem Tanz entführen?“

Überrascht errötete die Verwaltungsleiterin und sah Sasuke an, als wäre es dessen Aufgabe, zu entscheiden, mit wem sie tanzen wollte. Als ihr Chef sich jedoch an den Barkeeper wandte, um erneut einen Bloody Mary zu bestellen, folgte Karin der Aufforderung und entfernte sich von der Bar. Während er auf sein Getränk wartete, sah der Uchiha ihnen hinterher. Er kannte die Brillenschlange mit Namen Kabuto: Er war einer von Orochimarus Assistenten. Eigentlich hatte Sasuke gedacht, zwischen den beiden Männern würde irgendetwas laufen, doch da war wohl seine Phantasie mit ihm durchgegangen, wie er zugeben musste, als er zusah, wie der junge Mann seine Tanzpartnerin an sich presste und ihr Dinge ins Ohr flüsterte, die sie auflachen ließen.

Als sein Blick weiterwanderte, begegnete er Augen, die ihn direkt ansahen, sich jedoch etwas verlegen abwandten, als sie sich trafen. Es war Naruto. Sasuke runzelte ein wenig die Stirn. Für schüchtern hatte er den Blonden eigentlich nicht gehalten. Doch noch während Sasuke ihn ansah, holte Naruto tief Luft, leerte seinen Drink, sagte etwas zu der Dame neben sich… Und kam direkt auf ihn zu.

Aus irgendeinem Grund machte das Herz des Schwarzhaarigen einen Satz, doch er ließ sich nichts anmerken. Auch Naruto schien entschlossen, nicht mehr wegzusehen, sodass sie sich ein Blickduell lieferten, während er sich näherte. Schließlich stand er direkt vor dem Barhocker, auf dem Sasuke platzgenommen hatte, und stierte ihn noch immer unentwegt an.

„… Hi“, sagte er schließlich nach einem viel zu langen, unangenehmen Schweigen.

Sasuke nickte.

„Du, äh, Sie tanzen echt gut“, fuhr er fort und ein kleines, schelmisches Lächeln blitzte auf seinen Lippen. „Hät ich nich gedacht.“

„Wieso das?“

Naruto zuckte unschuldig die Schultern und schob sich an seinem Arbeitgeber vorbei, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen. Erst als er bestellt hatte, antwortete er: „Na ja, Sie wirken ziemlich steif.“

„Das hängt von den Umständen ab“, erklärte Sasuke trocken, immerhin hatten sie sich kennengelernt, als der Blonde ihn auf der Toilette belästigt, im Restaurant verfolgt und sich vor seinen Wagen geworfen hatte. Das waren nun wirklich nicht die besten Voraussetzungen für ein gutes Verhältnis. Natürlich wusste der Uchiha, dass er nicht gerade umgänglich war, doch er würde sicher nicht diesem Trottel Recht geben, den das sowieso überhaupt nichts anging.

Doch Naruto grinste ihn nur an, als wüsste er ganz genau, was sein Gegenüber dachte. Zu seinem Glück kommentierte er es allerdings nicht, sondern bedankte sich bei dem Barkeeper für seinen frischgemixten Cocktail, bevor er sich etwas unbehaglich räusperte. „Jedenfalls…“, fing er umständlich an und sah zu dem sichtlich irritierten Sasuke auf. „Wollt ich mich bedanken, dass Sie mich nich gefeuert ham. Ich brauch den Job wirklich, und es war blöd, zu spät zu kommen und Sie dann so anzupflaumen…“

„Ist dir das selbst aufgefallen?“, erkundigte Sasuke sich mit hochgezogenen Augenbrauen.

Sogar im schummrigen Diskolicht war zu sehen, wir Naruto bis zu den Ohrenspitzen errötete, wobei er sein Gegenüber jedoch finster anstarrte. „Bild dir nix drauf ein! Hinata hat gesagt, dass du bei sowas sonst streng bist, deswegen…“ Er zuckte die Schultern, stockte kurz und erklärte: „Die hübsche Blauhaarige, du weißt schon. Ich hab vorhin mit ihr geredet, als du dazugekommen bist.“

„Ich kenne Fräulein Hyûga“, antwortete der Schwarzhaarige leicht beleidigt.

Naruto schien die Stimmung seines Chefs nicht zu bemerken, denn er kratzte sich dümmlich grinsend an der Nase. „Sie is süß, oder?“

Also beruhte der Narren, den Hinata offenbar bereits an der Blondine gefressen hatte, zumindest auf Gegenseitigkeit. Allerdings ärgerte es Sasuke, dass dieser dann trotzdem mit anderen flirtete. Sonst mischte er sich nicht in das Privatleben seiner Angestellten, doch zum einen mochte er seine Sekretärin und zum anderen wollte er kein Liebesdrama im Kollegium, wenn die Saison begann. Also erklärte er: „Was du in deiner Freizeit tust, ist deine Sache. Allerdings würde ich es bevorzugen, wenn du nicht jede meiner Angestellten anbaggern würdest. Das ist unprofessionell.“

Naruto blinzelte etwas überrascht, bevor er empört rief: „Das war doch alles nur Spaß!“

„Sehen die Frauen das ebenso?“

„Ich hät nich gedacht, dass ausgerechnet du n Frauenrechtler bist“, versetzte der Blonde widerspenstig. „Außerdem kann ich nix dafür, wenn du eifersüchtig bist.“

„Übertreib es nicht…“, zischte der Schwarzhaarige gefährlich leise. Er und eifersüchtig, dass er nicht lachte! Wenn er gewollt hätte, hätte er an jedem Finger einen Mann haben können – und Naruto hätte er genauso haben können, das hatten dessen Avancen bei ihrer ersten Begegnung nur zu deutlich gemacht. Der Trottel war eben nicht sein Typ, das war alles, er stand auf Klasse und nicht auf Muskeln ohne Hirn.

Naruto funkelte ihn herausfordernd an, nickte jedoch steif. „Verzeihen Sie, Herr Uchiha“, blaffte er, ganz eindeutig kein bisschen reumütig.

Verärgert presste Sasuke die Lippen aufeinander. Da hatte er gerade anhand der Entschuldigung gedacht, dieser Trottel hätte etwas gelernt, und dann musste er ihm das Gegenteil beweisen. Und warum stand Naruto überhaupt so nah bei ihm? Seine Knie berührten fast Sasukes Beine, und er konnte den vagen Duft seines Aftershaves wahrnehmen.

Bevor sie allerdings weiterstreiten konnten, näherte sich ihnen Orochimaru, der zur Begrüßung zutraulich Sasukes Hand nahm. „Da sind Sie ja, Sasuke, ich habe Sie schon gesucht. Leider musste ich mich noch um gewisse Angelegenheiten kümmern und konnte erst jetzt kommen… Aber wie ich sehe, sind Sie erneut in bester Gesellschaft“, bemerkte er gut gelaunt Naruto, der ihm etwas steif zunickte. „Ich hoffe, Sie amüsieren sich gut?“

„Hervorragend“, erwiderte Sasuke, der hinter Orochimarus Rücken Naruto einen ´Hau ab!`-Blick zuwarf, welchen dieser jedoch ignorierte.

Der Diskobesitzer schob sich zwischen dem Blonden und Sasuke durch, um an die Bar zu gelangen, und nickte dem Personal dahinter zu. Erst jetzt fiel dem Uchiha auf, dass der Barkeeper extrem jung wirkte, fast noch minderjährig. Das konnte natürlich täuschen. Gleichzeitig bemerkte er aber, dass der Junge sehr gut gebaut war und unter seiner knappen lilanen Weste nichts trug. Er hatte wuschelige schwarze Haare und intensiv-blaue Augen, die zwischen den drei Männern hin und her wanderten, bevor er sich an die Arbeit machte. Kurze Zeit später stellte er zwei leuchtend purpurne Drinks auf den Tresen.

„Ein ´Snake-Bite` - die Spezialität des Hauses“, erklärte der Ältere, indem er Sasuke dessen Glas aus der Hand nahm und es durch das neue Getränk ersetzte. „Sie könnten es ja in ihrer Hotelbar anbieten… Aber eigentlich wollte ich mich heute eher privat mit Ihnen unterhalten.“

Der Schwarzhaarige nippte an seinem Drink, ohne die Augen von dem Älteren zu nehmen. Ihm persönlich war der Cocktail, der stark nach Blaubeere schmeckte, zu süß, doch er nickte höflich, bevor er amüsiert fragte: „Privat, ja...?“

Inzwischen war ihm der Alkohol ein wenig zu Kopfe gestiegen, und Sasuke musste zugeben, dass Orochimaru stets gepflegt und höflich war, genau sein Typs. Zwar war er exzentrisch und zeigte sein Interesse an Sasuke etwas zu deutlich, doch man konnte nicht alles haben.

„Ah, Sasuke, Sie spielen mit mir!“, empörte der Langhaarige sich ganz entzückt und wollte gerade den Arm um den Uchiha legen, als ganz zufällig Naruto vortrat und die Hand nach Sasukes Glas ausstreckte.

„Darf ich mal probieren? Is immerhin die Spezialität des Hauses!“, sagte er gut gelaunt, offensichtlich nicht bemerkend, dass er gerade ziemlich störte. Außerdem mochte Sasuke es nicht, wenn andere aus seinem Glas tranken, doch ehe er ablehnen konnte, hatte der Blonde bereits seinen Drink genommen und nahm einen großzügigen Schluck.

„Huh, der is ja süß… Ich wette, da is richtig viel Alk drin?“

„Da müssten Sie meinen Kollegen hier fragen“, lächelte Orochimaru süßlich, bevor er Naruto erneut interessiert musterte. „Aber – das wollte ich Sie vorhin schon fragen. Sie sind nicht zufällig Minato Namikazes und Kushina Uzumakis Sohn?“

„Uh…Doch, genau der. Wieso?“ Zum ersten Mal sah der Blonde wachsam aus. Er wollte Sasuke das Glas zurückgeben, doch dieser schüttelte den Kopf. Nachdem er da reingesabbert hatte, wollte er es nicht mehr, zumal er sowieso genug getrunken hatte.

„Nun, ich kannte Ihre Eltern“, erklärte Orochimaru, wobei er Naruto eingehend musterte, bevor er lächelnd meinte: „Ich muss sagen, Sie sehen Ihrem Vater verblüffend ähnlich.“

Grinsend kratzte der Blonde sich am Kinn. „Heh, das sagen irgendwie alle… Woher kennen Sie die beiden denn?“

„Geschäftlich“, antwortete der Diskothekenbesitzer ungewöhnlich knapp, wobei er und Naruto sich abschätzende Blicke zuwarfen, bevor sie wieder lächelten und über die Party und die bevorstehende Saison plauderten. Sasuke, der seinen ungebetenen Beifahrer als überaus aufdringlich und nervtötend kennengelernt hatte, war überrascht, ihn als charmanten Gesprächspartner zu erleben. Doch er lachte laut und ungezwungen über die Musik hinweg und sprach selbstbewusst mit einer Begeisterung für seinen neuen Job, die Orochimaru wohlwollend zu dem Hotelbesitzer blicken ließ.

„Nun, Sasuke, ich denke, da haben Sie einen engagierten jungen Mitarbeiter gefunden. Er wird Ihnen sicher sehr nützlich sein.“

„Das wird sich zeigen.“

„Was soll´n das schon wieder heißn?!“, platzte Naruto wütend heraus, und all sein Charme verpuffte. Irgendwie erleichterte das seinen Arbeitgeber, obwohl er nicht so recht sagen konnte, wieso.

„Das heißt, dass ich dich… Sie loben werde, wenn es Grund dazu gibt.“

Sein Geschäftspartner lachte und klopfte ihm auf den Rücken, wo er seine Hand dann liegenließ. „Machen Sie sich nichts draus, Naruto“, beschwichtigte Orochimaru diesen kameradschaftlich. „Er hat eine spitze Zunge, Ihr Chef, aber die kann er sich bei seinen Talenten auch leisten.“

Naruto blitzte Sasuke herausfordernd an und meinte: „Das wird sich noch zeigen.“

Überrascht zog er die Brauen hoch, bevor er sich schnaubend abwandte. Wollte dieser Trottel wirklich ein Wortgefecht mit ihm führen? Da müsste er schon früher aufstehen… Wenn Sasuke sich darauf eingelassen hätte, denn er hatte keine Lust, sich vor Orochimaru mit einem Angestellten zu kabbeln. Dieser beobachtete sie beide sowieso schon viel zu amüsiert.

„Obwohl ich schon sagen muss, dass ich von seinem Talent zu tanzen beeindruckt war“, fuhr Naruto an den ältesten ihrer Runde gewandt fort, ohne jedoch den Blick von seinem Chef zu nehmen. „Sein Hüftschwung is… Bemerkenswert, finden Sie nicht?“

„In der Tat“, schmunzelte Orochimaru, der unauffällig etwas näher gerückt war und inzwischen mit der Hüfte Sasukes Bein berührte, den Arm auf dem Tresen hinter ihm. Sein Atem roch nach Blaubeere, und der Uchiha fragte sich, wie viele ´Spezialitäten des Hauses` er schon intus hatte. Sonst war er bei weitem nicht so zudringlich. „Allerdings finde ich, Ihr Arbeitgeber ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.“

„Bemerkenswert stur, vielleicht. Oder verbohrt?“, schlug Naruto munter, wenn auch ein wenig lallend, vor, wofür er einen bitterbösen Blick aus schwarzen Augen kassierte. Er lachte, lehnte sich vor, um sein Glas wegzustellen und hauchte Sasuke blaubeerduftend ins Ohr: „Und bemerkenswert heiß.“

Dem Schwarzhaarigen stellten sich alle Nackenhaare auf und er schob seinen Angestellten an der muskulösen Brust von sich weg, wobei er dem leeren Cocktail einen missbilligenden Blick zuwarf. Dieses Zeug hatte es ja wirklich in sich.

Bevor er die Hände wieder wegziehen konnte, schnappte Naruto sich diese und zog ihn vom Barhocker, direkt aus Orochimarus Arm in seine eigenen. „Komm mit mir tanzen“, verlangte er selbstbewusst, als hätte der andere ihn nicht gerade weggedrückt.

„Nein“, antwortete Sasuke, ohne sich zu befreien. Stattdessen verlangte er: „Lass los“, womit er Naruto die Entscheidung überließ, zu gehorchen.

Was dieser natürlich nicht tat. „Wieso nich?“, fragte er quengelig und drückte seine Hand. „Ich kann echt gut tanzen!“ Und zum Beweis fing er an, sanft die Hüften zu bewegen, wobei er Sasuke mit sich zog, der jedoch nur steif und wiederwillig in seinen Armen hing.

„Wir sind Männer.“

Narutos Augen leuchteten belustigt auf. „Ich hab so das Gefühl, dass das eher n Grund für dich is, ja zu sagen, Sasuke.“

„Na, na, ich muss doch bitten!“, mahnte der bis dato völlig vergessene Orochimaru, indem er Sasuke am Handgelenk ein wenig zurückzog. Er lächelte, doch sein Blick auf Naruto hatte etwas Warnendes. „Ich glaube, Sie hatten ein bisschen zu viel Alkohol, Naruto.“

Bevor Naruto zu der Beschwerde anheben konnte, die ihm an Nasenspitze abzulesen war, warf Sasuke ein: „Das gilt auch für mich. Sie entschuldigen mich.“

Beide sahen ihn enttäuscht an und Orochimaru protestierte: „Nicht doch, es ist doch noch früh!“, doch Sasuke reichte es, und zehn Minuten später befand er sich auf dem Weg nach draußen. Dieser wurde immer wieder unterbrochen von Angestellten, die mit ihm sprechen wollten, was jedoch recht unergiebig war, da die meisten bereits betrunken waren. Die pummelige Dunkelhaarige von zuvor kicherte haltlos, als sie sich von ihm verabschiedete und klimperte anzüglich mit den Wimpern, bis er es endlich schaffte, sie abzuwimmeln. Kurz beobachtete er Karin, die nach wie vor eng umschlungen mit Kabuto tanzte, und verwarf seinen Plan, sie nach Hause zu eskortieren. Zwar waren die Straßen Konohas im Partyviertel bei Nacht nicht ungefährlich, doch es war unwahrscheinlich, dass sie den Club alleine verlassen würde. Außerdem war er ihr Chef, nicht ihr Bodyguard.

Also verließ Sasuke die Party und zündete sich am Fuße der Treppe (Die, wie er jetzt feststellte, entfernt an einen Stripclub erinnerte) eine Zigarette an. Die Nachtluft ließ ihn den Alkohol noch mehr spüren, und er schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Er ärgerte sich über sich selbst; seinen Angestellten sah er es nach, dass sie sich die Kante gaben. Es war sogar erwünscht, dass sie sich bei dieser Party näher kennenlernten. Doch er als Geschäftsführer konnte sich nicht so gehenlassen.

Sasuke hatte noch nicht zu Ende geraucht, als eine – inzwischen vertraute – Stimme: „Gehste echt schon?“, fragte.

Er wandte sich Naruto zu, der widerwillig seine Zigarette musterte, sich diesmal jedoch einen Kommentar ersparte. „Ja.“

„Is doch noch voll früh.“

Sasuke, der nicht genau wusste, wie spät es war, zuckte nur die Schultern. „Dann geh wieder rein.“

Sichtlich verwirrt blinzelte der Blonde, fuhr sich durch die Löwenmähne und sah die Straße runter. „Jaha… Mach ich wohl, ich… Wollt nur sagen, dass es echt cool is, dass du sowas hier für deine Leute organisierst. Alle, mit denen ich geredet hab, warn begeistert und ich glaub, du hast da echt nen gutes Team.“

Mit verschränkten Armen musterte Sasuke den anderen, nicht sicher, worauf dieser hinauswollte. War das eine Art verkorkste Entschuldigung? Ein Friedensangebot? Und dafür war ihm der Trottel extra nach draußen gefolgt?

„Das erwarte ich von meinen Angestellten“, erklärte er schließlich kühl, als er sich keinen Reim auf Narutos Verhalten machen konnte.

„Heh, hab schon gemerkt, dass du n ziemlicher Perfektionist bist!“, grinste sein Gegenüber, wobei er blendendweiße Zähne zeigte. Immerhin auf deren Pflege achtete er, dachte Sasuke mit einem leicht missbilligenden Blick auf die restliche Erscheinung seines Angestellten. „Jedenfalls…“, fuhr dieser fort, als er keine Antwort von seinem Chef bekam. „Gute Nacht und bis morgen, Sasuke.“

Der Uchiha sah ihn kurz verblüfft an, dann nickte er steif und wandte sich ab. Erst nach einigen Metern bemerkte er, dass seine Zigarette ausgegangen war und er schmiss sie erbost in den nächsten Mülleimer. Warum musste diese nervige Blondine ihn plötzlich so vertrauensselig beim Vornamen nennen? Da wäre ja wohl jeder abgelenkt!

Ähnliche Gedanken begleiteten ihn während seines ganzen Heimweges, und als er später alleine im Bett lag, erinnerte er sich gegen seinen Willen an Narutos breites, dämliches Lächeln. Er hasste es jetzt schon, war das letzte, was er dachte, bevor er erschöpft in den Schlaf sank.
 

Other Dancers might be on the floor

But my Eyes will see only you

Only you have that magic technique…
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scorbion1984
2017-12-04T09:48:21+00:00 04.12.2017 10:48
Gut geschrieben ,mal sehen wie es weiter geht !
Antwort von:  RedRidingHoodie
04.12.2017 18:43
Vielen Dank für den Kommentar :3


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