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Er und Sie

und der Rest vom Haufen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zehn Kapitel habe ich mir vorgenommen und geschafft. :D Mein persönliches Weihnachtsgeschenk an mich selbst! Das hier ist aber eigentlich Kapitel 11, an Kapitel 10 sitze ich noch. Aber dann gibt's eben mehr zu lesen >:D das wird wohl keinen stören. Komplett anzeigen

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Routine

Kapitel 11: Routine
 

Vegeta betrat das Labor. Draußen hatte der Morgen noch nicht gedämmert und hier war nur die Lampe auf dem Schreibtisch angeschaltet. Dr. Briefs starrte aus dem Fenster. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt. Der Aschenbecher zeugte davon, dass der Erfinder schon die ganze Nacht Kette rauchte.
 

Vegeta trat neben den Mann. Länger als nötig würde er in diesem mit Dunst gefüllten Loch nicht bleiben. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Hakase.“

Der Ältere wurde erst jetzt aus seinen Gedanken gerissen. „Ah. Vegeta.“

„Worum geht’s?“

„Einen instabilen Energieleiter. Auf dem Tisch. Schaust du es dir an?“

Vegeta nickte und ging zum Schreibtisch hinüber. Er beugte sich über die Blaupausen und studierte diese. Dr. Briefs trat dazu, er hatte sich inzwischen eine neue Zigarette angezündet.

„Das Problem liegt nicht in deinen Plänen. Auf der Erde existiert kein passendes Material für so einen Leiter.“

Bulmas Vater überlegte eine Weile. „Vorschläge?“
 

Vegeta nahm sich ein Stück Papier und einen Stift aus dem Chaos um die Blaupause herum. Er kritzelte seinen Vorschlag in dem Bewusstsein nieder, kein Chemiker zu sein, also konnte er kein Ersatzmaterial anbieten.

Sein Wissen über Raumschifftechnik war jedoch ausreichend, um eine anderen Form von Leiter vorzuschlagen. Wenn man mit einem beschädigten Pod nicht auf einem Eisplaneten verrecken wollte, musste man sich selbst helfen.
 

Der Saiyajin hielt dem Älteren das Papier hin, der es mit Interesse entgegennahm. Dr. Briefs Schnurrbart zuckte, als er den Entwurf studierte. „Interessant.“

„Lass deine Leute trotzdem nach einer passenden Legierung für den Leiter forschen. Das da hält bei der Energiemenge, die durchgejagd wird, nicht lang.“
 

Vegeta drehte den Kopf ruckhaft zum dunklen Fenster. Einen Moment lang hatte er geglaubt, eine Detonation zu hören. Aber das schien nicht der Fall zu sein.

Er räusperte sich: „Wenn der Mist explodiert, fliegt euch die ganze Maschine um die Ohren.“

Der Wissenschaftler ihm gegenüber nickte.

Vegeta warf ihm einen Blick zu. „Brauchst du Bulma heute noch?“

„Dank deines Entwurfs nicht mehr.“

„Sag ihr das.“ Vegeta klang unwirsch. „In den letzten zwei Tagen ist alles andere zu kurz gekommen.“

„So schlimm?“

„Tch!“ der Saiyajin schürzte die Lippen. Er verließ das Labor, die Hände in den Taschen.

Das war für Briefs Senior Bestätigung genug. „Ich werd' mich drum kümmern.“
 

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Nach dem Frühstück machte Vegeta einen Umweg durch den Garten. Panchi hatte es heute eilig gehabt, aus der Küche zu kommen. Dementsprechend war das Essen nicht im üblichen Umfang bereitgestellt worden. Als wenn die durch Bulmas Überstunden unregelmäßigen Essenszeiten der letzten Tage nicht schon ärgerlich genug gewesen wären!
 

Draußen war die Mutter seiner Frau - angetan mit einer weißen Gartenschürze aus Gummi- damit beschäftigt, Planen über die Blumenrabatten zu ziehen. Das Outfit rief Unbehagen in Vegeta hervor.

Die Frau ging für seinen Geschmack auch nicht zielgerichtet genug vor. Ganz zu schweigen davon, dass Panchis Ärmchen mit den Planen kaum zurecht kamen. Das Unterfangen würde sie Stunden kosten, wenn sie überhaupt fertig wurde.
 

Vegeta sah sich das eine Zeit lang an, stieß dann ungeduldig Luft aus und trat neben seine Schwiegermutter und deren preisgekröntes Gewuchere. „Was wird das?!“

„Es soll heute Nachmittag ein weiterer Sommersturm aufziehen. Wenn ich die Beete nicht wieder abdecke, wird alles zerstört.“ In Panchis Stimme schwang Sorge mit.

„Aber ich beeile mich, damit ich bald mit den Vorbereitungen für das Mittagessen beginnen kann, Honey“, versicherte sie ihm mit einem zuversichtlichen Lächeln, während sie mit einer Plane kämpfte.

„Hmpf.“
 

Vegetas Geduld schwand rapide. Er nahm Panchi die Planen ab und breitete sie über die Beete. Ihre anfängliche Verwirrung wich Freude, als sie sah, wie ihr Schwiegersohn die Planen für sie ausbreitete. Sie griff in die Taschen ihrer Schürze und förderte Heringe zutage, die sie in die Ösen der Plane steckte, um diese am Boden zu fixieren.

Vegeta erstarrte, als sie den ersten Stahlstift zur Hand nahm. Er hatte im ersten Augenblick etwas ganz anderes gesehen.
 

Eine halbe Stunde später beendete der Prinz seinen Gartendienst, indem er noch einmal alle Heringe abging und diese mit dem Daumen tiefer in die Erde trieb.

„Danke, dass du meine Blumen gerettet hast!“ Panchi war entzückt. Sie kam zu Vegeta, der abwehrend die Arme verschränkte. Sein „Hn“ klang äußerst griesgrämig.

Er beäugte die tiefen Taschen von Panchis Schürze, ob darin ein rotes Schimmern zu sehen sei.
 

„Schätzchen!“, rief Panchi aus, die das bemerkte. Sie versuchte ihn aufzuheitern. „Mach dir keine Sorgen! Nachher wartet dein Lunch schon auf dich.“ Sie tätschelte Vegeta, der mit den Augen rollte und sie stehen ließ.

„Herrjeh!“, die ältere Frau berührte ihre Wange. Hoffentlich ging es ihm bald besser.
 

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Vegeta rieb sich mit einem Frotteehandtuch über Gesicht und Nacken. Das Training war befriedigend verlaufen, jetzt war es Zeit für's Mittagessen. Die Düfte aus der Küche lockten, doch gerade als er dort ankam, klingelte das Haustelefon.

„Kannst du rangehen, Honey?“ Panchi hantierte mit mehreren Pfannen. Vegeta wog das Für und Wider zwei weitere Klingelzeichen ab. Ein Flüstern in seinem Hinterkopf erinnerte ihn daran, dass Kontaktbereitsschaft zu seinen Pflichten gehörte. Die Folgen einer Verweigerung waren nicht abzusehen. Also nahm er ohne jeden Enthusiasmus den Hörer von der Station an der Wand.

„Was?!“

„Oh...Entschuldigung?“, am anderen Ende herrschte Verwirrung.

Vegeta knurrte unwirsch. Er hatte zuerst gefragt.

„Herr Briefs? Hier spricht Fräulein Ranfan. Die Sekretärin der Schule ihres Sohnes.“

Der Saiyajin hatte das Bedürfnis das Telefon zu zerschmettern. Er war doch erst Vorgestern in der verdammten Schule gewesen!

„Was hat Trunks gemacht?!“

„Darüber möchte der Direktor persönlich mit Ihnen oder seiner Mutter sprechen.“

„Ich hoffe für Sie, es ist wichtig“, Vegeta legte auf. Das Plastik des Hörers knirschte bedenklich.
 

„Schätzchen?“, Panchi war herangetreten. Sie wischte sich ihre Hände an einem Küchentuch ab. Was auch immer sie gerade briet, war blutig.

„Die Schule“, Vegeta kochte vor Wut. Sein Magen schrumpfte schon vor Hunger in sich zusammen.

„Oh! Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert! Ich halte dir alles warm, bis du zurückkommst.“
 

Vegeta rang mit sich, aber er nickte schließlich. Dann drückte er der blonden Frau sein Handtuch in die Arme, weil das Küchentuch zum Wegwischen nicht reichen würde und schritt nach draußen. Er stieß sich ab und flog mit Maximalgeschwindigkeit zu Trunks' Schule.
 

In der Schule angekommen, stapfte er durch die Gänge zum Sekretariat. Trunks saß in Blickweite von Fräulein Ranfan auf einem Stuhl und schrumpfte beim Anblick des väterlichen Gesichtsausdrucks in sich zusammen. Der Junge wusste sehr genau, dass eigentlich Essenszeit war.

Vegeta, der sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, daran zu denken, von der Trainings- in Alltagskleidung zu wechseln, bezog vor der Dame Stellung.
 

Sie betrachtete seine Erscheinung in dunkelblauem Tank, schwarzer Jogger und weißen Sneakern aus der CC-Extremsport-Line mit Bewunderung aber auch eingeschüchtert. Wobei eher die Narben auf Vegetas definierten Armen, sowie dessen brennender Blick für ihre Ehrfurcht sorgten, als die Luxussportkleidung.

„Guten Tag, Herr Briefs. Ich gebe eben dem Direktor Bescheid.“ Sie drückte auf einen Knopf der Gegensprechanlage. „Er ist jetzt da.“

Der Saiyajinprinz wartete die Antwort des Direktors nicht ab. Er hasste es vorgeladen zu werden. Besonders, wenn er nicht wusste, worum es ging.

„Komm mit, Junge!“, forderte er seinen Sohn auf, während er ohne weitere Vorwarnung in das Büro des Schulleiters vordrang.
 

Drinnen sah Giran, diese Mikrobe, ihn verblüfft an. „Herr Briefs!“

Hatte der Pädagoge ernsthaft violett lackierte Fingernägel?

„Was hat er gemacht?!“, knurrte Vegeta mit einer Geste auf seinen Sohn,

Der Direktor stand auf. „Bitte kommen Sie herein und setzen Sie sich. Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Wir sind uns da nicht sicher.“

Vegetas Augenbrauen zogen sich zusammen. Er trat vor den Tisch des feisten Schulleiters und spießte diesen mit seinem Blick auf. Die Hände hatte er in den Taschen seiner Jogginghose vergraben, um zu verhindern, dass er den Typen versehentlich erwürgte.
 

Giran richtete die Krawatte seines weißen Anzugs. Nervosität hatte ihn ergriffen – ihn, der schon seit fünfzehn Jahren diese Institution mit eiserner Hand leitete!

„Trunks' Musiklehrer war nicht in der Lage, das Klassenzimmer der 6A zu betreten.“

„Was hat das mit meinem Sohn zu tun?!“

„Nun, immer dann, wenn der Lehrer versuchte, die Schwelle zu übertreten, verspürte er einen Luftzug und fand sich am Ende des Flures wieder. Ein halbes Dutzend Mal! Die Klasse fand dies natürlich äußerst erfreulich. Kollege Cui jedoch nicht.“

Vegetas Miene versteinerte: „Wie heißt der Musiklehrer?“

„Herr Louis.“

Der Saiyajin zwang sich, die in seinen Hosentaschen verborgenen Fäuste zu öffnen. Er hatte keinen Nerv für dieses Gespräch. „Ich wiederhole mich: Was hat das mit meinem Sohn zu tun?“

Vegetas Stimme klang inzwischen gefährlich ruhig. Seine Augen waren schmaler geworden.

Giran richtete erneut seine Krawatte. „Trunks ist der einzige Schüler der Klasse 6A, der aufgrund seiner“, der Pädagoge suchte nach einer passenden Formulierung, „Begabungen in der Lage ist, die Gesetze der Physik so zu beeinflussen, dass Herr Louis den Raum nicht betreten kann.“
 

Ein ätzendes Lächeln legte sich auf Vegetas Züge.

„Sie haben mich also aufgrund eines Verdachtes zu einer Situation herbeizitiert, die nicht nur völlig realitätsfern klingt, sondern auch keinerlei Beweise für die Beteiligung meines Sohnes hergibt?

Für mich zeugt Ihr Bericht davon, dass die geistige Gesundheit des Musiklehrers einer starken Beeinträchtigung unterliegt.“

„Ich...nun, Herr Briefs...“

„Mein Sohn verpasst seinen Unterricht, Herr Giran.“

Durch den Körper des Direktors ging ein Zittern. Er setzte sich und sackte in seinem Stuhl zusammen. „Das tut er“, erwiderte er geschlagen.
 

Trunks hatte das Geschehen mit aufgerissenem Mund verfolgt.

„Hast du nicht irgendeinen Test zu schreiben?“, knirschte Vegeta.

Ein Blick seines Vaters genügte, um den Jungen in Bewegung zu setzen. „Bestimmt! Bin schon weg! Sorry, Papa!“ Damit machte sich Trunks davon.

Vegeta wandte sich wieder Giran zu. „Noch irgendetwas?“

Der Direktor fummelte an seinem Revers herum. „Nein. Danke, dass Sie erschienen sind, Herr Briefs.“

Ich danke Ihnen für das Gespräch“, presste der Saiyajinprinz durch seine gebleckte Zähne.

Giran wurde blass. „Einen...einen schönen Tag noch...Herr Briefs.“
 

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Bulma betrat an diesem Nachmittag wesentlich früher als sonst wieder ihr Zuhause. Dr. Briefs war gegen zehn Uhr in ihrem Labor gewesen und hatte angedeutet, dass sie heute lieber früher Schluss machen sollte. Bulma hatte eine Ahnung entwickelt.

Kurz nach dreizehn Uhr meldete sich ihre Mutter per Telefon. Vegeta hätte sich um eine Angelegenheit in Trunks Schule gekümmert, er sei ein wenig gereizt. Die Wissenschaftlerin hatte zu diesem Zeitpunkt noch gehofft, es möge nicht einer dieser Tage werden.
 

Das konspirative Zusammensitzen ihrer Eltern und ihres Sohnes bei Tee und Plätzchen in der Küche zerstörte diese Hoffnung. Panchi stand auf. Sie begrüßte ihre Tochter mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Gut, dass du da bist Liebes. Er hat sich in den Schwerkraftraum zurückgezogen, trainiert aber nicht.“

„Wie schlimm ist es?“

„Er hat sich heute Morgen nach deiner Verfügbarkeit erkundigt“, beantwortete Doktor Briefs ihre Frage.

„Das klingt gar nicht gut. Und du, Unruhestifter?“, adressierte die Erfinderin schließlich Trunks.

„Ich hab ein bisschen Mist gebaut, Mama. Aber nichts Schlimmes. Nur hat Papa beim Elterngespräch zu mir gar nichts gesagt! Direktor Giran sah aber so aus, als würde er sich gleich in die Hosen machen.“
 

Bulma rieb sich die Schläfen. Es war defintitiv wieder einer dieser Tage.

„Ich hätte es wissen müssen. Bald ist Vollmond, er hat in den letzten Nächten kaum geschlafen, dann meine unvorhergesehenen Überstunden und der Wissenschaftswettbewerb in der Schule...“

„Ich fürchte, die verschobenen Essenszeiten haben auch dazu beigetragen“, gab ihre Mutter zu bedenken.

„Auf jeden Fall ist er seit heute Mittag von seinen Sportklamotten in die Uniform gewechselt“, meinte Trunks.

„Hat er aufgeräumt, Mama?“ Bulma sah besorgt zu Panchi.

„Euer Schlafzimmer wirkt sehr...militärisch, Liebes.“

„Besser, du nimmst gleich Tama mit.“ Doktor Briefs pflückte den schwarzen Kater von seiner Schulter und reichte ihn seiner Tochter.

„Ich hab' schonmal alle technischen Geräte mit roten LED-Leuchten ausgemacht.“, informierte Trunks seine Mutter. Die wuschelte ihm durchs Haar.

„Sehr vorausschauend, Trunks. Ich hole gleich noch meinen Werkzeugkasten. Vermutlich hat dein Vater den Schwerkraftraum inzwischen in seine Einzelteile zerlegt.“

„Brauchst du nicht.“ Ihr Vater beugte sich hinab und zog unter dem Küchentisch Bulmas Ausrüstung hervor. „Hier.“
 

Bulma war für einen Moment sprachlos. Es hatten wirklich alle mitgedacht. „Danke für eure Hilfe.“

„Keine Ursache.“ Doktor Briefs zündete sich eine Zigarette an.

„Wir machen das gerne, Liebling. Niemand sollte allein zurechtkommen müssen“, bestätigte Panchi.

„Je eher alles o.k. ist, desto besser“, bemerkte Trunks mit verschränkten Armen.
 

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Vegeta saß in der Mitte des Schwerkraftraumes. Er hatte sich bei der höchsten Einstellung so weit verausgabt wie möglich und dabei die Verkabelung durchschmoren lassen. Der Saiyjin hatte zudem sämtliche Drohnen in Elektroschrott verwandelt.

Das war kontraproduktiv, denn es folgte unweigerlich eine Trainingszwangspause, auf die Vegeta gern verzichtete. Jetzt konnte er nichts weiter tun, als sich in Meditationsübungen zu versuchen. Zu warten.
 

Er schreckte jedoch immer wieder auf. Mal versetzte ihn das Geräusch einer Explosion, mal der Geruch von durch Laser verbranntes Fleisch in Alarmbereitschaft. Was er fast zu spät bemerkte, war seine Frau. Ihre Stimme durchdrang einen von Freezers Monologen.

„Vegeta?“ Bulmas hockte vor ihm, ihre blauen Augen betrachtete ihn voller Aufmerksamkeit.

„Was?!“

„Hier, halt das mal kurz.“ Sie drückte ihm Tama in die Hände.
 

Vegeta sah hinab. Auch die gelbe Augen des Katers waren auf sein Gesicht gerichtet – das Tier blinzelte. Vorsichtig setzte Vegeta Tama in seinem Schoß ab und zog die Handschuhe aus. Wenn er sich zu ruckhaft bewegte, würde er den Kater verschrecken. Wenn er zu hart anpackte, würde er ihn zerquetschen.

Als der Saiyajin das weiche Fell des Tieres auf seinem Schoß berührte, begann es zu schnurren. Die Vibrationen, die der Kater dabei verursachte, konnte Vegeta bis tief in die Oberschenkelmuskulatur spüren. Die Finger des Saiyajin glitten über Tamas Fell. Dessen Schnurren wurde lauter und bildete ein Gegengewicht zu Vegetas rasendem Herzschlag.
 

Währenddessen schritt Bulma mit ihren Werkzeugkasten in der Hand die Drohnenüberreste ab. Sie kommentierte, doch ihre Stimme enthielt nicht die übliche Schärfe: „Du hast ganze Arbeit geleitet, die sind nicht mehr zu retten. Ich bestelle nachher neue im Werk.“

„Wann kann ich damit rechnen?“

„Inzwischen haben wir immer ein paar Rohlinge auf Halde. Morgen oder Übermorgen.“

„Hn.“
 

Bulma war überrascht, wie klar ihr Mann noch war. Nach all den Jahren schien es, als würden die Flashbacks nicht nur an Häufigkeit, sondern auch an Intensität abnehmen.

„Ich schaue mir mal das Kontrolpanel an.“

Vegeta antwortete nicht sofort. Seine Fingerspitzen glitten durch weiches Fell. Ihm fiel auf, wie eng sich seine Brust anfühlte. Es war, als läge ein halbes Dutzend Energieringe darum. „Die Kabel sind durchgeschmort, Frau. Ihr braucht robusteres Leitermaterial für eure Elektrik. Was auf der Erde existiert, ist -

„Crappy. Ich weiß. Dad hat das schon in bei der Forschungsabteilung in Auftrag gegeben. Aber es dauert eben.“

Bulma hatte die Verkleidung des Kontrollpanels abgeschraubt und leuchtete in die Dunkelheit der Maschineninnereien. Sie war sehr konzentriert bei ihrer Überprüfung.
 

Also begann Vegeta mit einer Atemübung, um seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden anhalten, acht Sekunden mit einem durch die Lippen erzeugten Geräusch ausatmen. Diese Technik war absolut lächerlich!

Nach einigen Minuten ließ er von Tama ab, zog sich umständlich die Rüstung über den Kopf und legte sie neben sich auf den Boden. Bulma kam herüber. Sie setzte sich neben Vegeta.

„Dafür brauche ich länger als bis zum Abendessen. Ich mache mich morgen an die Arbeit.“

Der Saiyajin schwieg, seine Frau kam ihm entgegen, er war bereit das Gleiche zu tun, indem er sie nicht anraunzte.

Sie setzte sich und drehte ihren Körper in seine Richtung. Er legte die Hände um den Kater, um diesen festzuhalten, während er sich sacht auf den Rücken legte und den Kopf auf ihren Schoß bettete. Bulmas Finger glitten auf die gleiche Art durch Vegetas flammenförmigen Schopf, wie er Tama streichelte.
 

Das alles hier war ein weiterer Fortschritt.

Die Erfinderin verfügte über keinerlei Kompetenzen in den Bereichen Medizin oder Biologie, aber in all den Jahren mit Goku und Vegeta hatte sie mit Hilfe von Ärzten Wissen über Saiyajins angesammelt, über das sonst niemand auf der Erde verfügte.

Auch die ausgeschlachteten Technologien und Datenbanken aus Radditz' Pod oder dem Raumschiff der Colds hatten weitere Erkenntnisse gebracht: Ein Saiyajinhirn funktionierte ähnlich, und doch gänzlich anders als das eines Menschen.
 

Am Ende hatte Vegeta vermutlich die Alienversion einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das reimte sich zumindest Bulma zusammen, denn ihr Mann sprach nur über seinen Zustand, wenn er musste. Er war, ganz im Gegensatz zu Goku, zu sehr als Saiyajin erzogen. Die Mitglieder der Weraffenrasse wurden nicht krank, sie starben auf dem Schlachtfeld. Krankheiten bedeuteten Schwäche. Wenn überhaupt jemals Saiyajinkrankheiten existiert hatten, so war auf Vegetas Heimatwelt nicht darüber gesprochen worden.
 

Die Briefsfamilie, insbesondere Bulma, hatte früh Muster in Vegetas Launen entdeckt. Routine bedeutete Ruhe. Gleichförmige Tage ohne erzwungene Interaktionen machten den Saiyajinprinzen erträglich, bisweilen zu einer angenehmen Gesellschaft.

Routine sorgte dafür, dass der Prinz mit der kurzen Zündschnur zahm blieb. Vegeta wusste das selber sehr genau. Darum ging er selten aus, hielt an seinem Tagesablauf fest.

Unruhe in Form von unvorhersehbaren Aktivitäten, ungeplanten Ereignissen und unerwünschten Überraschungen sorgte für Erregung und eine hormonelle Reaktion, die in Vegetas Hirn ein Reizfeuerwerk auslöste.

Das ging nur in Ausnahmefällen, denn er wurde durch den Stress häufig zurück in die Zeit mit Freezer versetzt. Es ging ihm wie allen Soldaten, die durch Trigger von traumatisierenden Erfahrungen heimgesucht wurden. Nur das man Vegeta nicht mit Medikamenten oder eine Therapie heilen konnte. Selbst wenn er beides nicht verweigern würde, gab es bisher keinen Wirkstoff, den sein Körper nicht innerhalb kürzerster Zeit verstoffwechselt und ausgeschieden hätte.
 

Der Unterschied zu einem Erdenbewohner bestand auch darin, dass Vegetas Selbstkontrolle übermenschlich war. Alles andere hätte bei seinem Powerlevel vermutlich längst zu einem Desaster geführt.

Bulma war sich nicht im Klaren darüber, ob Vegeta in einem Heilingsprozess steckte. Aber sie vermutete es, aufgrund der verminderten Häufigkeit und Stärke seiner Flashbacks.
 

„Wie geht es dir?“

Vegeta schwieg zunächst. „Ich muss endlich nicht mehr seine Stimme hören.“

„Was hat Freezer zu dir gesagt?“, ihre Finger vergruben sich tiefer in seinem Haar.

Er hörte auf den Kater zu streicheln, öffnete die Augen und sah zu Bulma auf. „Unwichtig.“

“Mir nicht.“

Vegeta schloss die Lider und strich weiter über Tamas Fell. Der Kater brummte.

„In einer halben Stunde gibt es Abendessen“, erinnerte sie.

„Ich verzichte.“

„Alles was die Laserskalpellsache triggern könnte, ist ausgeschaltet.“ Bulma versuchte, die Falte zwischen Vegetas Brauen mit der Kuppe ihres Zeigefingers glattzustreichen.

Der Magen des Saiyajin knurrte. Er schnaufte.

„Die neue Staffel Ape-Escape ist draußen. Wir könnten sie danach ansehen.“

Der Saiyajin öffnete erneut die Augen. „Erst muss der Kater gefüttert werden.“

Bulma grinste, sie legte eine Handfläche an Vegetas Wange. „Irgendwann wird er dir auch auf dem Buckel hängen und Fäden aus deinen geheiligten Trainingsklamotten ziehen.“

„Dann kaufst du neue, Frau.“ Vegeta richtete sich auf.

„Mach das gefälligst selbst, du verwöhnter Kerl!“

Die beiden standen auf. Er stemmte die rechte Hand an seine Hüften. Mit der linken warf er die Katze vorsichtig fort, die elegant auf allen Vieren landete und gähnte. „Sehe ich aus wie dein Dienstbote?!“

Ihre Augen glänzten: „Nein. Aber du siehst wieder etwas mehr aus wie mein Mann.“

„Tsk!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Daskleine
2017-12-26T18:32:06+00:00 26.12.2017 19:32
Hallo!! Und fröhliche Feiertage dir! Tolles Kapitel..bin immer überrascht, woher du dir seine Ideen holst.. tolle Story.. sehr gut und angenehm beschrieben.. und obwohl Vegeta so unruhig ist..scheint er alles ziemlich gut im Griff zuhaben.. seine Selbstbeherrschung .. toll beschrieben..und toll auch..wie Bulma und der Rest der Familie dies zusammen händelt.. nur damit er wieder 'runter kommt' . Tolle Idee auch mit der Katze.. 😁 es gibt wohl schon Katzencafe's .. da können Menschen rein..und mit Katzen kuscheln oder einfach nur streicheln..und dort soll man sich extrem entspannen.. bin übrigens sehr gespannt..was du für Kapitel 10 geschrieben hast. 😂 also..schöne Zeit weiterhin.
Antwort von:  Gamesh
28.12.2017 19:04
Hallösche! Die Ideen kommen mir im Alltag, deswegen dauert es manchmal auch ein bisschen, bis ich weiterschreibe. Vor so einem Katzencafe war ich schonmal, es war nur leider geschlossen XD. Jedenfalls geht nichts über schnurrenden Katzen als persönliche Therapeuten. Dankeschön für den Kommi! :D
Von:  usagipoints
2017-12-25T09:39:59+00:00 25.12.2017 10:39
Oh es ist wieder fantastisch geworden 😍😘 ein ganz tolles Weihnachtsgeschenk. Ich finde es toll das er Dr. Briefs im Labor und Panchi im Garten hilft. Auch das alle sofort Bescheid wissen das es ein Problem gibt und Hand in Hand arbeiten um es zu lösen. Das Kapitel passt sehr gut in die gesamtstory. Einige kleine Flüchtigkeitsfehler sind am Anfang ( fehlende Buchstaben aber nix wildes). Schade das es schon fast vorbei ist...
Antwort von:  Gamesh
28.12.2017 18:59
Dakeschön :D und gern geschehen! :3
Das mit den Buchstaben habe ich (hoffentlich) behoben, danke für den Hinweis. Mir entschlüpft immer mal wieder was, egal wie oft ich das Korrektur lese. Ist schlimm mit mir, meh!
Ganz ehrlich XD, irgendwie muss Vegeta ja mit der Familie auskommen. In DB Super wäre es af jeden Fall mögich.
Von:  Yxcyxc
2017-12-24T13:16:32+00:00 24.12.2017 14:16
Herrliches Kapitel und ein schöner Zeitvertreib am stressigen Weihnachtsnachmittag ;)
Antwort von:  Gamesh
28.12.2017 18:54
Freut mich, dass es dir die Feiertage versüßt hat! :D
Von:  Thaleia
2017-12-24T11:26:42+00:00 24.12.2017 12:26
Schöööönes Weihnachtsgeschenk! Wie du immer auf diese Ideen kommst.
Du hast Recht, es stört niemand, wenn es mehr Kapitel werden =)
Mein Lieblingssatz: „Nein. Aber du siehst wieder etwas mehr aus wie mein Mann.“ <3
Antwort von:  Gamesh
24.12.2017 13:32
Ja, ich fand den Uploadtag auch sehr passend, obwohl es nicht geplant war. :D
Der letzte Satz ist auch mein Lieblingssatz. Er kam von ganz allein am Ende. <3


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