Weil wir dafür leben von Goetterspeise (SasuSaku | NaruHina) ================================================================================ Kapitel 10: Weil Fragen nichts kostet ------------------------------------- Naruto hat beschlossen, dass es seine Aufgabe ist, zu helfen, Hinata in den Hoste- ich meine, die Karaokebar zu bekommen. Er spricht es zwar nicht aus, aber wir wissen alle, dass es daran liegt, weil er der festen Überzeugung ist, es sei seine Schuld, dass Hinata von Neji mit Argusaugen beobachtet wird. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich kann diesen Gedankengang nachvollziehen. Aus diesem Grund befinden wir uns deshalb gerade auf dem Weg zu ihm nachhause. Es ist schon spät, weil sowohl die Jungs – Sasuke ist ebenfalls dabei – als auch Ino und ich noch Training hatten. Naruto hat uns gebeten, sollte seine Mutter fragen, was wir bei ihnen zuhause machen, auf eine gemeinsame Hausaufgabe zu verweisen. Ich stelle es mir auch schwer vor, ihr zu erklären, dass wir uns einen abenteuerlichen Plan ausdenken, wie wir Hinata heimlich zum Karaoke schmuggeln und vor Ort den ganzen Abend Neji aus dem Weg gehen können, sodass keinem auffällt, dass sie dabei ist. Je länger ich darüber nachdenke, desto unmöglicher erscheint es mir, eine passable Lösung zu finden. Ich meine, wir sind hier in keinem schlechten Teeniefilm, in dem man es immer auf die Millisekunde genau schafft, noch etwas ins Blickfeld des Feindes zu schieben, um das Entdeckt werden zu vermeiden. Als wir am Haus von Hinatas Familie vorbeikommen, werfe ich einen Blick zu den Fenstern und frage mich, ob sie uns gerade beobachtet. Weder Ino noch ich haben ihr etwas von unserem Plan erzählt, weil wir Angst haben, ihr falsche Hoffnungen zu machen. Was sie wohl denken wird, wenn sie uns vorbeilaufen sieht? Ich bete dafür, dass dies nicht der Fall ist und so kein falscher Eindruck entsteht. In unserem Freundinnendreieck gab es in den letzten Wochen genügend Missverständnisse und Dramen für die nächsten hundert Jahre. Das Haus von Narutos Eltern steht in der Größe dem ihrer Nachbarn in nichts nach, aber die Büsche und Sträucher im Garten, den wir durchqueren müssen, um zur Eingangstür zu gelangen, wachsen viel natürlicher vor sich hin. Ich liebe die Schaukel, die noch immer an dem alten Ginko befestigt ist, der rechts neben dem Haus steht. In der Mittelschule haben wir Stunden darauf verbracht. Und ich würde gerne herausfinden, ob es das Gemüsebeet auf der Rückseite noch gibt, um das sich Narutos Vater in seiner spärlichen Freizeit so liebevoll gekümmert hat. Das muss ich Naruto irgendwann mal fragen. Als wir den Hausflur betreten, hören wir Schritte näherkommen und im nächsten Moment ertönt die Stimme von Narutos Mutter. „Naruto, du weißt doch, dass du … Oh. Wen haben wir denn da? Hallo ihr zwei.“ Mit einem breiten Grinsen strahlt Kushina Uzumaki Ino und mich mit ihren grauen Augen an. „Hallo Mama“, sagt Naruto leicht genervt. Wie jeder Teenager ist es ihm offensichtlich unangenehm, dass seine Mutter sich nicht zurückhalten kann. Mich stört das allerdings nicht, weil ich Kushina einfach toll finde. Bei Mama würde ich allerdings vor Scham im Erdboden versinken. „Hallo“, sagen Ino und ich freundlich und verneigen uns kurz. Sasuke tut es uns überraschenderweise gleich – warum finde ich das überhaupt überraschend? Eine Verneigung ist schlicht höflich. Wahrscheinlich, weil er meistens so in sich gekehrt und wortkarg ist. Egal. „Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen. Und wie gehts euch? Naruto hat erzählt, ihr spielt Volleyball?“ Bevor Ino oder ich darauf antworten könnten, meckert Naruto: „Mama. Wir haben dafür wirklich keine Zeit.“ Kushina hebt zweifelnd eine Augenbraue und ich warte darauf, dass sie ihm eine Kopfnuss wegen seiner Unfreundlichkeit verpasst. Aber sie schüttelt schließlich seufzend den Kopf. „Ja, ja. Mütter sind ihren Kindern in dem Alter peinlich. Ich versteh schon.“ Ino und ich müssen schmunzeln. „Wenn ihr was braucht, sagt Bescheid. Und macht bitte nicht mehr zu lange. Dein Vater kommt bald nachhause und ich würde dann gern zeitig essen.“ „Ja“, antwortet Naruto langgezogen. Kushina schüttelt erneut den Kopf, während sie zurück ins Innere des Hauses geht. Ihre roten Haare scheinen noch länger geworden zu sein. Wenn ich daran denke, wie langsam meine wachsen, werde ich wirklich neidisch. Wir wechseln unsere Schuhe und folgen Naruto anschließend nach oben in den ersten Stock. Alles was im Haus der Hyuuga ordentlich und aufeinander abgestimmt ist, steht hier fehl am Platz und dürfte optisch gar nicht zueinander passen – und dennoch tut es das. Das futuristische Sofa neben der antiken Kommode ist hierfür das beste Beispiel. Narutos Mutter hat wirklich ein Händchen dafür. Auch Ino betrachtet die Einrichtung ungewohnt genau – wahrscheinlich möchte sie sich ein wenig inspirieren lassen. Sollte Ino irgendwann in ihre erste Wohnung ziehen, wird es ein Drama, bis sie alle Möbel beisammenhat, die sie haben möchte. Auf dem Weg in Narutos Zimmer kommen wir an dem Fenster vorbei, hinter dem ich ihn ein paar Mal habe stehen sehen. Ich habe mir früher nie Gedanken darüber gemacht, aber jetzt überprüfe ich genau, was man alles von hier aus sehen kann. Wie ich feststelle, nicht viel. Hinatas Zimmer ist glücklicherweise genau so geschnitten, dass man von hier aus nur einen Teil der Wand sehen kann. Da sich ihr Bett, ihr Schrank und ihr Schreibtisch allerdings auf der anderen Seite befinden, gibt es wahrscheinlich nicht sonderlich viel zu beobachten. Doch kein Spanner stelle ich fest. Nicht, dass ich es ihm ernsthaft zugetraut hätte, aber man weiß ja nie. In Narutos Zimmer herrscht das totale Chaos. Es liegen sicher acht leere Instant-Ramen-Packungen herum. Seinen halben Kleiderschrank und die armen Schulbücher möchte ich gar nicht zu genau beachten. „Du hättest aufräumen können“, schlägt Ino vor, die sich zwischen den Gegenständen am Boden durchschlängelt. „Hab ich doch“, erwidert Naruto verwirrt. Sasuke neben mir räuspert sich kurz. Als ich hinschaue, sehe ich, dass er seine Lippen festzusammenpresst. Wollte er gerade lachen? „Also wenn das der aufgeräumte Zustand ist, möchte ich wirklich nicht wissen, wie es hier sonst aussieht.“ Ino mustert die Unordnung mit gerümpfter Nase, lässt sich aber schließlich aufs Bett fallen. Ich frage mich unterdessen, ob es komisch wäre, wenn ich für ihn aufräumen würde? Gerade die Bücher, die ich verzweifelt versuche auszublenden, tuen mir schrecklich leid. Es wäre so einfach, sie aufzuheben und gestapelt auf seinen Schreibtisch zu legen, auf dem derzeit seine Sporttasche steht. Ich unterdrücke dieses Bedürfnis allerdings und setzte mich neben Ino. Naruto lässt sich einfach auf den Boden, zwischen all den Sachen, die dort nichts zu suchen haben, fallen und Sasuke nimmt falsch herum auf Narutos Schreibtischstuhl platz. So sitzen wir eine Weile schweigend da und warten, dass einer von uns einen Vorschlag bringt, den wir diskutieren können. Doch niemand möchte den Anfang machen. Was sind wir nur für eine schrecklich schlechte Rettungsgruppe? „Also?“, fragt Ino irgendwann, um die Stille zu durchbrechen. „Also“, wiederhole ich langsam. „Hinata verkleiden wird nicht klappen, oder?“, frage ich halb ironisch. „Kommt drauf an. Wenn man sie auf gar keinen Fall mehr erkennen soll, wird sie wahrscheinlich so ein auffälliges Kostüm tragen, dass alle Blicke auf ihr liegen werden.“ Ino lacht trocken. „Wenn wir uns eher darauf konzentrieren, Neji fernzuhalten?“, fragt Naruto nachdenklich. Er spielt nebenbei mit seiner Krawatte herum, die ihm lose um den Nacken liegt. „Und wie willst du das anstellen?“ Ich lege meinen Kopf schief, gespannt auf eine Antwort. „Keine Ahnung. Aber darum sitzen wir doch hier, oder nicht?“ Schweigen. Ino lässt sich nach ein paar Minuten mit einem frustrierten Schnauben nach hinten fallen. „In Filmen wirkt das immer so einfach“, sagt sie mürrisch. „Filme sind auch nicht das echte Leben.“ Ich tätschle ihren Oberschenkel und seufze. Es war wirklich naiv von uns zu glauben, dass uns schon irgendetwas einfallen würde, wenn wir nur alle zusammen lange genug überlegen. Wir sind hier nicht in einem abgedrehten Teeniespionagefilm oder einer süßen Schulliebeskomödie. Hier werden wir nicht irgendwie mit der ganzen Scharade durchkommen. Es ist zum Ver- „Sie soll einfach fragen.“ Ino sitzt plötzlich senkrecht neben mir. Sie, Naruto und ich schauen alle gleichzeitig zu Sasuke. „Du weißt ganz genau, dass das nicht geht“, antwortet ihm Ino, die sich als erster wieder gefangen hat. „Nein. Ihr vermutet, dass es nicht geht“, korrigiert er sie. „Hinatas Vater ist mega streng“, mischt Naruto sich nun ein. Ino übernimmt wieder: „Außerdem wird er sicher Neji fragen und der wird sich definitiv dagegen aussprechen.“ „Neji kommt selbst.“ „Und?“ Sasuke wirft Ino einen Blick zu, als könne er nicht glauben, dass sie ernsthaft diese Frage stellt. Mit einem lauten ‚Hmpf‘ verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und erwiderte seinen Blick trotzig. „Wie soll Neji rechtfertigen, dass er zu einem einfachen Karaokeabend voller Schülerinnen gehen kann, aber Hinata nicht?“, wirft Sasuke schließlich die Frage in den Raum. In diesem Moment macht es bei mir klick. Hinata wäre nicht die einzige Schülerin, es ist keine gefährliche oder verruchte Angelegenheit und Neji würde sicher kein ok bekommen, selbst zu gehen, wenn er das mit dem Hostess-Club an die große Glocke hängen würde – so wie wahrscheinlich alle von uns. Deshalb sage ich schließlich: „Er hat nicht unrecht.“ „Wie bitte?“, erwidert Ino ungläubig. „Na ja … überleg doch mal.“ Ino öffnet ihren Mund, schließt ihn aber wieder und ich atme erleichtert aus. Ich habe das miese Gefühl, dass sie kurz davor war, etwas zu sagen, das mich vor Scham im Erdboden versinken lassen würde. „Gut. Dann kannst du ihr ja sagen, sie soll ihn einfach fragen. Hinata wird sich das niemals trauen.“ Das ist der Haken an diesem Vorschlag. Hinata wird unter diesen Umständen sicher niemals zu ihrem Vater gehen und ihn um Erlaubnis bitten. Wenn wir doch nur jemanden hätten, den wir vorschicken können. Jemand, der … „Hanabi!“ Ich springe auf und fummle in meiner Rocktasche herum, um mein Handy herauszuholen. Die anderen schauen mich einen Moment verwirrt an. „Willst du etwa, dass Hanabi fragt?“ „Nicht ganz, Ino. Sie soll Hinata nur helfen, es zu machen. Sie ist vielleicht erst zwölf, aber sie hat einen enormen Dickschädel.“ Endlich weiß ich, wie ich meinen Trumpf ausspielen kann. Etwas schwerfällig durchsuche ich meine Kontakte nach Hanabi – das kratz mich mehr auf als ich dachte – und drückte mit zittrigen Fingern schließlich auf den grünen Hörer. Es klingelt zwei Mal, bevor sie abnimmt. „Ja?“ „Hanabi!“, rufe ich beinahe vor Freude. „Kannst du uns einen wirklich großen Gefallen tun?“ Kurze Pause, bevor sie sagt: „Kommt drauf an welchen.“ „Morgen ist doch dieser Karaokeabend“, beginne ich und mir ist es ein wenig unangenehm, dass mich die anderen beim Telefonieren beobachten. „Ja.“ „Hinata würde gerne mit, aber da Neji auch kommt, wird es schwierig, das vor ihm geheim zu halten. Also dachten wir, wenn euer Vater sein okay gibt, muss sie sich nicht den ganzen Abend vor Neji verstecken.“ Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus und als ich zum Ende komme, ist es auf der anderen Seite einen langen Moment still. „Verstehe. Hinata wird sich das aber sicher nicht trauen.“ „Darum rufe ich ja auch dich an und nicht deine Schwester“, erwiderte ich ungeduldig. „Wenn du sie überredest und vielleicht mitgehen würdest …“ Es ertönt ein kurzes Lachen vom anderen Ende der Leitung. Angespannt warte ich darauf, dass Hanabi etwas sagt. „Wieso eigentlich nicht?“, fragt sie gutgelaunt. Es scheint ihr wohl Spaß zu machen, ihre Schwester in eine Situation zu bringen, die ihr unangenehm sein wird. Als Einzelkind werde ich Geschwisterliebe wohl nie nachvollziehen können. Aber ich bin so dankbar darüber, dass ich nicht weiter nachhake. Hanabi wird schon wissen, was sie tun muss. „Vielen Dank.“ „Kein Problem. Papa ist vor einer halben Stunde nachhause gekommen. Ich melde mich, wenn wir das erledigt haben.“ Und ohne eine Verabschiedung legt sie auf. Ich schaue in die Runde und gebe Hanabis letzte Worte an die anderen weiter. „Dann heißt es jetzt abwarten und Tee trinken.“ Ich halte mir mein Smartphone nervös vor die Lippen und beginne unruhig im Raum auf- und abzugehen. Das ist eine hervorragende Ablenkung, da ich genau aufpassen muss, wo ich hintreten kann und wo nicht. Das letzte was ich möchte, ist, angetrocknete Ramen an den Hausschuhen kleben zu haben. „Du machst mich nervös“, sagt Ino irgendwann, die noch immer auf Narutos Bett sitzt, aber mit ihren Fingern auf ihre Oberschenkel klopft. Mit einem mürrischen Blick in ihre Richtung lasse ich mich wieder neben sie sinken und nun wandert mein Smartphone von einer Hand in die andere und wieder zurück. „Und wisst ihr schon, was ihr morgen singen werdet?“, bricht Ino nach ein paar Minuten die Stille. „Wahrscheinlich was von Arashi“, antworte ich, ohne weiter darüber nachzudenken. Ich bin mit ihren Liedern groß geworden und so bekannt wie sie sind, dürfte wohl jede Karaokemaschine in Japan gefüllt sein mit ihren Werken. „Ehrlich gesagt, habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Aber bei mir werden es wohl Animesongs werden.“ Naruto zuckt mit den Schultern. „Du solltest dir nur unbedingt eins aussuchen, das man als Duett singen kann.“ Ino grinst ihn breit an. „Nachdem du dich bei Hinata entschuldigt hast, muss das schließlich gefeiert werden.“ Ich denke, wir wissen beide, dass es höchst unwahrscheinlich ist, Hinata dazu zubringen gemeinsam mit Naruto zu singen – oder überhaupt – aber ich mag den Gedanken und widerspreche deshalb nicht. Naruto grinst schief, sagt aber nichts weiter darauf, weshalb Ino sich ihrem nächsten Opfer widmet. „Und was wirst du singen, Sasuke?“ Er schenkt ihr nur einen kurzen, abschätzigen Blick und lässt ihre Frage unkommentiert. „Jetzt sei mal nicht so. Was ist der Sinn eines Karaokeabends, wenn man nicht singt?“ „Hn.“ Ich bin mir sicher, dass Ino ihn so lange reizen wird, bis entweder er ihr sagt, sie solle die Klappe halten oder sie so wütend auf ihn wird, weil er nicht reagiert, dass es nach hinten losgeht und sie anfängt zu schreien. Zu meinem Glück tritt weder das eine noch das andere ein, da in diesem Moment mein Telefon anfängt zu vibrieren. Sofort liegt alle Aufmerksamkeit wieder bei mir und mit zittrigen Fingern nehme ich ab. „Ja? Hanabi?“ „I-ich bins“, antwortet mir aber Hinata. „Oh. Hinata. Und? Erzähl.“ Ich – und wie es klingt auch Ino neben mir – halte die Luft an. Die Anspannung im Raum ist beinahe greifbar und die Sekunden, bis Hinata antwortet ziehen sich wie Kaugummi. Aber sie ruft selbst an, das muss etwas Positives sein, oder? „V-vater erlaubt es.“ Ich möchte am liebsten sofort aufspringen und tanzen. Doch Hinata ist noch nicht fertig, also bleibe ich hibbelig sitzen. „Weil Neji auch geht. Und … und weil Hanabi meinte, es gäbe Aufsichtspersonen?“ Oh. Das ist clever. Wieso sind wir nicht darauf gekommen, irgendjemand Volljährigen zu fragen? „Klar“, sage ich schnell, damit Hinata nicht auffällt, dass ihre kleine Schwester gelogen hat. „S-super. Vielen Dank euch! Wir essen jetzt allerdings. A… also bis morgen.“ „Bis Morgen.“ Ich lege auf und auch wenn sie es nicht hören konnten, sehen die anderen dank meinem Gesicht, dass Sasukes Vorschlag erfolgreich war. Dieser grinst schief und sieht mit einem Mal verdammt zufrieden mit sich aus. Außer wenn er sich über Naruto amüsiert, habe ich Sasuke eine Gefühlsregung noch nie so deutlich angesehen. „Glückwunsch, Uchiha.“ Ino klingt etwas zerknirscht. Allerdings glaube ich nicht, dass sie das lange bleiben wird. Unterm Strich haben wir so unser Ziel erreicht und das sollte definitiv im Vordergrund stehen. Das Problem ist jetzt nur, dass wir dringend jemanden brauchen, der uns beaufsichtigt. Sollte Neji das erfahren und nachfragen … kommt sicher nicht gut an. „Freut euch nicht zu früh“, setze ich deshalb an und seufze laut. „Hanabi hat ihrem Vater gesagt, dass natürlich auch Aufpasser dabei sein werden.“ Mit einem Stöhnen legt Naruto seinen Kopf in den Nacken. „Ein Babysitter? Echt jetzt?“ Er klingt frustriert. „Wir sind eben noch nicht volljährig.“ Aber ich stimme ihm in Gedanken zu. Trotzdem weiß ich, dass das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit war, Hinatas Vater ohne lange Diskussion zu überzeugen. Also war es doch nicht nur Sasukes ursprüngliche Idee, aber ich denke, diesen Punkt kann man ihm dennoch schenken. „Ich mein, ich könnte Mama fragen. Aber …“ Naruto scheint sich mit der Situation schnell arrangiert zu haben, aber wirklich glücklich sieht er nicht aus. Und bei dem Gedanken an seine Mutter als Anstandsdame dürfte sich in ihm alles sträuben. „Dein Pate reicht nicht?“, will Ino wissen. Doch noch während sie diese Frage stellt, verzieht sich ihr Gesicht. Sie traut dem alten Sack genauso wenig wie ich. „Nichts gegen den Perversling, aber ich denke, zumindest eine zusätzliche weibliche Aufsichtsperson wäre nicht schlecht.“ Genau mein Gedanke. Ich überlege für eine Sekunde, nur für eine einzige, ob ich meine Mutter fragen soll. Aber mir kommen dieselben Zweifel wie Naruto, also verwerfe ich den Gedanken ganz schnell. „Ich frage Izumi.“ Ino und ich drehen uns zu Sasuke und ich weiß, dass uns beiden derselbe Gedanke durch den Kopf geht: wer zum Teufel ist Izumi? „Oh. Das wäre perfekt. Izumi ist cool, aber verantwortungsbewusst“, sagt Naruto strahlend. „Ähm …“, beginnt Ino, „und wer ist Izumi?“ „Oh stimmt. Ihr kennt sie ja nicht. Sie ist die Verlobte von Sasukes älteren Bruder.“ Ah. Gut zu wissen. Das ist doch mal eine … unerwartete Info. Ich kenne Sasukes Familie nicht wirklich. Ich weiß, dass er einen Bruder hat und seine Mutter habe ich in den vergangenen Jahren ein paar Mal auf Schulfesten gesehen und mich mit ihr unterhalten, aber das war es dann auch schon. Aktuell könnte ich nicht einmal sagen, ob ich seinem Bruder irgendwann schon einmal über den Weg gelaufen wäre. Ist es seltsam, dass ich seit Jahren in ihn verknallt bin, aber beinahe gar nichts über seine Familie weiß? „Gut. Dann frag diese Izumi mal.“ Ino reißt mich mit ihrem Satz aus meinen Gedanken und ich sehe ihr an, dass sie ganz begeistert davon ist, etwas Neues erfahren zu haben. Sasuke hebt eine Augenbraue, als wolle er sie fragen, wer sie sei, ihm einen Befehl zu erteilen, holt dann aber sein Smartphone aus der Hosentasche. Während er beginnt die Nachricht einzutippen, starren wir ihn alle gespannt an. „Das nervt“, sagt er, ohne aufzuschauen und ertappt wenden wir uns von ihm ab. „Wann treffen wir uns morgen eigentlich?“, möchte Ino schließlich wissen, während wir auf eine Antwort von Izumi warten. „Wir haben bis 17:30 Uhr Training. Also direkt danach?“ „Das wird zu knapp.“ „Dann lass doch uns schon mal mit dem Umräumen anfangen, Ino“, schlage ich vor. „Da sollte eigentlich gar nicht nötig sein. Er hat einen riesigen Raum für Firmenfeste, in dem man innerhalb weniger Minuten die Karaokemaschine aufbauen kann. Mit Tischen, Sofas und allem, was man so braucht. Er meinte auch, Getränke und Essen stellt er bereit. Das Einzige, was cool wäre, wäre wenn wir ein bisschen Deko aufhängen, denke ich?“ Naruto schaut fragend in die Runde. „Ein paar Luftschlangen schaden nie.“ Ino lacht. „Aber da die anderen gegen 19 Uhr eintreffen, wird es trotzdem etwas knapp. Sakura und ich kümmern uns um alles und ihr kommt nach dem Training einfach so schnell wie möglich. Vielleicht brauchen wir am Ende trotzdem noch einen starken Mann, der uns Getränkekisten hochräumt.“ Dabei zwinkert sie mir zu. Was auch immer das heißen soll. Endlich meldet sich Sasukes Handy wieder und ich bin wirklich versucht, es ihm aus der Hand zu reißen, weil er viel zu langsam nachschaut, wer ihm gerade geschrieben hat. „Geht klar“, sagt er schließlich. „Achte nur darauf, dass sie Shisui nicht mitbringt.“ Naruto erschaudert bei dem Satz, was sofort Inos Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Wer ist das schon wieder und warum hast du Angst vor ihm?“ „Ich habe keine Angst vor ihm. Er ist nur … unangenehm?“ Es klingt mehr wie eine Frage als eine Antwort und damit ist nun auch meine Neugier geweckt. „Und wer ist das jetzt?“ „Verwandtschaft“, antwortet Sasuke kurz angebunden und damit macht er deutlich, dass das Thema beendet ist. Gerne würde ich weiter nachbohren. Oder eher Ino dazu motivieren, weil ich mich nicht unbeliebt bei Sasuke machen will, aber in diesem Moment klopft es an der Tür. Noch bevor Naruto darauf reagieren kann, öffnet sie sich und seine Mutter steckt den Kopf in den Raum. „Dein Vater wäre da.“ Was das Zeichen für uns ist, dass wir dringend aufbrechen sollten. Innerhalb weniger Minuten sind wir nach unten gegangen, haben unsere Schuhe gewechselt, uns verabschiedet und stehen nun vor dem Gehweg des Hauses. Ino verabschiedet sich von uns und geht Richtung Bahnhaltestelle, da es von hieraus für sie am schnellsten geht, wenn sie zwei Stationen mit dem Zug fährt. Unser Angebot, sie bis dorthin zu begleiten, da es bereits dunkel sei, lehnt sie ab und hebt vielsagend ihr Smartphone. Ah ja. Wahrscheinlich kann sie es kaum erwarten, endlich allein zu sein und mit Sai zu telefonieren. Sasuke, der eigentlich an der nächsten Querstraße abbiegen sollte, geht an dieser vorbei und weiter in meine Richtung. Dabei wollte ich gerade stehen bleiben, um mich auch von ihm zu verabschieden. „D-du musst mich nicht begleiten“, sage ich und Röte steigt mir in die Wangen. „Willst du auch telefonieren?“, fragt er unerwarteterweise. Schnell schüttle ich den Kopf und fühle mich von der plötzlichen Zweisamkeit überfordert. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich jemals allein nachhause begleitet hätte. Aber es dürfte auch bisher keine Gelegenheit gegeben haben, in der das nötig gewesen wäre. „Aber“, ich stocke. Sofort ermahne ich mich, nicht so eine liebeskranke Idiotin zu sein und beginne mit fester Stimme noch einmal von vorne: „Aber mich wird schon niemand überfallen. Und wenn du mich den gesamten Weg begleitest, musst du einmal quer durch den Bezirk, um selbst heimzukommen.“ „Hn.“ Ich weiß nicht, für was dieses spezifische ‚Hn‘ stehen soll, aber da er einfach weitergeht, scheint es wohl so viel zu heißen wie: ‚Ist dann halt so.‘ Ich bin froh, dass er mein Herz nicht schlagen hören kann. Denn dieses dumme Ding hämmert nun mit einer Heftigkeit, dass ich das Gefühl habe, es springt mir gleich aus der Brust. Gleichzeitig steigt ein Glücksgefühl in mir auf, das es mir schwer macht, nicht wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Aber wie sollte ich ihm diesen Gesichtsausdruck erklären, wenn er zu mir hinüberschauen sollte? Also konzentriere ich mich darauf, so normal wie möglich zu bleiben und laufe stumm neben ihm her. Selbst wenn er ein gesprächigerer Mensch wäre, wüsste ich gar nicht, über was ich mich mit ihm unterhalten sollte. Mein Kopf ist, außer mit dem Befehl ganz entspannt einen Schritt vor den anderen zu setzen und nicht völlig dämlich durch die Gegend zu grinsen, leer. Nachdem wir eine Weile still nebeneinander hergelaufen sind, kann ich mich nicht länger beherrschen und werfe Sasuke einen möglichst unauffälligen Seitenblick zu. Er schaut mit ausdrucksloser Miene geradeaus. Durch die Laternen, die in regelmäßigen Abständen am Rand des Gehwegs stehen, liegt sein Gesicht im Schatten oder wird in helles Licht getaucht. Dieses Wechselspiel fasziniert mich und ich kann nicht anders, als meinen Kopf ein wenig weiter zu ihm zudrehen. Wenn er es bemerkt, lässt er sich allerdings nichts anmerken. Doch während ich ihn so beobachte, zieht sich ganz plötzlich etwas schmerzhaft in mir zusammen. Ich kann das Gefühl nicht wirklich fassen, nicht erklären. Aber irgendetwas scheint hier falsch zu laufen. Etwas passt mir an dieser Situation nicht. Mein Verstand kann mir nur nicht sagen was es ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)