Du kannst nicht davon laufen von BR-Noriko ================================================================================ Kapitel 4: Gespräche und Erkenntnisse? -------------------------------------- Hey, es ist endlich fertig und sorry noch mal, dass es wirklich so lange gedauert hat. ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Die letzten Minuten des Kunstunterrichts sind abgebrochen und Yugi malt lustlos mit seinem Pinsel auf seinem Blatt. Eigentlich sollen sie versuchen, die Thematik der Wasserfarben dazustellen. Während seine, meist weiblichen, Mitschüler konzentriert die Farben mit verschiedenen Wassermengen mischen, malen seine anderen Mitschüler gelangweilt Kreise oder andere Muster auf ihren Blättern. Sein Blick geht immer wieder in Richtung Wanduhr, wo sich der Zeiger immer langsamer zu bewegen scheint. Seufzend streckt er sich auf seinem Stuhl und spürt dabei die Verspannungen in seinem Nacken. Er ist eigentlich nicht einer von den Schülern, die nicht richtig am Unterricht teilnehmen, es versucht immer sein Bestes zu geben, doch am Kunstunterricht kann er wirklich nichts Gutes sehen. Sein Blick wandert durch den Kunstraum und bleibt dann bei Joey und Tristan hängen. Die beiden sitzen etwas abseits und versuchen sich wohl gegenseitig wach zu halten. Etwas schmunzelnd schüttelt er den Kopf und blickt dann Yami an. Dieser scheint ihn direkt in die Augen zu sehen. Seit Dienstag haben die beiden kaum miteinander gesprochen, dabei haben sie doch einen guten Start am Montag gehabt. Kurz hat Yugi überlegt, ob er Yami nicht auch fragen soll, ob er mit ins Brexa kommt. Hat es dann aber doch gelassen. Er findet es schade, dass Yami sich so von ihnen abgewandt hat, doch so wie es aussieht, ist er wohl ein Einzelgänger. Dem möchte Yugi auch nicht im Wege stehen. Nach gefühlten Stunden klingelt es endlich und alle räumen hastig ihre Tische auf. Yugi betrachtet kurz sein Kunstwerk und schreibt dann seinen Namen in eine Ecke. Auch wenn es nicht so ganz der Aufgabenstellung entspricht, soll die Lehrerin sehen, dass er immerhin etwas gemacht und sich bemüht hat. Sein Blatt legt er vorsichtig in den Trockenschrank und wäscht dann seine Pinsel aus. Yami tritt neben ihn. „Was machst du so am Wochenende?“ Von der Frage völlig perplex, starrt Yugi seinen Mitschüler nur an. Innerlich muss er seine Gedanken erst mal ordnen. Ist er doch zu überrascht, dass Yami ihn einfach anspricht. „Ähm, heute Abend gehen Tristan, Joey und ich ins Brexa. Morgen helfe ich meinem Großvater im Laden und Sonntag muss ich die restlichen Hausaufgaben machen.“ Erzählt Yugi fast mechanisch. „Dann viel Spaß.“ Erwidert Yami und dreht sich um, um zu seinem Platz zu gehen. „Willst du vielleicht mitkommen?“ Kommt es plötzlich aus Yugi und wird sogar leicht rot um die Nase. Doch lächelt Yami nur. Was Yugi nicht mitgekommen hat, ist, dass Yamis Gesichtsausdruck eher traurig wirkt. Weiß er doch, dass er die Wohnung niemals verlassen darf, wenn es nicht gerade nötig ist und schon gar nicht, um sich irgendwo zu vergnügen. Leicht ärgerlich geht er wieder an seinen Platz und packt seine Tasche. Yami hätte ruhig mal antworten können! Schimpft er in Gedanken. Er will gerade seinen Platz verlassen, da kommen Joey und Tristan auf ihn zu. „Yugi, wir sehen uns heute Abend!?“ Yugi empfand Joey Frage eher als klare Ansage, weswegen Yugi nur grinsen muss und zustimmend nickt. „Super, dann bis später.“ Beide winken ihm zu, als sie sich umdrehen und den Raum verlassen. Yugi schaut ihnen noch kurz nach und verlässt dann auch den Raum. Yami trödelt noch herum und fragt sich die ganze Zeit, was ihn da eben geritten hat. Seit Tagen hat er überlegt, wie er das Gespräch zu dem kleineren aufbauen soll, doch so ist es wirklich nicht geplant gewesen. Er packt seine letzten Sachen und fühlt sich wie ein Depp. Es ist doch so einfach, ein Gespräch zu beginnen, doch wieso fällt es ihm denn bei Yugi nur so schwer. Yami ist sich unsicher, ob er überhaupt Kontakt zu dem kleineren aufnehmen soll. Immerhin wird daraus wohl niemals eine richtige Freundschaft entstehen. Wer will schon mit jemanden befreundet sein, der mehr Geheimnisse hat, als der Präsident von Amerika. Seufzend schultert Yami seine Tasche und verlässt als letzter den Klassenraum. Auf dem Weg zur Hauptstraße, wo wie immer sein persönlicher Chauffeur wartet, denkt er an das Angebot von Yugi zurück. Vorhin ist er so überrascht gewesen, dass er nur mit einem Lächeln drauf reagiert hat. Die Wahrheit kann er ja schlecht sagen. Am Wagen angekommen, hat Yami einen Entschluss gefasst und will diesen zu Hause gleich in die Tat umsetzen. Schnell macht sich Yugi auf den Weg nach Hause, wo er schon von seinem Großvater erwartet wird. „Hallo mein Junge, wie war die Schule?“ „Wie immer. Der Kunstunterricht ist einfach nur mega langweilig. Ich weiß nicht, warum wir das alles wissen müssen. Die Bilder schaut sich doch eh keiner an, also warum das ganze Theater um diesen Unterricht?“ Yugis Stimme klingt verärgert, doch liegt es nicht an dem Kunstunterricht, sondern daran, dass ihm Yami nicht antworten konnte, als er ihn eingeladen hat. „Du regst dich doch nicht über den Unterricht auf. Was ist denn passiert?“ Wie immer trifft Yugis Großvater direkt ins Schwarze doch bevor Yugi antworten kann, öffnet sich die Ladentür und ein Kunde möchte bedient werden. Es ist eine ältere Frau, die ein Spiel für ihren vierjährigen Enkel sucht. Von Puzzeln bis hin zu leichteren Kartenspielen zeigt Solomon der Frau alles, was er im Laden hat, doch so richtig kann sie sich nicht entscheiden. Kurz entschlossen geht Yugi zu ihnen hin und zeigt auf ein einfaches Uno Spiel. „Das habe ich früher gerne gespielt, es wird ihrem Enkel gefallen.“ Ist Yugi auch von dieser Frau irgendwie genervt. Dankend nimmt sie das Spiel in die Hand und geht damit zur Kasse. Schnell rechnet Solomon ab und wünscht der Dame noch einen schönen Tag. Er hat Yugis Unterton sehr wohl gemerkt, doch gesagt hat er nichts. Erst nachdem die Spiele wieder in den Regalen liegen, sieht er seinen Enkel an. „Bei der Frau scheinst du Glück gehabt zu haben, doch bei anderen kommst du mit deinem Unterton nicht weit. Also raus damit, was ist los.“ Mit verschränkten Armen steht er nun vor Yugi und wartet auf eine Antwort. Innerlich ringt Yugi mit sich. Ist er sich nicht sicher, ob er seinem Großvater davon erzählen soll. Er weiß selber nicht, warum es ihn so stört. Kann es ihn doch ziemlich egal sein, ob Yami nun kommt oder nicht. Solomon lässt nicht locker und so erzählt ihm Yugi, dass er ihn freundlicherweise eingeladen und Yami nichts dazu gesagt hat. „Er hat mich angelächelt und ist dann einfach weggegangen. Seit Dienstag haben wir eh kaum was miteinander zutun gehabt.“ Zum Ende hin ist Yugi leicht bedrückt und seine ganze Wut ist verflogen. „Dich scheint das ja echt zu stören. Immerhin kennt er euch kaum, da ist es doch verständlich, dass er nicht gleich zusagt. Warte ab und vielleicht kommt er heute doch noch,“ versucht Solomon seinen Enkel aufzumuntern, der jetzt eher ein trauriges Gesicht zieht und die Füße seines Großvaters fixiert. „Meinst du?“ fragt Yugi leicht unglaubwürdig. „Selbst wenn er nicht kommt, könnt ihr doch auch andere Sachen machen und ihr lernt euch noch besser kennen.“ Ermutigt er Yugi und wuschelt diesen mit einem Lächeln durch die Haare. Yugi lächelt zurück und verschwindet mit einem „Ich bin erstmal duschen.“ nach oben ins Badezimmer. Solomon schaut seinen Enkel hinterher und schüttelt den Kopf. Ob Yugi weiß, in was er da rennt? Yami steigt währenddessen aus dem Auto und streckt sich erstmal. Leicht nervös betritt er die Wohnung, wo er schon erwartet wird. Er versucht so gut es geht, die ganzen Männer, die immer mit einer ernsten Miene rumlaufen, zu ignorieren und geht ins Wohnzimmer. Hat es Yami doch aufgegeben, sich in sein Zimmer stehlen zu wollen. Also setzt er sich auf das Sofa und überlegt, wie er seine Bitte am Besten rüber bringen kann, ohne dass sie gleich im Keim erstickt wird. Doch lange kann er nicht überlegen, da setzt sich Gargamel, wie Yami ihn innerlich immer nennt, gegenüber. „Wie war die Schule?“ kommt auch prompt die Frage, mit der er immer beginnt. Yami seufzt innerlich. Nicht mal ein Hallo bekommt er hin. Gargamel nimmt seinen Job wirklich sehr ernst und versucht nicht mal, ihn zu verstehen. „Gut,“ ist lediglich Yamis Antwort und provoziert ihn damit bewusst. Auch wenn dies der falsche Weg ist, denn dann kann er seine Bitte vergessen, kann er gerade nicht anders. Gargamel verzieht keine Miene und wartet darauf, dass Yami seine Frage ausführlicher beantwortet. Doch Yami denkt nicht daran und schaut seinem Gegenüber nur ausdruckslos an. „Kannst du deine Antwort nicht ausführlicher geben!?“ Auch wenn dies als Frage formuliert wird, ist es doch eine Aufforderung. „Im Kunstunterricht mussten wir mit Wasserfarben ein Bild malen. Ich fand es eher langweilig und habe meine Zeit abgesessen. Gegessen habe ich das, was ihr mir mitgebt und nach dem Unterricht bin ich direkt zum Auto.“ Yami weiß, dass dies nicht die Antwort ist, die er hören will, doch danach hat Gargamel nicht explizit gefragt. „Hast du dich so verhalten, wie ich es gesagt habe?“ Yami schweigt kurz und antwortet dann knapp. „Ja, habe ich.“ „Wir werden deine Klassenkameraden dennoch weiter im Auge behalten. Geh auf dein Zimmer.“ Kam die Anweisung und schon verlässt er den Raum. Yami seufzt und schließt kurz die Augen. Dann erhebt er sich und geht in sein Zimmer. Dort verbringt er alleine und in Gedanken versunken den Abend. Yugi steht fertig angezogen vor dem Spiegel und begutachtet noch kurz sein Spiegelbild. Als er zufrieden ist, verlässt er sein Zimmer und gesellt sich kurz zu seinem Großvater im Wohnzimmer. Dieser schaut gerade fern und bemerkt zunächst nicht, dass sein Enkel den Raum betritt. Erst als dieser sich in den Sessel setzt, schaut Solomon auf. „Yugi, du bist ja endlich fertig. Sonst haste doch auch nicht so lange gebraucht,“ stichelt Solomon leicht, doch Yugi scheint dies nicht zu verstehen und antwortet seinem Großvater ganz normal. „Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte.“ Solomon schüttelt nur den Kopf und widmet sich dann dem Fernseher wieder zu. Nach ein paar Minuten des Schweigens, wo beide den Film verfolgen, steht Yugi auf und verabschiedet sich von seinem Großvater. „Bis später, Großvater.“ Yugi gibt ihn einen Kuss auf die Wange und verlässt dann den Raum. „Ich wünsche dir viel Spaß, Yugi.“ Um punkt acht Uhr steht Yugi vor dem Brexa und wartet auf seine Freunde. Irgendwie ist er nervös, dabei ist es nicht das erste Mal, dass er sich hier mit seinen Freunden verabredet. Auf dem Weg hat er sich immer wieder dabei erwischt, wie er an den neuen Schüler gedacht hat. Irgendwie hofft er, dass Yami auch kommt und sie sich besser kennenlernen können. Lange kann Yugi nicht drüber nachdenken, denn schon biegen Joey und Tristan um die Ecke. „Hallo ihr beiden,“ winkt Yugi ihnen fröhlich zu. Beide begrüßen Yugi und zu dritt betreten sie die kleine Bar. Hauptsächlich halten sich hier Studenten auf, doch die Bar ist relativ günstig, wo sich auch der eine oder andere Schüler seinen Abend verbringt. Joey schaut sich kurz um und erblickt einen kleinen Tisch im hinteren Teil. Da keiner etwas sagt, geht er auf den Tisch zu und setzt sich. Yugi und Tristan nehmen die beiden anderen Plätze ein. Verstohlen schaut sich Yugi um, hofft er doch, dass Yami auch gekommen ist. Doch er kann kein bekanntes Gesicht erblicken. Was wohl auch daran liegt, dass die Bar noch nicht gut besucht ist, kommen die Studenten doch immer erst ab 22 Uhr. Joey studiert die Getränkekarte, was in Yugis Augen total überflüssig ist, da er immer dasselbe bestellt. Ganz in der Karte vertieft, wird Joey schmunzelt von den beiden beobachtet und Tristan schüttelt nur den Kopf. Kann er doch auch nicht verstehen, warum Joey nicht gleich sagt, was er trinken möchte. Joey legt nach kurzer Zeit die Karte zur Seite. „Ich nehme einen…“ „Virgin Caipirinha,“ beendet Tristan den Satz und nimmt sich die Karte zur Hand. Joey guckt seinen Freund verdutzt an. „Das bestellt du doch immer,“ kommt es neckisch von Yugi und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Tristan hat sich schnell entschieden und auch Yugi reicht ein kurzer Blick in die Karte. Es dauert auch nicht lange, da kommt die junge Kellnerin und nimmt die Bestellung auf. Joey will Tristan gerade auf Mai ansprechen, da kommen bereits die Getränke an ihren Tisch. Einen Virgin Caipi für Joey, einen Baby Colada für Yugi und einen Car Driver für Tristan. „So, jetzt hau raus. Was ist nun mit dir und Mai.“ Yugi ist gerade sehr erleichtert, möchte er doch nicht über ihren neuen Klassenkameraden sprechen. Bevor Tristan antwortet, nuckelt er an seinen Cocktail und versucht so Zeit zu schinden. Doch er weiß, dass Joey nicht locker lässt und seufzt aus. „Es läuft gerade nicht sonderlich gut.“ Tristan hofft, dass dies als Antwort genügt, doch weit gefehlt. Joey bohrt weiter. „Ihr seid doch so glücklich gewesen. Das hast du jedenfalls immer behauptet und nun läuft es nicht mehr gut? Da ist doch was anderes,“ schlussfolgert Joey und schaut seinen Freund an. Auch Yugis Neugier ist geweckt. Möchte er doch auch wissen, was mit seinem Freund los ist und wie er ihm vielleicht auch helfen kann. „Naja, ihr wisst ja, dass Mai etwas älter als ich ist…“ Bevor Tristan weiter gezählt, nimmt er noch einen Schluck und strapaziert die Geduld von Joey ziemlich. Dieser wartet jedoch, bis Tristan endlich fortfährt. „Letzte Woche hatten wir Streit, da sie mir was verheimlicht hat, was mich eigentlich auch was angeht.“ Joey atmet tief ein und aus. Kann er es doch nicht haben, dass er anderen alles aus der Nase ziehen muss. „Was ist denn nun passiert?“ kommt es dann von Yugi, da Tristan keine Anstalten macht, endlich mit der Sprache rauszurücken. „Sie geht weg,“ kommt es traurig von Tristan. „Wie, sie geht weg?“ Joey kann gerade nicht nachvollziehen, wo nun das Problem liegt. „Mai hat bereits vor zwei Monaten eine Zusage für eine Uni bekommen und zieht in zwei Wochen nach Tokyo.“ Tristan ist sichtlich verletzt. Nicht nur, dass seine große Liebe weit von ihm entfernt ist, sondern auch, dass sie ihm nichts davon erzählt hat. „Anscheint hat sie es nicht für wichtig empfunden, mit mir darüber zu reden. Sie meinte auch, dass sie nicht sicher ist, ob es mit uns eh ewig geklappt hätte.“ Die letzten Worte hat Tristan nur noch geflüstert und schaut traurig auf sein halb leeres Glas. Wie sehr wünscht er sich jetzt den Alkohol im Glas. Yugi und Joey schauen ihren Freund unglaubwürdig an. Selbst Joey weiß nicht, was er dazu sagen soll und so traurig hat er seinen Freund auch noch nie gesehen. „Tristan, wenn wir dir irgendwie helfen können…“ kommt es vorsichtig von Yugi. Tristan schaut seinen Freund nur traurig lächelnd an und schüttelt dann seinen Kopf. „Wobei willst du mir denn helfen, Yugi?“ Darauf kann Yugi nichts erwidern und schaut traurig auf den Tisch. Joey haut seinem Freund auf die Schulter und lächelt diesen an, als Tristan ihn ansieht. „Wir schaffen das schon, wozu hast du denn Freunde.“ Joey muntert seinen Freund auf und lenkt dann das Gespräch in andere Bahnen. „Nicht nur bei dir hat sich was geändert. Bei Yugi scheint sich auch was zu tun.“ Joey grinst seinen besten Freund frech an und Yugi wird auf der Stelle rot. Sofort verdrängt Tristan die Gedanken an Mai und schaut seinen Freund interessiert an. „Los Yugi, erzähl,“ drängt Tristan ihn und nuckelt an seinen Cocktail. „Ich weiß gar nicht, wovon ihr redet. Es ist alles so wie immer,“ flüchtet Yugi und nippt dann an seinem Cocktail. Dabei kann er seine Freunde allerdings nicht angucken und versucht bestmöglich seine Rötung zu verbergen, weiß er doch, worauf die Jungs hinaus wollen. „Erzähl nicht, seit einer Woche biste ständig abwesend und seit ein paar Tagen auch irgendwie traurig,“ berichtet Joey und schaut seinen Freund weiterhin an. Wie auch Tristan kommt Yugi nicht drum herum und erzählt mit klopfendem Herzen, wie es gerade in ihm aussieht. „Irgendwie irritiert mich unser neuer Schüler. Ständig beobachtet er mich und ich fühle mich so komisch. Ob er nun in der Nähe ist oder nicht…,“ stammelt Yugi etwas vor sich hin, dabei betrachtet er interessiert die kleine Kerze, die in der Mitte ihres Tisches steht. Joey und Tristan schauen sich kurz an und grinsen dann breit. „Wie fühlst du dich denn?“ fragt Tristan eher sanft nach, scheint er doch einen Verdacht zu haben. „Naja, irgendwie macht er mich nervös und, ja… irgendwie bedrückt es mich etwas, als er sich die letzten Tage abgewandt hat.“ „Yugi, hast du ihn heute eingeladen?“ fragt Joey direkt nach. Yugi nicht nur leicht und schaut dabei eher unglücklich aus, als er an das Gespräch im Kunstraum denkt. „Aber er kommt nicht,“ nuschelt Yugi in seinen Cocktail und trinkt diesen dann aus. Auch die anderen beiden leeren ihre Gläser und bestellen kurz darauf eine zweite Runde. „Du scheint ihn wohl sehr zu mögen,“ kommt von Tristan und versucht seinen Freund etwas heiter zu stimmen. „Lerne ihn nächste Woche doch besser kennen und frag ihn, ob ihr am Wochenende nicht etwas unternehmen wollt.“ Yugi scheint seinen Freund nur misstrauisch an. „Das klingt doch nach einem Date und Yugi ist doch nicht schwul,“ kommt es etwas schroffer von Joey und schnappt sich die Schale Erdnüsse, die die Kellnerin mitgebracht hat. Sofort entbrennt eine Diskussion zwischen Joey und Tristan über Homosexualität und ihren Einstellungen darüber. Joey hat an sich nichts gegen Menschen, die das gleiche Geschlecht lieben, doch vorstellen, dass es jemanden trifft, den er kennt, kann er nicht. Tristan hat dazu eine gegensätzliche Einstellung. Auch wenn er sich das bei sich nicht vorstellen kann, hat er keine Probleme, wenn seine Freunde diese Leidenschaft hegen. Yugi bekommt kaum etwas von der Diskussion mit. Er ist tief in seinen Gedanken, fragt sich, ob er wohl auch solche Gefühle hat. Doch er kommt auf keinen Nenner. Yugi kann nichts finden, was auch nur ansatzweise darauf hindeuten kann. Innerlich fragt er sich, wie seine Freunde darauf kommen, denn er verhält sich wirklich nicht so und auch bei Yami kann er sich das nicht vorstellen. „Jetzt ist aber gut. Diese Diskussion ist völlig unnötig,“ kommt plötzlich von Yugi und schaut seine Freunde etwas streng an. Irgendwie ist es ihm unangenehm, dass sie ausgerechnet dieses Thema hier lautstark diskutieren müssen und er steht dann auch noch im Fokus. Tristan und Joey schauen ihren Freund nur verdutzt an. Kennen sie diese strengen Züge nur in Ausnahmesituationen an ihm. Da die Zeit schon weiter vorgeschritten ist, Joey und Tristan haben wirklich intensiv diskutiert, trinken sie ihren Cocktail aus und winken dann die Kellnerin zu sich. „Wir möchten gerne zahlen,“ bringt Yugi ihr Anliegen vor und kurz darauf liegt auch schon die Rechnung auf dem Tisch. Jeder bezahlt seine Cocktails und dann machen sie sich auf dem Heimweg. Ein kurzes Stück begleiten Joey und Tristan Yugi, bevor sie dann in die entgegen gesetzter Richtung müssen. „Komm gut nach Hause, Yugi. Wir sehen uns Montag in der Schule,“ verabschiedet sich Tristan und hebt dabei die Hand. Auch Joey winkt seinem besten Freund kurz zu. Yugi verabschiedet sich schnell und setzt sich dann in Bewegung. Lange braucht er nicht nach Hause. Dort angekommen öffnet leise die Tür und schleicht in sein Zimmer, möchte er doch seinen Großvater nicht wecken. Schnell zieht er sich aus und wäscht sich im Badezimmer. In seinem Zimmer wieder angekommen, kuschelt er sich unter seine Decke, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Unweigerlich kreisen seine Gedanken über den Abend und auch über die Anmerkung, die Joey gemacht hat. Hat sein Freund recht? Ohne eine Antwort zu bekommen, fällt Yugi in einen Traumlosen Schlaf. Am anderen Ende der Stadt liegt Yami ebenfalls in seinem Bett und kann nicht einschlafen. Zu enttäuscht ist er, dass er die Chance verpasst hat, Yugi außerhalb der Schule zu begegnen und sich richtig mit ihm zu unterhalten. Alle Versuche heute für eine Stunde die Wohnung zu verlassen, sind fehlgeschlagen und so muss er sich seinem Schicksal beugen und den Abend in seinem Zimmer verbringen. Die Gedanken an seinen Mitschüler lassen ihn nicht los und er weiß nicht wieso. Irgendetwas hat Yugi an sich, das ihn so anziehend wirken lässt. Yami weiß, dass er kein Interesse an Frauen hat und sich schon immer zu Männern hingezogen fühlt, doch so stark wie dieses Mal, ist es noch nie gewesen. In seiner Heimat hat er andere Typen immer attraktiv gefunden, doch keiner ist in der Lage gewesen, sein Interesse zu wecken. Bei Yugi ist das ganz anders. Gerne würde er mehr Zeit mit ihm verbringen. Auch privat, doch Yami weiß, dass dies niemals möglich ist. Seufzend dreht er sich auf die Seite und schließt seine Augen. Er denkt noch kurz an den Kunstunterricht und eine leichte Wärme breitet sich in ihn aus. Mit diesem Gefühl schläft auch er endlich ein und gleitet ins Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)