Du kannst nicht davon laufen von BR-Noriko ================================================================================ Kapitel 2: Sportunterricht -------------------------- Morgens um 6 Uhr klingelt Yugis Wecker. Murrend und am Lieben weiter schlafend macht er diesen aus und streckt sich ausgiebig. Er ist wahrhaftig kein Morgenmensch und würde auch jetzt am liebsten liegen bleiben. Gerade auch deswegen, weil heute Dienstag ist und Dienstag ist Sporttag. Da es auf das Sommerfest zu geht, wurde die Sportstunde verdoppelt und sie habe die Stunden zusammen mit anderen Klassen seines Jahrgangs. Da nichts nützt und sein Großvater keine Ausreden akzeptiert, steht Yugi langsam auf und begibt sich ins Badezimmer. Solomon schaut auf die Uhr, als er Yugi hört und schüttelt nur mit dem Kopf. Der Junge versucht es immer wieder. Sagt Solomon in Gedanken zu sich selbst und deckt den Frühstückstisch zu ende. Er weiß ja, wie gern sein Enkel Müsli ist und dazu einen heißen Schwarztee bevorzugt. Wie der Junge es allerdings schafft, kein Herzrasen zu bekommen, bleibt ihm schleierhaft. Sein Herz würde dies nicht mehr mitmachen. Somit begnügt er sich mit einer Tasse grünem Tee und genießt sein Marmeladenbrötchen. Yugi kommt fertig angezogen in die Küche und nuschelt nur ein „Guten Morgen“. „Guten Morgen Yugi. Hast du schlecht geschlafen oder warum bist du heute noch mürrischer als sonst?“ Yugi antwortet nicht und gibt sich erst mal eine große Portion Müsli in seine Schale, die er dann mit Milch auffüllt. Schnell nimmt er noch einen großen Schluck seines Tees, eher er seinem Großvater antwortet. „Ging so. Ich habe wirres Zeug geträumt und war ständig wach.“ Ein Gähnen unterdrückend isst Yugi sein Müsli und schaut dann vor Schreck auf die Uhr. „Ich muss ja los! Bis später Großvater,“ verabschiedet sich Yugi noch schnell, ehe er sich seine Tasche schnappt und das Haus verlässt. Schmunzelnd schaut er auf die Sporttasche, die Yugi in seiner Eile vergessen hat. Innerlich zählt er ruhig bis zehn, als Yugi die Tür aufreißt und sich schnell seine Sportsachen schnappt. Ohne ein Wort ist dieser dann auch wieder raus gestürmt. Mit einem Seufzer räumt Solomon den Frühstückstisch auf und begibt sich dann in den Laden, wo er die wöchentliche Lieferung durchsieht. Mit dem letzten Schulglockenton lässt sich Yugi auf seinen Platz fallen und muss erst mal tief durchatmen. Er fühlt sich, als wenn er gerade einen Marathon gelaufen ist und endlich am Ziel angekommen ist. Als sich sein Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hat, schaut er sich um und sieht, dass der Platz von Yami leer ist. Am zweiten Schultag gleich zu spät kommen? Ist nicht mal Joey oder Tristan passiert und die beiden kommen regelmäßig zu spät. Zu Yugis Verwunderung hat auch Tristan den Weg in die Schule gefunden und ist sogar pünktlich. Dieses Mal scheint wohl er derjenige zu sein, der als letztes in der Schule ankam. Von Yami abgesehen. Frau Kento betritt in diesem Moment den Klassenraum und Yugi wird somit in seinen Gedanken unterbrochen. Nachdem sie die Anwesenheitsliste durchgegangen ist, beginnt sie mit dem Unterricht. Auch wenn sie gerade Japanisch haben und die Sprache ihre Muttersprache ist, hat die Sprache doch vieles verborgen, was die Schüler immer wieder erstaunt. Hinzu kommen haufenweise Textinterpretationen und Analysen von Gedichten. Warum Yugi dies alles später mal wissen muss, ist ihm schleierhaft. Er hängt gerade grübelnd über einen Text von so einem komischen Autor, der meint, dass Sprache der Schlüssel zu einem erfolgreichen und harmonischen Zusammenleben ist, als plötzlich die Klassenzimmertür vorsichtig aufgeschoben wurde. Mit gespieltem Selbstbewusstsein betritt Yami das Klassenzimmer und entschuldigt sich für sein Zuspätkommen. „Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung, warum du so spät kommst,“ erwidert Frau Kento seiner Entschuldigung streng. „Nein, tut mir leid.“ Yami kann schlecht sagen, dass er eine lange Diskussion hatte, um überhaupt in die Schule zu dürfen und als er sich da durchsetzen konnte, wollten die Typen ihn bis in die Schule bringen. Lange hat er da gestanden und diskutiert, bis er endlich alleine in die Schule gegangen ist. Da hat der Unterricht allerdings schon lange angefangen. „Ich dulde so ein Verhalten nicht und beim nächsten Mal wirst du Nachsitzen. Setz dich auf deinen Platz,“ gibt die Lehrerin freundlich aber mit einem strengen Unterton, der keine Widerworte zulässt, wider. Yami nickt kurz und setzt sich dann auf seinen Platz. Yugi legt ihm seine Materialien auf dessen Tisch, die er freundlicherweise mitgenommen hat und schaut Yami nur kurz an. Dieser bedankt sich mit einem kurzen Lächeln und widmet sich dann seinen Aufgaben zu. Noch mehr Ärger möchte er nicht bekommen. Erstaunlich gut hat Yugi die Stunde überstanden und hat sich sogar etwas am Unterricht beteiligt, womit Frau Kento sehr zufrieden ist. Die kurze Pause verbringen die meisten Schüler im Klassenraum oder auf dem Flur, da sie den Raum nicht wechseln müssen. Joey steht bei Yugi und sie reden wie immer über ein Kartenspiel, welches sein Großvater neu in seinem Laden verkauft. „Auf jeden Fall finde ich diese Monster auf den Karten echt cool. Am besten gefällt mir dieser schwarze Drache,“ schwärmt Joey etwas, als Tristan sich zu der kleinen Runde dazu stellt. „Worüber redet ihr?“ fragt Tristan neugierig, hat er doch in letzter Zeit kaum mit den beiden gesprochen. „Mensch Tristan, dass du uns noch erkennst,“ kommt es neckisch von Joey und verschränkt seine Arme vor der Brust. „Was soll das denn heißen?“ entgegnet Tristan empört und zieht Joey in einen Schwitzkasten. Yugi kann die beiden nur schmunzelnd ansehen. Weiß er doch, wie die beiden sind und wie gerne sie sich necken. „Sag mal Tristan, wie geht es eigentlich Mai?“ mischt sich jetzt auch Yugi ins Gespräch und schaut seinen Freund neugierig an. „Ja, erzähl mal. Immerhin lässt du deine besten Freunde für sie sitzen,“ kommt es jetzt auch von Joey, der sich aus dem Schwitzkasten befreit hat. Innerlich seufzt Tristan, weiß er doch nicht, wie er es sagen soll. Als nach einem langen Schweigen immer noch nichts von Tristan kommt, hakt Joey noch mal nach. „Hat es dir die Sprache verschlagen oder warum antwortest du uns nicht?“ „Also, die Sache ist die….,“ beginnt Tristan, doch in diesem Moment kommt der Politiklehrer Herr Sakamoto in die Klasse. Zeitgleich klingelt es zur nächsten Stunde und Tristan kommt um eine Erklärung herum. Erleichtert geht er zu seinem Platz und setzt sich. Joey ist, wegen dem schlechten Timing des Lehrers, etwas genervt. Wüsste er doch gerne, was da zwischen den beiden vorgefallen ist. Yugi schaut allerdings nur verwirrt und kann sich keinen Reim aus deren Verhalten machen. Während des ganzen Gespräches zwischen ihm und seinen Freunden, hat Yami immer wieder Blicke zu ihnen rüber geworfen. Lauschen möchte er eigentlich nicht, doch irgendetwas findet er an dem kleineren Klassenkameraden interessant. Weiter kann Yami seine Gedanken allerdings nicht spinnen, da der Lehrer bereits mit dem Unterricht begonnen hat. Wie jede seiner Stunden, zieht sich diese ebenfalls wie Kaugummi. Herr Sakamoto hat eine monotone Stimme und kann den Unterrichtstoff nicht noch langweiliger rüberbringen. Mit einem tiefen Atemzug, um zu verhindern, dass er nicht einschläft, schaut Yugi zuerst auf die Uhr und sich dann im Klassenraum um. Dabei muss er feststellen, dass nicht nur er Probleme hat, seinem Lehrer aufmerksam zu folgen. Er erwischt ein paar seiner Klassenkameraden, die gelangweilt auf einem Blatt, welches vor ihnen liegt, zu malen und Joey hat es tatsächlich geschafft einzuschlafen. Seinen Kopf hat er dabei auf seine beiden Arme gebettet und atmet leise und ruhig vor sich hin. Dann wandert sein Blick zu Yami, der diesen die ganze Zeit zu beobachten scheint. Zuerst bekommt Yugi einen kleinen Schreck, allerdings ist er sich nicht sicher, ob er wirklich von seinem neuen Klassenkameraden beobachtet wird. Yamis Blick scheint in sehr weite Ferne zu sein und befindet sich nicht mehr Ansatzweise im Klassenraum. Innerlich erleichtert, dass es selbst einem neuen Schüler so geht, der noch nie zuvor Unterricht bei Herrn Sakamoto gehabt hat. Als dann endlich die Schulglocke läutet, schrecken sowohl die Schüler, als auch der Lehrer auf. Ist Herr Sakamoto so in seinem Monolog vertieft gewesen, dass er die Zeit völlig vergessen hat und die Schüler werden durch den lauten Ton aus ihren Gedanken gerissen. Nur Joey scheint dies nicht zu stören, dieser schläft seelenruhig weiter. Erst als Tristan ihn grob an der Schulter schüttelt, öffnet Joey langsam die Augen. Als er dann seinen Kopf hebt, braucht er ein paar Augenblicke, bis er realisiert, dass er sich gar nicht zu Hause, sondern in der Schule, befindet. „Ist der Unterricht schon vorbei?“ kommt es lediglich von ihm und streckt sich dabei ausgiebig. „Ja, jetzt komm. Die große Pause ist nicht mehr lange und dann ist doch das Sportfestkomitee,“ drängelt ihn Tristan ein bisschen und steht mit gepackten Sachen vor ihm. Tristan mag es überhaupt nicht, wenn er zu spät in die Mensa kommt und sein Lieblingsplatz besetzt ist. Denn nur in einer Ecke kann er ungestört Mai eine SMS schreiben, ohne, dass es auffällt. Denn eigentlich sind Handys an der Schule verboten. Für ihn viel zu langsam, packt Joey seine Sachen ein und erhebt sich vom Stuhl. Yugi hat die ganze Szene von der Tür aus beobachtet und wartet auf seine beiden Freunde. Allerdings erwischt er sich dabei, dass er immer wieder zu Yami rüber schielen möchte. Er weiß einfach nicht, warum ihn dieser Junge so fasziniert. Selbst im Bett hat er gestern noch gegrübelt, hat allerdings keine neuen Erkenntnisse in Erfahrung bringen können. Als dann Joey endlich soweit ist, machen sich alle drei auf den Weg in die Mensa und wie zu erwarten ist, ist Tristans Lieblingsplatz besetzt. Sofort verfinstert sich seine Miene und schaut dabei grimmig zu Joey rüber. Dieser spürt den bösen Blick seines Freundes, ignoriert ihn allerdings gekonnt. Ist es doch nicht seine Schuld gewesen, dass er immer einschläft, wenn der Herr Sakamoto seinen Unterricht beginnt und sie dann zu spät in die Mensa kommen. Widerwillig setzt sich Tristan nun auf einen freien Stuhl, wo ihm die höheren Jahrgänge und auch einige Lehrkräfte gut im Blick haben. So kann er nicht mal heimlich eine Nachricht schreiben und auf den Toiletten hat er nur spärlichen Empfang. Hat er dies doch schon ausprobiert. So sitzt er nun mit Joey und Yugi am Tisch und isst genüsslich sein mitgebrachtes Essen. Alle drei sind gerade in ihren eigenen Gedanken vertieft, als sich eine Person dem Tisch nähert. „Kann ich mich zu euch setzen?“ Etwas erschrocken schaut Yugi nach oben. Steht vor ihm doch derjenige, an dem er gerade noch gedacht hat. „Äh, klar. Setz dich,“ kommt es dann von Yugi. Da Tristan neben Yugi sitzt und Joey auf der anderen Seite, nimmt Yami neben Joey platz und sitzt Yugi nun gegenüber. „Du bist neu hier oder?“ kommt es dann schon von Tristan und beäugt ihn interessiert. Möchte dieser doch immer über alles informiert sein. „Ja, ich gehe seit gestern hier auf diese Schule. Ich heiße Yami.“ „Ich bin Tristan.“ Noch bevor Tristan seinen neuen Mitschüler ausfragen kann, kommt ihm Yugi zuvor. „Sag mal, in welchem Bereich des Sportfestes bist du denn zugeteilt?“ „Sportfest?“ kommt es leicht irritiert von Yami. Hat ihm der Direktor doch nichts von einem Sportfest erzählt. „Ja, es findet in acht Wochen statt und jeden Dienstag treffen wir uns und müssen alles planen. Dieses Jahr ist unter Jahrgang dran,“ erklärt ihm Yugi. „Das gute ist, dass dabei der klassische Sportunterricht ausfällt, stimmts Yugi?“ kommt es neckend von Joey. Sofort wird dieser leicht rot auf den Wangen. Ist es doch kein Geheimnis, dass Yugi nicht gerne am Sportunterricht teilnimmt. Nicht, dass er nicht sportlich ist, nur seine Größe macht alles ziemlich kompliziert. Beim Fußball ist er nicht schnell genug und beim Volleyball kann er nicht so hoch springen. Schon des Öfteren ist er der Lacher der Stunde geworden. „Was gibt es denn für Bereiche?“ fragt Yami und rettet Yugi unbewusst aus der Erklärungsnot. „Unser ganzer Jahrgang wurde zusammen geworfen und dann wurden Teams gebildet. Ich bin in der Fußballgruppe, Tristan ist in der Basketballgruppe und Yugi in der Laufgruppe. Die Gruppen sind ziemlich groß, wodurch dann noch mal kleinere Gruppen gebildet werden. Diese treten dann in einem Tunier gegeneinander an. Da unsere Schule ziemlich groß ist, kommt da schon einiges zusammen,“ erklärt Joey dem, aufmerksamen Yami. „Jedes Jahr wird immer voll der Wirbel um diese Schulfest gemacht. Es kommt sogar die Presse und bringt immer einen riesigen Artikel in ihrer Zeitung raus. Für meinen Geschmack tragen die immer viel zu dick auf,“ erklärt Joey weiter. „Ja, deswegen lässt sich Herr Soko auch immer irgendwas einfallen. Normalerweise spielen wir als Klasse zusammen. Dieses Jahr möchte der liebe Herr Direktor natürlich etwas neues ausprobieren,“ kommt es sarkastisch von Tristan. Dieser kann das ganze Getue um das Sportfest überhaupt nicht nachvollziehen und findet die wochenlangen Vorbereitungen eher Zeitverschwendung. Yami hat nach dem Satz mit der Zeitung, nicht mehr zugehört. Innerlich fragt er sich, ob er denn überhaupt an dem Sportfest teilnehmen darf. Sicherlich ist es seinen Begleitern viel zu riskant, dass er in die Zeitung kommt und somit von irgendjemand erkannt wird. Doch, wenn er sich zurück hält und den Fotografen aus dem Weg geht, dürfte es doch kein Problem sein, an dem Sportfest teilzunehmen. Immerhin geht er nun auf diese Schule und da gehört das Fest nun mal dazu. Entschlossen steht Yami plötzlich auf und schnappt sich seine Tasche. Etwas verdutzt wird er von den dreien angesehen. „Ich gehe zum Direktor und gucke, wo ich noch rein kommen kann. Am Tag des Sportfestes einfach tatenlos rumstehen, ist mir zu blöd.“ Ohne auf eine Reaktion seiner Mitschüler zu warten, macht er sich auf den Weg zum Büro des Direktors. Auf dem Flur ignoriert er die vielen weiblichen und auch männlichen Blicke, die ihn interessiert hinterher blicken. Ist es dies doch schon von früher gewohnt. Vor der Bürotür stehen, atmet Yami noch ein Mal tief durch und klopft dann an der Bürotür an. Nach einem kurzen Moment kommt auch schon das „Herein.“ Von Herrn Soko und Yami öffnet die Tür. Nachdem er diese wieder geschlossen hat, dreht er sich zum Direktor um, der ihn überrascht anschaut. „Yami, mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet. Gibt es an deinem zweiten Schultag schon ein Problem?“ Mit einer Handbewegung deutet er Yami an, sich auf den freien Stuhl zu setzen. „Nein, es läuft alles gut. Ich habe heute nur erfahren, dass bald ein Sportfest stattfindet und ich wurde nirgendwo zugeteilt.“ Erwartungsvoll schaut er den Direktor an, der gerade in seinen Gedanken versunken zu sein scheint. „Das wirst du auch nicht. Mir wurde ausdrücklich gesagt, dass du an keinen Festen oder sonstigen außerschulischen Aktivitäten teilnehmen darfst.“ Yami starrt seinem Gegenüber nur an. Er ist unfähig irgendetwas zu sagen. Als er die Information verarbeitet hat, findet er auch seine Sprache wieder. „Aber warum denn nicht? Ich kann doch aufpassen, dass ich von der Presse nicht gesehen werde. Bitte lassen Sie mich dran teilnehmen.“ Schon fast flehend ist Yami auf dem Stuhl nach vorne gerückt und hofft, dass er den Direktor noch umstimmen kann. „Besprich du das bitte mit deinen Leuten. Mir sind da absolut die Hände gebunden.“ Dies sagt der Direktor mit einem Nachdruck, dass Yami verstummen lässt und ihn, ohne ein weiteres Wort zu sagen, das Büro verlassen lässt. Nun steht Yami unschlüssig vor der Bürotür auf dem Flur. Offiziell hat er nun Schulschluss, doch so wirklich möchte er nicht nach Hause. Weiß er doch, dass eine Diskussion nichts bringt. Seufzend schlendert er nun durch den leeren Gang Richtung Mensa, die er allerdings verlassen vorfindet. Das Pausenende wird eingeläutet und Yami ist immer noch nicht zurück. Achselzuckend steht Joey auf und streckt sich noch mal kurz. Auch Tristan erhebt sich und schnappt sich seine Sachen. „Wir sehen uns dann morgen,“ zum Abschied hebt er kurz die Hand und macht sich dann auf dem Weg zu seiner Gruppe. Yugi erhebt sich nur widerwillig und wird von einem wartenden Joey skeptisch angesehen. „Alles gut, Yugi?“ „Hm? Ja, alles bestens. Lass uns los gehen.“ Sich seine Tasche schnappend setzt er sich in Bewegung und steuert die Turnhalle an. Beide ziehen sich um, während sie sich dann voneinander verabschieden. Joey gesellt sich zu seiner Fußballgruppe, die bereits in kleineren Teams aufgeteilt werden und Yugi macht sich, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, auf dem Weg zu den Läufern. Leider liegt die Laufstrecke um das Fußballfeld herum, so dass Joey seinen kleineren Freund gut beobachten kann. Was Yugi jedoch nicht weiß, dass Yami die Mensa wieder verlassen hat und nun auf dem Sportgelände steht, wo er seinen Mitschülern enttäuscht zusieht. Dass er allerdings Ausschau nach einem bestimmten Mitschüler hält, merkt er zuerst nicht. Etwas unschlüssig steht Yugi bei den Läufern, die alle mindestens einen Kopf größer sind als er selbst. Somit fühlt er sich sehr fehl am Platz. Doch alle Diskussionen mit dem Sportvorstand und dem Direktor haben nichts genützt, er muss weiterhin in dieser Gruppe bleiben. Also stellt sich Yugi wieder darauf ein, das Gespött des Tages zu werden. Vor den ersten Läufen kann sich Yugi noch gut vor drücken. Doch auch wenn er klein ist, bleibt er nicht für immer unentdeckt. Nach einem weiteren Team, welches gerade die Strecke gelaufen ist, kommt es plötzlich „Yugi! Bist du heute schon gelaufen?“ hämisch aus einer Ecke. Sofort hat der gesprochene das Gelächter auf seiner Seite und Yugi läuft rot an. „Yugi, los. Du bist in der nächsten Gruppe!,“ schreit der Sportlehrer gefühlt über den ganzen Platz, so dass es auch wirklich jeder hören kann. Langsam geht Yugi mit eingezogenem Kopf zur Startbahn und stellt sich auf den letzten freien Platz. Auch wenn er in der Mitte der breiten Bahn steht, so sehen ihn alle spätestens nach den ersten hundert Metern. „Auf die Plätze!“ Yugis Herz schlägt ihm bis zum Anschlag. Am liebsten würde er im Erdboden versinken. Er möchte einfach nicht mit laufen. „Fertig!“ Yugi schließt kurz die Augen und versucht sich innerlich irgendwie zu beruhigen. „Los!“ Als der Knall kommt, läuft Yugi so schnell er kann und versucht alle anderen auszublenden. Wie er es geahnt hat, liegt er relativ schnell, weit hinten und kommt mit deutlicher Verzögerung im Ziel an. Yugi muss sich erst mal auf seine Oberschenkel stützen, um wieder einigermaßen Luft zu bekommen. Als ihm das halbwegs gelingt, spürt er sämtliche Blicke auf ihn und einen verzweifelt wirkenden Sportlehrer. Dabei hat Yugi von Anfang an gesagt, dass er ein hoffnungsloser Fall ist. Während der Sportstunden muss Yugi noch zwei Mal laufen, bis er vom Sportlehrer begnadigt wird. Dankbar setzt er sich etwas abseits ins Gras und schaut Joey beim Fußball spielen zu. Zum Glück hat er wieder einen Dienstag geschafft. Nun wieder entspannter wandert sein Blick über das Spielfeld, bis er schließlich in seinen eigenen Gedanken abdriftet. Yami stand fassungslos da. Dann hat Joey in der Mensa doch nicht untertrieben und Yugi ist wirklich keine Sportskanone. Dass er allerdings von seinen Mitschülern so herablassend behandelt wird, macht ihn innerlich eher wütend und am liebsten würde er ihnen die Meinung geigen. Über seine Gedanken und Gefühle erschrocken, hält dieser innerlich kurz inne. Kann Yami gerade überhaupt nicht verstehen, dass er sich so für Yugi einsetzen möchte. Dabei kennt er ihn doch so gut wie gar nicht und auch wenn er es möchte, kann er keine großen Freundschaften eingehen. War es gestern wohl schon zu viel gewesen. Aus seinen Gedanken gerissen, legt sich plötzlich eine große Hand auf seine Schulter. Yami dreht sich sofort um und sieht einen großen breiten Mann in einem schwarzen Anzug, der ihn ernst ansieht. „Du hast seit über einer Stunde Schluss. Was machst du hier?“ Doch ohne eine Antwort abzuwarten drückt er die Schulter fester und dirigiert Yami somit aus dem Schulgebäude und in ein schwarzes Auto. Von seinen Mitschülern hat niemand etwas gemerkt. Ohne die Insassen im Auto zu beachten steigt er ein und starrt während der ganzen Fahrt aus dem Fenster. Hat er nun wirklich keine Lust sich mit denen zu unterhalten. Zu Hause angekommen kommt Yami allerdings nicht mehr drum herum und steht einem sehr wütenden Chef gegenüber. „Auch wenn du in Ägypten Freiheiten hattest, hast du dich hier an unseren Regeln zu halten, sonst war heute dein letzter Schultag an dieser Schule und du wirst deine Tage wieder in deinem Zimmer verbringen!“ Die Ansage von seinem Gegenüber lässt keine Widerworte zu, doch Yami kann einen kurzen Lacher bei dem Wort „Freiheit“ nicht unterdrücken. Soll er ihm doch wirklich nur eine Sache sagen, die er frei entscheiden durfte. Ihm fällt jedenfalls keine ein. Yami will sich gerade umdrehen und den Raum verlassen, da er keine Lust mehr auf Gesellschaft hat, da hält ihn der grimmige Typ noch kurz zurück. „Ebenfalls wirst du dich von deinen Mitschülern Yugi und Joey fern halten. Sie werden uns nur in Schwierigkeiten bringen.“ Kurz ballt Yami seine Hände zu Fäusten, um seine angestaute Wut im Zaun zu halten. Kurz nickend geht er dann in sein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Abschließen darf er die Tür auch nicht, aber immerhin ist es ihm gestattet die zuzumachen. Dieses bisschen Privatsphäre ist ihm geblieben. Es wundert ihn doch ein bisschen, dass sie nicht komplett alles von ihm kontrollieren. Das Bad darf er auch noch alleine benutzen. Kurz unentschlossen, was er nun machen soll, setzt er sich an den kleinen Tisch und beginnt mit seinen Hausaufgaben. Was anderes bleibt ihm nicht übrig, wenn er die wenigen Bücher, die er besitzt, nicht noch mal lesen möchte. Die meisten kann er schon auswendig. Während Yami in seinem Zimmer sitzt und fleißig Hausaufgaben macht, ist Yugi erleichtert, dass der Sportunterricht endlich zu Ende ist und er nach Hause kann. Sich freudig mit Joey unterhaltend zieht er sich an und freut sich auf einen entspannten Abend zu Hause. Heute muss er seinem Großvater nicht im Laden helfen und kann dadurch in Ruhe seine Hausaufgaben machen und sich danach noch ein bisschen an den Computer setzen. Dort chattet er gerne mit seinen Freunden und erfährt wohl endlich auch Neuigkeiten über Mai. Yugi scheint beim Anziehen getrödelt zu haben, denn Joey ist bereits fertig und verabschiedet sich von Yugi, da dieser noch arbeiten muss. Yugi schaut seinem besten Freund etwas traurig hinterher, kennt er doch den Hintergrund, warum Joey nach der Arbeit öfter mal arbeiten gehen muss. Mit einem Seufzer zieht er sich seine Schuhe an und schnappt sich seine Sachen. Gerade will er die Kabine verlassen, stehen drei Typen vor ihm. Sofort erkennt er sie aus seinem Läuferteam und schluckt dabei schwer. Ist mit denen nicht gut Kirschen essen. Er Anführer der dreier Gruppe baut sich vor ihm auf und drängt ihn gegen die Kabinen. Etwas ängstlich schaut Yugi nach oben in die kalten Augen. „Hör gut zu, ich sage das nur ein Mal. Wenn du uns beim Sportfest blamieren solltest, kannste was erleben.“ Dabei kommt er Yugis Gesicht gefährlich nahe und stützt sich mit der einen Hand an der Kabine ab. Yugis Herz geht ihm bis zum Hals und hämmert wild. Dieser kann allerdings nur kurz nicken und sieht dann, wie die drei mit einem frechen und drohenden Grinsen die Umkleide wieder verlassen. Ist ihm das doch schon des Öfteren passiert und er findet einfach nicht den Mut, sich endlich zu wehren. Dies ist auch der Grund, warum er nicht in dieser Gruppe bleiben will, doch keiner scheint seine Probleme ernst zu nehmen. Als sich Yugi soweit wieder beruhigt hat, geht aus dem Umkleideraum und verlässt dann die Schule. Sämtliche Schüler sind schon nach Hause gegangen und so kommt ihm die Schule unheimlich vor. Schnellen Schrittes verlässt er das Gelände und macht sich auf den Weg zu seinem Großvater, in der Hoffnung, dass die Typen nicht mehr auftauchen. Dort angekommen macht er erleichtert die Tür hinter sich zu und schließt kurz die Augen. „Hallo Großvater, ich bin wieder da,“ ruft Yugi und geht dann in sein Zimmer. Zuerst möchte er unter die Dusche, bevor er seinen Großvater im Laden besucht und vom Tag erzählt. Im Bad zieht sich Yugi rasch aus und steigt in die Dusche. Als das warme Wasser an seinem Körper herunter rinnt, schließt er seine Augen und spürt, wie sich seine Muskeln langsam entspannen. Viel zu schnell dreht er das Wasser wieder ab und trocknet sich ordentlich ab. In frischen Sachen geht er zu seinem Großvater, der gerade einem Kind ein paar Duelmonsters Karten verkauft hat. Mit einem leisen Stöhnen drückt er seinen Rücken durch und schaut dann zu Yugi, der sich an den Tresen gestellt hat. „Hallo Yugi, wie war die Schule?“ „Soweit ok, jedoch hatten wir wieder Sport und du weiß ja, wie es immer ist.“ Traurig lässt Yugi den Kopf sinken, möchte er doch eigentlich nicht darüber reden, doch sein Großvater ahnt immer, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Dass Yugi nicht alles erzählt hat, merkt Solomon, schweigt jedoch und schaut seinen Enkel nur an. Doch Yugi scheint nichts weiter erzählen zu wollen. „Mach dir nichts draus Yugi. Du bist in anderen Sachen so viel schlauer, dass diese Typen nur dumm aus der Wäsche gucken würden.“ Mit einem Lächeln geht er auf seinen Enkel zu und wuschelt ihn kurz durch die Haare. Yugi kann das Lächeln erwidern und fühlt sich bereits ein bisschen besser. Als wieder Kundschaft in den kleinen Laden kommt, macht sich Yugi mit einer kurzen Geste auf den Weg in sein Zimmer, um dort in Ruhe seine Hausaufgaben zu machen. Als er diese dann auch schon fertig hat, schaltet er seinen Computer ein und schaut nach, ob seine Freunde online sind. Wie gewohnt ist Tristan nicht online, verbringt er den Abend wohl doch mit Mai. Hinter Joeys Namen sieht er allerdings einen grünen Punkt, der ihm zeigt, dass dieser gerade online ist. Sofort öffnet Yugi das Chatfenster und fängt an seinem Freund zu schreiben. „Hey Joey. Haste deine Hausaufgaben schon erledigt?“ Sofort sieht Yugi, dass ihm sein Freund gleich antwortet. „Hausaufgaben? Mache ich morgen in der Schule.“ Yugi schüttelt nur den Kopf, als er dies liest. Als dann noch ein grinsendes Smiley hinterher kommt, muss Yugi willkürlich lachen. Aus Joey wird er nicht wirklich schlau, dennoch sind die beiden beste Freunde. Yugi will gerade antworten, da kommt eine weitere Nachricht von Joey. „Hast du Lust am Freitagabend in das Brexa zu gehen? Ich frage Tristan, ob er auch kommen will.“ Kurz überlegt Yugi, ob er denn mitgehen soll. Doch dann entschließt er sich dazu. „Okey, komme mit. Muss das aber noch mit meinem Großvater abklären.“ „Super. Ich muss dann auch wieder off. Er ist wieder zu Hause.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ist Joey bereits offline. Yugi ist ihm nicht böse, weiß er doch, welche Verhältnisse zu Hause sind, wenn sein Vater da ist. Yugi surft noch ein bisschen durchs Internet, als sein Großvater zum Essen ruft. Etwas verdutzt schaut er auf die Uhr. Es ist wirklich schon so spät. Schnell fährt er seinen Computer runter und geht dann in die Küche. Dort ist der Tisch bereits gedeckt und Solomon wartet geduldig auf seinen Enkel. Schweigend nehmen sie ihr Abendessen ein und dann zieht sich Solomon ins Wohnzimmer zurück, um seine wöchentliche Lieblingssendung zu gucken. Yugi hat sich nie wirklich dafür interessiert. Handelt es sich wohl um irgendwelche Ärzte in ländlichen Gegenden. Yugi schnappt sich schnell sein Buch, welches er zurzeit gerne liest und legt sich damit gemütlich ins Bett. Interessiert blättert er die Seiten zum Thema Mythen des alten Ägypten durch, bis es schließlich an der Zeit zum schlafen ist. Yugi löscht das Licht und ist auch bald im Land der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)