Police-Secrets von Ookami-no-Tenshi (Leben in der Zukunft) ================================================================================ Kapitel 1: Encounter -------------------- Es ist kurz nach Weihnachten, an einem verschneiten Winterabend, als eine, in dicke Jacken gehüllte, Person sich auf den Weg in die Stadt macht. Der Schneefall hat die Gehsteige über den Tag glänzend weiß gefärbt und er scheint auch jetzt noch nicht nachlassen zu wollen. Ein Seufzen ertönt von dem Jungen, der mit seinen hohen Stiefeln versucht, nicht doch noch auszurutschen. Der Boden ist glatt und er weiß nur zu gut von seiner eigenen Schusseligkeit. Immerhin ist der einzige Grund, weshalb er überhaupt noch abends das Haus verlassen muss, dass er die letzte Packung Milch über den halben Boden seiner WG verschüttet hat. Mit einem Lächeln erinnert er sich an das wütende Gesicht seiner Schwester, die mit ihm in der Wohngemeinschaft lebt. „Eren!“, hat sie nur gerufen und schon hat er gewusst, dass er nur noch davon rennen kann. Wenn seine Schwester diesen Ton anschlägt, ist niemand mehr vor ihr sicher. Ja, Eren ist der Name, den ihm seine Mutter gegeben hat. Zugegeben, ein schöner Name. Sie ist vor einigen Jahren gestorben, damals verstand er noch nicht, weshalb sein Vater ihn und Mikasa danach im Stich gelassen hat. Er ist einfach weggelaufen und hat sich nie wieder bei ihnen gemeldet. Heute weiß der Junge, dass sein Vater ein gesuchter Verbrecher ist. Er hat seine Position als Arzt ausgenutzt und heimlich mit den verschiedensten Medikamenten herumexperimentiert, die er danach an Untergrundorganisationen verkauft hat. Zu der damaligen Zeit war Eren am Boden zerstört, doch eigentlich müsste er seinem heute Vater danken. Diese Geschichte ist nämlich der einzige Grund, weshalb Eren auf die Idee gekommen ist, zur Polizei zu gehen. Er will ein Polizist werden, um solche Fälle schon im Vorhinein aufdecken zu können und obwohl es ihm viel Selbstbeherrschung abverlangt hat, ist er jetzt im letzten Jahr seiner Ausbildung. Genauso, wie sein bester Freund Armin und seine Schwester. Beide sind ihm gefolgt und haben die Schule nun fast abgeschlossen, wobei Mikasa natürlich überall mit ihrer enormen Kraft heraussticht. Sie ist sowohl im Theoretischen, als auch im Praktischen die Klassenbeste. Nur ein Problem haben die Geschwister. Während Armin schon ganz sicher weiß, dass er lieber einen Job am Computer, hinter dem Schreibtisch haben will, ist Eren sich noch überhaupt nicht sicher, was er machen will. Es gibt hunderte Möglichkeiten für ihn. Soll er sich als Kriminologe bewerben, oder als normaler Streifenpolizist, oder soll er sich vielleicht noch Weiterbilden und sich anschließend auf ein beliebiges Gebiet spezialisieren? Kleine Wölkchen bilden sich vor dem Mund des Braunhaarigen, als er kurz vor seinem Ziel ist. Mit seinen blaugrünen Augen, die schon fast türkisfarben aussehen, verfolgt er den Dampf, bis er sich gänzlich aufgelöst hat. Eigentlich hat niemand den plötzlichen Wetterumschwung erwartet. An Weihnachten lag noch kein bisschen Schnee und jetzt, ein paar Wochen danach, schneit es plötzlich, als gäbe es kein Morgen. Deshalb ist es ja auch so dunkel. Eigentlich müsste es um diese Uhrzeit noch halbwegs hell sein, doch durch die dichten Wolken wirkt es, wie spät in der Nacht. Als Eren den kleinen Supermarkt am Rande der Stadt betritt, ahnt er noch nicht, was gleich passieren wird. Gelangweilt holt er sich eine Packung Milch und stellt sie auf das Fließband der Kasse. Plötzlich hört der junge Mann jedoch einen Schuss. Sofort dreht er sich um und sieht, wie auf der gegenüber liegenden Straße ein Maskierter steht. Dieser hat wohl gerade einen Warnschuss in die Luft abgegeben. Sein linker Arm hält er eine junge Frau umschlungen, der er lachend mit seiner Waffe auf den Kopf zielt. Aus dieser Entfernung kann Eren nicht hören, was der Mann sagt, aber da gegenüber eine Bank liegt und aus dieser nun ein Sack herausgetragen wird, ahnt er schon, was da los ist. Durch seine Ausbildung weiß er genau, dass ein Täter in dieser Lage zu allem bereit ist und ruft deshalb schnell die Polizei. Wichtig ist jetzt erst einmal, dass der Maskierte sich nicht bedrängt fühlt, oder nervös wird. Ansonsten wäre seine Geisel in Gefahr. Eren lässt die frisch gekaufte Milch einfach an der Kasse liegen und stürmte aus dem kleinen Laden. Mehrere Schaulustige haben sich in sicherer Entfernung schon gesammelt. Menschen können so dumm sein! Sich in dieser gefährlichen Situation nicht aus dem Staub zu machen, wenn man nicht zufällig ein Polizist ist, ist wirklich unsagbar dämlich. Von seiner Position aus kann der Junge das ängstliche Wimmern der blonden Frau hören, der die Pistole gerade an den Kopf gehalten wird. Ganz nach Erens Idee, die ihm kurzfristig am Telefon gekommen ist, laufen die Polizisten ohne Sirene und Blaulicht zu dem Tatort. Ihre Autos haben sie etwas entfernt stehen gelassen, um den Maskierten nicht komplett zu überfordern. Wann immer eine Geisel im Spiel ist, muss man extra vorsichtig vorgehen. Ein bekannter Polizist, der nebenbei noch Lehrer für praktische Übungen an Erens Schule ist, kommt an die Seite des Jungen und fragt noch einmal nach dem Sachverhalt. Mittlerweile ist der Unbekannte von Polizisten eingekreist, die sich nun auch für den Mann ersichtlich zeigen. Die bewaffneten Männer und Frauen stehen im Kreis um den Verbrecher, um ihn an einer möglichen Flucht zu hindern und einer der Polizisten forderte ihn mit lauter Stimme auf, das Mädchen gehen zu lassen. Doch daran denkt dieser gar nicht. „Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich? Meint ihr etwa, ich lasse mich so einfach von euch fangen. Ganz sicher nicht!“, ruft er und schießt erneut in die Luft, ehe er die Pistole wieder an den Kopf der jungen Frau anlegt, die verzweifelt schluchzt. Man sieht förmlich, wie die Polizisten sich zusammen reißen müssen und überlegen, was nun zu tun ist. Auch Eren denkt fieberhaft darüber nach, wie sie dem ängstlichen Mädchen helfen können, doch zu einer hilfreichen Idee kommt er nicht. Auf einmal löst sich aus der Menge der Schaulustigen ein Mann heraus, der viel zu dünn gekleidet für diese Jahreszeit herumläuft. Er hat außer einer Lederjacke, deren Ärmel nach hinten gestülpt sind, nur noch ein schwarzes Halstuch um, das ihn vor der Kälte schützen soll. Da die Jacke offen ist, leuchtet das weiße T-Shirt darunter fast schon so hell, wie der Schnee unter seinen schwarzen Stiefeln. Auch die dunkelgraue Jeans scheint nicht gerade warm zu halten, doch das stört den Fremden anscheinend nicht. Seine schwarzen Haare wippen mit jedem Schritt ein wenig mit und sein Gesicht ist ausdruckslos. Noch nie hat Eren einen Menschen gesehen, der ihn auf den ersten Blick so fasziniert hat. Irgendetwas strahlt dieser Fremde aus, was Erens Herz zum schlagen bringt. Er ist anders, als alle, denen er bis jetzt begegnet ist. Gebannt von seinem Auftreten verfolgt der Junge mit seinen türkisen Augen jeden Schritt, den der Mann macht. Dieser bewegt sich einfach auf den Maskierten zu, der noch immer die junge Frau gefangen hält. Die Rufe des Polizeichefs, dass er sofort da weggehen soll, ignoriert der Mann mit dem Undercut einfach. Schnurstracks geht er auf den Verbrecher zu, der anfängt, wild mit seiner Waffe herumzufuchteln und nervös geworden herum schreit: „Stopp! Bleib stehen! Ich werde schießen, wenn du noch einen Schritt näher kommst! Verschwinde!“ Doch das scheint den Fremden nicht im Geringsten zu imponieren. Er bleibt trotz der Warnungen nicht stehen und als er direkt vor dem maskierten Räuber ist, richtet dieser seine Waffe auf die Brust des Schwarzhaarigen und drückt ab. Mit vor Schock geweiteten Augen beobachtet Eren das Geschehen. Durch den Schneefall sieht er zuerst nicht, was genau nun passiert ist. Er hat nur einen Schuss gehört. Die ganze Welt scheint den Atem anzuhalten, als sich der Schneeschauer ein wenig lichtet und den Blick erneut auf die beiden Männer preis gibt. Der Junge schnappt beeindruckt nach Luft. Der kleinere Mann schaut derweil mit kühlem Blick auf den maskierten Räuber, der regungslos auf dem Boden liegt. Seine Pistole hat der Schwarzhaarige ihm abgenommen. Eren ist vorerst vollkommen perplex. Er hat nur eine Sekunde lang seinen Blick abgewandt und in dieser kurzen Zeit hat der Mann mit den stahlgrauen Augen, den Anderen zu Fall gebracht und ihm zeitgleich die Waffe abgenommen. Die Polizisten stehen wie erstarrt auf ihren Positionen und wagen es nicht, sich zu bewegen, als nach einer Minute endlich wieder Leben in den befehlshabenden Polizeichef kommt. Der recht bullige Mann geht mit erhobener Waffe auf den Fremden zu und will schon etwas sagen, jedoch wird er von der tiefen Stimme des Mannes daran gehindert. Der besieht sich die eben ergatterte Waffe eindringlich und wirft sie anschließend vor die Füße des Polizeichefs. „Tss, nachgemachter Scheiß“, kommt es von dem leicht bekleideten Mann der sich schon uninteressiert wieder abgewandt hat und gerade gehen will. „Aber, halt, warte einmal! Du kannst doch jetzt nicht einfach weg gehen! Wir brauchen noch deine Personalien und, und was ist da gerade passiert?“ Der Polizist versucht den Schwarzhaarigen mit diesen Worten zurückzuhalten, doch dieser zückt nur im Gehen seine Brieftasche und hält dem bulligen Mann, welcher ihm immer noch nachläuft, diese unter die Nase. „Levi Ackermann“, sagt er monoton und sein Gegenüber bleibt wie angewachsen stehen. „Aber, das, das ist unmöglich. Levi Ackermann?“ Doch auch diese Worte ignoriert der kleinere Mann und geht seiner Wege. Keiner stellt sich ihm mehr in den Weg. Es scheint, als wäre er recht bekannt unter den Beamten, die ihm alle wie gebannt hinterherschauen. Eren selbst versteht nicht wirklich, was gerade passiert ist und so nutzt er seine Chance und fragt, nachdem der Räuber festgenommen und die Schusswaffe sichergestellt wurde, seinen Lehrer, der zeitgleich Polizist ist: „Wer ist dieser Levi und was hat es mit ihm auf sich?“ „Du weißt nicht, wer Levi Ackermann ist? Was bringt man euch in der Theorie heutzutage eigentlich noch bei?“ Ein Augenrollen folgt und der groß gewachsene Mann sieht sich kurz um. Gleich darauf steuert er ein kleines Café an und zieht den verwunderten Eren mit sich. „Das ist eine längere Geschichte und da wir im Moment sowieso nur im Weg stehen würden, kann ich sie dir genauso gut im Warmen erzählen.“ Nachdem Beide etwas bestellt haben, kann der Jüngere es kaum mehr erwarten. Er ist so neugierig auf die Geschichte, die er nun zu hören bekommen wird. Doch der Polizist nimmt erst einmal einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse, bevor er beginnt: „Wo fange ich am Besten an? Also, die Herkunft und die Verhältnisse, in denen Levi war, bevor er zur Polizei kam, sind ungewiss. Es ranken sich unendliche Spekulationen darum, doch genau wissen das nur zwei Personen. Levi selbst und sein Chef. Oberkommissar Erwin Smith.“ „Sekunde, ist Erwin nicht der Gründer der FDF?“, fragt Eren interessiert nach. „Richtig, was weißt du darüber?“ „Die FDF, ausgesprochen ‚Flügel der Freiheit‘ ist eine Spezialeinheit, die sich um besonders gefährliche Einsätze kümmern, die mit Waffen, Terrorismus, oder der Mafia zu tun haben. Man kann sich nicht für diese Einheit bewerben, man wird von Erwin Smith persönlich ausgewählt. In seltenen Fällen schon bei der Abschlussprüfung, meistens aber durch besondere Verdienste im Raum der Arbeit als Polizist. Jedes Jahr werden nur zwei neue Rekruten aufgenommen und zu diesem Zweck besonders ausgebildet“, antwortet der Junge und ist stolz darauf, einmal im Unterricht gut aufgepasst zu haben. „Das alles stimmt natürlich, doch Smith ist nur im Innendienst zuständig. Er plant die Einsätze und vertritt die FDF in der Gesellschaft und im Polizeipräsidium. Der eigentliche Anführer der Einheit trägt den Namen Levi Ackermann. Nur gibt es bis jetzt kaum einen Polizisten, der weiß, wie genau er aussieht. Es gibt viele verschiedene Vorstellungen seiner Erscheinung, meistens recht groß und mit Muskeln überhäuft, doch in der Öffentlichkeit zeigt er sich nie. Levi lässt Erwin mit der Presse reden und den Ruhm, oder die Kritik ernten. Er war auch nie auf einer Polizeischule. Es gibt eine Sache, von der ich ganz genau weiß, dass sie stimmt. Bevor Erwin ihn zu sich geholt hat, war Levi ein berüchtigter Waffenhändler und hat mit fast jeder bekannten, illegalen Organisation zusammengearbeitet. Wie er zu dieser Position kam, kann ich dir leider nicht sagen. Gerüchten zufolge soll Erwin ihn beobachtet und anschließend vor die Wahl gestellt haben. Entweder er und seine Kollegen kommen wegen seiner Verbrechen lebenslänglich ins Gefängnis, oder er stellt seine unglaublichen Kampffähigkeiten und seine Waffenkenntnisse in den Dienst des Staates. Von diesem Moment an, gilt Levi als Erwins Geheimwaffe.“ Es stellt sich heraus, dass Eren nicht mehr von seinem Lehrer erfahren wird, da dieser selbst nicht mehr über Levi Ackermann weiß. Das Gespräch dauert nur noch kurz an und der Junge beschließt, anschließend zu seine Wohnung zurück zu kehren. Den gesamten Weg über hängen seine Gedanken an dem kleinen, kühlen Mann, mit der mächtigen Aura. Diesen Eindruck hat Levi bei ihm hinterlassen. Ganz gefangen von seiner Vorstellung, bemerkt er fast zu spät, dass er schon in seinem Viertel angekommen ist. Schnell geht er die wenigen Treppen im Treppenhaus hinauf, zu der kleinen, modern eingerichteten Wohnung, die Eren mit Armin und Mikasa zusammen, bewohnt. Kaum hat er den Schlüssel im Schloss umgedreht, stürmt seine Schwester auch schon heraus. Mit einem „Eren, wo warst du bitte die ganze Zeit!“, erdrückt sie ihn fast und es scheint, als wolle sie ihn gar nicht mehr los lassen. Natürlich erzählt ihr Bruder von seiner spektakulären Begegnung und obwohl Mikasa nich unbedingt beeindruckt scheint, macht er sich in den kommenden Tagen auf eigene Faust nochmals über die „Flügel der Freiheit“ schlau. Mit jedem Artikel, den er liest, ist er mehr begeistert. Besonders, da ihm das Bild von Levi nicht mehr aus dem Kopf geht. Nachdem er so gut wie alle öffentlich zugänglichen Daten gesehen hat, hat Eren einen Plan. Endlich weiß er, was er nach der Polizeischule machen will und er ist unglaublich froh darüber. Der Junge will es unbedingt schaffen. Mit mutigem Blick schaut Eren abends in den Himmel und flüstert in den aufkommenden Wind: „Es dauert nicht mehr lange, Levi Ackermann und wir werden uns wiedersehen. Ich werde es schaffen, ich werde von den FDF ausgewählt werden und an deiner Seite für die Gerechtigkeit kämpfen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)