Never-Ending-Gravitation *remastered* von Gralsfeuer ================================================================================ Kapitel 4: Ein Wochenendbesuch, ein Kuss und späte Einsichten ------------------------------------------------------------- Kapitel 4 – Ein Wochenendbesuch, ein Kuss und späte Einsichten   „Ryuichi...was - was tust du hier?“ Immer noch verwirrt musterte Shuichi sein Gegenüber und bemerkt die leichte Traurigkeit im Blick seines alten Freundes. Freunde, ja das waren sie geworden, eigentlich kaum zu glauben. Er, Shuichi Shindou, war damals noch mit seiner Band Bad Luck der kleine Newcomer und er, Ryuichi Sakuma, als Sänger der Band Nittle Grasper berühmt, verehrt und sein eigenes großes Vorbild. Ryuichi war immer da gewesen wenn Shuichi an sich selbst zweifelte und doch hatte er auch diesen Freund mit seinem plötzlichen verschwinden bestimmt vor den Kopf geschlagen. Warum war er dann aber hier? „Glaubst du wirklich du könntest einfach so verschwinden, ganz als hättest du nie existiert?“ Die Gegenfrage Ryuichis riss Shuichi wieder aus seinen Gedanken. „Was?“ Überrascht blinzelte er kurz. „Schau Kugamoro, wir haben ihn gefunden. Endlich haben wir ihn wieder gefunden. Sag hallo zu Kugamoro, Shuichi!“ Unbewusst verdrehte Shuichi die Augen. Da war sie wieder diese unheimlich Verwandlung, denn vor ihm stand nun Ryuichis kindliches ich und hielt ihm mit ausgestreckten Armen seinen Stoffhasen unter die Nase. Seine großen Kulleraugen strahlten in kindlicher Begeisterung, als hätten sie nur Verstecken gespielt. „Verdammt, Ryuichi, lass den Quatsch!“ Seine Stimme war härter als beabsichtigt. Shuichi war einfach nur verwirrt und schon im nächsten Moment taten ihm seine Worte leid, denn die großen Kulleraugen des kindlichen Ryuichi füllten sich langsam mit Tränen. Shuichi konnte sich denken was nun kommen würde. Sie hatten eine ähnliche Situation schon einmal und danach durfte er den kleinen Sänger lange verfolgen. „Es tut mir leid Ryu...“ „Warum ist er nur so gemein zu uns Kugamoro? So habe ich Shuichi gar nicht mehr lieb!“ Mit diesen Worten hatte Ryuichi auch schon auf dem Absatz kehrt gemacht und war aus dem Raum gestürzt. Warum konnte man auch nicht ein einziges Mal mit Ryuichi vernünftig reden? Shuichi hasste diese zwei Gesichter von ihm. Nur ganz kurz flammte die Erinnerung ihres ersten Fernsehauftritts wieder auf. Wie begeistert hatte er dem kindlichen Ryuichi auf der Bühne noch zu gewunken und wie geschockt war er als mit einsetzen der Musik plötzlich ein ganz anderer Ryuichi Sakuma vor ihm stand. Plötzlich war er Profi, einer der größten Sänger mit einem unglaublichen Charisma. In diesem Moment war er für Shuichi unüberwindbar und diese Erkenntnis ließ ihn unter Tränen zusammenbrechen. Benommen schüttelte er diese Erinnerung ab. Diese Zeit war vorbei und so etwas würde auch nie wieder geschehen. Seufzend machte sich Shuichi auf den Weg seinen kleinen Freund zu suchen. Das würde eine lange Nacht werden.   „Was soll das heißen sie können keine Namen weitergeben? Ich will doch nur ein klares JA oder NEIN, ist der Sänger der Band *Death and Rebirth* ein gewisser Shindou Shuichi? Das kann doch wohl nicht so schwer sein oder?“ Yuki Eiri war langsam am Ende seines Geduldfadens angelangt. Was bilden die sich bei diesem Regionalsender eigentlich ein? „Es tut mir leid, ich darf keine Namen weitergeben...“ Da war wieder dieser Satz. „Ich will doch gar keinen Namen, verdammt wollen sie mich auf den Arm nehmen? Verbinden sie mich dann wenigstens mit dem Moderator der Sendung, das dürfen sie ja wohl oder?“ Ungeduldig trommelten Yukis Finger auf dem Lenkrad seines Autos. Seine Nerven waren aufs äußerste gespannt. Noch so ein dummer Spruch und er würde wirklich explodieren. „Sakiro Sumagari. Ich freue mich sie mal am Telefon zu haben Yuki Eiri, sagen sie jetzt nicht sie wollen unserem Sender doch noch ein Interview geben?“ „NEIN!“ Sakiro war sofort auf der Hut, hatte er vielleicht etwas verbrochen? Yuki Eiri, das wusste er ja bereits, galt so oder so als unnahbar und leicht reizbar, aber eigentlich hatte er mit ihm noch nie etwas direkt zu tun gehabt. „Was kann ich dann für sie tun?“ Yuki seufzte entnervt, also noch einmal alles von vorn. „Sumagari, sie könnten mir eine ganz einfache Frage beantworten und kommen sie mir ja nicht mit dem Satz: Ich darf keine Namen weitergeben, denn den habe ich gerade bei der Dame am Empfang schon zu oft gehört!“ Yuki holte Luft und zwang sich innerlich zur Ruhe. Wehe dieser Mensch würde jetzt auch wieder so etwas sagen. „Ich will eigentlich nur wissen ob der Sänger der Band *Death and Rebirth* ein gewisser Shindou Shuichi ist. Einfach nur ein JA oder ein NEIN. Ich will keine Namen!“ Stille entstand, denn Sakiro überlegte Fieberhaft am anderen was er ihm jetzt antworten sollte. Er durfte ja laut Vereinbarung keine Namen weitergeben, aber Yuki Eiri fragte ihn ja nur nach einem Shuichi und nicht nach Takashi. „Eigentlich darf ich keine weiteren Informationen weitergeben...“ Ein verächtliches Schnauben ertönte am anderen Ende der Leitung. „...aber Nein, der Sänger heißt nicht Shindou Shuichi.....Moment mal.... Shindou Shuichi, das war doch der Sänger dieser phantastischen Newcomerband...wie hieß sie gleich, Bad Luck?“ *Klack* Yuki hatte einfach aufgelegt bevor er noch weitere nervige Fragen beantworten musste. Außerdem ging es diesen Sumagari ja auch überhaupt nichts an. Trotzdem glaubte er diesem Moderator kein Wort, die Stimme war ihm einfach zu vertraut. Auch der Text, mal abgesehen das er wahnsinnig schlecht war, so konnte er auf Shuichis Gemütszustand entstanden sein. Yuki wusste das Shuichi viel über seine Gefühle geschrieben hatte. Der einzige der etwas mehr erfahren könnte war jetzt K also suchte der blonde Schriftsteller dessen Nummer aus dem Telefonbuch seines Handys und trommelte während des Läutens wieder mit den Fingern auf das Lenkrad. „Haben sie etwas neues, Yuki?“ Etwas verdutzt über die Begrüßung blieb er einen kurzen Moment still. „Nicht direkt, aber vielleicht habe ich eine interessante Spur! Hier im Regionalradio von Kioto haben sie grad ein Lied gespielt.“ Yuki machte eine kurze Pause. „Das haben Radiosender so an sich!“ Der nächste dumme Spruch. Yuki verdrehte wieder einmal die Augen. „Lassen sie die Scherze und hören sie mir zu. Die Gruppe hieß *Death and Rebirth* und die Stimme des Sängers, sowie der Text des Liedes kamen mir verdächtig bekannt vor. Der Radiosender gibt keine Informationen über die Band weiter, angeblich darf er das nicht, aber laut dem Moderator heißt der Sänger nicht Shuichi. Die Musik ist zwar eigentlich nicht seine Richtung, aber die Stimme und der Text passen zu ihm!“ Am anderen Ende der Leitung blieb es für einige Minuten still. „Death and Rebirth, Tod und Wiedergeburt. Sogar der Name der Band könnte zu Shuichi passen. Alles klar Yuki, ich werde sehen was ich heraus bekomme und melde mich bei ihnen!“ Wieder beendete Yuki das Gespräch ohne eine Verabschiedung, saß nun still in seinem Wagen und starrte nachdenklich vor sich hin. Der kleine Bengel musste doch irgendwo zu finden sein, niemand kann ganz verschwinden. Es schien ja fast so als hätte nie ein Shindou Shuichi existiert. Wut wallte wieder einmal in dem großen Blonden auf. Er war wütend auf Shuichi und das nur weil er immer noch seine Gedanken beherrschte. Warum konnte er diese kleine Nervensäge nicht einfach vergessen. Er hatte ihn doch immer loswerden wollen, warum suchte er ihn dann jetzt? Seufzend starte er seinen Wagen und machte sich wieder auf den Weg zu seiner „geliebten“ Familie. Er war so oder so schon spät dran und Yuki konnte sich die Stichelei seines Vaters schon wieder gut vorstellen. Wie er das hasste!   Shuichi hatte sich bereits quer durch die Bar gefragt bevor er endlich jemanden fand der gesehen hatte wohin Ryuichi Sakuma verschwunden war. „Meinst du den heulenden Bengel mit dem Stoffhasen?“ Bengel? Shuichis Augenbrauen zogen sich missbilligend zusammen, doch er schluckte eine scharfe Antwort herunter. „Ja!“ Der Mann ihm gegenüber deutete mit seiner Hand in Richtung Ausgang. „Der ist raus gerannt.“ „Raus?“ Ein kurzes Nicken kam noch einmal zur Bestätigung. „Oh verdammt!“ Shuichi sputete sich seinem alten Freund zu folgen. Wohin konnte Ryuichi nur gegangen sein? Er stand unschlüssig auf dem Gehweg und betrachtete suchend die nähere Umgebung. Sein Blick blieb an dem jetzt nur noch spärlich beleuchteten Park auf der anderen Straßenseite hängen. Saß dort hinten nicht jemand im schwachen Licht einer Laterne? Langsam überquerte Shuichi die Straße, betrat den Park und näherte sich zaghaft dem dunklen Umriss. Als er dichter herankam stellte er erleichtert fest das es wirklich Ryuichi war der dort mit angezogenen Beinen und gesenktem Kopf saß. „Ryu, ich...es tut mir leid! Ich wollte dich nicht...“ „Was ist nur mit dir geschehen Shu? Was ist passiert das du einfach verschwindest, dich auflöst als hättest du nie existiert?“ Ryuichis sprach mit ihm ohne den Kopf zu heben. Was sollte er ihm sagen? Die Wahrheit? Eine Lüge? Shuichi wollte doch lieber alles vergessen, doch wie sollte er das, jetzt wo Ryuichi hier vor ihm saß? Er schwieg. „Shuichi?“ Der Angesprochene hob den Blick von seinen Füßen und blickte in Ryuichis traurige Augen. „Shuichi, sag was haben wir dir getan das du uns einfach so, ohne eine Erklärung stehen lässt?“ Shuichi seufzte leise und setzte sich endlich neben seinen alten Freund. „Es ist viel geschehen Ryu, ich bin nicht mehr so wie ich damals war. Dieser Mensch existiert nicht mehr!“ Ryuichi nickte und wieder entstand ein bedrückendes Schweigen zwischen den Beiden. „Ich habe deine Veränderung sofort bemerkt als ich dich auf der Bühne sah. Nicht deine äußerliche Veränderung, aber deine Augen. Du singst zwar immer noch mit dem Herzen, aber anders, da ist keine Freude, kein Glück mehr in deinem Gesang. Shu, was ist passiert? Wer hat das getan?“ Ryuichi erhielt als Antwort nur ein verächtliches Schnauben. Wieder schweigen. Ist es denn noch wichtig wer das getan hat oder was geschehen ist? Die Zeit kannst auch du nicht zurück drehen. Shuichi Shindou existiert jetzt eben nicht mehr.“ Ryuichi musterte seinen ehemals so lebenslustigen Freund von der Seite. „Es war Yuki Eiri, oder?“ Shuichi zuckte erschrocken zusammen, erwiderte jedoch nichts. Dieses Gespräch wurde immer unangenehmer, er wollte nicht darüber reden, nie wieder. „Ist doch egal.“ Abrupt stand er auf und drehte dem erschrockenen Ryuichi den Rücken zu. „Shu, es tut mir leid. Entschuldige bitte!“ Mit hängenden Schultern stand Shuichi eine Weile schweigend einfach nur da. „Ist schon gut Ryu, aber was tust du hier? Warum hast du mich gesucht und vor allem wie hast du mich gefunden?“ Ein leises Lachen veranlasste Shuichi sich wieder zu seinem Freund umzudrehen. „Du wirst es nicht glauben, aber es war wirklich ein absoluter Zufall.“ Überrascht betrachtete Shuichi sein gegenüber. „Also hast du mich gar nicht gesucht?“ Jetzt lächelte ihn Ryuichi traurig an. „Doch, aber es war ein Zufall das ich dich gefunden habe. Eigentlich war es nur durch das Lied im Radio!“ „Wie...wieso hast du es gehört? Das war doch nur ein Lokalsender aus Kioto.“ Jetzt war Shuichi völlig verwirrt und langsam machte sich eine gewisse Panik in ihm breit. Was wenn auch K auf dieses Lied stoßen würde? Benommen schüttelte er den Kopf. Nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Seine erschreckenden Gedanken wurden wieder unterbrochen als Ryuichi fortfuhr. „Du hast schon recht, das Lied lief nur in Kioto und es war wie gesagt ein absoluter Zufall dass ich es gehört habe. Wir hatten gestern dort ein Konzert. Daher waren wir in Kioto!“ Shuichi erinnerte sich darüber etwas gelesen zu haben. Eigentlich sollte er mit seinen Freunden auch zu diesem Nittle Grasper Konzert, doch er hatte sich strikt geweigert. „Die anderen waren auch schon früher abgereist, aber da wir ein paar Tage keinen Auftritt hatten blieb ich noch in der Stadt um mich ein bisschen zu entspannen.“ Ryuichi schmunzelte immer mehr über Shuichis überraschtes Gesicht. „Als ich dann am Mittwoch in der Lobby des Hotels stand hörte ich dieses Lied. Deine Stimme würde ich immer wieder erkennen, also habe ich den Moderator der Sendung bearbeitet. Der war so überrumpelt als er plötzlich Sakuma Ryuichi am Telefon hatte, dass er gar nicht mehr darauf achtete was er erzählte. So erfuhr ich das ihr heute Abend in dieser Bar auftreten würdet und so bin ich hierher gekommen.“ Also hatte sich Sakiro doch verplappert. Na prima, was er wohl noch alles verraten hatte und vor allem wem? „Aber warum bist du hier?“ Ein kurzes Schnauben. „Glaubst du wirklich ich akzeptiere dass du einfach so verschwindest? Du bist derjenige den ich am meisten bewundert habe. Deine Energie, dein Ehrgeiz und vor allem dein Herz. Du warst immer offen, warst nie irgendwie neidisch auf andere. Shuichi glaub mir, nicht ich war dein großes Vorbild sondern du meins. Du warst so wie ich gerne gewesen wäre und außerdem: Du warst, bist und wirst immer mein Freund bleiben!“ Jetzt konnte er Ryuichi wirklich nur noch mit großen Augen ansehen. Alles hatte er erwartet, aber das nicht. So saßen sie noch einige Minuten schweigend nebeneinander, bis sich Shuichi doch langsam fröstelnd über die Arme fuhr. „Bleibst du noch hier oder musst du wieder zurück?“ Ein leises Seufzen war zu hören. „Ich muss am Montag wieder in Tokio sein.“ „Dann bleib doch über das Wochenende hier!“ Shuichi zuckte unmerklich zusammen. Warum hatte er Ryuichi das jetzt vorgeschlagen? Er wollte doch seine Vergangenheit hinter sich lassen und jetzt lud er ein großes Stück davon ein über das Wochenende hier in Osaka zu bleiben? „Meinst du das wäre eine gute Idee?“ Ertappt sah Shuichi auf und seinem Freund direkt in die Augen. Ryuichi konnte doch nichts für das Geschehene in seiner Vergangenheit und immerhin war er sein Freund. Steif setzte er ein kleines Lächeln auf. „Na klar, los komm.“ Ohne auf einen weiteren Einwand zu warten zog er Ryuichi hinter sich her, zurück ins Maxime, zurück zu seinen Bandkollegen, die sie schon neugierig erwarteten.   „Sag mal woher kennst du Sakuma Ryuichi?“ Tenshi war noch nie zurückhalten gewesen und so bombardierte er Shuichi auch jetzt gleich mit Fragen. „Shu ist ein ganz alter Freund von mir!“ „Shu?“ Ryuichi holte erschrocken Luft. Er hatte Shuichi doch nur helfen wollen und sich prompt verplappert. Der Rippenstoß von seinem Freund kam jetzt auch zu spät. „Naja,“ mischte sich Shuichi nun ein,„mein zweiter lautet Shuiro, aber wehe ihr lacht jetzt!“ Die beiden Freunde grinsten nur verstohlen und auch Ryuichi atmete erleichtert auf. „Grad noch mal die Kurve gekriegt.“ Zischte Shuichi seinem Freund zu, welcher ihm nur einen entschuldigenden Blick schenkte. Nachdem sich endlich die erste Aufregung über den berühmten Besuch gelegt hatte und alle Sachen gepackt waren konnten sie endlich gemeinsam die Bar verlassen. Es war schon weit nach Mitternacht als Subaro die beiden Freunde vor Shuichis Haus absetzte und sie sich verabschiedeten. „Denk morgen an die Probe Taki!“ Shuichi nickte kurz und schon fuhr der Wagen wieder weiter. „Komm schon Ryu, langsam ist mir echt kalt!“ Verwundert betrachtete der Angesprochene das Haus. „Hier wohnst du?“ Die überraschte Stimme seines Freundes ließ Shuichi mitten in der Bewegung verharren. „Ja, dieses Haus gehörte meinen Großeltern. Mein Opa hat es mir vermacht, aber nun komm endlich.“ Ungeduldig öffnete er die Tür und wartete das Ryuichi endlich eintreten würde. „Es ist so schön ruhig hier!“ Shuichi lachte kurz auf. „Naja Ryu, das liegt vielleicht daran das das hier nicht Tokio ist?“ Er schob den Nittle Grasper Sänger energisch ins Haus und schloss endlich die Tür. Doch als er sich wieder zu Ryuichi umdrehte um ihn zu fragen ob er Durst oder Hunger hätte war dieser schon mit Kugamoro im Arm auf Erkundungstour durch das Haus. Ein Lächeln machte sich auf Shuichis Gesicht breit, als er seine Sachen in eine Ecke stellte, in der Küche etwas zu Trinken holte und den kleinen Innenhof betrat. Ryuichi saß auf der Stufe der Veranda und ließ seinen Blick über die kleine grüne Oase wandern. „Das ist ja phantastisch hier.“ Seine Stimme war nur ein Hauch. In Shuichi breitete sich langsam ein warmes Gefühl aus. Es war doch die richtige Entscheidung gewesen Ryuichi über das Wochenende einzuladen. Es war schön wieder einen richtigen Freund um sich zu haben. „Hier!“ Shuichi hielt ihm ein Glas hin und als Ryuichi aufsah erkannte er zu seiner Zufriedenheit wieder einen kleinen Funken Lebensfreude in den Augen seines Freundes. Eine Weile saßen sie wieder schweigend nebeneinander, jeder in seinen Gedanken gefangen. „Ich bin echt froh dass ich dich gefunden habe.“ Shuichi schreckte zusammen als Ryuichis Stimme das Schweigen wieder brach. „Wirst du es den anderen erzählen? Ich meine das du mich gefunden hast?“ Die Angst K könnte erfahren wo er wäre hatte ihn die ganze Zeit über noch nicht losgelassen. Das wäre wirklich das Schlimmste was passieren könnte, denn Shuichi war sich sicher das K ihn mit allen Mitteln wieder zurück nach Tokio, zurück in sein altes Leben schleifen würde. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinunter. „Na klar werde ich das!“ Shuichi riss erschrocken die Augen auf. „Sag mal was denkst du eigentlich von mir? Natürlich werde ich es keinem erzählen! Es wusste ja auch niemand das ich überhaupt nach dir suche und außerdem, solange niemand weiß wo du steckst, solange brauche ich dich auch mit niemandem teilen.“ Ryuichi hatte es wieder einmal geschafft seine Gefühle Achterbahn fahren zu lasen. Zum einen schämte sich Shuichi das er ihm zutraute ihn zu verraten auf der anderen Seite war er sich jetzt nicht so sicher was sein Freund mit seiner letzten Aussage meinte. Verwirrt musterte der kleine schwarzhaarige Sänger Ryuichi mit einem verwirrten Blick. Das kindliche Ego Ryuichis war verschwunden, vor ihm saß wieder der Nittle Grasper Sänger mit dieser wahnsinnigen Ausstrahlung und lächelte ihn in einer Art und Weise an, die Shuichi leicht erröten ließ. Mit diesem Lächeln könnte er wirklich jedem gefährlich werden. Erschrocken über seine eigenen Gedanken löste Shuichi letztendlich den Blickkontakt und ließ seinen Blick lieber über den Innenhof streifen in der Hoffnung der andere würde seine Unsicherheit nicht bemerken. „Weißt du eigentlich, das du zum anbeißen aussiehst wenn du Rot wirst?“ Ein warmer Atem streifte sein Ohr und jagte Shuichi wieder einen Schauer über den Rücken. Als er erschrocken den Kopf drehte stieß seine Nasenspitze gegen Ryuichis. Warum war er auf einmal so nah? Shuichi sprang auf und brachte sich somit auf Distanz zu ihm. Da war schon wieder dieses Lächeln. Machte er sich nur über ihn lustig? „Wir sollten schlafen gehen, der Abend war schon lang genug! Komm ich zeige dir das Gästezimmer.“ Ohne sich umzudrehen ging er bis zur Tür und wartete dann geduldig bis er Ryuichis Schritte hinter sich hörte. Er ging voran bis zum Gästezimmer des Hauses und schob die Tür auf. „Es ist nicht das Ritz, aber ich hoffe du fühlst dich trotzdem wohl.“ Shuichi trat zurück und senkte den Blick. Er konnte Ryuichi jetzt nicht in die Augen sehen, dafür war er viel zu verwirrt. Eigentlich wollte er nur noch weg, wollte alleine sein, doch als er sich umdrehte um zu gehen wurde er auf einmal von starken Händen gepackt und gegen die Wand des Flurs gedrückt. Shuichi sah nicht auf, aber weg konnte er auch nicht. Ryuichis Hände hielten ihn regelrecht an die Wand genagelt und sein Körper dicht vor seinem versperrte die Flucht nach vorn. „Shuichi, sie mich an verdammt!“ Er sah auf, erkannte das ärgerliche Funkeln in dem Gesicht vor sich. So hatte er noch nie mit ihm gesprochen. „Sag mir was wünscht du dir? Hast du nicht einen Wunsch für die Zukunft?“ Schoss es Shuichi spontan durch den Kopf. Sein Gesicht verdunkelte sich wieder und auch der kleine Funke Lebensmut verschwand erneut aus seinen Augen. „Nein, nichts!“ Seine Stimme war nur ein Flüstern kaum hörbar, denn diese beiden Wörter kosteten ihn eine Menge Kraft. „Ich habe einen Wunsch, ich wünsche mir dass du wieder lachst und dafür werde ich sorgen.“ Shuichi hatte den Blick wieder auf den Boden gerichtet. So ließ Ryuichi einen Arm von ihm los und packte mit der freien Hand unter sein Kinn und zwang ihn aufzuschauen. Er zwang Shuichi ihm in die Augen zu schauen, als sich sein Gesicht immer weiter näherte. Shuichis Augen wurden groß, er würde doch nicht...Ryuichis Kuss ließ ihn seinen Gedanken nicht zuende denken. Shuichi versteifte sich, war hin und her gerissen. Was sollte er tun? Ihn abwehren? Das wäre die vernünftigste Entscheidung. Ryu war doch sein Freund da sollte so etwas nicht geschehen und doch breitete sich genau in diesem Moment ein wunderbares Gefühl von Wärme in Shuichi aus. Dem kleinen Sänger wurde klar dass er so einsam gewesen war. Er hatte sich nach Wärme gesehnt und doch war die hier nicht richtig – nicht ganz zumindest!  Doch für diesen einen Moment war es Shuichi egal. Er schloss die Augen, ließ es geschehen. Bevor er jedoch anfangen konnte diesen Kuss und die Wärme zu genießen zog sich Ryuichi von ihm zurück und gab den Kleineren frei. „Gute Nacht Shu!“ Mit diesen Worten war er im Zimmer verschwunden und hatte die Tür geschlossen. Zurück blieb ein völlig verwirrter Shuichi, der nach einigen Minuten langsam in sein Schlafzimmer ging. Warum hatte Ryuichi das getan? Sie waren doch Freunde, oder war da mehr? Shuichis Gedanken drehten sich im Kreis. Irgendwann gegen Morgen übermannte ihn schließlich doch noch der Schlaf.   Shuichi träumte. Er sah sich wieder in Tokio, in Yukis Wohnung. *“Ich sollte dann besser gehen!“ „Du versprichst immer Dinge die du selbst nicht einhalten willst! Wenn du gehen willst dann geh, aber dann komm auch nicht ewig wieder zurück gekrochen. Verschwinde und bleib endlich weg!“ Yukis Stimme war so kalt, ohne jegliches Gefühl wie ein Eisblock. Er hatte ihn damals noch nicht einmal angesehen, noch nicht einmal das war er wert. Genau in diesem Moment wurde es Shuichi erst richtig bewusst. Yuki hatte ihn nur benutzt. Er war nur ein Spielzeug, das wenn man Langeweile hatte aus einer Kiste gekramt wird und wenn man ihm überdrüssig wird wieder in der Dunkelheit des Vergessens verschwindet. In eben diesem Moment zerbrach etwas in Shuichi, sein Blick wurde trübe und er spürte wie sich wieder Tränen ihren Weg bahnen wollten, doch dieses Mal würde er sie ihm nicht zeigen. Nie wieder würde er wegen ihm weinen. Das leise „leb wohl“ hatte Yuki gar nicht mehr gehört, denn er war bereits wieder in seine Arbeit vertieft gewesen. Leise hatte sich Shuichi aus dem Zimmer geschlichen, einige Sachen gepackt und hatte zum letzten Mal die Wohnungstür hinter sich zugezogen. Der Schlüssel für diese Tür lag auf dem Wohnzimmertisch, er brauchte ihn jetzt nicht mehr. Wie war es eigentlich so weit gekommen? Warum hatte er das alles nicht schon viel früher erkannt?*   „YUKIIIIIIII!“ Shuichi schreckte aus seinem Traum auf als ihn jemand vorsichtig an der Schulter berührte. Verwirrt brauchte er einige Sekunden um sich wieder zu orientieren. Es war wirklich nur ein Traum gewesen. „Shu, alles ok mit dir?“ Ryuichi saß neben ihm am Bett und betrachtete seinen Freund besorgt. Shuichi nickte leicht. „Ja schon gut, es ist nichts.“ Ryuichi strich ihm kurz über die Wange und hielt ihm dann den feuchten Finger vor die Augen. „So es ist nichts? Warum weinst du dann und warum hast du geschrieen?“ „Es war nur ein Traum Ryuichi. Nur ein Traum!“ Shuichi wusste nicht was er anderes sagen sollte, doch er erkannte auch das diese Worte seinen Freund nicht gerade beruhigten. Trotzdem nickte Ryuichi, stand auf und schickte sich an das Zimmer zu verlassen. An der Tür drehte er sich noch ein letztes Mal um. „Was ist nur geschehen Shuichi?“ Mit diesen Worten war er verschwunden. Shuichis Körper zitterte. Ihm war so kalt, nicht äußerlich aber sein Herz und seine Seele froren. Wann würden diese Erinnerungen endlich verblassen? Wann würde es endlich aufhören zu schmerzen?   Wieder wanderte Yuki im Gästezimmer seiner Eltern auf und ab. Die Uhr dort an der Wand zeigte bereits 3 Uhr nachts. K hatte ihm am Abend seine Informationen telefonisch mitgeteilt. Dabei handelte es sich bei der Gruppe *Death and Rebirth* um eine Studentengruppe der Universität in Osaka. Sie bestand aus drei Leuten, dem Keyboarder Tenshi, dem Schlagzeuger Subaro und dem Sänger Takashi Seigoru. Also kein Shuichi Shindou, aber diese Stimme. Yuki war sich immer noch sicher das es Shuichis gewesen war. Es passte einfach alles und doch zweifelte Yuki immer wieder daran. So viele Zufälle konnte es doch nicht geben. Wahrscheinlich redete er sich wirklich nur etwas ein. Müde barg Yuki seinen schmerzenden Kopf in den Händen. In seinem Leben funktionierte zurzeit gar nichts mehr. Er hatte häufig Kopfschmerzen, wurde wieder von Albträumen geplagt und schreiben konnte er auch nicht mehr. Er war leer besaß keinen Antrieb mehr. Oft zog er nächtelang durch die verschiedenen Clubs, suchte nach jemanden der ihm etwas Ablenkung verschaffen konnte. Nach jemanden der ihm endlich die Erinnerungen an Shuichi nahm. Doch auch wenn er in jedem Club die Blicke auf sich zog, so fand er niemanden den er hätte bei sich haben wollen. Dem Ganzen setzte der heutige Abend und das Wiedersehen mit Hiro die Krone auf. Hätte er gewusst das Shuichis bester Freund zusammen mit seiner Exverlobten Ayaka auch hier auftauchen würde wäre er nicht erschienen. Hiro zeigte an diesem Abend ganz offen was er von Yuki hielt und schnell war die Spannung zwischen ihm und Hiro kaum noch zu ertragen. Ayaka hatte als Leidtragende versuchte zwischen ihnen zu vermitteln, doch das scheiterte kläglich. Zwischen ihnen gab es nichts zu vermitteln, denn in Hiros Augen war er, Yuki, der Schuldige an allem was geschehen war. Yukis aufgeplatzte Unterlippe war der beste Beweis dafür. Das war ein nettes kleines Abschiedgeschenk von ihm. Jedoch war es noch nicht genug in Hiros Augen der Schuldige zu sein, nein auch sein Vater musste wieder einmal seine Vorhaltungslitanei über seinen missratenen Sohn herunter rattern. Warum hatte er sich bloß auf diese Sache eingelassen? Müde lehnte sich Yuki auf dem Stuhl zurück und schloss die Augen. Er schlief ein, träumte wieder von diesem einen schrecklichen Ereignis in New York, von Yuki und dessen kaltem Blick. Dann wechselte das Bild und er fand sich genau im selben Zimmer wieder doch war es nun zerfallen und leer. Es der Abend an dem Shuichi ihn dort gefunden hatte, doch jetzt hörte er nur seine eigenen Gedanken an jenem Abend.   *Du hast mich also gehasst, aber warum? Ich verstehe es nicht, warum hast du nie etwas gesagt?*   Erneut wechselte das Bild und er saß wieder in seinem Arbeitzimmer. Nicht wieder dieser Abend, nicht wieder diese Augen!   *Dann sollte ich jetzt besser gehen* *Du versprichst immer Dinge die du selbst nicht einhalten willst! Wenn du gehen willst dann geh, aber dann komm auch nicht ewig wieder zurück gekrochen. Verschwinde und bleib endlich weg!*   Warum? Warum musste er in jedem dieser Träume immer wieder die gleichen kalten Worte hören, immer wieder die gleichen leeren Augen sehen?  Damals hatte er so getan als würde er sich wieder in seine Arbeit vertiefen, doch er hatte Shuichis Augen gesehen, hatte genau bemerkt wie etwas in ihm zerbrach, doch er war so genervt, dass er nichts unternehmen wollte. Damals war er fest der Meinung gewesen das Shuichi das schnell vergessen hätte, doch dann war dieser wirklich gegangen. „Shuichi!“ Yuki schreckte auf. Immer wieder diese Albträume. Warum konnten die nicht einfach aufhören. Was hatte Yuki aus seiner Kindheit mit Shuichi zu tun? Dann sah der blonde Schriftsteller zum ersten Mal alles ganz klar. Er war Yuki! Yuki hatte damals sein Leben zerstört, hatte ihn benutzt und verkauft, also nichts anderes als er jetzt mit Shuichi getan hatte. Shuichi musste auch denken er habe ihn nur benutzt wie ein Spielzeug, so wie er es am Anfang ja auch vorhatte, doch dann hatte sich so viel geändert. Er war doch kein Spielzeug mehr für ihn gewesen, aber hatte er es dem Kleinen irgendwann einmal gesagt oder hatte er es ihm wirklich gezeigt? Yuki wischte sich über seine müden Augen. Verdammt, Shuichi dachte wahrscheinlich auch er hätte ihn nur gehasst und benutzt. Was hatte er getan?  Er war nicht besser gewesen als Yuki Kitazawa – gut er hatte die kleine Nervensäge zwar nicht für ein paar lausige Dollar verkauft, aber sonst war er genau so ein, wie sagte seine Schwester immer – gefühlskaltes Arschloch gewesen. „Eiri?“ Yuki horchte auf. Das war doch Mikas leise Stimme an der Tür und richtig ein blonder Kopf lugte vorsichtig durch die Tür. „Darf ich reinkommen?“ Er nickte kurz und richtete seinen Blick dann wieder auf einen imaginären Punkt vor sich. „Weißt du eigentlich wie spät es ist? Was willst du Mika?“ Sie ging langsam auf ihn zu und legte vorsichtig eine Hand auf seine Schulter. Yuki zuckte zusammen, er hasste solche Berührungen. „Du hast eben geschrieen, ich wolle nur nachsehen ob alles in Ordnung ist!“ Er hatte geschrieen? Der Traum! Wer hatte das noch alles gehört? „Es ist alles ok!“ Mikas Hand ließ seine Schulter los und sie setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. Anscheinend wurde er sie so schnell nicht wieder los. „Ist noch etwas?“ „Sag mal Eiri, wie lange willst du eigentlich Thoma noch ignorieren? Lass dir doch von ihm helfen.“ Ein verächtliches Schnauben. „Thoma und helfen! Thoma hilft nur wenn er die Kontrolle über mich zurückbekommen kann. Nein, danke!“ Yukis Stimme senkte sich zu bösen Knurren. „Er hat zuviel zerstört. Mika du weißt selbst wie oft er gegen Shuichi gearbeitet hat.“ Seine Schwester lehnte sich mit einem tiefen Seufzer auf dem Stuhl zurück. „Weil wir alle dachten er ist nicht gut für dich! Vielleicht war das nicht richtig, aber wir wollten nur das Beste für dich!“ „Ihr wolltet nur das Beste für mich? Wenn ich das schon höre, DAS BESTE. Woher verdammt noch mal wolltet ihr wissen, was für mich das Beste ist? Ich bin kein kleines Kind mehr, ich weiß was für mich gut ist und was nicht. Was nehmt ihr euch eigentlich raus zu sagen ihr wisst was für mich das Beste ist?“ Jetzt war Yuki endgültig der Kragen geplatzt. Immer wieder dieser Satz, wie er ihn hasste. Mika hatte sich seine Tirade äußerlich unbeeindruckt angehört. Sie war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. „Eiri, sieh dich doch an? Du bist ein Wrack, nicht in der Lage dein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Bist du dir so sicher das du wirklich weißt was das Beste für dich ist?“ In Yukis Augen blitzte es gefährlich auf als er auf ihre Frage antwortete. „Woran liegt es wohl das es mir nicht gut geht? Immer wieder habe ich mich von euch beeinflussen lassen, immer wieder habt ihr Shuichi verunsichert und ihr habt es ja auch geschafft uns zu trennen. Doch mir ist jetzt klar geworden das ich das gar nicht wollte, ich wollte nicht das er verschwindet, sondern ihr!“ Yuki stockte, holte Luft und versuchte sein aufgebrachtes Inneres wieder in den Griff zu bekommen. „Ihr wollt mir helfen? Dann dreht die Zeit zurück und haltet euch aus meinem Leben raus!“ Ein trockenes Lachen von Mika war die erste Antwort. „Eiri, jetzt hörst du dich selbst schon an wie dieser kleine Traumtänzer Shindou. Komm mal wieder zurück auf den Boden der Tatsachen! Ok, vielleicht haben wir wirklich Fehler gemacht, aber die lassen sich nun einmal nicht beheben, aber wir können dir helfen über dein kleines Spielzeug hinweg zu kommen.“ Hatte er gerade richtig gehört? Nur mit Mühe unterdrückte Yuki die aufwallende Wut. „Jetzt reicht es wirklich Mika! Ich brauche keine Hilfe dabei Shuichi vergessen zu wollen. Ich werde ihn suchen und finden. Ich denke wir sollten dieses Gespräch jetzt beenden, denn es führt zu nichts!“ Mit diesen Worten erhob sich Yuki und öffnete auffordernd die Tür. „Aber, Eiri...“ „Geh, Mika, unser Gespräch macht keinen Sinn!“ Sie gab sich geschlagen und verließ sein Zimmer und ließ ihren Bruder wieder allein mit seinen Gedanken! Yuki schloss die Tür hinter seiner Schwester. Wieder kam eine alte Erinnerung in ihm hoch. Er lag nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus. Mika und Thoma waren die ersten die an seinem Krankenbett auftauchten.   *Hör mal Eiri, es wäre besser wenn du dich von Shindou trennen würdest. Geh nach Amerika oder Europa, da kannst du auch Bücher schreiben.*   Was hatte er damals geantwortet?   *Tja New York wäre nicht schlecht. Was meint ihr? Bis dahin wird er mich wohl nicht verfolgen oder? Jetzt mal im Ernst, es täte mir wirklich gut wenn ich diesen Stressfaktor los wäre!*   Warum hatte er so etwas gesagt? Gemeint hatte er das nicht und er konnte auch nicht ahnen das Shuichi damals vor der Krankenzimmertür gestanden hatte.   *Ich will mich ja nicht in dein Privatleben einmischen, Eiri, aber wenn ich mir so ansehe was aus dir geworden ist, dann würde ich sagen, du solltest da so schnell wie möglich etwas unternehmen.*   Ja damals hatte er ihnen noch geglaubt.   *Du hast ja Recht. Wahrscheinlich ist es wohl das Beste wenn ich mich von ihm trenne!*   Was hatte Shuichi wohl in diesem Augenblick vor der Tür gefühlt? Doch woher sollte er auch ahnen dass dieser kleine Tollpatsch alles hörte? Erst als er an jenem Abend an seinem Bett stand, wurde ihm das wirklich klar. Er hatte geschlafen doch als Shuichi ihn küsste wurde er wach. Trotzdem schlug er damals nicht die Augen auf, irgendwie wusste er dass der Kleine ihm etwas sagen wollte und so lauschte er nur auf das, was da kommen würde.   *Weißt du, ich will nicht das du mich verlässt, aber noch viel weniger will ich das du meinetwegen leidest und deshalb....*   Diese Worte brannten sich tief in Yuki hinein.   *Ich will nicht das du meinetwegen leidest*. *Und deshalb?*   Mit diesen Worten hatte er Shuichi unterbrochen und ihm anscheinend den Mut genommen weiter über seine Gefühle zu reden. Augenblicklich schaltete der Kleine wieder auf albern. Was hatte er ihm damals wohl noch sagen wollen? Hatte er ihn vielleicht nur deshalb unterbrochen weil er nicht hören wollte dass er ihn gehen lässt?   *Vielleicht gehe ich wirklich nach New York!*   Yuki hatte ihm diesen Satz an den Kopf geworfen, weil er hören wollte was Shuichi darauf sagen würde. Würde er wieder wie ein kleines Kind betteln und sich an ihn klammern?   *OK wenn du unbedingt gehen willst, dann kann ich dich nicht aufhalten, aber ich kann ohne dich nicht leben Yuki. Ich meine, ich mag ja anstrengend sein, aber daran wirst du ja nicht gleich sterben oder? Ich aber würde sterben ohne dich.*   Er hatte alles erwartet, aber mit solchen Worten hatte er nicht gerechnet. Zum ersten Mal hörte sich der kleine Kindskopf richtig erwachsen an. Genau dort und zu dieser Zeit hatte er ihm gesagt das sie zusammen sein, aber hatte er sich wirklich auch danach verhalten? Nein, denn genau während ihres ersten gemeinsamen Ausflugs war er einfach verschwunden und hatte Shuichi im Ungewissen zurück gelassen. Yuki seufzte und steckte sich eine Zigarette an. Die ganze Grübelei brachte doch nichts. Er musste ihn einfach finden und mit ihm reden, auch wenn es wahrscheinlich viel zu spät dafür war.   *Du rauchst zu viel!*   Wie oft hatte Shuichi das zu ihm gesagt? Ein schwaches Lächeln umspielte Yukis Mund und ließ sein sonst so starres Gesicht weicher wirken.   Irgendetwas hatte Shuichi geweckt, doch er wollte die Augen einfach nicht öffnen. Er war so müde, als wäre er gerade erst eingeschlafen, aber da war dieser Geruch. Shuichi schnupperte. Frischer Kaffee! Vorsichtig öffnete er ein Auge und erschrak fürchterlich als er Ryuichis fröhlich grinsendes Gesicht vor sich sah. „Guten Morgen Schlafmütze. Los komm steh auf, ich hab uns Frühstück gemacht!“ Er hielt Shuichi einen großen Becher voll dampfendem Kaffee hin und wartete darauf das dieser ihn entgegen nahm. „Du hast was gemacht?“ Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett und starrte immer noch verwundert von dem Kaffee zu seinem Freund. „Frühstück und jetzt beeil dich.“ Mit diesen Worten verschwand Ryuichi pfeifend aus dem Zimmer. Shuichi verstand die Welt nicht mehr, warum tat Ryuichi das alles? Nur weil sie Freunde waren oder war da vielleicht doch mehr? Er erinnerte sich an den gestrigen Abend, ans sein Auftauchen, an das was Ryuichi zu ihm alles gesagt hatte und an den Kuss, der ihn erschreckte, aber auch neugierig machte. Kopfschüttelnd stand Shuichi auf und folgte nach einem Besuch im Bad Ryuichi in die Küche. „Ich wusste gar nicht dass du kochen kannst.“ Frühstück, so etwas hatte es schon lange nicht mehr bei ihm gegeben, aber das was sein Freund da gezaubert hatte roch einfach zu lecker. „Du weißt so einiges nicht über mich!“, lachte Ryu. Shuichis Magen fing an zu knurren, wann hatte er eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Gestern Mittag? Doch bevor er jetzt den ersten Bissen essen konnte klingelte es. Wer zum Teufel konnte um diese Zeit vor der Tür stehen. Unwillig erhob er sich jedoch von seinem Stuhl und öffnete die Tür. „Tenshi, Subaro. Was macht ihr denn hier?“ Subaro wandte sich grinsend an Tenshi. „Das ist doch eine nette Begrüßung und du hattest schon Angst er würde sauer sein! Dir aber auch einen schönen guten Morgen Takashi!“ Mit diesen Worten schob sich Subaro einfach an dem verdutzten Shuichi vorbei und zog Tenshi einfach hinter sich her. Dem Überrumpelten blieb nichts anderes übrig als mit einem gemurmelten „kommt doch rein“ die Tür zu schließen und den fröhlichen Begrüßungsrufen in die Küche zu folgen. Ryuichi hatte bereits zwei weitere Teller auf den Tisch gestellt und seine beiden Freunde ließen es sich nehmen kräftig zuzugreifen. „Nun sagt schon, was macht ihr hier?“ Seufzend hockte sich Shuichi wieder auf seinen Stuhl. „Na ist doch klar, oder? Wenn wir schon einmal so berühmten Besuch hier haben, dann wollen wir ihm doch auch etwas von unserer Stadt zeigen!“ Genau das hatte er befürchtet. Verstohlen lugte er zur Seite um Ryuichis Reaktion zu erkennen. Vielleicht waren ihm die beiden anderen zu aufdringlich, doch es schien als würde seine Sorge ganz unbegründet sein, denn Ryuichi ging freudig auf den Vorschlag ein und ließ Shuichi keine andere Wahl, als sich in sein Schicksal zu ergeben. Sideseeingtour - na prima! Schweigend stocherte er in seinem Frühstück herum, irgendwie war ihm der Appetit vergangen. „Nun komm schon, ein bisschen Ablenkung tut dir auch ganz gut!“ Wieder Ryuichis Stimme ganz nah an seinem Ohr, wieder der warme Atem der ihn kitzelte und einen Schauer über den Rücken jagte. Shuichi seufzte. „Sakuma hast du danach Lust mit uns zu proben? Euer Duett gestern war echt klasse. Sie Stimmen ergänzen sich phantastisch, ganz so als hättet ihr das schon öfters gemacht.“ Ryuichi setzte zu einer Antwort an, wurde jedoch frühzeitig von Shuichi mit einem Fußtritt zur Vorsicht ermahnt. „Klar, aber ob das noch mal so gut klappt ist eine andere Sache. Meist ist das nur ein Zufall.“ Schnell hatten die drei einen Tagesablauf abgesprochen, dem Shuichi nur schweigend zustimmte. So machten sie sich nach dem Frühstück auf den Weg und schlenderten kreuz und quer durch die Stadt. Nach und nach viel Shuichis innere Anspannung ein wenig ab. Ryuichi amüsierte sich wirklich prächtig.   Gegen Mittag saßen sie mit einer Kleinigkeit zu essen im Park und genossen das schöne Wetter. Das Klingeln eines Handys störte die fröhliche Runde. Alle vier griffen gleichzeitig in ihre Taschen und kontrollierten ihr Display, doch es war Ryuichis Handy. Er entfernte sich etwas und nahm das Gespräch an. „Thoma, was gibt es?“ Thoma! Was der wohl wollte? „Nein ich bin noch nicht wieder in Tokio....nein, ich bin noch bei einem Freund!“ Shuichi hörte aufmerksam zu, auch wenn er nur vereinzelte Fetzen des Gespräches auffangen konnte. „Hör zu, Thoma, das ist meine Sache. Ich werde Montag pünktlich im Studio sein, keine Sorge! Ich muss jetzt los....Es ist egal wo ich bin, wir sehen uns Montag!“ Ohne eine weitere Verabschiedung legte er einfach auf und starrte kurz wütend auf sein Handy. So hatte er ihn noch nie mit jemanden reden hören, hatte er Ryuichi überhaupt schon einmal wütend erlebt? Shuichi wandte schnell den Blick ab, er hatte nicht neugierig sein wollen. „Etwas Wichtiges?“ Shuichi konnte sich diese Frage einfach nicht verkneifen, doch Ryuichi schüttelte nur leicht den Kopf. „Thoma übertreibt nur mit seiner schlechten Laune und seinem Kontrollzwang.“ Damit war für Ryuichi das Thema beendet. Langsam wurde es Zeit sich auf dem Weg zur Probe zu machen. Fröhlich ausgelassen marschierten die drei vor Shuichi her, der tief in Gedanken einige Schritte zurück gefallen war. Thoma, wie er diesen Namen hasste. Dieser intrigante Mistkerl, was hatte er damals nicht alles getan um Yuki und ihn auseinander zu bringen. Jetzt war Thoma doch sicher wieder zufrieden, denn er hatte Yuki ja wieder für sich alleine. „Was grübelst du schon wieder?“ Shuichi schreckte ertappt auf. Er hatte gar nicht bemerkt wie Ryuichi sich hatte auch zurückfallen lassen und nun neben ihm ging. „Nichts, ich habe mich nur gerade an etwas erinnert.“ Ryuichi musterte besorgt das Gesicht seines Freundes, aber anscheinend wollte er immer noch nicht über das reden was vorgefallen war. So erreichten sie schweigend den Raum und fingen sogleich mit ihrer Probe an. „Ich habe übrigens die Noten für das neue Lied fertig, wollen wir damit anfangen Takashi?“ Shuichi nahm den entgegengehaltenen Notenzettel interessiert von Tenshi entgegen. „Spielt ihr einmal die Melodie durch, dann können wir von mir aus damit anfangen!“ Er hockte sich neben seinen Freund Ryuichi auf einen Stuhl und lauschte der Musik. „Diese Musik ist so anders!“ Shuichi nickte kurz. „Ja, sie passt aber besser.“ Er wartete nicht auf eine weitere Erwiderung Ryuichis sondern ging wieder zu seinen Freunden zurück. Die Einleitung erklang erneut und Shuichi suchte seinen Einsatz.   „Dein Herz schlägt leise, grausam und leer. Auf seiner Reise sucht es nach mehr. Alles gefriert an deiner Haut, alles gefriert an dir. Nichts ist kälter als deine Liebe, nichts ist kälter als deine Hand. Nimm dein Herz, du bekommst es wieder. Etwas tief in dir hat mich verbannt. Dein Herz zieht weiter durch diese Welt, es tötet heiter, wie es ihm gefällt. Alles gefriert an deiner Haut, alles gefriert an dir. Nichts ist kälter als deine Liebe, nichts ist kälter als deine Hand. Jedes Herz gefriert an dir.“  (Liedtext „nichts (ist kälter als deine Liebe)“ von Oomph!)   Ryuichi hatte aufmerksam gelauscht. Das Lied war schön und doch so voll Schmerz. Waren das Shuichis eigene? Die Band probte und probte bis alles perfekt zusammen passte, dann spielten sie noch einige andere Lieder durch. In allen Lieder spiegelten sich die gleichen Schmerzen wieder. Irgendwann war auch diese Probe zu ende und die Gruppe löste sich auf. Subaro und Tenshi verabschiedeten sich und machten sich in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg nach Hause. Ryuichi und Shuichi schlenderten das kurze Stück bis zur nächsten U-Bahn Station schweigend nebeneinander her. „Die Texte sind schön, aber sie tun auch weh!“ Shuichi betrachtete seinen Freund traurig, antwortete jedoch nicht. „Sie spiegeln dich wieder, nicht wahr?“ Ryuichi beobachtete Shuichi genau. „Ja.“ Das war das Einzige was er darauf antwortete. Die nächste U-Bahn kam und bewahrte Shuichi vor weiteren unangenehmen Fragen. Der restliche Heimweg verlief weiterhin schweigend und nach einer halben Stunde waren sie endlich bei Shuichi angekommen. Gemeinsam machten sie es sich wieder im Innenhof bequem und genossen die milde Abendluft. „Ryuichi?“ „Hmm?“ „Erzähl mir von den anderen?“ Verwirrt schaute der Gefragte auf. „Welchen anderen?“ Shuichi zeichnete verlegen mit seinem Fuß Kreise auf dem Holzfußboden der Veranda. Eigentlich hatte er sich ja vorgenommen nicht danach zu fragen, aber nachdem Thoma heute Ryuichi angerufen hatte war er doch neugierig geworden. „Naja, weißt du wie es Hiro und Fujisaki geht? Erzähl mir doch was es alles Neues gibt!“ Ryuichi betrachtete seinen Freund schmunzelnd. Neugierde ist schon mal ein Schritt nach vorn. „Naja Fujisaki und Hiro haben sich geweigert mit einem neuen Sänger weiter zu machen und so ist Bad Luck offiziell aufgelöst worden.“ Shuichi nickte, das hatte er auch im Fernsehen verfolgt. „Was Hiro jetzt genau macht weiß ich nicht, aber Thoma erwähnte irgendetwas von einem Studium und Fujisaki spielt mittlerweile in einer anderen Band.“ Shuichi hatte den beiden gegenüber immer noch ein schlechtes Gewissen. Damals hatte er Hiro mit allen Mitteln wieder in Band zurückgeholt als er aufhören wollte, doch jetzt hatte er sie einfach im Stich gelassen. Ob ihm Hiro das irgendwann einmal verzeihen würde? „Ansonsten gibt es nicht viel Neues, außer das Thoma seit geraumer Weile nur noch schlechte Laune hat. K meinte mal er hätte einen Streit mit seinem Schwager gehabt. Die beiden reden anscheinend nicht mehr miteinander.“ Shuichi horchte auf. Thoma und Yuki hatten also Streit, worüber wohl? Nein, er wollte es gar nicht wissen. Es ging ihn ja nichts mehr an. „K ist also immer noch da?“ Ryuichis Gesicht nahm einen leicht gequälten Ausdruck an. „Ja, er ist jetzt Thomas rechte Hand und wir dürfen darunter leiden!“ Shuichi konnte seinen Freund gut verstehen, nur zu gut kannte er die radikalen Methoden des blonden Amerikaners mit seiner Magnum. „Wann musst du morgen eigentlich wieder weg?“ Erst jetzt viel Shuichi auf, das das Wochenende ja schon fast vorbei war. „Mein Flug geht morgen Mittag.“ Begeistert schien Ryuichi nicht zu sein, lag es vielleicht an Thomas ewiger schlechter Laune? Das Gespräch stockte und ein bedrückendes Schweigen hing zwischen den Beiden. Shuichi hatte die Augen geschlossen und hing seinen eigenen Gedanken nach. „Shuichi?“ Wieder Ryuichis Stimme ganz nah an seinem Ohr, doch dieses Mal schreckte er nicht zurück. „Hmm?“ „Willst du mir nicht endlich erzählen warum du dich einfach so in Luft aufgelöst hast?“ Jetzt öffnete er doch die Augen. Ryuichi musterte ihn traurig. „Eigentlich gibt es da gar nicht zu erzählen. Mir ist nur einiges klar geworden und ich wollte mich nicht mehr benutzen lassen, aber um endlich los zu kommen musste ich weg. Ich konnte einfach nicht mehr in Tokio bleiben.“ Shuichi zuckte mit den Schultern und hoffte das diese Aussage Ryuichi erst einmal zufrieden stellen würde. Mehr wollte er nicht erzählen, dafür tat es einfach zu weh. Zu seiner Erleichterung hakte Ryuichi nicht weiter nach, doch blieb er immer noch nah bei ihm sitzen. Viel zu nah, wie Shuichi auffiel. Diese Wärme, die sein Körper ausstrahlte, sein Geruch, das alles ließen ihm kleine Schauer über den Rücken laufen. Was war nur los? Ryuichi war sein Freund, doch er fühlte sich so einsam. Shuichi wollte mehr von dieser Wärme die so viel Geborgenheit ausstrahlte. Vorsichtig lehnte er sich an Ryuichi, egal ob es vielleicht falsch war. Er spürte wie Ryuichi überrascht Luft holte, aber er entzog sich nicht, sondern zog Shuichi noch näher zu sich. Entspannt schloss er wieder die Augen, zum ersten Mal seit langem fühlte er sich wieder etwas geborgen. So saßen sie noch eine ganze Weile zusammen und jeder der Beiden genoss die Anwesenheit des anderen.   In dieser Nacht wurde Shuichi von keiner schmerzenden Erinnerung heimgesucht und er schlief tief und fest bis ihn Ryuichi recht unsanft weckte. „Wach auf du Schlafmütze. Ich muss gleich zum Flughafen sonst verpasse ich meinen Flug!“ Erschrocken setzte er sich auf und sein Blick suchte seinen Wecker. Zehn Uhr? Schnell war er aus dem Bett gesprungen, hatte sich angezogen und gewaschen. „Entschuldige, ich habe wohl meinen Wecker nicht gehört!“ Shuichi stand in der Küchentür und betrachtete verlegen das von Ryuichi zubereitete Frühstück. War er nicht eigentlich Gast? „Ist schon ok. So, Frühstück ist fertig!“ Fröhlich wirbelte der braunhaarige Sänger durch Shuichis Küche. „Eigentlich bist du doch Gast hier!“ Ein verwunderter Blick musterte ihn. „Na und? Ich mach das doch gern!“ Ryuichi schob Shuichi auf einen Stuhl zu. „Du benimmst dich schon wie meine Mutter!“ Shuichi konnte es sich nicht verkneifen seinen Freund grinsend etwas zu necken. „Pff! Setzt dich und iss, es ist schon spät!“ Sie aßen schweigend und schon bald stand das von Ryuichi bestellte Taxi bereit um sie zum Flughafen zu bringen. Shuichi hatte darauf bestanden seinen Freund bis zum Flughafen zu bringen auch wenn der sich dagegen gesträubt hatte. Während der Fahrt schaute Shuichi aus dem Fenster und betrachtete die vorbeieilende Landschaft. Er würde wieder in ein leeres und kaltes Haus zurückkehren müssen wenn Ryuichi abgeflogen war. Benommen schüttelte er den Kopf, wie konnte ein solch kurzer Besuch seine neu aufgebaute Welt so ins wanken bringen? Viel zu schnell erreichten sie das Ziel, viel zu schnell wurde Ryuichis Flug aufgerufen. Es ging alles viel zu schnell zu ende. „Shuichi?“ Der Angesprochene sah auf, versuchte einen unbekümmerten Blick aufzusetzen. „Wir nehmen nächste Woche die neue CD auf und wenn das alles gut läuft habe ich danach zwei Wochen frei....“ Shuichis Blick war verwirrt, was wollte ihm Ryuichi damit sagen? Dann, nach einem kurzen Moment peinlicher Stille ging ihm ein Licht auf. „Na dann bist du herzlich eingeladen zwei Wochen bei mir Urlaub zu machen!“ Shuichi hatte mitten ins Schwarze getroffen. Ryuichi strahlte und umarmte ihn überschwänglich. “Das ist toll! Ich rufe dich an und sag dir bescheid, pass auf dich auf!“ Ryuichis Blick wurde ernst und sanft strich er Shuichi über die Wange. „Ich muss los, sonst fliegen die wirklich noch ohne mich, bis bald!“ Shuichi sah noch eine Weile auf die Tür hinter der Ryuichi verschwunden war. So viel hatte er ihm noch sagen wollen und noch nicht mal ein danke hatte er fertig gebracht! Er beobachtete wie das Flugzeug in Richtung Tokio abhob und verschwand. Das Wochenende war vorbei und er wieder allein mit all seinen Erinnerungen, aber dieses Mal wusste er das es nur vorübergehend war. Er hatte einen Freund der ihn nicht alleine lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)