Weil Liebe niemals einfach ist von Elefantastisch ================================================================================ Kapitel 14: Familie ------------------- Ach, du heilige Scheiße! Dass die Malfoys nicht in einem Gartenschuppen wohnten, war Lily klar gewesen, aber als sie den Kopf in den Nacken legte und die Mauer des vierstöckigen Herrenhauses im elisabethanischen Stil hinauf sah, stockte ihr trotzdem der Atem. Es war einfach ein Traum! Scorpius und Lily hatten sich seit Ferienbeginn fast jeden Tag getroffen, wenn Scorp nicht gearbeitet hatte, aber meistens in der Winkelgasse oder zu Scorps Leidwesen im Muggellondon. Das hatte zum einen immer daran gelegen, dass sie es ihm nicht antun wollte, zu ihr zu kommen und sie als Potter immer Angst gehabt hatte, Malfoy Manor zu besuchen. Gestern hatte der blonde Magier sie schließlich überzeugen können, dass seine Eltern nichts dagegen hatten. Mittlerweile wusste sie, dass sie sehr wohl etwas dagegen hatten, aber ihrem Sohn war das so ziemlich scheißegal war. Er behandelte sie in etwa gleich freundlich wie eine Hauselfen. Durch Zufall hatte sie auf dem Weg durch das elegante, vornehm eingerichtete Haus nämlich einen Streit zwischen Scorp und seiner Mutter wegen ihr mit angehört, der mit einem schallenden Klatschen geendet hatte und Lily hatte das ungute Gefühl gehabt, dass es nicht seine Mutter gewesen war, die ihm eine gescheuert hatte. Sondern umgekehrt. Sie schluckte bei der Erinnerung daran und verdrängte sie schnellstmöglich wieder. Diese Diskussion würde sie sich für heute Abend aufheben, wenn sie von der Dunkelheit umgeben neben dem Übeltäter im Bett leg. Wider jeder Vernunft hatte sie auch zugestimmt über Nacht zu bleiben. Scorpius hatte er versprochen, sie nicht zu bedrängen und, verdammt, sie wollte in seinen Armen einschlafen und neben ihm wieder aufwachen. Langsam ließ sie ihren Blick durch den großen Garten schweifen. Die Büsche waren perfekt getrimmt und zierten als Zylinder, Kugeln oder Kegeln den kurzgeschnittenen Rasen. Zu ihrer Linken erhob sich eine von Kletterrosen gesäumte Mauer und etwas weiter vorne führte eine Treppe zum höher gelegenen Obstgarten. Rechts von ihr trennte eine Wand aus dichten Hecken die Gemüsebeete ab. Ein schnurgerader Weg führte vorbei an ein paar weißen Pfauen zum Strand. Nach Scorps Erzählungen waren überall am Grundstück die räderschlagenden Vögel unterwegs. Vor dem Haus beim Springbrunnen und in der Auffahrt, im Labyrinth, unter den Ostbäumen und sehr zum Leidwesen des gärtnernden Hauselfen auch im Gemüsegarten. „Scorpius?“ Eine männliche Stimme war aus einem der geöffneten Fenster zu vernehmen. Mit Sicherheit sein Vater – es lag der gleiche arrogante Unterton in den Worten. Außerdem verhärtete sich die Miene ihres Begleiters und er machte ein Gesicht, als ob Mist unter der Nase hätte. „Nein.“ „Komm her. Sofort.“ „Leck mich. Kommst du“, wandte er sich barsch wieder an Lily und ging ihr voraus durch den Garten Richtung Meer, die Hände tief in den Taschen seiner Levis vergraben. Eine Moment lang zögerte die Rothaarige, dann folgte sie ihm. Als sie ihn eingeholt hatte, legte sie ihm beide Hände an den Arm und schmiegte den Kopf an seine Schulter. Er seufzte leise, zog dann die Hand aus der Tasche und legte ihr den Arm um die Schulter. „Tut mir leid…“ „Du solltest nicht so mit deinen Eltern umgehen.“ Er schnaubte nur abfällig und sie machte sich von ihm los. „Wirklich. Du benimmst dich ihnen gegenüber unmöglich.“ Mit versteinerten Zügen blieb er stehen und fing an sich die Schuhe auszuziehen, bevor er seine Hosenbeine hoch krempelte. Hmmm, er rasierte sich die Beine. Herrlich. Lily tat es ihm gleich und schlüpfte aus ihren Ballerinas. Der weiße Sand war warm und kitzelte zwischen den Zehen, als sie über den Strand zum Meer gingen. Die Sonne war gerade dabei im Westen hinterm Horizont zu versinken und die Wellen leuchteten. „Ich will nicht darüber reden“, knurrte Scorp als er mit einem wütenden Funkeln zu ihr herum fuhr. „Wie bitte?“ meinte die Rothaarige fassungslos. „Deinen Tonfall kannst du dir sonst wohin schieben – wer meinst du eigentlich, dass du bist, so mit reden zu können?! Schnauz mich bloß nicht nochmal an!“ Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck starrte er sie an und Lily warf sich das Haar über die Schulter und stolzierte davon. Sowas würde sie sich sicher nicht gefallen lassen. Gerade als sie den ersten Fuß auf den Gartenweg setzte, schlangen sich zwei Hände um ihre Taille und sie wurde hart an einen muskulösen Körper gezogen. „Scheiße, es tut mir leid. Aber lass dieses gottverdammte Thema in Ruhe.“ Zur Untermalung seine Worte biss ihr Scorpius leicht ins Ohr, eh seine Lippen tiefer wanderten an ihrem Hals. Mit einem leisen Lächeln ließ sie den Kopf in den Nacken sinken und genoss das Saugen an ihrer Halsschlagader. Von seinem Arbeitszimmer aus hatte Draco seinen Sohn und diese kleine Potterschlampe beobachtete, seit sie das Haus verlassen hatten. Astoria war mit einer roten Backe zu ihm gekommen und hatte ihm erzählt, dass sie ihn um eine Unterredung im oberen Salon gebeten hatte, als er das Mädchen durchs Haus geführt hatte. Dass Scorpius ein missratener Bengel war, war nichts Neues, aber es war noch nie so weit gekommen, dass er seiner Mutter gegenüber handgreiflich geworden war. Diese Göre musste ihm eine Menge bedeuten. Zu dem Entschluss kam er auch, als er sah, wie Scorp ihr hinterher lief wie ein räudiger Straßenköter einem ranzigen Knochen. Und sie auch genauso ableckt und anknabberte. Angewidert verzog er das Gesicht. Was hatten sie bloß falsch gemacht? Es war stockdunkel. Aber das war auch gut so, denn so wurden ihre anderen Sinne schärfer, da sie nicht von Scorps äußerem Erscheinungsbild abgelenkt wurde. So konnte Lily seine Hand auf ihrer Hüfte noch intensiver fühlen. Seinen absolut anbetungswürdigen Körper, der an ihren geschmiegt war, noch besser wahr nehmen. Seinen nach Lakritze riechenden auf ihrer Wange noch deutlicher spüren. Und sie ersparte sich seinen Anblick, als sie wieder mit einem alten Thema anfing und er sich versteifte. „Scheiße, du kannst es einfach nicht lassen, oder?“ knurrte er wütend. Er versucht von ihr abzurücken und zu gehen, doch sie ließ es nicht zu. „Was geht dich das eigentlich an? Meine Familie kann dir doch sowas von scheißegal sein. Ich bin der einzige Malfoy, der für dich wichtig ist.“ „Was ist denn so schlimm daran, wenn du mir einfach sagst, was dich an deinen Eltern so stört?“ fauchte Lily aufbrausend zurück. Es ging sie wehr wohl etwas an, schließlich war sie seine feste Freundin. „Du bist so eine Nervensäge.“ „Erzähl einfach, dann lass ich dich in Ruhe.“ „Das ist Erpressung.“ „Ach, und du hast noch nie jemanden erpresst?“ „Nein, ich richte nur mein Handeln auf das Ergebnis aus.“ „Du bist so ein Idiot“, murmelte Lily düster grinsend, aber noch immer ziemlich verstimmt. „Also?“ „Verdammt, bitte wenn du’s wissen willst. Wie dir dein toller Dad sicher…“ „Lass meinen Dad in Ruhe!“ Doch aus Scorp sprudelten die Worte nur so heraus, dass er ihren Einwand einfach ignorierte. Sein bitterer Redefluss stürzte einfach gnadenlos über sie hinweg. „…unzählige Male erzählt hat, haben mein Dad und meine Großeltern den Schwanz eingezogen, damals bei der Schlacht um Hogwarts. Sie sind wie getretene Hund zurück gekrochen und haben ihre Überzeugungen, die Todesser und den Dunklen Lord verraten. Sie haben den Namen Malfoy in den Schmutz gezogen und unsere gesamte Familie lächerlich gemacht. Und sobald keiner mehr zuhört fangen sie wieder an zu schwärmen, wie schön die Zeit unter dem Dunklen Lord doch war, wie sehr sie ihn huldigen und wie verkommen die heutige Gesellschaft doch schon ist. Sie sin solche erbärmlichen Schlappschwänze, die immer nur träumen und sich mit den wenigen halbwegs anständigen Taten aus ihrer Vergangenheit brüsten, aber das mal jemand was dagegen unternimmt, daran denkt natürlich keiner. Sie müssen schon sicher sein, dass wieder ein Todesser der größte Quälgeist auf dem Spielplatz ist, eh sie sich zu ihm bekennen. Bis dahin quälen sie einfach mal so zum Zeitvertreib Muggel – um der guten, alten Zeiten Willen – und gehen mir damit auf den Senkel, wie schön es damals doch war“, schloss er säuerlich. „Bist du jetzt zufrieden?“ Lily hörte, wie seine Kiefer malten und spürte die Anspannung in seinen Muskeln. Doch sie wusste, wenn sie jetzt aufhörte, würde sie ihn nicht so schnell wieder an die Strippe kriegen, das stand fest. „Noch lange nicht. Machst du deshalb diesen ganzen Todesserscheiß? Weil du meinst, den guten Namen deiner Familie wieder her zu stellen?“ „Nein, das mach ich, weil’s meine Einstellung ist, meine Überzeugung und in meinen Augen das einzig richtige. Um die Familienehre wieder so halbwegs her zu stellen, hab ich meine Großeltern umgelegt.“ „Wie bitte?“, wisperte Lily mit einem mal entsetzt. Sie ließ die Hände sinken und Scorpius fuhr aus ihrer Umarmung hoch, schlüpfte aus dem Bett und lief im Zimmer auf und ab. Hermine hatte ihrer Schwiegernichte die Geschichte über den Tod von Narzissa und Lucius Malfoy erzählt, noch bevor sie ihm Tagespropheten die Schlagzeile gelesen hatte. Über ihrem Zeitwohnsitz in Notting Hill war das Mal geschwebt und hatte die Nachbarschaft – sowohl die magische als auch die nichtmagische – in Aufruhr versetzt. Ein Trupp vom Ministerium war in das Haus rein und hatte die beiden Eheleute tot in ihrem Salon vorgefunden, die Hände wie zur Huldigung des Dunklen Mals ans der Wand gefaltet. Noch am selben Abend hatte sich eine Muggelstämmiger schuldig bekannt, die beiden getötet zu haben, weil sie ihn dauernd schikaniert hatten. “Ich hab meine Großeltern kalt gemacht“, brüllte ihr Scorp beinahe schon entgegen. Es lag jedoch keine Reue in seiner Stimme, nur eisige Kälte, weil er sich von ihr in die Ecke gedrängt fühlte, was ihm gar nicht passte. Das Gefühl war ihm völlig fremd, da er es bei anderen Menschen nicht so weit kommen ließ. Doch allein der Gedanke, Lily mit einem Folterfluch oder anderen Qualen zu Recht zu weisen, dreht ihm den Magen um. Er konnte ihr einfach nicht weh tun. „Du wolltest es ja unbedingt hören“ Die schwer lastende Stille im Raum wurde nur von Scorps leisen Schritten unterbrochen, bis die Rothaarige irgendwann leise seinen Namen murmelte. „Was?“, fauchte Scorp, fest damit rechnend, dass sie jetzt gehen wollte. „Komm wieder ins Bett.“ „Was?“ Fassungslos starrte er zu der Stelle hinüber, an der sein Bett stand, obwohl er es nicht sehen konnte. „Komm. Wieder. Ins. Bett. Red ich irgendwie chinesisch oder so?“ Langsam und schwerfällig kroch er wieder unter die Decke, wo sich ein kleiner Körper an ihn schmiegte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Ein Kopf auf seine Brust. Heißer Atem strich ihm über die Brustwarzen und eine Weile lagen sie einfach nur da, beide auf das unnatürlich schnelle Hämmern seines Herzens hörend. Als sich sein Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hatte und er endlich richtig kapiert hatte, dass sie nicht vor ihm davon lief, weil er seine Großeltern getötet hatte, meldete sich das Mädchen wieder zu Wort. „Hast du … hast du sonst noch jemanden …“ „Nicht direkt.“ Im Grunde hatte er Hagrid auf dem Gewissen. Und die Hufflepuff-Schüler, denen er die Schuld in die Schuhe geschoben hatte und die zweifellos in Askaban einen verfrühten Tod sterben würden. „Das ist … gut. Denk ich mal. Also besser als wenn du …“ Ein Schluchzer unterbrach ihre Worte und Scorp spürte die warmen Tränen über seine nackte Brust laufen. Es gab nichts was er zu ihrem Trost hätte sagen können. Es war nun mal so. Er war nun mal so. Nach einer Weile versiegten ihre Tränen langsam. Nur noch ab und zu wurde sie von einem Schluckauf geschüttelt. Scorpius strich ihr die ganze Zeit über den Rücken, die Haare und die Arme. Oder er wischte ihr die Feuchtigkeit von den Wangen. Es war verdammt schwer verdaulich, was sei heute gehört hatte. Eigentlich hätte sie ja irgendwie angeekelt von in sein müssen. Vielleich auch verängstigt. Stattdessen drängte sie sich nach seiner Wärme sehnend näher an seinen Körper und ließ in der Dunkelheit ihre Finger über seine Brust gleiten. Seine Schulter. Seinen Nacken. Und erfühlt dabei auf der letzten Halswirbel eine seltsame Musterung in der Haut. „Was ist das?“ „Sicher, dass du das wissen willst?“ „Meinst du wirklich, dass es nach der Sache mit deinen Großeltern noch etwas gibt, das ich nicht verkraften könnten?“ schnaubte sie hart. Was konnte schon schlimmer sein, als heraus zu finden, dass der Liebhaber ohne mit der Wimper zu zucken seine eigenen Familienmitglieder umbrachte? „Nein, ich weiß jetzt, dass du stark bist“, murmelte Scorp sanft. „Aber ich hab noch immer Angst, dich mit dem ganzen Zeug zu vergraulen.“ „Tja, dann solltest du es lieber lassen, statt es vor mir verheimlichen zu wollen.“ Unter ihrem unerbittlichen Tonfall nahm Scorp zögerlich seine Hand von Lilys perfekt proportionierter Hüfte und langte nach seinem Zauberstab auf dem Nachttisch. Als er ihn aufleuchten ließ, schob er die Decke von sich und sein bleicher, muskulöser Rücken wurde in weißes Licht getaucht. Düster schimmerte ihr dreifarbiges Mal auf seiner Wirbel. „Das ist unsere Version des Mals. Neue Generation, neue Erkennungsmerkmale. Es wird das Zeichen unseres Sieges werden.“ Lily war fast schon erleichtert, dass er ihr ‚nur‘ sein Todesserkennzeichen enthüllte und nicht wieder etwas Schlimmeres. „Da ist euer Familienwappen mit eingeflossen, oder? Es ist irgendwie…schön.“ Sanft fuhr sie mit dem Finger über die kleinen Erhebungen und Vertiefungen und er zuckte leicht zusammen. „Tut mir leid, hab ich kalte Hände oder tut’s weh, wenn ich dran rum tapsche?“ Als sie den Arm wegziehen wollte, verlagerte er das Gewicht, fing ihre Hand ab und sah sie stumm an. „Was ist?“ Langsam führte er ihre Finger zu seinen Lippen und hauchte einen Kuss darauf, den Blick fest auf sie gerichtet. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe.“ Es bedeutete ihm alles, dass Lily es akzeptieren konnte. Dass sie ihn nicht zurück wies, weil er alles verkörperte, gegen das sie und ihre Familie kämpften. Dass sie ihm seine Liebe schenkte, obwohl er einen Mensch wie sie gar nicht verdient hatte. Der Morgen brach nebelig und verregnet an und wurde mit einem ohrenbetäubenden Quietscher eingeläutet. Scorpius saß nach diesem eher unkonventionellen Weckruf senkrecht im Bett und blinzelte verwirrt. Als er neben sich tastete, wurde ihm klar, dass Lily nicht mehr da war. Was wenn sein Vater… er würde ihr doch wohl nichts antun oder? Wenn Draco Lily auch nur ein Haar gekrümmt hatte, würde er aus der Sache nicht mehr lebendig raus kommen, dafür würde Scorp schon sorgen! „Lily? Wo bist du?“ Eilig stieg er aus dem Bett und stürmte durchs Zimmer. Als jedoch eine zögerliche Stimme aus einem Nebenraum ertönte, hielt er inne. „Ich bin hier. Alles okay. Leg dich wieder hin und schlaf weiter.“ Mit gerunzelter Stirn stiefelte er an der weißen Ledercouch vorbei wieder zurück zu der nusshölzernen Badezimmertür. Probehalber drückte er die Klinke nach unten. Sie war verschlossen. „Sicher, dass alles in Ordnung ist?“ „Ja, alles bestens“, war es von der anderen Seite aufgesetzt fröhlich zu vernehmen. „Und jetzt geh weg.“ „Würdest du mir vorher bitte noch verraten, warum du dich im Badezimmer einschließt?“ Schweigen. „Ich duschen gerade. Ich hoffe es stört dich nicht. Bin vorher auf der Seife ausgerutscht, daher der Schrei. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt hab.“ „Du duscht? Ohne Wasser? Für gewöhnlich hört man nämlich Wasserrauschen, wenn jemand die Dusche aufgedreht hat. Außerdem benutze ich keine Seife, sondern nur Duschgel.“ Wieder Schweigen. Er hatte sie ertappt. „Ähmmm…“ „Was zum Teufel ist los?“ „Gar nichts!“ „Lily, komm da sofort raus oder ich spreng die Tür auf!“ Wieder war kein Laut zu hören und Scorp drehte sich um. Auf dem halben Weg zurück zu seinem Zauberstab neben dem Bett hörte er das Klicken des Schlosses. Die Tür wurde aber nicht geöffnet. Scorpius eilte zurück, stürmte das Bad und fand Lily am Klodeckel sitzend vor, eine Handtuch um den Körper gewickelt und bis zur Nase hoch gezogen. „Siehst du? Alles bestens. Du kannst wieder gehen.“ Doch statt ihrer Aufforderung zu folgen kam er zu ihr und kniete sich vor ihr hin. „Lily. Bitte sag mir doch was los ist“, murmelte er sanft, erleichtert, dass es ihr gut zu gehen schien. Erst starrte sie ihn nur schweigend an, dann entschied sie sich doch dafür, das Handtuch Millimeter für Millimeter sinken zu lassen. Dabei enthüllte sie einen fetten, roten Punkt auf ihrer Nase. Einen Augenblick lang blickte Scorp das Monstrum gebannt an, dann lachte er laut los. Selbst als Lily ihn umschubste und er mit seinen vier Buchstaben auf dem fluffigen Badezimmerteppich landete brach seine Lachsalve nicht ab. „Das ist nicht witzig!“ raunzte Lily, empört über seine Verhalten. „Doch das ist es. Ich hab schon geglaubt, es ist wer-weiß-was passiert, irgendwas zwischen Folterversuch und Gewaltverbrechen.“ „Scorp, für den Fall dass du es nicht richtig schnallst: da ist eine riesenfetter Pickel auf meiner Nase“, maulte die Rothaarige. Wenn man so eitel war wie sie, bedeutete so eine Teil mitten im Gesicht fast schon den Weltuntergang, vor allem da man die Dinger nicht weghexen konnte und die nächste Möglichkeit an Bubotubler heran zu kommen, vermutlich bei ihr zuhause war, da es eher unwahrscheinlich war, dass die Malfoys in ihrem perfekten Garten so eine hässliche Pflanze hatten, Nutzen hin oder her. „Oh bitte, stell dich doch wegen so nem Pünktchen nicht so an.“ „Du bist do ignorant!“ „Ich bin ein Mann. Was erwartest du?“ Sie stöhnte entnervt und sein Grinsen wurde noch breiter. „Komm her.“ Der junge Malfoy rappelte sich hoch und zog Lily ebenfalls auf die Beine. Als sie ihn nicht ansah, hob er sanft ihren Kopf und blickte liebevoll auf sie hinab. „Vergiss das Ding einfach. Wofür gibt’s denn Schminke? Außerdem passt es farblich gut zu deinen Haaren.“ „Lass meine Haare in Ruhe“, schmunzelte die junge Potter und schlug ihm spielerisch auf die Brust. Tatsächlich erschien ihr das Teil in seinen Armen irgendwie gar nicht mehr so gruselig wie vorhin im Spiegel. Sie leistete seiner unausgesprochenen Aufforderung Folge und stellte sich auf die Zehenspitzen, als er den Kopf zu ihr hinunter neigte. Obwohl sie bereits mehr als einen Monat zusammen waren und sie eigentlich mittlerweile an seine Küsse gewohnt sein müsste, schaffte er es doch immer wieder ihr den Atem zu rauben und die Schmetterlinge in ihrem Bauch aufs Neue aus ihrem Kokon zu befreien. Er war einfach … wie ein perfekter Traum. Bis auf ein paar Kleinigkeiten– „Scorp“, nuschelte sie an seinen Lippen. „Hmm…?“ „Nimm deine Hand von meinem Hintern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)