Let us not curse the darkness. Let us kindle little lights. von Laura_Glanz ================================================================================ Kapitel 1: departure -------------------- Vorwort Zwei Königreiche. Zwei Völker, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Die einen voller Verständnis, Wärme und Herz. Die anderen gesegnet mit der Unsterblichkeit, Schönheit und Stärke. Die einen verkörperten das Licht, die anderen die Dunkelheit. Zwei Königreiche, das der Menschen und das der Vampire. Einst lebten sie in Frieden getragen durch einen Pakt zwischen Takeru Haruno, der König der Menschen und Yuudai Uchiha, König der Vampire. Viele Jahrtausende hielten sich Vampire an die Gebote des Packs und auch die Nachfolgenden Könige taten alles daran den Frieden zu wahren. Doch dann brach das Zeitalter von Madara Uchiha an. Er sollte alles verändern und sein Volk wieder in die Dunkelheit ziehen. Madara gefiel es nicht, wie sich die Vampire unterdrücken ließen, er akzeptierte es nicht, das seine Rasse schwäche zeigten und so wollte er sein Blut wieder zu voller Stärke verhelfen. Er löste den Packt und erklärte dem König der Menschen den Krieg. Natürlich hatten die Menschen keine Chance gegen die Bluttrinkenden Geschöpfe der Nacht, da sie nicht mit solch Fähigkeiten gesegnet waren und so musste sich Raito, der derzeitige König der Menschen geschlagen geben. Er und sein Volk zogen sich in die geweihten Lande zurück und erbauten zum eigenen Schutz eine große Mauer. Dort gründeten die Menschen das Land Iliora. Auch die Vampire zogen sich in die dunklen Lande zurück und erschufen das Königreich Ascathron. Dies alles geschah vor tausenden von Jahren und auch heute lebten die Menschen noch im Schutze der Mauer, unter der Führung vom König Kizashi Haruno und seiner Frau Mebuki. Auch die Vampire erlebten im laufe der Jahrtausende einige Thronwechsel und nach der Ermordung der meisten Uchihas saß nun Sasuke Uchiha auf dem Thron. Viele sagten, dass Sasuke um einiges kälter und gefährlicher war als Madara, seine größte Stärke waren seine Augen, denn die Uchihas verfügten über ein Mächtiges Erbe, das Sharingan, doch darüber hinaus tötete Sasuke den Mörder der Uchihas und stahl ihm eines seiner Augen, das Rinnegan. So kam es, dass Sasuke Uchiha über zwei der Mächtigsten Waffen auf der Erde verfügte und niemand wagte es den König mit den unterschiedlichen Augen zu verärgern oder gar sich ihm zu widersetzten. ~ Kennt ihr das Gefühl? Das Gefühl in einem goldenen Käfig zu sitzen? Wenn man alles hat und doch gleichzeitig arm ist? So in etwa ging es mir mein ganzes Leben. Mein Vater, der König von Iliora war ein sehr vorsichtiger Mann. Er wollte nie, dass ich das Land hinter den Mauern sah, doch heute war es endlich soweit. Seit Wochen hatte ich meine Eltern angebettelt Helia, meinen besten Freund nach Ascathron begleiten zu dürfen. Was genau der Auftrag von Helia war wusste ich nicht, doch es war mir egal. Ich wollte etwas von der Welt sehen! Auch wenn Ascathron nicht mein Wunschziel war und tatsächlich! Nach wochenlangen betteln hatte es mein Vater gestattet Helia zu begleiten. Ich war so aufgeregt gewesen und auch jetzt drohte ich innerlich zu explodieren. Heute war der Tag der Abreise und es würde nicht mehr lang dauern. Helia war bereits im Schlosshof um die Pferde zu satteln. Ich währenddessen stand vor dem Schrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Ein Kleid kam nicht in Frage, viel zu unbequem war es damit so lang zu reiten, also entschied ich mich für eine hellbraune Reiterhose, eine dunkelroten Tunika schwarze Stiefel und einen weißen Umhang. Meine langen rosa Haare band ich mir mit einem schwarzen Band zusammen. Ich wollte gerade das Zimmer verlassen als ich schnell nochmal zurück zum Bett ging und unter der Matratze einen Dolch hervorzog, diesen befestigte ich vorsichtig an meinem Gürtel. Sicher war sicher. „Helia!“, rief ich erfreut als ich den gepflegten Schlosshof betrat. „Guten Morgen Prinzessin, seid ihr aufgeregt?“ Grinsend starrte der braunhaarige Mann mit den violetten Augen auf meine nervösen Hände. „Ja sehr“, erwiederte ich und schenkte ihm ebenfalls ein kleines Lächeln. „Dann kann es ja los gehen, die Pferde habe ich soweit versorgt, sodass wir eigentlich sofort aufbrechen können“, erklärte er und führte meinen weißen Hengst zu mir. „Hallo Aiden“, begrüßte ich meinen tierischen Freund und fuhr ihm durch die lange Mähne. Helia saß währenddessen bereits auf dem breiten Rücken seines braunen Pferdes. „Dann los“, lachte ich und wollte mich gerade auf Aidens Rücken schwingen, als ich eine helle Stimme hinter mir hörte. „Sakura.“ Ich hielt inne und drehte mich in die Richtung aus der die Stimme kam. „Mutter.“ Langsam ging ich auf die Königin zu, welche auf der ersten Stufe der Treppe stand, hinter ihr der König. „Pass auf dich auf mein Kind“, kam es von meinem Vater, welcher beruhigend die Hand seiner Frau nahm. Ich lächelte und überbrückte den Abstand zwischen mir und den beiden um sie schließlich in eine Umarmung zu schließen. „Ich danke euch, dass ihr mir diese Reise erlaubt. Ich werde auf mich aufpassen und gesund und munter wieder kommen, das verspreche ich euch.“ Langsam tat ich einen Schritt zurück und sah in die dunklen Augen meiner Mutter. „Hier das ist für Helia und dich“, sprach meine Mutter und übergab mir ein kleines Bündel. Ich tippte darauf, dass es Brot war, dabei hatten wir genug bei, doch nickte ich trotzdem und schenkte meiner Mutter einen Zarten Kuss auf die Wange. „Danke“, sagte ich und verabschiedete mich nun auch bei meinem Vater. „Bis bald.“ Mit diesen Worten lief ich die Treppen wieder runter zu Helia und schwang mich auf den Rücken von Aiden, welcher vergnügt wirrte. „Wie lang reitet man nach Ascathron?“, fragte ich Helia nach einer Weile, mittlerweile stand die Mittagssonne schon weit am Himmel. „Wenn wir gut sind etwa vier Tage.“ „Und was sollst du in Ascathron erledigen? Das ist doch das Reich des Vampirkönigs?“ Neugierig sah ich meinen besten Freund an, welcher sich durch das schulterlange Haar fuhr. Noch nie zuvor hatte ich einen Vampir gesehen, nur in Büchern konnte ich mich mit ihnen auseinandersetzten. „Ja das stimmt, es ist das Land der Vampire, also feindliches Gebiet, weshalb ihr mir nicht von der Seite weichen werdet!“ Ich stöhnte. „Helia, du bist mein bester Freund, also hör auf so förmlich zu sein! Wenn wir unter uns sind nenne mich einfach Sakura ok?“ Kurz sah er mich etwas erstaunt an, doch setzte er dann ein Lächeln auf und nickte einfach. Ich ließ meinen Blick schweifen, noch nie war ich soweit von zu Hause weg gewesen. Es war wunderschön. Rechts von uns erstreckte sich eine riesige Bergkette, die ich von meinem Fenster im Schloss auch sehen konnte, doch jetzt erschienen die Berge noch viel größer und mächtiger. Zu unserer linken sah man einige Hügel und vor uns erstreckte sich ein großer Wald, er stellte die Grenze vom Land der Menschen zum Land der Vampire da und wird von allen nur Mirkwood genannt. „Also was ist deine Mission?“, wiederholte ich meine Frage von vorhin. „Ich soll dem Vampirkönig einen Brief übergeben.“, erklärte Helia knapp. „Einen Brief?“ Fragend sah ich ihn an, er jedoch sah stur nach vorn. „Ein Friedensangebot.“ „Mein Vater will das Mensch und Vampir wieder zusammen leben?“ Erstaunt weiteten sich meine Augen. Ich hatte schon einmal davon gelesen, dass einst Mensch und Vampir zusammen lebten, doch vorstellen konnte ich es mir nie. „Richtig, dein Vater ist ein sehr friedlicher Mann und will nicht das wir Menschen Angst vor den Vampiren haben müssen“, erklärte er. „Dann wäre die Mauer auch überflüssig“, flüsterte ich mehr zu mir als zu Helia. „Richtig, komm lass uns beeilen, vielleicht kommen wir dann auch schon früher an.“ Mit diesen Worten gab er sein Pferd einen leiten Stoß in die Seite, woraufhin das braune Tier wirrte und beschleunigte. „Komm Aiden, wir lassen uns nicht so einfach abwimmeln!“ Ich lachte und brachte mein Pferd dazu schneller zu laufen. Unsere Pferde liefen so schnell wie sie konnten und erst als wir an den Wald ankamen zügelte ich das Tempo von Aiden. Helia, welchen wir hinter uns gelassen hatten lachte laut und brachte sein Pferd zum stehen. „Aiden ist sehr schnell geworden“, bemerkte er und stieg ab. „Er war schon immer schnell, doch er hat nicht so oft die Gelegenheit das zu zeigen.“ Ich stieg ebenfalls ab und streckte mich einmal. Es war ein komisches Gefühl wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. „Ab jetzt bleibst du immer neben mir, dies ist offiziell Vampirland also sei vorsichtig!“ Ein letztes mal sah Helia mich aus seinen lila Augen an bevor wir zusammen den Wald betraten. Kapitel 2: Invitation and jealousy ---------------------------------- „Oh man ich brauch dringend mal eine Pause“, stöhnte ich laut und legte den Kopf in den Nacken. Schon vor drei Tagen hatten wir den dunklen Wald hinter uns gelassen und schon seit drei Tagen ritten wir nahezu ohne Pause. „Es ist nicht mehr weit“, lachte Helia, wobei er aber ständig unsere Umgebung im Auge zu haben schien. „Das hattest du gestern auch schon gesagt“, brummelte ich und wieder ertönte das helle Lachen meines besten Freundes, welcher mir nun direkt ins Gesicht sah. „Ich versteh das ihr müde seid, aber wir sind hier nicht sicher und wenn euch etwas passieren würde, würde es ganz sicher meinen Kopf kosten.“ „Ich versteh ja, dass du mich beschützen möchte und das du sowieso ständig auf der Hut bist Helia, aber ich bin Müde, ich habe Hunger und verdammt nochmal seitdem wir diesen Wald verlassen haben ist dieser dunkle Himmel und der Regen unser ständiger Begleiter!“ Meckernd streckte ich die Arme in die Luft und lies sie dann wieder erschöpft sinken. „Ich brauch ein Bad“, seufzte ich schwer. Was meinen Begleiter nur noch mehr zu amüsieren schien. „Ihr wolltet doch immer die Welt sehen Prinzessin, so ist das Leben hier draußen“ Wieder holte ich Luft um meinen Ärger erneut Luft zu verschaffen, doch hielt ich plötzlich inne und brachte mein Pferd zum stehen. „Oh mein Gott Helia“, flüsterte ich und sah erstaunt auf eine große Stadt, die sich vor uns erstreckte. Anders als erwartet war hier nicht alles in Dunkelheit getaucht und auch gab es kein gruseliges Schloss wie man es erwartet hätte, Ehrfürchtig schien die Stadt sich vor dem großen Schloss zu verneigen, welches Mitten auf einer Klippe erbaut wurde und die Stadt von oben herab zu beobachten schien. „Willkommen in Ascathron“, sprach Helia neben mir und führte sein Pferd voran. „Unglaublich“, flüsterte ich immer noch überwältigt vom Anblick dieser riesigen Stadt. „Denkt dran, dass ihr mir nicht von der Seite weicht und zieht euch die Kapuze ins Gesicht, es muss euch nicht gleich jeder sehen.“ Augen rollend tat ich was Helia sagte und zog die Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht. „Ich hab mir diese Stadt ganz anders vorgestellt“, erzählte ich Helia, nachdem wir das Tor des Königreichs durchquert hatten. „Ja so ging es mir auch als ich zum ersten mal hier war.“ Ich konnte deutlich sehen das mein bester Freund sich gerade nicht wohl in seiner Haut fühlte. Immer wieder sah er sich um, dabei war es schon dunkel und sehr wenige Vampire schienen noch auf den Straßen zu sein. Brav folgte ich Helia durch die weiten Straßen der Stadt und über einen großen Marktplatz, wo im Zentrum ein großes Gebäude stand, fast wie eine Kirche, doch fand ich den Gedanken an Vampire, die in eine Kirche gingen irgendwie absurd. Es dauerte eine ganze Weile bis wir endlich auf der Klippe standen und die Schlossmauer erreicht hatten. Ein letztes Mal drehte ich mich um und sah auf die Stadt hinab, die unter mir, im Schatten der Nacht versteckt lag. „Schlafen Vampire eigentlich?“, fragte ich Helia, welcher inzwischen von seinem Pferd gestiegen war und mir nun von Aidens Rücken half. „Naja schlafen kann man das wohl nicht nennen, es ist eher so ein Ruhezustand, welcher nur einige Stunden anhält.“ Nachdenklich folgte ich Helia bis zum Schlosstor, wo einige Wachen standen. „Bleib dicht hinter mir, und behalte die Kapuze auf“, sprach Helia ein letztes mal und ging genau auf eine Wache zu, welche ihn skeptisch musterte. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, fragte die Wache misstrauisch. „Wer wir sind soll euch nicht kümmern, doch ich komme im Auftrag des König von Iliora und soll euren König eine Nachricht überbringen. Erklärte Helia im sachlichen Ton. Kurz schien die Wache zu überlegen, doch führte sie uns dann ins innere des Schlosses. Aufgeregt und begeistert betrat ich die Eingangshalle des Palastes. Das Schloss war um einiges Größer als mein zu Hause und es hatte eine seltsame Aura an sich, welche mich leicht einschüchterte. Zusammen mit Helia wurde ich eine große Treppe hinaufgeführt und einen langen, großen Gang entlang bis zu einer großen Tür an der zwei weitere Wachen standen, welche uns die Tür öffneten. Das musste der Thronsaal sein! Zwar konnte ich nicht viel vor mir erkennen, da Helia mir die Sicht versperrte doch konnte ich einen großen Thron erkennen und eine blasse Hand, welche auf der Lehne des Stuhls ruhte, doch aus irgendeinen Grund traute ich mich nicht einen Blick zu riskieren und hielt meinen Kopf gesenkt. „Eure Majestät, dies sind Besucher aus Iliora, die euch zu sehen wünschten“, hörte ich wieder die Stimme der Wache die sich kurz darauf Verneigte, genauso wie Helia, also tat ich es ihnen gleich und neigte leicht meinen Kopf. Einige Sekunden herrschte eine unangenehme Stille und ich spürte einen Blick der kurz auf mir ruhte, doch erkannte ich dann eine Bewegung aus dem Augenwinkel, woraufhin die Wache eilig verschwand und Helia sich aufrichtete. „Was veranlasst zwei Menschen dazu meine Lande zu durchqueren und mich zu ersuchen?“, ertönte eine dunkle Stimme. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und was mich erschaudern lies, was Helia natürlich nicht entging, da er sich noch weiter vor mich stellte. „Mein Name ist Helia und ich wurde von König Kizashi von Iliora geschickt um euch einen Brief zukommen zu lassen“, hörte ich Helia sagen welcher darauf hin den besagten Brief aus seiner Tasche holte. „Und euer Begleiter? Weiß er den nicht, dass es unhöflich ist sein Gesicht zu verbergen?“ Erschrocken hielt ich die Luft an, nun konnte ich deutlich die Blicke spüren, welche auf mir lagen. Instinktiv versuchte ich meinen Blick noch mehr verstecken. Ich verstand nicht was mit mir los war, doch diese Aura schüchterte mich ein. Wieder nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war und kurz darauf wie Helia mich sanft nach hinten drückte. „Tut mir leid eure Majestät, aber ich habe den Auftrag sie aus allem heraus zu halten“, sprach Helia nun lauter. „Sie?“, kam es nachdenklich vom König der Vampire. „Nun, jedoch würde ich gerne wissen wem ich in meine Hallen aufnehme, bevor ich mich auf irgendwelche Verhandlungen oder ähnliches einlasse, also zeigt mir euer Gesicht!“, befahl er und seine Stimme lies keinen Widerspruch zu. Ein letztes mal atmete ich tief ein und tat dann einen Schritt zur Seite. Helia zuckte kurz auf, doch hinderte er mich nicht daran erst den Blick zu erheben und schließlich die Kapuze zurück zu streifen. Und wieder weitete ich kaum merklich meine Augen. Vor mir stand kein alter Mann, sondern ein dunkelhaariger, jung aussehender König mit einem makellosem Gesicht und einer unvorstellbaren, einschüchternden Aura, doch was mir am meisten auffiel waren seine unterschiedlichen Augen. Auch er musterte mich von oben bis unten und setzte erst einen erstaunten und dann einen nachdenklichen Blick auf. „Wer seid ihr?“, fragte er schließlich in einem sanfteren Ton. Ich zögerte. „Mein Name ist Sakura Haruno, Prinzessin von Iliora.“ Wieder neigte ich meinen Kopf und verneigte mich erneut. „Verzeiht mir mein unhöfliches Verhalten eure Majestät“, entschuldigte ich mich und wollte gerade meinen Blick wieder erheben, doch spürte ich plötzlich einen Windzug vor mir und bemerkte wie Helia sich bewegte, doch noch viel mehr bemerkte ich die hellen Finger, die sanft mein Kinn in nach oben drückten. „Ihr müsst euch für gar nichts entschuldigen, ich entschuldige mich, doch hätte ich nicht gedacht, dass der König der Menschen seine Tochter mit auf so gefährliche Reise schicken würde.“ Langsam ließ er mich wieder frei, worauf ich wieder ausatmen konnte und auch Helia schien sich etwas zu beruhigen, da er seine Schultern sinken lies. „Äm, ich bin aus freien Stücken mitgereist, eure Majestät, es hatte lang gebraucht meinen Vater zu überstimmen“, erklärte ich schüchtern mit zitternder Stimme. Auf den Lippen des Königs erschien ein kurzes Grinsen, er schien amüsiert über meine Ausdrucksweise zu sein. „Eine junge, schöne Prinzessin, die sich aus freien Stücken aus ihrem Palast begibt und in die Lande des Vampirkönigs reist.“ Er lachte kurz laut auf, drehte sich dann aber wieder um und ging ein paar Schritte auf seinen Thron zu. „Ihr müsst müde sei Prinzessin, nach solch einer langen Reise.“ Ich nickte und er sah mich kurz nachdenklich an. „Ich werde den Brief eures Vaters annehmen, doch dafür möchte ich, dass ihr morgen auf meinem Ball erscheint“, sprach er laut und ging auf Helia zu um ihn den Brief aus der Hand zu nehmen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. „Einen Ball?“ Verwirrt suchte ich Helias Blick, welcher kaum merklich den Kopf schüttelte. Dem König entging dies natürlich nicht, worauf er Helia einen finsteren Blick zuwarf. „Ja ich gebe morgen ein großes Fest zu Ehren meiner Vorfahren, natürlich seid ihr mein Ehrengast und unterliegt meinem persönlichen Schutz“, selbstsicher grinsend setzte sich der schwarzhaarige Vampir auf seinen Thron. „Ich fühle mich geehrt eure Majestät, aber ich habe gar keine Kleidung für einen solchen Anlass bei und mein Vater-“ „Ich werde dafür Sorge tragen, dass ihr das Schönste Kleid tragen werdet!“, unterbrach er mich und duldete mit diesen Worten keinen Widerspruch. „Wenn das so ist, nehme ich eure Einladung gern an.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln und verbeugte mich abermals. Der König nickte und rief eines seiner Dienstmädchen, woraufhin eine rothaarige Frau, mit einer schwarzen Brille die Halle betrat. „Das ist Prinzessin Sakura von Iliora, sie ist mein Ehrengast für den morgigen Ball, gebt ihr das schönste Zimmer, lasst ihr ein Bad ein und bringt ihr etwas zu Essen, sie hatte eine lange Reise!“ Die Frau nickte und verbeugte sich vor mich. „Ach und Karin!“ Auf den scharfen Ton des Königs fuhr die junge Frau ängstlich zusammen. „Ja mein König“, stotterte sie. „Besorgt ihr ein besonderes Kleid für morgen!“ „Natürlich mein König.“ Mir fiel auf, das seine Stimme wieder so hart und angsteinflößend war, doch viel Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, da wird kurz darauf aus dem Saal geführt wurden. Ein letztes mal sah ich den König aus dem Augenwinkel. Er hatte sein Kinn auf seine Hand gestützt und sah mir mit einen undefinierbaren Blick nach. Es verursachte ein komisches Gefühl in mir und ein kalter Schauer lief meinen Rücken herab. Irgendwas an ihn war seltsam. Die Frau, welche wohl Karin hieß führte und den langen Gang entlang, den wir auf den Hinweg schon gegangen waren, bis zu einer großen Treppe, die in das nächste Geschoss führte. Die Wände des Schlosses waren in einem hellen Grauton gestrichen mit großen dunkelblauen Gardinen an den großen Fenstern. Es gab einige Bilder vom König und einige von vergangenen Königen und deren Frauen. Eines fiel mir direkt auf. Es war ein Familienbild. Ich erkannte eine Wunderschöne schwarzhaarige Frau mit ihrem König an der Seite und zwei Kindern. Der eine Sohn schien der ältere zu sein, er hatte langes Haar welches zu einem Zopf gebunden war. Der kleinere Junge hatte wirres schwarzes Haar, welches ihm bis zum Kinn ging. „Das ist der König und seine Familie“, riss mich eine Stimme aus den Gedanken. „Das ist Fugaku Uchiha, er war unser vorheriger König mit seiner Frau Mikoto, der ehemaligen Königin und der Bruder des Königs, Itachi Uchiha“, erklärte mir die rothaarige Frau, welche neben mir stand. Nochmals warf ich einen Blick auf den kleinen Jungen auf dem Bild. Das sollte der König sein? Es gab gewiss einige Gemeinsamkeiten, jedoch hatte dieser Junge hier zwei schwarze Augen, der König hatte ein lilafarbenes Auge und außerdem glatte Haare. „Was ist mit ihnen geschehen?“, fragte ich vorsichtig und folgte den beiden wieder. „Vor Jahrhunderten gab es einen Hinterhalt auf die Königsfamilie und den restlichen Uchihas, alle wurden ermordet, nur der heutige König nicht, da er zu dieser Zeit nicht im Land war“, antwortete Karin mir höflich. Doch abermals blieb mir nicht genug Zeit um über das erfahrene zu grübeln. „Das ist euer Zimmer Prinzessin, ich hoffe es ist zu eurer Zufriedenheit. Karin führte mich in das Zimmer hinein, blieb jedoch an der Tür stehen. „Es ist wunderschön“, antwortete ich begeistert und tatsächlich, das Zimmer war beeindruckend. Mit riesigen Fenstern mit rosafarbenen Gardinen und einem großen Balkon, einer cremefarbenen Wand, einem großen weißen Himmelbett, einem riesigen Kronleuchter mit prachtvollen Diamanten, einen hellen Kamin vor dem ein großes Sofa stand und einem großen hellen Teppich im mitten des Raumes. „Das Bad ist gleich hinter dieser Tür“, ertönte nochmals die Stimme von Karin, welche zu einer Tür gegenüber vom Bett zeigte. Ich werde jemanden kommen lassen, welcher euch das Bad einlässt und euch etwas zu essen und trinken bringt. Morgen früh wird dann jemand kommen um mit euch Kleider anzuprobieren.“ Mit diesen Worten verbeugte sich die Frau und schloss die Tür hinter sich, womit sie Helia und mich allein in dem großen Zimmer ließ. Nochmals sah ich mich erstaunt in dem großen Zimmer um, doch schien Helia von alle dem nicht so begeistert zu sein. „Ein Ball?“, fragte er laut, was mich inne halten lies. „Was?“ „Wie kommt ihr darauf auf einen Ball voller Vampire gehen zu wolle?! Wisst ihr wie gefährlich das ist? Zwei Menschen unter einer Horde Vampiren?“ Genervt seufzend fuhr sich mein bester Freund druch das Haar und setzte sich auf die Couch. „Was hätte ich denn machen sollen?“, fragte ich und stütze meine Hände in die Hüfte. „Er ist ein König und hat mir praktisch keine Wahl gelassen! Denkst du es gefällt mir?“, fragte ich und drehte mich von Helia weg. „Habt ihr überhaupt bemerkt, wie er euch angesehen hat?“, knurrte er leise, jedoch so das ich es trotzdem noch hörte. Amüsierte drehte ich mich wieder zu ihm um, war er etwa eifersüchtig? Lachend ging ich auf ihn zu, kniete mich vor ihn, sodass ich auf einer Augenhöhe mit ihm war und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Oh Helia, wir werden morgen diesen blöden Ball hinter uns bringen und am nächsten Morgen so früh wie möglich aufbrechen ok? Danach sehen wir diesen König sowieso nicht mehr.“ Kurz schwieg er, doch bildete sich dann endlich das erhoffte Lächeln auf seinen Lippen. „Gut, aber dafür schenkt ihr mir doch sicher einen Tanz?“ „Aber sicher doch“, lachte ich und erhob mich. Genau in diesen Moment klopfte es an der Tür. Schnell entfernte ich mich einige Schritte von Helia. „Herein“, rief ich, worauf hin die Tür sich öffnete. „Prinzessin Sakura? Mein Name ist Kimimaro, ich bringe euch und euren Begleiter etwas zu Essen.“ Ich nickte und bat ihm das Tablett auf den Tisch abzustellen. „Ich werde euch noch schnell ein Bad einlassen“, berichtete er und ging ins Bad, aus dem ich einige Sekunden später das fließende Wasser hören konnte. Automatisch kam Freude in mir und meinen müden Knochen auf. Voller Vorfreude über das Bad sah ich nochmals zu Helia. „Fang schon einmal an zu essen“; sprach ich und folgte dem Diener ins Bad, welcher gerade einige Badetücher und Kleidung auf eine Kommode ablegte und etwas Duftwasser in die Wanne lies. Sofort erfüllte der Duft von Vanille und Kirsche den Raum, welcher aus hellem Marmor bestand. In der Mitte des großen Bades stand die Wanne. Gleichzeitig gab es noch eine Dusche und einen großen Spiegel. Der Diener trocknete sich schnell die Hände ab und eilte durch eine separate Tür aus dem Raum. Endlich konnte ich die Einsamkeit genießen. Seufzend umrundete ich die Wanne und ging zu dem großen Spiegel. Ich entledigte mich meinen dreckigen Sachen und räumte sie sorgsam beiseite, später würde wohl ein Diener kommen und sie Waschen. Danach betrachtete ich mich im Spiegel. Erstaunlicherweise, sah ich gar nicht so Erschöpft aus. Einige Strähnen hatten sich aus meinem Zopf gelöst. Meine Mutter hatte mir all die Jahre erzählt, dass ich ein ganz besonderer Mensch war, geküsst von der Kirschblüte persönlich. Kirschbäume galten in Iliora als besonders schön und heilig. Doch alles was ich mein Leben lang wollte war normal sein, ich wurde oft komisch angesehen aufgrund meiner rosa Haare, natürlich wagte es niemand etwas zu sagen, dennoch fielen mir die Blicke auf. Ich seufzte und stieg in das wohlig warme Wasser. Worauf hin sich meine angespannten Muskeln mit einem leichten süßen Schmerz entspannten. Mir war vorher nicht aufgefallen wie sehr mir alles weh tat und wie die Müdigkeit langsam die Oberhand gewann und so dauerte es auch nicht lang bis mir letztlich die Augen zu fielen, das letzte woran ich dachte waren zwei Seelenspiegel, mit unterschiedlichen Farben. Kapitel 3: In the abysses of darkness ------------------------------------- Was hatte ich mir nur dabei gedacht diese Einladung anzunehmen? Das war doch vollkommen verrückt. Zwei Menschen, allein in einem Saal voller Vampiren. „Beruhigt euch Prinzessin“, kam es aufmunternd von Helia welcher mich lächelnd ansah. Wir hatten gerade die riesige gläserne Flügeltür des Ballsaals erreicht und konnten von hier aus schon aufgeregte Stimmen und anregende Musik hören. Zum gefühlten hundertsten mal sah ich an mir hinab und strich den seidigen Stoff des blassgrauen Kleid glatt. Ich musste zugeben, dieses Kleid war wahrlich schöner als alles was ich besaß. Es passte wie angegossen und trotz des weiten Rocks war es weder zu schwer noch engte es mich in meiner Bewegungsfreiheit ein. An der Taille sowie am Dekolletee und an den Ärmeln besaß es zarte, blassgrüne Stickereien, welche zu der Farbe meiner Augen passte und dennoch fühlte ich mich nicht wohl in diesem prachtvollen Kleid. Mein Volk war nicht so reich wie die Vampire, daher war ich das schlichtweg einfach nicht gewohnt. „Sakura“, riss mich die vertraute Stimme meines Begleiters aus den Gedanken. „Ihr seht wirklich wunderschön aus, wenn ich das sagen darf.“ Wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und ich bildete mir kurz ein, einen hauch von Röte auf seinen Wangen entdeckt zu haben, doch ersparte ich mir jegliches Kommentar darüber und schenkte ihm ein ebenso aufrichtiges Lächeln. „Ich danke dir Helia, wir bringen das schnell hinter uns, und dann reisen wir morgen in aller Frühe ab“, versicherte ich ihm und richtete das Diadem auf meinem Kopf. Nickend streckte mir mein bester Freund den Arm entgegen damit ich mich bei ihm unterhaken konnte. Mit einem letzten Atemzug straffte ich meine Schultern und schritt zusammen mit Helia durch die breite Tür. Fasziniert vom Anblick meiner Umgebung klammerte ich mich an Helias Arm, welcher sich anspannte sobald wir die Schwelle überquert hatten. Der große Raum war festlich geschmückt mit verschiedensten Blumen, Verzierungen und Skulpturen. Er wurde von hunderten von Kerzen in einem hellen Licht getaucht und die Diamanten des Kronleuchters, welcher mehrere Meter über den Köpfen der Gäste hing, reflektierten ihr erstaunliches Lichtspiel an den Wänden und auf den wunderschönen Marmorboden auf dem wir standen. Dennoch erblasste das alle gegen die Schönheit der anderen Anwesenden. Oft schon hatte ich gehört, dass Vampire mit der Schönheit der Sterne gesegnet waren und selbst nach dem Anblick des Königs bildete sich eine Schamesröte auf meinen Wangen. Anmutig drehten sich die Vampirfrauen im Kreis, geführt von ihren Partnern. Ihre Kleider standen meines in keinster Weise nach und die helle Porzellanhaut schienen selbst aus Abermillionen kleinen Diamanten zu bestehen. Eines stand fest: Ich passte hier absolut nicht hinein. Doch mit einem mal schien dies alles abrupt zu kippen. Plötzlich verstummten die Anwesenden in ihren Unterhaltungen, wo eben noch der Klang von melodischen Lachens war ertönte nun ein erstickter Laut. Die Tänzer stoppten in der Bewegung und drehten sich zu uns um während manch andere zischend zurückwichen. „Was ist hier los?“, fragte ich leise an Helia gewandt, wobei das Flüstern wahrscheinlich sinnlos war. Vampire, so sagte Helia, hatten viel ausgeprägtere Sinne als wir Menschen. Der Angesprochene straffte seine Schultern und lies wachsam den Blick durch die Menge schweifen, bevor er den Mund öffnete um zu einer Antwort anzusetzen. Jedoch wurde er in seinem Tun unterbrochen als ein leises, dunkles Lachen hinter mir den, mittlerweile verstummten Raum zum vibrieren brachte. „Ihr habt eine besondere Wirkung auf meines Gleichens, Prinzessin.“ Erschrocken drehte ich mich zu der Stimme um, und erblickte den König. Elegant und mit der Bedrohung eines Raubtieres kam er die Treppen hinunter geschritten. Eine helle Hand fuhr dabei über das goldene Geländer. Seine Haare sahen unverändert aus und auch sonst strahlte er die selbe dunkle Aura aus wie bei der ersten Begegnung. „Vergleichbar mit einem Meer aus abertausenden süßen Kirschblüten. Selbst ich habe vorher noch nie etwas vergleichbares an einem Menschen gerochen“, erklärte er schmunzelnd und erreichte nun die letzte der Treppenstufen und überbrückte mit wenigen Schritten den Abstand zwischen uns. „Dennoch, bitte sorgt euch nicht. Bei mir seid ihr am Sichersten.“ Mit einem kurzen, abfälligem Grinsen an Helia gewandt ergriff er meine Hand und führte sie langsam zu seinen Lippen. Ein Raunen zog sich durch den gesamten Saal und die Welt von vielen Frauen hier schien gerade in sich zusammen zu fallen. „Bitte gestattet mir diesen ersten Tanz.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen streckte mir der König auffordernd seine Hand hin und wartete mit erhobener Augenbraue auf meine Reaktion. Überfordert suchte ich den Blick von Helia, welcher nun gänzlich so aussah als würde er dem König am liebsten an die Gurgel springen wollen. Ich seufzte. Hatte ich denn eine Wahl? Es wäre eine Beleidigung ihn abzuweisen. „Nun eure Majestät. Den Wunsch eines Königs kann ich wohl kaum abschlagen“, nuschelte ich, was sein Grinsen nur noch größer werden ließ. Widerwillig legte ich meine Hand in die seine und ließ mich von ihm in die Mitte des Saals führen. Ein letztes mal sah ich zu Helia zurück und begegnete dabei den vielen erschrockenen Blicken der anderen Vampire. „Alle starren uns an“, bemerkte ich nachdem wir zum stehen gekommen waren. „Nicht uns Prinzessin, sie starren einzig und allein euch an.“ Verwirrt schüttelte ich den Kopf und bemerkte das mich der König abwartend musterte. Ich hatte mühe dabei das aufkommende Stöhnen zu unterdrücken, deutete aber dennoch einen leichten Knicks an, worauf hin seine Hand ihren Platz an meiner Taille fand. Sanft aber bestimmend zog der König mich an sich. Unbehagen überkam mich, so wollte ich dieser Nähe am liebsten entkommen, dennoch wurden mir seit Kindesbeinen an Manieren beigebracht und wie man sich am Hofe zu benehmen hatte. Erstrecht einem König gegenüber, auch wenn er nicht mein König war. „Darf ich euch eine Frage stellen?“, fragte ich während wir langsam anfingen unsere Kreise zu ziehen. „Ihr dürft mich alles Fragen. Ob ich antworte müsst ihr selbst herausfinden.“ Ich nickte und überlegte mir meine nächsten Worte. „Werdet ihr das Friedensangebot meines Vaters in Betracht ziehen?“ Schweigen... Enttäuscht sah ich in die verschiedenfarbigen Augen meines Gegenübers. Ich wusste wie viel Hoffnung mein Vater in diesen Brief gesteckt hatte. Jeder wusste, dass viele mit der Friedensherrschaft meines Vaters nicht unbedingt glücklich waren, wodurch sich immer mehr Gegner gegen diese Politik sammelten, in einem Lager, welches inzwischen selbst ein eigenes Dorf zu bilden schien. Mittlerweile mehr unter den Name Itis bekannt. Wir kannten den Kopf unserer Feinde nicht, dennoch nahm das Königshaus von Iliora die Drohungen sehr ernst. Der König hatte seinerseits immer noch nicht geantwortet, stumm musterte er mich, legte sogar seinen Kopf etwas schief. Die Intensivität in seinem Blick schien mich unterdrücken zu wollen und tatsächlich fühlte ich mich wieder wie ein kleines Kind, welches unter den strengen Augen eines Erwachsenen die Fehler gestand. „Lasst mich euch eine Gegenfrage stellen: Was habt ihr Menschen mein Volk zu geben? Euer Vater bietet mir eine Allianz an, obwohl er weiß, dass ich nur einen Wimpernschlag benötigen würde um Hunderte von euch zu töten. Selbst euer Leben könnte ich genau in diesen Moment ein Ende setzten, indem ich euer kleines Genick breche.“ Seine Antwort, gepaart mit dieser unendlichen Sanftheit in seiner Stimme sorgte dafür, dass ich erschrocken die Augen weitete. Ich wollte mich losreißen und so viel Abstand zwischen uns bringen wie Möglich, der Fluchtinstinkt packte mich und forderte mich auf dieses Schloss und dieses Land hinter mir zu lassen, doch der feste griff mit dem der Vampir mich noch näher an sich zog verhinderte dies. Langsam beugte er seinen Kopf und kam mir so nur noch Näher. „Dennoch...“, flüsterte er mir ins Ohr. „Werde ich zumindest über das Angebot nachdenken. Doch solltet ihr hoffen, dass euer Vater sich bewusst ist, zu welchen Mitteln er da greifen möchte.“ Mit einer letzten Drehung kamen wir zum stehen, doch ehe ich mich versah schaute ich direkt in das nun blutrote Auge des Königs. Eine unbeschreibliche Welle von Angst packte mich, zeigte mir Bilder vom Schrecken und Tod. Alles in mir schrie nach Flucht und endlich gelang es mir mich aus seinen Fängen zu befreien. „Ihr seid ein Monster!“, zischte ich und stolperte einige Schritte nach hinten. Amüsiert über meinen Wortlaut lachte er leise auf, bevor er sich leicht von mich abwandte. Langsam öffnete er die Lippen und sprach Worte, die ich nicht mehr verstehen konnte, da mich plötzlich zwei beschützenden Händen ergriffen und von dieser Kreatur weggezogen. „Sakura! Geht es euch gut? Hat er euch verletzt?“ Panisch suchten Helias Augen meinen Körper ab, schienen sich erst auf mein Gesicht zu fixieren als er sich über meine Unversehrtheit im Klaren war. Wütend zog er die Stirn in Falten und setzte einen Schritt in die Richtung des Königs, stoppte jedoch als er meine Zitternden Finger auf seiner Haut bemerkte. Ängstlich hatte ich sein Handgelenk umschlossen und sah ihn durch einen verschwommenen Schleier an. „Helia, ich möchte nach Hause“, wimmerte ich und setzte mich in Bewegung, zog ihn mit mir in die entgegengesetzte Richtung. Ich wartete nicht auf seine Antwort, sah nicht mehr zurück und Achtete nicht darauf, was um mich geschah. Diese Augen, die so voller Hass gewesen waren und die unendliche Angst die ich auf einmal verspürte als ich das tiefe rot erblickte ließen mich nicht los. Selbst als wir den Ballsaal hinter uns gelassen hatten spürte ich die undurchdringlichen Blicke in meinem Rücken. Diese Vampire, diese Wesen der Nacht, machten mir Angst. Sie waren Kreaturen, die so voller Dunkelheit waren, das sie selbst das helle leuchten eines reinen Lichts verschlingen konnten. Ein einzelner Stern hatte keine Chance gegen diese unendliche Finsternis. Ich war als Licht zur Welt gekommen, rein und unschuldig, naiv und voller Neugier. Doch selbst der hellste Schein verblasste, wenn er in die Tiefe des dunklen Ozeans gezogen und von dieser unzähmbaren Naturgewalt gefangen genommen wurde. Kapitel 4: Fear, love and security ---------------------------------- „Wollt ihr mir jetzt endlich erzählen was passiert ist.“ Stöhnend fuhr sich Helia durch das Haar. Seit wir Ascathron vor drei Tagen fluchtartig verlassen hatten fragte er mich bei jeder Gelegenheit nach meinem Wohlbefinden. Er war Verwirrt gewesen, irritiert über den übereilten Aufbruch, doch ich hätte es keine weitere Nacht dort ausgehalten, weshalb wir unverzüglich unsere Pferde gesattelt hatten und uns auf den nach Nachhauseweg machten. Selbst das prachtvolle Ballkleid trug ich noch am Leibe. Am Rockende war es vollkommen verdreckt und ein großer Riss teilte den Stoff an meinem rechten Bein, was mir im Moment total egal war. Ich wollte nur eins... endlich nach Hause. Hinter den sicheren Mauern von Iliora. So weit hätte es nicht kommen dürfen, was hatte ich mir nur dabei gedacht meine Heimat zu verlassen und Helia auf solch einer Reise zu begleiten. Ich hätte diese Einladung zum Ball niemals annehmen dürfen geschweige denn mich zu diesem Tanz mit dem König der Vampire hinreißen zu lassen. Töricht Ich seufzte und ließ den Kopf hängen. „Er hat mir nur ein bisschen Angst eingejagt“, gestand ich kleinlaut. Ich bereute es zutiefst Iliora verlassen zu haben, aber das würde ich weder Helia, noch meinen Vater auf die Nase binden. „Ich hasse diese Vampire“, zischte er zwischen den Zähnen und starrte stur geradeaus. Die Hände, die die Zügel seines Pferdes hielten ballten sich zu Fäusten, doch ich ging nicht weiter drauf ein. Alles was ich wollte war endlich wieder nach Hause zu kommen und dann nicht mehr an die vergangenen Tage denken zu müssen. Den restlichen Weg unserer Reise bestritten wir stillschweigend. Helia schien noch immer wütend zu sein. Ich wusste nicht was ihm mehr belastete, das der Vampir mir so nah kommen konnte, oder das er selbst -seiner Meinung nach- in seiner Rolle als Leibwächter versagt hatte. Natürlich gab ich Helia nicht die Schuld daran, was hätte es auch gebracht? Ich wusste, dass ich selbst dafür verantwortlich war aber mir ging es gut, ich war unverletzt und auf dem Weg nach Hause. Helia hatte also seine Aufgabe erfüllt und den Brief übergeben. Und dennoch zog sich auch durch meine Knochen noch eine gewissen Anspannung, die mir erst von den Schultern fiel als ich einen Tag später die hohen Mauern Ilioras erblickte. ~ 🌸 ~ Die Tage verstrichen und auch in meinem Innersten kehrte die altbekannte Ruhe zurück. Helia hatte meinem Vater nach unserer Ankunft aus Ascathron Bericht erstattet, jedoch ohne die Unannehmlichkeiten zu erwähnen, wofür ich ihm sehr Dankbar war. Mein Vater erzählte ich nur, dass die Welt da draußen doch anders war als erwartet, nicht wie ich es mir erträumt hatte. Er quittierte es mit einem schwachen Lächeln und strich mir einmal kurz über das rosa Haar. Das vollkommen verdreckte Kleid an meinem Körper hatte er ohne weitere Fragen ignoriert. Mein Vater war vielleicht Naiv -so wie ich- aber er war nicht dumm. Doch ich dankte ihm, dass er mich nicht mit einer Predig oder seinen Fragen quälte. Mit Helia hatte ich seit der Rückkehr nicht mehr gesprochen, um so erschrockener war ich als ich plötzlich seine Stimme hinter mir vernahm. „Ein wunderschöner Morgen nicht wahr?“ Ich zwang mich meinen Blick von den wunderschönen Kirschblüten abzuwenden und schenkte meinem besten Freund ein Lächeln, welches meine Augen allerdings nicht erreichte. Bei dem Anblick der rosa Blütenblätter stellten sich kaum merklich meine Nackenhaare auf. “Ihr habt eine besondere Wirkung auf meines Gleichens, Prinzessin“ hatte er gesagt, während seine Augen mich wie ein Raubtier taxiert hatten. “Vergleichbar mit einem Meer aus abertausenden süßen Kirschblüten. Selbst ich habe vorher noch nie etwas vergleichbares an einem Menschen gerochen.“ … Gerochen. Menschen waren in Deren Augen doch nur eine Mahlzeit! Er widerte mich an. Dennoch durfte ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Es war vorbei. Ich war zu Hause, weit weg von diesen Monstern. Weit weg von ihm. „Ja du hast recht“, antwortete ich etwas verspätet auf die Bemerkung und sah in die traurigen violetten Augen meines Gegenübers. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Was ist los?“ Nur selten verblasste das Glitzern in seinen Augen, welches dieses Violett noch intensiver machte und dafür sorgte, dass ich diesen wunderschönen Augen jedes mal verfiel. Doch in diesem Moment sah er einfach nur müde aus. „Helia?“, fragte ich als er sich in Bewegung setzte und an mir vorbei ging. „Ich habe nachgedacht“, antwortete er endlich nachdem ich mich ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte. Mit etwas Abstand folgte ich ihm durch den wunderschönen Schlossgarten. „Worüber?“, kam es mir über die Lippen, wobei ich ahnte um was es gehen würde. „Auf diesem Ball-“ Seufzend fuhr er sich durch das dunkelbraune Haar und setzte sich schließlich auf eine Bank, welche unter einem der vielen Kirschbäume stand. „Ich wäre nicht schnell genug gewesen“, sprach er weite und sah dabei auf seine ineinandergefalteten Hände, die er in den Schoß gelegt hatte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf und ließ mich auf den Platz neben ihn nieder. „Was meinst du?“ „Hätte dieser Vampir dich angegriffen, wäre ich nicht schnell genug gewesen. Er hätte dich vor meinen Augen töten können und das macht mich fertig Prinzessin. Es ist mir erst später klar geworden aber ich habe euch in Lebensgefahr gebracht.“ Traurig hob er den Blick und sah mir endlich ins Gesicht. Ich erkannte die Vorwürfe und nun bemerkte ich auch die tiefen, dunklen Ringe unter seinen Augen. Wie konnte er sich dafür nur so bestrafen? Ich allein war für meine Taten verantwortlich. „Helia daran darfst du nicht denken. Du bist der stärkste und mutigste-“ „Sakura!“, unterbrach er mich und drehte sich nun vollends zu mir um. Seine starken Hände packten meine Schultern und sanft zog er mich an seine Brust. „Du bist das wichtigste in meinem Leben und ich würde dich mit allem beschützen was ich habe nur darin besteht mein Lebenssinn, hörst du? Ich würde es mir niemals verzeihen können wenn dir etwas in meiner Gegenwart passiert und dennoch hat dieser Vampir es geschafft dir Angst einzujagen! Ich habe versagt obwohl du die Liebe meines Lebens bist.“ Was? Erschrocken riss ich die Augen auf. Am Ende des Satzes war seine Stimme nur noch ein leises Flüstern gewesen während er sein Gesicht in meine Halsbeuge vergrub und ich dem lauten und viel zu schnell schlagende Herz in seiner Brust lauschte. Hatte ich ihn deswegen vielleicht falsch verstanden? Oder war ich wirklich immer so blind gewesen? Ich verkrampfte mich in seinen Armen und wollte ihn sanft von mir schieben, nur um mich zu vergewissern, doch er hielt mich fest in seiner Umarmung. „Helia.. wa- was hast du-“ Ich schaffte es einfach nicht meinen Gedanken in Worte zu fassen, doch er schien trotzdem zu verstehen, denn auf einmal zog ein leises Vibrieren durch seine Brust. Er lachte... Etwa über mich? „Das musst du doch all die Jahre über mitbekommen haben“, sprach er leise an meinem Ohr. Noch immer verharrten wir in dieser engen Umarmung. Was wenn mein Vater uns so sehen würde? Interessierte es mich? Nein. Endlich schaffte ich es meinen Blick zu heben und auch er richtete sich etwas auf. „Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte ich Kopfschüttelnd und kämpfte gleichzeitig mit den Tränen, die sich ihren Weg bahnten. „Weil es nie eine Rolle spielte. Du bist eine Prinzessin und ich nur dein Leibwächter.“ Sprachlos saß ich da und blickte in seine wunderschönen Seelenspiegel. Wie konnte er so etwas sagen? Es verletzte mich und doch schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Sanfte berührte ich seine Wange, worauf hin er kaum merklich die Augen weitete. „Du bist so viel mehr Helia. Mein Bruder, mein bester Freund und manchmal meine Stimme der Vernunft. Du bist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, du warst immer da und du bist-“ Weiter kam ich nicht, den im nächsten Moment versiegelte er meine Lippen mit den seinen. Er küsste mich mit so viel Erleichterung und so viel... Liebe? Ein wohliges kribbeln machte sich in meinem Inneren breit, verscheuchte die dunklen Gedanken und hüllte mein Herz in einen warmen Schleier. Helia schenkte mir meinen ersten Kuss und in diesen Moment wurde mir klar, dass ich nie etwas anderes wollte. Es stimmte. Er war mein Leibwächter aber er war auch meine Vergangenheit und meine Gegenwart. Er war immer an meiner Seite und unterstützte mich. Er war meine Familie und auch wenn ich es eigentlich nicht durfte lehnte ich mich seufzend in den Kuss und erwiderte ihn. Was mit einem scheuen Kuss angefangen hatte verwandelte sich gerade in eine leidenschaftliche Geste der Zuneigung. Ich weiß es war egoistisch, weil es nicht sein durfte und dennoch blendete ich jeglichen Gedanken an die Folgen aus, ignorierte die Stimme in meinem Kopf die nach Vernunft schrie und legte die Arme um seinen Hals, zog ihn so noch näher zu mir. Mit einmal schien die Zeit wie in Zeitlupe zu vergehen. Ich sah weder die Kirschblüten noch den Garten um mich herum. Ich sah einzig und allein Helia. „Ich liebe dich Sakura. Das habe ich schon immer“, flüsterte er zwischen zwei Küssen und endlich kehrte das Glitzern in seine Augen zurück, welches ich so begehrte. Statt ihm zu antworten legte ich abermals die Lippen auf seine. Ich genoss den Moment und drohte in der Flut der Gefühle zu ertrinken. All diese Empfindungen, die bis vor ein paar Tagen immer vor mir abgeschirmt wurden. Die Angst gegenüber den Vampiren und dem Ungewissen. Die Sicherheit und Geborgenheit, welche ich nun hinter diesen Mauern spürte. Die Schuldgefühle gegenüber meiner Familie, Helia und mir selbst und die Liebe gegenüber meinem besten Freund. Eine Liebe derer ich mir vorher nie bewusst war. Vielleicht weil ich wusste, dass niemand sie dulden würde, was unausweichlich zur Folge hatte, dass mindestens ein Herz gebrochen werden würde. Doch das alles zählte in diesen Moment nicht. ~ 🌸 ~ Helia und ich verbrachten den Tag draußen im Garten. Wir redeten, alberten und küssten uns. Ich war glücklich doch hätte ich niemals ahnen können wie schnell mir dieses Glück, die Liebe und die Sicherheit wieder entrissen werden sollte. Dies hier war keine Bilderbuchgeschichte, in denen alle glücklich bis an ihr Lebensende leben sollten. Ich wusste noch nicht einmal ob diese Geschichte ein gutes Ende haben sollte. Nur eins wusste ich... Einen König vor all seinen Untertanen bloßzustellen, würde Konsequenzen mit sich ziehen. Folgen, dessen Ausmaßen ich mir noch nicht bewusst war. Wie auch? Ich war nur ein naives Mädchen. Eine Prinzessin eingehüllt in Watte, doch in dem strahlenden Licht der Unschuld hatte sich schon vor Tagen ein winzig kleiner Klecks Dunkelheit eingenistet und er würde wachsen, bis das Licht erstarb. Kapitel 5: requirements ----------------------- Sechs Tage waren vergangen, Tage in denen ich mich durch Helia endlich wieder sicher fühlte. Die Angst vor dem Nachtvolk rückte immer mehr in den Hintergrund und ein neuer Alltag festigte sich, ein Alltag in dem Helia an meiner Seite stand. Wann immer es uns möglich war trafen wir uns an geheimen Orten, küssten uns, sobald niemand uns sah, und lagen unbeobachtet, Arm in Arm auf der Wiese fern ab vom Schloss. Es glich einen Traum, aus dem ich nie wieder aufwachen wollte. Ich würde jeden Tag meines Lebens so verbringen, doch hatte ich von Anfang an gewusst, welch Schicksal diese Liebe hatte. Ich war vom königlichen Blute und Helia war mein Leibwächter. Mir war klar gewesen wie töricht das war und dennoch genoss ich es mit jeder Zelle meines Körpers.... bis zum siebten Tage, als mich die Realität plötzlich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen riss. Die Mittagssonne stand an jenem sonnigen Tag hoch am Himmel während Helia und ich uns im Königsgarten aufhielten. Wir hatten einige Köstlichkeiten aus der Speisekammer aus dem Schloss geschmuggelt und saßen nun auf einer Decke unter einer prächtigen Trauerweide. Den gesamten Vormittag hatte ich Helia bei seinem Training beobachtet, hatte das Spiel seiner Muskeln zugeschaut und sein Talent im Umgang mit dem Schwert bewundert und nachdem Helia sich in dem nahen Fluss abgekühlt hatte, saßen wir nun lachend beisammen und machten uns über den Picknick-Korb voller Brot, Käse, Wurst und Obst her. Mir war vorher nie aufgefallen, wie attraktiv er war. Seine violetten Augen glitzerten vor lauter Leidenschaft und Freude. Sein feuchtes Haar verlieh ihm einen wilden Ausdruck und passte perfekt zu den Muskeln, die sich deutlich unter seinem hellbraunen Oberteil abzeichneten. Es schien, als hätte ich vor einigen Tagen zum ersten mal die Augen geöffnet und noch immer war ich sprachlos von diesem Anblick. Lächelnd schob Helia sich eine Traube in den Mund, beugte sich danach zu mir herunter um meine Lippen mit seinen zu versiegeln. Auch er wusste was er mit alle dem riskierte und dennoch küsste er mich, würde es wahrscheinlich selbst dann machen, wenn wir nicht allein wären. Ich seufzte als er sich von mir löste und vermisste sofort das wohlige Gefühl seiner weichen Lippen auf den meinen. „So könnte ich den Rest meines Lebens verbringen“, gestand ich flüsternd während ich einen Vogel beobachtete, welcher sich auf einem dicken Ast, der über unseren Köpfen hing, niederließ und fröhlich sein Lied zwitscherte. Helias Lächeln wurde wärmer. Ohne mir eine Antwort geben zu müssen wusste ich, das auch er so dachte. „Wir sollten öfter Essen aus der Küche klauen“, lachte er und griff nach einem Stück Käse, welches er mir zwischen die Lippen schieben wollte. Jedoch wurde unsere Zweisamkeit in diesem Moment jäh unterbrochen. Erschrocken zuckte ich zusammen als sich plötzlich eine der Wachen zu uns gesellte. Es handelte sich um einen braunhaarigen Mann in einer silbernen Rüstung. Seine Stirn war von Sorgenfalten überzogen und in seinen braunen Augen lag ein Ausdruck den ich nicht zu deuten vermochte. Besorgt und neugierig zog ich eine feingeschwungene Augenbraue in die Luft und tauschte einen fragenden Blick mit Helia. Kurz verbeugte Sich der Mann erst vor mir und dann vor Helia, was mir zeigte das dieser Mann eine geringere Stellung innerhalb der Wachen hatte als mein Freund. „Der König wünscht euch umgehend zu sprechen Sir.“ Besorgnis schlich sich nun auch in das hübsche Gesicht des Angesprochenen, welcher dem Mann kurz zunickte und sich anschließend erhob. Schweigend klopfte er sich den nicht vorhandenen Dreck von der blauen Stoffhose danach richtete er seine Aufmerksamkeit auf mich und streckte mir die Hand entgegen. Stumm ging ich auf die mir angebotene Hilfe ein und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. „Was ist wohl passiert?“, fragte ich flüsternd an Helia gewandt, welcher jedoch noch nicht auf die Frage einging und sich wieder der Wache widmete. „Bitte kümmert euch darum“, bat er und deutete auf unseren Piknick platz. Die Wache nickte und machte sich daran die Decke zusammen zurollen. „Komm.“ Ohne ein weiteres Wort griff Helia nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Ich stolperte geradezu über den Kiesweg zurück zum Schloss, stets darauf bedacht nicht über den Saum meines Kleides zu stolpern, was ziemlich unelegant aussah. „Helia was ist los?“, fragte ich leicht außer Atem und zog leicht an seiner Hand, worauf er mir einen entschuldigenden Blick zuwarf und sein Tempo drosselte. „Ich weiß es nicht, aber der Ausdruck im Gesicht der Wache gefiel mir ganz und gar nicht.“ „Mir auch nicht. Ich hoffe mit Vater ist alles in Ordnung.“ Der Gedanke daran, meinem Vater oder gar meiner Mutter wäre etwas geschehen bereitete mir Unbehagen, also beschleunigte ich mein Tempo noch etwas, bis ich mit Helia auf einer Augenhöhe war. Schweigend eilten wir die Treppen hinauf, durchquerten die große Eingangshalle und ließen auch die große Treppe, welche uns in den Westflügel, des zweiten Stocks führte hinter uns und liefen den langen Flur entlang, bis wir an einer weißen, gigantischen Flügeltür am Ende des Ganges ankamen. Zwei Wachen, die vor der Tür zum Thronsaal positioniert waren verneigten sich stumm als sie mich erblickten und öffneten anschließend die Flügeltür. Mein Vater saß auf den steinernen Thron am Ende der Halle, daneben auf einem kleineren Thron hatte sich meine Mutter niedergelassen. Stumm starrte sie auf die, in den Schoß gelegten Hände. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. „Mutter?“, fragend schritt ich auf meine Eltern zu, bis mein Vater sich schließlich regte. Seufzend richtete er sich auf und kam die wenigen Stufen von seinem Thron zu uns herunter gelaufen. „Helia, tritt bitte vor.“, sprach mein Vater freundlich, dennoch lag ein gewisser Unterton in seiner Stimme, welcher mich skeptisch in meiner Bewegung inne halten lies. Stumm beobachtete ich Helia, welcher der Bitte meines Vaters folge leistete. Hatte man Helia und mich vielleicht doch gesehen? Waren wir aufgeflogen? Angst machte sich in mir breit. Unmöglich, wir waren stets auf der Hut gewesen. Mit einem Blick in Helias Gesicht wusste ich, dass auch er den gleichen Gedankengang hatte wie ich. Seinen Augen zierte ein leichter Funken von Panik und sein normalerweise, leicht bräunlicher Hautton wurde schlagartig blasser. Gehorsam näherte er sich meinen Vater und verneigte sich, indem er sein Knie beugte und den Kopf gesenkt hielt. Nach außen hin gab er sich ruhig und gefasst, doch ich erkannte die Aufregung, die er ausstrahlte. Unsicher wanderte mein Blick von Helia zu meinem Vater, welcher einige Meter von meinem Freund entfernt stand und nun etwas hinter seinem Rücken hervorholte. „Wir haben eine Antwort bekommen“, begann der König ohne Ausschweifungen. Sofort versteifte ich mich, als ich sah, was genau mein Vater da in den Händen hielt. Ein Brief... Das rote Lachsiegel war durchgebrochen, was bedeutete, dass mein Vater ihn bereits gelesen hatte. Sofort kam mir das besorgte Gesicht der Wache in den Sinn und das untypische Verhalten meines Königs. Eine Gänsehaut kroch meine Arme hinauf bis zu meinem Nacken und meinem Rücken wieder runter. Auch Helia versteifte sich kurz, richtete sich dann aber wieder auf und trat auf mein Vater zu, dieser reichte ihm den Umschlag. Helia zog den Brief aus dem Umschlag, entfaltetet ihn und begann ihn zu lesen. Innerhalb weniger Sekunden veränderte sich das Mienenspiel meines besten Freundes. Seinem ernsten Gesichtsausdruck wich einer entsetzten Miene, welche sich dann in Verwirrung und Wut wandelte. Ich beobachtete wie er die Zähne aufeinander presste und sich eine kleine Falte zwischen seinen Augen bildete. Minuten vergingen in dem er den Brief ein zweites und sogar ein drittes Mal überflog, wohl auf der Suche nach einigen aufschlussreichen Antwort auf seine unausgesprochenen Fragen. „Das kann er nicht ernst meinen“, knurrte er aufgebracht und schloss seine Faust fester um das Papier. „Eure Majestät, das kann-“ „Helia!“, unterbrach mein Vater ihn mit einer endgültigen Handbewegung. Nur selten hatte ich meinen Vater mit solch einer Autorität erlebt. Dennoch wagte ich es endlich mich zubewegen. Neugierig trat ich vor uns gesellte mich zu meinem Freund. „Wa- was ist los?“, fragte ich kleinlaut sowohl an Helia als auch an meine Eltern gerichtet. Erst als ich neben meinem Leibwächter zum stehen kam erblickte ich das Siegel, welches in das rote Lachs eingestampft war. Wieder überkam mich eine Welle aus Gänsehaus, welche meine Vermutung bestätigte. „Oh nein.“ Ein erstickter Laut entwich meiner Kehle. Stumm blickte ich meinem Vater in die Augen, welcher meine lautlose Bitte erkannte. „Lass es sie lesen“, sprach er an Helia gewandt, welcher mir widerwillig den Brief reicht. Mit zitternden Fingern nahm ich ihm das auseinander gefaltete bräunliche Blatt aus der Hand. Die fein säuberlichen Federschwünge überzogen das komplette Papier mit anmutigen Buchstaben. Ungläubig laß ich die ersten Zeilen, überflog die scheinheiligen, freundlichen Worte, doch erkannte die Provokationen zwischen den Zeilen. Was zum? Zitternd las auch ich die Zeilen ein zweites mal, bis zu den Worten, die mir ein unterdrücktes Schluchzen entlockten. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Die altbekannte Angst überkam mich abermals und verwandelte sich innerhalb von Sekunden in Übelkeit. Mir wurde schlecht und der Raum in dem ich mich befand fing an sich zu drehen. Dennoch laß ich die entscheidenden Worte ein drittes mal. … Ich unterbreite euch hiermit ein Gegenangebot. Ich schicke euch ein Drittel meiner Männer um euch im Kampfe gegen euren Feind zu unterstützen. Jedoch habe ich drei Forderungen. Land, Früchte und eine Königin. Zum einen werde ich -sobald gewonnen ist, was es zu gewinnen gilt- Itis unter meine Obhut nehmen und somit meine Länder erweitern. Zweitens fordere ich jeden Monat einen Teil der Ernte eurer königlichen Felder und im letzten Punkt fordere ich die Hand eurer liebreizenden Tochter, ich fordere jeden Zentimeter von ihr, jeden Atemzug und jeden Funken Leidenschaft. Sie wird an meinem Hofe leben und sobald mein Versprechen eingelöst wurde wird sie durch das Band der Ehe die Meine sein. Ich fordere Ihre treue mir und meinem Volke gegenüber Dies ist mein Angebot. Meine Unterstützung in eurem Krieg im Tausche gegen Länder, die Früchte eurer Ernte und die Liebe eurer Tochter. Sollte die Prinzessin nicht, bis Mitternacht der nächsten Vollmondnacht in meinem Königreich eintreffen sehe ich dieses Angebot unwiderruflich als abgelehnt an. Nun liegt es bei euch König der Menschen. Wie wichtig ist euch meine Hilfe? Was würdet ihr geben? Hochachtungsvoll S. U. König von Ascathron Geschockt starrte ich auf die Initialen des Mannes, bei dessen Gedanken sich mir jede Faser meines Körpers widersetzte. Nein, nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein.. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, doch kein einziger Laut verließ meine Kehle. Immer wieder wiederholten sich die geschriebenen Worte in meinen Gedanken. …die Liebe eurer Tochter. „Das ist meine Schuld eure Majestät. Ich hätte sie niemals mitnehmen dürfen“, kam es gepresst von Helia, was mich dazu veranlasste ihn fassungslos anzustarren. Er gab sich die Schuld dafür. Ich wollte widersprechen, ihm sagen, dass er nichts dafür konnte. Ihm daran erinner, dass es meine Idee war, doch ich konnte nicht. Wie zu Eis gefroren stand ich da, nicht fähig mich zu bewegen. Ich starrte lediglich auf die scheinheiligen Initialen vor mir, welche mich stillschweigend verhöhnten. „Wir werden einen anderen Weg finden gegen Itis anzukommen.“ Tröstend legte sich eine Hand auf meine Schulter, was mich aus der Starre riss. Mit Tränen in den Augen starrte ich meinen Vater an, ich hatte nicht bemerkt das er sich mir genähert hatte. Aufmunternd lächelte er mich an. „Wir finden einen anderen Weg“, wiederholte er seine Worte leise, damit nur ich sie hörte. Doch wäre es möglich? Einen anderen Weg zu finden? „Wir werden auf diese Forderungen nicht eingehen“, mit diesen Worten drehte sich mein Vater zu Helia um, welcher ihm zustimmend zunickte. „Keine Sorge mein Kind, wir werde eine Lösung finden.“ Mit auf den Rücken verschrenkten Händen kehrte er zu seinem Thron zurück, wiederholte dabei die letzten Worte seines Satzes immer wieder vor sich her. Ich wusste dass ihm das alles belastete. Itis, dessen Armee aus Söldner und Ganoven immer größer und bedrohlicher wurde und nun auch noch der dunkle König, welcher offensichtlich ein Auge auf seine Tochter geworfen hatte. Hätte ich doch nur nie die schützenden Mauern meines Reiches verlassen, dann wüsste der König der Vampire nichts von meiner Existenz. Abermals überkam mich ein tiefes Schluchzen und ohne es verhindern zu können tropfte die erste Träne auf das Papier in meinen Händen. In diesem Moment brachen alle Dämme. Ich schaffte es nicht die Mauern aufrecht zu erhalten und ohne Helia oder meinen Eltern nochmals anzuschauen flüchtete ich aus dem Thronsaal. Weinend eilte ich den langen Flur entlang, ignorierte dabei Helias rufe hinter mir, welcher mir panisch gefolgt war, doch ich konnte es nicht, konnte ihm gerade meine Tränen nicht zeigen und meine Erkenntnis. Er würde meine Gedanken sofort lesen können, ich war immerhin ein offenes Buch für ihn. Stattdessen rannte die Treppe zur Eingangshalle hinunter, durchquerte abermals die beeindruckende Eingangshalle und stürmte hinaus in den Garten, welcher vor wenigen Augenblicken für mich noch einer der beruhigendsten Orten von ganz Iliora gewesen war. So voller Farbe und Anmut. Ein Ort, an dem man sich zurückziehen konnte. Doch plötzlich überzog ein endloser grauer Schleier diese Idylle und wo, seit den Geschehnissen in Ascathron, nur ein kleiner Fleck von Dunkelheit in mir lag, bildete sich nun eine riesige schwarze Klaue, die ihre langen Finger nach meinem Licht ausstreckten. Er hatte seine Pranken nach mir ausgestreckt und ich wusste, dass es kein Entkommen geben würde. Kapitel 6: the fear of the uncertain ------------------------------------ „Sakura!“ Eine warme Hand packte mein Gelenk und stoppte mich in meiner Bewegung. Sanft wurde ich zurück gezogen und landete an einer großen, warmen Brust. „Schhhh.“ Tröstend hatte Helia die Arme um mich geschlungen und drückte mich an sich, seine Hände strichen dabei beruhigend über meinen Rücken. Ich hatte mein Gesicht an seiner Schulter vergraben und ließ den Tränen freien Lauf, später würde ich mich mit Sicherheit dafür schämen, sein Hemd durchnässt zu haben. „Alles wird gut Prinzessin, glaub mir. Ich werde nicht zulassen das dieser Bastard dich zwingt ihn zu heiraten“, sprach er leise, seine Stirn hatte er in meinem Haarschopf gedrückt, weshalb ich die Worte nur gedämpft vernahm, dennoch waren sie laut genug um sie zu hören. Ich spürte seine Anspannung, merkte es an der Art seiner Atmung und seiner steifen Körperhaltung, deshalb vermochte ich es nicht ihm zu widersprechen sondern nickte lediglich an seiner Schulter. Ich wusste natürlich, dass Helia nichts gegen die Forderungen unternehmen konnte, ich war bereits alle Möglichkeiten im Kopf durchgegangen und kam nur auf zwei Varianten wie alles enden würde. Die erste war, dass wir die Forderungen nicht erfüllten. Der König würde uns keine Hilfe leisten und mein Vater würde in der Verzweiflung versinken, währen Itis an Macht gewann, bis sie uns Angreifen würde. Unsere Feinde rissen die Mauern ein, töteten Unschuldige und stützte Iliora ins Chaos, damit würde die Amtszeit meines Vaters enden und wir würden sterben oder versklavt werden. Anschließend würde Itis das Gleiche mit den anderen Kontinenten wiederholen. Mein Vater war ein gutherziger König, niemand der große Schlachten gewann, ob man dies nun leugnete oder nicht, aber allein hätten wir nicht den Hauch einer Chance. Die zweite Variante wäre unsere Rettung, doch zu welchem Preis wussten wir ja nun. Jetzt war es an mir zu wählen. Wenn ich das Angebot annahm opferte ich mein Leben, doch Iliora, die freien Völker und meine Familie hätte eine Zukunft. Immer mehr wuchs die Entschlossenheit in meiner Brust. Ich, Sakura Haruno, Prinzessin von Iliora, Lady der Kirschblüten und vor allem liebende Tochter, würde mein Land und jene die ich liebte nicht zu Grunde gehen lassen! Ich musste mich zusammenreißen, durfte nicht wie ein kleines Kind weinen während alle versuchten den rettenden Ausweg zu finden, also atmete ich einmal tief ein und aus, und entfernte mich mit zwei Schritten von Helia. „Mir geht es gut“, flüsterte ich und wischte mir über die nassen Augen. Er jedoch, blickte mir skeptisch entgegen und öffnete seine Lippen um zu einer Antwort anzusetzen, doch ich unterbrach ihn. „Ich weiß, alles wird gut. Vater wird einen Weg finden,“ Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Ich bin einfach müde und werde mich für heute zurück ziehen“, erklärte ich schnell, stellte mich auf die Zehenspitzen, beugte mich zu ihm und berührte flüchtig seine Lippen mit meinen. Es tat mir weh ihn so stehen zu lassen, doch es ging nicht anders. Ich konnte ihn einfach nicht in die Augen schauen. In den letzten Tagen erst wusste ich was es bedeutete einen anderen Mann zu lieben und das tat ich, mit jeder Phase meines Körpers. Eilig kehrte ich in das Schloss zurück und die Treppen hinauf in das dritte Stockwerk, dort wo sich die Bibliothek befand. Ich hatten einen Plan, doch musste wissen, wie viel Zeit mir blieb. Mit meinen Vater konnte ich darüber nicht sprechen, immerhin kannte ich seine Antwort und ich wusste, dass er mich zu sehr liebte, als das er mich gehen lassen würde. Ich seufzte und setzte meinen Weg fort, bis ich zu einer braunen Tür gelangte. Die Bibliothek war kein großer Saal mit Unmengen von Büchern, die sich bis an die Decke stapelten, eher glich sie ein etwas größeres Büro mit einigen Regalen, voll mit Büchern, die jedoch schon bessere Tage gesehen hatten. „Eure Hoheit, was verschafft mir die Ehre?“, erschrocken drehte ich mich um und erblickte den hochgewachsenen Dürren vor mir. Shiro verneigte sich und faltete anschließend die Hände auf dem Rücken, seine Brille saß tief auf seiner langen Nase und das graue Haar war ordentlich zurückgekämmt. „Ich brauche eure Hilfe“, sprach ich und ging auf ihn zu, senkte dabei meine Stimme. Ich wollte nicht, dass man uns möglicherweise hörte. „Ihr wisst doch immer alles Shiro.“ „Nun Prinzessin, unter meinen drei Geschwistern bin ich wohl wahrlich der, der die Weisheit mit Löffeln gegessen hat“, sagte er ging durch einen schmalen Gang, welcher zwischen zwei Bücherregalen führte, mit einer leichten Kopfbewegung deutete er mir ihn zu folgen. Ich rollte mit den Augen, konnte aber ein leichtes Schmunzeln nicht verbergen. „Also hoffe ich doch sehr meiner Prinzessin helfen zu können, alles andere würde mich in meinem Stolz verletzten“, sagte er und spazierte um die Ecke, wo sich ein weiterer Gang bildete. Ich war als Kind oft hier bei Shiro, einfach weil ich seine Gesellschaft und seine abenteuerlichen Geschichten genoss. Oft erzählte er von Kobolden und kleinen Wesen, die im Verborgenen lebten und von den Hütern, die laut seinen Erzählungen zu viert auf dieser Welt existierten. Ich liebte diese Geschichten und hörte jedes mal gebannt zu, wenn er von den Wächtern erzählte. Die, die über das Licht, die Dunkelheit, das Wissen und Jenes was im Verborgenen lag wachten. Ich seufzte, wenn Shiro mir keine Antwort geben konnte, dann konnte es niemand. Er war wohl die schlauste Person die ich kannte. Ich beeilte mich um mit ihm Schritt zu halten, doch als ich um die Ecke bog war er verschwunden. Typisch. Er kam und ging wie er wollte, wahrscheinlich versteckte er sich hinter eines der Regale. Das machte er ständig, ich wusste zwar nicht warum aber so war er nun mal. „Schon gut Shiro, ich habe nur eine einfache Frage“, rief ich etwas lauter und suchte mein Umfeld nach einem weißen Haarschopf ab und fand ihn schließlich an einem Pult, auf dem ein altes blaues Buch lag. Er nickte, antwortete aber nicht, weshalb ich einfach weiter sprach. „Wann ist der Nächste Vollmond?“ Der Ernsthafte Klang meiner Stimme ließ den dürren Mann von seinem Buch aufsehen und abermals wurde ich mit einem skeptischen Blick gemustert. „Eure Hoheit, ich weiß zwar nicht was ihr mit dieser Information anzufangen gedenkt, aber ich hoffe es weckt nicht die Ungunst des König.“ Hatte Shiro etwas von den Forderungen des Vampirkönigs mitbekommen? Wundern würde es mich nicht. Der weise Mann hatte hier im Schloss nicht nur die Stellung des Bibliothekars, er fungierte als Berater, weil er Dinge von allen Blickwinkeln betrachtete und stets einen schlauen Einfall hatte, doch das charakteristische an ihm, war das er praktisch überall im Schloss seine Augen und Ohren hatte. Anfangs gruselte ich mich ungemein vor diesem Mann, doch mein Vater versicherte mir, das Shiro rein gute Absichten hatte und einfach nur ein alter Mann war, der Bücher und Geschichten liebte. „Nein, mein Vater hat nichts damit zu tun“, versicherte ich ihm. „Ich bin einfach nur neugierig.“ Keine Ahnung ob er mir diese Lüge abnahm, aber er trat nach Sekunden der Stille an mich heran. „Nun Prinzessin, wenn das so ist, möchte ich eurer Wissbegierde nicht im Wege stehen“, sprach er und begab sie zu dem Regal zu seiner Rechten. Kurz flogen seine Augen über die verschiedenen Einbände bis er an einem dunkelroten Buch hängen blieb. „Ein Mondphasenzyklus, auch Lunation genannt dauert etwa neunundzwanzig Tage. Den letzte Vollmond hatten wir vor etwa dreiundzwanzig Tagen-“ „Das heißt, ich habe etwa sechs Tage“, unterbrach ich ihm, obwohl ich diese Worte nicht laut aussprechen wollte. Shiro nickte und deutet auf eine Tabelle in dem Buch. Neugierig wanderte mein Blick über das Papier und ich realisierte, dass es sich bei dem Buch um einen Kalender handelte. „Notierst du jede Vollmondnacht?“ Erstaunt blickte ich dem Dürren in die Augen. Er nickte und klappte das Buch wieder zu. „Ich mache mir gern über alles mögliche Notizen“, erklärte er und wandte sich wieder dem blauen Buch auf dem Pult zu. Dieser Mann faszinierte mich immer wieder. Er war ein einziges Rätsel. „Danke Shiro. Ihr habt mir sehr geholfen.“ Er lächelte und neigte leicht den Kopf. „Stets zu euren Diensten eure Hoheit.“ ~🌸~ Sechs Tage bis zur nächsten Vollmondnacht. Nervosität machte sich in mir breit, als ich durch den weiten Ostflügel lief. In diesem Teil des Schlosses befanden sich nur die Räumlichkeiten der königlichen Familie, also die Gemächer meiner Eltern und mir, sowie ein großer Salon für meine Mutter und mich und eines der Arbeitszimmer meines Vaters. Genau deshalb war Ostflügel zu dieser Tageszeit meist verlassen. Nur einzelne Wachen liefen Ihre Runden und kontrollierten die Flure, sprachen mich aber nicht an, wenn sie mir über den Weg liefen. Sie blieben lediglich stehen und verbeugten sich, warteten geduldig bis ich aus ihrem Blickfeld verschwunden war und gingen dann wieder ihrer Arbeit nach. Als ich mein Schlafgemach erreicht hatte stand die Sonne schon nicht mehr ganz so hoch am Himmel, was bedeutete, dass mir nicht mehr all zu viel Zeit blieb. Eilig lief ich zu meinem Schrank und holte eine meiner braune Reithosen hervor. Normalerweise waren diese für die jährlichen Jagdfeste gedacht, weshalb sie weit unten im Schrank lagen. Dazu suchte ich mir schwarze Stiefel und eine weinrote Tunika heraus. Anschließend wickelte ich die Sachen in einen weißen Umhang und verstaute sie unter meinem Bett. Die restliche Zeit bis zum Abendmahl verbrachte ich damit nervös durch mein Zimmer zu laufen und mir krampfhaft eine Beschäftigung zu suchen. Letztlich hatte ich in meinem Lieblingsbuch gelesen und mich dazu entschlossen es zu den anderen Reisesachen zu packen. Ich brauchte etwas, was mich an diesem Ort an meine Familie und meine Heimat erinnerte. Danach hatte ich mir mein Kleid für das Abendessen herausgesucht und lag nun ein wenig entspannter in einer heißen Wanne. ~🌸~ Hunderte von Bedenken gingen mir während des Essens durch den Kopf. Würde alles funktionieren wie ich es geplant hatte? Schaffte ich es ungesehen aus dem Schloss und aus Iliora? Würde ich allein den Weg finden? Was wenn ich mich verirrte? Wie würde mein Vater und meine Mutter damit klar kommen? Und Helia? „Sakura, Schatz. Du siehst besorgt aus“, stellte meine Mutter fest und riss mich damit aus den selbst zweiflerischen Gedanken. Erschrocken fuhr mein Kopf hoch und meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Königin, die mir gegenüber saß und einen Löffel Suppe in der Hand hielt. „Wenn es wegen dem Brief ist“, erhob mein Vater das Wort. „Du weißt, dass wir dich niemals in die Hände dieses Monsters geben würden.“ Ich nickte und bis von meinem Brot ab. „Ich hatte nur überlegt wie es nun weiter gehen soll“, log ich und hielt dabei den Blick auf meinen Teller gerichtet. „Ich werde Helia zu den Kontinenten der Nuria, Liviathen und Amaria schicken und dort die Herzöge über die Lage hier unterrichten.“ Ich konnte mir ein Auflachen nicht verkneifen, wofür ich prompt einen tadelnden Blick meiner Mutter erntete. „Die Reise ist lang Vater, Helia wird Monate unterwegs sein, die Zeit wird kaum ausreichen. Außerdem verfügt der Herzog von Amaria, seit dem schweren Erdbeben nur über wenige Kampffähige Männer. Nuria liegt abseits der Meere und Liviathen hält sich schon lang aus allem raus was die anderen Kontinente angeht.“ Es tat mir ungemein Leid die Hoffnung meines Vaters zu zerschlagen. Doch er konnte sich auf die anderen Länder nicht verlassen. Zu dem standen die Kontinente nicht unter der Herrschaft meines Vaters und mussten demnach nicht den weiten Weg auf sich nehmen. Zwar waren Iliora, Liviathen, Amaria und Nuria schon seit der Gründung der neuen Kontinent Verbündete, dennoch sollte man nicht all seine Hoffnung auf sie setzten. Außerdem waren die Männer Amarias noch dabei ihr Land wiederaufzubauen und sich von den Verletzungen zu erholen. Gequält sah ich in die traurige Miene meines Vaters und streckte meine Arm über den Tisch aus, um seine Hand zu drücken. „Wir schaffen das“, flüsterte ich und stand dann von meinem Platz auf. „Es war ein langer Tag und ich würde gerne schlafen gehen“, erklärte ich und sah dabei erst meine Mutter und dann meinem Vater in die Augen. „Natürlich.“ „Danke.“ Ich verbeugte mich vor meinen Eltern und verließ dann schnell den Speisesaal. ~🌸~ Die letzten Stunden verbrachte ich damit meine Gedanken, voller Schuldgefühle in einem Brief zu verfassen. Ich schrieb, dass dies das Beste für Iliora sei und, dass ich als Tochter des Königs alles dafür geben musste um die Stadt und deren Bewohner zu beschützten. Ich entschuldigte mich für das Opfer, das meine Eltern gezwungenermaßen leisten mussten und schrieb wie sehr ich sie liebte. Anschließend zog ich mir die herausgelegten Kleider an, band mir meine langen Haare zu einem Zopf und wartete bis der Mond schon einige Stunden am Himmel stand. Dann, als ich davon überzeugt war, dass die Luft rein war schlich ich mich leise aus meinem Zimmer und schaffte es ungesehen zur Speisekammer, aus der Helia und ich heute schon einmal Essen gestohlen hatten. Ich packte mir einen Reisevorrat zusammen und schlich mich schnell aus dem Schloss und zu den Stallungen, wo mein Hengst in seiner Box schlief. Ich weckte Aiden und sattelte ihn und wenige Moment später saß ich bereits auf seinem breiten Rücken und ritt der großen Mauer entgegen. Mir bleiben sechs Tage bis ich am Hofe des Vampirkönigs sein musste. Sechs Tage bis ich ein neues Leben betreten würde. Sechs Tage, bis mein Leben, so wie ich es kannte ein Ende fand. Die Angst vor dieser neuen, ungewissen und dunklen Zukunft hatte sich zu einem großen Knoten gebildet und drückte gegen meine Brust, raubte mir eine Teil der Luft, die ich zum Atmen benötigte und dennoch ritt ich zusammen mit Aiden in Nacht, nach Ascathron mitten in Fängen jenes Monsters, welches mich seit der ersten Begegnung in meinen Träumen verfolgte. Kapitel 7: Victim of love ------------------------- Was habe ich mir dabei gedacht? Immer und immer wieder wiederholte ich diesen Satz während meiner Reise. Ich hatte seit Tagen nicht richtig geschlafen, kalter Regen weichte meine Kleider auf und begleitete mich nun schon seit dem dritten Tage. Meine Verzweiflung war zum greifen nah, während ich Aiden immer weiter voran trieb. Wir hatten bereits die vierte Nacht hinter uns gelassen, normalerweise hätte ich mein Ziel schon erreicht haben müssen, doch statt einer weiten Hügellandschaft, erstreckte sich lediglich ein weitläufiger Wald vor uns. Waren wir beim letzten mal durch solch Unterholz geritten? Ich erinnerte mich nicht mehr und meine einstige Zuversichtlichkeit war schon am zweiten Tag erschöpft gewesen, genau wie mein Proviant. Wie um meine Gedanken zu unterstreichen knurrte mein Magen auf, was mir ein leidiges seufzen entlockte. Niemals hätte ich gedacht, dass die Tage so Nervenaufreibend werden würden. Nachdem ich Iliora verlassen hatte ritt ich die ganze Nacht und den folgenden Tag durch, hielt nur um Aiden eine kurze Pause zu gönnen, in der er sich mit kalten Wasser neue Kraft verschaffen konnte. Ich war optimistisch gewesen, hatte gedacht, dass ich den Weg noch kannte. Doch nachdem ich die zweite Nacht hinter mir gelassen hatte, wurde mir langsam Bewusst in welch einer Lage ich mich befand. Ich war allein, unbewaffnet und unerfahren um Kampfe. Sollte mich jemand überfallen, wäre ich demjenigen schutzlos ausgeliefert. Doch ich versuchte mir so viel Mut wie nur möglich zuzusprechen und dennoch bekam ich nachts kein Auge zu. Allein das kleinste Geräusch ließ mich aus meiner Ruhe aufschrecken, sorgte dafür das eisige Angst das Blut in meinen Venen zum stillstand brachten und selbst als ich die Quelle für meine Unsicherheit erkannte, gelang es mir selbst Stunden später nicht mich zu beruhigen, weshalb ich es letztlich aufgab und meist nur für wenige Minuten Rast machte. Bis mich die Müdigkeit in der dritten Nacht einholte und mich die ganze Nacht in einen unerbittlichen Kampf mit meinen Alpträumen zog. Erst die kalten Regentropf weckten mich am nächsten Morgen und ab da an wich mir der nasse Begleiter nicht mehr von der Seite. Abermals brachte die Kälte mich zum Zittern, als mir eine Windböe das feuchte Haar ins Gesicht peitschte. „Oh man“, wimmerte ich, den Tränen nahe und strich mir mit steifen Fingern die Strähnen aus den Augen. Auch Aiden machte das Wetter und die lange Reise zu schaffen, so war er es nicht gewohnt so weite Strecken über sich ergehen zu lassen und als wir schließlich am Rande des Waldes ankamen riss ihm scheinbar der Geduldsfaden. Störrisch bäumte er sich auf und wirrte laut. Erschrocken klammerte ich mich an den Zügeln fest und fiel fast aus dem Sattel als seine Vorderhufen unsanft auf den Boden aufkamen. Er schüttelte seinen Kopf, wobei seine nasse Mähne mir kalte tropfen ins Gesicht warfen. „Schhh mein Junge. Ich weiß mir geht es nicht anders“, verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm über den großen Kopf. Doch es brachte nichts. Stur weigerte er sich den dunklen Wald zu betreten. „Ok schon gut“, sprach ich leise und stieg von seinem Rücken ab. „Dann laufen wir halt beide.“ Beruhigend nahm ich seinen Kopf in meine Hände und drückte meine Stirn gegen sein kaltes Fell. Es brauchte viel Geduld und ruhige Worte um meinen Freund dazu zu bewegen mich in das Unterholz zu geleiten, aber letztlich schaffte ich es wohl ihm die Angst zu nehmen, worauf er sich zögerlich in den Wald führen ließ. Der lange Fußmarsch durch Stock und Stein kostete mich einen weiteren Tag und die Hälfte der Nacht, zusätzlich raubte es mir nun die restliche Kraft. Zweifel, Schuldgefühle, Heimweh und die Angst sorgten dafür, dass mir mein Körper nicht mehr gehorchten. Müde sank ich auf die Knie und versuchte nicht mal mehr meine Tränen zu unterdrücken. Ich wimmerte und hockte zitternd im Dreck und weinte, weinte so laut wie ich es noch nie getan hatte. Ich vermisste meine Eltern und Helia und selbst der Gedanke an die Mauer, welche mir sonst immer das Gefühl gab eingesperrt zu sein, sorgte jetzt dafür, dass sich mein Herz voller Wehmut zusammen zog. Der Nervenzusammenbruch warf mich abermals in der Zeit zurück und ein bitterer Wunsch wuchs in mir. Der Wunsch danach aufzugeben. Ich hatte versagt, hatte meine Eltern und mein Volk im Stich gelassen. Sollte die Prinzessin nicht, bis Mitternacht der nächsten Vollmondnacht in meinem Königreich eintreffen sehe ich dieses Angebot unwiderruflich als abgelehnt an. Hart trafen mich diese Worte, die sich durch den dichten Nebel drängten. „Reiß dich zusammen!“, ermahnte ich mich. Ich wusste nicht woher, aber als ich neuen Mut fand schaffte ich es mich erneut aufzurappeln. „Du bist kein jämmerliches Kind!“, sprach ich laut zu mir selbst und kämpfte mich auf die Beine. Der dichte Nebel um meinen Verstand schwand und selbst Aiden schien es zu bemerken. Mit stolzen Gang kam er auf mich zu und schabte ungeduldig mit seinen Hufen auf den matschigen Waldboden. „Na los, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Mit diesen Worten wischte ich mir mit dem nassen Hemdärmeln über das Gesicht, griff nach den Zügeln und ging mit Aiden durch die Tiefen des Waldes. Der Regen war unser ständiger Begleiter, ebenso wie der Hunger, die Angst und die Müdigkeit, doch es blieb uns keine Zeit mehr und ich würde mein Volk nicht im Stich lassen, ganz gleich, wie stark das Heimweh mir die Luft abschnürte. Es dauerte die gesamte restliche Nacht, bis wir schließlich den Waldrand erreicht hatten. Erfreulicherweise hatte es aufgehört zu regnen und die ersten Sonnenstrahlen weckten die Vögel, die den Morgen mit ihren wunderschönen Gesang begrüßten. Unbewusst beschleunigte ich meine Schritte und ein kleines Lächeln zierte meine Lippen als ich den Schatten der Bäume hinter mir ließ. Doch was mich erst richtig zum Lachen machte war die weiten Hügel, die sich vor meinen erstreckten. „Endlich“, seufzte ich erleichter. Ascathron war nicht mehr weit, hinter diesen saftigen grünen Wiesen lagen schon die Weiten des Ozeans und davor die Klippe, mit dem riesigen Schloss, zu dessen Fuße sich die Stadt ehrfürchtig verneigte. Doch der Gedanke daran weckte keine Begeisterung, wie bei meinem letzten Besuch. Eine kalte Gänsehaut legte sich auf meine Arme und die feinen Nackenhaare stellten sich alarmiert auf, selbst die kleine Stimme in meinem Hinterkopf wurde laute und rief, seit meinem Aufbruch ununterbrochen die selben zwei Worte: Dreh um! Ich ignorierte die Stimme und drehte mich zu Aiden um, der meine Gedankenabwesenheit nutze und zufrieden an dem saftigen Gras zupfte. Natürlich gönnte ich ihm die Pause und trank währenddessen drei große Schlücke aus meiner Wasserflasche. Keine zehn Minuten später saß ich wieder auf den Rücken meines Pferdes und ließ mein mittlerweile offenes Haar im Winde wehen, mit der Hoffnung, dass sie dabei trocknen würden. Ich hatte nun nicht mal mehr einen halben Tagesritt vor mir und würde Ascathron vielleicht sogar schon heute Mittag erreichen und während sich abermals die Aufregung gepaart mit der Angst über mich legten kam mir gleichzeitig noch ein anderer Gedanke. Was wenn ich den König umstimmen könnte? Er konnte unmöglich einen menschliche Frau wollen, noch dazu eine, die ihm vor seinem versammelten Gefolge auf einen Ball hatte stehen lassen und ihm vor aller Augen als Monster betitelte. Vielleicht gelang es mir mich mit einer Entschuldigung aus dieser Forderung zu befreien. Würde er sich mit dem Land und einen Teil unserer Ernte zufrieden geben? Was konnten wir, jemanden wie dem König der Vampire statt meiner Wenigkeit bieten? Jener der über Macht, Reichtum, ewige Jugend und die Liebe seines Volkes verfügte? ~🌸~ Helia: Unerbittlich schlug mein Herz gegen meine Brust, doch ich ignorierte es und den Schmerz, der damit herging. Genauso ignorierte ich die große unendliche Leere in mir. Immer weiter trieb ich mein Hengst an seine Grenzen, sehr wohl darüber im Klaren, das es weder für ihn noch für mich gut war ohne längere Pause vier Tage lang durchzureiten und lediglich zum saufen Rast zu machen. Wütend umklammerte ich das halb zerrissene Papier, welches ich seit den letzten drei Tagen nicht mehr aus den Händen gelegt hatte. Mittlerweile konnte ich die geschriebenen Worte im Schlafe aufsagen. Liebster Vater, liebste Mutter, für mich wird es nie etwas wichtigeres geben als jene die ich liebe und ich würde alles tun, nur um sie in Sicherheit zu wissen und ihr seid euch doch genauso wie ich darüber im Klaren, dass es für Iliora keine andere Lösung gibt, egal wie lang wir suchen. Die Zukunft dieses wundervollen Königreiches liegt in den Händen einer Kreatur, die so dunkel wie der Meeresboden ist. Er weiß wie es um uns steht, genau deshalb steht es ihm frei zu fordern nach was auch immer es ihm begehrt, gewiss mit Überzeugung über unsere Verzweiflung. Aber Vater, Mutter, wenn ich zwischen eurer sicheren Zukunft und einem Leben an der Seite dieser Kreatur wählen muss, so steht mein Entschluss fest. Ich wollte eines Tages Königin über dieses Reich sein und die Mauern zu Grunde richten. Ich träumte davon auf diesem Thron zu sitzen, mit einem Lächeln auf den Lippen, weil es meinem Land gut geht, weil Frieden herrscht und weil Ihr stolz auf mich seid, aber ist es dann nicht auch meine Aufgabe alles in meiner Macht stehende zu tun um diesen Frieden zu bewahren? Ist es nicht das was eine gute Königin tut? Vater, Mutter, bitte sorgt euch nicht um mich. Familie ist eine unerschöpfliche Quelle der Liebe und der Stärke und genau diese zwei Dinge werde ich niemals loslassen, sie werden mir ein Licht sein, wenn alles um mich herum in Dunkelheit versinkt und sie werden bei mir sein, wenn ich mich fürchte. Ihr werdet an meiner Seite sein, wenn die Einsamkeit mich überkommt und Ihr werdet Jene Kraft sein die mich weitermachen lässt, Ihr und die Gewissheit nicht nur tatenlos dagesessen zu haben. Helia. Ich weiß du wirst wütend und verletzt sein, doch ich möchte das du weißt, dass ich die gemeinsame Zeit, so kurz sie auch anhielt, genossen habe. Ich wünschte wir hätten glücklich sein können, doch dieses Schicksal sei uns vergönnt. Das wusste ich seit den Moment an, als unsere Küsse mein Herz erwärmten, mir die Angst nahmen und mich im wohligen Gefühl der Zuneigung wiegten. Ich war Egoistisch genug um dir meine Liebe zu schenken und ich war eigensinnig genug mir deine zunehmen, obwohl ich wusste wie es enden würde. Doch Liebster, ich bereue keine einzige Sekunde, keinen einzigen Kuss und im nächsten Leben, das verspreche ich dir, werde ich auf dich warten und dann wird uns eine Zukunft, so hell wie der Sterne selbst gegönnt sein. Vater, Mutter, Helia bitte vergießt keine Tränen. Ich verspreche, eines Tages werden uns wiedersehen. Tränen liefen mir über die Wangen, doch ich wischte sie nicht weg, genau so kämpfte ich nicht gegen den Schmerz an. Ich brauchte meine Kraft, denn genau so wie Sakura würde ich alles für die Liebe opfern, selbst mein eigenes Glück. Kapitel 8: he is watching you ----------------------------- Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich der Sonne entgegen. Meinen Kopf hatte ich in den Nacken gelegt und mit einer Hand schütze ich meine Augen vor dem hellen Licht, welches meine Netzhaut reizte. Mittlerweile stand die Mittagssonne hoch am Himmel und ich hatte mich entschlossen ein letztes mal eine Pause einzulegen. Gedankenverloren beobachtete ich die weit entfernten Vögel. Schon immer hatte ich diese Tiere beneidet. Sie waren frei, ohne Käfig, ohne Mauern. Sie konnten fliegen wann immer sie wollten und die Welt erkunden, doch es hatte sich etwas geändert. Die Zeiten, in denen ich sehnsüchtig der Freiheit hinterher jagte waren vorbei. Ich seufzte und ließ meinen Blick vom Himmel, einige Meter von mir entfernt wandern, wo Aiden genüsslich am hellem Grass zupfte. Sein sonst so schneeweißes Fell sah mittlerweile nicht mehr so sauber aus. Er war erschöpft, genauso wie ich... Ich seufzte erneut und hielt mir den knurrenden Magen und wollte gerade die Augen schließen um mich ein paar Minuten auszuruhen und mich vom Hunger abzulenken, als plötzlich ein Geräusch an meine Ohren drang und auch Aiden hielt inne und sah mit lauschenden Ohren in die Richtung, aus der deutliche Hufeinschläge zu hören waren. Neugierig richtete ich mich etwas auf und versuchte angespannt etwas in der Weite zu erkennen. „Sakura!“ Oh Gott.. Geschockt weiteten sich meine Augen. Mit einmal war all die Müdigkeit vergessen und auch meine Ängste rückten für kurze Zeit in den Hintergrund. Ein ersticktes Quieken entwich meiner Kehle als ich mich mühselig aufrichtete und zwei Schritte in die Richtung, aus der die Stimme an mein Ohr drang, taumelte. „Helia“, wisperte ich leise und ungläubig. Blinzelnd blieb ich wie angewurzelt stehen. Das konnte unmöglich wahr sein. Erst als sich der Braunhaarige Mann mitten im Ritt anmutig vom Rücken seines Pferdes gleiten ließ, erwachte ich aus meiner Starre. „Oh mein Gott!“ Ich merkte die Tränen nicht und auch nicht die Bewegungen meiner Füße, die wie selbstverständlich auf Helia zu rannten. Weinend fiel ich ihm um den Hals und konnte in diesem Moment all die Empfindungen nicht zurückhalten. Die Angst, die Zweifel, das Heimweh und die Verzweiflung der letzten Tage überrollten mich und sorgten dafür, dass die Tränen unhaltbar über mein Gesicht rannen. Ich zitterte und wiederholte immer wieder seinen Namen, mein Gesicht hatte ich dabei in seiner Halsbeuge vergraben. Ich merkte die Erschütterung, die eindeutig nicht von meinem Körper ausging und kurz darauf spürte ich wie seine Arme mich noch fester an sich drückten, so als wollte er mich nie wieder freigeben. Ich spürte seine Lippen an meinem Haar und das beben seiner Brust, als er etwas unverständliches an meinem Scheitel nuschelte. „Sakura“, sprach er kaum lauter und mit zitternder Stimme und schob mich ein wenig von sich, nur um mich einmal von Kopf bis Fuß zu mustern. „Geht es dir gut?“ Nickend überbrückte den Abstand und küsste ihn stürmisch. Ich seufzte, so sehr hatte ich die Art der Berührung vermisst. Seine Wärme, seine Starken Arme die mich festhielten, sein Geruch der meine Sinne schmeichelten, all das war es was mir einen Teil der Last von meinen Schultern nahm. „Ich dachte ich sehe dich nie wieder“, sprach er leise zwischen zwei Küssen. Ich spürte, wie die Anspannung von ihm abließ und er mich noch ein wenig weiter an sich zog. Seine schulterlangen Haare kitzelten meine Wange und sein heftiger Atem sorgte dafür, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. „Sakura“, hauchte er leise an mein Ohr. „Du musst das nicht tun.“ „Helia.“ Es war eine Qual und es zerriss mir das Herz, doch ich hatte keine andere Wahl. Noch ehe ich zu einer Antwort ansetzten konnte öffnete er die Lippen und sprach weiter. „Komm mit nach Hause, wir finden einen Weg. Dein... dein Vater weiß von uns. Hörst du? Er weiß es und er sagte das wir eine Lösung finden. Sakur-“ seine Stimme brach ab und erneut durchzog ihm ein heftiges Schütteln. Ich seufzte und zwang mich ihm anzusehen. Sanft legte ich ihn die Hand auf die Wange und schüttelte traurig den Kopf. „Helia, was bleiben uns für Möglichkeiten?“, fragte ich, während mir neue Tränen in die Augen stiegen. „Ganz gleich was auf uns zukommen mag, wir bekommen das hin. Aber Sakura, nichts ist es wehrt, dass du dieses Leben wählst.“ Sanft umschloss Helia meine Hand und drückte sie sich an die Brust. Er lehnte sich zu mir hinunter und berührte meine Stirn mit der seinen. Ich wollte ihm so gern sagen, dass er Recht hatte, das die Liebe alles überstehen konnte und, dass wir den Kampf überstehen würden, doch ich konnte es nicht. Ich schluchzte und krallte meine freie Hand in sein wirres Haar. „Komm mit mir nach Hause.“ ...nach Hause Alles in mir Schrie danach ihm zu folgen, egal wohin. Ich wollte zurück zu meinen Eltern... zurück zu Helia und wäre mir mehr Zeit geblieben, wäre ich mit Sicherheit darauf eingegangen, doch plötzlich bewegte sich die Luft um uns. Das saftige Gras wiegte sich im Wind, welcher mir das Haar ins Gesicht peitschte. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und drehte mich von Helia weg, welcher alarmiert nach dem Griff seines Schwertes griff. Was zum...? „Prinzessin Sakura, ich bin Kakashi Hatake und wurde geschickt um euch zum Schloss zu begleiten.“ Ungläubig starrte ich auf den maskierten Mann. Wie war das möglich? Vor einigen Sekunden war er noch nicht da gewesen und plötzlich stand der Vampir vor uns und blickte mich aus dunklen Augen an. Kurz darauf deutete er eine leichte Verbeugung an und trat einen weiteren Schritt auf mich zu. Helia reagierte sofort, er zog sein Schwert und griff im selben Augenblick nach meinem Handgelenk, um mich schützend hinter sich zuziehen. „Sie wird euch nirgendwohin begleiten! Richtet euren König aus, dass wir das Angebot nicht annehmen!“ Ich wagte es nicht etwas zusagen stattdessen krallte ich mich entmutigt in Helias Oberteil fest und musterte aufmerksam den Fremden vor mir. Er war hochgewachsen, schlank und eine feine Narbe zog sich von seiner rechten Augenbraue geradewegs durch sein Auge bis hinunter unter die Maske, die die untere Hälfte seines Gesichts verbarg. Er wirkte nicht sonderlich bedrohlich, wie er so dastand, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und den Blick in den Himmel gerichtet. Er zuckte mit den Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit auf Helia, der immer noch mit gezogenem Schwert vor mir stand. „Tut mir leid, aber dafür ist es zu spät“, erklärte dieser Kakashi im freundlichen Plauderton. Als weder ich noch Helia etwas erwiderten fuhr sein Blick erneut den Himmel entgegen. „Ihr habt bereits die Grenze überschritten Prinzessin, der Boden auf dem Ihr euch bewegt gehört zu Ascathron und laut den Worten meines Königs solltet ihr, um das Angebot anzunehmen, noch bevor der nächste Vollmond die Nacht erhellt in Ascathron ankommen.“ Ich sollte erleichtert sein... immerhin hatte ich mein Ziel erreicht. Doch warum fühlte sich alles in mir mit einmal so taub an? Ich wäre nicht nach Iliora zurück gekehrt. Dies versuchte ich mir auf jeden Fall einzureden, denn als ich Helia in der Ferne gesehen hatte wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war. Bittere Übelkeit machte sich in meinem Magen breit und ein kalter Schweißfilm legte sich über meine Haut. Schwindel überkam mich und riss nun endgültig das große Loch, bestehend aus Dunkelheit, Angst und Verzweiflung tief in mir auf. Ich hatte mein Ziel erreicht... Gedanklich viel zu weit entfernt, bemerkte ich nicht wie Helia sich bewegte und auf den Fremden zuging. Ich hörte die Worte nicht, die er schrie und sah nicht, wie er Kakashi am Kragen packte, obwohl ich kaum fünf Meter entfernt dastand und vor mich hin starrte bis etwas anderes mich plötzlich zurück ins Hier und Jetzt riss. Hastig riss ich den Kopf nach oben und sah, wie Kakashi vor mir hoch in den Himmel. „Der König hat seine Augen überall“, vernahm ich die leise Stimme des Maskierten, der meinen Blick folgte und die drohende Hand an seinem Kragen ignorierte. Er verfolgte den Falken hoch über unseren Köpfen, während er weitersprach. „Er beobachtet euch seit ihr den Wald hinter euch gelassen habt.“ Noch nie hatte ich ein Tier gesehen welches anmutiger war als dieser Vogel. Zwar flog er weit über unsere Köpfe, doch konnte man leicht erkennen das der Falke deutlich größer war als andere seiner Art. Mit einer einzigen Bewegung, die für die menschlichen Augen viel zu schnell war, befreite Kakashi sich aus Helias griff und stieß ihn leicht von sich, was jedoch schon reichte damit mein Freund einige Schritte rückwärts taumelte. „Ich habe einen Befehl bekommen und noch nie habe ich meinen König enttäuscht“, erzählte der grauhaarige und machte abermals einen Schritt in meine Richtung. „Bitte Prinzessin, macht es uns nicht unnötig schwer.“ Unweigerlich fragte ich mich ob der Vampir in diesen Moment unter seiner Maske lächelte, denn um seine Augen bildeten sich kleine Fältchen, die ich von meinen Vater kannte wenn er lachte. Kakashi streckte mir die Hand entgegen und öffnete erneut den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte schien er innerlich genervt aufzustöhnen. Plötzlich drehte er sich in einer unmenschlichen Geschwindigkeit um und fing Helias Schwert mit beiden Händen auf. Geschockt weiteren sich die violetten Augen meines Freundes als Kakashi ihm unsanft die Waffe entriss und sie achtlos zu Boden fallen ließ. „Du magst ein guter Kämpfer sein Junge, aber ich bin dir einige hunderte Jahre voraus, also mach dich bitte nicht lächerlich.“ Mit diesen Worten ließ er Helia los und drehte sich wieder mir zu. Traurig ließ ich meinen Blick zu meinem Freund wandern und erkannte die tiefe Frustration, die ihm wie eine Aura umgab. Wut glitzerte in seinen Augen als er sich, mit zusammengepressten Kiefer sein Schwert aufhob. Ich kannte Helia gut und wusste was in ihm vorging. Ich kannte diese Körperhaltung, den Blick und wusste das Zittern seiner, zu Fäuste geballten Hände, zu deuten. Es hat keinen Sinn... Mit diesem Gedanken im Kopf schloss ich die Augen und atmete einmal tief ein und aus. „Hör auf Helia.“ Ich schämte mich für diese Worte. Sie schmeckten wie bitterer Verrat und wogen tonnenschwer auf meiner Zunge, doch es war ein Spießrutenlaufen, den weder ich noch Helia gewinnen konnten, da der Sieger schon lang feststand. Ein letztes mal sah ich zum Himmel empor und betrachtete den Falken, der noch immer seine Kreise zog. “Sei mutig Sakura“, befahl mir die Stimme in meinem Kopf und, langsam wie in Zeitlupe ging ich auf Kakashi zu, sah aus dem Augenwinkel wie Helias Welt in sich zusammen brach legte meine Hand in die des Vampirs. Eine Einzelne Träne fand ihren Weg über meine Wange, während ich Helia lautlos um Verzeihung bat. ~🌸~ Es kam mir vor wie ein Dejavú als wir Kakashi durch die langen Gänge des Schlosses folgten. Helia schwieg und strafte mich, indem er mir nicht mal in die Augen schauen konnte. Ich seufzte schwer und wischte mir über die nassen Augen. Ich hatte in den letzten Tagen so viel geweint, dass ich mir einfach nur noch schwach vorkam. Zusammen liefen wir die gleiche Treppe hinauf, wie schon beim letzten mal und mit jeden Schritt den ich tat steigerte sich die Panik. Also musste ich mich zusammenreißen und wenigstens so tun als wäre ich kein Feigling. Ich straffte die Schultern und bemühte mich nach Außen hin ruhig zu wirken. Wir bogen um die letzte Ecke und wie schon beim letzten mal umgab dieser Ort eine bestimmte Aura. Bei meinem ersten Besuch hatte sie mich nur leicht eingeschüchtert, doch nun jagte sie mir schlichtweg eine Heidenangst ein. Viel zu schnell erreichten wir die riesige helle Flügeltür, die von zwei Wachen bewacht wurde. „Der König wünscht keine Unterbrechungen“, erklärte eine der Wachen an Kakashi gewandt. Dieser jedoch ließ sich gar nicht aufhalten und wies mit einer präsentierenden Handbewegung auf mich, als wäre ich die Lösung aller Probleme. „Auf Befehl unseres Königs soll ich Prinzessin Sakura Haruno umgehend in den Thronsaal bringen.“ Augenblicklich lagen zwei weitere Augenpaare auf mir. Der, mit dem sich Kakashi unterhielt schien kurz zu überlegen, während er seine seltsamen gelben Augen über meinen Körper wandern ließ. Und dann, kaum merklich legte sich ein anzügliches Grinsen auf seine Züge, was jedoch jeder von uns registriert hatte. Hinter mir hörte ich ein leises Schnauben von Helia und Kakashi betrachtete die Wache mit erhobener Augenbraue. „Du kannst es meinetwegen überprüfen... wenn du dich traust“, kam es genervt von Kakashi, wobei er den letzten Teil nur flüsternd über die Lippen brachte. Die Wache schüttelte auf diesen Vorschlag hin nur den Kopf und öffnete im selben Moment die große Tür, durch die wir in den Thronsaal betraten... Hosted by Animexx e.V. 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