Hütte Nr. 7 von Jesna ================================================================================ Kapitel 1: Von Problemkindern und bösen Zwillingen -------------------------------------------------- ,Boah, ich geh jetzt!" knurrte ich wütend und verließ die Hütte mit zugeknallter Tür. ,,Ich habe die Schnauze von euch voll! Müsste ihr schon am ersten Tag mir auf dem Keks gehen? Ich fasse es nicht!" Vollkommen wutverbrannt, entfernte ich mich von meiner Hütte. ,,Wieso muss ausgerechnet ich mit den Flaschen hier, zusammen wohnen?" nörgelte ich. ,,Da teile ich lieber mit dem Ausbilder ein Zimmer!" ,,Naja, seis drum! Kann man eben nichts machen, ich muss mich zusammenreißen und darf die Disziplin nicht verlieren!" Ich entfernte mich ein Stück vom Trainingslager, um keine weiteren Probleme mehr zu verursachen. Und um keinen Anpfiff wegen Ruhestörung kassieren muss. Heute Nachmittag wurden wir Rekruten von den Ausbildern empfangen und wurden dann "begrüßt". Die Begrüßung lief aber alles Andere als herzlich ab. Nein, wir wurden regelrecht angebrüllt, beschimpft und beleidigt. Obwohl es vor unserer Ankunft hieß, dass die Trainer und Ausbilder sehr nett seien und um uns kümmern würden. Später wurden die Zimmer zugeteilt: Man lebt mit insgesamt sechs Leuten in einer Hütte und geht sich gegenseitig auf die Nerven. Der Haken an der Sache: Nachts ist es immer zu kalt, um draußen zu schlafen. Denn schon am ersten Tag hing der Haussegen schief. Grundlos fingen Streitereien an. Wegen Kleinigkeiten wurde die Mücke zum Elefanten gemacht und immer war ich an allem Schuld. Immer wenn etwas verlegt wurde und niemand es finden konnte. Dann kam: "Elisabeth!", wenn etwas kaputt gegangen ist: "Elisabeth!". Wenn jemand schlechte Laune hatte: "Elisabeth!" Hoffentlich bekomme ich bald ein Einzelzimmer, sonst dreh ich noch durch! Dachte ich mir und kickte einen kleinen Felsbrocken vor mir herum, um mich schnell zu beruhigen. Eigentlich sollte ich langsam wieder zurückkehren, um nicht das Abendessen zu verpassen. Doch momentan habe ich den Nerv nicht dazu, um irgendwelche dämlichen Konversationen mit Vollidioten zu führen, deswegen beschloss ich das Abendessen ausfallen zu lassen und mich mit knurrenden Magen zu Bett begebe. Außerdem kann ich notfalls was aus den Vorratskisten klauen, wenn es nötig ist. Es kam nicht selten vor, dass ich auf Nahrung verzichtet habe. In meiner Vergangenheit kam es öfters mal vor, dass eine Hungersnot ausbrach un selbst das Futter für die Pferde knapp wurde. Meine Eltern betrieben damals einen kleinen Bauernhof, wo wir Pferde gezüchtet haben. Meine Eltern waren für die Futterbeschaffung und für die Arbeitsabläufe im Haushalt zuständig. Und ich hatte die Aufgabe mich um die Pferde zu kümmern. Ich bildete die Pferde aus, putzte sie und mistete den Stall aus. Ich liebte es zu reiten. Aber zwischendurch machte ich auch ein paar akrobatische Einlagen, um im Tal Geld zu verdienen. Später (bevor ich in dieses Lager verfrachtet wurde) lernte ich noch Figuren und Elemente mit Reifen, Seil und Ball um diese Leidenschaft zu erweitern. Ich bewegte mich immer zum Rythmus der Musik und führte Kunststücke auf. Mein damaliges Motto hätte lauten können: Morgens Stall, abends Manege. Die Kälte riss mich aus meinen Gedanken und wühlte die Realität auf. Seufzend sank ich auf die Knie und spürte wie sich die Kieselsteine in meine Haut bohrten. "Spüre den Schmerz! Spüre die Schuld!" höre ich meinen Ausbilder in meinem Kopf brüllen, der mir heute Nachmittag wegen meinem Verhalten eine Ohrfeige verpasst hat. Ich fühle teilweise immernoch auf meiner rechten Gesichtshälfte den Schlag von ihm. "Senke deinen Kopf und trete in die letzte Reihe!" befahl er mir am Ende, bevor er sich an den nächsten Rekruten widmete. Mist, wieso konnte er mich nicht einfach sturr geradeaus glotzen lassen? Manche Neuankömmlinge hat er von seinen Beleidigungen verschont und mich musste er voll fertig machen und mich vor allen Anderen blamieren. Ich überlegte die ganze Zeit, was ich falsch gemacht haben könnte. War mein Blick nicht starr genug? Habe ich zu laut geatmet? Oder sind meine Haare einfach nur zu lang? Ich fuhr mit meinen Händen durch meine langen, blonden Haaren. Nie im Leben würde ich einen Gedanken daran verschwenden, sie abzuschneiden. Da kann man mir hundertmal sagen, dass ich ein hübsches Gesicht hätte und wunderschöne blaue Augen hätte und mir ein Kurzhaarschnitt sicherlich gut stehen würde. Nein heißt einfach Nein. Mein Körper zitterte vor Kälte, obwohl ich einen Pullover und eine lange Hose trug. Der Wind wehte durch meine Haare und fuhr in meine Kleidung hinein, was mein Zittern nur noch mehr verstärkte. Ich legte mich auf dem Kiessand und blickte zum Himmel. Dunkle, graue Wolken bedeckten den Himmel und umhüllten fast den Mond. Heute war Vollmond. Letzten Monat, wo ich den Himmel ebenfalls betrachtet habe. Da war ich gerade von einem Abendausritt zurückgekehrt. Nur war es im Gegensatz zu heute eine sternenklare Nacht gewesen. Und ich war nicht in so nem dämlichen Lager verfrachter worden. Ich schloss meine Augen, um weiter in Erinnerungen zu schwelgen, doch dann fing es zu tröpfeln an und somit holte die Wirklichkeit mich wieder ein. Gereizt zog ich mir die Kapuze über meinem Kopf und quälte mich auf die Beine und bewegte mich schnell in Richtung Hütte. "Schnell, bevor die Anderen noch in die Hütte kommen und dir auf dem Keks gehen!" flüsterte ich mir zu und hetzte mich über den Appellplatz. "Oh Mann, ist das Abendessen nicht geil gewesen? Das war so super, galaktisch, abnormal geil!" kreischte eine Mädchenstimme. Ich zog mich noch in den Schatten zurück, bevor mich jemand noch bemerkte. "Was soll daran geil sein?" fragte eine weibliche Stimme genervt. "Das Essen war einfach nur Kacke. Ich will mein Abendbuffet wieder. Und ich will nach Hause!" Schnell huschte ich in meine Hütte,kletterte aufs Etagenbett und deckte mich mit der dünnen Decke zu. Ich durfte nichtmal meine Kuscheldecke mit ins Lager nehmen. Die Soldaten, die mich damals holten sagten einfach nur kalt und abfällig:"Du bekommst alles was du brauchst!" Doch nun liege ich mit zitternden Körper und nassen Haaren im Bett und lauschte den Regentropfen, die auf das Dach plätscherten. Ich genoß die angenehme Stille und schloss meine Augen. Ob meine Eltern mich auch so sehr vermissen? Was sie wohl machen? Schlafen? Arbeiten oder Kaffee trinken? Da ich nicht mehr bei ihnen sein kann und momentan nicht darf, konnte ich nur Vermutungen und Behauptungen über den Zustand und Situation meiner Eltern aufstellen. Ich zitterte mich in den Schlaf, mit der Hoffnung, dass meine Familie nicht von den Titanen gefressen wird und die harte Zeit durchstehen wird, wo ich leiden muss. Doch danach werde ich zurückkehren und am Hof weiterarbeiten. Am nächsten Morgen wurde ich von der Turmglocke aus dem Schlaf gerissen. Heute wird es ernst, denn wir müssen mit dem 3 D Manöver-Apparat trainieren. Aber in Gegensatz zu anderen Personen habe ich überhaupt gar keine Angst vor der Übung, denn ich besitze so etwas wie Körperspannung und habe schon selbst sowas in der Art bei Aufführungen angewendet. Also konnte ich da ohne Probleme zeigen was in mir steckt. Ich krabbelte aus dem Etagenbett und bemerkte auf schmerzhafter Weise, dass ich einen schweren Muskelkater habe. Von was hätte ich mir einen Muskelkater holen sollen? Vom Rumstehen und dumm wie Brot gucken? Oder bin doch so alt? Kopfschüttelnd kämpfte ich mich auf die Beine und bewegte mich nach draußen. Kaum habe ich die Tür geöffnet und bin ins Freie getreten, schon machte sich ein Knurren im Bauch aufmerksam. Ich erblickte auf dem Weg andere Rekruten, die ebenfalls sich auf dem Weg machten. Man verbrachte die Essenszeiten immer gemeinsam in einer großen Hütte. Man nahm dort sein Essen und setzte sich auf einen freien Platz. Beim Betreten der Hütte musste ich feststellen, dass die vorderen Plätze bereits besetzt waren, aber das interessierte mich nicht. Denn ich bin sowieso nicht der Typ, der sich gerne zu Anderen gesellt. Sondern ich bin eher eine Einzelgängerin und genieße die Einsamkeit. Außerdem bin ich nicht hier um Freunde zu finden oder Soldatin zu werden, sondern weil meine Eltern mich gezwungen haben. Wir hatten die Qual der Wahl: Wurstsemmel, Käsebrötchen, Zeralien, Rühreier, Speck und Würstchen. ich entschied mich für die Wurstsemmel, füllte meinen Becher mit Tee und setzte mich in die letzte Reihe. Mmmmhh lecker, ich liebe Zitronentee! Das Einzige Positive an diesem Lager! War meine Feststellung gewesen, als ich von meinem Tee trank. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen: Die meisten weiblichen Rekruten hatten kurze Haare, bis auf wenige Ausnahmen. Aber man musste schon sehr genau hinsehen, um die Langhaarigen zu erkennen. Denn ich war die Einzige von ihnen, die sie offen trug und sich nicht streng zurück steckte. "Guten Morgen, meine Freunde!" rief eine schrille, weibliche Stimme. Ich sah auf und erblickte ein Mädchen mit schrägem Aussehen: Ihre langen Haare waren auf einer Seite Blond und auf der Anderen dunkel gefärbt, die sie zu zwei komplizierten Zöpfen geflochten hatte. "Ich hab euch alle so lieb!" rief sie und bewegte sich durch den Raum. "Ich möchte euch alle liebkosen und mit euch kuscheln!" "Was labbert die da?" hörte ich es von den anderen Reihen tuscheln. Auch Sprüche wie: " Das ist doch eine entflohene Irre!" oder "Die hat doch ne Wette verloren!" ertönten von den Anderen. Doch die Kommentare prallten bei ihr ab, sie bewegt sich weiter durch den Raum und näherte sich der letzten Reihe. "Bitte setz dich nicht zu mir, bitte setz dich nicht zu mir, bitte setz dich nicht zu mir!" flüsterte ich, in Hoffnung, dass sie an mir vorbeigehen würde. Aber sie blieb vor mir stehen und so war die wundervolle Einsamkeit zerstört: "Dich hab ich gestern beim Abendessen gesehen. Nur da waren deine Haare zusammengebunden. Du siehst wirklich hübsch mit offenen Haaren aus!" Inzwischen starrte mich fast der ganze Raum an und warfen mir verwirrte Blicke zu. Wut entfaltete sich in mir und ich begann dieses Mädchen anzufahren: "Was fällt dir ein so eine Scheiße über mich zu erzählen? Bist du etwa vom Wickeltisch gefallen oder warum bist du so blöd?" Ich stand aprubt auf und verließ die Hütte, dreht mich aber ein allerletztes Mal zum Mädchen um und sprach: " Und übrigens: Ich war gestern nicht beim Abendessen. Ich hielt mich gestern von Flaschen wie du fern!" Ich lies sie mit den Worten in der Hütte zurück und verschwand schließlich. Ich war bereits in meiner Hütte angekommenund legte meine Uniform an, die jeweils aus einer weißen Hose, einem weißen Oberteil, einer hellbraunen Lederjacke und braunen Stiefeln bestand. Ich bereute den Vorfall beim Frühstück natürlich nicht. "Wieso sollte ich mich entschuldigen? Ich es doch garnicht nötig!" redete ich mir ein während ich mir die Stiefel anzog. Als hätte ich ein Gespür dafür, begann die Sirene zu läuten: Das Signal bedeuted soviel wie: Antreten. Ich rannte aus der Hütte und hetzte Richtung Appellplatz, wo sich bereits Rekruten aufgestellt hatten. Ich stellte mich in die letzte Reihe, wo mich am ersten Tag der Ausbilder aufgrund meines angeblichen losen Mundwerkes hinbeordert hatte. Als Vorsichtsmaßnahme beschloss ich, dass ich mich heute etwas mit meinem Senf zurückhalten werde. Um keine Strafe zu kassieren. Schließlich standen nun alle Rekruten in Reihe und Glied da und starrten gebannt nach vorn. Der Ausbilder stand zum zweiten Mal vor uns. "Alle man hinhören, Rekruten. Heute wird entschieden, ob in euch Kämpfer oder Titanenfutter steckt!" brüllte er. Er deutete auf drei riesengroße Apparate, wo zwei Stahlseile hingen: "Nun wollen wir keine Zeit verschwenden und beginnen mal mit der Prüfung!" Er blickte wieder zu uns: "Hey du da!" brüllte er und deutete in die hinterste Reihe. "Du da mit dem losen Mundwerk!" Ich fühlte mich sofort angesprochen, da sonst niemand am vorherigen Tag so unverschämt war wie ich. "Genau du!" brüllte er, als er meine Reaktion bemerkt hatte. "Du wirst die Erste sein, die geprüft wird. Komm nach vorn!" Ich befolgte den Befehl ohne Widerrede. Und trat nach vorn. Ich stellte mich unter einen der Apparate. Der Ausbilder nickte ein paar anderen Aufsehern zu, die mir nen Gurt anlegten und ihn an den zwei Seilen befestigten. Anschließend zogen sie mich in die Luft, sodass meine Füße nicht mehr den Boden berühren konnten. Nun hing ich in der Luft, ohne eine Miene zu verziehen. Dann begann ich Schwung zu holen und führte eine Spagat in der Luft aus. "Kann ich jetzt gehen?" fragte ich den Ausbilder mit gespielter Langeweile und lies meinen Körper an den Seilen hängen. "In dir steckt tatsächlich mehr, als ein loses Mundwerk. Ich bin beeindruckt. Doch du bist und bleibst ein Problemkind!" sagte er und starrte mich an. Er wendete sich an die Soldaten, die mir den Gurt angelegt hatten:" Holt sie da runter und lasst sie in ihre Hütte zurückkehren. Sie soll erstmal froh sein, dass sie hierbleiben kann und nicht Titanenfutter wird!" Die Aufseher befolgten ihren Befehlen. Rasch stand ich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden und war nun von meinen Pflichten entbunden. Wieso tut er das? fragte ich mich leise im Kopf und wollte mich auf dem Weg machen. Doch ich hielt inne, als der Aufseher zu mir sprach: " Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen, um dein Verhalten ins Bessere zu lenken. Leider bist du da nicht die Einzige!" "Ich werde mir wohl was einfallen lassen müssen, um dein Verhalten ins Bessere zu lenken. Leider bist du da nicht die Einzige!" ertönte es in meinem Kopf. Ich saß am Boden auf der Terasse und beobachtete das Geschehen auf dem Appellplatz. Zugegeben: Einige stellten sich garnicht mal so übel an. Doch einen Spagat in der Luft hat keiner hinbekommen. In bin nicht die Einzige? Pah, ich lasse mich wenigstens nicht rumschikanieren! Ich ließ meine Beine vom Terassengeländer baumeln, während ich ganz gebannnt den Anderen zuguckte. Hoffentlich haut es jemanden auf die Schnauze! Dachte ich mir mit einem herablassenden Grinsen. Ich bin nämlich schadenfroh. Wenn jemand nach meinem Humor fragte, dann antwortete ich immer: "Ich habe einen trockenen, schwarzen Humor!" Wo Viele sich die Stirn runzelten und wegguckten, brach ich immer in totales Gelächter aus. Obwohl das Frühstück gerademal zwei Stunden her ist, knurrte mir der Magen. Um ca. 11 Uhr fand die erste Zwischenmahlzeit statt. Obwohl ich mich bisher nicht wirklich ausgepowert habe, hatte ich einen Riesenhunger und Durst. Ich hetzte mich in die Hütte und nahm sofort Teller und Besteck an mich. Nach Ewigkeiten, die ich in der langen Warteschlange verbracht hatte und auch endlich mal drankam, musste ich leider feststellen, dass in den Getränkenboxen bis auf eine Menge Wasserflaschen, alles leer war. Ich blickte verärgert in die Boxen: "Das kann doch nicht wahr sein?! Selbst die Apfelschorle ist aus!" Ich warf noch einen letzten Blick in die dritte Box, die mit "Limonade" beschriftet war. Und tatsächlich eine einzige Flasche Zitronenlimonade war noch übrig. Rasch bückte ich mich und griff nach der Flasche: "Komm zu Mama!" Doch plötzlich hatte jemand ebenfalls nach der Flasche gegriffen und nun hielten wir die Limonade in unseren Händen. "Hey!" keifte ich. "Was soll das, das ist meins!" Ich sah der Person ins Gesicht und erblickte ein Mädchen. Mein erster Gedanke war: Oh mein Gott, mein böser Zwilling hat mich gefunden. Doch es war eben eine Person, die mir erschreckend ähnlich sah. Als wäre es mein Spiegelbild. Sie hatte ebenfalls blonde Haare und eine leicht buckelige Nase. Nur mit dem Unterschied, das ihre Haare zu einem strengen Dutt gebunden hatte. Das war halt der Unterschied. Wirklich das Einzige was unser Äußeres unterscheidet. "Das ist meins!" brüllte ich und zerrte an der vollen Glasflasche. "Lass los, ich sagte: Lass los!" Inzwischen starrten mich fast Alle, die in diesem Raum war an. Viele hörten sogar das Essen auf, um das Geschehen genauer zu beobachten. "Na super, jetzt blamiere ich mich schon wieder!" fuhr ich sie an. "Und jetzt: Gib mir gefälligst die Flasche. Oder es wird dir Leid tun!" "Schon mal was von teilen gehört?" antwortete das Mädchen zum ersten Mal mit herablassender Stimme. Ich lachte auf: "Mädchen, du spielst mit deinem Leben!" Ich wollte mit dem rechten Bein ausholen, um ihr einen Tritt zu verpassen. Doch dann... War ich diejenige gewesen, die getreten wurde und mit schmerzenden Knie zu Boden fiel. Als ob das nicht schon schlimm genur war, kam genau in diesem Moment eine Aufseherin herein und hat dieses Ereignis mit eigenen Augen gesehen. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Zopf geflochten und sie trug eine Brille. Sie trug wie alle hier die Uniform, bloß dass sie statt einer Braunen, eine grüne Lederjacke trug. Sie kam auf mich zugestürmt, zerrte mich auf die Beine und drückte mich an die Wand. "Mitkommen!" war das Einzige was sie gesagt hatte, bevor sie mich dann aus der Hütte bugsierte. Kapitel 2: Ein neuer Spitzname für Elisabeth -------------------------------------------- "Hey, du da!" brüllte der Ausbilder und kam auf mich zu. "Wer bist du?" "Elisabeth Pechstein!" antwortete ich im harschem Ton und blickte ihn scharf an. "So so, die Elisabeth bist du also!" fuhr er brüllend fort. "Ist dir eigentlich aufgefallen, dass es gegenüber dem Ausbilder respektlos ist...!" "Stopp!" fuhr ich ihn an. "Nicht in diesem Ton!" "Oh, du bist ja eine ganz Mutige. Und ein loses Mundwerk hast du auch!" er packte mich an den Schultern. "Lass mal deinen Verstand durchchecken, wenn du überhaupt einen hast!" "Das soll mich also beeindrucken?" warf ich zurück. "Ich hasse Vollidioten wie sie, die den ganzen Tag nicht besseres zu tun haben, als Leute anzubrüllen. Ich nicht hier um Soldatin zu werden. Sondern weil meine Eltern mich gezwungen haben!" Er verpasste mir eine Ohrfeige: "Erzähl den Mist jemand anderes!" Ich lief rot an, während er fortfuhr: "Spüre den Schmerz, spüre die Schuld und nun senke deinen Kopf und ab in die letzte Reihe mit dir!" Mit hochrotem Kopf bewegte ich mich in die letzte Reihe und blieb dort erstmal ruhig. "Warum zum Teufel verfolgt mich ständig diese Erinnerung?" dachte ich mir. "Und warum erinnere ich mich ausgerechnet jetzt daran?" Es kam öfters vor, dass mich irgendwelche Gedanken, Dialoge und Erinnerungen heimsuchten. Meine Mutter sagte immer, dass die Phrasen oder Erinnerungen mich aus einer dummen Situation retten können. Doch inwiefern sollte mich dieser Erinnerungsfetzen vom Eingangsritus helfen? Soll ich etwa den Ausbilder wieder anbrüllen und eine Ohrfeige kassieren? Ich saß mit rasenden Herz vorm Ausbilder. Kurz nachdem Vorfall, wurde ich von der Aufseherin zum Ausbilder Shadis geschleppt. "Vestehe!" sagte er mit erstaunlich ruhiger Stimme. "Und sie hat damit angefangen und dich einfach zu Boden geschlagen?" "Ganz genau!" antwortete ich. "Das seh ich aber anders!" meldete sich die Aufseherin zu Wort. "Ich habe gerade den Raum betreten, als es passierte. Beide haben zwar gleichzeitig zur Flasche gefasst, aber den Konfilkt hat sie begonnen!" Sie deutete mit dem Finger auf mich: "Sie war diejenige, die damit angefangen hat. Die Andere hat sich nur gewehrt!" "Ich verstehe!" kommentierte Shadis die Situation. "Wieso überrrascht es mich nicht? Immer nur Ärger!" "Wenn ich schon so nervog bin, warum schicken sie mich dann nicht nach Hause?" fuhr ich ihn an. "Ist eh besser, als in diesem dämlichen Lager zu sein?" "Glaub mir!" antwortete er. "Das möchtest du nicht!" Mir platzte endgültig der Kragen: "Was redest du da? Natürlich möchte ich nach Hause. Ich bin nicht freiwillig hier, schon vergessen?" "Nein, das habe ich nicht vergessen!" antwortete er. "Und ich erinnere mich noch ganz genau daran!" "Aber wenn wir Ausbilder dich noch einmal beim Prügeln erwischen!" fuhr er brüllend fort. "Dann werden wir dich windelweich prügeln, haben wir uns verstanden?" "Ja!" antwortete ich kleinlaut. Er beendete das Gespräch mit einem rauem Befehl namens "Wegtreten" und schlagartig bin ich vom Stuhl aufgesprungen und bin nach draußen geeilt. "Puh, das war knapp. Zum Glück aht er mir keinen Reinigungsdienst oder Sonstiges aufgebrummt. Da hatte ich echt großes Glück!" Ich überquerte den Apellplatz, wo immernoch die riesigen Apparate standen. Rekruten, die die Prüfung heute nicht bestanden haben. Hatten die Möglichkeit die Prüfung am darauffolgenden Tag zu wiederholen. Viele von ihnen investierten den freien Tag, um für die Nachprüfung zu üben. Unter den viele Rekruten, die wie Versager an den Seilen hangen wie depressive Fische., fiel mir jemand ganz Besonderes ins Auge. Ein Mädchen, das ein langes, ausgewaschenes graues Kleid mit pinke Streifen trug. "Mist!" fluchte es. "WIeso hab ich mich auf sowas hier eingelassen. Meine Klamotten werden dreckig, es sind einfach weit und breit keine hübschen Boutiquen zu sehen und mein Make up zerläuft ständig. Was für ein Kaff ist das denn hier? Hier kann man nicht mal vernünftig essen und trinken!" Während sie fluchte, zappelte sie unruhig herum. Ich konnte mir den Kommentar nicht verkneifen. "Kein Wunder! Sowas wie Körperspannung besitzt du ja nicht. Aber kiloweise Schminke im Gesicht schon! Hmm, finde den Fehler!" "Pah!" antwortete sie mit herablassenden Grinsen. "Ich hab noch nie so einen Haufen von überheblicher Arroganz gesehen? Was bildest du dir eigentlich ein?" "Das sagt genau die Richtige!" antwortete ich. "Ich habe es im Gegensatz zu dir garnicht nötig mir das Gesicht mit Make up vollzukloppen und mich in solche tussige Kleider zu werfen!" "Meine Kleider sind viel schöner als dein Gesicht!" warf sie zurück. Sie fasste sich an ihre hochgesteckten braunen Haaren: "Och nöö, meine Haare sind vollkommen verschwitzt und das alles wegen dir. Du musst immer das Leben von anderen Leute zur Hölle machen oder? Zuerst der Ausbilder, dann das Mädchen mit den zwei Haarfarben dann deine Zwillingsschwester und zu guter Letzt bin ich wohl an der Reihe!" "Sie ist nicht meine Zwillingsschwester!" fuhr ich sie an. Ich machte mit der Hand eine wegwerfende Bewegung: "Was solls, ich habe keine Lust mich mit so jemanden idiotischen herumzustreiten. Nicht in dieser verschissenen und beknackten Welt!" Mit diesen Worten ließ ich sie allein und bewegte mich in Richtung Speiseraum, wo bald das Mittagessen stattfinden soll. Später beim Essen: Ich saß am Tisch und las meine früheren Tagebucheinträge durch. Mein Tagebuch ist das Einzigste gewesen, dass ich von zu Hause mitnehmen konnte. Doch im Lager verfasse ich keinen einzigen Eintrag, denn ich schrieb nur positives in mein Tagebuch. "Dürfen wir uns dazu setzen?" fragte eine Stimme. Ich sah auf und erblickte zwei Mädchen: Die Eine hatte kurze braune Haare und hatte Sommersprossen im Gesicht. Die Andere war um einiges kleiner, hatte lange blonde Haare und ein kindliches Gesicht. "Wenn`s sein muss!" antwortete ich genervt und schob mir eine Gabel vom Gemüsereis in den Mund. "Ich hoffe!" begann die Braunhaarige. "Dass du diesmal nicht mit Anderen prügeln musstest, um an die Limonade zu kommen!" Genervt runzelte ich die Stirn: "Ich trinke gerade Apfelschorle!" "Echt krass, dass du dich mit Annie anlegst!" setzte sie fort. "Da muss man echt Mut haben!" "Ihr seht wirklich identisch aus!" meldete sich die Andere zu Wort. "Als wäre sie ein Spiegelbild von dir!" Genervt rollte ich mit den Augen: "Ach ja, Ist mir garnicht aufgefallen. Danke für die Info!" "Ich bin übrigens Ymir!" stellte sich die Braunhaarige vor. "Und das ist Krista!" fügte sich hinzu und deutete auf die Andere. "Ich bin Elisabeth!" stellte ich mich schlicht vor und trank von meiner Apfelschorle. "Annie, heißt sie also!" dachte ich mir. "Meine Doppelgängerin heißt also Annie. Puh, zum Glück heiß ich Elisabeth. Wenigstens macht mein Name einen Riesenunterschied, weil er mal zur Abwechselung mal einen komplett unterschiedlicher Klang hat!" "Aber wir dürfen dich ruhig Ellie nennen oder?" fragte mich Krista mit einem Lächeln. Ich wollte mit einem klaren Nein antworten, aber da ich ihrem süßen und unschuldigen Lächeln nicht widerstehen konnte antwortete ich stattdessen: "Wenn es unbedingt sein muss!" "Gut dann ist es ja entschieden, wir nennen dich in Zukunft Ellie!" antwortete sie mit einem Lächeln und ihre Wangen erröteten leicht. Na super: Annie und Ellie!!!! Warum nennt sie mich nicht gleich Annie Nr. 2 Ich hasse den Tag, das Leben, das Lager, die Welt, meinen neuen Spitznamen, Krista, überschminkte Tussen, cholerische Ausbilder und ICH HASSE ANNIE!!!!!! Kapitel 3: Die Nerven liegen blank ---------------------------------- "Ist sie mit euch in einem Zimmer?" fragte ich Ymir neugierig. "Wer erwiederte sie mit einem fragenden Blick. "Annie!" antwortete ich. "Jap, wir teilen uns ein Zimmer mit Annie, Sasha, Mina und Joan ein Zimmer!" erzählte Ymir. Ich fragte schließlich: "Und? Geht euch Annie auch voll auf den Keks?" Ymir runzelte leicht die Stirn, während sie antwortete: "Nein, das nicht. Sie ist eher ruhig...zu ruhig!" "Sie wechselt kaum ein Wort mit jemanden. Sie ist total in sich gekehrt. Als wir eingeteilt waren, haben wir uns gegenseitig vorgestellt und etwas geplaudert. Ich habe nichts wenn man ruhig ist, ich bin auch ein ruhiger Mensch, aber Annie hat nur kurz gesagt...!" Ymir unterbrach Krista und ahmte Annies emotionsloses Getue nach: "Ich bin Annie!" Sie wendete sich lächelnd zu Krista: "So, jetzt kannst du weiterreden!" Krista brachte ihren Satz zu Ende: "Und dann ist sie aufgestanden und ist gegangen. Sie scheint so, als wäre sie von uns allen genervt!" "Wenn man vom Teufel spricht!" kommentierte ich, als ich Annie den Raum betreten sah. Nun drehten sich auch Ymir und Krista um und erblickten sie ebenfalls. Sie trug ihre Haare immernoch streng nach oben gesteckt und ihr desinteressierter-gelangweilter-leicht arroganter Blick schweifte durch den Raum. Anscheinend suchte sie nach einem freien Platz. Doch da sie als Letzte zum Mittagessen aufkreuzte, waren fast alle Plätze belegt. Sie griff nach einem Teller und lud sich Essen auf, was genau sie auf dem Teller legte, wusste ich nicht. Und ich wollte sie auch nicht die ganze Zeit anstarren. Trotzdem konnte ich nicht aufhören sie zu beobachten. Warum passierte mir wieder soetwas? Ich hatte allmählich das Gefühl, als wolle mein Leben mich verarschen. Als wäre es nicht schon doof genug hier zu sein, muss es auch noch eine Person geben, die genauso aussieht wie ich. Natürlich sollte man nicht Personen nach deren Aussehen beurteilen...Meine Mum hätte bei dieser Situation gesagt: "Nur weil sie von außen einen gelangweilten und arroganten Eindruck macht, heißt das nicht, dass sie auch in Wirklichkeit so ist. Freunde dich mit ihr ein wenig an und du wirst sehen, dass sie ganz anders ist!" Mich mit ihr anfreunden? Ich bin doch nicht bekloppt! Und warum sollte ich auf Muttis Ratschläge hören? Sie ist nämlich nicht hier! Ich habe zwar versprochen, dass ich keine Person verurteile und benachteilige, aber momentan ist es mir egal! Annie ist da eine Ausnahme: Ich verurteile und benachteilige sie, das gebe ich auch ganz offen und ehrlich zu. Wenn jemand mich kopiert oder mein Aussehen klaut, dann schicke ich ihm die Krätze an den Hals. Thema durch. Inzwischen streifte Annie durch den Raum, in Hoffnung, dass eine Bank frei wurde, sie sich hinsetzen und die Einsamkeit genießen konnte. Als sie an den vorderen Reihen vorbeiging, wurde sie von zwei Jungs angesprochen: Von einem Blondhaarigen und einem Dunkelhaarigen. Sie machten einen sehr netten Eindruck. Anscheinend wollten sie ihr einen Platz anbieten, doch Annie verdrehte nur die Augen und bewegte sich langsam Richtung Ausgang zu. Ymir rief ganz laut: "Hey Annie! Setz dich doch zu uns!" "Was soll das?" schnauzte ich sie an. Annie sah uns nur desinteressiert an und verschwand schließlich nach draußen. "Was sollte das werden?" meckerte ich Ymir weiter an. Doch sie antwortete ganz ruhig und gelassen: "Ich wusste, dass sie sich nicht zu uns setzen wird. Und schon garnicht, wenn du bei uns sitzt!" "Wenn sie das nämlich getan hätte, dann wäre sie diesmal diejenige gewesen, die zu Boden geschlagen wird!" antwortete ich mit drohender Stimme. "Glaub mir!" begann Ymir. "Mit ihr sollte man sich lieber nicht anlegen!" "Zum Glück ist sie ja gegangen!" seufzte ich erleichtert. "Und? Gibt es sonst noch jemanden worüber wir ablästern können?" Kristas Miene verfinsterte sich: "Über seine Kameraden abzulästern geht überhaupt nicht!" Ich lachte laut auf: "Du brauchst mir doch nicht erzählen, dass ihr Annie als Kameradin seht. Gerade vorhin habt ihr euch noch beschwert, dass sie sich nicht mal richtig vorgestellt hat!" "Sie ist halt zurückhaltend" begann Ymir. "Aber lieber einsamer Wolf als Kameradenschwein. Man sollte Andere respektieren und nicht über sie herziehen!" Ich stand abrupt auf: "Ich versteh euch nicht!" und eilte nach draußen. Mich als Kameradenschwein zu betrachten!! Was fällt denen ein? Was für eine Unverschämtheit! "Aber wieso?" fragte ein Mädchen. "Das braucht dich doch nicht zu interessieren, warum ich lieber allein essen möchte!" hörte ich gerade Annie sagen. Sie drehte sich wieder um und machte sich wieder auf dem Weg. "Oke, dann halt nicht!" seufzte das Mädchen genervt, drehte sich in meine Richtung. Unsere Blicke traffen aufeinander: Sie hatte lange, schwarze Haare, die sie offen trug und ihre eisblauen Augen schmeichelten ihre helle Haut. Sie wirkte auf den ersten Moment leicht verwirrt. Da mein Gesicht leider ihrer entflohenen Gesprächspartnerin gleicht. Trotzdem sprach ich sie an: "Siehst du sie als Kameradin?" Ihr Blick wurde noch verwirrter: "Wer?" Ich deutete mit dem Finger zu Annies Richtung: "Na, die da!" Joans verwirrtte Miene löste sich: "Achso, du meinst wohl Annie!" Ich verdrehte die Augen: "Natürllich wen denn sonst?" Mein Blick wanderte zu Annie, die mittlerweile innehielt und zu uns hersah. Ich sprach mit übertrieben lauter Stimme: "Findest du nicht auch, dass sie sich ganz schön daneben benimmt!" "Naja..!" begann Joan unsicher. "Das sagst gerade du!" unterbrach Annie sie und kam mit drohender Haltung auf uns zu. "Ich habe nicht mit dir geredet, also zieh Leine!" fuhr ich sie an. Doch sie kam weiter auf uns zu, ihr Blick wandelte von neutral zu wütend um. Ich drohte ihr: " Kein Schritt näher oder es wird dir Leid tun!" Joan hatte sich inzwischen wieder gefangen und zerrte an meinem Arm rum: "Ähm, du solltest sie nicht provozieren...das könnte sonst...!" "Halt doch mal die Klappe!" schnauzte ich sie an. Annie stand nun dicht vor mir, sodass ich direkt in ihr Gesicht sah. Es ist ziemlich erschreckend und gleichzeitig ganz schön umheimlich in das Gesicht einer Doppelgängerin zu schauen. Am liebsten hätte ich sie mit Fragen überhäuft: Was machst du hier? Warum hast du mein Aussehen kopiert? Was willst du hier? "Was ist eigentlich dein Problem?" fragte ich durch zusammengebissenen Zähnen. Aber ich bekam keine Antwort von ihr, nur ein eiskalter Blick bekam ich zugeworfen. Ich fühlte mich durch das nur noch mehr provoziert: "Antworte gefälligst!" Annie ließ sich mit ihrer Antwort etwas Zeit, sie ballte ihre Hände zur Fäusten und antwortete schließlich mit einem dunklen und eiskalten Ton in ihrer Stimme. Der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: "Und du stellst dich immernoch gegen mich, obwohl ich dir haushoch überlegen bin!" Ich lächelte herablassend: "Das soll mir Angst einfagen, dass ich nicht lache!" "Hört auf und zwar Beide, es bringt doch nichts wenn man sich gegenseitig kloppt. Bitte lasst den Unsinn!" schnauzte Joan uns an. Ich wendete mich zu Joan: "Wieso? Sie ist ja auf mich zugerannt, warum soll ich dann aufhören?" Ich blickte wütend zu Annie: "Wehe du wagst es mich anzufassen, dann kannst du was erleben!" Annie stellte sich in Kampfhaltung auf und bewegte sich langsam auf mich zu. Diesmal bist du diejenige, die auf dem Boden liegt, das schwör ich! dachte ich mir siegessicher und näherte sich ihr. "Aufhören!" brüllte eine weibliche Stimme. "Sagt mal: Was ist mit euch allen hier los? Von einer Prügellei in die Andere!" Eine Aufseherin stand zwischen uns. Und ausgerechnet die Aufseherin, die mich in der Zwischenmahlzeit mich zu Shadis geschleppt hat. Joan rannte zu ihr, wollte ihr alles erklären, doch die Ausbilderin antwortete nur mit: "Mitkommen, aber alle Drei!" Wir wurden von ihr Richtung Ausbilderhütte eskortiert. Na super! dachte ich mir, warum musste die doofe Nuss auf mich zurennen? Ich blickte hinüber zu Annie, die mittlerweile ihre ausdruckslose Miene aufsetzte und an Apfelringen rumkaute. Stimmt! fiel mir ein: Sie hat sich ja beim Mittagessen Apfelringe mitgenommen. Ohne Vorwarnung klaute ich einen von ihrem Teller, bekam einen genervten Blick von ihr zugeworfen und schiebte ihn mir in den Mund. Ich hasste zwar Süßspeisen, aber zu diesem Zeitpunkt war es mir egal. Hauptsache ich konnte ihr noch was reinwürgen. Wir betraten die Hütte, wo wir Keith Shadis und zwei andere Rekrutinnen auf dem Tisch saßen. Die Mädchen waren mir nicht unbekannnt. Ich bin denen sogar einmal begegnet. Es war Schminktussi und die Verrückte mit den zwei Haarfarben. Sie waren von blauen Flecken und Kratzer übersät. Na sieh mal einer an, Schminktussi musste sich mit der Verrückten prügeln! Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus. Shadis war bei unserem Anblick nicht überrascht gewesen: "Schon weider die Zwei? Das darf doch nicht wahr sein!" Mit hochrotem Kopf wandte er sich mich zu: "Sag mir, dass das ein Scherz ist!" "Nö, das sehen sie ja, dass es kein Scherz ist!" Er wandte sich von mir ab: " So, so!" er blickte zur Ausbilderin. "Was haben die Zwei da schon wieder angestellt?" Sie seufzte: "Prügeln wollten sie sich!" "Wollten?" fragte Shadis ungläubig. "Ja, aber es ist noch ncihts passiert, keiner hat zugeschlagen!" antwortete sie. Ich unterbrach das Gespräch der Beiden und sprach Shadis an: "Da, sie haben es gehört. Es ist nichts passiert. Wir gehen jetzt ganz friedlich nach draußen, knutschen uns ab und dann sind wir quitt Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Annie mir einen bissigen Blick zuwarf. "Was ist?" fragte ich auf ihren Blick. Ich blickte wieder zu Shadis. "Also können wir jetzt endlich gehen?" "Als ob irgendein Mensch dich jemals abknutschen möchte!" meldete sich die Schminktussi von vorhin zu Wort. "Ach, halt doch den Mund, Prinzessin. Mit dir hat keiner geredet!" fuhr ich sie an. "Das war nur eine Feststellung!" gab sie zurück. "Wer will denn so eine arrogante Nase küssen?" Die Ausbilderin machte ihr einen Strich durch die Rechnung: "Julia, es reicht. Du bist kein Stück besser!" Danach folgte eine kurze Stille, die aber schon nach Sekunden wieder zusammenbrach. Weil die Verrückte aus unbekannten Gründen in Gelächter ausbrach. "Was lachst du denn schon wieder so blöd!" fragte ich sie genervt. "Irgendwie habt ihr Beide recht!" antwortete sie mit einem breiten Grinsen. "Ach, sei doch leise!" knurrte Julia und wendete sich an die Aufseherin. "Siehst du und genau aus diesem Grund habe ich sie mit Steinen beworfen. Ist echt nicht mehr auszuhalten mit der!" Das Mädchen mit den zwei Haarfarben verzog ihren Mund zu einer Schnute: "Du Griesgram!" "Du..!" schrie Julia und wollte abrupt aufstehen. "Julia, das reicht jetzt. Ist ja noch schlimmer als im Kindergarten!" bremste die Aufseherin sie ein. Widerwillig setzte sie sich und blickte mürrisch durch die Gegend. Die Verrückte wendete sich an die Ausbilderin: "Verzeihen sie, aber darf ich Rekrutin Luna Winter sie etwas fragen?" "Ja!" "Sind sie eine Vertrauenslehrerin oder so? Du bist nämlich nicht so streng wie andere Ausbilder!" fragte Luna alias. Die Verrückte. Die Ausbilderin antwortete:" Ich bin Ausbilderin, Streitschlichterin, Vertrauenslehrkraft und Psychologin!" "Na und? Wen juckts?" kommentierte Julia. Shadis wendete sich an die Aufseherin: "Finja, es wäre besser wenn du mit deinen Kolleginnen die Sachen packt und Hütte Nr. 7 freiräumt!" Die Ausbilderin war überrascht: "Aber!" "Ihr Frauen könnt im Erdgeschoss schlafen!" antwortete der Ausbilder mit gefasster Stimme. "Was haben sie vor?" fragte Finja, noch verwirrter. "Ich werde die Mädchen in ein Zimmer verlegen!" sagte er. Mir platzte der Kragen: "Ist das ihr Ernst?" Shadis blickte uns streng an: "Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass wir euch nicht den Titanen zum Fraß vorwerfen, also seht das als letzte Chance. Morgen um punkt Neun zur Hütte Nr. 7 kommen!" "Na super!" zischte ich. "Noch Fragen!" kam es von Finja. Wir antworteten alle mit nein. "Gut ihr dürft gehen!" sagte Shadis und wir waren somit entlassen... Kapitel 4: Hütte Nr. 7 ---------------------- Am nächsten Tag war es soweit, nach dem Frühstück begab ich mich schließlich zur meiner Hütte und packte noch meine restlichen Sachen zusammen. Ein allerletztes Mal wanderte ich noch im Raum herum, um sicherzugehen, dass ich nichts vergaß. "Da muss ich mir wohl was einfallen lassen, um dein Verhalten ins Bessere zu lenken. Leider bist du nicht die Einzige!" hörte ich die Stimme vom Ausbilder in meinem Kopf. "Schließlich bin ich nicht hier, um Soldatin zu werden, sondern weil meine Eltern mich gezwungen haben!" redete ich mir ein. Ganz entschlossen packte ich meine restlichen Sachen und bewegte mich zur Hütte Nr. 7. Ich werde also mit Annie, Julia, Luna und der Schwarzhaarigen Joan in ein Zimmer verlegt. Ironie des Schicksals! In der Hütte angekommen, bekam ich erstmal einen strengen Blick von der Ausbilderin alias. Finja Sommer (Wie ich bald erfuhr) zugeworfen: "Sie sind zu spät Rekrutin Pechstein!" Ich legte mir ein Grinsen auf und blickte zu meinen neuen Zimmergenossinen: "Lieber spät, als garnicht!" "Also!" begann Finja. "Schön, dass ihr fast Alle pünktlich wart!" Beim"fast Alle", das sie mit Absicht stark betonte, blickte sie mich wieder streng an. Nach kurzer Pause setzte sie fort: "Also, ihr seid hier um euch zu bessern und nicht um Urlaub zu machen. Mehr dazu verrate ich jeden Einzelnen von euch in einem Einzelgespräch!" Mit diesen Worten wurden wir Fünf zurückgelassen. Für eine Weile standen wir wie angewurzelt nebeneinander und warfen uns verstohlene Blicke zu. Annie beendete diese Pause, indem sie ihre Sachen aufhob und sich zu einem der Etagenbetten bewegte, ihre Tasche auf das untere Bett legte und sie ausräumte. Nach kurzer Zeit waren die Bettbesitzer-Verhältnisse festgelegt: Annie schlief im ersten, unteren Etagebett. Ich schlief im Oberen über ihr. Julia schlief im zweiten Bett unten, Luna schlief oben und Joan schlief im Einzelbett. Ich ergriff als Erste das Wort: "Und? Aus welchen Gründen werdet ihr verlegt?" "Ich habe Schwierigkeiten mit Zusammenarbeit!" begann Annie mit stoischen Gesichtsausdruck. "Ich bin angeblich zu eigensinnig!" antwortete Julia mit einem arroganten Lächeln. "Ich bin viel zu laut, verrückt und viel zu eigenartig!" antwortete Luna fast kreischend. Ich wendete mich an Joan: "Und was ist mit dir?" "Ich habe freiwillig um die Verlegung gebeten, weil ich mit den Anderen nicht so gut zurechtkomme. Und Annie ist die Einzige mit der ich mich gut verstehe!" sagte Joan. "Aha!" antwortete ich nur und blickte zwischen ihr und Annie hin und her. In Annies Gesicht zeichnete sich nichts ab: Keine Wut, keine Trauer und keine Freude oder andere Gefühle. Sie blickte zu Boden und widmete sich wieder dem Aufräumen. Ein Klopfen ertönte von der Tür. "Wer ist denn das schon wieder!" stöhnte Julia genervt und öffnete die Tür. Zwei Jungs ein großer Dunkelhaariger und ein großer Blondhaariger standen vor unserer Hütte. "Verzeihung, dass wir euch Mädels stören!" entschuldigte sich der Blonde und lies seinen Blick durch den Raum schweifen, er wendete sich an meine Doppelgängerin: "Annie, wir bräuchten dich mal kurz!" "Wozu braucht ihr Annie?" fragte ich gereizt. "Wir müssen reden!" antwortete der Dunkelhaarige. Julia umklammerte ihn: "Na du, ich bin Julia und wie heißt du?" "Ich...Ich...Ich bin Bertholdt!" stotterte er verwirrt und schüchtern. "Bertholdt?" fragte sie. "Irgendwie ein komischer Name, für einen so hübschen, jungen Mann!" "Da...Danke!" stotterte er. "Bertholdt!" mischte sich der Blonde ein: "Wir haben jetzt keine Zeit für ein Date!" "Du hast Recht, Reiner!" antwortete er und befreite sich aus Julias Umklammerung. Annie ist inzwischen aus der Hütte gekommen und blickte Reiner erwartungsvoll an. "Also dann!" verabschiedete sich Reiner und blickte ein letztes Mal in unsere Hütte. "Keine Sorge, wir entführen sie nicht allzu lange!" Mit den Worten waren alle Drei verschwunden. Julia legte noch zum Abschied einen damenhaften Knicks hin: "Wir sehen uns dann, Bertholdt!" "Muss das sein?" fragte ich gereizt. "Und mal raten!" begann sie. "Du wurdest verlegt, weil du ein kleines Arschloch bist!" "Das sagst gerade du!" fuhr ich sie an und schubste sie in die Ecke. "In deiner Heimat, warst du bestimmt als Dorfflittchen bekannt. Das erklärt dann auch warum du dir kiloweise Make up ins Gesicht donnerst!" Luna unterbrach den Streit: "Hat jemand von euch vielleicht einen Grill? Denn jetzt kommt eine Menge Beef!" Ich ignorierte Lunas Kommentar: "Wenn man mich wie ein Arschloch behandelt, braucht sich nicht wundern wenn ich mich wie eins benehme!" Nun mischte sich auch Joan ein: "Schluss jetzt und zwar alle Zwei. Es bringt wirklich garnichts, sich jetzt die Köpfe einzuhauen. Wir haben alle ein Manko, an dem wir arbeiten müssen. Anstatt zu streiten sollten wir lieber daran arbeiten, wie wir uns bessern können und nicht wie wir am Besten in den Knast wandern oder zu Titanenfutter werden!2 Wir hielten inne. "Na also!" sagte Joan. "Geht doch!" Joan wendete sich an Julia: "Musst du heute auch die Prüfung wiederholen oder irre ich mich?" "Ich muss sie wiederholen, weil ich verkackt habe!" antwortete Julia. "Ich habe zwar auch versagt!" begann Joan. "Aber ich kenne ein paar Tricks, die man anwenden kann!" "Möchtest du sie mir vielleicht verraten?" fragte Julia. Joan ließ sich mit ihrer Antwort Zeit, sie strich sich eine schwarze Haarsträhne hinter ihren Ohren und blickte sich im Raum um. Joan war mir von Anfangf an sympathisch gewesen. Ich wusste zwar nicht warum, aber sie hatte etwas interessantes an sich. Eigentlich ist sie ruhig und redete nur sehr selten, aber wenn sie sprach, dann haten es ihre Worte in sich. "Gerne!" antwortete sie und stand von ihrem Bett auf. Sie verschwand mit Julia nach draußen und so kam es, dass ich mit Luna in der Hütte zurückblieb. Ich wühlte in meinen Sachen, fand einen Haargummi, ging zum Spiegel und band mir die Haar zu einem Dutt. Luna beobachtete mich von ihrem Bett aus: "Ich möchte zwar nichts sagen, aber mit einem Dutt siehst du Annie erst recht zum Verwechseln ähnlich. Es macht zwar keinen Unterschied, weil ihr sowieso euch vom Äußeren identisch gleicht, aber der Dutt verstärkt den Effekt nur noch mehr!" Ich zog mir den Haargummi aus dem Haar: "Danke für die Info!" -------------------------------------------------------------------------------------------------------- "Menno, wieso klappt das bei dir so gut und bei mir nicht!" jammerte Julia, als sie schon zum sechsten Mal scheiterte. "Versuch es nocheinmal!" schlug Joan ruhig vor. "Wie oft denn noch?" meckerte Julia. "Ich habe noch zwei Stunden und dann muss ich beweisen, dass ich als Soldatin geeignet bin!" "Hmm!" Joan überlegte und ging langsam hin und her: "Sag mal, was sind deine Gedanken während du da hängst?" "Hoffentlich ist es gleich vorbei!" antwortete Julia während sie sich in eine aufrechte Haltung kämpfte. "Eben, das ist der Fehler!" bestätigte Joan. "Diese Gedanken nehmen Einfluss auf dich und sorgen eben dafür, dass du dein Gleichgewicht verlierst. Anfangs hatte ich auch Panik gehabt, doch dann habe ich daraus schöne Gedanke geformt!" Julia machte einen neugierigen Eindruck: "Wie hast du das geschafft?" Joan schloss ihre Augen: "Zuerst dachte ich, ich würde fallen und in die Tiefe stürzen, doch dann habe ich mir vorgestell, dass ich fliegen konnte und somit war meine Angst vergessen!" Julia blickte verlegen zu Boden: "Glaubst du, ichkann das schaffen?" "Also, ich habe immer zu meinem Bruder gesagt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" antwortete Joan. "Du hast einen Bruder?" fragte Julia neugierig. "Darf ich ihn vielleicht kennenlernen?" "Das geht leider nicht!" antwortete Joan mit glasigen Augen. "Er ist einer anderen Trainingseinheit beigetreten, wenn er noch lebt!" Sie legte ein Lächeln auf: "Stell dir es einfach vor, dass du ein Vogel bist und fliegen kannst!" "Oke, wie du meinst!" sagte Julia und lies sich von ihr hochziehen. "Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du die Augen schließt!" schlug Joan vor. Ohne Widerrede schloss Julia ihre Augen und konzentrierte sich auf ihre Gedanken. Zuerst kämpfte sie um ihr Gleichgewicht, doch nach kurzer Zeit war ihr Kampf vorbei und sie ließ sich ganz entspannt hängen. Joans Augen funkelten: "Siehst du, du hast es geschafft!" Julia öffnete wieder ihre Augen und blickte Joan dankbar an: "Ich habe es endlich hinbekommen. Vielen Dank!" "Nichts zu danken!" antwortete Joan, während sie Julia auf dem Boden lies. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Zwei Stunden später: Um punkt elf fand die Nachprüfung statt, d.h. die Rekruten, die am vorherigen Tag nicht bestanden haben, hatten somit am nächsten Tag die Möglichkeit die Prüfung zu wiederholen. Von unserer Hütte waren Julia und Joan betroffen. Für Joan hoffte ich das Beste. Sie ist mir nämlich sympathisch und es wäre zu schade, wenn sie gehen müsste. Julia dagegen durfte ruhig durchfallen. Ein verzogenes Görr wie sie würde sowieso keiner vermissen. Obwohl sehr wenige Rekruten die Prüfung wiederholen mussten, bestand für uns alle Anwesenheitspflicht. Ich stand zur Abwechslung mal in den vorderen Reihen, damit ich das Geschehen genauer beobachten konnte. "Alle Prüflinge bitte vortreten!" befahl der Ausbilder. Kurz darauf waren alle Nachprüflinge vorgetreten. Der Ausbilder sprach weiter: "Die Ersten, die geprüft weden sind: Joan Rainwood, Belinda Hellway und Mina Carolina!" Alle Drei traten unter ihren Apparaten. Beim genauen Beobachten ist mir aufgefallen, dass von allen drei Rekruten, Joan mit Abstand die Entspannteste war. Trotzdem haben alle Drei bestanden. Nun wurden die nächsten Prüflinge angekündigt: "Die Nächsten sind: Steffen König, Samuel Freier und Julia Wagner!" Auch die Rekruten und auch Julia (leider) haben die Prüfung bestanden. Der Ausbilder kündigte den letzten Prüfling an: "Und zu guter Letzt: Eren Jäger!" Ein Junge, vielleicht im Teenageralter trat vor, er hatte dunkelbraune Augen und grüne Augen. "Hoffentlich fällt der durch!" dachte ich mir. "Wäre echt langweilig, wenn alle bestehen würden!" Weitere Ausbilder kamen und befestigten seinen Gurt an die Stahlseile. "Eren Jäger, bist du bereit?" fragte der Ausbilder. "Ja!" antwortete Eren. Der Ausbilder nichte und wendete sich an die anderen Aufseher: "Fangt an!" Er wurde hochgezogen. "Mal gucken wie er sich so anstellt!" dachte ich mir grinsend. Für einen Moment hatte es den Anschein, dass er mühelos bestehen würde. Doch dann passierete das Unerwartende: Schlagartig überschlug er sich und stieß sich den Kopf. Sofort brach ich in lautes Gelächter aus. "Hach, wie schön. Endlich hab ich was zum Lachen!" keuchte ich aus meinem Lachanfall heraus. Der Ausbilder war mir einen strengen Blick zu. Was bewirkte, dass mein Gelächter auf der Stelle stoppte und ich verlegen zu Boden blickte. Der Ausbilder wendete sich an einen anderen Rekrukten: "Wagner, tausche bitte deinen Gurt mit Jäger!" Die Gurte wurden getauscht, Eren durfte noch einen letzten Versuch starten. Es kam auf, dass seine Ausrüstung defekt war und er bestand schließlich den Test. "Ich wusste, du schaffst es!" jubbelte Joan Julia zu, als wir in unsere Hütten gehen durften. "Ja, ganz toll!" gratulierte ich ihr mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck. Julia ignorierte meinen Kommentar: "Jetzt wo ich hierbleiben darf, kann ich endlich das tun, was ich meinem Bruder versprochen habe!" "Ich habe langsam das Gefühl, dass wir zur einer kleinen Familie heranwachsen werden!" schwärmte Joan. "Wo ist denn eigentlich Annie?" fragte Julia. "Gute Frage!" antwortete Joan und blickte sich suchend um. Familie? Nee, auf gar keinen Fall! dacht ich mir kopfschüttelnd. Aber ich konnte mir kein freundliches Lächeln verkneifen. Kapitel 5: Der Gabelkampf + Schwierige Entscheidungen ----------------------------------------------------- Hey Leute, bevor es mit dem Kapitel losgeht möchte ich nur eine Kleinigkeit sagen: Achtung Spoiler!! Wer von euch noch nicht die zweite Staffel von Attack on Titan gesehen hat, könnte eventuell gespoilert werden. Vorallem wenns um Reiner, Bertholdt und Annie geht....Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. (Spoiler sind nicht stark ausgeprägt, d.h. Nur Angedeutet) Vor der Wiederholungsprüfung: "Hier werden wir uns immer versammeln!" beschloss Reiner und setzte sich auf. "Und werden über unsere Pläne und Fortschritte sprechen!" Bertholdt setzte sich ebenfalls auf: "Und wir sollen das wirklich durchziehen?" "Willst du etwa kneifen?" fragte Reiner mit schroffem Ton. "Ne...Nein, natürlich nicht!" stotterte Bertholdt. "Gut so!" antwortete Reiner. "Denn es gibt jetzt kein Zurück mehr!" Reiner blickte zu Annie, die die ganze Zeit schweigend danebenstand: "Setz dich, Annie. Du stehst schon seit fast zwei Stunden herum!" Wortlos gesellte sich Annie dazu setzte sich neben den Beiden. "Reiß dich mal zusammen und nimm das hier endlich ernst!" fügte er hinzu. "Deine kalte und lustlose Fassade geht mir so langsam auf die Nerven!" Nun ergriff Annie das Wort: "Vor kurzem habt ihr euch noch beschwert, dass ich viel zu emotional bin und jetzt soll ich aufeinmal wieder Emotionen zeigen!" Reiner seufzte: "Sorry, aber damals war das echt katastrophal. Zuerst ständig rumgekichert, dann geweint und dann vor Wut alles zertrümmert und sich noch hinterher für jeden Schwachsinn entschuldigt. Das ging überhaupt nicht, wir wären sonst aufgefallen und das darf auf keinen Fall passieren!" "Genau. Keine auffälligen Merkmale und sich garnicht erst auffällig verhalten!" antwortete Bertholdt. "Ach ja!" begann Reiner. "Da gibt es noch das Mädchen, das dir so ähnlich sieht!" "Ja und? Was soll denn mit ihr sein?" fragte Annie. "Nichts!" antwortete er. "Aber irgendwie finde ich es schon merkwürdig, dass...!" Nun mischte sich auch Bertholdt ein: "Reiner, hör auf damit. Wir sollten uns auf wichtigere Dinge kozentrieren.!" Reiner hielt inne: "Na schön, du hast Recht!" Er blickte kurz in Richtung Lager: "Langsam sollten wir zurückkehren, es beginnt gleich die Wiederholungsprüfung!" Reiner und Bertholdt standen auf und dreheten sich zu Annie um. "Kommst du mit?" fragte Bertholdt sie vorsichtig. Doch da Annie nicht antwortete, machte Reiner mit seiner Hand eine wegwerfende Bewegung: "Gut, keine Antwort ist auch ne Antwort. Soll Einer mal die Frauen verstehen!" --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Später: Ich war gerade im Speiseraum, um meinen chronischen Hunger zu stillen. Doch als ich mir einen Sitzplatz suchen wollte, standen mir zwei Jungs im Weg: Es waren Reiner und Bertholdt. Ich erschrack und wich ein Stück zurück. "Tut mir Leid, dass wir dich erschreckt haben!" entschuldigte sich Reiner mit einem verschmitzten Grinsen. "Elisabeth, richtig?" Ich war überrascht: "Du bist die erste Person, die mich nicht mit Annie verwechselt. Ich wurde heute von mindestens fünf Personen mit dem Namen Annie angesprochen, wie kommt es?" "Naja, es mag daran liegen, dass Annie ihre Haare nie offen tragen würde. Deswegen kann ich euch so gut auseinanderhalten!" antwortete er. "Dürfen wir uns zu dir setzen?" fragte Bertholdt. "Ausnahmsweise!" antwortete ich mit einem Augenrollen. Ohne Kommentar setzten sie sich zu mir auf die Bank. "Es ist irgendwie eigenartig!" begann Reiner. "Wenn man jemanden so identisch gleicht. Soetwas passiert nicht jeden!" "Ich frage mich nur: Warum ausgerechnet ich? Ich habe allmählich das Gefühl, als möchte das Schicksal mich verarschen!" meckerte ich und nahm einen Schluck von MEINER Limonade. Reiner fing zum Lachen an. "Das ist nicht witzig!" fuhr ich ihn an. "So schlimm?" fragte er. "Stell dir vor, es gibt Jemanden den du bist zum Tod nicht ausstehen kannst und diese Person sieht dir noch zum Verwechseln ähnlich!" antwortete ich. "Also ich würde es ganz lustig finden!" kommentierte Bertholdt. "Man kann nämlich ganz gut die Rollen tauschen!" "Ihr habt ja keine Ahnung!" murrte ich. Reiner ignorierte mich und fragte: "Kennst du sie schon länger?" Wie? Schon länger? Zum Glück nicht, sonst wäre ich ja nicht hier. Ich wäre ganz weit weg geflohen, wenn ich das gewusst hätte!" "Also wir kennen Annie schon seit unserer frühen Kindheit!" erzählte Bertholdt. "Sie kam von der selben Zone...!" Ich unterbrach ihn: "Zone?" "Ja, wir lebten in einer abgeleg...!" setzte er fort. Reiner unterbrach ihn: "Bertholdt, es reicht schon, du brauchst nicht gleich die ganze Story raushauen. Du weißt doch was das bedeutet!" "Tu...Tut mir Leid!" entschuldigte sich Bertholdt und senkte schließlich seinen Kopf. "Wo kommst du denn eigentlich her?" fragte Reiner mich neugierig. "Ich komme aus dem Dakur-Gebirge innerhalb der Mauer Maria!" antwortete ich. "Verstehe!" murmelte Reiner. "Tut mir Leid, dass wir dich genervt haben. Du möchtest bestimmt allein sein, oder?" Ich überlegte kurz: "Nö, wenn ihr wollt. Dann könnt ihr mit mir abhängen. Habe eh nichts Besseres zu tun.!" Ich stand auf und räumte das dreckige Geschirr weg. Reiner und Bertholdt taten es ebenfalls und legten Besteck und Teller in die Waschbox. "Sag mal, gehts noch?" hörte ich eine weibliche Stimme hinter mir kreischen. Es war Julia, ihr Gesicht war vor Wut kanllrot angelaufen und ihre Haare hingen verschwitzt herunter. "Willst du mit etwa Bertholdt ausspannen?" "Nein!" verteidigte ich mich und legte eine kurze Pause ein. "Obwohl man dich damit ganz schön auf die Palme bringen könnte!" Sie brüllte mich an: "Du blöde Kuh, musst du mir immer alles kaputt machen?" Ich grinste sie an: "Hey Julia, dein Make up ist ja total zerlaufen. So möchte dich Bertholdt bestimmt nicht daten!" Julia war entsetzt: "Was?" Sie blickte in ihren kleinen Handspiegel. "Mist, und das alles nur wegen dir!" "Und schon wieder bin ich schuld!" fuhr ich sie an. "Such dir mal ein anderes Opfer, das du beschuldigen kannst!" "Na klar bist du schuld, wer denn sonst? Du bist ja diejenige die sich an Bertholdt ranschmeißt!" brüllte sie. "Bitte, was?" antwortete ich. "Ich hab überhaupt keine Interesse an Liebeskram, sowas ist nur reine Zeitverschwendung!" Nun mischte sich auch Reiner ein: "Beruhigt euch, Mädels. Ihr solltet euch wirklich nicht über Bertholdt streiten!" "Ich habe eine bessere Idee, wie wärs wenn wir einen fairen Gabelkampf austragen!" schlug ich vor und warf ihr eine Gabel zu. "Ja!" hörte ich ein paar Rekruten uns zujubeln: "Kämpft, kämpft, kämpft!" "Na dann, wollen wir mal!" flüsterte ich und näherte mich Julia. Doch Julia wich zurück, um sich in Sicherheit zu bringen. "Kämpft, kämpft, kämpft!" Ich täuschte den ersten Angriff vor. "Kämpft, kämpft, kämpft!" Ich kam ihr näher und bereitete mich auf den ersten richtigen Angriff vor. Doch dann... "Leute!" schrie Bertholdt und ist zwischen uns getreten, er deutete Richtung Tür, wo bereits Finja mit verschränkten Armen stand. Dann passierte das Unerwartende: Sofort lies Julia ihre Gabel fallen und umarmte mich: "Das war nur Spaß, wir sind natürlich beste Freundinnen und haben gerade nur ein bisschen gescherzt!" "Ja...Das war nur Spaß!" bestätigte ich grinsend. Schnell bewegte Julia und ich uns aus der Hütte. "Ich behalte euch im Auge!" rief sie uns hinterher. "Ach ja, Elisabeth!" Geschockt hielt ich inne. "Ich wollte dich eigentlich für ein Einzelgespräch abholen!" fügte sie hinzu. "Es geht darum, dass ich die Gründe aufzeige, wieso es zur Verlegung kam!" "Oke!" antwortete ich nur und folgte ihr in die Hütte, wo sich die Ausbilder herumtrieben. Wir nahmen in einem sehr sparsam eingerichteten Raum platz. "Also!" begann Finja, während sie in einer Tasche herumwühlte. "Dir ist hoffentlich klar, warum du verlegt wurdest oder?" "Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer!" antwortete ich mit gespielter Desinteresse. Finja hielt ein Blatt direkt vor meiner Nase hin: "Gut, dann wird das dir helfen!" Ich nahm das Blatt und las mir den Inhalt durch. Es war eine Auflistung von den Vorfällen, in denen ich verwickelt war. Es war alles vermerkt, von dem respektlosen Verhalten beim Eingangsritus bishin zum Stören der Wiederholungsprüfung. Sogar der Lachanfall während der Prüfung wurde vermerkt. "Das ist deine Akte!" erklärte Finja, als ich aufsah. "Dort werden alle Regelverstöße und Vorfälle eingetragen. Diese Akte wird jeweils deine Division einziehen und über deine berufliche Eignung bestimmen. Wenn deine Akte natürlich voll mit solchen Einträgen ist, dass sind die Aufstiegsmöglichkeiten in der Division ziemlich gering!" Ich lachtse kurz auf: "Das ist mit sowas von egal. Ich werde die drei Jahre hier ausharren und dann werde ich von hier abhauen und nach Hause zurückkehren!" "Wenn es dein Zuhause noch überhaupt gibt!" murmelte Finja. "Was soll denn das heißen?" fuhr ich sie an. "Ach nichts!" antwortete sie. "Wie auch immer: Den Unsinn, den man hier treibt, wird hier vermerkt und der zukünfitiger Arbeitgeber wird Spaß daran haben sich deine Akte durchzulesen!" Ich rollte mit den Augen: "Schon gesagt: Nach den drei Jahren werde ich abhauen und mir eine andere Arbeit suchen!" "Wie du meinst!" entgegnete sie: "Auf den Feldern sind zwar die Überlebenschancen noch geringer als bei der Grundausbildung im Militär!" "Mir doch egal!" zischte ich. "Gut, dann können wir dich doch gleich auf die Felder entlassen. Warum sollten wir dich drei Jahre lang hierbehalten, für das, dass du eh wieder auf dem Feld schuften und kaum was zu Essen bekommen willst!" Moment mal, ich wol...!" Doch Finja sprach weiter, ihr Gesicht glich einer ausdruckslosen und kalten Maske: "Du weißt doch selber wie es auf den Feldern zugeht, die Leute arbeiten den ganzen Tag und kriegen NICHTS. Nein, für die paar Brocken die sie bekommen, kann man sich gerademal ein paar Brotkrümel leisten. Viele sterben an Krankheiten oder an die unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Und diejenigen, die nicht durch Seuchen sterben, sterben letztendlich durch Unterernährung!" "Oke?" Ich war etwas verwirrt: "Was möchtest du mir damit sagen!" "Meine Cousine ist vor einem Jahr verhungert!" erklärte Finja. "Sie ist nur 17 Jahre alt geworden. Also überleg genau, ob du jetzt beim Militär bleibst oder auf die Felder zurückkehrst. Das ist allein deine Entscheidung!" Ich schwieg. "Ich gebe dir bis morgen Zeit und entweder hast du da deine Sachen gepackt, oder du bist fest entschlossen hier zu bleiben und ziehst das Training durch!" fügte sie hinzu. "Du darfst jetzt gehen!" Kapitel 6: Gehen oder Bleiben? ------------------------------ Mit Tränen in den Augen und hochrotem Kopf flüchtete ich in die Hütte und wollte einfach nur von hier weg. Ich will allein sein, bitte lass die Hütte leer sein! Ich hab keinen Bock mehr! Ich betrat die Hütte und bemerkte leider, dass ich nicht die Einzige war, die in der Hütte Zuflucht gesucht hatte. Annie saß auf ihrem Bett und hatte sich ihre Kapuze übergezogen. Annie schaute kurz auf, als ich die Hütte betrat. Na super, ausgerechnet die muss gerade jetzt hier sein! dachte ich mir. Ich drehte mich zum Kleiderschrank um und öffnete ihn. In der Hütte befanden sich jeweils zwei Schränke, wo man Kleidung und Uniform verstauen konnte, ich teilte mit Annie einen Schrank. Während Julia und Luna sich den Anderen teilten. Joan hatte ihre Sachen auf meinen und Annies Schrank deponiert, da wir ja zu Fünft im Zimmer waren und die Schränke nur für vier Personen geeignet waren, ging Joan leider leer aus. Ich begann mein Fach auszuräumen. Annie starrte mich an. "Ich werde morgen gehen!" antwortete ich auf ihren fragenden Blick. "Und werden uns hoffentlich nie wieder sehen. Sei froh: Da werden wir nicht mehr verwechselt weil ich nicht mehr da bin!" Sie antwortete wie immer NICHT. "Und du hast den Schrank endlich für dich allein!" fügte ich hinzu und nahm ein paar Pullover von ihr und legte sie ordentlich in mein Fach. Annie kam sofort angerannt. "Lass das!" sagte sie und zerrrte an den hellgrauen Pullover. "Hey, ich wollte dir nur nen Gefallen tun und deine Sachen verteilen!" "Trotzdem, lass das!" sagte sie, diesmal mit einem scharfen Ton in der Stimme. Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung, die sich im Speiseraum ereignete. Als ich ihr gedroht habe sie zu verprügeln, konnte sich mich durchschauen und schlug mich schließlich zu Boden. Während das geschah, hatte sie ihren stoischen Gesichtsausdruck beibehalten. Doch jetzt durchbohrten mich fasst ihre Augen. Wenn Blicke töten könnten! dachte ich mir und legte schweigend ihren grauen Pullover wieder in ihr Fach zurück. "Sag mal!" begann ich mit fragenden Blick. "Wo warst du eigentlich während der Prüfung, ich hab dich nirgendwo gesehen?" "Wieso die Frage?" kam es von ihr. Das war nicht die Antwort, die ich von ihr wollte! Ich rollte mit den Augen: " Hör mal, ich möchte dich jetzt nicht anschnauzen, aber ich hasse Gegenfragen. Ich kann das absolut garnicht abhaben, wenn jemand die Frage ignoriert und stattdessen eine neue stellt!" Annie stöhnte kurz genervt auf: "Oke! und ich hasse unnötige Fragereien. Wieso interessiert dich das, wo ich gewesen bin?" "Was wollten eigentlich Reiner und Bertholdt von dir?" antwortete ich mit einer Gegenfrage. Annie zog mit genervten Blick ihre Kapuze über und setzte sich auf ihr Bett. "Hey, ich rede mit dir!" rief ich. "Hallo?!" Doch da sie mich ignorierte, bin ich mal wieder gezwungen gewesen es auf meiner Weise zu regeln. Ich drehte mich zum Schrank um und nahm schließlich ihren grauen Kapuzenpullover aus ihrem Schrank und ließ ihn zu Boden fallen. Ein Briefumschlag lugte aus dem Pullover hervor. Nanu? Was ist denn das? Ein Liebesbrief? Wie von der Tarantel gestochen, stürmte Annie auf dem Brief zu, schnappte ihn sich und steckte ihn in die Bauchtasche ihres weißen Pullovers. "Was war denn das?" fragte ich und blickte sie verwirrt an. Ich winkte ab: "Ach was solls? Ich verkrieche mich mal. Ich werde erst morgen mein Zeug zusammenpacken!" Ich erklomm die Leiter und kletterte auf mein Bett hinauf. "Meine Cousine ist verhungert!" hörte ich die Worte in meinem Kopf. "Sie war 17 Jahre alt!" "So alt wie ich! "dachte ich mir. "Sie ist so früh gestorben!" "Was würde sie tun, wenn sie noch am Leben wäre? Wenn sie die Kraft hätte? Wäre sie auch Soldatin geworden? Hätte ich noch die Kraft dazu gehabt, wenn ich noch länger auf dem Feld geschufftet hätte? Oder wäre ich genauso gestorben?" Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. "Und morgen muss ich wieder unter den unmenschlichen Bedingungen arbeiten!" "Warte! Nein, ich muss nicht! Es ist allein meine Entscheidung!" "Entweder du hast deine Sachen gepackt oder du bleibst hier und ziehst das Training durch!" hörte ich Finjas Worte in meinem Kopf dröhnen. "Elisabeth!" hörte ich meine Mutter kreischen. "Bring dich in Sicherheit und kehre wieder heim, versuche mit aller Kraft wieder nach Hause zu kommen und kämpfe gegen den Feind!" "Ich gehe nicht ohne dich, niemals!" schrie ich und merkte wie der kalte Regen auf mich einprasselte. "Sie darf auf gar keinen Fall hier bleiben!" schniefte sie verzweifelt. Sie blickte den Militärpolizisten an. "Bitte tun sie doch was!" Ich wurde von hinten gepackt und weggezerrt. "Nein, Ich will nicht von hier weg. Ich flehe euch an, bitte!" Ich schreckte hoch. Bin ich wieder eingepennt? Verwirrt blickte ich mich um. Nun waren auch Julia und Luna in die Hütte gekommen. Julia war gerade dabei Luna zu schminken. "Also wegen deinen blauen Augen würde ich empfehlen Goldtöne aufzutragen!" erklärte sie, während sie Luna den Lidschatten auftrug. Ich sehe Julia zum ersten Mal mit Brille! Joan trat in unsere Hütte: "Also, Finja hat die Stundenpläne verteilt. Allerdings, hat sie mir leider nur vier mitgegeben!" "Wirklich?" fragte Luna kichernd. "Dann lauf zurück und hol dir einen!" antwortete Julia schroff. "Lauf du doch!" meckerte Joan zurück. Julia hielt inne: "Ich bin beschäftigt und Luna auch, frag doch Annie oder Ellie!" Julia wendete sich an Annie: " Annie, könntest du bitte...!" Doch Annie schüttelte mit dem Kopf. Bevor sie mich damit auf die Nerven gehen konnte, hatte ich bereits das Wort ergriffen: "Das liegt daran, dass ich morgen früh gehen werde!" Alle starrten mich geschockt an. Selbst Annie blickte mich mit großen Augen an. "Dein Ernst?" fragte Julia. "Ja, das ist mein Ernst!" antwortete ich. "Aber, wo wirst du dann hingehen?" fragte Joan und blickte traurig zu Boden. " Du hast doch auch dein Zuhause verloren, oder?" "Ich werde wieder auf dem Feld arbeiten!" sagte ich mit gespielter Desinteresse. Julia kreischte: " Was? Auf dem Feld? Oh Gott, das ist doch der totale Albtraum. Ich muss euch was zeigen!" Sie eilte zu ihrem Kleiderschrank und fischte ein dreckiges, braunes Hemd heraus. "Das war früher einmal strahlend weiß!" erklärte sie mit verzweifelten Ton ihrer Stimme. "Und jetzt ist es kackebrauen. Ich bekomme das nicht mehr sauber!" "Und?" fragte ich gelangweilt. "Es stinkt total!" fügte sie hinzu und rümpfte ihre Nase. "Wollt ihr mal riechen?" "Nein, bleib bloß weg!" kreischte Luna panisch und flüchtete auf ihr Bett. Julia grinste und kam auf ihr Bett zu. "Geh weg!" schrie Luna "Ich hab Angst vor braunen Hemden. Ich mache keine Witze!" Julia warf das Hemd auf sie. Luna schrie wie am Spieß. Doch dann schwieg sie aufeinmal. "Verarscht!" sagte Luna, brach in Gelächter aus und warf mir das Hemd zu. Ich knüllte es zusammen und schleuderte es unter mein Bett, wo sich Annies befand. Annie warf es in Richtung Joan. "So, das reicht jetzt!" sagte Joan und warf das Hemd aus dem Fenster. "Wir sollten bei solchen Situationen wirklich keine Scherze machen!" "Stimmt!" antwortete Julia und blickte zu Boden. "Häh? Was für ne Situationß" fragt Luna dümmlich. "Das hast du nicht gerade todernst gemeint, oder?" fuhr Julia sie an. "Nein, Ernst ist nicht tot!" antwortete Luna kichernd. "Ha Ha, ich lach mich tot!" kommentierte ich ihr unlustiges Wortspiel mit ausdrucksloser Miene. "Ellie wird morgen gehen!" wiederholte Joan. "Könnt ihr bitte aufhören mich Ellie zu nennen!" brüllte ich. "Ich hasse den Namen echt wie die Pest. Es kotzt mich echt an. Könnt ihr einfach mal die Klappe halten und mich in Ruhe lassen. Ich hasse euch Menschen, ganz ehrlich!" "Du bist aber auch ein Mensch!" antwortete Luna mit ernster Miene. "Luna!" fuhren Joan und Julia sie gleichzeitig an. Das Schweigen füllte den ganzen Raum. "Du hast übrigens das Abendessen verpasst!" fügte Joan nach kurzer Pause hinzu. "Aber das juckt dich nicht, hab ich Recht, Elisabeth?" "Oh Mann, gleich dir ersten zwei Stunden haben wir Technik und danach haben wir Mathe stöhnte Julia genervt, als sie den Stundenplan betrachtete. "Ich hasse Montage!" "Also ich finde Montage toll!" kommentierte Luna. "Technik und Mathe sind total einfach!" "Dann kannst du ja für mich meine Mathearbeit schreiben!"antwortete Julia. "Und am Dienstag haben wir Bungee Jumping Training!" las sie aus dem Stundenplan. "Echt?" fragte Luna und ließ ihren Oberkörper aus dem Bett hängen. "Sehe ich aus, als würde ich lügenß" murrte Julia. Luna jubelte und sprang von ihrem Bett hinunter. Während die Anderen sich über den Stundenplan beschwerten/freuten, lag ich im Bett und starrte die Holzdecke an. Bungee Jumping, das wollte ich schon immer machen! Doch morgen muss ich, nein morgen werde ich gehen! Oder soll ich wirklich hierbleiben? Aber falls ich bleibe, dann muss ich ein Leben als Soldatin führen! "Deine Akte wird jeweils deine Divison einziehen und über deine berufliche Eignung bestimmen!" hörte ich Finjas Stimme in meinem Kopf sagen. Wenn ich die Ausbildung durchziehen sollte, muss ich mich am Ende für eine Divison entscheiden. Aber welcher soll ich beitreten? Militärpolizei? Aufklärungstrupp? Oder Mauergarnison? Ich habe echt keinen blassen Schimmer! Ich schloss meine Augen und wartete auf den Schlaf.... "Aber...Ich bin es nicht gewesen!" rief ich dem Militärpolizisten verzweifelt entgegen. "Ich würde soetwas niemals im Leben tun!" "Wer soll es dann gewesen sein?" fragte er mit durchdringenden Blick. Ich senkte meinen Kopf: " Ich habe keine Ahnung!" "Alles klar!" antwortete er bestätigend. Ich fiel auf die Knie und flehte ihn an: "Bitte, sie müssen mir glauben!" Nun kam auch die Frau auf mich zu und starrte mich an. Wie ich dasaß: Auf den Knien, mit gefalteten Händen und mit verquollenen Gesicht. Wie ein Häufchen Elend. "Findest du das richtig, deine angebliche Unschuld zu beteuern?" fragte sie und wischte sich ihre Tränen mit einem Tuch weg. " Wgen deiner Aktion sind zwei Kinder und drei Erwachsene ums Leben gekommen. Du bist erbärmlich und das noch mit so jungen Jahren. Schämen solltest du dich!" "Es tut mir Leid!" flehte ich. "Es tut mir so Leid!" "Da haben wir es!" sagte der Militärtpolizist und nickte seinen Kollegen zu. Bitte, ich flehe euch an! Ich war es nicht! Ich bin es nicht gewesen! Ich bin unschuldig! Ich schreckte schweißgebadet hoch. Schon wieder so ein Albtraum! dachte ich mir und blickte mich um. Es war Nacht und die Anderen schienen zu schlafen. "Hey, seid ihr noch wach?" hörte ich Julia laut fragen. "Ja, jetzt schon!" antwortete Joan verschlafen. "Was willst du schon wieder?" "Ich kann nicht schlafen!" flüsterte Julia leicht verängstigt. "Ich habe Schlafprobleme!" "Ja, schon klar!" sagte Joan mit genervter Stimme. "Ich meine das ernst!" zischte Julia. "Ich bin halt die Einzige hier, die Einschlafprobleme hat. Ihr habt ja keine Ahnung wie das ist!" "Ich kenne da ein Wundermittel!" antwortete Luna und kletterte vom Etagenbett. Sie öffnete das Fenster. "Bertholdt, Julia kann nicht schlafen und ist total in die verliebt!" schrie sie. "Was soll denn das?" fuhr Julia sie an. "Hast du noch alle Tassen im Schrank?" "Was ist?" kicherte Luna. "Jetzt kann er auch nicht schlafen und du bist jetzt mit deinen Problemen nicht mehr alleine!" "Genau!" mischte ich mich jetzt ein. "Jetzt kann das ganze Lager nicht schlafen. Dank dir, Luna!" "Bitte sehr, mach ich doch gerne!" bedankte sich Luna kichernd. "Jetzt seid doch mal leise!" beschwerte sich Joan. Kopfschüttelnd schloss ich meine Augen und betete, dass mich diesmal keine Albträume mehr heimsuchten. Warum verfolgen mich diese Albträume nur? Obwohl ich mit voller Kraft dagegen ankämpfte, kamen mir trotzdem die Tränen aus den Augen gekullert. Oh Nein, muss das sein? fragte ich mich und drehte mich auf dem Bauch. Es ertönte von untern ein Seufzen. Ich bäumte mich mit meinem Oberkörper aus dem Bett und blickte nach unten zu Annie. Sie schien tief und fest zu schlafen und machte den Eindruck, als hätte sie Lunas Krachaktion garnicht mitbekommen. Ich konnte nicht viel von Annie erkennen. Da 1. Es stockfinster war und 2. Ihre blonden Haare ihr Gesicht bedeckten. Im Bett kamen mir wieder die Tränen. Wieso heule ich schon wieder? Ich habe bei meiner Ankunft geschworen nie mehr zu heulen! Ich habe oft genug geheult! Jetzt muss auch mal Schluss sein! Wo zum Teufel kommen denn die ganzen Tränen her? Ich schniefte einmal kurz, damit ich meine Tränen wieder unterdrücken konnte. Soll ich wirklich morgen gehen? Oder soll ich bleiben? Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden. Warum wollen meine Zimmergenossinnen, dass ich bleibe? Sollen die doch froh sein, dass ich vorhabe zu gehen! "Kämpfe gegen den Feind!" "Kehre heim!" waren die letzten Worte , die von meiner Mutter kamen. Und ich habe ihr versprochen, dass ich das tun werde und nett zu meinen Mitmenschen bin! Gut, das mit dem Nett sein habe ich schon gebrochen, aber soll ich auch noch das zweite Versprechen brechen? Zugegeben: Ich fand das Lager echt beschissen! Und das eine Jahr, das ich mit Feldarbeit vertrödelt habe, war kein Stück besser gewesen! Also würde es keinen Unterschied machen, wenn ich gehen oder bleiben würde weil die ganze Welt beschissen ist! Nachdem ich die halbe Nacht überlegt habe, konnte ich mich letztendlich entscheiden und schlief ein... Der nächste Morgen: Als ich am nächsten Tag aufwachte musste ich feststellen, dass ich allein in der Hütte war. Wo zum Geier sind die Anderen? fragte ich mich und blickte mich suchend um. "Ich habe sie gebeten, dich weiterschlafen zu lassen. Du hast bestimmt eine unruhige Nacht gehabt!" hörte ich Finjas Stimme. "Ja!" antwortete ich. "Die hatte ich tatsächlich!" "Und? Wie entscheidest du dich1" fragte sie mich. Ich seufzte: "Also ich sage es mal so: Auf dem Feld arbeiten ist ätzend und hier sein ist ebenfalls ätzend!" "Was möchtest du mir damit sagen?" drängte mich Finja. "Ich muss jetzt ein bisschen Druck machen weil der Unterricht gleich weitergeht und ich noch was zu erledigen habe!" Ich seufzte. Finja fuhr fort: " Du hast Probleme mit Annie, nicht wahr?" "Ich habe anscheinend mit Allen hier ein Problem!" murrte ich. "Vielleicht ist es deswegen besser, wenn ich gehen würde!" "Ja das stimmt, du hast mit Allen hier ein Problem!" antwortete Finja. "Aber es denken nicht alle nur negativ über dich!" Nach kurzer Pause fuhr sie fort. "Ich hatte deine Zimmergenossen bei einem EInzelgespräch gehabt. Auch Annie hab ich zu mir geholt. Sie ist zwar nicht gerade gesprächig, aber sie scheint ganz nett zu sein!" Sie grinste ganz verlegen: "In meiner Grundausbildung hier, war ich ebenfalls ein Problemkind gewesen und bin mit gar keinen zurechtgekommen! Ich habe von Zickenkrieg und Unsinn treiben sehr viel Ahnung, da ich selber einmal so gewesen bin!" "Glaubst du überhaupt, dass ich zum Kämpfen geeignet wäre? Kann ich wirklich gegen den Feind kämpfen und glaubst du wirklich, dass ich dann wieder heimkeheren kann?" fragte ich sie. Sie lächelte: "Also, wenn du die Ausbildung hier durchziehst und danach dem Aufklärungstrupp beitretest, dann ja. Ich glaube jedenfalls an dich!" Ich stutzte: "Warum der Aufklärumgstrupp?" "Der Aufklärungstrupp erobert die Mauer Maria zurück und wenn es dann soweit ist, dann kannst du wieder heimkeheren!" "Ich habe mich entschieden!" antwortete ich entschlossen... ------------------------------------------------------------------------------- Kurz vor Pausenende: "Und danach haben wir Mathe!" jammerte Julia verzweifelt. "Ich glaube ich werde den heutigen Tag nicht mehr überleben!" "Hey, so schlimm ist es doch garnicht!" antwortete Luna. "Das ist doch ganz einfach. Dafür kann ich garnicht richtig lesen und schreiben!" Joan räusperte sich: "Wir haben Besuch!" ----------------------------------------------------------------------------- Nachdem ich mir die Haare hochgebunden habe, machte ich mich auf dem Weg in den Speiseraum und suchte meine Zimmergenossinnen auf. "Und wie hast du dich entschiedenß" fragte Joan und trank einen Schluck Wasser. Ich stöhnte genervt auf und setzte mich: "Ich bleibe!" "Das finde ich toll!" antwortete sie erleichtert. "Ich habe gestern geträumt, dass ihr alle gestorben seid und jetzt sehe ich eure hässlichen Visagen wieder, Scheiße!" meckerte ich. Julia grinste: "Unsere Elisabeth!" "Wir sollten uns langsam wieder in Richtung Klassenzimmer begeben, sonst kommen wir noch zu späte zum Unterricht!" sagte Joan und stand auf. Wir taten es ebenfalls und folgten ihr nach draußen. "Glaubt fall aber garnicht, dass ich diese Zeit hier genießen werde!" murrte ich. "Und denkt bloß nicht, dass ich micht mit euch gerne abgebe. Das ist nur reine Zweckgemeinschaft, verstanden?" Julia, Luna und Joan lächelten nur. "Wir haben es kapiert!" antworteten sie. Kapitel 7: Der böse Doppelgänger -------------------------------- Der Unterricht fand in einer abgelegenen Holzhütte statt, dort wurden alle theoretischen Fächer unterrichtet wie zum Beispiel Technik, Mathe, Biologie der Titanen, Geschichte der Mauern und Vieles mehr. Ich fand es eigentlich total sinnlos, dass wir noch etwas über die Mauern lernen sollten, denn die Mauern wurden geschaffen weil die Titanen die Menschen fressen und sie dient zum Schutz. Warum müssen wir dann den ganzen Rotz nocheinmal über uns ergehen lassen? Der Klassenraum bestand aus langen Holztischen mit Stühlen, einer Tafel, einem Lehrerpult und ganz vielen Bücherregalen. Ihh, Bücher! dachte ich mir und verzog angewidert das Gesicht. "Bitte tötet mich Leute!" jammerte Julia. "Ich hasse Mathe echt wie die Pest!" "Du schaffst das schon!" tröstete Joan sie. "Wenn du die zwei Stunden Technik überstanden hast, dann wirst du auch locker Mathe überstehen!" "Ich kann nicht rechnen!" kommentierte ich kichernd. "Ich auch nicht!" antwortete Julia. Ich runzelte verwirrt die Stirn: "Hattest du nicht sowas wie nen Privatlehrer?" "Doch schon!" sagte Julia. "Aber der war echt Kacke. Immer wenn ich unartig war, dann hat er mich in die Ich-schäme-mich-Ecke gezerrt und dort musste ich fast ne Stunde stehen bleiben. Manchmal machte es echt Spaß ihn zu ärgern. Ich habe ihn eines Tages mit rohen Eiern beworfen. War echt lustig gewesen!" "Alles klar!" antwortete ich mit rollenden Augen. Julia seufzte: "Komm schon, du hast doch auch mal im Leben Mist gebaut, oder?" "Ja, aber in Gegensatz zu dir erzähle ich nicht überall herum, was ich alles so getrieben habe!" sagte ich mit genervten Blick. "Psst! Seid endlich mal leise!" zischte Joan. "Die Lehrerin kommt!" Die Tür öffnete sich ruckartig und eine Ausbilderin trat ein. Ihre braunen Haare waren zu einem kurzen Bob geschnitten und sie hatte einen geraden Pony, der ihre Augenbrauen bedeckten. Ihr Blick wanderte durch den Raum während sie ein großes dunkles Buch aus dem Regal holte. Sie strahlte eine starke Autorität aus. Mit der sollte man sich lieber nicht anlegen! "Also Rekruten!" begann sie und schrieb was an die Tafel. "Mein Name ist Jilora Madred und bin eure Dozentin in Mathematik. Außerdem beaufsichtige ich euch bei den Versorgungsmärschen und bei den Postenläufen!" Julia flüsterte ein sarkastisches: "Wie schön!" Was letztendlich dazu führte, dass ich kichern musste, verstummte aber wieder, da die Ausbilderin mir einen scharfen Blick zuwarf. Sie fuhr fort: "Dann möchte ich euch nicht länger aufhalten und mit dem Unterricht beginnen. Zum Aufwärmen beginnen wir mit Kopfrechnen!" Sie teilte Blätter und Stifte aus und wartete bis wir alle bereit waren. Sie begann mit lauter Stimme: "102-96!" Ich blickte hilfesuchend zu Joan: "Joan, bitte hilf mir!" "Was ist denn?" fragte sie. "Das kann man doch noch locker ausrechnen!" "Ich eben nicht!" zischte ich. "Mal 3!" "Ich kann nichtmal das Einmaleins richtig. Hast du irgendein Hilfsmittel?" fragte ich leise. "Hilfsmittel?" fragte Joan verwirrt. "Geteilt durch 2!" "Dieses Ding, mit Kugeln, verstehst du?" flüsterte ich. "Ja ja, ich weiß was du meinst!" antwortete Joan. "Aber ich kann dir auch leider nicht weiterhelfen. Ich bin in Mathe nie gut gewesen!" "Plus 20!" "Mist!" fluchte ich leise, als mein Bleistift herunter fiel. Ich tauchte ganz langsam nach unten, um meinen Stift aufzuglauben, doch es entwickelte sich zum Chaos. Denn ich rutschte vom Stuhl herunter und landete auf dem Boden. "Ach Mensch!" zischte ich genervt, griff nach dem Stift und wollte mich wieder aufsetzen und stieß mir den Kopf an der Tischkante an. Ich sah auf und bemerkte, dass die Ausbilderin mit verschränkten Armen auf mich zukam. "Elisabeth, da du ja genügend Zeit hattest um dich mit deiner Sitznachbarin zu unterhalten, hast du bestimmt schon lange das Ergebins rausbekommen!" sagte sie mit einem strengen Gesichtsausdruck. Ich schaute geschockt auf, überspielte die Peinlichkeit aber mit einem Kichern. Sie nahm mein zerknülltes Blatt zur Hand, streichte es glatt und las laut vor: "Wenn man mal nichts weiß, dann malt man einen Kreis? Ernsthaft?" Ich grinste ganz verlegen. "Sag mir bitte, dass du mich gerade reinlegst und auf einem anderen Papier die Lösung ist!" Ich rollte mit den Augen: "Nein, das ist kein Scherz. Ich kann nicht rechnen!" "Ich kann nicht heißt immer: Ich will nicht!" sagte sie mit scharfen Ton. "Nein, ich meine das ernst!" fuhr ich sie an. "Ich war schon immer in Mathe schlecht gewesen und das wird auch so bleiben!" "Gut, dann wirst du wohl noch hierbleiben müssen!" antwortete sie und wendete sich an Julia. "Dann möchte ich, dass Julia mir das Ergebnis sagt!" Julia begann nervös zu stottern: "I..Ich...Ich hab es leider auch nicht, aber ich habe mich echt angestrengt. Wirklich!" Die Ausbilderin nickte bestätigend: "Alles klar! Wie es aussieht wirst du Elisabeth heute Nachmittag Gesellschaft leisten müssen!" Der Unterricht verlief schnarchend. Nachdem Julia und ich zum Nachsitzen verdonnert wurden, schrieb sie Zahlenrätsel an die Tafel, die wir lösen mussten. Dabei beobachtete sie mich genau und überprüfte immer wieder meine Ergebnisse. Ich gab diesmal mein Bestes, doch die Probleme mit dem Rechnen hatte ich trotzdem. Ich brauchte fast Stunden, bis ich endlich mal ein Ergebnis rausbekommen habe. Als endlich der Unterricht zu Ende war und alle schon aufstanden, wollte ich mich ebenfalls aus dem Raum schleichen. Doch damit kam ich nicht durch, denn ich hörte die strenge Stimme hinter mir. "Rekrutin Pechstein, hiergeblieben!" "Och Mann, bitte lass mich gehen. Ich habe im Unterricht mein Bestes gegeben. Es ist nur so, dass mich Zahlen total überfordern!" jammerte ich. Doch auch das hatte keinen Erfolg: "Hinsetzen!" Seufzend setzte ich mich auf meinen Platz zurück. "Ich halte euch nicht auf weil ihr nicht nur den Unterricht gestört habt sondern weil ihr Zwei auch noch behauptet habt, dass ihr nicht Rechnen könnt. Und das werde ich jetzt überprüfen, ob ihr tatsächlich Probleme habt oder ob das alles nur eine billige Ausrede ist!" begann sie. Julia meldete sich: "Ich möchte jetzt nicht ihre Arbeit kritisieren, aber braucht man für sowas einen Art Psychologen?" "Ist Finja nicht so eine Art Psychologin?" fragte ich Julia. "Stimmt!" antwortete Julia grinsend. "Das ist richtig, Julia!" setzte die Ausbilderin fort. "Damit man soetwas feststellen kann, muss sich das ein Psychologe und ein Ausbilder ansehen. Deswegen werde ich euch heute ein bisschen mit Matheaufgaben quälen!" Sie holte ihr großes, braunes Buch heraus und begann wieder mit Kopfrechnen. "30 plus 180, minus 83!" Ich massierte meine schmerzenden Schläfen und versuchte die verdammte Aufgabe auszurechnen. Obwohl das eine relativ einfache Aufgabe gewesen ist, grübelte ich fast eine Ewigkeit daran. Julia erging es nicht anders. Mit angespannter Körperhaltung saß sie auf ihrem Stuhl und wollte einfach nur das Ergebnis herausbekommen. Immer wieder warf die Ausbilderin einen überprüfenden Blick auf unser Blatt: "Das war aber noch eine einfache Aufgabe, die ich euch diktiert habe!" Und so erging es die ganze Zeit, stundenlang mussten wir irgendwelche Zahlenfolgen an der Tafel fortsetzten und die Entfernung von Gegenständen abschätzen. Während der ganzen Testphase wurden wir auch noch von Finja beobachtet. Nach ungefähr zwei Stunden wurde das Ergebnis verkündet. Die Lehrerin drehte den Kopf zu mir: "Im räumlichen Sehen hast du keine Probleme, Elisabeth. Aber im Rechnen schon, das klingt für mich wie eine Dyskalkulie!" "Dyskalku...Was?" fragte ich. "Dyskalkulie!" wiederholte sie. "Und was ist das?" fragte ich verwirrt. "Eine Rechenschwäche!" antwortete sie. "Ich hatte öfters mit Rekruten zu tun, die dasselbe haben. Deswegen konnte ich das so schnell bei dir feststellen. Ich merke relativ schnell, ob jemand tatsächlich Probleme hat oder nur schauspielert!" Dabei sah sie Julia ganz streng an: "Also Julia, entweder du gibst das jetzt gleich zu, dass das gelogen war oder ich wende mich schließlich an Keith Shadis und dann gibt es ein weiterer Eintrag in deine Akte!" Julia ließ einen Seufzer los: "Oke, es war gelogen. Tut mir Leid!" "Gut!" antwortete die Ausbilderin. "Ich würde euch jetzt gerne entlassen!" Sie wendete sich mir zu: "Ich weiß, dass du damit Schwierigkeiten hast, Elisabeth. Aber du solltest dich trotzdem anstrengen. Denn in manchen Bereichen ist es sehr wichtig mathematisches Verständnis zu haben!" "Ich verstehe!" antwortete ich und machte mich auf dem Rückweg. In der Hütte angekommen, fing es draußen schon zum Regnen an. "Gutes Timing!" rief Luna uns zu. "Und? Wie war das Nachsitzen?" fragte Joan neugierig. "Wir mussten nicht Nachsitzen!" knurrte Julia genervt. "Sondern viel schlimmer: Einen Idiotentest!" "Was? Ein Idiotentest? Echt jetzt?" fragte Joan verwirrt. "Ach Quatsch, wir wurden geprüft ob wir eine Rechenschwäche haben!" meckerte ich. "Stimmt es wirklich, dass du so krasse Schwierigkeiten in Mathe hast?" fragte mich Joan. "Ja, was hättest du denn gedacht?" fuhr ich sie an. Dann herrschte für eine Weile Stille und jeder schien mit sich selber beschäftigt zu sein. Joan saß auf Annies Bett und lächelte Annie die ganze Zeit an, während Annie mit ausdrucksloser Miene zurückstarrte. Luna schlichtete mehrere Kissen und Decken aufeinander. "Was machst du?" fragte ich sie genervt. "Wonach sieht es denn aus?" antwortete Luna. "Ich möchte eine Höhle bauen!" Joan jubelte: "Oh ja, ich hab als Kind immer Höhlen gebaut, warte ich helfe dir!" Sie entfernte Annies Kissen und Decke und übergab sie an Luna. Nach ein paar Minuten entstand schließlich die Höhle aus Kissen und Decken zwischen den beiden Hochbetten. "Erzählt was?" verlangte Joan fast lachend. Wir saßen seit über zehn Minuten in unserer selbstgebauten Höhle und warfen uns verlorene Blicke zu. Seufzend macht Julia den Anfang: "Hallo, ich heiße Jula Wagner, bin 17 Jahre alt und komme aus einer Industriestadt, innerhalb der Mauer Maria. Meine Eltern heißen Mary und James und mein Bruder heißt Dario. Und ich habe im Februar Geburtstag!" Als sie fertig mit dem Erzählen war, warf sie mir einen verstohlenen Blick zu, was dazu führte, dass ich fortsetzte: "Also, ich bin die Elisabeth Pechstein, bin ebenfalls 17 Jahre alt und komme aus dem Dakur Gebirge innerhalb der Mauer Maria. Meine Eltern heißen Hannah und Gerald. Ich feire meinen Geburtstag im April und bin Einzelkind!" "Warum stellt ihr euch mit Namen vor?" fragte Joan lachend. "Wir kennen uns eigentlich schon, aber egal!" "Ich bin übrigens die Joan Rainwood, bin 18 Jahre alt und habe im April Geburtstag. Meine Eltern heißen Sarah und Jared und mein Zwilling heißt Sam!" "Du hast einen Zwilling?" fragte Luna erstaunt. Joan nickte lächelnd. "Seht ihr identisch aus?" fragte Julia neugierig. "Nein!" antwortete Joan. "Wir sind zweieigige und ich habe übrigens einen Zwillingsbruder!" "Ach schade!" seufzte Julia. "Wäre sicherlich lustig!" "Was findet ihr daran lustig, wenn euch jemand zum Verwechseln ähnlich sieht?" fragte ich gereizt. "Also ich finde es irgendwie cool, denn man kann da die Rollen tauschen!" schwärmte Julia. "Und man kann sich verknoten!" kicherte Luna. "Und wenn Beide ein neues Kleid brauchen, dann muss nur eine Schwester das Kleid anprobieren!" setzte Jula fort. "Man kann sich auch gegenseitig auf die Nerven gehen!" fügte ich genervt hinzu. "Das kann auch ein normaler Bruder oder eine normale Schwester. Es müssen nicht unbedingt Zwillinge sein, die sich auf den Keks gehen können!" "Ach ja, Ich habe mal davon gehört, dass Zwillinge angeblich vom Teufel besessen sein sollen und dass sie Unheil über die Welt bringen! Doch das gilt auch für nicht-Zwillinge also für die sogenannten Doppelgänger!" "Moment mal!" unterbrach ich sie. "Soll das heißen...Ach egal: Julia, du weißt schon, dass das nicht witzig ist, was du herumerzählst!" "Nein, im Ernst. Ich habe tatsächlich mal davon gehört!" beteuerte Julia. "Man sagt auch, dass Einer von ihnen ein gutes Herz hat und eigentlich Frieden und Licht in die Welt bringen möchte. Doch oftmals werden die guten Taten unter der Finsternis, des Anderen unterdrückt!" "Davon höre ich wirklich zum ersten Mal!" sagte Joan. "Und wie kann man herausfinden, wer davon gut und wer davon böse ist?" fragte Luna. "Man sollte sie ganz gut im Auge behalten!" erzählte Julia. "Dann könnte man theoretisch erkennen, ob es sich um ein gutes oder um ein schlechtes Verhalten hinweist!" "Hör auf uns zu verarschen, Julia!" fuhr ich sie an. "Ich verarsch hier keinen!" antwortete sie. "Natürlich tust du das!" brüllte ich. "Und du weißt haargenau, dass mich so eine Situation belastet. Und dann kommst du noch mit diesen Dämonen Kack daher. Ich muss wirklich mich zusammenreißen, damit ich keinen Mist hier baue!" "Jetzt entspann dich doch mal!" sagte Luna beschwichtigend. "Julia erzählt nur eine kleine, lustige Geschichte!" "Ich kann mich nicht entspannen!" fuhr ich sie an. "Weil ich für einen Dämonen gehalten werde!" Dabei blickte ich Annie streng an. "Wenn Einer von uns hier verflucht sein soll, dann ist es Annie. Schließlich ruiniert die mein Leben gerade!" "Jetzt hör mal, deinen Frust an Annie auszulassen, sie hat dir nichts getan!" nahm Joan sie in Schutz. "Nimm sie ruhig in Schutz, Joan!" antwortete ich. "Bin ja nur ich, die darunter leidet!" Nun mischte sich auch Julia ein: "Leute, das ist alles nur eine albernde Legende was so in meiner Stadt herumging. Ich hab nie daran geglaubt. Ich wollte nur was Spannendes erzählen!" "Gut, dann kann ich doch meine Decke und mein Kissen wieder haben, oder?" antwortete ich. "Wieso denn das?" fragte Julia. "Weil ich mich aufs Ohr hauen will!" "Dein Ernst?" fragte Joan genervt. "Du willst kurz nach Mittagessen wieder schlafen?" "Was soll man denn bei dem Mistwetter machen?" sagte ich mit entnervten Blick. "Auf Julias dumme Geschichten hab ich auf jeden Fall keinen Bock, also bleibt nur die Möglichkeit zu pennen!" Julia seufzte: "Gut, ich werde das Thema wechseln!" "Wer freut sich alles auf das Bungee Jumping Training?" fragte Joan aufgeregt. "Ich!" rief Luna begeistert. "Ich liebe Bungee Jumping über alles, nur leider kann man damit kein Geld verdienen, deswegen bin ich hergekommen!" "Weswegen seid ihr der Trainingseinheit beigetreten!" fragte Julia. "Ich hatte keine Arbeit mehr und dann hab ich mal irgendwo aufgeschnappt, dass man beim Militär ein gutes Leben führen kann!" begann Luna. "Und tada, jetzt bin ich hier!" "Ich bin zur Trainingseinheit gegangen weil ich es meinem Bruder versprochen habe!" erzählte Julia. "Und ich möchte die Titanen tot sehen!" Für eine kurze Weile herrschte Stille in der Runde, doch dann ergriff Joan das Wort: "Ich möchte unbedingt dem Aufklärungstrupp beitreten, um die Abenteuer zu erleben, die mein Vater erlebt hat!" "Dein Vater war beim Aufklärungstrupp?" fragte Julia überrascht. "Ja!" antwortete Joan und blickte traurig zu Boden. Julia verstand ihre Geste und blickte zu Annie. "Ich möchte zur Militärpolizei und ein gutes Leben haben!" sagte Annie mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck. "Und ich wurde gezwungen!" kommentierte ich in die Runde. "Ich glaub da steckt mehr dahinter!" begann Joan vorsichtig. "Die Rekruten werden noch vorm Eingangsritus gefragt, ob sie freiwillig hier sind und was ihre Motivation ist. Wenn jemand gesagt hätte, dass man gezwungen wird, dann hätten sie einen wieder zurückgeschickt, also musst du aus anderen Gründen hier sein!" "Was kümmert es euch?" fragte ich genervt. "ich bin nicht hier um Freunde zu finden!" Das Gespräch wurde aufeinmal von einer Art Sirene unterbrochen, nach kurzer Zeit läuteten auch die Glocken vom Wachturm. Das war kein gutes Zeichen! Wenn auch noch die Glocken läuteten, dann... Langsam machte sich die Panik in mir aufmerksam. Kapitel 8: Bungee Jumping Training + Sympathie Teil 1 ----------------------------------------------------- "Los, wir müssen in unsere Uniformen!" rief Joan aufgewühlt und rannte zum Kleiderschrank. Wir taten es ebenfalls und zogen Unsere Uniformen an. Dann rannten wir aus der Hütte, wo wir auch eine Horde von Ausbildern erblickten. "Alle Mann Bewegung!" brüllten sie uns entgegen und hetzten Richtung Appellplatz.Auch die anderen Rekruten machten einen ziemlich aufgebrachten und ängstlichen Eindruck. "Hütte Nr. 7 und Hütte Nr. 3, ihr bewegt euch in den Ausrüstungsraum und schafft so viel von den 3D Manöver und Gewehren hierher!" "Häh, wie jetzt?" fragte Julia keuchend. "Mund halten und machen!" brüllte Ausbilder Shadis. Wir bewegten uns in Richtung Ausrüstungskammer. "Mensch, dieser Ausbilder Shadis ist so hässlich, der bräuchte dringend einen Termind bei einer Kosmetikerin. Wieso musste er mich auch noch so anbrüllen?" meckerte Julia. "Er hat dich angeschrien, damit du endlich mal die Klappe hältst!" fuhr ich sie an. "Leute, hört doch bitte mal auf mit dem gegenseitigen Anbrüllen, wir müssen eine Aufgabe erfüllen!" mischte sich Joan ein. "Wie wärs wenn wir unsere Superkräfte einsetzen, und uns in den Vorratsraum teleportieren und dann eine Party schmeißen!" schlug Luna mit schriller Stimme vor. "Klar!" antwortete ich mit sarkastischen Ton und zeigte ihr einen Vogel. Immer mehr Rekruten stürmten Richtung Ausrüstungskammer. In Gegensatz zu mir. Ich konnte mich aufeinmal nicht mehr bewegen, ich war wie gelähmt. Was zum Teufel ist nur los mit mir? "Hey!" hörte ich jemanden auf mich einreden. "Ist alles in Ordnung? Du bist total blass!" Ich wirbelte herum und sah ein Mädchen. Es war etwas zierlich und hatte schwarze Haare, die zu zwei Zöpfen gebunden waren. "Mir ist...irgendwie...schwindlig!" brachte ich heraus und begann in mich zusammenzusacken. Das Mädchen fing mich auf und ich stützte mich schließlich bei ihr ab. Sie blickte sich hilfesuchend um: "Ich bräuchte Unterstützung!" Ein Junge, vielleicht so neunzehn oder zwanzig kam herbeigeeilt. Seine rötlichen Haare wehten beim Laufen. "Was ist los?" fragte er und blickte mich verwirrt an. "Ihr ist schwindlig!" erklärte sie. "Könntest du sie bitte in den Sanitätsraum bringen?" Er lächelte und hob mich hoch: "Klar!" Ich blickte ihn geschockt an: "Was soll das?" "Ich möchte nicht, dass du mir noch umkippst. Schließlich musste ich vorhin mich um eine Ohnächtige kümmern!" antwortete er freundlich. Ich gab mich mit einem Seufzen geschlagen und lies mich von ihm forttragen. "Ich bin übrigens Eric!" begann er. "Und du bist?" "Elisabeth!" antwortete ich kurz und knapp. "Das ist wirklich ein schöner Name, meine Tante hieß auch so!" erzählte er. "Hieß?" Ich runzelte verwirrt die Stirn. Nach einer kurzen Pause, betraten wir den Sanitätsraum. Erst als mir auf eine Trage geholfen wurde, antwortete er: "Sie wurde vor zwei Jahren von den Titanen getötet. Sie lebte in Süden von Mauer Maria" Tut mir Leid! kam es in meinen Gedanken. Das wusste ich nicht! Traurig senkte ich meinen Kopf. Anscheinend konnte er meine Gedanken lesen, denn er legte seine Hand tröstend auf meine Schulter: "Schon in Ordnung. Du konntest es ja nicht wissen!" Zwinkernd überreichte er mir eine Wolldecke und half mir beim Zudecken. "Und Sasha?" fragte er und wand sich an das Mädchen, was neben mir lag. "Immernoch hungrig?" Das Mädchen nickte und band ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz. Verwirrt blickte ich sie an: "Bist du nicht das Kartoffelmädchen?" Leicht gereizt wand sie sich mir zu, antwortete aber dennoch mit freundlichen Lächeln: "Ja, die bin ich und du bist doch das Problemkind, oder?" Genervt rollte ich mit den Augen: "Ich bin nicht DAS EINZIGE Problemkind!" Dabei betonte ich das Einzige mit lauter Stimme. Stimmt doch! Annie, Julia, Joan und Luna machen ebenfalls Ärger. Annie redet mit garkeinen und spielt die ganze Zeit Verstecken. Julia haut sich tonnenweise Make up ins Gesicht und möchte die Beste in Allem sein. Hinzu kommt noch ihre "Prinzesschen" Art, die mir tierisch auf dem Keks geht. Joan, die halbwegs "normal" schien gibt sich nur mit uns ab weil sie Anderen nicht vertrauen kann. Und Luna ist einfach nur laut, kindisch und nervig. Sashas Stimme riss mich aus meinen Gedankengängen: "Stimmt, aber an dich erinnert man sich irgendwie am Meisten!" "Freut mich!" kommentierte ich mit einem sarkastischen Ton. "Wie es schint, könnt ihr euch ganz gut leiden!" bemerkte Eric mit ironischen Unterton. "Ich bringe euch mal Kaffee und Kuchen, damit ihr euch besser unterhalten könnt!" Mit diesen Worten, lies er mich mit Sasha zurück. "Also!" begann ich. "Ich bin nicht hier, um Freunde zu finden. Deswegen sollten wir unsere Konversation nicht darauf beharren!" "Also, ich bin wegen dem leckeren Essen hier!" antwortete sie und biss von etwas ab. Erst jetzt bemerkte ich das Brot in ihrer Hand: "Wo hast du das schon wieder her?" "Hat mir Eric gegeben!" antwortete sie. "Er hilft oft in der Küche und hebt immer was für mich auf!" "Wie nett von ihm!" sagte ich desinteressiert. Sashas Augen funkelten: "Echt? Findest du? Ich finde ihn auch total nett!" Das Mädchen versteht anscheinend keine Ironie! Ich sagte meinen Kommentar absichtlich mit einer monotonen, desinteressierten Stimme und sie kapiert es nicht! Ich musste wirklich darüber schmunzeln: "Es war eigentlich nur sarkastisch gemeint, aber danke für die Info!" "Wie? Es war nur Spaß?" fragte Sasha und sah mich ganz verwundert an. "Du magst ihn also nicht?" Ich keuchte genervt auf: "Doch...In Gegensatz zu dir schon!" Eingeschnappt drehte sie sich weg: "Du mich auch! Denk ruhig, dass ich dumm bin. Aber dann werde ich lachend zu dir herunterschauen, wenn ich zu den zehn Besten gehöre!" Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern: "Mach ruhig, habe eh kein Interesse daran dazuzugehören!" "Das erklärt dann auch dein Verhalten!" bemerkte Sasha. Ich gab nur ein genervtes "Tch" von mir und drehte mich zur Wand. Und somit war unser Gespräch beendet. Ich bin Meisterin darin, Leute zu verjagen oder zu verscheuchen. Schließlich hab ich es die ganze Zeit so getan. Es knarzte und quietschte, als die Tür aufging. "Und? Wie fühlt ihr euch?" fragte Finjas Stimme und kam auf uns zu. "Geht so!" antwortete Sasha mit krächzender Stimme. Finjas Blick haftete nun an mir: "Und dir? Ich habe gehört, dass dir schwindlig war!" "Ja...Mir ist zwar noch übel, aber passt schon!" brachte ich nur heraus. "Darf ich jetzt wieder gehen?" Finja schüttelte den Kopf: "Erst wenn das alles vorbei ist, es findet nämlich ein Probealarm mit anschließender Sicherheitsübung statt!" "Und wie lange dauert der Spaß?" fragte ich. "Das kann bis zum späten Abend gehen!" sagte sie, während sie mich untersuchte. Die Ausbilderin messte meinen Puls und hörte mein Herz ab: "Hmm, das mag vielleicht an dem ganzen Stress liegen, den du hast beziehungsweise den du gemacht hast!" Die Stunden mochten einfach nicht vergehen. Ständig fragte ich nach und starrte Löcher in die Wand. Schließlich durfte ich nach mehreren Stunden gehen. Draußen dämmerte es bereits und das Abendessen fand statt. Also bewegte ich mich Richtung Speiseraum. In der Hütte angekommen suchte ich meine Zimmergenossinen auf, die bereits auf unserem Platz saßen. "Wie fühlst du dich?" fragte mich Joan, als ich mich neben sie setzte. "Ja, passt schon!" antwortete ich. "Wie war die Übung?" "Sehr stressig, wir mussten unsere Ausrüstung zusammensuchen und einen Waldlauf machen!" erzählte Joan. "Wo ist eigentlich Julia?" fragte ich und blickte mich suchend um. "Sie ist ins Zimmer gegangen!" erklärte Joan kurz und knapp. "Ihr geht es nicht so gut!" Ich nickte bestätigend und stand langsam auf: "Ich werde mein Essen mitnehmen!" "Wo gehst du denn hin?" fragte Luna verwirrt. "Ins Zimmer!" antwortete ich und verlies den Speiseraum. Julia mal schlecht gelaunt sehen? Das wär doch mal was! Im Zimmer angekommen, konnte ich Julia nicht entdecken. Wahrscheinlich ist sie gerade auf der Toilette oder unter der Dusche! Also stellte ich mein Essen auf dem einzigen Schreibtisch ab, musste aber davor Julias Schminkutensilien beiseite räumen. Beim Aufräumen fielen mir Tücher mit Make up Resten auf. Hat sich Julia etwa abgeschminkt? Wurde aber auch Zeit! Ganz ehrlich: Wer braucht das schon? Damit verschmutzt nur das Gesicht! Ich habe nie Interesse am Schminken gehabt weil 1. Das Make up maßlos überteuert ist und 2. Ich musste auf dem Bauernhof arbeiten und den Pferdestall ausmisten, da hab ich keine Zeit dazu gehabt mir noch Make up ins Gesicht zu klatschen. Ich fand Gefallen daran rumzuschnüffeln und öffnete Julias Kleiderschrank. Das erste was ich sah, war ihr grau-pink gestreiftes Kleid, das sie im Alltag trug. Ansonsten konnte ich nichts Besonderes mehr entdecken. Ich war ein bisschen enttäuscht, denn ich hatte eindeutig mehr von Julias Kleiderschrank erwartet. Ich hörte das Drücken der Türklinke und konnte noch rechtzeitig den Schrank schließen. Ich bekam einen fragenden Blick zugeworfen: "Was machst du hier? Solltest du nicht beim Essen sein?" "Das selbe wollte ich dich auch fragen!" gab ich zurück. Sie schniefte kurz, bevor sie antwortete: "Hab keinen Hunger!" Beim genauerem Hinhören ist mir aufgefallen, dass Julias Stimme einen nasalen Beiklang hatte. ich trat ihr näher und betrachtete sie genauer. Ihr Gesicht war blass und aufgequollen und ihre grünen Augen waren gerötet. Ich neigte fragend den Kopf: "Hast du geweint!" Beschämt versuchte sie ihr Gesicht zu bedecken: "Nein!" "Doch, du hast geweint!" bemerkte ich und hielt sie an den Schultern fest: "Was ist los? Ist was passiert?" Julia zögerte, was verständlich war. Ich war auch in letzter Zeit ziemlich scheiße zu ihr gewesen und das obwohl ich mir vorgenommen habe, nett zu sein. "Nein, es ist nur wegen morgen!" schniefte sie. Ich überlegte kurz: "Morgen ist doch das Bungee Jumping Training!" "Ganz genau!" antwortete sie. "Und ich habe totale Höhenangst!" "Verstehe, aber vor was hast du genau Angst? Ist das wirklich die Höhe oder ist das die Angst vorm Fallen?" fragte ich. "Es ist eher die Angst vorm Fallen!" schniefte Julia und setzte sich auf ihr Bett. Ich setzte mich neben sie: "Das wird nicht passieren, du bist angegurtet und noch mit einem Stahlseil gesichert. Da kann nichts passieren!" "Und was wenn doch? Was wenn das Seil reißt und ich abstürze und...!" Ich unterbrach sie: "Glaub mir, wenn das passieren sollte, dann werde ich Ausbilder Shadis den in den Arsch treten!" Julia kicherte: "Wirklich? Aber sein Hintern ist so wabbelig!" "Er bringt sogar die Titanen zum Weglaufen!" kommentierte ich belustigt. Mein Blick wanderte zum Schreibtisch, wo sich die Schale mit dem Essen befand: "Und? Immernoch keinen Hunger?" Wir teilten uns das Essen und redeten, lachten und tauschten uns aus. Zum ersten Mal erlebte ich Julia anders als sonst. Ihre Diva Art war so gut wie verschwunden und sie machte schon fast einen sympathischen Eindruck. Immer wieder musste ich in ihr Gesicht blicken. Ungeschminkt sah sie ganz anders aus. Sie hatte helle Haut, die keinesfalls krank wirkte und wies bis auf ein paar Rötungen keine Makel hin. Wieso muss sie sich dann tonnenweise Make up ins Gesicht kloppen? Ich versteh es einfach nicht! Wir redeten weiter, bis wir dann doch beschlossen haben, schlafen zu gehen da die Anderen bereits zurückgekehrt waren und sich bettfertig machten. Ich kroch in mein Bett, wünschte Allen noch Gute Nacht und schlief ein. Ich wurde immer wieder aus dem Schlaf gerissen. Sei es Julia, die sich ein Glas Wasser holte oder Joan, die zur Toilette ging. Doch das eine Mal wurde ich von was anderen wach. Annie kam aus dem Badezimmer: Umgezogen und die Kapuze über dem Kopf. Sie blickte nervös umher, bevor sie die Hütte verlies. Was hat die vor? Und wo will sie hin? Ich krabbelte aus dem Bett, zog mich an und folgte ihr. Ich schlich ihr in größeren Abständen hinter her, damit sie mich nicht so leicht bemerken konnte. Sie entfernte sich immer weiter von unserer Hütte und kletterte über den Zaun. Was soll das? Will sie etwa abhauen? Ohne zu überlegen kletterte ich ebenfalls über die Absperrung und lies den Abstand größer werden, beovor ich ihr in den Wald folgte. Annie blickte sich nebenbei suchend um und drehte sich leicht zu mir um. Rasch versteckte ich mich hinter einem dicht bewachsenen Gebüsch. Autsch! kam es in meinen Gedanken und entfernte die Dornen von meiner Handfläche. Ich musste mir ausgerechnet ein Dorngebüsch aussuchen, naja seis drum: Passiert ist nunmal passiert! Annie setzte sich auf einen hohen Baumstumpf, vergrub sich das Gesicht in den Händen und begann laut zu schluchzen. Warum wein sie? fragte ich mich und das Mitgefühl machte sich in mir breit. Sobald irgendwer in meiner Nähe weinte oder traurig war, wurde ich meist mitgerissen. Oft weinte ich sogar mit, wofür ich mich abgrundtief schämte. In dieser beschissenen Welt, ist Mitgefühl und Empathie eine Sünde! Sobald die Leute oder Mitmenschen bemerken, dass du mitfühlend bist, wirst du ausgenutzt und fertig gemacht! Annies Schrei lies mich aufzucken. Es war ein verzweifelter und wütender Schrei gewesen. Ich riss meine Augen auf und sah Annie gegen einen Baum gelehnt keuchend: "Ich pack das nicht mehr! Ich habe einfach keine Lust mehr! Ich will einfach nur nach Hause und ein normales Leben führen!" Sie schlug auf dem Baumstumpf ein. "Mehr nicht!" kreischte sie. Die Worte hallten durch den Wald und warfen ein Echo zurück. Ich beobachtete sie weiter, während sie rumwütete und musste mir die Tränen unterdrücken. Am Liebsten wäre ich zu ihr gerannt und hätte sie getröstet, egal wie sehr ich sie gehasst habe. Doch ich verkniff es mir. Ich wollte nicht wie ein kranke Stalkerin rüberkommen und außerdem hätte es sie noch mehr fertig gemacht, wenn ich aus heiterem Himmer aufgetaucht wäre. Ich schloss meine Augen und schluchzte leise in mich hinein... Zitternd wachte ich auf und sah mich suchend um. Bin ich ernsthaft hier eingepenn? fragte ich mich. Annie war niergendwo zu sehen, also stand ich auf und kehrte zum Lager zurück. Inzwischen ist beireits die Sonne aufgegangen. Der Rückweg war ein Kinderspiel und ich hatte Glück gehabt, dass mich keiner ertappt hatte. Puh, das ist wirklich das erste Mal, wo ich nicht erwischt wurde! dachte ich erleichtert und bewegte mich Richtung Speiseraum. In der Hütte angekommen, sah ich auch schon Annie an unserem Stammtisch sitzen. Schnell schnappte ich mir ein Käsebrot und setzte mich zu ihr. Sie schaute kurz auf, sagte aber nichts. Sie schien sich wieder beruhigt zu haben und machte den Eindruck, als hätte sie mich nicht bemerkt während sie ihren Nervenzusammenbruch hatte. "Hi!" begrüßte ich sie und versuchte halbwegs freundlich zu wirken. Ich bekam wie vermutet keine Antwort, was mich auch nicht wunderte. Nocheinmal blickte ich Annie an. Sie kaute lustlos auf ihrem Marmerladenbrot herum und starrte einfach nur sturr gerade aus. Annie tat so, als wäre nichts gewesen. Sie bemerkte, dass ich sie angestarrt habe und warf mir einen fragenden Blick zu. "Ist alles Ok, bei dir?" fragte ich vorsichtig. "Ja!" antwortete sie und trank ein Schluck von ihrem Zitronentee. Sie tut so, als ob nichts gewesen wäre! sie legt eine kalte, lustlose Fassade an den Tag obwohl sie eindeutig was auf dem Herzen hatte! Ich bohrte nach: "Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen!" "Ach ja!" begann Annie und ging nicht auf meine Frage ein. "Beim Bungee Training sind wir in der ersten Gruppe, soll ich von Joan ausrichten lassen!" Ohne sich zu verabschieden, stand sie einfach auf und räumte ihr Geschirr beiseite. Es war zwar unfreundlich mitten im Gespräch abzuhauen, aber ich wollte es ihr nicht an den Kopf werfen und lies sie gehen. Sie wird schon wissen was sie tut! kam es in meinen Gedanken und sah ihr nach. Eine Stunde später war es soweit. Das Bungee Jumping Training fand in der Nähe, auf einer felsigen Schlucht statt. Obwohl die Stelle nicht weit vom Lager entfernt war, mussten wir trotzdem einen einstündigen Fußmarsch zurücklegen. "Hätten wir nicht einfach mit den Pferden hinreiten können?" meckerte Julia bei unserer Ankunft. "Es wäre viel schneller gegangen!" Da musste ich ihr Recht geben, es wäre um vielfaches flotter gewesen. Aber warum einfach, wenn es kompliziert auch geht? "Rekruten aufgepasst!" brüllte Ausbilder Shadis und musterte uns mit strengen Blick. "Dieses Training dient dazu, eure Angst zu überwinden. Ihr wollt ja schließlich zu starken Soldaten werden und nicht feiges Titanenfutter!" Es herrschte kurze Pause, bevor er fortfuhr: "Eure Aufgabe ist es, mindestens dreimal hinunterzuspringen um eure Angst nach und nach zu verlieren. Wer springt, darf bleiben. Wer kneift, muss gehen!" Nun redeten alle Rekruten durcheinander auch ich begann mich mit Julia zu unterhalten: "Also ich möchte nicht die Erste sein!" "Ich erst recht nicht!" antwortete Julia. "Ruhe im Glied!" befahl der Ausbilder und wir verstummten schlagartig. "Ich werde es auch erstmal demonstrieren!" Nach diesen Worten entledigte er seinen olivgrünen Trenchcoat und er stand jetzt nur mit heller Hose, grauen Hemd und Stiefeln vor uns. Keine gute Idee! dachte ich mir. Jetzt versteh ich Julias Aussage mit seiner Wampe und wabbeligen Hintern zu gut! Julia lies ein Pfeifen von sich, das man nur von Jungs kennt wenn sie einem hübschen Mädchen hinterherpfeifen. Ich konnte meinen Lachanfall mit Mühe unterdrücken. Shadis ignorierte mein Grinsen und warf Julia einen strengen Blick zu, die kurz darauf beschämt zur Seite blickte. Es kamen zwei weitere Ausbilder, um Shadis die Sicherungen für den Sprung anzulegen. Es dauerte circa zehn Minuten bis die Gurte und das Stahlseil festsaßen. Der Ausbilder trat vorm Abgrung, zögerte kein bisschen und sprang in die Tiefe. Ich hörte, wie mehrere Rekruten geschockt einatmeten. Auch ich hielt den Atem an und konnte nicht glauben, was ich da mit eigenen Augen sah. Ist er wirklich...? Kapitel 9: falscher Alarm ------------------------- Er ist tatsächlich gesprungen und zeigte keinen Anflug von Angst. Etwas beeindruckt war ich schon. Doch Julia war anderer Meinung: "Hoffentlich reißt das Seil durch, dann müssen wir nicht mehr springen!" flüsterte sie in mein Ohr. "Das wäre zu schön!" kommentierte ich belustigt. Einige Minuten später zogen ihn zwei weitere Ausbilder nach oben. "Wer möchte als Erstes sich in die Tiefe stürzen?" fragte der Ausbilder und blickte sich suchend umher. Luna sprang euphorisch umher: "Ich! Ich!" Sie rannte nach vorne und stellte sich vorm Abgrund: "Los, gurtet mich an. Ich kann es kaum erwarten!" Shadis nickte knapp und die zwei Aufseher legten ihr die Sicherungen an. Während Luna fröhlich vor sich hinträllerte, redeten Alle durcheinander: "Die traut sich aber was, ob sie schonmal von hohen Klippen gesprungen ist?" "Bestimmt, sonst wäre sie ja nicht so krass drauf!" Ich blickte Julia an: "Wer von uns Beiden soll als Erstes springen?" Sie warf mir einen flehenden Blick zu: "Bitte, spring du. Ich habe wirklich Angst!" Ich gab mich mit einem Nicken zufrieden und wandte meinen Blick zu Luna, die inzwischen schon am Stahlseil gesichert wurde. Ohne zu Zögern sprang Luna jubelnd von der Klippe. Julia wurde schon beim Zusehen kreidebleich. Sie tat mir Leid. Denn ich merkte, dass es nicht gespielt war. Auf ihrer Stirn sammelten sich Schweißperlen und ihr Make up begann zu zerlaufen. Ich gab ihr ein Taschentuch und flüsterte: "Ähm, dein Make up zerläuft!" Dankend nahm sie mein Tuch an und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich will nochmal, nochmal!" rief Luna. "Bitte lasst mich nochmal springen!" Der Ausbilder nickte nur und Luna sprang wieder in die Tiefe: "Das macht Spaß!" Wir starrten alle gebannt nach unten und beobachteten sie. Luna flehte oben wieder, nocheinmal springen zu dürfen. Doch Shadis war der Meinung, sie bräuchte nur zweimal springen da sie ja "keine Angst" mehr hätte. "Wie schade!" sagte Luna mit trauriger Stimme. "Wer möchte als Nächstes?" Keiner antwortete und wir warfen uns verstohlene Blicke zu. Ich blickte konsepuent zur Seite, damit sie nicht auf die Idee kam mich zu überreden. Eine Ausbilderin brach das Schweigen: "Wenn keiner möchte, dann rufe einfach jemanden auf!" Luna seufzte: "Na gut, dann muss ich wohl entscheiden!" Sie blickte sich suchend um. Bitte nimm mich nicht dran! Bitte nimm mich nicht dran! "Dann bist du wohl als nächstes, Joan!" Joan lief rot an, dennoch überwindete sie sich und lies sich angurten. Luna klopfte ihr beruhigend auf die Schulter: "Keine Angst, ist nicht schlimm!" Nach kurzen Zögern, sprang Joan. Man merkte eindeutig, dass es ihr echt nicht geheuer war aber sie entspannte sich relativ schnell. Joan sprang noch weitere zwei Male und wirkte nach jedem Sprung fokussierter. Lächelnd wandte sie sich der Menge zu: "Ihr braucht wirklich keine Angst zu haben. Es ist wirklich nicht schlimm. Ihr müsst euch einfach nur überwinden und abspringen. Es geht wirklich schnell!" Nach diesen Worten, hatten sich mehrere Rekruten überwindet und wagten die drei Sprünge. Auch Annie sprang ohne zu zögern. Nur Julias traute sich nicht und wurde von mal zu mal immer bleicher. Erst als Ausbilder Shadis bemerkt hatte, dass ich und sie die Einzigen waren, die noch nicht an der Reihe waren: "Wagner und Pechstein! Wollt ihr euch drücken, oder was?" Seufzend rappelten wir uns auf. "Schon gesagt, ich springe als Erstes!" flüsterte ich ihr ins Ohr. "Das kriegst du schon hin!" Die strenge Stimme vom Ausbilder lies uns erschaudern: "Was ist jetzt? Wollt ihr kneifen?" Ich rollte mit den Augen: "Ja, ja! Wir kommen!" Genervt stellte ich mich vorm Abgrund und lies mir die Sicherungen anlegen. Überall wurde geschnallt, gezupft und gezogen. Der Bauchgurt lag so eng an meinem Körper, sodass ich Probleme mit der Atmung hatte. "Muss das so sein?" fragte ich mit gedrückter Stimme. Die Ausbilderin warf mir einen neutralen Blick zu: "Ja, wir wollen ja auch sichergehen, dass du wieder heil nach oben kommst!" Zu guter Letzt, wurde das Stahlseil an meinen Füßen befestigt. Ein leztes Mal blickte ich zu Julia, die versuchte ein beruhigendes Lächeln aufzusetzten. Dann schloss ich meine Augen und lies mich nach unten fallen. Komm Elisabeth, du schaffst das! dachte ich beim Einatmen und blickte hinunter zum Publikum. Alle starrten mich an: Ängstlich, gebannt, begeisterte Gesichter von Kindern, Müttern, Vätern, Dorfbewohnern und Soldaten. Nochmal atmete ich tief ein und schließlich lies ich mich mehrmals kopfüber herunterfallen. Es klappt! Endlich habe ich es geschafft! Mit gekonnten Tricks, habe ich das Trapez von mir gewickelt. Das Publikum war beigeistert und schenkten mir einen Riesenapplaus. Ganz stolz turnte ich mich wieder aufs Trapez und führte noch ein paar Kunststücke auf, bevor ich mich verbeugte und die Mange verlies. Ich wurde durch ein Jubeln aus den Gedanken gerissen. Ich öffnete die Augen und bäumte mich leicht nach oben. Meine Zimmergenossinnen sahen zu mir und klatschten. Fühlt sich fast schon wie früher an! dachte ich mir während ich langsam wieder nach oben gezogen wurde. Oben angekommen, machte ich mir keine Anstalten nachzudenken, sondern sprang sofort in die Tiefe. Schon beim zweiten Mal bemerkte ich, dass ich konzentrierter war. Ich nahm meine Umwelt viel mehr wahr. Liegt vielleicht am Adrenalin, dass durch meinen ganzen Körper gepumpt wird! Beim dritten und letzten Sprung, fühlte ich mich fast schon wie ein Profi. Das richtet Adrenalin mit dir an: Es pusht dein Selbstbewusstsein und du fühlst dich hinterher unbesiegbar. Doch wenn nichts mehr im Blut ist, dann fällst du ganz schnell in ein Stimmungstief. Genau aus diesem Grund halte ich es für keine gute Idee, solche Aktivitäten maßlos zu übertreiben. Aber ist jeden seine Sache! Julia warf mir einen angsterfüllten Blick zu, während ich von den Gurten befreit wurde. Ich redete auf sie ein: "Es ist wirklich nicht schlimm. Glaub mir: Es macht Spaß!" Julias Augen wurden glasig:"Ich kann das nicht!" "Julia, jetzt reiß dich endlich mal zusammen!" sprach ich zu ihr. "Du schaffst das! Glaub an dich! Du musst nur an dich glauben!" Sie zögerte, was auch verständlich war. Mit Höhenangst ist das Ganze zehnmal mehr schrecklicher. Nach einem kurzen Seufzer setzte ich fort: " Denk an deinen Bruder. Du hast ihm versprochen, dass du das durchziehst. Bitte halte dein Versprechen und spring! Tu es für deinen Bruder!" Nach diesen Worten funkelten Julias Augen. Sie nickte knapp und lies sich angurten. Sie muss ihr Versprechen halten! Sie versucht es durchzuziehen! Wohingegen ich das Versprechen mit dem "Nett sein" bereits gebrochen habe. Nur noch heißt es gegen die Titanen zu kämpfen. Aber es ist nie zu spät! Ich könnte mich ja theoretisch zusammenreißen! Tue es aber nicht aus Angst gehänselt und ausgenutzt zu werden! So oft Erfahrungen musste ich damit machen. Inzwiscchen begann auch ich zu schwitzen, denn die Sonne strahlte eine dermaßen Hitze aus. Julia ist bereits gesprungen und lies sich ganz entspannt nach oben ziehen. Bin ich so tief in Gedanken versunken, sodass ich es nicht mitbekommen habe? Oben angekommen, machte Julia einen entspannten Eindruch. Ohne zu zögern sprang sie noch einmal in den Abgrund. Von mal zu mal gewöhnte sich ihr Körper immer mehr daran und ihre Körperspannung wurde immer ausgeprägter. Nach dem Dritten und letzten Sprung musst Ich Julia stützen, da sie rumtaumelte und sich kaum gerade halten konnte. "Hast du Probleme mit dem Gleichgewicht?" fragte ich sie, während wir uns auf dem Rückweg machten. Julia stützte sich fester ab: "Ja, aber das hatte ich schon immer. Besonders bei Höhe oder beim Balancieren!" Ich nickte: "Verstehe!" "Aber du hast das echt toll gemacht. Und das mit Höhenangst, Hut ab!" lobte ich sie. "Hütte Nr.7" hörte ich eine zu bekannte Stimme. Genervt wirbelten wir herum: "Was ist denn jetzt schon wieder!" seufzten Julia und ich gleichzeitig. Es war Jilora Madred, unsere Dozentin in Mathe, die uns zum Nachsitzen verdonnert hatte. "Ihr seid heute für den Sandplatz zuständig, außerdem seid ihr heute noch Nachtwache!" sagte sie mit strenger Stimme. Ich verschränkte meine Arme vor derb Brust: " Entweder Sandplatz oder Nachtdienst, beides geht nicht!" "Jede Hütte ist mal mit Sandplatz und Nachtschicht an der Reihe!" sagte sie streng. "Und seid alle anwesend!" "Was hat die für ein Problem?" meckerte Julia, als die Ausbilderin sich von uns entfernte. "Wieso Nachtschicht?" "Jede Hütte muss mal Aufgabe im Lager übernehmen!" erklärte Joan. "Und heute sind nunmal wir dran!" "Können das die Ausbilder nicht selber machen?" fragte Julia genervt. "Nein! Bei diesen Aufgaben lernen wir Verantwortung zu übernehmen!" antwortete Joan. "Verantwortung?" fragte ich. "Wir haben heute Nacht die Aufsicht über das gesamte Lager und müssen Ausschau nach Feinden halten und sie notfalls ausschalten!" sagte Joan. Julia kicherte: " Feinde? Was für Feinde? Etwa Kinderschänder?" Ich musste laut auflachen: "Kinderschänder! Ach Julia, langsam fange ich an dich richtig zu mögen!" Das war nichtmal gelogen. Nachdem ich mich mehrmals mit ihr abgab, entwickelte ich Sympathie für Julia. Auch wenn ich ihre eitle Prinzessinen Art nach wie vor verabscheute. Aber sie war in Ordnung, man konnte sich mit ihr über die Ausbilder lustig machen. Joan wandte sich mit genervten Blick ab und lies uns alleine. Julia deutete mit dem Finger auf einen der Aufseher: "Siehst du den Ausbilder da?" "Ja? Was ist mit dem?" fragte ich verwirrt. Der Ausbilder hatte rote, krause Haare. Er trug eine Brille und hatte eine sehr gut genährte Statur. "Ich habe einen passenden Spitznamen führ ihn!" begann Julia. "Und der wäre?" "Der rote Klops!" setzte sie fort. Ich brach in Gelächter aus: "Ich mag dich einfach nur!" Ich kriegte mich wieder ein: "Oh Mann, wir müssten wirklich mal Briefe an die Ausbilder schreiben und sie auf ihre Makel hinzuweisen!" Nachdem wir im Lager zurückgekehrt waren, schlangen wir schnell das Mittagessen in uns hinein. "Ob Shadis einen Sonnenstich bekommt?" kommentierte Julia belustigt. Ich runzelte die Stirn: "Wieso die Frage!" "Na, weil er eine Glatze hat und er den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt ist!" Ich musste niesen. "Ich glaube ich bin schon auf dem Ausbilder allergisch!" fügte ich hinzu. Nach dem Essen bewegten wir uns zum Sandplatz. Wir bekamen nur einen Rechen in die Hand gedrückt mit der Anweisung den Boden aufzulockern und begradigen. "Na dann, wollen wir mal!" sagte Joan und machte sich an die Arbeit. Luna machte Freudesprünge, rannte über dem geamten Platz und zog den Rechen hinter sich her. Es vergingen Minuten, wo wir schweigend vor uns hinarbeiteten. Mein Blick fiel dabei mehrmals auf Annie, die lustlos den Rechen hinter sich her schleifte. Ich fand den Anblick ganz witzig weil ich mich genauso gefühlt habe. Am Liebsten hätte ich das Ding auf dem Boden geworfen und wäre mit Julia gegangen. Doch das wäre sonst unfair gegenüber Joan, Annie und Luna gewesen. Sie müssten sonst ganz alleine den großen Sandplatz rechen und wir würden wieder beim Ausbilder landen. Also beschloss ich es einfach über mich ergehen zu lassen. Ich arbeitete schon ein ganzes Weilchen hin und Luna begann mich aufeinmal mit Sand zu bewerfen. "Hey, was soll der Kack!" fuhr ich sie an und bewarf sie ebenfalls mit Sand. "Das macht Spaß!" rief Luna und bewarf uns alle. Es kam schließlich zu einer Sandschlacht. Zuerst bewarfen wir Luna, dann uns gegenseitig. Obwohl ich es garnicht abhaben konnte, war es trotzdem lustig gewesen. Als wir uns einigermaßen beruhigt haben und unsere Kleidung mit Sand verschmutzt war, erledigten wir unsere Arbeit. Nachdem unsere Aufgabe getan war und die Ausbilderin eine zufriedenes Nicken von sich gab, betraten wir den Speiseraum und schaufelten uns das warme Essen auf die Teller. In den Abenden wurde es immer unerträglich kühl, da musste man etwas Warmes zu sich nehmen. "Ihr seht aber wild aus!" bemerkte eine männliche Stimme belustigt. Ich blitzte zum Nebentisch und sah Reiner mit Bertholdt sitzen. "Wir hatten die wundervolle Aufgabe, den Sandplatz zu rechen!" antwortete ich und trank einen Schluck Zitronentee. "Und Nachtdienst haben wir auch!" fügte Julia genervt hinzu. "Aber ihr seht wirklich lustig aus!" sage Reiner mit einem breiten Grinsen. "Jeder von euch ist von oben bis unten mit Sand bedeckt, sogar Annie wurde nicht verschont!" Ich blickte zu Annie, die mit gequälten Gesichtsausdruck ihr Essen aß. Ja, auch sie hat etwas abbekommen. Auch wenn sie bei der Schlacht nur passiv beteiligt war und uns aus großen Augen anstarrte. Sie wurde nicht verschont, genauso wie wir alle. "Na hoffentlich hat das der Ausbilder nicht bemerkt!" sagte Reiner amüsiert. "Sonst könnt ihr echten Ärger bekommen!" "Es waren keine Ausbilder anwesend, sonst hätten wir uns ja nicht mit Sand beworfen!" stöhnte ich genervt auf. "Ich wünsche euch übrigens viel Spaß beim Nachtdienst!" flüsterte er grinsend. "Den werden wir bestimmt haben!" seufzten wir alle gleichzeitig. Nach diesem "netten" Gespräch, hatte Juia eine "tolle" Idee, sie tippte mir auf die Schulter. Ich sah sie verwirrt an: "Was?" Sie deutete mit dem Finger auf einem Tisch, wo eine große Gruppe von Ausbildern saßen. "Die Aufseher sind um diese Uhrzeit alle beim Essen. Das heißt, wir können uns in die Vorratskammern schleichen und Nachtisch besorgen!" "Was heckt ihr zwei schon wieder aus?" fragte Joan und warf uns einen strengen Blick zu. "Wir besorgen uns einen Nachtisch, wollt ihr auch was haben? Wie wärs mit einem Eis?" schlug ich grinsend vor. "Nein danke!" winkte Joan ab und brachte unser Geschirr weg. "Und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit ein Eis in dem Lager zu finden ziemlich gering!" "Nee, ohne Witz: Ich habe gestern Finja Eis essen gesehen!" rechtfertigte sich Julia. "Abends als ich zur Hütte zurückgekehrt bin!" Joan stützte sich an einer Theke ab: "Trotzdem, das Eis ist für die Ausbilder und nicht für uns. Außerdem ist Eis ziemlich selten und noch schwer zu lagern!" "Also ich hab schon Lust auf Eis!" kicherte Luna und näherte sich uns. "Und was ist mit dir, Annie?" fragte Julia und lächelte sie an. Annie gab keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern. "Ich nehme das mal als ja!" kicherte Luna und umklammerte Annie. "Vier gegen Eine, das heißt...!" "die Mehrheit siegt!" fügte ich hinzu. Joan verschränkte die Arme vor ihrer Brust: "Na schön, aber ich werde nicht in die Vorratskammer einbrechen!" Nach diesen Worten haben wir den Speiseraum verlassen und eilten Richtung Ausbilderhütte. Relativ schnell war die Aufgabenteilung klar gewesen: Joan und Annie hielten Wache, Luna versuchte die Ausbilder im Speiseraum abzulenken während Julia und ich das Eis besorgten. "Ohne Witz!" begann Julia zu flüstern. "Ich hab so Angst, dass wir erwischt werden!" "Ach Quatsch, Luna sorgt ja für Ablenkung!" versuchte ich sie zu beruhigen. Das Eis war relativ schnell gefunden. Es befand sich in einer kühlen Metallbox im Vorratsraum. Hach! Was tut man nicht alles für die Kameraden! Zu guter Letzt betraten wir die Küche und stehlten fünf Löffel aus der Schublade. "Hier!" rief ich und warf Joan und Annie einen Löffel zu. "Ihr habt es tatsächlich getan!" sagte Joan mit strengen Gesichtsausdruck. "Klar!" antwortete ich grinsend und öffnete die kalte Holzbox. "Wir sollten es auf dem Wachturm essen!" schlug Julia vor. Wir folgten ihr und lösten die Anderen von ihrem Wachdienst ab. Kurze Zeit später kam auch Luna und genießte das Eis. Es war ein Zitroneneis und schmeckte einfach nur köstlich. Ich schloss sogar mehrmals die Augen, um mich einzig und allein auf den Geschmack zu konzentrieren. "Das kann lustig werden, wenn die Ausbilder erfahren, dass wir das Eis geklaut haben!" begann Joan. "Das wird schon nicht passieren, es bleibt nämlich unter uns!" antwortete ich. "Entspann dich und hab Spaß, das Leben ist schon ernst genug!" "Die Ach so tolle und glückliche Fassade passt nicht zu dir, Elisabeth!" Joans Miene verfinsterte sich. "Sag einfach nur was dich bewegt!" Mich bewegt eigentlich garnichts mehr! Ich weiß nicht mal meine Motivation. Ich gehe eigentlich ahnungslos durchs Leben: Ohne Ziele, ohne Perspektive und ohne Wünsche. Da ich nicht antwortete, nickte Joan bestätigend: "War mir ja klar, dass du darauf keine Antwort gibst" Joan wurde von Mal zu Mal immer unsympathischer. Sie hängt die ganze Zeit mit Annie ab, quetscht mich aber wie eine Zitrone aus oder versuchte es zumindest. Soll sie doch Annie damit nerven, aber verstehe: Annie hat wahrscheinlich einen Sprachfehler und spricht deswegen garnicht. "Kannst du dich endlich mal einkriegen?" beschwerte sich Julia bei Joan. "ist schon gut, ich werde meine Klappe halten!" stöhnte Joan genervt auf und löffelte sich das Eis in den Mund. Wir genossen schweigend unseren Nachtisch, danach holten wir uns Wolldecken um die kalte Nacht zu überstehen. Zu guter Letzt entsorgten wir jegliche Beweise von unserem Diebstahl und führten unseren Nachtdienst aus. Es vergingen mehrere Stunden, indem wir uns schweigend in Decken eingewickelt auf dem Wachturm saßen und Wache hielten. "Mir ist langweilig!" sagte Julia gähnend. "Ja, das kannst du laut sagen!" antwortete ich. Inzwischen war es stockfinster und das ganze Lager schlief tief und fest. "Oh Mann, ich penne gleich ein!" gähnte ich und versuchte meine schweren Augenlider offen zu halten. "Ich weiß, dass du müde bist!" begann Joan. "Aber wir haben Nachtschicht und müssen das Lager im Auge behalten!" Ich vergrub mein Gesicht in den Händen: "Das ist Folter, das machen die doch mit Absicht. Die Ausbilder hassen uns weil wir so scheiße waren!" Joan legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter: "Hey, sie hassen uns nicht. Du brauchst wirklich nicht weinen!" Meine Stimme hatte einen weinerlichen Klang angenommen. Immer wenn ich müde bin, wurde ich sentimental und war immer den Tränen sehr nahe. "Ich weine nie!" meckerte ich. "Das bezweifle ich stark!" antwortete Joan. Ich riss mich nach dem kurzen Gefühlsausbruch zusammen und sah Julia grinsend: "Ich habe eine Idee!" kurz darauf ging sie zur Glocke. "Was hast du jetzt schon wieder vor?" fragte Joan genervt. "Das hab ich als Kind ziemlich oft gemacht, ist ganz lustig!" antwortete Julia mit breiten Grinsen. Sie läutete an der Glocke und rief: "Feuer, Feuer!" Luna und ich mussten schmunzeln und riefen ebenfalls: "Feuer, Feuer!" "Hilfe!" Ausbilder und Rekruten sind mit panischen Gesichtern aus den Hütten gestürmt. Viele haben vor Panik nicht ihre Uniformen angezogen und stehen nun in Schlafkleidung draußen. "Feuer, schnell der Ausbilder explodiert gleich!" Inzwischen kam auch Shadis aus der Hütte, der nur mit brauner Wollhose und enganliegenden Oberteil bekleidet war. Er blickte sich verwirrt um: "Hier ist kein Feuer!" Luna stürmte auf Shadis zu: "Ich werde die Explosion verhindern!" und schüttete einen Eimer Wasser auf ihn. Wir kletterte ganz vorsichtig vom Turm, da wir wussten, was uns erwarten würde. Shadis gebräuntes Gesicht färbte sich feuerrot und er kochte fast vor Wut. "Oke, jetzt explodiert er wirklich!" bemerkte ich und wich ein paar Schritte zurück. Der Ausbilder stürmte brüllend auf uns zu, seinen Schuh fest umklammert. Er möchte uns mit seinen Schuh verprügeln! Schnell weg hier! Wir suchten das Weite und sürmten von ihm weg. Wir wurden von ihm quer durchs Lager gejagt. Obwohl er eine breite Statur hatte, konnte er ziemlich schnell rennen. Wir flüchteten Richtung Speiseraum und versteckten uns in der Küche. "Wir sind da bestimmt nicht sicher!" keuchte Joan. "Dann müssen wir uns was einfallen lassen!" antwortete ich und befüllte einen Eimer mit Wasser. "Los hilft mir!" Luna schnappte sich ebenfalls einen Eimer und befüllte ihn. "Leute, ich habe eine bessere Idee!" rief Julia und kam mit Eierschachteln auf uns zu. Schweigend nahm sich jeder eine Schachtel. "Da seid ihr Rotzgören also!" knurrte der Ausbilder und stampfte den Speisesall entlang. "Jetzt!" rief Julia und wir bewarfen Shadis mit rohen Eiern. Julia kramte noch eine Packung Mehr aus einer Schublade und verteile den Inhalt auf den Ausbilder. Nachdem unsere Eier verbraucht waren, kletterten wir aus einem Fenster und suchten uns eine neues Versteck. Einige Zeit später stürmten wir erschöpft in unser Klassenzimmer und blockierten die Tür mit mehreren Gegenständen. Erschöpft legten wir uns unter die Tische und warteten ab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)