★•• тωσ cʀσssıɴɢ sωσʀᴅs ••★ von Tsuki_no_Hime ================================================================================ Kapitel 1: ----------- […] Manchmal wünschte ich, wir wären uns nie begegnet. […] Sakura gab einen wehleidigen Laut von sich, als sie an jene verheerenden Worte zurückdachte, die sie ohne zu zögern ihrem besten Freund entgegen geschmissen hatte. Wieso hatte sie das nur getan? Naruto wollte ihr doch nur helfen, war immer für sie da und dann sagte sie so was. Sie verstand es selber nicht. Eins, jedoch, wusste sie: Sie vermisste Naruto. Dieser ging ihr so gut er konnte aus dem Weg und wenn sich ein Treffen nicht vermeiden lassen konnte, so ignorierte er sie, so gut es ihm möglich war. Allerdings machte ihm eine Tatsache da wohl einen gehörigen Strich durch die Rechnung… „Hokage-sama!“ Sie schaute auf. Ja, sie war der neue Hokage, seit Tsunade abgedankt hatte, um sich ein schönes Leben mit Jiraiya zu machen. Noch eine Sache, die Naruto sowohl ihr als auch der blonden Sanin nicht gänzlich verzeihen konnte. Dennoch zuckte ein leichtes Schmunzeln über ihre Mundwinkel. Ihre alte Lehrmeisterin und dieser alte Kauz. Wer hätte je gedacht, das die Beiden endlich zueinander finden würden. „Was gibt’s?“ Kotetsu hielt ihr eine Schriftrolle entgegen, die sie an sich nahm und sorgfältig studierte. Stirn runzelnd blickte sie wieder auf, ihre Augen dabei leicht verengt und ernst wirkend. „Aus welcher Quelle stammen diese Informationen?“ Nervös lag der Blick des Jonin auf ihr, wünschte sich wahrscheinlich gerade an einen anderen Ort, anstatt dieses heikle Thema mit ihr zu besprechen. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Ihr würde es an seiner Stelle wohl nicht anders ergehen. „Sie stammen von einem Spion aus Suna. Akatsuki muss diese Informationen wohl mit Absicht durchsickern lassen haben.“ Mit einem müden Nicken und einer unwirschen Handbewegung entließ sie ihn wieder, worüber Kotetsu mehr als dankbar erschien, und wandte sich erneut der Schriftrolle zu. Warum sollte Akatsuki sich öffentlich zu einem Angriff bekennen. Das sah der Organisation überhaupt nicht ähnlich. Sie seufzte. Wie würde Tsunade jetzt wohl agieren? Sakura gab es nicht gerne zu, aber der Posten des Hokage erdrückte sie zunehmendes. Sie war einfach nicht dafür geschaffen, die Bürde eines ganzen Dorfes auf ihren Schultern lasten zu haben. Es war bereits tiefste Nacht, als sie ihr Büro verließ und durch die einsamen Straßen Konohas streifte. Alle Lichter waren erloschen und ein kalter Wind blies ihr entgegen, ließ sie leicht frösteln. Sie blieb stehen und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper. Dachten sie wirklich, das ihr, der neuen Hokage, nicht auffallen würde, wenn sie sich in einem Gen-Jutsu befand? „Zeigt euch. Ich habe keine Lust auf Spielchen.“ Der Bann blieb erhalten und doch standen ihr, kaum das sie die Worte ausgesprochen hatte, zwei vermummte Personen gegenüber, die sie, anhand der Mäntel, als Akatsuki-Mitglieder enttarnen konnte. „Was wollt ihr? Naruto – der Kyuubi – befindet sich derzeit nicht im Dorf.“ Das sollten sie eigentlich wissen. Sie wusste zwar nicht, woher die Akatsuki ihre Informationen beschaffte, aber sie wusste, dass diese immer auf dem neusten Stand waren. „Wir sind hier um euch zu warnen.“ Skeptisch runzelte Sakura die Stirn und musterte die beiden Männer. Warnen? Wovor? Und warum taten sie das überhaupt? Sie verstand es einfach nicht. Ein tonloser Seufzer entrann ihrer Kehle. „Erzählt, was ihr zu sagen habt.“ Der Größere der Beiden zog seinen Hut, bald darauf zog der Kleiner nach. Kisame und Itachi. Natürlich. Sie hätte es wissen müssen. Dieses Gen-Jutsu zeigte eindeutig die Handschrift eines Uchihas. „Sasuke hat Orochimaru umgebracht und ist nun auf dem Weg nach Konoha, um das Dorf zu vernichten.“ Ihre Augen weiteten sich. Was sagten sie ihr da? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Warum sollte Sasuke das tun wollen? Konoha war doch seine Heimat. Und wenn Itachi noch lebte, hieß das dann, das… Hatte er seine Rache etwa aufgegeben? „Warum sagt ihr mir das?“ „Mein Bruder kennt nun die Wahrheit über das Clan-Massaker, von dem wahren Gesicht der Akatsuki: Madara Uchiha.“ Das war unmöglich. Madara war tot. Und wenn nicht, dann müsste er bereits über hundert Jahre alt sein. Und was meinte Itachi mit der Wahrheit über das Clan-Massaker? Welche Wahrheit? Das ergab alles gar keinen Sinn. „Warum sollte ich euch Glauben schenken?“ Der Blickwinkel – die nächtlichen Straßen Konohas – veränderte sich und führte sie in das Uchihaviertel. Sie sah, was sie nie für möglich gehalten hatte, hörte, was nie für ihre Ohren bestimmt gewesen war und spürte allgegenwärtig diese eisige Präsens, die nur von einem stammen konnte. Madara. Dann löste sich das Bild und sie befand sich wieder am Ausgangsort. Itachi blickte ihr monoton entgegen, stumm erwiderte sie seinen Blick, gab schließlich ein knappes Nicken von sich. „Ich verstehe. Doch inwieweit ist Akatsuki darin involviert?“ Itachi legte den Kopf in den Nacken, blickt hoch in den von Sternen überzogenen Himmel und eine Sekunde erschien es, als wäre er in eine völlig neue Welt abgedriftet. Kisame, neben ihm, schenkte ihr einen kurzen Blick und verschwand daraufhin. Es war wohl nicht für seine Ohren bestimmt. Nun lastete auch wieder Itachis Blick auf ihr, schien bis tief in ihr Innerstes vorzudringen. „Ich habe für Konoha gekämpft und bin für Konoha gestorben. Es war genauso meine Heimat, wie es auch Sasukes war. Wie könnte ich es da zulassen, dass er gegen all das agiert, was ich einzig und allein nur für ihn getan hab? Er mag zwar die Wahrheit kennen, doch nicht, was sich hinter dieser verbirgt. Jede Münze hat zwei Seiten. Das dürftet ihr am besten wissen, Hokage-sama.“ Erstaunt sah sie ihn an, bis ihr Blick nachdenklich zu den Sternen abschweifte. Solch tiefgründige Worte hatte sie nicht von ihm erwartet und doch passten sie auf suspekte Weiße zu seinem Selbst. Ihre Frage hatte sich damit von selbst geklärt. Trotz dessen, das er Mitglied der Akatsuki war, sorgte er sich noch immer um das Wohl Konohas. Fast schien es als… Ungläubig schüttelte Sakura den Kopf, bis sie ihren Blick wieder Itachi zukommen ließ. Das war ganz und gar unmöglich. Oder? „Was wirst du nun tun?“ Itachi schien gut über ihre Frage nachzudenken, obwohl er über eine mögliche Antwort wohl bereits im Vorfeld nachgedacht hatte. Immerhin hatte er genügend Zeit sich über jegliche Verläufe des Geschehens im Bezug auf seinen Bruder Gedanken zu machen. Unfreiwillig stellte sich Sakura dieselbe Frage. Wie würde sie an Itachis Stelle wohl reagieren? „Seit Madara seine Deckung aufgegeben hat, hat er sich gleichzeitig der Kontrolle der Akatsuki entzogen. Pain war und ist unser offizieller Leader, der ebenso genug von Madaras Machtspielchen und Machenschaften hat. Wenn ich die Sachlage richtig einschätze, wird Konoha bald einen weiteren Verbündeten haben. Sofern ihr unsere Hilfe denn wollt.“ Akatsuki auf Seiten Konohas. Ein wahrlich vielversprechendes Angebot. Doch konnte sie dem einfach so bedingungslos einwilligen? Immerhin waren das immer noch Verbrecher der Stufe S. Es ging dabei nicht nur um Konohas Wohlbefinden, sondern auch um das ihrer Verbündeten Suna und Kumo. Sollte Akatsuki Friedensangebot eine Falle sein, so würde ein Krieg ausbrechen, der alle bisher dagewesenen in den Schatten stellen würden. Konnte sie das wirklich verantworten? „Sollte sich euer Leader für ein Bündnis entscheiden, so wünsche ich seinerseits eine persönliche Stellungnahme. Bis dahin sei euch von Konoha Anonymität gewährt, in welcher ihr euch jedoch einverstanden erklären müsst, eure Jagd auf den letzten verbliebenen Bijuu einzustellen.“ Knapp nickt Itachi ihr zu, während Sakura hoffte, keinen Fehler begangen zu haben. Das nachfolgende Problem würde hauptsächlich darin bestehen, die Anonymität wirksam zu machen. Da warteten eine Menge Papierkram und Diskussionen auf sie. Ihr tat jetzt schon der Kopf weh. Seufzend massierte sie sich die Schläfen, bevor sie Itachi fragend ansah. Warum war er noch nicht verschwunden, wie er es sonst zu tun pflegte, wenn alles geklärt war? „Der Posten als Hokage steht dir. Du machst deine Sache wirklich gut. Doch du solltest bedenken, nicht nur Konoha oberste Priorität zuzuweisen, sondern auch dir und deinen Freunden. Wo wärst du jetzt ohne sie?“ Nach diesen Worten verschwand er spurlos und ließ nur aufgewirbelten Staub zurück. Nachdenklich fixierter ihr Blick die Stelle an, auf der er bis eben noch gestanden hatte. Sollte das eine Anspielung auf den Keil sein, der Naruto und sie entzweit hatte? Woher wusste er davon? War das überhaupt von Belang? Wichtig waren nur seine Worte, die er ihr mit ungewohnter Sanftmut in der Stimme geraten hatte. Betrübt senkte sie den Blick, erinnerte sich an den Moment zurück, der all die letzten gemeinsamen Jahre zunichte gemacht hatte. „Es gibt eine neue Spur von Sasuke. Ich glaube, diesmal sind wir ganz nah dran. Echt jetzt.“ Nonchalant schüttelte sie über diesen hitzigen Enthusiasmus den Kopf. Hatte er es denn immer noch nicht begriffen. Sasuke würde nie zurück kommen. Er hatte sich bereits für seinen Weg und somit gegen seine Freunde entschieden. Es brachte keinen Nutzen mehr, der Vergangenheit hinterher zu trauern. Naruto, der ihre Geste durchaus richtig interpretiert hatte, wandte seinen Blick daraufhin enttäuscht von ihr ab. „Ich verstehe dich nicht, Sakura. Du hast ihn geliebt und doch bist du bereit ihn nun einfach so ziehen zu lassen? Früher hättest du alles dafür getan, ihn wieder in Konoha zu wissen. Sag, was hat sich verändert?“ Betrübt wandte ihr Blick in den Himmel, der an diesem Tag wolkenlos und klar sein strahlendes Blau präsentierte. Dennoch schaffte auch er es nicht ihren seelischen Schmerzen Linderung zu bringen. „Die Zeit, Naruto. Die Zeit. Wir sind nun mal keine Genin mehr, die den Tag damit verbringen Katzen einzufangen. Wir sind erwachsen geworden und damit gehen auch gewisse Pflichten und Verantwortungen einher.“ „Gehört zu jenen Pflichten nicht auch, Freunden aus einer Notlage heraus zu helfen?“ Ein Seufzen entrann ihrer Kehle. Naruto schien es einfach nicht begreifen zu wollen. Dachte er denn wirklich, dass Sasuke ihr mittlerweile egal war. Das stimmte einfach nicht, doch Fakt war nun einmal, dass sie nichts mehr dagegen tun konnten, um den Uchiha-Spross umzustimmen. Sie hatten doch schon alles versucht und waren stets gescheitert… „Das mag zwar stimmen, aber seien wir mal ehrlich, selbst wenn wir es schaffen sollten, Sasuke zurück nach Konoha zu bringen, wer kann uns dann die Sicherheit geben, dass er uns nicht wieder hintergeht? Es ist viel vorgefallen, Naruto. Zu viel, als das wir einfach darüber hinweg sehen könnten.“ „Sind das die Worte einer Freundin, oder die der Hokage?“ Mit traurigem Blick schaute sie an ihm vorbei, schaffte es einfach nicht länger den Blickkontakt zu halten. Sie wusste selber nicht, welche Stimme aus ihr Sprach. Aber eines wusste sie mit Sicherheit: „Manchmal wünschte ich, wir wären uns nie begegnet…“ *…dann würde es heute nicht so weh tun.* Schweigend wandte Naruto sich ab und ging. Sie war sich sicher, dass sie ihn mit ihren Worten hart getroffen hatte. Es tat ihr leid. Das tat es wirklich. Doch sie konnte einfach nicht länger zusehen, wie er sich kaputt spielte. Sasuke war auch ihr Freund, bis sie eingesehen hatte, dass es Zeit wurde loszulassen. Und wenn sie sich nun opfern musste… Sie wollte doch nur, dass Naruto endlich lebte. Er sollte beginnen sein eigenes Leben zu führen. Vielleicht würde er endlich auf Hinata aufmerksam werden, sich verlieben, irgendwann einmal eine Familie gründen. Oder vielleicht würde er sich auch für die ANBU bewerben. Naruto standen so viele Türen offen, er musste nur die Klinken betätigen. Gedankenversunken lag Sakura auf ihrem Bett. An Schlaf war einfach nicht zu denken. Es war so viel geschehen, nicht nur in den letzten Wochen, auch dieser Tag hatte ihr wiedereinmal vor Augen geführt, wie schwer es doch war, die Bürde eines ganzes Dorfes auf den Schultern lasten zu haben. Wie sollte sie alledem Stand halten, wenn sie es doch nicht einmal vermochte, mit sich selber ins Reine zu kommen? Warum? Warum war nur immer alles so schrecklich kompliziert? Seufzend stand sie wieder auf und zog sich ihre Strickjacke über, die bis dato unachtsam auf dem Fußboden gelegen hatte, bevor sie die verglaste Tür des Balkons öffnete und diesen kurz darauf gänzlich betrat. Ihr Blick glitt sofort hinauf zu den Sternen, die sich ihr in jener Nacht strahlender und näher als je zuvor präsentierten. Es hatte etwas magisches an sich. „Es tut weh, habe ich nicht Recht?“ Weder war sie über diese plötzliche Gesellschaft verwundert, noch über diese Worte. Sie hatte ihn schon lange bemerkt. Er war noch nie besonders geübt in seiner Deckung gewesen. „Nein. Schmerz empfinde ich keinen mehr. Dafür kennzeichnen mich noch immer die Narben. Ich habe ihn nicht vergessen, Naruto. Alles was schmerzt, sind die Erinnerungen.“ Lautlos trat Naruto näher, stellte sich genau an ihre Seite und schwieg, während er ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter legte. Fast war es so wie damals, vor diesem Streit der sie entzweite. Doch noch immer spürte Sakura die Distanz, die zwischen ihnen lag. Verletzende Worte konnten nur schwerlich wieder zurück genommen werden. „Wir sind immer noch Freunde, Sakura. Du musst nicht alleine stark sein, aber…“ „Das, was du von mir verlangst, kann ich dir leider nicht geben, Naruto. Ich kann dich nicht aussenden, um Sasuke zurück zubringen.“ Traurig senkte Naruto sein Haupt und auch sie wandte ihres ab, wollte seine Enttäuschung nicht sehen. Wiedereinmal hatte sie ihn verletzt und wiedereinmal schmerzte es sie mehr, als sie es sich eingestehen wollte. Ein Seufzer entrann ihrer ausgetrockneten Kehle. Vielleicht wurde es Zeit für die Wahrheit, die sich auch ihr erst kürzlich offenbart hatte. Naruto hatte ein Recht darauf diese zu erfahren. Mehr noch als die Ältesten. „Sasuke ist bereits auf dem Weg nach Konoha.“ Naruto schwieg und doch erblickte Sakura aus dem Augenwinkel einen Schimmer von Hoffnung in dem Blick ihres besten Freundes. Schmerzhaft zog sich ihr Herz zusammen. „Es wird bald Krieg geben, Naruto. Sasuke Uchiha ist nicht mehr länger derjenige, den wir einst einen Freund nannten. Er hat sich gegen all das gestellt, was Konoha ausmacht. Loyalität. Ehre. Und auch Freundschaft. Der Wille des Feuers ist in ihm erloschen und hat stattdessen der endlosen Dunkelheit platz gemacht. Ich weiß, wie schwer diese Tatsache zu akzeptieren ist und wie sehr du deinen besten Freund – deinen Bruder – vermisst, aber du kannst auch nicht länger die Augen vor der Wahrheit verschließen. Also sag mir: Wenn das letzte Sandkorn fällt, für welche Seite wirst du dich dann entscheiden?“ Es war hart von ihr, ihm diese Frage zu stellen, dessen war sich die junge Haruno durchaus bewusst, doch wie sonst, sollte sie ihm endlich die Augen öffnen? Der Druck auf ihrem Herzen nahm stetig zu. „Vielleicht hast du vergessen, das Itachi aus ihm dieses Monster gemacht hat, welches du in ihm erkennen willst. Du lässt das Wesentliche aus den Augen. Nicht Sasuke ist die Bedrohung, sondern Akatsuki. Was wirst du dagegen unternehmen? Wenn es wirklich Krieg geben sollte, dann...“ „...werden Akatsuki an unserer Seite kämpfen.“ Geschockt sah Naruto sie an. Mit keiner anderen Reaktion hatte sie gerechnet. Es war Irrsinn, total verrückt. Gerade ihr größter Feind sollte plötzlich zu einem Verbündeten werden? Das Leben ging doch wahrlich manchmal merkwürdige Wege. „Das kann nicht dein Ernst sein. Sag mir, das du soeben einen Witz gemacht hast.“ Wortlos schüttelte Sakura den Kopf. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, noch bevor der aufwirbelnde Sandstaub Itachis Verschwinden angekündigt hatte. Doch nun wünschte sie ihn sich an ihre Seite, wünschte, das er nie fortgegangen war. Es würde so vieles einfacher machen. Er könnte Naruto das zeigen, was er auch ihr gezeigt hatte. Vielleicht würde er dann endlich verstehen. „Es hat sich vieles verändert, Naruto. Ich habe ein Treffen mit ihrem Leader vereinbart und ich möchte dich dabei haben. Du bist der Einzige, dem ich in dieser Situation vertraue.“ Vehement schüttelte der Blondschopf den Kopf. Er konnte noch immer nicht fassen, was sie ihm gerade versuchte mitzuteilen. Konoha und Akatsuki – Seite an Seite. Das musste ein schlechter Traum sein. Sakura würde doch nie so unbesonnen handeln. Nein, so kannte er sie einfach nicht. Sie war wie ausgewechselt. Stand sie vielleicht sogar unter dem Einfluss eines Jutsus? Auch diesen Gedanken schob er mit einem Kopfschütteln beiseite. Es wäre für sie ein leichtes dieses zu erkennen und aufzulösen. Selbst ein Uchiha würde ihr nichts vormachen können. Oft schon hatte sie ihr Können bewiesen. „Erkläre es mir.“ Es dauerte lange, fast drei Stunden, bis sie ihr Gespräch beendet hatte und Naruto sich von ihr verabschiedet hatte. Er brauchte Ruhe, wollte darüber nachdenken. So seine Worte. Auch Sakura dachte gründlich über den Verlauf des Abends nach. Hatte sie womöglich einen Fehler begannen, oder war es die richtige Entscheidung gewesen, ihren besten Freund zu involvieren? Sie wusste einfach nicht, wo ihr der Kopf stand. Daran änderte sich auch nichts, als überraschend ihr alter Sensei bei ihr auftauchte. „Du siehst müde aus“, stellte er fest, während er es sich auf ihrer abgenutzten Sofagarnitur bequem machte. „Es war ein langer Tag. Gibt es einen bestimmten Grund für deinen nächtlichen Besuch?“ Angedeutet schüttelte Kakashi den Kopf, bevor er sich seiner Maske entledigte. Dieses Zeichen der Vertrautheit ließ er nicht Jedem zuteil werden, darum ehrte es Sakura umso mehr, das er gerade ihr dieses Maß an Vertrauen zukommen ließ. Doch hatte sie dies überhaupt verdient? Betrübt senkte sie den Blick und nahm ihm gegenüber Platz. „Ja. Es sind einige Information bezüglich eines Bündnisbruches durchgesickert. Scheinbar will Kumo die Seiten wechseln, um ihm Falle eines Krieges abgesichert zu sein.“ Sakura seufzte. Als stände Konoha nicht längst schon am Rande des Zerfalls. Wenn sie nun auch noch Kumogakures Unterstützung verlieren würden, hätte das fatale Folgen. Auch wenn sie den Raikagen nur zu gut verstehen konnte. Es war nie verkehrt auf das stärkste Pferd zu setzen. Wahrscheinlich hätte sie in einer anderen Lage ebenso gehandelt. Das Wohle des Dorfes stand an oberster Priorität. „Ich werde morgen einen Botschafter aussenden, um eine Audienz zu erbitten. Du wirst ihn mit Naruto begleiten. Dies wird eine S-Rang-Mission.“ Kurz runzelte Kakashi irritiert die Stirn, bevor er ergeben nickte. Er beschloss Sakuras Entscheidung nicht zu hinterfragen. Sie würde sicherlich ihren Grund haben, der sie dazu bewog Naruto auf eben die Mission mit zu schicken und diese auch bereits für den morgigen Tag anzusetzen. „Darf ich dich um einen weiteren Gefallen bitten?“ Auf Kakashis Nicken hin, atmete sie tief durch, bevor sie fest den fragenden Blick ihres ehemaligen Senseis erwiderte. „Ich möchte, das du Pakkun aussendest, um Sasukes Spur zu verfolgen und mir einen stündlichen Bericht durchzugeben. Allerdings soll Niemand etwas davon erfahren und erst recht nicht Naruto. Verstanden?“ „Ja, aber… Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Naruto wird sich hintergangen fühlen, sollte er je Verdacht schöpfen.“ Sakura seufzte. Kakashi hatte nicht ganz Unrecht mit diesem Vorwurf. Es war nur klar, das Narutos Vertrauen in sie immer deutlicher abnahm. Sie spielte wortwörtlich mit dem Feuer. Doch blieb ihr denn eine andere Wahl? Narutos Verstand verblendete sich, sobald es um den Uchiha ging. Natürlich wusste er nun, wie es um Konoha bestellt war, doch was genau dahinter steckte, das hatte sie ihm nicht gesagt. Sie konnte es einfach nicht über sich bringen. Noch immer suchten sie die Bilder der Vergangenheit heim, die nicht ihre eigene war und sich doch so klar anfühlten, als wäre sie einst dabei gewesen. Wie musste Sasuke sich dann erst fühlen? Auf einer suspekten Art konnte Sakura nun sein Leid nachempfinden, doch nicht etwa diesen Rachedurst, der von ihm Besitz ergriffen hatte. Wollte er denn wirklich in Itachis Fußstapfen treten, wollte er das Blut Unschuldiger an seinen Händen kleben haben? Gedankenversunken stand sie auf, stellte sich vor die Fensterfront ihres Hause und blickte hinaus in die noch immer anhaltende Nacht. „Es geht hierbei nicht um Naruto. Viel wichtiger ist im Moment die Verhinderung eines Krieges, falls dieser nicht schon längst begonnen hat. Und sollten wir einen Pakt mit dem Teufel eingehen müssen, so sei es drum. Konoha wird nicht fallen. Nicht solange ich die Hokage bin. Das habe ich sowohl Tsunade, als auch den Dorfbewohnern geschworen.“ Lautlos trat Kakashi hinter sie, nur ein seichter Windhauch kündigte sein Näherkommen an. „Der Pakt mit dem Teufel kostet immer die Seele, vergiss das nicht.“ „Wie könnte ich das je vergessen...“ Wie ferngesteuert legte sich ihre Hand um ihren Hals, dort wo sich noch immer der Ansatz einer Narbe blicken ließ. Eine Narbe, die Sasuke ihr mit seinem Kusanagi zugefügt hatte. Es war ein Andenken und diente ihr gleichzeitig als Lehre. Die Seele war der kleinste Preis, den es zu bezahlen galt, wenn man sich mit den dunklen Mächten einließ. Viel mehr kostete es Blut. Deswegen war sich Sakura sicher, das es ebenso Blut war, welches diesen Irrsinn endlich stoppen würde. Die Frage war nur, wessen roter Lebenssaft vergossen werden musste. Erschöpft betrat Sakura im Morgengrauen ihr Büro im Kage-Turm. Sie hatte die ganze Nacht über keinen Schlaf gefunden und nun stand ihr wieder ein Vierundzwanzig-Stunden-Tag bevor. Es gab keine Zeit, um Ruhe zu finden. So vieles musste noch erledigt werden. Und auch wenn es ihr noch so viel Kraft abverlangte, musste sie standhaft bleiben, durfte der sich anbahnenden Müdigkeit nicht nachgeben. Ein Seufzer drang über ihre spröden Lippen, als sie sich in den gemütlichen Ledersessel sinken ließ und von dessen bequemer Lehne in Empfang genommen wurde. Nicht sonderlich verwundert war sie über das plötzliche Aufflammen einer unbekannten Chakra-Signatur. „Ich sollte mir langsam Gedanken über Konohas Sicherheitsmaßnahmen machen.“ Sie erhielt keine Antwort auf die laute Ausführung ihrer Gedanken. Stattdessen materialisierte sich eine flimmernde Silhouette vor ihren Augen. Erneut seufzend, setzte sie sich wieder aufrecht hin und legte ihre miteinander verflochtenen Hände auf den Schreibtisch. Eine Position, welche bereits Tsunade oftmals eingenommen hatte. „Dieses Treffen hatte ich mir ein wenig...persönlicher...vorgestellt.“ „Akatsuki sind in Konoha nicht gerne gesehen, Hokage-sama.“ Schmunzelnd neigte sie den Kopf ein wenig. Der wehrte Leader beliebte also zu scherzen. Sehr interessant, sowohl sie damit nicht unbedingt gerechnet hatte. „Ist das so? Nun denn. Itachi gab mir bereits ein paar Information bezüglich Madara und Sasuke Uchiha. Wie sieht Akatsukis weitere Vorgehensweise diesbezüglich aus?“ „Offiziell agiert Akatasuki unter Madaras Führung, während dieser versucht ein Bündnis mit dem jüngsten Uchiha zu arrangieren. Inoffiziell lassen wir Euch jegliche Informationen zukommen. Unser Spion ist bereits vor Ort. Im Falle eines Krieges, werden wir unsere Deckung ausgeben und an Konohas Seite stehen.“ Verstehend nickte Sakura ihm zu. Informationen waren gut. Dadurch hätten sie genügend Zeit sich vorzubereiten. Allerdings – und das war der Knackpunkt an der Sache – müsste sie sowohl Konoha, als auch Suna auf dieses plötzliche Bündnis vorbereiten, ohne das Außenstehende davon erfahren würden. „Welche Garantie habe ich, das Ihr uns nicht in eine Falle lockt, Leader-sama?“ Dies war eine berechtigte Frage, wie die Haruno befand. Der Akatsuki-Leader blieb jedoch ruhig, schien mit dieser Frage bereits gerechnet zu haben und doch noch einmal gründlich darüber nachzudenken, bevor er in die Innenseite seines Mantels griff und eine Schriftrolle zutage beförderte, die er ihr sofort überreichte. Interessierte rollte sie diese auseinander und begutachtete die darin sorgfältig gezeichneten Kanji. Umso mehr sie las, umso erstaunter wurde sie, bevor sie den Kopf wieder hob und ihren Gegenüber überrascht ansah. „Was ist das?“ „Die Absicherung, die Ihr wünschtet. Der Plan zur endgültigen Zerschlagung Akatsukis.“ Er lieferte sich ihr schutzlos aus. Brachte er ihr denn wirklich so großes Vertrauen entgegen, oder war das vielleicht nur ein Spiel? Nein. Seine Worte klangen aufrichtig, genauso wie die seines Vorboten. Itachi war kein Mann, der gerne Spielchen spielte. Scheinbar unterschied er sich darin in keinster Weiße von dessen Leader. Er wirkte viel zu pragmatisch, als das er dieses Schauspiel inszenieren würde. Entschlossen erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und nahm somit Augenhöhe ein, erwiderte seinen bohrenden Blick mit jeglicher Autorität, die sie inne hatte. „Konohagakura no Sato stimmt einem Bündnis mit der Organisation Akatsuki zu. Allerdings…“ „Itachi hat mich bereits über Eure Forderung in Kenntnis gesetzt.“ Nickend verstaute sie die Schriftrolle in einem Fach des Schreibtischs. Später würde sie sich einer geeigneteren Unterbringen widmen müssen, nicht das dieses Schriftstück irgendwann in feindlich gesinnte Hände fallen würde. Diesem Vertrauensbruch würde sie nicht Stand halten können. Die Allianz zu Akatsuki war derzeit ihr sicherster Hafen. „Gibt es sonst noch etwas?“ Reglos blickte seine flimmernde Silhouette ihr entgegen, und doch bildete sie sich ein so etwas wie…Reue...in seinem Blick aufflammen zu sehen. Innerlich schüttelte sie den Kopf, während sie sich äußerlich nichts von ihrem Disput anmerken ließ. Es gab sicherlich einiges, das die Mitglieder und allem voran der offizielle Leader der Akatsuki zu bereuen hätten, doch ob sie sich dessen selber bewusst waren. Fanden sie ihr vorangeschrittenes Handeln nicht viel eher als...angebracht? Oder ging es dabei vielleicht gar nicht um... „Kumogakure ist nicht länger sicher. Ihr solltet davon absehen, Eure engsten Vertrauten zu schicken und sie stattdessen an anderer Stelle Posten beziehen lassen.“ Woher…? Natürlich. Ihr Informant. Wie hätte sie diesen vergessen können? Mit einem knappen Nicken gab Sakura ihm zu verstehen, das sie verstanden hatte, bevor sich die Schatten-Gestalt vor ihren Augen plötzlich auflöste. Damit war es nun wohl sicher. Ein Krieg war unumgänglich. Kapitel 2: ----------- Eine Woche war es nun schon her, sieben Tage an der Zahl. Und doch hatte sich nicht geändert. Noch immer ging jeden Morgen die Sonne auf, um am Abend wieder hinter den Bergen zu verschwinden. Genauso, wie jede Nacht die Grillen zirpten, um die Stille der Dunkelheit zu zerbrechen und die sich nächtlich einschleichenden Schatten zu verjagen. Nichts zeugte davon, was sie bald schon erwarten würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit. „Hokage-sama?“ Aufmerksam blickte sie wieder auf, sah dabei der Reihe um in die Gesichter des Rates, welchen sie einberufen hatte. Unter ihnen – gleich ihr gegenüber am Ende der langen Tafel – hatte sich sogar der Kazekage eingefunden. An seiner Seite seine beiden Geschwister. Temari und Kankuro. Beide wirkten sichtlich angespannt, so wie jeder von ihnen. So, wie auch sie selbst. Die ganze Situation zerrte jäh an ihren Nerven. „Seid Ihr sicher, das man Akatsuki trauen kann? Sie haben nicht nur einmal versucht Konoha zu vernichten. Und bald hätten sie dies sogar geschafft. Ihr müsstet am besten wissen, das...“ Mit einer unwirschen Handbewegung brachte sie den älteren Mann zu ihrer Rechten zum schweigen. Homaru Mitokado. Er war bereits schon ein enger Vertrauter des dritten Hokagen gewesen, weswegen sie seine Anwesenheit auch sehr zu schätzen wusste. Sicherlich hatte er einen sehr verbohrten Standpunkt, wenn man es denn so nennen konnte, trotzdem hatte er nicht ganz Unrecht. Akatsuki war ein Feind. Ein dunkler Fleck, den man besser gestern als heute ausmerzte. Sie waren in den letzten Jahren für viel Leid verantwortlich gewesen und noch mehr Leben hatten sie beendet. Dennoch besagte nicht auch ein altes Sprichwort: »Der Feind meines Feindes sei mein Freund.«? Und waren nicht auch Akatsuki die Feinde Madaras und Orochimarus? Da letzter nun nicht mehr unter den Lebenden verweilte, galt es also nur noch den totgeglaubten Uchiha zu bezwingen. Ein Unterfangen, welches ihnen sicherlich einiges abverlangen würde. Vor allem, wenn dieser es wirklich schaffen sollte, Sasuke Uchiha auf seine Seite zu ziehen. Unnachgiebig erwiderte Sakura den durchdringenden Blick türkisfarbener Augen, der unentwegt auf ihr lastete. „Was meint Ihr dazu, ehrenwerter Kazekage?“ Sie glaubte einen nachdenklichen Schatten über dessen Gesichtszüge huschen zu sehen, der allerdings genauso schnell wieder verschwand, wie er gekommen war. Ansonsten blieb er regungslos, seine Arme waren weiterhin abweisend vor seiner Brust verschränkt, fast so als würde ihn all das gar nichts angehen. Als wäre es ihm egal, wie es um Konoha stand, solange es ihn nicht selber betraf. Doch Sakura wusste es besser. Er machte sie ebenso Sorgen. Immerhin hatte er in diesem Dorf Freunde gefunden. Etwas, das er vor der Begegnung mit Naruto nie für möglich gehalten hatte. „Ich vertraue auf dein Urteilsvermögen.“ Mehr sagte er nicht und doch nahm er ihr damit einen Teil ihrer Anspannung, sodass sie die nicht vorhandene Höflichkeitsform einfach ausblendete. Es störte sie selber, so indirekt mit einem Freund sprechen zu müssen. Denn nicht anderes waren sie ebenso in der ganzen Zeit geworden. Freunde. Ein kleines Lächeln zuckte über ihre Mundwinkel, ehe sie ihm einen dankbaren Blick zukommen ließ. Bewegungslos verharrte Sakura auf der Aussichtsplattform des Hokage-Turms, während der laue Wind mit ihren lang gewordenen Haaren spielte und sie den Blick abwesend über das Dorf wandern ließ. Kaum ein Mensch fand sich mehr auf den sonst so belebten Straßen ein. Nur hie und da erkannte sie ein paar vereinzelte Lebewesen, seien dies Katzen, die einfach nur herum streunten oder Jonin, die ihre auf ihren Rundgängen nach allerlei Gefahrenquellen Ausschau hielten. Die restlichen Bürger schliefen sicherlich bereits in ihren Betten und bekamen von all dem nichts mit. Immerhin war es bereits schon weit nach Mitternacht. Vielleicht ging auch die Sonne bald schon wieder auf. Sakura hatte ihr Zeitgefühl längst schon vollkommen verloren. An Schlaf war auch diese Nacht wieder nicht zu denken. Dabei sollte sie es eigentlich besser wissen. Langsam fing ihr Körper an zu rebellieren. Eine Tatsache, die sie einfach ausblendete. „Es ist ruhig.“ Sie wandte sich nicht um, als sie die sonore Stimme direkt neben sich vernahm, hatte sie doch seine Anwesenheit längst schon verspürt. Jedoch auch nur, weil er es wahrscheinlich so wollte. Im Gegensatz zu Naruto, wusste er durchaus seine Signatur zu unterdrücken. Etwas, das vielen seiner Feinde schon teuer zu stehen gekommen war. „Denkst du wirklich, das ich die richtige Entscheidung getroffen habe?“ Langsam überkamen sie Zweifel, trotz dessen, was der Akatsuki-Leader ihr übergeben hatte. Im Endeffekt waren sie noch immer viel zu stark, als das sie deren Kräfte einfach auf die leichter Schulter nehmen konnten. Vielleicht kannten sie nun deren Schwächen, aber… Aber kannten sie nicht auch die ihren? „Wenn du dir selbst im Weg stehst, wie kannst du dann von anderen erwarten, das sie einen Schritt beiseite gehen?“ Überrascht sah sie ihn nun aus dem Augenwinkel an, sah wie er nun seinerseits seinen Blick über das Dorf gleiten ließ und wie sich sein kurzes Haar im Wind wog, dieses erschienen ließ wie eine Feuerbrunst. Ein leichtes Lächeln glitt über ihre Lippen. Wahrscheinlich hatte er Recht. Sie musste sich selber vertrauen, durfte sich in diesem Bezug keinerlei Schwäche erlauben. Wie sollte man auch zu ihr aufblicken können, wenn sie ihren Blick gesenkt hielt? „Danke, Gaara.“ Knapp nickte er in eine unbestimmte Richtung, bevor er sich einfach in einen Sandwirbel auflöste und verschwand. Einzig ein kleiner verbliebener Rest des Sandes war Zeuge dessen, das er bis eben noch an ihrer Seite gewesen war. Und mit seinem Verschwinden kehrte ihre Hoffnung zurück. Mittlerweile hatte sie sich wieder in ihrem Büro eingefunden und studierte gedankenverloren die vor ihr liegende Schriftrolle. Es war ein Missions-Bericht, welcher ihr kürzlich zugesandt wurde. Dabei ging es um einen Routine-Auftrag. Banditen, die plündernd und brandschatzend von Dorf zu Dorf zogen, die Ninja-Dörfer dabei jedoch verschonten. Wahrscheinlich um auf keine Gegenwehr zu stoßen. Sofort wurden Shinobi ausgesandt, um diese an ihrem weiteren Vorgehen zu hindern. Immerhin standen auch die einfachen Bauerndörfer des Feuerreichs unter dessen Schutz. Wie in dem Bericht erläutert, sollte es dabei zu keinerlei Komplikationen gekommen sein und dennoch… Irgendetwas schien faul an dieser Angelegenheit. Wenn Sakura sich recht entsann, hatte sie drei ausgebildete Jonin und einen Medic-Nin zur Sicherheit geschickt. Drei von ihnen kamen zurück. Nirgendwo stand etwas von einer vierten Person. Hatte sie sich am Ende vielleicht geirrt? Machte sich nun der Schlafmangel bemerkbar? Sofort schüttelte sie den Kopf. Sie war sich doch so sicher gewesen. Was ging hier nur vor sich? Ein Klopfen an der Tür durchbrach sofort ihre Gedankengänge. Verwundert schaute sie auf, forderte den Besucher zum Eintreten, was dieser auch sogleich in die Tat umsetzte. Die Überraschung schien ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, als sie Temari und Shikamaru erkannte. Was wollten denn die Beiden um diese Zeit von ihr? „Entschuldigt die Störung, Hokage-sama.“ Höflich verbeugte sich die blonde junge Frau vor ihr, was ihr der Nara sichtlich widerwillig sofort gleichtat. Schmunzelnd erhob sich Sakura von ihrem Stuhl und ging um den Schreibtisch herum, um sich schließlich an diesen zu lehnen und den Beiden somit direkt gegenüber zu stehen. „Was kann ich für euch tun?“ Kurz warf Temari einen Seitenblick auf den Braunhaarigen, bevor sie sich wieder ihr zuwandte und sofort zu sprechen begann. „Soeben kam eine Nachricht per Falke aus Suna. Man hat Sasuke Uchiha ganz in der Nähe gesichtet. Aus diesem Grund werde ich vorzeitig aufbrechen und...“ Mit einem verstehenden Nicken unterbrach sie die weiteren Ausführungen. Jetzt verstand sie auch, weshalb Shikamaru diesem Treffen beiwohnte. Er wollte sie begleiten. Oder war es gar ihre Bitte gewesen? Eigentlich spielte es keine Rolle. Sakura hatte ihre Entscheidung längst getroffen. „Sasuke Uchiha ist längst weiter gezogen. Er ist auf dem Weg in Richtung Norden.“ Erschrocken zuckte nun nicht nur die Haruno zusammen, auch ihre zwei Besuchern erging es ähnlich, bevor die Beiden sich sofort in Kampfstellung begaben, welche sich nur noch intensivierte, als ein Geschöpf vor ihnen regelrecht aus dem Boden spross. Das musste dann wohl genannter Spion sein, von dem der Akatsuki-Leader gesprochen hatte. Zumindest trug er einen Organisations-typischen Mantel. „Norden? Was liegt dort?“ Langsam entspannte sich Shikamaru wieder und auch Temari band sich zögerlich den Fächer wieder auf ihren Rücken. Wenn Sakura so vertraut mit ihm sprach, dann schien keine derzeitige Gefahr von ihm auszugehen. Hoffentlich irrte sie sich nicht. Immerhin war es noch immer ein befremdliches Gefühl, Akatsuki nun als Vertraute zu sehen. „Wir vermuten, das er eines der älteren Verstecke von Orochimaru aufsucht. Wenn dem so ist, dürfte er dieses in etwa zwei Tagen erreicht haben.“ Ein Unterschlupf von Orochimaru? Was wollte Sasuke dort? Nachdenklich zog Sakura die Stirn kraus, während sie sich erneut die Frage stellte, was Tsunande nun wohl tun würde. Abwarten? Einen Trupp schicken? Dann besann sie sich jedoch auf das Gespräch, welches sie erst kürzlich mit Kakashi geführt hatte. Er hatte gleich am nächsten Tag Pakkun los geschickt. Hoffentlich wurde er noch nicht entdeckt. „Hab vielen Dank. Diese Informationen waren äußerst hilfreich.“ Mit geneigten Kopf sah sie das Wesen vor sich an. Wie war sein Name? Ob sie ihn danach befragen sollte. Bevor sie diesen Gedanken jedoch in die Tat umsetzen konnte, versank er wieder mit dem Boden, aus dem er gekommen war. Irritiert schüttelte Sakura kurz den Kopf, bevor sie sich wieder den zwei Jonin zuwandte, die noch immer in ihrem Büro verweilten. „Solltet ihr immer noch den Wunsch hegen nach Sunagakure zu gehen, so habt ihr meine Zustimmung.“ Mit einem dankbaren Nicken verbeugte sich Temari erneut vor ihr und trat schließlich den Rückzug an, während Shikamaru ihr kurz hinter her sah, sich dann aber wieder ihr zuwandte. Er wirkte plötzlich erstaunlich ernst. Viel ernster noch, als er schon die ganze Zeit über war. „Ich bin kürzlich Naruto begegnet…“ Seufzend wandte die Rosa-haarige ihm den Rücken zu und ging einige Schritte, um sich vor die gigantische Fensterfront zu stellen, von der aus sie ebenso einen fantastischen Blick auf das Dorf hatte. Es beruhigte sie auf ungeahnte Weiße. Die Menschen. Der ganze Trubel. Alle schienen so unbekümmert, auch wenn sie wusste, das der Schein trog. Seit dem letzten Krieg war nichts mehr, wie es einst mal war. Und ihre Aufgabe war es nun dafür Sorge zu tragen, das sich alles wieder dem Guten zuwandte. Eine Aufgabe, die ihr mehr abverlangte, als sie einst geglaubt hatte. „Naruto wird die richtige Entscheidung treffen.“ „Das wage ich nicht anzuzweifeln.“ Leise, gar schon lautlos, trat der Nara neben sie und blickte ebenso auf die belebten Straßen hinab. Was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. „Er hat mir von eurem Gespräch erzählt. Es scheint ihn sehr mitgenommen zu haben. Meinst du nicht auch, das du etwas Nachsicht mit ihm haben solltest? Er hat schon einmal seine Familie verloren. Ein weiteres Mal würde er wahrscheinlich nicht verkraften.“ Erneut seufzend schloss sie die Augen und lehnte ihre Stirn gegen das angenehm kühle Fensterglas. Sie wusste, das er Recht hatte. Nach außen hin gab sich Naruto vielleicht stark und kompensierte dies ebenso mit körperlicher Stärke, die er sich all die letzten Jahre hart antrainiert hatte, aber innerlich... Innerlich war er noch immer der kleine verlassene Junge, der binnen eines Augenaufschlags alles verloren hatte. Genauso wie Sasuke. War es das, was ihre beiden männlichen Teamkollegen miteinander verband? Nicht zum ersten Mal stellte sie sich diese Frage. „Was schlägst du mir vor?“ „Lass ihn ziehen.“ Erschrocken keuchte Sakura auf, bevor sie Shikamaru genauso aus geweiteten Augen ansah. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen. Doch alles was sie auf ihre Reaktion erhielt, was ein knappes Schulter zucken. „Die Entscheidung liegt ganz bei Euch, Hokage-sama.“ Damit steckte er sich die Hände in die Hosentaschen und schlenderte auch schon gemütlich aus dem Raum, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden. Nachdenklich blickte sie ihm hinterher. Ihn ziehen lassen… Was sollte sie nur tun? Kapitel 3: ----------- Antoine de Saint-Exupéry sagte einst: »Um klar zu sehen reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung.« Und genau das tat Sakura. Das und nichts anderes, in den letzten Stunden, in denen sie nun doch erwogen hatte, etwas zur Ruhe zu kommen. Jedoch nicht im herkömmlichen Sinne. Statt in ihrem Bett zu liegen, nach dem sie sich mittlerweile so sehr sehnte, saß sie noch immer an ihrem Schreibtisch und hatte die Arme auf diesem verschränkt, auf denen sie schließlich ihren Kopf gebettet hatte. Nicht nur das diese Position nicht gerade Rücken-freundlich war, auch ihr Kopf drohte bereits zu zerbersten. Was sollte sie nur tun? Immer und immer wieder stellte sie sich dieselbe Frage, doch eine Antwort schien ihr ferner als je zuvor. Sie hatte Angst. Ja, sie gab es ganz offen zu. Sie fürchtete sich regelrecht davor, Narutos Wunsch entgegen zu kommen. Nicht, das sie an dessen Treue zweifelte, aber… Was war, wenn er sich letztendlich doch für Sasuke entscheiden würde - für seinen Bruder? Nein. Sie schüttelte so gut wie möglich den Kopf, sodass ihr noch mehrere der rosa Strähnen ins Gesicht fielen. Naruto würde nie sein Dorf verraten, ganz gleich was auch geschehen möge. Er war Konoha stets treu ergeben. Wie konnte sie auch nur wagen, solch einen Gedanken entflammen zu lassen? Dennoch war es nicht nur dieser Gedanke, welcher ihr Sorge bereitete. Sie wollte einfach nicht, das ihm etwas geschah. Sasuke Uchiha war unberechenbar. Damals schnitten die Beiden verhältnismäßig gleich ab, was ihre Kräfte betraf. Damals… Mittlerweile konnte sie weder den einen, noch den anderen mehr einschätzen. War der blonde Chaot dem Uchiha überhaupt gewachsen? Konnte sie Naruto wirklich so ins offene Messer laufen lassen? Sie seufzte, während sie ihren Kopf langsam wieder anhob und sich müde über das Gesicht fuhr, dabei deutlich die eingefallenen Wangenknochen spürte. Wann hatte sie eigentlich zuletzt etwas gegessen? Doch auch diese Frage rückte in den Hintergrund, als plötzlich Kakashi vor ihr erschien. Eine Hand hatte er locker in der Hosentasche vergraben, während er die andere Hand zum Gruß erhoben hatte. Fragend lüpfte Sakura eine Augenbraue. „Du siehst abgespannt aus.“ Genauso, wie sie sich auch fühlte. Trotzdem beschloss sie nicht näher auf die klare Provokation einzugehen. Ihre Nerven lagen ohnehin bereits blank, da brauchte sie nicht auch noch die väterlichen Mahnungen ihres alten Senseis. „Was kann ich für dich tun?“ „Temari und Shikamaru sind soeben nach Sunagakure aufgebrochen.“ Sie nickte als Zeichen dafür, das sie verstanden hatte. Jedoch wusste sie zugleich, das er sie nicht nur deshalb aufgesucht hatte. Kakashi war kein Dienstbote und sie bezweifelte doch sehr, das er sich selbst in dieser Stellung sah. „Außerdem hat man Akasuna no Sasori und seinen Partner an der westlichen Grenze zu Sunagakure gesichtet.“ Müde winkte die Haruno ab. Temari würde sich sicherlich darum kümmern, sobald sie da war. Ein Gedanke, den sie auch sofort laut aussprach. Wahrscheinlich wurden die beiden Mitglieder dahin gesandt, um ebenfalls der Spur des jüngeren Uchiha nachzugehen, obwohl sie doch eigentlich wussten, das er längst weitergezogen war. Jedoch war dies derzeit ihre kleinste Sorge. Akatsuki würde schon wissen, was sie taten. „Würdest du bitte Naruto zu mir schicken.“ Kakashi warf ihr sofort einen abschätzenden Blick zu, wusste er doch sofort, weswegen sie das Gespräch mit ihm aufsuchen wollte. Als Sensei fiel es ihm nicht schwer, seine ehemaligen Schüler zu durchschauen, auch wenn diese oftmals das Gegenteil annahmen. „Bist du dir sicher?“ „Bleibt mir denn eine andere Wahl?“ Standhaft erwiderte sie seinen noch immer bestehenden Blick, bevor er plötzlich in einer Rauchwolke verpuffte, um ihrem Wunsch nachzukommen. Ihr letzter Gedanke: Hoffentlich begehe ich keinen Fehler. Es war die Stille, die sich wie unsichtbarer Nebel durch den ganzen Raum zog. Es war die Stille, die so unendlich laut in den Köpfen der darin befindlichen Personen widerhallte. Es war die Stille, die Sakura die Luft zum atmen raubte, während sie Narutos durchdringenden Blick förmlich auf sich lasten spüren konnte. Sehen konnte sie diesen nicht, hatte sie ihm doch den Rücken zugewandt, um erneut an der Fensterfront zu verharren und einen Blick auf das belebte Dorf zu erhaschen. „Ich habe gelogen, Naruto.“ Langsam drehte sie sich zu ihm um und konnte deutlich die Verwunderung sehen, die sich in seinen Gesichtszügen gebildet hatte. Fast hätte sie darüber geschmunzelt, doch zu solch einer Regung fehlte ihr momentan jegliche Kraft. „Damals als ich sagte, das...“ Sie brach ab und senkte demütig ihren Blick. Ihr ganzes Erscheinungsbild brach plötzlich in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, welches von einem Windstoß erfasst wurde. Und damit kam ihr auch wieder ein Aphorismus in denn Sinn, welchen sie einst mal irgendwo aufgeschnappt hatte. Manchmal waren Worte wie Glasscherben im Mund. Schwieg man, so tat es weh, doch wenn man schließlich sprach, dann begann es zu bluten. Dennoch, oder gerade deswegen, durfte sie nun keinen Rückzieher machen. Ihre Entscheidung war doch längst gefallen. Was hielt sie also noch zurück? „Sakura?“ Zögerlich sah sie wieder auf. Er war näher gekommen. Einen Schritt, höchstens zwei. Auch ihn hatte mittlerweile eine gewisse Unruhe erfasst. Sie erkannte es an seinen Augen, deren starrer Ausdruck gewichen war und ebenso an seiner Körperhaltung, die sich sichtlich verspannt hatte. „Du hattest Recht. Ich mag zwar jetzt die Hokage sein, aber das schließt nicht aus, das wir noch immer Freunde sind. Und als solche möchte ich, das du gehst. Wähle deinen eigenen Weg, Naruto. Ich kann dich nicht länger beschützen, das konnte ich nie.“ „Heißt das...?“ Knapp nickte sie ihm zu. Es auszusprechen fiel ihr zu schwer, als das sie es in Erwägung ziehen könnte. Dennoch schien ihr bester Freund zu verstehen. Ein breites Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen, welches dem Sturm, der sich in seinem Inneren gebildet hatte, in nichts nachstand. Dann wurde er jedoch wieder ernst. Viel zu schnell war der Augenblick vorüber, den Sakura gänzlich auskosten wollte. Endlich hatte sie wieder so etwas wie Freude in Narutos strahlend blauen Irden ausmachen können. Eine Empfindung, die sie längst schon verloren glaubte. „Am liebsten würde ich dir nun sagen, dass du dir keine Sorgen machen brauchst und das ich ihn zurück bringen werde, aber… Ich habe in letzter Zeit viel nach gedacht. Über deine Worte und die ganze Situation an sich. Es war falsch gewesen, dich zu verurteilen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“ Sie versuchte ihm reinzureden, ihm zu sagen, das sie es verstand und er sich keinerlei Schuld zusprechen musste, doch mit einem einzigen Blick erstickte er ihr Vorhaben im Keim. „Du hast stets im Sinne des Dorfes gehandelt, das ist mir nun bewusst geworden. Trotzdem werde ich mir deine Zustimmung zu eigen machen und Konoha verlassen. Mir ist bewusst, das ich es nicht schaffen werde Sasuke zur Vernunft zu bringen, aber vielleicht kann ich ihn wenigstens aufhalten und somit Schlimmeres verhindern. Vertrau mir, Sakura. Das ist alles, was ich mir jetzt noch von dir wünsche.“ Eine einzelne Träne hatte sich während seiner Ansprache aus ihrem Augenwinkel gelöst und perlte nun ungehindert über ihre Wange, von wo aus die auf den Boden tropfte und dort in tausend Teile zersprang. Sie hatte sich geirrt. Naruto war längst schon kein kleines Kind mehr. Er war erwachsen geworden. Und endlich begriff sie auch was mit dem »Wechsel der Blickrichtungen« gemeint war. Sie war ja so blind gewesen. „Versprich mir, das du zurück kommen wirst.“ Schnell hatte er den Abstand zwischen ihnen überwunden und Sakura fest in seine Arme geschlossen. Wie konnte sie ihm nur solch eine Forderung stellen? Natürlich würde er zurück kommen. Nichts und Niemand würde ihn davon abhalten können! „Danke, Sakura-chan.“ Und plötzlich schien alles vergessen, wie als hätte der Streit, der sie entzweite, nie existiert. Verletzende Worte konnten wahrlich nur schwer wieder zurück genommen werden, bildeten sich deren Wunden doch tief unter der Haut, drangen oftmals sogar bis in das Herz vor. Es schmerzte, mehr noch als körperliche Wunden es je könnten. Und entstanden auf der Haut Narben, so bildeten sich tief im Inneren Risse, die, wenn sie einmal entstanden waren, nie wieder gänzlich heilen würden. Doch Sakura war sich ab diesem Moment, in dem sie einfach nur an Narutos Brust gedrückt wurde, sicher, dass man auch deren Schmerzen Linderung verschaffen konnte. Manchmal bedurfte es dafür nur Zeit, Vertrauen und allem voran Liebe. Sie lächelte, als sie sich langsam wieder von ihm löste. Die ersten beiden Dinge würde ihm zukünftig bedenkenlos geben können. Liebe hingegen… - Ihr Schmunzeln vertiefte sich ein wenig. - Auch er würde ihr eines Tages begegnen, vielleicht sogar in Form einer gewissen blau-haarigen Kunoichi. „Nun geh. Bevor ich es mir anders überlege.“ Gespielt streng sah sie den blonden Chaoten an, was diesen grinsend salutieren ließ, bevor er, wie Kakashi zuvor, in einer Rauchwolke verpuffte. Seufzend verweilte sie kurz noch an Ort und Stelle, ehe sie wieder zu ihrem Schreibtisch zurück kehrte und sich auf den dahinter befindlichen Sessel sinken ließ. Viel Glück, Naruto-kun. Kapitel 4: ----------- Ein Sturm zog auf. Ein Sturm, der drohte alles zu zerreißen, was sich ihm in den Weg stellte. Und mit in dessen Zentrum verharrte eine junge Frau – eine stolze Kunoichi. Sakura Haruno. Die Kirschblüte Konohas. Ihr rosarotes Haar wallte unruhig, von dem starken Wind getrieben, in der Luft umher. Ihre apfelgrünen Augen waren, ihrer angespannten Haltung entgegen gesetzt, ruhig – gar schon ausdruckslos – geradeaus gerichtet. Sie fokussierten eine Person, die ihrer ausstehenden Monotonie in nichts nachstand. Sasuke Uchiha. Ein schaler Geschmack bildete sich in ihrer Mundhöhle. Viel zu lange hatte sie nun schon nicht mehr an den vorletzten verbliebenen Uchiha gedacht. Und nun stand er ihr einfach gegenüber, als wären die letzten Jahre nie gewesen. Krampfhaft versuchte sie das aufsteigende Zucken ihr geballten Faust zu unterbinden. Aussichtslos. Ein Ruck ging durch ihren Körper, als er sich einen Schritt näher wagte. „Komm nicht näher.“ Grollend hatte sie ihm diese Worte entgegen gezischt und war ebenso verwundert, wie wahrscheinlich Sasuke selber, als er ihrem Befehl ohne Wiederworte Folge leistete. Nur am Rande bemerkte sie, wie sich nun auch Naruto bei ihnen eingefunden hatte und keuchend neben ihr zum Stillstand kam. Jegliches Zeitgefühl schien auf einmal verloren. Wie lange standen sie hier schon? Es fühlte sich an wie Stunden, dabei durften erst wenige Minuten vorüber gezogen sein. Die dicke graue Wolkenmasse, die sich über ihren Köpfen gebildet hatte, nahm stetig zu. Der zunehmende Orkan zerrte unnachgiebig in ihren Körpern, versuchte diese in eine unbestimmte Richtung zu drängen. Keiner von ihnen schien sich daran zu stören. Erst als die ersten Regentropfen einsetzten, löste sich Sakura aus ihrer Starre. „Was willst du hier, Uchiha?“ Seinen Namen spie sie ihm voller Abscheu entgegen, woraufhin dieser nur eine seiner wohlgeformten Augenbrauen lüpfte. So viel Temperament hatte er ihr wohl nicht zugetraut. Nicht ihm gegenüber. Sie liebte ihn doch, wollte ihn zurück haben. Ein zynisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Die Zeit heilte alle Wunden, so sagte man doch bekanntlich. Sakura konnte darüber nur den Kopf schütteln. Nein, die Zeit heilte keine Wunden. Man gewöhnte sich höchstens an den Schmerz und lernte mit diesem umzugehen. Ihr Schmerz hatte sie nur stärker gemacht. Unabhängiger von jeglichen Gefühlen. Team 7 gab es nicht mehr und Sasuke Uchiha war nur noch ein Schatten ihrer Vergangenheit. „Ich werde Konoha vernichten.“ Worte so monoton, als würde er den täglichen Wetterbericht ankündigen. Worte, die etwas in ihr bersten ließen. Diesmal hielt sie sich nicht zurück, gestatte ihrem Körper eigenhändig zu handeln, als dieser förmlich auf den Uchiha zu preschte und ihr Faust gleich darauf mit dessen makellosen Gesicht kollidierte. Sie grinste, als der Kage Bushin verpuffte. Damit hatte sie längst schon gerechnet. Nun schien auch wieder Leben in Naruto zu kommen, der sich nach allen Seiten umsah, um Sasukes Spur wieder aufzunehmen. Gleich darauf machte er einen hektischen Satz beiseite, bevor auch schon ein Blitzeinschlag feine Risse in die Erdoberfläche zog. Der, den er einmal einen Bruder nannte, meinte es also wirklich ernst. Schön. Dann würde auch er sich nicht länger zurück halten. Sofort schuf er nun seinerseits die ersten Schattendoppelgänger. Zuckend öffneten sich Sakuras Lider, als sie aus ihrem Traum erwachte und müde gegen die einfallenden Sonnenstrahlen anblinzelte. Ein Traum… Nein, es war eher eine Erinnerung. Längst verloren geglaubt, war sie doch tief vergraben unter den unendlichen Schichten all des Leides, welches sich über die Jahre in ihr aufgestaut hatte. Schwerfällig setzte sie sich auf, während sie die Bettdecke zur Seite schob und ihre Beine aus dem Bett schwang. Sie hatte es einfach vergessen. Seine Drohung, die er bereits schon so oft geäußert und doch nie wahr gemacht hatte. Damals empfand sie es noch als eine lästige Nichtigkeit. Sie glaubte, er würde irgendwann zur Besinnung kommen. Ein fataler Irrtum, wie sich nun heraus gestellt hatte. Ein Gähnen unterdrückend stand sie nun gänzlich auf, nachdem sie einen kurzen Blick auf die Digitalanzeige ihres Weckers geworfen hatte. Es war bereits kurz nach um fünf. In knapp zwei Stunden würde eine wichtige Versammlung statt finden. Bis dahin galt es noch einige wichtige Dinge zu erledigen. Und so ging sie auch zügig ihrer morgendlichen Routine nach, ehe sie sich in Richtung des Krankenhauses begab. Dort hoffe sie einige Ungereimtheiten aus dem Weg schaffen zu können. Tsunade hatte ihr, kurz nach ihrer Abdankung, eine streng vertrauliche Information zukommen lassen. Die geheime Bibliothek, wenn man es denn so nennen wollte. Darin befanden sie all jene Akten, die seit jeher unter Verschluss gehalten wurden. So zum Beispiel, die des Uchiha-Clans. Schon lange hatte sie mit dem Gedanken spielt einen Blick zu riskieren und jetzt wollte sie endlich Taten folgen lassen. Sie brauchte einfach Gewissheit, wollte nicht länger im Dunklen tappen, darüber was einst geschah. Vielleicht...ja, vielleicht würde sie dann sogar besser verstehen. Tief atmete sie durch, während sie den unterirdischen Gängen folgte. Kaum einer wusste von deren Existenz, die Ältesten davon ausgenommen. Sakura war sich sicher, das sie ihr Verhalten nicht gutheißen würden. Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen. Koharu Utatane hatte ihr diesen Rat einst mit auf den Weg gegeben, als bei einer Ratssitzung dieses Thema angeschnitten hatte. Niemand war gewillt, mehr dazu Preis zu geben. Es war nur selbstverständlich, das die nun diesbezüglich selber recherchierte. Vor einer alten, dicken Stahltür machte sie schließlich Halt. Sie lag gänzlich am Ende des meterlangen, wenig beleuchteten Ganges. Außerdem konnte sie deutlich das Siegel spüren, welches auf dieser lag und den Raum vor ungebetenen Eindringlingen schützen sollte. Es war ein ziemlich alter Schutz. Wahrscheinlich war lange Niemand mehr dort unten gewesen. Bedächtig legte sie eine Hand auf das kalte Stahl. Sofort spürte sie eine unbekannte Macht, die sich auf ihre Handfläche verteilte und ihre Fingerglieder zum kribbeln brachte. Konzentriert schloss die Haruno ihre Augen, ließ etwas Chakra in ihre Hand fließen und lauschte andächtig in die Stille, bis ein leises Knacken zu vernehmen war. Es hatte also geklappt. Ein zufriedenes Lächeln zuckte kurzzeitig über ihre Lippen, welches genauso schnell wieder verschwand, wie es über sie gekommen war. Ohne weitere Umschweife nahm sie sich eine, an den Wänden befestigte Fackel und betrat mit dieser sogleich den abgedunkelten Raum. Überall türmten meterhohe Regale mit etlichen Schriftrollen und Büchern beladen, auf denen sich eine dicke Staubschicht abgesetzt hatte. Gegenüber der Tür, in dessen Rahmen sie noch immer verweilte, stand außerdem noch ein kleiner Tisch samt Stuhl. Beides aus morschem Holz, sodass sie sich unweigerlich die Frage stellte, ob das alte Mobiliar überhaupt noch einem Gewicht standhalten konnte. Kopfschüttelnd sah sie sich weiter um und ging schließlich auf eines der überfüllten Regale zu, um dieses mit ihrer Lichtquelle näher untersuchen zu können. Hier und da wischte sie dabei etwas Staub mit der Hand weg – zaghaft nur, befürchtete sie doch, dass das Exposé dabei ebenso zu Staub zerfallen könnte. Seufzend ließ sie von dem Regal ab und wandte sich sogleich dem nächsten zu, wo sie den Vorgang wiederholte, in der Hoffnung in diesem fündig zu werden. So war es dann auch, als sie mehrere zusammengebundene Schriftrollen vorfand, die sofort ihr Interesse auf sich zogen. Zufrieden nahm sie diese an sich und steuerte sogleich den Stuhl an, auf den sie sich vorsichtig sinken ließ. Zwar nahm sie mit Skepsis das leise Knarren war, registrierte jedoch mit Erleichterung, das er wohl nicht gleich zusammen brechen würde. Die Fackel schob sie in die vorhergesehene Halterung, die an der Seite des Tisches angebracht war, ehe sie auf eben diesem die Schriftrollen verteilte und sogleich eine von diesen auseinander rollte. Anbu-Bericht: Itachi Uchiha Sondereinheit: Ne Unter der Führung von Danzou Shimura Datum: 05.04.2000 Verhör abtrünniger Shinobi Hi no Kuni – Konohagakure no Sato Verhör-Raum 3 und 6 Verdächtiger, Takeru Uchiha, angeklagt wegen Spionage und Informationsweitergabe, zeigte sich kontraproduktiv. Laut eigener Aussage, habe der Verdächtige, auf Geheiß des Dorfes gehandelt. Zu näheren Angaben diesbezüglich schwieg er. Verdächtige, Kaname Uchiha, angeklagt aus den selbigen Gründen, zeigte sich weitaus kooperativer gegenüber diverser Verhör-Methoden. Demzufolge wurden sie von Person X aufgesucht. -> Spezifiziert: männlich, blass, schwarzhaarig <- Keine weiteren, brauchbaren Information. Die Verdächtige gab zu Protokoll, das sie geheime Dokumente entwendet und diese jener Person ausgehändigt hatten. Zum Inhalt der Dokumente, machte sie keine näheren Angaben. Beide wurden des Hochverrates für schuldig befunden. Urteil: Todesstrafe Verwirrt las sich Sakura die fein säuberlich geschriebenen Zeilen ein weiteres Mal durch. Sie wusste echt nicht, was sie davon halten sollte. Auch war sie mehr als geschockt darüber, das Itachi seine eigenen Leute verhören musste. Dann gewann jedoch wieder Verwirrung die Oberhand über ihren Geist. Sie hatte bisher nicht gewusst, das es neben den beiden Brüdern auch noch andere Abtrünnige aus dem Clan gab. Und was war mit dieser ominösen Person, von der in dieser Aufzeichnung die Rede war? Mit einem Schlag kehrten ihre Kopfschmerzen zurück. Frustriert stöhnte sie auf, während sie das Schriftstück beiseite legte und sich dem nächsten widmete. Diesmal schien es jedoch kein Bericht zu sein, dafür war es auf den ersten Blick zu förmlich verfasst und auch zu kurz. Vielleicht ein Brief? Mit zusammen gezogenen Augenbrauen, begann sie schließlich auch diesen sorgfältig zu studieren. Datum: 13.08.2000 Ich, Itachi Uchiha, bekenne mich schuldig des Hochverrates an meinem Heimatdorf Konohagakure no Sato. Um meine Kräfteausgleich zu schaffen, habe ich den gesamten Uchiha-Clan vernichtet. Ausgenommen davon, Sasuke Uchiha, da sich dieser derzeit nicht im Anwesen befand. Damit ziehe ich jegliche Konsequenzen für mein Handeln und unterliege der, mir bestimmten, Verbannung zum S-Rang Nuke-Nin. Ungläubig schüttelte Sakura den Kopf. Irgendjemand versuchte sie hier doch eindeutig zum Narren zu halten. Diesen Brief hatte keinesfalls der ältere Uchiha verfasst. Die Handschrift war eine gänzlich andere, wenn auch fast gekonnt nachgemacht, ebenso der Ausdruck, in dem dieses Schreiben verfasst war, wollte so gar nicht mit dem vorherigen Bericht zusammen passen. Das ergab doch alles gar keinen Sinn. „Was geht hier nur vor sich?“ Ob sie jemals eine Antwort auf diese Frage erhalten würde? Zweifelnd packte sie auch dieses Schriftstück beiseite und wollte sich gerade dem letzten widmen, als ihr Blick auf ihre Armbanduhr fiel. Geschockt sprang sie auf, verstaute die drei Schriftrollen schnell in ihrer mitgebrachten Umhängetasche und schnappte sich dann die Fackel, bevor sie den Raum eilig wieder verließ. Es war bereits kurz vor um sieben. In wenigen Minuten würde die Versammlung beginnen. Hoffentlich würde sie diese noch rechtzeitig erreichen. Zu spät kommen machte in dieser Hinsicht keinen besonders guten Eindruck. Kapitel 5: ----------- Ein Weg konnte so unendlich lang sein, wenn man das Ziel nicht kannte. Dieser Gedanke, ging Naruto mehr als nur einmal durch den Kopf, während er seinem erschöpften Körper etwas Ruhe gönnte. Er war nun schon beinahe fünf Tage unterwegs und noch immer hatte er nicht den geringsten Hinweis über den Verbleib seines ehemals besten Freundes. Waren sie das eigentlich je gewesen? Nachdenklich legte er den Kopf in den Nacken und blickte hinauf in den strahlend blauen Himmel, an dem nur vereinzelte Federwolken vorüber zogen. In den Ästen der umstehenden Bäume, konnte man deutlich einige Vögel zwitschern hören, während der Wind leise rauschte und die mit Laub bestückten Zweige zum raschelnd brachte. Auch ein kleiner Bach, der vor seinen Füßen verlief und ebenso leise rauschte, trug zu dieser idyllischen Stimmung bei, die dieser kleinen Lichtung einen unermesslichen Frieden bescherte. Entspannt ließ sich Naruto zurück sinken und wurde sogleich von den hoch gewachsenen Grashalmen in Beschlag genommen, die über seinen Nacken und die unbedeckten Arme kitzelten. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Eigentlich war es ein recht schöner Tag. Wenn dieser nicht von seinem Vorhaben überschattet wäre… „Wie konnte es nur so weit kommen?“ Er blickte auf eine unbestimmte Wolke, wie als könnte diese ihm eine Antworte auf diese Frage geben. Natürlich tat sie das nicht, auch wenn er sich kurzzeitig einbildete eine Bild in dieser aufflackern zu sehen. Eine Erinnerung an vergangene Zeiten. Damals, als er glaubte endlich sein Glück in Team 7 gefunden zu haben. Unbewusst ballten sich seine Hände zu Fäusten. Wie konnte Sasuke sie nur so verraten? Wie konnte er sich nur selber so verraten? Langsam glaubte er nicht mehr, das nur dessen älterer Bruder die Schuld daran trug. Irgendetwas musste doch schließlich Sakura dazu bewogen haben, diesem und den ganzen anderen Akatsuki zu trauen. Sie hatte ihm zwar einiges aus der Unterredung mitgeteilt, die sie mit Itachi geführt hatte, aber sicherlich nicht alles. Stand es ihm überhaupt zu, die ganze Wahrheit zu erfahren? Seufzend rappelte er sich auf. Sakura vertraute ihm. Hätte sie ihn denn sonst ziehen lassen? Wie konnte er also ihre Entscheidungen anzweifeln? Geschickt erhob er sich wieder von seiner derzeitigen Position und knotete sein Stirnband wieder richtig fest, welches sich etwas gelockert hatte. Es wurde Zeit weiterzuziehen. Umso schneller er Sasuke ausfindig machen würde, umso besser. Entschlossen kehrte er seinem Rastplatz den Rücken und sprang gekonnt auf den dicken Ast eines Baumes, um sich erst einmal einen Überblick zur Orientierung verschaffen zu können. „Vier Tagesreisen nach Norden.“ Erschrocken geriet er ins Schwanken und schaffte es nur mit aller Mühe wieder einen festen Stand zu erreichen. Direkt neben ihm war Etwas aus dem Stamm gewachsen. Was dieses Ding war, das vermochte er nicht zu sagen, jedoch wusste er mit Gewissheit, das es zu Akatsuki gehörte. Er war ihm schon mehrere Male kurzzeitig begegnet, auch wenn er da nie sonderlich auf ihn geachtet hatte. Damals hatten sie immerhin noch gegeneinander gekämpft. Ein weiterer Seufzer entrann seiner Kehle. „Nach Norden, sagtest du?“ „Du solltest dich beeilen.“ Damit verschmolz das Wesen wieder mit dem Baum und ließ ihn irritiert zurück. Es war ein merkwürdiges Gefühl einen Feind so nah an sich heran zu lassen, spielten doch seit dessen Auftritt seine Sinne vollkommen verrückt. Mit einem Kopfschütteln rief sich Naruto jedoch wieder zur Besinnung. Mit Akatsuki würde er sich beschäftigen, sobald wieder Ruhe eingekehrt war. Jetzt galt es vorerst andere Prioritäten zu setzen. Nervös knetete Sakura einen Stressball, während sie ihre ganze Konzentration der vor ihr befindlichen Person zukommen ließ, die ihr seelenruhig gegenüber saß und ihren Blick unnachgiebig erwiderte. Tsunade Senju. Ehemalige Hokage und eine der drei legendären Sanin, sowie ihre alte Lehrmeisterin. Sie hatte sich seit ihrem letzten Treffen kein Deut verändert. Oder vielleicht doch. Sie war ruhiger geworden. Zu ruhig, für ihren derzeitigen Geschmack. „Ich verstehe.“ Kurz zuckte Sakura zusammen, hatte sie doch nicht damit gerechnet, das ihr Gegenüber demnächst etwas sagen würde. Schnell gewann sie jedoch wieder an Fassung und legte nun auch den Stressball beiseite. Wie benahm sie sich hier eigentlich? Sie war doch kein Kind mehr. „Weißt du etwas näheres darüber?“ Kurz schien Tsunade nachdenklich, bevor sie entschieden den Kopf schüttelte. „Nicht viel mehr als du wahrscheinlich. Es gibt viele Spekulationen, nichts konkretes. Die Geschehnisse von damals werden auch heute noch stark unter Verschluss gehalten.“ Knapp nickte sie der Blondine zu. Das hatte sie sich bereits gedacht. Trotzdem wurmte es sie. Wie sollte sie denn ein Dorf leiten, wenn sie nicht alle Begebenheiten kannte. Und erst recht bei dieser Vergangenheit, die Konoha aufzuweisen hatte… Wütend nahm Sakura den Stressball erneut an sich, nur um ihn kurz darauf in die hinterste Ecke des Raumes katapultierten zu können. Auch wenn sie am liebsten irgendwas zu Kleinholz geschlagen hätte, so versuchte sie ihr Temperament nach diesem kurzen Ausbruch zu zügeln. Es würde ohnehin nichts bringen...außer einem abgeholzten Wald vielleicht. „Willst du meine Meinung hören, oder willst du dich erst einmal austoben?“ Ein leichtes Grinsen zuckte dabei über Tsunades Mundwinkel. Sie hatte eindeutig auf mehr als nur einer Ebene auf ihre Schülerin abgefärbt. So etwas wie Stolz keimte in ihr auf, als sie sich dieser Tatsache erneut bewusst wurde. Schnell wurde sie jedoch wieder ernst, als Sakura wortlos nickte. „Es gibt meines Wissensstandes nur zwei Personen, die bisher offenkundig reges Interesse am Uchiha-Clan gezeigt haben. Einer von ihnen ist sogar in den Aufzeichnungen vermerkt. Das wiederum führt mich zu der zweiten Partei.“ „Orochimaru.“ Diesmal war es Tsunade, welche diese Vermutung mit einem nicken bestätigte. Frustriert fuhr sich Sakura daraufhin durch die langen Haare. Das ergab doch gar keinen Sinn. Nichts von alle dem. „Meinst du, er hat mit Danzo gemeinsame Sache gemacht?“ „Ich bin mir dessen sogar relativ sicher. Es passt nur zu gut zusammen, auch das er sich schließlich Sasuke angenommen hat, nachdem er wahrscheinlich bei Itachi gescheitert ist.“ Langsam schlichtete sich der Schleier. Danzo und Orochimaru. Eine wahrlich explosive Mischung. Jetzt musste sie eigentlich nur noch heraus finden, welche Dokumente die beiden verurteilten Uchihas der Schlange ausgehändigt hatten. Es musste etwas sein, das Konoha erheblichen Schaden zufügen könnte. Etwas, das Sasuke unbedingt in seinen Besitz bringen wollte. Darum hatte er also das Versteck aufgesucht. Mittlerweile verstand sie es. Seufzend legte Sakura den Kopf in den Nacken. Hoffentlich würde Naruto ihn aufhalten können… „Im übrigen muss ich dir meine Achtung ausdrücken. Akatsuki auf Seiten Konohas. Wer hätte das je für möglich gehalten?“ Ein kurzes Schmunzeln glitt über Sakuras Lippen. Das Leben war doch immer wieder für eine Überraschung gut. „Um ehrlich zu sein wäre es mir im Moment lieber, wenn sie weiterhin unsere Feinde wären und nicht Sasuke. Es würde vieles einfacher machen. Allem voran für Naruto.“ Skeptisch runzelte Tsunade die Stirn, ehe sie ihre ehemalige Schülerin ernst ansah. Diese hingegen blickte abwesend an ihr vorbei, schien sie nicht einmal mehr wahr zu nehmen. Sie litt. Ihre selbst auferlegte Maske zeigte bereits die ersten Risse. Zögerlich griff Tsunade nach der Hand der Rosa-haarigen und hielt diese schließlich fest verschlossen in ihrer. Ein mitleidiger Ausdruck huschte kurzzeitig über ihre bernsteinfarbenen Augen. „Es ist nicht deine Schuld, was geschehen ist.“ Sakura seufzte. Das tat sie oft in letzter Zeit, wie sie nebenbei feststellte. „Ich weiß. Warum fühlt es sich dann aber genauso an?“ Darauf schwieg Tsunade, obwohl sie ganz genau wusste, was Sakura von ihr hören wollte, trotz dessen, das es der Unwahrheit entsprach. Ja, sie war damals zu schwach gewesen den jüngeren Uchiha aufzuhalten und ja, sie hatte sich zu sehr von ihren Gefühlen leiten lassen und dabei fast selber Verrat an Konoha begangen, aber – und das war der Knackpunkt an der Sache – selbst wenn diese Faktoren nicht gewesen wären, und da war sich Tsunade mehr als sicher, hätte sich Sasuke nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Auch von keinem anderen seiner Teamkameraden. Uchihas gehörten schon seit jeher zu der sturen Sorte. „Ich dachte, du hättest mit der Vergangenheit längst schon abgeschlossen. Woher der plötzliche Sinneswandel?“ Demütig senkte die Rosahaarige ihren Blick. Stets musste sie die Contenance bewahren, musste dabei sich selbst und all die anderen Menschen in ihrem Umfeld belügen. War es denn wirklich so verpönt, sich einmal der eigenen Schwäche hinzugeben? Sie war nicht so stark, wie sie sich nach außen hin gab. Die letzten Jahre ließen sich nicht einfach ausradieren. Sie hatten deutlich Spuren hinterlassen. Manchmal – viel zu oft in letzter Zeit – kam ihr all das vor wie ein Traum. In diesem war sie nicht die Hokage. Dort war sie noch immer das kleine Mädchen, welches kaum die Chunin-Auswahlprüfung überstanden hatte. Und plötzlich war sie eine gebrochene Jugendliche, deren erste große Liebe sie auf sie schlimmste Art verlassen hatte. Wenn sie dann kurzzeitig die Augen schloss und sich zur Besinnung rief, stellte sie fest, dass sich seitdem eigentlich nicht wirklich viel geändert hatte. Sie war älter geworden und reifer, aber sie war auch abgestumpfter geworden. Ob ihr deswegen diese Maskerade so leicht fiel? Kopfschüttelnd erwiderte sie wieder den festen Blick Tsunades, der noch immer unnachgiebig auf ihr lastete. „Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“ Wortlos nickte Tsunade ihr zu, was Sakura dazu brachte tief durch zu atmen. Sie hatte keine Furcht um die Reaktion ihrer alten Lehrmeisterin, dennoch ließe sich nicht bestreiten, das sie ein gewisses Maß an Aufregung in ihr breit gemacht hatte. Wie würde Tsunade wohl auf ihre Anfrage reagieren? „Würdest du in Konoha bleiben? Vorerst zumindest.“ Ein schmales Lächeln legte sich auf die Lippen ihrer Vorgängerin. Mit solch einer Bitte hatte sie längst schon gerechnet, wenn auch früher. Endlich suchte Sakura nach Hilfe. Es hatte viel zu lange gedauert. „Sicher, aber denk nicht, das es das für dich leichter machen würde. Die Befehlsgewalt obliegt weiterhin gänzlich bei dir.“ Natürlich. Mit etwas anderem hätte sie auch nicht gerechnet. Dankbar übte Sakura einen leichten Druck auf ihre noch immer miteinander verwobenen Hände aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)