Chihiros Rückkehr ins Zauberland von johanna_mmtz (Die Macht des Drachen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- 1.Kapitel Wieder mal lehnte ich mit gesenktem Kopf an dem großen roten Gebäude. Hier her kam ich oft, vor allem in letzter Zeit, wo die Hänseleien und die Zweifel zugenommen hatten. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Steinwand um mich zu beruhigen. Wie so oft hatte ich mich hier her gerettet, weg von den Menschen die mich nicht verstanden, die mich als kindisch und unreif bezeichneten. Nachdem ich aus dem Zauberland zurück gekehrt war, fiel es mir sehr schwer in meiner neuen Heimat Anschluss zu finden. Zu groß waren die Schmerzen des Verlustes gewesen. Mit jeder einzelnen Faser meines Körpers hatte ich den weißen Drachen vermisst. Noch heute hatten meine Gefühle für ihn kaum nachgelassen, sie waren lediglich von der Realität in den Hintergrund gedrängt worden. Trotzdem verging kaum ein Tag an dem ich nicht an ihn dachte. Dies wirkte sich auch auf meine Leistungen in der Schule und Zuhause aus. Als ich neu in meine Klasse kam, hatte ich viele Verehrer, doch diese merkten schnell dass sie keine Chance hatten bei mir zu landen. Ich fand nur wenige Mitschüler die ich auch noch heute als ,,Freunde‘‘ bezeichnen könnte. Ich trennte mich immer mehr von der realen Welt ab und schuf mir meine eigene heile Welt, in der Haku, Lin und die anderen natürlich ihren Platz gefunden hatten. Nicht selten schlief ich mitten im Unterricht ein, ich bekam nachts wenig Schlaf da Albträume mich plagten. Sie handelten fast immer von dem gleichen. Ich stand auf der weitläufigen grünen Wiese, Wind strich durch das Gras und meine Haare. Obwohl er kalt war, fror ich nicht. Ich hatte wieder meine alte Lachsfarbene Uniform an und wurde von einem plötzlichen Instinkt gepackt. Ich rannte den gesamten Hügel hinauf bis ich keuchend an der Treppe angekommen war. Ich blickte auf und konnte meine Augen nicht mehr von der verwunschenen Stadt abwenden. Selbst als ich eine, mir nur allzu bekannte, Stimme neben mir verächtlich flüstern hörte ,,das alles bist du Schuld, du hast mich alleine gelassen.‘‘ die letzten Worte klangen dabei eher verzweifelt und waren kaum mehr als ein Hauch. Ich wollte mich zu ihm umdrehen, doch ich konnte mich nicht von dem Anblick der Stadt lösen. Mittlerweile war eine seltsame Stille eingekehrt, zumindest bis ich das erste Laute knacken in der Ferne vernahm. Ich wusste was jetzt kam, der schlimmste Teil des Traumes. Ich versuchte abermals mich umzudrehen und weg zu rennen, doch ich bewegte mich um keinen Zentimeter. Langsam vermehrte sich das Ohrenbetäubende knacken und die ersten Häuser fingen an in sich zusammen zufallen. In der Ferne sah ich, wie der große Schornstein des Badehauses in sich zusammen fiel und mit einem lauten *Wrumps* auf dem Boden aufschlug. Ich konnte mir das Ganze nicht erklären. Was sollte ich bitte hiermit zu tun haben? Ich schaute untätig zu, wie auch die letzten Häuser bis zur Unkenntlichkeit zerfielen und auch noch danach starrte ich weiter geschockt auf die riesige Staubwolke die sich über der Stadt gebildet hatte. ,,Chihiro‘‘ , ein leises, zitterndes Flüstern lies mich aus meiner Starre erlösen. Ich drehte mich langsam um und bevor ich mich wundern konnte, warum ich mich plötzlich ohne Probleme bewegte, traf mein Blick auf wunderschöne und doch so traurig wirkende grüne Augen. Seine Schwarzen Harre wehten ihm um den Kopf und schnitten ihm kleine zarte Wunden ins Gesicht. Ich konnte es kaum ertragen ihm in die Augen zu schauen, denn sie wirkten dunkel vor Schmerz. Als ich nach ihm greifen wollte, fasste ich ins Leere. Zu meinem entsetzen musste ich beobachten wie sich kleine Risse auf seiner Haut bildeten, doch im Gegensatz zu den Gebäuden zerfiel er nicht sondern löste sich langsam in weiße Schuppen auf, die sachte davon flogen. ,, Haku‘‘ hauchte ich und stolperte zurück. Doch er war schon beinahe komplett verschwunden, nur sein unverkennbarer Duft hing noch in der Luft. Ich stolperte noch weiter zurück und da ich einfach ein riesiger Tollpatsch war, knickte ich mir beim drehen den Fuß um und viel die Treppe herunter, das letzte was ich sah, waren die weißen Schuppe die vom seichten Wind davon getragen wurden. Diesen Traum hatte ich beinahe jede Nacht, ich schreckte jedes Mal Schweiß überströmt auf und schaffte es selten, danach wieder einzuschlafen. Langsam wärmte sich die Mauer unter meiner Wange auf, Ich hob meine Hand und strich über die tief schwarze Farbe des Tores. Seit ich vor knapp sechs Jahren das Zauberland verlassen hatte, hatte sich das Tor in ein verdammt realistisches Ölgemälde verwandelt. Seit dem hatte es sich nicht wieder geöffnet. Früher habe ich alles in meiner Kraft stehende versucht, hatte es Stunden lang angestarrt und sogar beschimpft jedoch tat sich nichts. Es war als gäbe es kein Leben mehr in dem Gebäude, kein Windhauch erinnerte mehr an die früher da gewesene Ausstrahlung. Eine Träne kullerte über meine Wange, hier war der einzige Ort, an dem ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Ich weiß nicht wie lange ich hier schon saß, als es jedoch anfing zu dämmern, hörte ich aus der Ferne meinen Vater nach mir rufen. Langsam erhob ich mich und begab mich auf den Weg nach Hause. Als ich auf dem großen Feld vor unserem Haus angekommen war, blieb ich stehen und band meine, langen, haselnussbraunen Haare mit meinem Lieblings Haarband zusammen. Ich hatte es immer bei mir, es war jenes Band, das Zeniba mir damals geschenkt hatte, jenes Band was nun wunderschön lila Farben in der Sonne glänzte. Es war wohl der schönste Talisman den ich jemals gesehen hatte. Als ich meinen Vater erneut rufen hörte, machte ich mich weiter auf den Weg nach Hause. Kapitel 2: ----------- 2.Kapitel Ich erwachte viel zu früh am Morgen des nächsten Tages. Die Sonne schien in grauen, fade wirkenden Strahlen durch meine halbgeschlossenen Rollläden. Ich war noch tot müde, keine Ahnung warum ich noch vor der Sonne aufgewacht war. Normalerweise schlief ich an den Wochenenden länger, trotzdem stand ich auf, um ins Bad zu gehen. Ich merkte erst beim aufstehen, dass ich schreckliche Kopfschmerzen im Hinterkopf hatte. Erst wusste ich nicht woher sie kommen könnten, doch dann merkte ich ein kleines, fast sanftes zuppeln in meinen Haaren. Ich eilte ins Bad und verschloss die Türe hinter mir. Eilig wusch ich mir mein Gesicht und machte mich daran, das Band, mit dem ich Gestern wohl eingeschlafen sein musste aus meinen Haaren zu ziehen. Mittlerweile zappelte und wand sich das Ding so sehr, dass es sich nur schwer lösen ließ. Als ich es schließlich in der Hand hielt, zuckte es in regelmäßigem Abstand und kroch wie ein kleiner Wurm auf meiner Hand umher. Was sollte das bloß? Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Mit einem Satz sprang das lebendig gewordene Haarband von meiner Hand auf die Badfliesen und huschte mit einer gleitenden Bewegung unter der Tür durch. Mit hastigen Schritten verfolgte ich den kleinen Racker, da ich logischer Weise neugierig geworden war, es geschah schließlich nicht alle Tage das Haargummis sich verselbständigten. Als das besagte Haarband an unserer Wohnungstür angelangt war, schien er mich mit vorwurfsvollem Blick zum mitkommen auffordern zu wollen. ,,Warte‘‘ ich drehte um und rannte in mein Zimmer, wo ich mich schnell anzog und eine kleine Tasche packte. Ich wusste zwar nicht wo der Wurm hinwollte, da Haarbänder aber normalerweise nicht lebten, hatte ich eine hoffnungsvolle Vorahnung. Ich schrieb meinen Eltern einen kleinen Zettel, in dem ich ihnen mitteilte, dass ich bis zum nächsten Samstag bei einer Freundin übernachten würde. Zum Schluss schrieb ich noch dass ich sie lieb hatte und dass sie sich keine Sorgen machen sollen. Ich legte den Zettel auf den Küchentisch und ging Richtung Türe. Tatsächlich wartete der lila schimmernde Talisman noch an der Haustür und ich wollte ihn gerade auf die Hand heben, als ich hinter mir ein strenges Räuspern hörte. Mist. Mist. Mist. Warum musste meine Mutter denn ausgerechnet heute so früh aufstehen, sonst schlief sie viel länger. ,,Wohin des Weges? ‘‘ fragte mich meine Mutter mit einem gespielten Ausdruck der Überraschung. ,,Äh…Mama‘‘ was Einfallsreicheres konnte mir in diesem Moment ja natürlich nicht einfallen. Ertappt hüpfte ich von einem Fuß auf dem anderen. ,, Ich hab dir einen Zettel hingelegt, hatte ich dir nicht erzählt das ich die nächste Woche bei Yuki sein werde ?‘‘ log ich und hoffte nur, dass meine Mutter mir die Story abkaufen würde. Genervt rollte sie mit den Augen. ,, Hab ich das etwa schon wieder vergessen? Naja egal, komm her, setzt dich, erst mal wird gefrühstückt. Danach kannst du los‘‘ . Wiederwillig setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber meiner Mutter. Sie schob mir die Butter und etwas Reis rüber ,,greif zu‘‘ murmelte sie und schielte dabei über den Rand ihrer Zeitung. Obwohl ich nicht wirklich hunger hatte, aß ich den Reis brav auf und musste dabei die ganze Zeit darauf achten, dass der wild zuckende Wurm in meiner Hand nicht frei kam. Als ich fertig war mit essen, gab ich meiner Mutter einen schnellen Kuss auf die Wange und verschwand samt Tasche und Haarband aus unserem Haus. Da ich vermutete wo der kleine Racker hin wollte und ich ihn in dem hohen Gras des Feldes nicht hätte sehen können, lief ich Schnurrstracks auf das große rote Gebäude zu, dessen Turmspitze aus den Baumkronen in der Ferne hervor lugten. Vor lauter Vorfreude und eile, übersah ich eine Wurzel und lazte mich einmal der Länge nach hin. Ich hatte mir die Knie aufgeschürft, doch das merkte ich kaum, denn ich rannte schon weiter. Erst vor dem großen Tor kam ich zum stehen und blickte es voller Ehrfurcht an. Ich bildete mir ein, dass das Licht am Ende des Tunnels, heller schien als sonst. Und auch der Windzug der das Gebäude einatmen ließ streifte meine Waden. Ich stand nun direkt vor dem schwarzen Tor, an dessen Horizont der Eingang zur Zauberweld zu sehen war. Ich streckte meine Hand aus, doch traf nur auf kalten Stein. ,,Nein‘‘ entfuhr es mir. Wie konnte das sein? Ich spürte den Luftzug, der mir aus dem, direkt vor mir liegendem Tunnel entgegen schlug. Ich stolperte zurück, panisch daran Versuch, mir eine Erklärung darauf zu bilden. Ich setzte mich erschöpft auf die, aus Stein geschlagene, Figur, die direkt vor dem Tunnel platziert war. Ich stützte meinen Kopf auf die Hände und vergaß dabei ganz mein lebendiges Haarband, was nun ächzend versuchte, sich zwischen meiner Hand und meiner Stirn heraus zu winden. Schließlich hatte er es geschafft und ich merkte ein leichtes kitzeln, als es an mir herab auf den Boden kroch. Es machte sich auf den direkten Weg Richtung Tunnel Eingang. ,,Das hat keinen Zweck‘‘ versuchte ich das kleine Etwas zurück zu locken, doch als es nicht hören wollte, stand ich auf um es wieder in meinen Besitz zu bringen. Es war schließlich das einzige, was mich wissen ließ, dass es die Zauberwelt und besonders Haku, wirklich gab. Es war nur noch wenige Zentimeter vom Tunnel entfernt, bevor ich es zu packen bekam. Es zappelte unruhig, schaffte aber nicht, sich zu befreien. Als es mir plötzlich in die Hand biss, wie auch immer dieses Haargummi es bewerkstelligt hatte, Schmiss ich es erschrocken von mir. Es flog geradewegs in den Tunnel hinein und verschwand im dunkel. Ich blickte auf meine Hand, doch bis auf eine kleine Druckstelle war nichts zuseh… . Es dauerte einen Moment bis ich schaltete. Langsam hob ich meinen Kopf und schaute mich um. Das Haarband war nirgends zu entdecken, nirgendwo funkelte es lila. Ich blickte gerade aus in den Tunnel und tatsächlich, da lag es, IM Tunnel und machte den Anschein, als wäre es wieder ein normales Haarband. Soweit man den Talisman aus dem Zauberland, als normal bezeichnen konnte. Ungläubig machte ich einen Schritt auf den Eingang zu und trat, voller Erstaunen über die plötzliche Wendung, in den Gang ein. Kapitel 3: ----------- 3.Kapitel Ich hob das Band auf und legte es an meinem Handgelenk an. Mit zittrigen Beinen durchquerte ich den Tunnel, bis ich in der großen Halle mit den bunten Fenstern angelangt war. Ich atmete noch einmal tief durch und trat hinaus auf die hohe grüne Wiese. Es roch frisch und nach Frühling und in nicht weiter Entfernung konnte ich den kleinen Bach plätschern hören. Dem Sonnenstand zu urteilen, war es mitten am Tag. Ich konnte kaum glauben dass ich wieder hier gelandet war und eine einsame Träne rollte meine Wange hinab. Ich schaffte es bis zum Bachlauf, bevor mich jemand von hinten packte und sich in die Luft erhob. Im ersten Moment war ich geschockt, kein Atemzug wollte über meine Lippen. Doch plötzlich umgab, mich ein allzu bekannter unverkennbarer Geruch, den ich fast jede Nacht gerochen hatte. Ich blickte nach oben und begann sofort, wild rum zu zappeln. Als der weiße prachtvolle Drache gefährlich ins schwanken geriet, setzte er zur Landung an. Kaum waren wir auf einer relativ großen Lichtung angekommen, sprang ich ihn schon um den Hals. ,,Haku‘‘ schluchzte ich in seine Hals beuge. Auch er kuschelte sich an mich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Erst jetzt merkte ich, wie groß er geworden war und wie hart sich seine Muskeln unter seinem Kimono anfühlten. Er seufzte erleichtert und ließ sich mit mir zu Boden gleiten. Wir hatten uns immer noch nicht los gelassen und ich hatte ehrlich gesagt auch nicht das Bedürfnis, diese wunderschöne Umarmung allzu bald wieder aufzulösen. ,,Chihiro, was machst du denn hier?‘‘ hörte ich seine, mittlerweile tiefe Stimme in meinen Haaren brummen. Unfähig zu sprechen drängte ich mich noch enger an ihn und schubste ihn dabei ins Gras, so dass ich nun auf ihm lag. ,,Haku‘‘ hauchte ich erneut und weitere Tränen rannen über mein Gesicht. Haku, der scheinbar meine Tränen an seinem Hals gemerkt hatte, umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und hob es an. Er schaute mir tief in die Augen und erst jetzt viel mir auf, dass er ein wunderschöner junger Mann geworden war. Sein Gesicht war kantiger geworden, seine Haare waren nun kürzer und wirkten verstrubbelt. Ich musste zugeben, dass mir das besser gefiel wie damals. Fasziniert musterte ich ihn weiter, als ich schließlich auf seine außergewöhnlich grünen Augen stieß, schien sein Blich mich gefangen zu halten. Ich erkannte Freude und Überraschung in ihnen, eine Sanftmütigkeit und Liebe, die ich nur bei ihm kannte. Aber da war noch was, was er versuchte vor mir zu verbergen, Angst? Verzweiflung? Ich konnte es nicht genau sagen. Erhielt immer noch mein Gesicht zwischen seinen Händen und ich merkte, wie sein Blick langsam verschwamm und zu meinen Lippen abrutschte. War jetzt der passende Moment gekommen? Ich weiß nicht wieso, aber kurz bevor unsere Lippen sich hätten treffen können, rollte ich mich mit einem Räuspern von ihm runter. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit so auf ihm verharrt hatte. Ob es ihm unangenehm gewesen ist? Eher nicht, sonst hätte er nicht versucht mich zu küssen. Ich spürte wie Haku sich neben mir aufrichtete und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. ,,Entschuldige‘‘ quittierte er mit einem Schelmischen lächeln, dass super süß aus sah, dass ich von ihm bis jetzt aber noch nicht kannte. ,,Was war das‘‘ ,,Was?‘‘ ,, Nah diese Lächeln, dass kenn ich noch gar nicht von dir‘‘ fragte ich, bevor es sich rückgängig machen ließ. Wieso musste ich denn auch immer sagen was ich dachte. ,,Etwa das?‘‘ fragte er mit dem gleichen verspieltem Grinsen im Gesicht. Lachend viel er zurück ins Gras und zog mich mit sich. Auch ich musste lachen, allein die Tatsache, dass er glücklich war, ließ es nur so aus mir heraus rollen. Haku lag auf dem Rücken und vorsichtig aber Zielsicher tastete ich mich an ihn heran. Mit verlegenem Lächeln, legte ich meinen Kopf auf seine Brust und er zog mich enger an sich. Er seufzte glücklich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Danach strich er mir über die Haare. Eine Weile sagten wir nichts und ich dachte schon, er wäre eingeschlafen, als er plötzlich nuschelte ,,Weißt du eigentlich wie sehr ich dich vermisst hab? Ich habe immer an dich gedacht. Gehofft einen Weg zu finden, dich endlich wieder zu sehen. Doch es hat sich einfach keiner aufgetan. Und du spazierst hier einfach seelenruhig herein‘‘ ich fühlte wie seine Brust an meiner Wange vibrierte als er leise und in einem sanften Ton lachte. Ich legte meine Hand auf seinen Bauch, wo ich spürte, dass sich seine Muskeln dort kurz anspannten und dann entspannt locker ließen. ,,Chihiro, weißt du eigentlich wie wunderschön du geworden bist? ‘‘. Ich hob meinen Kopf und schaute ihn von unten an, er streichelte mir immer noch über mein Haar und ich verspürte in diesem Moment solch eine Liebe zu diesem jungen Mann, dass ich es kaum mehr ertragen konnte. ,,Ich liebe dich‘‘ hauchte ich ihm sachte ins Ohr und fühlte mich danach schon viel besser. Erst reagierte er nicht, dann starrte er mir nur tief in die Augen und in dem Moment, in dem ich anfing zu bereuen meine Gefühle so offen dargestellt zu haben, rollte er sich mit einer einzigen fließenden Bewegung auf mich. Er hatte seine Lippen schneller auf meine gelegt als ich überhaupt reagieren konnte. Mir blieb überhaupt keine Zeit mehr zu überlegen ob ich bereit war oder nicht. Es fühlte sich so richtig an, so echt, ich fing an den Kuss zu erwidern und ein leises Stöhnen entwich seiner Kehle. Keiner von uns ging weiter als dieser atemberaubende Kuss. Ich war noch nie geküsst worden. Obwohl er sehr kräftig wirkte, ging er so sanft mit mir um. Mein ganzer Bauch kribbelte. Kurz unterbrachen wir den Kuss und schauten uns tief in die Augen. Wieder regte sich dieser seltsame angstvolle Ausdruck in seinen Augen, doch im nächsten Moment war er wieder verschwunden. Er legte seine Stirn an meine und ich sah einzelne Tränen in seinen Augenwinkeln aufblitzen. Ohne dass ich es bemerkt hatte, hatte auch ich wieder angefangen zu weinen. Er küsste mir sanft und liebevoll die Tränen weg und als unsere Lippen sich wieder trafen, war es erneut wie beim ersten Mal. Gerührt fuhr ich vorsichtig mit meinen Fingerspitzen über seinen Rücken und grub meine Hand in seine Haare, doch plötzlich sprang er gehetzt auf und wich zurück. ,,Was ist los? Habe ich was falsch gemacht‘‘ fragte ich verletzt und richtete mich ebenfalls auf. ,,Nein‘‘ energisch schüttelte Haku den Kopf bevor er noch ein Stück weiter zurück wich. ,,Ich will dir nicht weh tun‘‘ sprach er traurig aus, was ihn quälte. ,,Aber Haku, du würdest mir nie etwas an tun‘‘ versuchte ich ihn zu beruhigen und wollte näher zu ihm, doch er wich weiter zurück. ,,Das kann ich dir nicht versprechen‘‘ sagte er trocken und ich erkannte meinen Haku von eben kaum mehr wieder. Ich trat noch einen Schritt auf ihn zu, doch er wich immer weiter zurück. Langsam merkte ich, dass er sich nicht nur körperlich von mir distanziert hatte, sondern auch selig. Ein letztes Mal traf mich sein trauriger Blick, bevor er sich in den weißen Drachen mit der türkisenen Mähne verwandelte und davon flog. Kapitel 4: ----------- 4.Kapitel Mit traurigem Blick wandte ich mich von dem davon fliegendem Drachen ab. Warum hatte er denn bloß solch eine Angst? Ich war nicht mehr so klein und zierlich wie früher, nicht mehr so zerbrechlich. Ich rannte auf den Turm zu, den Schornstein des Badehauses das ich in der Ferne erblickte. Ein Ast schlug mir ins Gesicht und trieb mir Tränen in die Augen. Diesmal waren sie jedoch nicht aus Freude. Ich fühlte mich verletzt, machte mir Vorwürfe. Ich hätte ihn nicht so anfassen sollen, hätte nicht so direkt sein sollen. Ich rannte immer weiter, bis ich an die Gartenpforte bei der Brücke angelangt war. Vorsichtig lugte ich über das Tor und öffnete es schließlich. Das Badehaus war noch genauso prachtvoll wie ich es in Erinnerung hatte, nichts hatte sich verändert. Noch immer war die Dämmerung nicht eingetreten, daher schritt ich gemächlich über die Brücke und hockte mich vor die kleine Tür die links neben dem Haupteingang lag. Entweder war die Tür geschrumpft, oder ich war einfach gewachsen, ich tippte auf letzteres. Mit ein wenig mühe, robbte ich durch das kleine Türchen durch und fand mich im grünen Innenhof des Badehauses wieder. Ich schlich mich vorsichtig an die Fenster des Hauses und lugte hindurch. Plötzlich packte mich jemand von hinten und zog mich mit sich ins Gebüsch. Ich wollte schreien, doch eine weibliche Hand hatte sich auf meinen Mund gepresst. ,,Kein Mucks‘‘ hörte ich, eine mir nur sehr vertraute, Stimme über meinem Kopf flüstern. Ich riss überrascht meine Augen auf und zerrte die Hand von meinem Mund. Ich drehte mich um und warf mich ihr in die Arme. Lin war immer noch genauso hübsch wie ich sie in Erinnerung hatte. Auch war sie kein Stück gealtert. Sie erwiderte meine Umarmung herzlich. Als wir uns los ließen, schob sie mir eine Lachsfarbene Uniform zu und bat mich, diese anzuziehen. ,,Aber woher...‘‘ fragte ich, doch Lin unterbrach mich, ,,Haku hat gesagt ich solle hier auf dich warten, dich unauffällig ins Gebäude schmuggeln und dich in seine Räume bringen‘‘ ,,Haku hat das gesagt? Aber er…‘‘. Ich sprach nicht weiter, nun war ich vollends verwirrt, hatte er sich eben noch vor mir zurück gezogen, so wollte er mich jetzt auf seinem Zimmer sehen? Ich zog mir meine Uniform an und versteckte meine Kleider weiter im Dickicht. Erneut viel mir Lin um den Hals ,,Ich konnte es gar nicht glauben, als Haku eben zu mir kam und mir sagte, dass du wieder zurück gekehrt bist‘‘ flüsterte sie mit erstickter Stimme. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken und versicherte ihr, dass ich sie auch vermisst hatte. Vorsichtig löste ich mich von ihr, stand auf und zog sie mit auf die Füße. Erstaunt musterte sie mich ,,Was ist‘‘ fragte ich und schaute an mir herab. ,,Wie groß und hübsch du geworden bist‘‘ sagte Lin überrascht. Natürlich, für sie musste es seltsam sein das ich so gealtert war. Im Zauberland war man immer nur so alt, wie man sich fühlte. ,,Lin es ist einige Zeit vergangen seit wir uns das letzte mal gesehen haben, ich bin älter geworden‘‘ aus dem 10 jährigen Mädchen, dass ich einmal gewesen war, war eine junge 16 jährige Frau heran gereift. Sie schien sich von ihrer Überraschung erholt zu haben und griff nach meiner Hand. Um sich blickend zog sie mich schnell in den Gang des Badehauses und machte sich schnurr stracks auf den Weg in die obere Etage. ,,Ich dachte wir wollen zu Haku‘‘ fragte ich stirnrunzelnd. ,,Genau dahin gehen wir auch‘‘ sagte Lin und zog mich weiter hinter sich her. Verdutzt bemerkte ich ,, Aber Yubaba…‘‘ ,,Es hat sich einiges verändert, seit du weg gegangen bist‘‘ unterbrach mich Lin. Da fiel es mir wieder ein. Haku hatte mir damals versprochen, sich aus den Fängen Yubabas zu befreien, doch scheinbar war er im Badehaus geblieben. Ich fragte mich, wie es ihm in der ganzen Zeit hier ergangen ist. ,,Haku hat es geschafft, einen Vertrag mit Yubaba ab zu schließen. Genaueres weiß ich auch nicht, auf jeden Fall gehört ihm jetzt ein Großteil des Badehauses‘‘. Geplättet öffnete ich meinen Mund und starrte Lin von hinten an, doch diese bemerkte es gar nicht, da sie damit beschäftigt war, weiter zu hasten und darauf zu achten, dass uns keiner entdeckte. Tatsächlich begegnete uns auf dem gesamten Weg zum letzten Aufzug niemand. Es war ja auch Tag und die Arbeiter würden erst in ein paar Stunden erwachen. Wir huschten in den Lift und Lin legte den Hebel um. Mit einem rattern setzte er sich in Bewegung und ich klammerte mich an ihrem Arm fest. Lin grinste kurz und zog mich aus dem Aufzug raus, als dieser zum stehen kam. Mein erster Blick fiel auf Yubabas Tür zu meiner Rechten. Doch Lin zog mich in die andre Richtung auf eine ähnlich große, jedoch schlichtere Tür zu. ,,Ab hier muss ich dich alleine lassen. Geh durch die Tür, Haku sollte gleich zu dir kommen‘‘. Ein letztes Mal um armte sie mich und wollte gerade weg huschen, als ich sie am Handgelenk packte. ,,Danke‘‘ flüsterte ich und sie lächelte mich noch mal an, bevor sie im Aufzug verschwand. Nun war ich alleine, ich atmete tief durch bevor ich nach der Türklinke griff und sie runter drückte. Kapitel 5: ----------- 5.Kapitel Mit einem dumpfen knarzten öffnete ich die Türe. Sie war leichter wie ich es erwartet hatte. Erstaunt blickte ich in den Raum dahinter. Er war so anders, als wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Alles war in Creme und Pfahl blau Tönen gehalten. Ein großes Bett zierte die Mitte des Raums und wurde von zwei großen Erkerfenstern erhellt. In den Regalen stapelten sich haufenweise Bücher und ein großer Schreibtisch zeigte, dass Haku wohl viel Zeit an ihm verbrachte. Ehrfürchtig betrat ich den Raum. Ich würde ihn nicht als riesig bezeichnen, doch er war sehr weitläufig. An einer Wand, stand ein großes weich aussehendes Sofa, über dessen Lehne eine Wolldecke platziert war. Ich schritt noch weiter in den Raum und entdeckte noch zwei weitere Türen. Als ich die eine öffnete, fand ich mich in einem modernen Bad wieder. Die Fliesen waren aus Sandstein und eine große Ovale Badewanne aus poliertem Beton nahm einen Großteil des Bades ein. Ich war neugierig geworden, was sich wohl hinter der anderen Tür finden würde. Ich trat aus dem Raum raus und fasste nach der Klinke. Doch was ich hinter der Tür vorfand, ließ meine Kinnlade runter klappen und ich starrte überrascht in den länglichen Raum. Ich konnte es nicht glauben, aber ich befand mich in einem Begehbaren Kleiderschrank wieder. Er war riesig. Vorsichtig strich ich über die weichen Stoffe der verschiedenen Kimonos. Haku war immer noch nicht da. Ich setze mich auf die Bettkannte und starrte zur Tür. Ich merkte wie ich schläfrig wurde und krabbelte nach hinten in die Kissen. Das Bett war so weich und roch so gut nach ihm, dass ich es nicht verhindern konnte und einnickte. Ich rannte. Ich fiel hin. Ich rappelte mich auf und rannte weiter. Ein fauchen hinter mir ließ mich schneller werden. Ich wagte es nicht, mich um zu drehen. Ich rannte weiter. Eine Gestalt tauchte in der Ferne auf. Winkte. Ich wusste nicht wo ich war, wie ich hier hergekommen war. Mein Name war mir schon längst entfallen. Ich kam näher an die Gestalt und erkannte, dass es Haku war. Er rannte auf mich zu, doch zu meinem Entsetzen lief er an mir vorbei. Ich drehte mich um und erkannte wer mein Verfolger war, es war Haku selbst, in Gestalt des prachtvollen Drachen. Der Drache packte den, nun klein wirkenden Haku und schleuderte ihn in meine Richtung. Wie konnte das sein? Haku war doch der Drache. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Fell des Drachen, mit dunkel rotem Blut besudelt war. Ich stürzte mich auf den menschlichen Haku, der Ohnmächtig zu Boden gegangen war. Langsam fing er an zu verblassen. ,,Chihiro‘‘ hörte ich plötzlich Hakus Stimme doch sein Mund bewegte sich nicht. ,,Chihiro‘‘. Ich riss meine Augen auf und mein Blick traf auf grüne Augen die mich besorgt musterten. ,,Haku‘‘ war alles was ich heraus brachte. ,,Haku, du..‘‘ stammelte ich erneut und konnte nicht glauben, dass er direkt neben mir war. Der Traum war so verdammt realistisch gewesen. Er nahm mich in seine Arme und drückte mich an sich. ,,Ich bin ja hier‘‘ flüsterte er zu meiner Beruhigung ,,Alles ist gut‘‘. Ich kuschelte mein Gesicht an seine Brust und seufzte erleichtert auf. Er löste sich leicht von mir und strich mir über mein Gesicht. Ich schmiegte meine Wange in seine Hand. Ich wollte ihn küssen, doch er wich beinahe ängstlich zurück. ,,Nicht‘‘ sagte er traurig und legte sich auf den Rücken, weg von mir. Erst jetzt merkte ich, dass wir zusammen unter der Decke in seinem großen Bett lagen. Ich musste wohl so tief geschlafen haben, dass ich gar nicht gemerkt hatte wie er sich neben mich gelegt hatte und die Sonne untergegangen war. Ich setzte mich auf und anstatt Trauer, verspürte ich Wut. ,,Was soll das eigentlich? Erst heute Morgen hast du mich geküsst und nun weißt du mich ab? Warum können wir denn nicht einfach zusammen sein, liebst du mich denn nicht?‘‘ der letzte Satz war mir einfach ohne nach zu denken über die Lippen gekommen und ich drehte beschämt meinen Kopf weg. Ich spürte wie die Matratze vor mir nach gab und eine warme Hand die sanft an mein Kinn griff und mein Gesicht zu sich drehte. ,,Hör zu Chihiro. Ich habe all die Jahre auf dich gewartet, habe nie aufgehört an dich zu denken. Ich bin überglücklich das du wieder hier bist. Und natürlich würde ich gerne mit dir zusammen sein, doch das geht nicht, egal wie sehr ich dich liebe. Ich will dich nicht verletzen‘‘ er war sehr ernst geworden während er dies sagte. ,,Aber ich verstehe es nicht, Haku. Erkläre es mir‘‘ verzweifelt raufte ich meine Haare. ,,Chihiro hör mal, ich bin stärker geworden seit wir uns das letzte mal gesehen haben. Es ist kompliziert zu erklären, aber der Drache, der eigentlich eine Seite von mir ist, ist mächtig geworden. Mächtiger als meine menschliche Seite. Ich kann ihn nicht mehr wirklich kontrollieren und ich weiß nicht, wie er auf dich reagieren wird‘‘ verletzt schaute er mich an. Traurig drehte er sein Gesicht von mir weg. Vorsichtig strich ich ihm über die Schulter und er zuckte leicht zusammen, doch dann blieb er ruhig aber angespannt sitzen. Ich war leicht ratlos, ließ meine Hand aber auf seiner Schulter liegen. Langsam näherte ich mich ihm und umarmte ihn sanft. Ich war immer noch verkrampft ,,Ich vertraue dir Haku‘‘ hauchte ich ihm ins Ohr und ich spürte wir er sich ein wenig entspannte. Er legte zögernd seine Arme um meine Taille ,,Können wir es nicht versuchen‘‘ fragte ich hoffnungsvoll, ich merkte wie er fast unmerklich mit dem Kopf nickte. Ich verspürte plötzlich eine solche Freude, dass ich ihn einfach Rücklinks in die Kissen schmiss. Zögerlich kam ein Lachen über seine Lippen und ich war froh, ihn aufgeheitert zu haben. Als unser Lachen schließlich verklungen war, küsste ich ihn sanft auf die Lippen. Es dauerte eine kurze Weile bis er den Kuss zögernd erwiderte, doch umso schneller entwickelte sich der Kuss zu einem innigeren, viel bedeutenderen Kuss. Erst nach langer Zeit lösten wir uns von einander ,,Wir sollten schlafen, morgen sehn wir dann weiter‘‘ sagte Haku und strich mein Haar zurück. Ich rollte mich auf die Seite und Haku rutschte auf seine Seite des Bettes. Ich war schon fast eingeschlafen, als ich merkte, wie sich meine Decke anhob und Haku sich an meinen Rücken drängte. Er legte seinen Arm um mich und ich kuschelte mich so eng an ihn, wie es nur ging. Sein wundervoller Duft lullte mich in den Schlaf und das letzte was ich wahrnahm, war ein leises Flüstern in meinem Nacken ,,Ich liebe dich meine Chihiro‘‘. 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