Bird On A Wire von yezz ================================================================================ Kapitel 40: Einkaufstour ------------------------ Hallo zusammen! *wink* Heute ist es ein wenig später geworden, da mein Mann mich heute Morgen, nach einer ziemlich heftigen Woche, ins Auto geworfen und mit mir zum Entspannen in die Saune/zur Massage gefahren ist. Und während ich jetzt hektisch die Kapitel hochlade, schält er eine Etage tiefer Kartoffeln fürs Abendessen. Ist er nicht wunderbar? xD Wo man schon bei wunderbaren Menschen ist, möchte ich mich bei Seredhiel bedanken! Sie hat mich nämlich darauf hingewiesen, dass man 'Любимый' mit Liebling/Darling übersetzt, als mein angeführtes 'mein Geliebter'. Es wird im Übrigen ungefähr so ausgesprochen: Lubimi. Also könnt ihr es ab sofort auch im Kopf mitlesen, wenn er es sagt *Konfetti werf* Und nun zu wunderbaren Menschen Teil 2! Vielen Dank für die tollen Kommis! Das sind namentlich Serafina2104, Seredhiel (zum zweiten Mal für heute! xD) und BlueEyedRaven! *Matcha Apple und Kekse für alle hinstell* So, genug geschwafelt, oder? Viel Spaß beim Lesen und allen frohe Ostern bzw. schöne Feiertage! LG yezz _________________________________________________________________________________ Bevor sie losgegangen waren, hatte Victor ihm noch stolz seine Wohnung gezeigt. Yūri war es nicht nur unangenehm, die Schauplätze ihres Intermezzos zu sehen, sondern war auch ein wenig überfordert mit der Größe der Wohnung. Victor hatte neben dem großen Wohn-Ess-Kochbereich noch ein verschwenderisch großes Badezimmer, ein großes Schlafzimmer, ein fast genauso großes Ankleidezimmer, ein Zimmer mit Trainingsgeräten und noch einen weiteren, kleineren Raum, den er zurzeit als Abstellkammer benutzte. Yūris eigenes Zimmer hatte maximal die Größe von Victors Ankleidezimmer. Das führte dazu, dass er sich zum ersten Mal die Frage stellte, wie viel so ein Redakteur eigentlich verdiente. Sicherlich waren Miete und Nebenkosten horrend. „Die Sonne tut gut, was?“, seufzte Victor und schaute ihn lächelnd von der Seite an. Yūri blinzelte kurz, um mit seinen Gedanken zurück zur Gegenwart zu gelangen. Er sog die frische Luft ein. „Ja und die Luft noch mehr“, er wandte seinen Kopf ein wenig zu Victor und erwiderte das Lächeln. Sie gingen in den kleinen, am Park angrenzenden Wald. Er war nicht wirklich groß, sodass man innerhalb von 2 oder 3 Minuten durchgehen konnte. Die Bäume standen relativ dicht beieinander, doch verloren schon langsam ihre Blätter. Yūri hätte beinahe einen Satz gemacht, als er spürte, wie Victor seine Hand nahm. Knallrot fragte er sich, wie Victor ihn immer so mühelos und beiläufig berühren konnte. Aber hatte nicht vor ein paar Stunden in der Küche sein Herz auch schneller geschlagen? Oder hatte das mit etwas Anderem zu tun gehabt? Oder war es doch Einbildung gewesen? Oder war Victor einfach nur mutiger in dieser Hinsicht? Oder verursachte sogar etwas völlig anderes den erhöhten Herzschlag? Bei einem Infekt hatte man doch auch erhöhten Puls, richtig? Yūri wusste nicht mehr, was er glauben oder denken sollte. Er hatte das Gefühl, dass sein Hirn langsam überhitzte, vor lauter Fragen. Gerade in dem Moment, als Yūri dachte, wahnsinnig zu werden, spürte er, wie Victor seine Hand kurz drückte. Verwundert blickte er zu ihm auf, Victor sah ihn mit einem aufmunternden Lächeln an. „Alles in Ordnung, Yūri? Du siehst bedrückt aus?“, fragte er. „Bedrückt? Nein, nein. Es ist nur...“ Wie sollte er das bloß sagen? In Ermangelung an Worten, schwieg er einfach und blickte wieder auf den Boden. Victor blieb stehen und da er Yūris Hand festhielt, war er gezwungen, es ihm gleich zu tun. „Ist es das?“, um seine Frage zu betonen, streichelte er mit seinem Daumen über seinen Handrücken. Die freie Hand legte er unter Yūris Kinn und zwang ihn so, ihm in die Augen zu gucken. Yūri schluckte, als er die Sorge in Victors Gesicht sah. „Nein. Das ist es nicht...“, wie sollte er Victor fragen, wie er es schaffte, ihn einfach so anzufassen? Das klang doch bescheuert! „Yuuuuuuri, raus mit der Sprache“, maulte Victor und verengte seine Augen ein wenig. Es war irgendwie eher ein erheiternder Anblick, als furchteinflößend. „Wieschaffstduesmichimmeranzufassen?“, platzte es aus ihm heraus. Seine Augen weiteten sich und er schlug sich die Hand vor den Mund. Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Er spürte die Hitze nun sogar bis in die Ohrenspitzen. Victor legte verwirrt den Kopf schief. „Was meinst du damit?“, fragte er. Jetzt war es raus. Was sollte er jetzt auch noch anderes sagen? Doch zum Glück zwang ihn Victor nicht mehr, ihm in die Augen zu gucken. Er ließ den Blick wieder zu Boden gleiten. „Na ja... Du berührst mich... Also ich meine... Ich...“, Yūri versuchte verzweifelt, die passenden Worte zu finden. Victor sollte es doch nicht falsch verstehen! „Ist es dir unangenehm, wenn ich dich berühre?“ Da war es! Er hatte es vermasselt! „Nein“, rief Yūri schon fast entsetzt. Er hob seinen Kopf mit einem Ruck und sah, dass Victor seine Augenbrauen zusammengezogen hatte. Er atmete tief durch. „Du schaffst das aber. So beiläufig und locker. Und ich glaube immer, dass mein Herz explodiert“, murmelte er gerade so laut, dass Victor es verstehen konnte. Er blickte wieder weg, es war mehr ein Reflex, aber als Victor zu lachen anfing, flog sein Blick zurück. Doch das Lachen war liebevoll, vielleicht eine Spur erleichtert. „Yūri, Любимый, ich frage mich immer, ob du damit einverstanden bist oder sorge mich, dass ich dir zu sehr auf die Pelle rücke. Aber ich muss dich irgendwie berühren. Damit ich realisiere, dass es tatsächlich real ist", Victor lächelte schief. Yūri hatte das Gefühl, er würde jeden Moment platzen. Er überlegte, was er erwidern konnte. Er drückte Victors Hand und holte gerade Luft, um Victor zu sagen, was er ihm bedeutete, als Makkachin bellend an ihnen hochsprang. Heute war wohl der Tag der versauten Momente, dachte Victor, als er sich zu Makkachin hinunterbeugte. Aber wirklich übel nehmen konnte er ihm das nicht. Er blickte zu Yūri auf, aber er sah nicht mehr so aus, als wollte er etwas sagen, also nahm er wieder seine Hand, als er sich aufrichtete und ging weiter. „Wir müssen noch Futter für Makkachin kaufen“, verkündete er, irgendwie auch froh, dass die leichte Anspannung zwischen ihnen zerstört war. Vielleicht fanden sie ja heute Abend noch ein wenig Zeit, miteinander zu reden. Vielleicht hatte Yūri dann auch ein wenig mehr Selbstbewusstsein, immerhin würde es ja dann in seinen eigenen vier Wänden passieren. Es war nicht weit bis zur Tierfachhandlung. Als sie eintraten, wurden sie bereits von der Inhaberin begrüßt. „Makkachin! Wie geht es dir mein Junge?“, lief sie ihm aufgeregt entgegen und auch Makkachin kam fröhlich bellend näher. Nachdem sie ihm ausgiebig den Kopf getätschelt hatte richtete sie sich auf und schaute sich um. „Was machen wir, was machen wir, mein lieber Junge? Dorsch-Stücke? Ach, du magst ja Fisch nicht gerne! Hähnchenmagen? Hirschohren? Ich hab es! Büffelknochen!“, sie klatschte aufgeregt in die Hände und lief los. Erst hatte Victor geglaubt, sie spreche mit ihm, doch natürlich war sie wieder ihre Produkte durchgegangen, um Makkachin das Passende zustecken zu können. Yūri schaute ihn fragend an, er grinste nur und zuckte mit den Achseln. Sie kam mit einem Paket um die Ecke, stellte esauf den Verkaufstresen und öffnete ihn. „Habe ich gerade neu reinbekommen, mein kleiner Liebling! Das wirst du lieben!“ Sie hielt ihm einen Knochen hin und Makkachin ließ sich natürlich nicht zwei Mal bitten. Zufrieden mit ihrer Arbeit blickte sie auf. „Hallo Victor! Lässt du den armen Makkachin schon wieder verhungern?“, sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte gespielt tadelnd den Kopf. „Ja, wie immer“, lachte Victor. Er brauchte ihr ja nicht sagen, dass er sich die letzten Tage leider nicht um ihn hatte kümmern können. Ihre Augen blieben kurz an ihren verschränkten Händen hängen und sie strahlte. Sie streckte die Hand aus. „Lasst Makkachin ruhig hier und geht das Futter holen. Er ist ja beschäftigt“, lachte sie. Victor führte Yūri zum Regal, das zum Glück ein wenig entfernt von der Kasse war. „Ist sie immer so aufgedreht?“, fragte Yūri leise. Victor lachte. „Ja, aber nur, wenn Makkachin mit dabei ist. Sie hat einen Narren an ihm gefressen“, erklärte er, während er die Sorten heraussuchte, die er brauchte. „Aber sind Büffelknochen nicht ein wenig übertrieben?“, wollte Yūri wissen. „Nun ja, es ist gebackenes oder gepresstes Büffelfleisch, vermutlich noch ein wenig mit Hirse oder Reis versetzt. Allergen arm und gesund. Da kann ich mich ja schlecht beschweren, oder?“, lachte Victor. „Hat Makkachin den irgendwelche Allergien?“, fragte Yūri verblüfft. „Gott, nein! Aber das soll so bleiben!“ Auf dem Rückweg kamen sie noch an einem asiatischen Lebensmittelmarkt vorbei. Unbewusst blieb Victor stehen und schaute neugierig in den Laden hinein. „Denkst du an was Bestimmtes?“, fragte Yūri. „Nur, dass ich kaum eine Ahnung von der japanischen Kultur habe“, Victor zuckte ein wenig verlegen mit den Achseln. „Und dann möchtest du in einen asiatischen Lebensmittelmarkt mitten in Detroit gehen, der von einem Vietnamesen geleitet wird?“, lachte Yūri. „Hast wohl recht“, Victor lächelte schief. „Nein, nein. Lass uns ruhig reingehen. Die haben auf jeden Fall ein paar Wagashi“, nickte Yūri und da er Makkachins Leine in der Hand hatte, band er ihn fest, da Hunde in dem Laden nicht erlaubt waren. „Wagashi?“, wiederholte Victor. „Traditionelle Süßigkeiten“, klärte er ihn auf. Als sie wieder in Victors Wohnung angelangt waren, fiel Yūri direkt etwas auf. „Von wo kommt die Musik her?“, fragte er und blickte sich um. Hörte jemand in der Wohnung darüber etwa so laut Musik? „Aus den Boxen“, erklärte Victor unnötigerweise. Gerade als Yūri nachhaken wollte, fuhr Victor fort: „Sobald mein Handy sich mit dem Multimediasystem in meiner Wohnung verbindet, geht die Musik an. Es sei denn, ich habe sie vorher schon ausgemacht. Wenn ich aber mit laufender Musik die Wohnung verlasse, wird sie an der Stelle weitergespielt, wo die Verbindung abgebrochen ist.“ Yūri war ein wenig beeindruckt. Aber eine Sache störte ihn. „Das heißt, dass du die ganze Zeit Bluetooth an hast?“, Yūri zog die Augenbrauen hoch. „Ja?“, es klang mehr wie eine Frage, als eine Antwort. „Du weißt aber schon, dass man so auf dein Handy zugreifen könnte?“, hakte Yūri nach. „Dafür muss ich doch dann so ein Code eingeben“, Victor machte eine wegwerfende Handbewegung und Yūri schüttelte lachend den Kopf. „Schön wäre es. Wenn jemand an deine Daten möchte, ist das sozusagen eine Einladung.“ Victor guckte ihn überrascht an. „Echt?“ „Ja, echt. Das geht schneller, als man denkt“, warnte er ihn wieder. „Also sollte ich mein Bluetooth immer aus machen, wenn ich aus dem Haus gehe?“, fragte Victor noch einmal. „Ja, genau. Das wäre sicherer“, bestätigte Yūri. Victor legte einen Finger an die Unterlippe. Yūri wusste mittlerweile, dass das ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass Victor nachdachte. „Nein, tut mir leid. Das werde ich immer wieder vergessen“, gab er dann blinzelnd zu. „Dann mach dir einen Zettel an die Haustür“, schlug er vor. Nachdenklich blickte Victor zu seiner Haustür. „Wie ein alter Mann, der vergesslich wird?“, fragte er. Am liebsten hätte Yūri genervt mit 'ja' geantwortet, doch er erinnerte sich daran, dass Victor auch ein wenig unsicher wegen möglichen lichter werdenden Stellen auf dem Kopf war. Er erinnerte sich nur zu gut an die Szene vor dem Buchladen. „Nein, wie ein Mann, der seine Daten schützen möchte.“ „Du hast mich erwischt“, lachte Victor, doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Schreibst du mir den Zettel?“, grinste er dann. „Eine Nachricht von meinem Любимый werde ich sicher artig befolgen“, er zwinkerte ihm zu. Yūri spürte seine Wangen warm werden. Schon wieder. Er musste sich langsam echt dran gewöhnen oder wollte er noch nach 20 Jahren bei solchen Liebesbekundungen rot werden? Und warum dachte er jetzt schon wieder 20 Jahre weiter? „Wo sind denn die Zettel“, gab er nach. „Da vorne in der ersten Schublade von links“, gab Victor zurück. „Ich gehe mal meine Tasche packen.“ Das war noch so ein Punkt, über den Yūri hier und da mal nachgedacht hatte. Wie lange würde Victor noch bleiben? Er räusperte sich und nahm seinen Mut zusammen. „Victor? Wie lange wolltest du eigentlich blieben?“, fragte er und da ihm dann plötzlich auffiel, dass das irgendwie falsch rüberkommen könnte, fügte er hastig hinzu: „Nicht, dass ich dich loswerden wollte, aber du musst arbeiten und mir geht es wieder wesentlich besser.“ „Ja, du hast recht. Leider kann ich mich nicht ewig bei dir einquartieren“, seufzte Victor. Sie schwiegen sich für einen Moment an. „Ich bleibe noch über Nacht und fahre dann morgen auf die Arbeit. Immerhin habe ich dir Piroschki versprochen und wir haben noch diese Wakhashi gekauft“, er deutete auf die Tüte, die noch in Yūris Hand war. „Wagashi, aber ja, das klingt nach einem Plan. Zumindest wenn du dir mit dem Shōchū morgen keinen Kater einhandelst und dich krankmelden musst“, grinste Yūri. Victor schien nicht ganz überzeugt von dem Vorschlag, grinste aber dennoch. „Das ist eine gute Idee. Ich könnte mich heute Abend betrinken und morgen kümmerst du dich um mich!“, rief er dann freudig aus. Yūri musste auch lachen, schüttelte dann aber den Kopf. „Ich pflege dich, wenn du krank bist. Kater ist nicht krank.“ Victor schob die Unterlippe ein wenig schmollend nach vorne, dann verschwand er wieder aus dem Türrahmen zu seinem Schlafzimmer. Yūri war sich nicht sicher, ob er ihn nun gekränkt hatte. Natürlich wäre es ihm wesentlich lieber, wenn Victor noch bleiben würde, aber er durfte nicht zulassen, dass sich Victor wegen ihm beruflich übernahm. Auch wenn er es abstritt, hatte er sicherlich einige wichtige Aufgaben, die seine Anwesenheit in der Firma erforderten. Egal, ob seine Kollegen ihn unterstützten oder nicht. Außerdem würde es sein Chef als Ausnahme vielleicht akzeptieren, aber morgen wäre es ja dann schon keine Ausnahme, oder? „Worüber grübelst du gerade nach?“, hörte er Victors Stimme direkt in seinem Ohr. Er zuckte zusammen und blickte zur Seite, da stand Victor bereits mit der gepackten Tasche. „Ich möchte nur nicht, dass du Ärger auf der Arbeit bekommst“, gestand er. Denn warum sollte er lügen? „Mach dir da keine Sorgen, der eine Tag geht vollkommen in Ordnung. Ist das der Grund, warum du mich morgen rauswerfen möchtest?“, lachte Victor. Erwischt, dachte Yūri betreten und nickte einfach nur. „Ich hätte morgen eh auf die Arbeit gemusst. Planung für die Promotion eines neuen Buchs“, erklärte Victor nun und fuhr Yūri mit einer Hand durch die Haare. Yūri bekam Gänsehaut und ein Schauder lief ihm den Rücken runter. „Darfst du davon erzählen?“, wollte Yūri neugierig wissen. Victor schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Betriebsgeheimnis. Das könnte tatsächlich meinen Job gefährden“, Victor zwinkerte ihm zu und blickte sich dann um. „Haben wir alles? Dann sollten wir los. Auch wenn ich es hasse, Makkachin wieder abzugeben. Bist du sicher, dass deine Nachbarn nicht mal einen Tag einen Hund im Haus dulden?“, Yūri sah das Flehen in Victors Augen, schüttelte aber bedauernd den Kopf. „Bellt er einmal oder hört ein Nachbar was, was mit Hund zu tun haben könnte, bekomme ich sofort die Vermieterin auf den Hals gehetzt. Und mit der möchtest du es dir nicht verderben“, seufzte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)