Spoiler! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 23: The Web of Fear --------------------------- 24. The Web of Fear   Das grelle Licht blendete den Master, doch er konnte nur die Augen zusammen kneifen. Seine Hände steckten hinter seinem Rücken in einer Faustfessel, die nicht nur die Handgelenke umschloss, sondern auch gleich die gesamte Hand. Vorzugsweise wurden solche Methoden bei Schwerverbrechern im Stormcage herangezogen, sowie auch die Zwangsjacke und die Würgekette um seinen Hals.   Nach mehrmaligem Blinzeln machte er eine kahle, weiße Zelle aus, in deren Mitte er auf einem unbequemen Stuhl hockte. Entweder war Stormcage kernsarniert worden, oder er befand sich auf diesem Raumschiff der Zeitpiraten. Von Amy jedenfalls keine Spur.   „AMELIA!“, brüllte er aus Leibeskräften und rüttelte an den klirrenden Fesseln, die sich keinen Millimeter von seinen Händen bewegen ließen. „AMELIAAAA!“   Es klickte hinter seinem Rücken und eine Tür öffnete sich. Der Master drehte seinen Oberkörper und den Kopf so weit er konnte, um zu sehen was hinter ihm passierte. Eine uniformierte Frau betrat die Zelle und hob sich mit ihrer schwarzen Lederkluft grob von den weißen Wänden ab. Ihr Blick war streng und die schmalen Lippen dunkelrot angemalt.   „Was hast du mit ihr gemacht?“, brüllte der Master in ihr ausdrucksloses Gesicht und versuchte sich vom Stuhl zu erheben, doch die Fesseln hielten ihn zurück.   „Es geht ihr gut“, sagte die Frau mit rauer Stimme. „Am besten, Sie vergessen das Mädchen.“   „Aber es ist mein Mädchen!“, brauste der Master auf und spürte ein unbeschreiblich brennendes Gefühl der Wut in sich auflodern. Er saß hier in der Falle und konnte Amy nicht helfen. Seine Herzen gerieten aus dem Takt und er spürte, wie sein Blut ungleichmäßig durch den Kreislauf schoss.   „Oh, nein“, lächelte die Frau süß und beugte sich zu ihm vor. „Jetzt ist es mein Mädchen... und das andere auch!“   „Welches andere Mädchen? Es gibt kein anderes Mädchen“, trotzig grinste der Master in das gnadenlose Grinsen dieser Schreckgestalt. „Falls Sie Lucy meinen, die können Sie gerne behalten!“   „Sie brauchen mich nicht für dumm zu verkaufen“, zischte die Frau und hob warnend den Zeigefinger. „Sie wissen ganz genau, welches Mädchen ich meine...“   Der Master bohrte seinen Blick tief in ihre dunklen Augen und knirschte wütend mit den Zähnen. Er spürte die Enge der Zwangsjacke um seinen Körper, der sich mit Hilfe des gewaltigen Adrenalinschubs, welcher durch seinen Kreislauf hämmerte, gerne befreit hätte.   „Mir egal“, behauptete der Master und verdrängte den bitteren Beigeschmack seiner Lüge. „Es ist nicht von mir.“   „Wer weiß das schon?“, meinte sie schnippisch und blickte abschätzend auf den Master herab. „Vergessen Sie sie am besten... Master.“   „Nein! Was ist mit dem Parley?“, fuhr er sie an und riss an seinen Ketten. „Ich will über unsere Freiheit verhandeln!“   „Oh, ausgerechnet Sie wollen, dass man sich hier an die Spielregeln hält? Die Verhandlung ist abgeschlossen“, die Uniformierte zog eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das Mädchen gegen Ihre Freiheit.“   „Warum? Warum Amelia?“, grollte der Master und schüttelte fassungslos den Kopf.   „Ich brauche nicht Amelia, Sie Trottel. Ich will dieses Baby“, zischte die schwarze Frau durch ihre roten Lippen und der Master wurde von einer extremen Kälte erfasst. „Die Mutter können Sie gerne haben, wenn sie geworfen hat.“   „Du willst uns das Baby wegnehmen?“, spie der Master und der Stuhl quietschte schrill über den glatten Boden, als er sich mit den Füßen abstieß. „WARUM?“   „Oh, das wird Ihnen gefallen“, versicherte die Sadistin in Leder lächelnd. „Sie wird die Stille über den Doctor bringen.“   „WAS?“, entsetzt starrte der Master diese Geisteskranke an und schüttelte fassungslos den Kopf.   „Time Lord Genpool“, zwinkerte sie und rieb sich freudig die Hände. „Beste Erbanlagen, um jemanden wie den Doctor durch Raum und Zeit zu verfolgen. Eine Rarität und nur bei Individuen zu bekommen, die häufig den Zeitvortex durchreisen.“   „Verrate mir deinen Namen, Miststück, damit ich weiß, nach wem ich in Raum und Zeit suchen muss...“   „Oh, nicht doch“, lächelte sie säuerlich. „Ich bin Madame Kovarian, Master.“   Madame Kovarian ging mit klackernden Absätzen um ihn herum und verließ die Zelle mit lautem Türknallen. Der Master saß vor Anspannung zitternd auf seinem Stuhl und atmete bebend durch die Nase ein und aus.   „Das werde ich, Schlampe...“   Er hörte seine eigenen unregelmäßigen Atemzüge und spürte Verzweiflung und Wut in sich toben. Sein Fuß begann den beruhigenden Rhythmus auf dem Boden zu tappen, und nach einiger Zeit konnte der Master sich besinnen und die Gedanken ordnen.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   Er musste eine Möglichkeit finden zu flüchten, Amy zu befreien und sie beide in Sicherheit zu bringen. Und das Baby irgendwie auch. Er hatte keine Waffen, keine Verbündeten und keine Ahnung, wie er das alles anstellen sollte.   Doch er war sich sicher, dass der Moment kommen würde. Sein Moment. Schließlich war er der Master.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   Regungslos stand der Master unter dem heißen Wasserstrahl. Er lenkte ihn von den vier Wachen ab, die mit gezückten Laserkanonen hinter ihm standen und bewachten. Jeder Schritt und Tritt außerhalb der Isolationszelle wurde von seinem persönlichen Observationskommando begleitet. Selbst beim Essen hatte er mindestens einen Gewehrlauf im Nacken sitzen.   Er versuchte die Tage und Wochen zu zählen, in denen er bereits dieser monotonen Psychokacke unterlag. Jeder Tag war gleich langweilig und er konnte nichts unternehmen. Er spürte fast schon körperlich Amelias Anwesenheit auf dieser Raumbasis, doch eine Chance nach ihr zu suchen hatte er nicht. Immer und immer wieder schwirrte jemand um ihn herum, oder hielt ihn mit einem gespannten Abzug in Schach. Es ärgerte ihn, dass er keinen richtigen Plan austüfteln konnte und beschloss am Ende zu improvisieren. Der Master kannte einige Gänge und Räume, die er mit seiner Eskorte betreten durfte und der Rest würde sich dann von selbst ergeben. Schließlich war er der Master und hatte schon aus mehreren aussichtslosen Situationen entkommen können.   Irgendwann kam die Schlampe Kovarian in seine Zelle stolziert, geschmückt mit einer dämlichen Augenklappe und gehässigem Grinsen auf den knallroten Lippen. Wäre er nicht auf seiner Liege gefesselt gewesen, hätte der Master ihr das hässliche Teil vom Auge gerissen und ihr das Lächeln aus dem Gesicht geprügelt.   „Ihre kleine Freundin ist am pressen“, sagte Madame Kovarian süßlich und der Master schoss von der Pritsche hoch.   „Was?“, seine Herzen überschlugen sich und er versuchte die Zeit nachzurechnen, die sie hier gefangen waren. „WAS?“   „Ich wollten es Ihnen nur sagen“, ihr Lächeln war wie festgetackert und der Master spürte eine beklemmende Übelkeit in sich aufsteigen. „Spätestens Morgen sind Sie frei.“   „Ich werde nicht ohne Amelia irgendwohin gehen!“, brauste der Master auf und fragte sich immer wieder, wie - und vor allen Dingen warum? - das alles passieren konnte. „Und auch nicht ohne das Baby!“   „Oh, es wird Ihnen gar nichts anderes übrig bleiben“, sie zwinkerte ihm bösartig zu und insgeheim wusste der Master, dass seine Rache an dieser Frau äußerst pervers und sadistisch werden würde. „Sie wird bei ihrem Baby bleiben wollen. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sie vergessen, Master.“   „Wie könnte ich die Liebe meines Lebens vergessen wollen?“, zornig schaute er Madame Kovarian an, deren freies Auge vor Genugtuung glänzte.   „Oh, nicht doch! Sie lieben die Mutter also wirklich? Doppelter Herzschmerz, Master!“, sie zuckte gespielt mit den Schultern und kam zu ihm herüber, „Tja, wie können Sie sie nur vergessen? Ich weiß nicht... hmm... Amy konnte es doch schließlich auch?“   „Sie konnte WAS?“, zischte der Master und fühlte eine Welle des Zorns durch seinen Körper fluten.   „Na, Sie vergessen!“, Madame Kovarian faltete die Hände vor dem Bauch und schaute gekünstelt mitleidig auf den Master hinab. „Ich werde es Ihnen erklären, Master. Offensichtlich haben Ihre Intelligenz und die Fähigkeit, zu genialen Schlussfolgerungen zu kommen, unter Ihrem Aufenthalt hier gelitten.“   „Offensichtlich“, seine Stimme war nur noch ein raues Kratzen im Hals.   „Nun“, sie ging mit knallenden Absätzen vor ihm auf und ab und fing an: „Nachdem wir Sie beide auf Darillium gefangen nehmen konnten, sind wir hier nach Demons Run ins 52. Jahrhundert gereist. Wir haben Amelia Ponds kostbaren befruchteten Körper mit einem Doppelgänger verlinkt, den wir direkt nach dem Moment ihrer Entführung in ihre Zeitlinie integriert haben.“   „Du hast sie damals entführen lassen?“, der Master starrte Madame Kovarian entgeistert an und ließ seinen Kopf zurück auf das harte Kissen fallen.   „Der Orden der Stille, um genauer zu sein“, erwiderte Madame Kovarian und nickte vor sich hin.   „Dann war es wohl kein Zufall, dass meine TARDIS ausgerechnet auf dieser Militärbase rum stand“, er schloss die Augen und spürte das Blut viel zu schnell durch die Ohren rauschen. „Tasha Lem sagte mir damals, ich sei wichtig. Jetzt weiß ich auch wofür...“   „Es gibt halt nicht mehr so viele Time Lords, deren Gene man einfach so reproduzieren könnte!“   „Das Kind ist kein Produkt!“, fuhr der Master Madame Kovarian an, kam viel zu schnell in die Senkrechte und blinzelte die vielen Sterne hinter seinen Augenlidern weg.   „Na, wie dem auch sei“, Madame Kovarian nahm den Faden wieder auf, „der Doppelgänger hat Amelia Ponds Leben gelebt und wusste selber gar nicht um den Umstand, dass sie ein Doppelgänger gewesen ist. Alles was der Doppelgänger erlebt hat, ist durch die mentale Verbindung mit der echten Amelia im Link gespeichert worden.“   „Dadurch, dass der Doppelgänger nahtlos in Amelias Zeitlinie eingefügt wurde, wurden ihre Erinnerungen an mich mit den neuen Erinnerungen und Erlebnissen des Doppelgängers überschrieben?“, ein verwirrendes Flimmern breitete sich vor seinen Augen aus, und der Master atmete stoßweise; versuchte seinen Takt in den Faustfesseln zu trommeln, doch stieß nur hektisch an die schwitzigwarme Metalloberfläche.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   „Brillant!“, Madame Kovarian strahlte ihn freudig an und klatschte in die Hände. „Sie haben Recht, Master. Amys Erinnerungsspur ist wie die eines simplen Tapes aus dem 20. Jahrhundert. Alles, was Sie gemeinsam mit ihr erlebt haben ist wie ein Schatten in ihrem Unterbewusstsein... überschrieben von einem Doppelgängerleben, welches aber wohl nun irgendwie beendet wurde, denn sie ist aus der Verlinkung erwacht.“   „DU LÜGST!“, presste der Master hervor und kniff die Augen zusammen, so als ob er damit die Tatsachen einfach verdrängen konnte.   „Oh, ich habe mir gedacht, dass Sie das denken werden“, sie kam zu seiner Liege und schloss die Kette von der Halterung ab. „Aber folgen Sie mir nur, Master, und überzeugen Sie sich selbst. Nebenbei dürfen Sie auch noch bei der Geburt Ihres süßen kleinen Mädchens dabei sein!“   Er konnte nicht anders.   Als der Master sich erhob und Madame Kovarian an der Würgekette um seinem Hals zog, entfuhr ihm der lauteste Schrei, den er wohl in seinen ganzen Leben je zu Stande gebracht hatte. Sein Körper wurde von Wut und Adrenalin geschüttelt, als er an der Kette hinter Madame Kovarian her gezogen wurde. Sie hielt ihn kurz, wie einen tollwütigen Höllenhund, und schleppte sein kampfbereites Ich in einen ebenso steril-weißen Raum, wie seine Zelle.   Eine große Linkkapsel befand sich in deren Mitte. Der Deckel war geöffnet und hilflose Schreie drangen durch seine rauschenden Ohren.   „AMELIA“, brüllte der Master außer sich vor Sorge und hechtete nach vorne. Madame Kovarian hielt ihn an der Kette zurück, er stolperte und fiel der Länge nach auf den kahlen Boden.   „Rory?“, klang es verzweifelt aus der langen Kapsel, und die Herzen des Masters setzten beide für eine gefühlte Ewigkeit aus.   Regungslos lag er auf dem Boden und starrte den Link, in dem sein Mädchen lag, an. Ein markerschütternder Schrei durchdrang seine Lethargie und der Master rappelte sich schwerfällig auf. Er spürte abwesend, wie die Faustfesseln von seinen Händen glitten und beugte sich in das weiße Gehäuse zu Amy runter. Er griff nach  ihren kalten Händen und spürte, wie sie sich hilfesuchend um seine schlossen.   „Rory, bist du das?“, weinte sie und Tränen rannen ihr unaufhörlich über die Wangen. Der Master löste seinen Blick von Amys Gesicht und blickte Madame Kovarian in das bösartig zwinkernde Auge.   „Ja, Amy“, sagte er mit fester Stimme. „Ich bin es.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)