Spoiler! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: The Curse of the Paradox ----------------------------------- 10. The Curse of the Paradox   „Du machst eine Menge Schulden bei mir, Karottenkopf“, grinste der Master, als er am nächsten Morgen ins Schlafzimmer kam. Verschlafen richtete Amy sich auf und blinzelte ihn an. Es hätte normalerweise ein erregendes Kribbeln sein sollen, was den Master bei diesem Anblick dazu veranlasst hätte, Amy mit Haut und Haaren zu verschlingen und zu lieben. Die süße Kirsche genüsslich zu vernaschen und dem harten Kern einen liebevollen Trieb zu entlocken.   Doch diese aufkeimenden Impulse hatte er - der Vernunft wegen - noch am Vorabend mit einer intensiven Meditation im Keim erstickt. Als er danach schlafen ging, fühlte der Master sich nicht unbedingt besser, aber zumindest klarer.   „Du bringst mir Frühstück ans Bett?“, verdattert setzte Amy sich in die Kissen und zog die Decke bis unters Kinn.   „Ich war kurz im frühen Hamburg unterwegs“, der Master zuckte mit den Schultern und raschelte mit den Tüten aus der Bäckerei. „Wenn du das Bett vollkrümelst, wirst du für mich putzen müssen, Kupferbirne... und zwar nackt!“   Er grinste von einem Ohr zum anderen und Amy schaute ihn belustigt an.   „Ich dachte, du willst mein Knochengestell nicht?“, meinte sie schnippisch und griff nach einer der knisternden Tüten.   „Das, Zuckerschnäutzchen, habe ich nie behauptet“, zwinkerte der Master ihr zu. Auch wenn es wohl oder übel der Wahrheit entsprach, es machte ihm höllisch viel Spaß mit Amy zu flirten und sie aus der Reserve zu locken. „Ich habe gesagt, dass wenn ich es gewollt hätte, dann hätte ich mir schon längst an deinem Knochengestell ein paar blaue Flecke stoßen können!“   Amy verschluckte sich bei diesem frechen Kommentar und hustete und prustete, bis sie sich beruhigte und den Master empört anstarrte.   „Und du wunderst dich, dass du keine Freunde hast?“   „Oh, ich kenne den Grund, Schatz“, der Master reichte ihr grinsend einen Pappbecher mit dampfenden Kaffee. „Niemand hat die Gabe meinen Humor zu verstehen und die mentale Größe einen unabhängigen Time Lord neben sich zu dulden, der weiß was er will und gerne mal die Wahrheit sagt.“   Er nickte ihr mit klimpernden Augenlidern zu und zuckte schließlich mit den Schultern. „Manchmal lüge ich aber auch gerne, und das tolerieren dann noch weniger!“   „Schwer nachvollziehbar“, meinte Amy sarkastisch und nippte am Kaffee. „Aber nett, dass du mich anscheinend zu deinen Freunden zählst.“   Ein Hauch Röte überflog ihre Wangen und Amy ließ ihre Haare nach vorne fallen, um sie zu überdecken.   „Zweckfreund“, ärgerte der Master sie. „Bilde dir nicht zu viel darauf ein! Immerhin bin ich ja kein Freund von dir.“   „Zweckfreund“, Amy reckte mutig ihr Kinn nach vorne und der Master hob erstaunt die Augenbrauen. „Bilde dir nicht zu viel darauf ein, Master!“   Er lächelte und Amy tat es ihm gleich. Einen unendlichen Moment ließ er den Anblick auf sich wirken, wie sie mit dem dampfenden Becher in der Hand und der knitterigen Tüte in seinem Bett saß. Dann fing er sich wieder und schmiss ihr einen Apfel in den Schoß.   Amy zuckte zusammen und versuchte keinen Kaffee zu verschütten. Dann nahm sie den Apfel prüfend in die Hand und schaute den Master mit kokettem Blick an.   „Willst du mich zum Apfel essen verführen?“, fragend zog sie eine Augenbraue nach oben. „Bist du die Schlange der Erkenntnis, Master?“   „Wenn du das willst“, antwortete er mit selbstgefälligem Grinsen und genoss einen Anflug von Verlegenheit in ihrem Gesicht, als er sie mit festem Blick in die Kissen nagelte.   „An apple a day keeps the doctor away, Liebling“, zwinkerte der Master ihr zu. „Wir wollen doch nicht jetzt schon gestört werden, auf unserer kleinen Flucht nach Trenzalore, die ein Zeitfixum darstellt, ooooooooooder?“   Amy überlegte einen Moment und biss dann herzhaft in den Apfel. Der Master spürte einen ersten triumphalen Impuls durch sein Wesen jagen, denn diese Geste bewies ihm, dass sie gewillt war, sich auf ihn einzulassen. Wenn es denn auch offiziell eine momentane Zweckfreundschaft war...   Es war eine Entscheidung gegen den Doctor.   „Oder bist du eine böse Königin, die das schöne Schneewittchen vergiften will?“, Amy begutachtete den Apfel von allen Seiten.   „Dann wäre es jetzt für dich zu spät, Rotschopf“, raunte der Master. Und trotzdem fand er es doch sehr sinnbildlich, wie das Gift des Apfels langsam in die Bande der Freundschaft zwischen Amy und dem Doctor floss.   „Meinst du, wir können reisen?“, Amy schaute ihn fragend an.   „Nein“, der Master schüttelte den Kopf. „ASTRID braucht noch Ruhe und ich muss einen Schrottplatz oder eine Werkstatt finden.“   „Wir stehen in keiner unauffälligen Seitengasse“, merkte Amy an und der Master nickte grimmig.   „Das stört mich allerdings auch“, knurrte er. „Sie hat sich heute Nacht tatsächlich in ein Dixiklo verwandelt. Was meinst du, wie viele von diesen besoffenen Fischmarktbesuchern sie angepinkelt haben?“   „Leben die noch oder ist die Stadt wegen Amoklauf gesperrt?“   „Sagen wir es mal so“, er blickte Amy verschwörerisch an. „Im Stehen pinkeln kann von denen jetzt keiner mehr!“   „Du hast sie kastriert?“, Amy schoss aus dem Kissen hoch und sah ihn fassungslos an.   „Naaaaaaah, das wäre ja zu einfach“, er zwinkert wieder schelmisch. „Mein Schallschraubenzieher hat einfach ein bisschen an der Größe geschraubt!“   „Das kann der?“   „Nicht, dass ich es nötig hätte, aber dir zu Liebe und weil du ja meine beste Zweckfreundin bist, würde ich es dir vorführen, Amelia“, ihren Namen konnte der Master schon fast gar nicht mehr sauber aussprechen, so sehr grinste er und versuchte das aufkeimende Lachen zu unterdrücken. Doch Amys unbeschreiblicher Gesichtsausdruck ließ ihn laut losprusten.   „Wir sind also mittlerweile auf dem Freundschaftslevel angekommen, auf dem man ungeniert Schwanzwitze reißen kann, ja?“, Amy grinste belustigt und der Master registrierte mit anzüglicher Genugtuung, dass ihr Blick immer wieder verstohlen über seinen Schritt huschte.   „Da muss man bei dir ein Level erreichen?“   „Eigentlich muss man vorher sogar einen Antrag beim zuständigen Amt für schmutzige Witze einreichen und sich eine Erlaubnis holen!“, plapperte Amy und der Master strahlte über beide Backen. Amy verstummte kokett lächelnd und schließlich lachten sie beide gemeinsam. Sie lachten über ihre dummen Witze und fanden kein Ende. Sie lachten von Herzen, von denen mindestens eins schneller schlug.   Die TARDIS summte auf.   Perplex schauten sich der Master und Amy an. Er rannte los und schlitterte über den langen Flur zur Brüstung, sprang über das Geländer und landete neben dem Kontrollpult.   „Was ist passiert?“, Amy schlüpfte in ihre Socken und hüpfte halb angezogen in den Kontrollraum.   „Sie fliegt“, fassungslos starrte der Master auf die goldene Energiesäule, die pumpende Bewegungen machte und den TARDIS-Kreislauf in Schwung brachte.   „Ganz ohne Alkohol?“, Amy nahm die Flasche Sekt vom Kontrollpult, die der Master nachts von der Reeperbahn geklaut hatte.   „Ganz ohne Alkohol“, kommentierte der Master trocken und setzte sein Tablet in die Halterung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser beschissene Riss auf ein Mal weg sein soll.“   „Zu Mal sie sich freiwillig in Bewegung setzt“, Amy linste über seine Schulter auf das Tablet.   „Weil sie dich loswerden will, Herzchen“, der Master zeigte auf den Ortungsbildschirm. „Sie steuert dein beschauliches Örtchen an!“   „Sie bringt mich nach Hause?“, Amy blinzelte verwirrt auf den Bildschirm und stellte den Sekt beiseite.   „Schade, Kupferbirne“, der Master lächelte sie an. „Ich dachte, unser kleines Abenteuer dauert ein bisschen länger... jetzt, wo ich weiß, wie du in Unterwäsche aussiehst!“   „Master!“, Amy knuffte ihn in die Schulter und lächelte.   „Ich mag es, wenn du meinen Namen sagst“, er starrte auf den Ortungsbildschirm und dann auf sein Tablet. „Wir sind schon da... Willst du aussteigen?“   „Wann sind wir, Master?“, fragte Amy unsicher und knöpfte sich ihre Jacke zu.   „Die Zeit hat sich nicht geändert, nur der Ort“, grummelte er.   „Ich bin eine halbe Ewigkeit zu spät“, stellte Amy entsetzt fest und fasste sich an die Stirn. „Wie soll ich ihm das erklären?“   „Mach es wie alle, Karottenkopf“, der Master schaute verkniffen auf seinen Bildschirm. „Gib mir die Schuld an allem.“   „Aber du hast mich doch gerettet?“, Amy legte ihre Hand auf seinen Arm, doch er entzog sich ihrer Berührung. „Warum sollte ich meinem besten Zweckfreund eine Schuld zuweisen?“   „Nun steig schon aus und geh zu deinem heißgeliebten Ehemann“, zischte der Master böse und Amy wich erschrocken zurück. Einen Moment lang stand sie unschlüssig herum und ging dann zur Tür.   „Ganz wie du meinst!“, rief sie angefressen. „Ich bin aber nicht alle!“   Sie verließ die TARDIS, nicht ohne die Tür mächtig zu zuknallen.   „NGAAAAAAAAAH“, brüllte der Master aus Leibeskräften und schlug mit kräftigen Hieben auf das Steuerpult ein. „Warum nur, bist du hier her geflogen? Du eifersüchtiges Miststück...“   Die TARDIS flackerte zufrieden, doch der Master war so enttäuscht über Amys Abgang, dass er die Flasche Sekt mit Wucht an die Wand knallte. Die TARDIS britzelte entsetzt über sein rüpelhaftes Verhalten und stellte sich stur.   „Wehe, du lässt mich jetzt hier in dem Kaff sitzen“, blaffte der Master die Energiesäule an, die keine Andeutungen einer Kommunikation machte. „SPRING AN!“   Die TARDIS gab ein kurzes Zwitschern von sich, um ihm zu signalisieren, dass sie nichts von seiner Idee hielt. Sie blieb an Ort und Stellte und der Master steckte schließlich den Kopf aus dem unscheinbaren Dixiklo.   Überall war es ätzend idyllisch. Der schlimmste Ort seit Anbeginn der Zeit.   Wie konnte Amelia nur hier zu Hause sein wollen? Sich in diesem Spießerkaff wohl fühlen? Wo doch das ganze Universum auf sie wartete! Wo er doch auf sie wartete...   Der Master setzte sich trotzig vor der TARDIS ins Gras und blickte in den blauen britischen Himmel, der hier und da von ein paar Schleierwolken durchzogen wurde. Sollte er sie suchen gehen?   Neeeeeein, der Master rannte niemandem hinterher. Auch nicht der Melodie zu seinem Trommeln.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   Wie auf Kommando fing er an zu klopfen und sich zu beruhigen. Mit größter Mühe versuchte er sich Amelias Lied ins Gedächtnis zu rufen, doch es gelang ihm nicht. Er trommelte einfach weiter seinen Takt, der nicht mehr das war, was er erwartete.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   A-me-li-a. A-me-li-a. A-me-li-a. A-me-li-a.   Der Master raufte sich die Haare und versuchte die erneut aufbrodelnde Wut zu unterdrücken. Wie eine gezündete Bombe fegte er zurück in die TARDIS und randalierte in bester Manier und Manie umher, lag beides doch dicht beieinander.   Die TARDIS zollte seinem kindischen Verhalten keinerlei Aufmerksamkeit, so dass er nach einer Weile ihre Tür auftrat und darüber nachdachte, zumindest den Nachbarort in Schutt und Asche zu legen.   Er trat in den strömenden Regen, der jetzt vom Himmel prasselte, und verfluchte das gesamte Universum. Die zickige TARDIS, die bescheuerte Tasha Lem, die dämlichen Time Lords, die treue Amy und sein verunsichertes Selbst. Er hasste es.   Erschrocken hielt er inne.   „Sie darf nicht zu meiner Schwachstelle werden!“, dachte er und zog sich die Kapuze über die blonden Haare. Er steckte die Hände in die Bauchtasche seines heißgeliebten schwarzen Kapuzenpullovers, den er sich heute Morgen in Hamburg angezogen hatte, und schlenderte den mit Pfützen übersäten Weg entlang. Er bog in eine Seitengasse und ging Steine vor sich her tretend an den kleinen Häusern vorbei. Hier und da schreckte er eine Katze oder einen Hund auf und schoss mit seinem Schallschraubenzieher Tauben vom Himmel, die er aus ihren regensicheren Verstecken scheuchte.   Seine Laune wurde einfach nicht besser. Er bog um die nächste Ecke und beschallte ein paar aufkeimende Tulpen, die kraftlos in sich zusammen sackten.   „Was?“, verdutzt blickte er auf die Person am Ende der Straße, die reglos im Regen stand. Dann rannte er so schnell wie er konnte los.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)