Spoiler! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Deep Breath ---------------------- 8. Deep Breath   Als die TARDIS landete, betete Amy zu allen möglichen Göttern des Universums, es würde die Erde sein. Irgendein verdammtes Fleckchen Erde. Am besten in einer Zeitepoche, die von Humanoiden dominiert wurde und außerirdische Lebensfomen in die Tarnung zwang. Unübertroffen, im europäischen Kontinent - vorzugsweise das Vereinte Königreich, genauer gesagt Schottland.   „Hambuuuuurg“, der Master zog skeptisch die Augenbrauen in die Höhe und hielt sein Tablet in die Luft. „Frühling 2017, ungemütliches norddeutsches Wetter und eine sich weltweit zuspitzende Krise.“   Er drehte sich zu der bibbernden Amy um, die in der steifen Brise an den Landungsbrücken stand und ihre Jacke enger um sich zog. Grimmig schaute sie über die anliegenden Schiffe, ließ den Blick über die Elbe und der Philharmonie schweifen bis hin zu den Docks im Umschlagshafen, die sich am Firmament abhoben und einen spektakulären Sonnenuntergang in Szene setzten. Die Mississippi Queen schaufelte sich gemächlich über das Gewässer und ein paar kleine Boote wogten im leichten Wellengang. Die Möwen kreischten und irgendwo läutete eine Kirchenglocke.   „Immerhin sind wir auf deinem Heimatplaneten, Kupferbirne“, der Master nickte zufrieden.   „Immerhin“, seufzte sie und blickte zur TARDIS. „So kann sie jetzt aber nicht bleiben.“   „Sie muss sich tarnen, aber ich weiß nicht, ob sie das schafft“, der Master lehnte an seinem zerbeulten Kühlschrank und ließ sich den Wind um die Nase blasen.   „Am besten eine Frittenbude oder Dixiklo“, Amy rümpfte die Nase und drehte sich zur Stadt um. „Da hinten geht die Post ab. Wir sind im Sündenpfuhl Europas gelandet!“   „Oh, das wird spaßig!“, der Master rieb sich freudig die Hände.   „Die sündigste Meile der Welt“, Amy schaute den Master ironisch  auffordernd an. „Schlimmer geht es nur in Bangkok zu... dem echten...“   „Was du nicht sagst!“, des Masters Augen glänzten. „Warum stehen wir noch hier rum?“   Er griff nach Amys Hand und zog sie hinter sich her. Sie lief widerwillig mit und riss sich schließlich von ihm los.   „Weißt du“, sie seufzte kläglich, „wenn es dir nichts ausmacht, bleibe ich lieber in der TARDIS und schlafe ein wenig. Mir ist nicht nach Party und tanzen zumute.“   „Karottenkopf, du enttäuschst mich“, der Master schnappte ihr Handgelenk und seine Finger legten sich wie Handschellen darum. „Wir können unsere gemeinsame Zeit doch nicht in der TARDIS verschlafen!“   Er zog sie an sich heran und nahm sie in die Arme. Auf seinem Gesicht breitete sich ein spitzbubenhaftes Grinsen aus und er legte seine Stirn wieder an die ihre.   „Es sei denn, du willst die ganz Zeit über mit mir verschlafen!“   Amy sog zischend die Luft ein und blickte ihn empört an. Sie versuchte sich aus seiner Umarmung zu lösen, doch der Master hielt sie fest.   „Gehört das zum Vorspiel?“, fragte er unschuldig an ihrem Ohr und Amy knurrte böse. „Dann halt nicht!“   Prompt ließ er sie los und lief über die Straße Richtung Rotlichtviertel. Unschlüssig blickte Amy zwischen ihm und der TARDIS hin und her. Sie rannte zurück, rüttelte an der Klinke und stellte entnervt fest, dass der Master sie abgeschlossen hatte.   „Kommst du?“, rief er ihr gut gelaunt zu und sie setzte sich mürrisch in Bewegung, durch die Straßen und Gassen hinein in die bunte Welt der Reeperbahn, deren Lichter in der Dämmerung zu leuchten begannen und die Vergnügungssüchtigen zum Vergessen einluden.   „Aaaaaaah! Korruption, Prostitution und Chaos, wohin das Auge blickt“, schwärmte der Master. „Dieser Ort wird es noch zu etwas bringen!“   Gemeinsam schlenderten sie über die Reeperbahn, kauften sich Burger und Fischbrötchen und mischten sich in die Massen der Touristen und Nachtschwärmer.   „Aaaaah“, machte der Master, reckte sich und atmete tief ein. „Was für eine Nacht!“   „Ich bin müde“, murrte Amy doch der Master schüttelte tadelnd den Kopf.   „Bist du nicht“, er zog sie in eine schäbige Bar, die so voll war, dass sie fast aus allen Nähten platzte. Nun war es so, dass fast jede Bar auf der Reeperbahn bis auf den Fußweg gefüllt war, aber diese Auserwählte bot erstklassisches Karaoke.   Sie zwängten sich an einem dicken Asiaten vorbei, der die Karaokemaschine am Computer steuerte und hörten einer jungen Frau zu, die mit größter Hingabe einen irdischen Oldie zum Besten gab.   „Wenn du für mich deine Melodie noch ein Mal singst“, der Master beugte sich dicht an Amys Ohr hinab, damit sie ihn in dem lauten Rundherum verstehen konnte, „gehen wir zurück zur TARDIS.“   „Und ich darf in deinem Bett schlafen“, forderte sie mit entschlossenem Blick. „Ich will nicht auf der steinharten Erste-Hilfe-Liege schlafen!“   „Einverstanden!“, der Master grinste breit und zwinkerte ihr zu.   Er kletterte auf das kleine Podest, welches die Bühne darstellte, und riss der jungen Frau das Mikro aus der Hand.   „Hey!“, wütend starrte sie den blonden Typen an, der ihr die Show stahl.   „Du bist schlecht“, sagte der Master ins pfeifende Mikro und die Karaokenummer wurde unterbrochen. Die Menge pfiff und buhte ihm zu, doch der Master grinste nur und zog Amy zu sich hoch.   „Sag ihm, wie das Lied heißt!“, befahl er und drückte Amy das Mikro in die Hand.   Schwungvoll führte sie es sich an die Lippen und schaute zu dem Asiaten am Computer rüber.   „Auld Lang Syne“, ihre Stimme erfüllte die Karaokebar bis in den letzten Winkel und ein paar Sekunden später flimmerte auf der großen Leinwand per Beamer der Text.   Der Master zweifelte nicht daran, dass Amy ihn auch ohne Vorlage hätte singen können, denn sie schloss die Augen und fühlte sich in die Melodie und den Takt der Maschine ein.   Als sie mit klarer Stimme zu singen begann, versuchte der Master seinen Takt dem ihren anzupassen und klopfte langsam und rhythmisch an seiner Hüfte. Er spürte, wie sein Wesen sich beruhigte und er im Inneren einen Frieden fand, wie schon seit Ewigkeiten und Regenerationen nicht mehr.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   Er merkte nicht, wie Amy das Lied beendete und die Menge ihr applaudierte, eine Zugabe forderte, und sie dem Asiaten einen neuen Titel zurief. Und noch einen... und noch einen...   Irgendwann erwachte er aus seiner Meditation und stellte fest, dass Amy strahlend und glücklich an seinem Arm hing.   „Hat es dir gefallen?“, ihre Augen glänzten und er wusste nicht, was er in diesem Augenblick für einen Emotionscocktail durch seinen Körper rauschen fühlte. Es war ungwohnt und fremd. Der Master wusste nicht, ob es falsch oder richtig war.   „Ja“, sagte er mit rauer Stimme und sie verließen die Bar. Amy hakte sich bei ihm unter und sie gingen die Partymeile hinab, durch einsame Straßen wieder Richtung Landungsbrücken, wo die TARDIS sich ausruhte.   „Was ist das denn für eine komische Fratze?“, fragte Amy plötzlich, als sie die Stufen einer großen Treppe hinab liefen. Sie zeigte in das Dunkel der Nacht und der Master schaute ihrem Finger hinterher. Das Licht einer vorbeirauschenden Bahn schien aus den Fenstern auf sie hinab, doch er konnte nichts sehen.   „Was für eine Fratze?“   „Eine Fratze?“, Amy schaute ihn verwundert an.   „Ja, das wolltest du doch gerade wissen!“, ärgerlich starrte der Master auf Amy hinab. „Ich habe keine Fratze gesehen, Kupferbirne!“   „Ich auch nicht!“, beteuerte sie und krallte sich in seinen Arm. „Ich fühle mich schon wieder wie gelähmt vor Angst. Master, was geht hier vor?“   Amys Augen glänzten nervös und er schaute sie ernst an. Seine Kieferknochen mahlten nervös hin und her während er den Vierertakt an seiner Seite trommelte.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   „Keine Ahnung“, er legte schützend den Arm um Amy und presste sie fest an sich. „Lass uns schnell weiter.“   Sie hasteten durch die Dunkelheit Richtung TARDIS, der einsame dreckige Kühlschrank an den Landungsbrücken, und konnten es kaum erwarten ins Innere zu gelangen.   Der Master knallte die Tür hinter sich zu und schloss von innen ab.   „Das war jetzt schon das zweite Mal!“, forschend sah er Amy an und hielt ihr einen warnenden Finger unter die Nase.   „Von was?“   „Dass du mich auf etwas hinweist, das es gar nicht gibt!“, wütend zog er eine geklaute Flasche Sekt aus der Innentasche seiner Jacke und stellte sie auf das Kontrollpult. Nein, eigentlich knallte er sie dahin und war froh, dass sie nicht in Scherben zersprang. „Erst in New Bangkok und jetzt hier, Amelia. Was hast du gesehen, nur um es anscheinend gleich wieder zu vergessen?“   Verwirrt schaute Amy den Master an und schien hin und her zu überlegen. Je länger sie nachdachte, umso ungeduldiger und wütender wurde der Master. Er konnte dieses unproduktive Schweigen nicht aushalten, zog die Jacke aus und kickte sie in eine Ecke.   „Ich geh ins Bett“, maulte er schlecht gelaunt und ließ Amy stehen.   „Das bekomme ich!“, brauste Amy auf und lief schnell hinter dem Master her. „Ich hab für dich gesungen, ich darf heute darin schlafen!“   „Natürlich, Flammelia“, der Master grinste sie belustigt an. „Aber es war nie die Rede davon, dass ich wo anders schlafe!“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)