Spoiler! von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Hide --------------- 7. Hide   Die TARDIS landete ruckartig und heftig. Amy und der Master schauten sich aufgeregt an.   „Oh Gott, ich hoffe wir sind auf einem Planeten mit Schokolade gelandet“, betete Amy und der Master lachte spöttisch.   „Weil dein Herz gebrochen ist?“   „Nein, nur um mich zu beruhigen“, versicherte sie ihm lächelnd. „Schokolade ist für manche Menschen ein Wundermittel. Ich gehöre zu ‚manche Menschen‘!“   „Für mich nicht“, meinte der Master schmeichelnd und ging an einer skeptisch dreinschauenden Amy vorbei zur Tür. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken, und fragte sich insgeheim, was seine Worte wohl in ihr augelöst haben könnten.   Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und warf einen Blick nach draußen. Hitze wallte ihm entgegen und der dröhnende Geräuschpegel von Straßenlärm und Stimmen.   „Metropole... höchstwahrscheinlich irdisch, oder einer Erdkolonie zugehörig... verdammt heiß, ich würde auf zwei Sonnen tippen...“, er drehte sich zu Amy um. „Ich hoffe du hast Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 230 dabei?“   „Witzbold“, Amy zog ihn von der Tür weg und linste nach draußen. Über ihr baumelten in mehreren Reihen asiatisch anmutende Lampions, die sich von Stockwerk zu Stockwerk der marode wirkenden Hochhäuser aufperlten. An den Fenstern hingen Wäscheleinen und irgendwo weit oben erblickte sie einen Fetzen tiefblauen Himmels. Sie schienen in einer Seitengasse gelandet zu sein, denn die Lautstärke der Geräusche nahm zu, wenn Amy den Kopf nach rechts drehte. Sie erblickte eine Hauptstraße mit regem Gedränge und ein Lufthauch, warm wie aus einem Fön, trug den Duft von frisch zubereiteten Speisen zu ihr herüber.   „Wir sind hier richtig!“, beschloss sie schnell und stieg aus der TARDIS. Der Master folgte ihr und schlug die Kühlschranktür hinter sich zu.   „Ich muss sie noch tarnen“, er zückte sein Tablet und hielt es vor den schäbigen Kühlschrank.   „Wieso?“, verständnislos blickte Amy auf die verbeulte Kühlschranktür. „Besser geht es doch gar nicht?“   „Hast Recht“, der Master verstaute das Tablet in seiner Hosentasche und hakte Amy bei sich unter. Mit schwungvollen Schritten und wippenden Haaren ging sie fröhlich an seiner Seite zur Hauptstraße.   „Sind wir in Chinatown oder so?“, Amy schnupperte genüsslich durch die Luft und der Master holte das Tablet hervor.   „Fast“, er scannte mit der Kamera des Tablets die Umgebung und seine Mundwinkel sackten in die Tiefe. „Wir sind in New Bangkok, Herzchen.“   „Bangkok?“, quiekte Amy überwältigt doch der Master schüttelte den Kopf.   „Ich sagte New Bangkok, Puddinghirn“, eindringlich sah er sie an. „Wir müssen aufpassen, hörst du? Das ist einer der gefährlichsten Kolonien in der Kasterborous-Konstellation. Eigentlich dürften und hätten wir gar nicht hier landen können!“   „Warum?“   „Gallifrey, der Heimatplanet der Time Lords, schwirrte ebenfalls in der Kasterborous-Konstellation herum, bis er im Zeitkrieg ... ach, du weißt schon... jedenfalls, war es keiner TARDIS möglich, ab einem bestimmten Datum diese Zone in Raum und Zeit zu betreten oder zu verändern!“   „Aber vielleicht verändern wir mit unserer Anwesenheit ja auch nichts“, Amy zog den Master hinter sich her durch die volle Gasse. Sie drängten sich Hand in Hand durch die Masse an Humanoiden, Reptiloiden, Insektoiden, Animaloiden und was der Master sonst noch so auf einen Blick erhaschen konnte. Es war jedenfalls sehr bunt und vielfältig. „Vielleicht sind wir ja wieder ein Fixpunkt, Master!“   „Das wäre ungut“, misstrauisch beäugte er die Gasse und ließ sich von Amy mitziehen. „Es ist nie gut, in New Bangkok zu sein.“   „Dann lass uns schnell was essen und wieder abhauen!“   „Ich bin dafür“, stimmte der Master ihr zu und sie schlenderten an einen der vielen Verkaufsstände, dessen Auslage nicht aussah wie interstellarer Dreck.   „Ich hab gar kein Geld dabei!“, Amy klopfte sich erschrocken die Hosentaschen ab.   „Ich bezweifle ohnehin, dass deine Währung hier akzeptiert wird“, flüsterte ihr der Master ins Ohr und hielt ihr ein paar bernsteinartige Klumpen hin. „Du schuldest mir was!“   Amy nahm die Bröckchen aus seiner Hand und kaufte sich eine große Box mit nudelartigen Fäden, buntem Miniaturgemüse und etwas undefinierbar Pappigem, von dem sie sich einredete, dass es bestimmt Hühnchen sei. Es gab allerdings auf diesem Straßenmarkt nicht ein einziges Huhn weit und breit...   Der Master bestellte einen großen Fleischspieß und gemeinsam hockten sie sich auf einen Treppenvorsprung, der im weniger heißen Schatten lag.   „Wo wollen wir als nächsten hin?“, fragte Amy zwischen zwei Bissen.   „Die Frage ist eher, wo können wir als nächstes hin“, der Master beobachtete das bunte Treiben um sie herum voller Misstrauen. „Trenzalore scheint sie selber ungerne ansteuern zu wollen... und ich kann sie nicht permanent in einen Vollrausch versetzen, nur damit die TARDIS uns irgendwohin fliegt. Ihr Herz muss repariert werden, sonst sind wir in Kürze aufgeschmissen.“   „Es wäre schön, wenn du mich dann in Leadworth absetzen könntest“, sinnierte Amy. „Vielleicht direkt nach dem Augenblick, in dem sie mich aus dem Ehebett entführt haben?“   „Aaaaah, du willst nicht, dass er was von deinem kleinen Abenteuer mit mir erfährt?“, der Master leckte grinsend über seinen Fleischspieß. „Vergiss nicht, Kupferbirne. Es ist unumgänglich. Warum auch immer, wir beide sind ein Fixum in Raum und Zeit. Langsam werde ich neugierig.“   „Wir werden es heraus finden“, seufzte Amy. „Aber danach möchte ich bitte wieder nach Hause.“   Sie schob sich eine Portion Nudeln in den Mund und starrte verträumt in die Gassen, die sich überall von der Hauptstraße abzweigten.   „Hast du das gesehen?“, sie krallte sich plötzlich ängstlich in seinen Arm und er folgte ihrem Blick. Doch da war nur eine dunkle, leere Gasse.   „Was meinst du?“, der Master pflückte Amys Hand von seinem Arm und sie griff mechanisch nach ihrer Plastikgabel.   „Ach, ich weiß nicht“, Amy runzelte die Stirn und aß langsam weiter. „Ich... ich fühle mich miserabel, aber weiß nicht warum. “   „Dann war es wohl auch nicht wichtig“, beruhigte der Master sie und tätschelte ihr den Schenkel. Doch so wirklich beruhigend fand er das Ganze nicht. Er ließ die Gasse nicht mehr aus den Augen, doch niemand tauchte dort auf. Nichts passierte und es hatte den Anschein, als wäre diese Gasse in New Bangkok das Langweiligste, was das Universum zu bieten hatte. Die Luft flimmerte vor Hitze und drückte schwer auf sie hinab, doch mit einem Mal merkte der Master, wie ihn eine eiskalte Gänsehaut überzog. Es hatte sich etwas verändert ... nur was?   „Lass uns lieber verschwinden“, der Master schmiss den abgenagten Fleischspieß neben die Treppe, während Amy ihre Pappbox brav in einer Mülltonne entsorgte. Sie stürzten sich gemeinsam ins Getümmel und liefen zurück zur TARDIS, die traurig in der staubigen Gasse wartete. Der Master schloss die Tür auf und schob Amy hinein. Erleichterung machte sich in ihm breit, jetzt wo er sie beide in Sicherheit wusste. Er folgte Amy in die TARDIS und warf einen letzten Blick die Gasse entlang. Im Augenwinkel nahm er einen huschenden Schatten war, doch er konnte nicht erkennen, ob es real war oder ob er lediglich einem täuschenden Lichtspiel erlegen war. Er konnte einfach nicht dieses Gefühl abschütteln, die ganze Zeit beobachtet worden zu sein.   Er knallte die Tür zu und verharrte einen Augenblick mit der Klinke in der Hand. Der Master taxierte Amy mit einem nachdenklichen Blick, bevor er erneut die Tür öffnete und nach draußen schaute.   Die warme Luft pustete ihm Staub ins Gesicht und die Seitengasse präsentierte sich in bester Trostlosigkeit. Des Masters Augen huschten von rechts nach links, von oben nach unten. Es blieb alles bunt.   Grübelnd zog er sich in die TARDIS zurück, wo Amy auf ihn wartete.   „Was machen wir jetzt?“   „Eine neue Flasche Wein auf“, zügig schritt er an Amy vorbei und holte aus der Küche eine staubige rote Glasflasche.   Mit einem ausgezeichneten Blauer Verenoas konnte der Master die TARDIS trösten und zu einer weiteren, höchst holprigen Reise bestechen.   „Sie könnte uns ruhig mal einen Schluck übrig lassen“, meinte Amy sehnsüchtig.   „Sie teilt nicht gerne“, grinste der Master. „Ich übrigens auch nicht!“   „Kann ich trotzdem bitte mal was trinken?“, Amy sah ihn vorwurfsvoll an. „Ich fühle mich ja schon ein bisschen wie Dörrobst!“   „Hmm“, der Master neigte prüfend den Kopf zur Seite. „Du wärst eine Kirsche, Flammelia. Eine zuckersüße, vertrocknete Kirsche mit festem Kern, an dem man sich die Zähne ausbeißen kann!“   „Ich kann auch Zähne ausschlagen!“, Amy hob wie zur Bestätigung die Fäuste und der Master reichte ihr schmunzelnd eine Flasche Wasser.   „Ich muss gestehen, Kupferbirne“, er zwinkerte ihr schelmisch zu  und ließ sich rücklings in seinen Sessel plumpsen, „ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte ohne jemanden dabei umzubringen. Ich glaub das war, als ich versucht habe eine Regierung zu infiltrieren, aber da habe ich nicht so viel bei gelacht! Der Doctor hat mir wie immer die Tour vermasselt...“   Amy grinste und trank das Wasser. Der Master beobachtete sie dabei, wie sie versuchte, sich nicht zu bekleckern, denn die TARDIS flog zwar gerade etwas ruhiger, doch die nächsten Turbulenzen waren bei dieser Art zu reisen gewiss.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   Der Master trommelte seinen Takt auf der Sessellehne und versank in meditatives Schweigen. Er musste die ruhige Phase der TARDIS nutzen, um sich mit ihr zu verbinden und Artron-Energie zu übermitteln. Trotz seiner langen Abwesenheit in der TARDIS, müsste der Master noch genügend von dieser Energie in seinen Zellen abgespeichert haben, um ihr eine sanfte Landung zu ermöglichen.   Sein Rhythmus trug ihn fort in eine interdimensionale Sphäre, in der sich sein Geist mit dem Herz der TARDIS verbinden konnte. Er befand sich in einem großen goldenen Netz, in dem es zauberhaft funkelte und schimmerte. Der Master ließ die TARDIS wie einen gierigen Vampir an seine Artron-Energie, er spürte, wie sie ihm die freiwillig gegebene Energie aus dem Zeitvortex entzog. Und dann sah der Master, was der TARDIS zu schaffen machte.   Er schlug die Augen auf und stürzte förmlich kopfüber zurück in die Realität, denn die TARDIS hopste und schmiss ihn aus dem Sessel.   „Dieser Riss ist in ihrem Herzen“, fluchte der Master und raufte sich die blonden Haare. „ASTRID kämpft permanent dagegen an, ausgelöscht zu werden, Amelia! Deswegen hat sie keine Kraft uns richtig zu transportieren.“   „Aber die Risse verschwinden erst nachdem die TARDIS des Doctors explodiert!“, Amy schlug sich schockiert die Hand vor den Mund. „Und wer weiß, wann das sein wird?“   „Mit den Reisen durch Raum und Zeit ritzen wir jedenfalls überall im Universum diese Risse ins Gefüge“, der Master ging nervös auf und ab und trommelte seinen Takt.   Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm. Da-da-da-damm.   „Das haben wir damals auch, der Doctor und ich“, erinnerte sich Amy. „Viel zu spät haben wir begriffen, dass unsere Zeitreisen noch mehr Schaden verursacht haben.“   „Aber die sind durch die unumgängliche Explosion entstanden“, der Master schaute sich zur schwächlich pumpenden Energiesäule seiner TARDIS um. „Es war ein Fixum, ein Timeloop, wenn man so will. Ihr habt zwar Risse verursacht, aber nur, weil bereits feststand, dass die TARDIS des Doctors explodieren würde müssen und demnach eure Besuche in der entsprechenden Raum-Zeit-Ebene nicht gesichert waren. Unsere Risse entstehen durch ASTRIDs gebrochenes Herz. Und ich weiß nicht, wer ihr das angetan hat!“   „Was werden wir jetzt tun?“   „Abwarten, wo wir landen“, beschloss der Master und nahm Amy die Wasserflasche aus der Hand um selber zu trinken. „Und dann werden wir eine Weile warten. Sie muss sich erholen und vielleicht finde ich eine Lösung. Wir müssen es irgendwie nach Trenzalore schaffen.“   „Das klingt nach lange“, Amy ließ trübselig den Kopf sinken und seufzte. „Ich hoffe du hast keine Gästezimmer in deiner TARDIS, in denen ausschließlich Hochbetten stehen!“   Der Master lächelte breit und fing leise an zu lachen. Dann wurde er immer lauter und lauter, und das Lachen schüttelte seinen ganzen Körper.   „Was ist daran so lustig?“, fauchte Amy und stapfte mit dem Fuß auf. „Ich hasse die Hochbetten in Doctors TARDIS!“   „Ich bin der Master, Karottenkopf, nicht der Doctor“, kichernd wischte er sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Ich habe keine Hochbetten -“   „ -dem Himmel sei Dank!“   Der Master lachte laut und schallend, während Amy langsam wütend wurde. Er schüttelte den Kopf und beruhigte sich nach einigem Prusten und mädchenhaftem Gekichere. Amy wippte ungeduldig mit den Füßen und blickte ihn erwartungsvoll an. Der Master sammelte sich, richtete sich zu voller Größe auf und strahlte Amy belustigt an.   „WAS?“, zischte Amy ungeduldig.   „Hast du dich bis jetzt nicht gefragt, warum ich meine TARDIS einwandfrei alleine fliegen kann?“ Er machte eine kleine Kunstpause. „Im Gegensatz zu Doctor’s TARDIS habe ich hier ein Modell, welches für eine Person - Mich! - konzipiert wurde.“   Amy schwieg und starrte ihn nur pikiert an. Der Master öffnete einladend seine Arme und grinste anzüglich:   „Ich habe noch nicht mal ein Gästezimmer, Süße!“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)