Yajuu 3 von Avyr (-battles against insanity-) ================================================================================ Kapitel 4: mission fail ----------------------- Während Lua sich mit der Kitsune beschäftigte, brannte Pik darauf, sich mit den Exile auseinanderzusetzen. Letztes Mal hatten sie ja einfach die Flucht ergriffen, bevor der Kampf geendet hatte. Nun, letztes Mal war es ja nicht gerade optimal für ihn gelaufen, aber er hatte so eine Ahnung, dass er es heute nicht so schwer haben würde. Er musste sich nicht einmal anstrengen, um die Sender von Shirai zu sehen, während sie auf ihn zurasten. Mühelos wich er den Explosionen aus. Da war Sarir schon anstrengender. Seine Angriffe waren großflächiger und machten das Ausweichen schwieriger. Außerdem begann er den Raum damit ernsthaft zu beschädigen. Pik wollte nicht riskieren, dass der Boden unter ihnen einkrachte, also musste er die Sender deaktivieren. Auch wenn das bedeutete, dass sie ihn höchstwahrscheinlich wiedererkennen würden. Immerhin musste er schon längst nicht mehr zur Chimäre werden, um seine Affinität auch so einzusetzen. Als er den ersten Sender mit einem Stromstoß zerstörte, stockten Shirai und ihr Bruder augenblicklich. „Du… Du hast meine Sender zerstört.“, meinte Shirai fassungslos, „Das hat bisher nur einer geschafft… Kann es sein, dass…“ Hinter Pik erschien Sarir, der seine Gestalt bereits geändert hatte und Pik nun direkt attackierte. Es gelang ihm, Pik am Arm zu erwischen. Sofort erschienen die Male auf seinem Arm und es wurde binnen Sekundenbruchteilen verdammt heiß. Pik setzte sich augenblicklich unter Strom und deaktivierte die Male. Außerdem erwischte er so auch Sarir, der eiligst zurücksprang und neben seiner Schwester landete, die sich nun auch verwandelt hatte. Die beiden setzten sich in Bewegung und kreisten Pik ein. Mit ihren ausfahrbaren Klingen schlugen sie auf ihn ein und da ließ er blitzschnell seine Sensen erscheinen und wehrte jeden Angriff ab. Auf seinen Reisen mit Lua und Vale hatte er eine interessante Sache dazugelernt. Eines Tages waren sie einer Frau begegnet, die sich mit Siegeln beschäftigte. Sie hatte Pik gezeigt, wie er seine Sensen verschwinden und bei Bedarf erschienen lassen konnte, damit er sie nicht ständig mit sich rumschleppen musste. Nun waren sie normalerweise als zwei Tattoos auf seinem Rücken zusehen, doch wenn er das Siegel löste, manifestierten sich die echten Sensen griffbereit. Ihm selbst war gar nicht aufgefallen, wie viel schneller und geschickter er über die Zeit geworden war, aber wenn er seinen ersten Kampf mit den beiden mit damals verglich, dann war da ein wahnsinniger Unterschied zu erkennen. Letztes Mal war er lediglich als Chimäre dazu in der Lage gewesen mit den beiden mitzuhalten. Jetzt schaffte er das auch so. Gerade jagte er je einen Stromstoß durch die Sensen. Er traf beide gleichzeitig und die Geschwister schrien schmerzerfüllt auf. Sie sprangen mehrere Meter von ihm weg und regenerierten sich wieder. Außer Atem taxierten sie ihn und warteten darauf, was er als nächstes tun würde. Ein kurzer Blick zu Lua verriet ihm, dass auch sie den Kampf fast entschieden hatte. Die Kitsune war von einer Spiegelsalve umhüllt und Pik wusste, dass nur die wenigsten wussten, wie man da wieder herauskam. Pik hatte jedenfalls seinen Spaß. Er liebte die Jagd und auch wenn die beiden Exile nicht die Herausforderung darstellten, die er sich erhofft hatte, erfüllte es ihn doch mit Genugtuung. Trotzdem versuchte er sich am Riemen zu reißen und sich nicht zu sehr hineinzusteigern. Manchmal übernahmen die Instinkte der Chimäre in ihm die Überhand, doch zum Glück konnte ihn Lua immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Durch die Verbindung die die beiden telepathisch stets zueinander hielten und die Tatsache, dass es Luas Blut war, dass ihn zurückgeholt hatte, konnte sie ihn mit ihrer Aura immer wieder beruhigen. Manchmal fragte er sich, wie es wohl wäre, wenn er diese Verbindung nicht hätte und dann wurde ihm klar, dass wohl genau das der Grund dafür war, was aus Luca hatte werden können. Pik verschwand augenblicklich aus dem Sichtfeld der Geschwister und sprang durch die Stromleitung an der Decke hinter die beiden. Er setzte sich selbst unter Starkstrom und packte beide am Nacken. Sarir hatte ihn einen Moment vorher noch bemerkt und war halb dabei auszuweichen, als Pik die beiden erwischte. Seine Schwester erwischte es jedoch komplett. Bewusstlos kippte sie zu Boden, woraufhin sich ihr Bruder unter schmerzverzerrtem Gesicht von Pik losriss und auswich. Er spreizte alle Klingen, die er besaß, von sich ab und hielt damit auf Pik zu. Dieses Mal wich Pik nicht aus. Er verwandelte einen Arm zur Klaue und bohrte die Krallen in den Boden. Sofort funkte es und schlangenähnliche Gestalten aus purem Strom rasten Sarir entgegen. Er versuchte noch auszuweichen, doch da schossen die Schlangen nach oben und „verbissen“ sich in ihm. Einen Moment versuchte er sich noch zur Wehr zu setzen, doch dann kippte auch er bewusstlos zu Boden. Klirrend landeten die Klingen neben ihm auf den Boden und dann war es still. Pik hatte beide außer Gefecht gesetzt. Da er wusste, dass Lua nicht wollte, dass er die beiden tötete, beließ er es dabei sein. … „Gute Arbeit.“, sandte ich Pik meine Nachricht zu, als ich sah, dass er die beiden Exile bezwungen hatte. „Dann können wir uns ja wieder dem eigentlichen Zuwenden.“ Ich ging zu Pik hinüber, der nun wieder bei der Kiste stand. Ich war fast bei ihm angekommen, als etwas an mir vorbeiraste und sich in die Kiste fraß. Als ich mir näher betrachtete, was da eben an mir vorbeigeflogen war, erkannte ich etwas, dass an ein kreisrundes Sägeblatt mit vielleicht 30cm Durchmesser erinnerte. Es steckte einige Zentimeter tief im Stahl und sowohl Pik als auch ich waren überrascht. Wir hatten es beide nicht bemerkt. Als wir uns umdrehten, lehnte am Türrahmen eine weitere Gestalt. Er sah regelrecht gelangweilt aus und schien wenig motiviert für das Ganze. Der Mann Ende Zwanzig hatte blaugrün gefärbte Haare, die er mit einem Haarreif nach hinten hielt, aber an seiner linken Seite baumelte ein recht langer, geflochtener Zopf. Er war komplett in schwarz gekleidet, trug aber ebenfalls das Symbol der Gang. Seiner Augen waren von unterschiedlicher Farbe. Das eine war dunkelgrün, das andere hingegen hellviolett. Ich hatte den Eindruck, dass es sich dabei aber nur um Kontaktlinsen handelte. „Wo kommt der denn her?“, fragte Pik mich telepathisch. Er schien irritiert, weil wir ihn beide nicht bemerkt hatten und offenbar stand der hier schon eine Weile. Hatte er den Kampf beobachtet? Wenn ja, wieso hatte er dann aber nicht eingegriffen? Nun begann unser Gegenüber zu sprechen. „Ok, ich hab keine Ahnung wer ihr seid, aber scheinbar stimmen die Gerüchte über die Fremden in der Stadt. Habt auf jeden Fall einen sehr interessanten Kampfstil ihr beiden. Man könnte fast meinen, ihr seid Chimären.“ So schnell hatte er uns durchschaut? Sowohl Pik als auch mir war sofort klar, dass dieser Gegner ein ganz anderes Kaliber war, als die drei von eben. Und dazu hatten wir das Überraschungsmoment nicht mehr, denn er hatte bereits ausgiebig beobachten können, wie wir beiden so kämpften. Vorsicht war geboten. „Wisst ihr, an und für sich ist mir voll egal, was ihr hier macht, aber mein Chef hätte gern die Kiste da hinten und da ihr die auch haben wollt, muss ich da wohl intervenieren.“, erklärte der Typ nun gelassen, „Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Kei, aber vielleicht kennt ihr mich auch schon unter dem Namen Nokogiri.“ Pik und ich tauschten einen Blick aus. Nokogiri… „Das ist Lucas rechte Hand.“, bemerkte Pik angespannt, „Irgendwie hatte ich mir den ganz anders vorgestellt.“ Da stimmte ich ihm zu. Dieser Typ wirkte wie ein stilles Gewässer mit unbekanntem Terror in seinen Tiefen, doch nach Vales Erzählungen hatte ich irgendwie eher einen durchgeknallten, hitzköpfigen Exile erwartet. Gerade wollten Pik und ich ihn gemeinsam angreifen, als er uns eiskalt erwischte. Plötzlich hockte er auf der Kiste über uns und mehrere Sägeblätter rasten auf uns herab, sodass Pik und ich ein ganzes Stück nach hinten wegspringen mussten. Nun waren wir plötzlich sehr weit von der Kiste weg. „Man ist der schnell.“, staunte Pik anerkennend. „Ja… leider. Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen.“, gab ich zurück. Ich erschuf eine Spiegelsalve und Pik entsandte einen Schwall Stromstöße dort hinein. Als die Spiegel dann Kei umkreisten, zeigte er sich weiterhin absolut unbeeindruckt. „Die Sache mit den Spiegeln ist echt cool.“, sagte er stattdessen und begann dann zu Grinsen. Piks Angriffe sausten auf Kei nieder, doch kein einziger traf ihn. Um ihn herum war wie eine Wand, die aussah, als bestünde sie aus metallenen Federn. Sie hatten alle Stromstöße auf den Boden abgeleitet und ihm war kein Haar gekrümmt worden. Stattdessen musste Pik den Strom selbst wieder ableiten, damit er nicht uns im Gegenzug schade konnte. „Ist ein ziemlich interessanter Trick, den ihr beiden da ausgeheckt habt.“, grinste Kei uns an und es klang irgendwie gleichzeitig lobend, als auch zynisch. „Sehe ich das richtig, dass du bestimmen kannst, was in deinen Spiegeln verschwindet und was nicht?“, fragte er nun, doch es klang nicht so, als erwarte er eine Antwort. Denn die wusste er längst und ich ahnte, dass er wusste, wie man die Spiegel zerstören konnte. Kei fasste mit einer Hand an einen der Spiegel und kam natürlich nicht in meine Welt hinein. Mit der anderen Hand berührte er einen anderen Spiegel und dann erschienen plötzlich fünf Klingen aus seinem Rücken mit dem er die restlichen Spiegel lediglich berührte. Er wollte wohl alle auf einmal loswerden, denn im nächsten Moment manifestierte sich eine weitere Klinge, die dieses Mal jedoch anders aussah. Diese erinnerte an ein Schlangenschwert und endete in eben einer jener kreisrunden Sägen, wie die, mit der er uns begrüßt hatte. Blitzschnell wirbelte die Klinge umher und da die Spiegel jetzt gesperrt waren, zerbrachen sie einfach. Die Überreste klirrten zu Boden und schockiert starrte ich ihn an. So schnell hatte das noch niemand herausbekommen. Leider waren die Spiegel im Nahkampf gegen Gegner ungeeignet, da genau das passierte, wenn man sie direkt und nicht über Fernangriffe attackierte. Deswegen hatte ich für den Nahkampf ja auch die Silberfäden. Dieser Kei hatte sowohl Piks, als auch meine Angriffe ohne mit der Wimper zu zucken zunichte gemacht. Das hatte man also zu erwarten, wenn man mit jemanden aus den oberen Rängen der schwarzen Liste kämpfte. Es war mir ein Rätsel warum er im Ranking nicht höher gestuft war. „Super, jetzt da das aus dem Weg ist, können wir ja ernst machen, was?“, bemerkte er gelangweilt und die Klingen verschwanden wieder. Er erhob sich von der Kiste und machte sich zum Angriff bereit. Auch Pik und ich waren bereit. Kei setzte sich in Bewegung und wieder war er so verdammt schnell, das wir ihn kaum kommen sehen konnten. Plötzlich knallte es und Kei wurde aufgehalten. Seine zur Klaue verwandelte Hand wurde von einer anderen Klaue abgehalten. Nun standen beide da, wie in einer Pattsituation. „Oha, was machst du denn hier?“, staunte Kei über den Neuankömmling. Vale stemmte sich noch immer gegen ihn und antwortete ihm direkt. „Dasselbe könnte ich dich ja wohl auch fragen. Hast du denn den Verstand verloren für so eine komische Gang zu arbeiten? Ich dachte diese Zeiten waren vorbei?“ Kei begann zu grinsen. „Ach weißt du, ich hab so meine Gründe. Und was zum Teufel machst du denn hier?“ „Das müssen ja super Gründe sein.“, knurrte Vale aufgebracht, „Du hilfst dabei die Stadt ins Chaos zu stürzen, ich hoffe das ist dir klar. Und was ich hier mache, geht dich gar nichts an.“ Die beiden mussten sich ja schon eine ganze Weile kennen, stellte ich fest. Aber keiner von beiden schien besonders glücklich, den jeweils anderen hier zu sehen. Letztlich seufzte Kei entnervt und sprang ein Stück von Vale zurück. „Ich soll doch nur dieses blöde Paket hier abholen. Ich hab keine Lust jetzt hier stundenlang zu kämpfen. Schauen wir doch einfach was drin ist und entscheiden dann, wer´s bekommt.“, sagte Kei nun und wieder erschien die Klinge mit dem Sägeblatt. Bevor irgendjemand reagieren konnte, fetzte sie über den Stahl der Kiste und fassungslos sahen wir mit an, wie sie Sekunden später zerbrach. „Tse, hab ich mir schon gedacht.“, meinte Kei nun und schien überhaupt nicht überrascht. „Alles nur ein billiger Trick der Hunter, um uns aus der Reserve zu locken. Tja, Pech gehabt.“ Kei zuckte mit den Schultern und beachtete die Überreste der Kiste nicht weiter, in der wirklich rein gar nichts zu finden war. Derweil hatte Kei mit seinen Klingen die ohnmächtigen Geschwister und die Kitsune aufgesammelt. „Ich bin hier fertig. Wir ziehen uns zurück. Solltet ihr jetzt auch besser tun, sonst bekommt noch einer von den Huntern oder Lucius Hunden mit, dass ihr hier seid.“ Ich wurde aus diesem Typen nicht wirklich schlau. Er war absolut undurchschaubar und das machte ihn zu einem Risikofaktor ungeahnter Größe. „Ach jetzt willst du plötzlich nicht mehr kämpfen oder was?“, fragte Vale ihn gereizt. Kei verschränkte grinsend die Arme vor der Brust und entgegnete: „Nicht wirklich. War ja auch nicht mein Auftrag, aber ich warne euch vor. Nächstes Mal wenn wir uns treffen, dann wird sicherlich Blut fließen. Aber unser Chef hasst es zu warten, also nehme ich die drei Trottel jetzt mit und erstatte Bericht.“ Damit drehte sich Kei zum Gehen um. „Zum Abschied vielleicht noch ein kleiner Rat an euch. Unser Chef hasst Risikofaktoren wie euch. Es würde mich nicht überraschen, wenn er bald die Jagd auf euch eröffnet, wenn ihr ihm weiterhin in die Quere kommen wollt. Ich sag´s ja nur. Hab ja keine Ahnung, was ihr hier wollt und es interessiert mich auch nicht.“ Mit diesem Worten verschwand Kei ebenso schnell, wie er erschienen war und damit waren wir wieder allein. „Der Typ ist ja mal unheimlich.“, seufzte Pik nun aus. Ich konnte ihm da nur zustimmen. „Tja, das ist eben Kei.“, bemerkte Vale. Er wirkte immer noch angefressen wegen der ganzen Sache. „Und der ganze Ärger jetzt nur wegen einer leeren Kiste und einer Finte.“ Keiner von uns war damit wirklich glücklich oder zufrieden. Wir waren schließlich wieder nicht weitergekommen, was den Aufenthaltsort des Parasiten anging. Also eine Niederlage auf ganzer Linie. Hinzu kam, dass zumindest Luca jetzt von unserer Existenz wusste. Das könnte tatsächlich problematisch werden. „Na gut.“, sagte ich nach einem Moment, „Da es für uns hier nichts mehr zu erledigen gibt, verschwinden wir von hier. Immerhin wollen wir ja wirklich nicht noch von den Huntern oder Lucius Leuten entdeckt werden.“ Damit ließ ich einen Spiegel vor uns erscheinen. „Bitte eintreten.“, verkündete ich und zeigte in Richtung des Spiegels. Dann verließen wir diesen Ort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)