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Yu-Gi-Oh! The Last Asylum

von

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Turn 86 - The White Room

Turn 86 – The White Room

 

 

Gardenia hob den rechten Arm an. „Bedaure, aber bevor ich mich mit dir 'vergnüge', muss ich meinen Worten zunächst Taten folgen lassen.“

„Was soll das heißen!?“, herrschte Anya sie an.

Dass wir jetzt das Ambiente wechseln“, kam die gelassene Antwort ihrer Gegnerin, die demonstrativ mit dem Finger des erhobenen Arms schnippte.

Schlagartig wurde Anya von grellem Weiß geblendet.

 

Als die Blonde die Augen wieder öffnete, befand sie sich noch immer im dunklen, offenen Stadion, zusammen mit der brünetten Hexe. Doch unter deren Füßen zogen sich in alle Richtungen goldene Linien über den Boden. Horizontal und vertikal, bildeten sie gleichgroße Kacheln, fast wie Fliesen.

Überrascht wich Anya zurück, als sie ebenfalls davon erfasst wurde. Dabei bemerkte sie, dass dasselbe auch einige Meter über ihnen geschah.

„Shit, was zur Hölle ist das!?“

Eine Kachel nach der anderen färbte sich komplett weiß. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ihre komplette Umgebung damit ausgefüllt war. Womit nichts mehr an das Stadion erinnern ließ. Weiß, überall diese Kacheln, ein scheinbar endloser Raum.

 

„Levrier“, stammelte Anya, als sie sich umsah, „wurden wir gerade weg teleportiert?“

Als keine Antwort folgte, rief sie mit Nachdruck: „Levrier.“

„Er wird dir nicht antworten“, erwiderte die weiße Hexe, umhüllt von einem grauen Mantel, bestimmt, „du befindest dich nun in meiner Domäne, dem Weißen Raum.“

Die Blonde keuchte. „Soll ich jetzt beeindruckt sein?“

„Nein, du solltest dich sorgen. Wisse, dass absolut niemand Zutritt hat, solange ich es ihm nicht gewähre“, erklärte die große Frau und lächelte erhaben, „dein Levrier ist in einen tiefen Schlaf gefallen. Selbst der Sammler wird dir hier nicht helfen können.“

Nicht, dass Anya mit dessen Unterstützung je gerechnet hätte. Demonstrativ unbeeindruckt winkte sie ab. „Pah, mit dir werde ich auch alleine fertig, schon vergessen?“

Sie deutete auf ihre beiden Monster, den Drachen in der goldenen Rüstung mit den entflammten Tragflächen sowie den weißen Tiger. „Ich habe dir bereits Schaden zugefügt, obwohl ich im ersten Zug gar nicht angreifen kann!“

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

 

[Anya: 4000LP / Gardenia: 3500LP]

 

Zudem befanden sich in den beiden hellblauen Lichtsäulen neben Anya der grün-blau schimmernde Ritter [Gem-Knight Malachite], welcher einen langen Stab in beiden Händen hielt und sein Kamerad [Gem-Knight Pyrite], an dessen Armen sich die Hälften eines großen Schildes befanden und dessen Rüstung nicht annähernd so weiß war wie die Umgebung.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Während Anya zwei Karten in der Hand hielt, besaß Gardenia noch ihr Startblatt und entsprechend kein eigenes Feld.

„Dieser Weiße Raum ist nun dein Gefängnis“, ignorierte die Hexe die Prahlerei ihrer Gegnerin, „sobald Kali sich erholt hat, wird sie sich deiner annehmen. Und das wird nicht lange dauern.“

„Ach ja? Die hab ich so zerlegt, die braucht mindestens eine Woche, um überhaupt wieder stehen zu können!“

Die grünen Augen Gardenias strahlten unendliches Selbstbewusstsein aus, so kam es Anya vor, als jene erwiderte: „In dem Fall werde ich meine Worte konkretisieren. In einigen Stunden wird sie zu uns stoßen.“

„Kch. Sag nicht, sie hat Selbstheilungskräfte.“

„Ich rede nicht davon. Dieser Weiße Raum, in dem du dich befindest, ist der Inbegriff einer Zeit-Raum-Blase. Ein Tag hier drinnen entspricht in etwa einem ganzen Monat in der Realität.“

Sofort schoss es aus Anya heraus: „Was!?“

„Habe ich mich etwa noch nicht verständlich ausgedrückt?“ Gardenia legte die Faust an den Mund und kicherte. „Dabei habe ich den Begriff extra erklärt. Nun, in diesem Raum vergeht die Zeit langsamer als in der Realität. Du befindest dich in einer von mir erschaffenen, künstlichen Dimension.“

Wütend stampfte Anya auf. „Das hab' ich schon kapiert! Was soll der Schwachsinn!?“

„Der Weiße Raum erfüllt einen wichtigen Zweck, allerdings erwarte ich nicht, dass du ihn begreifst. Ihn dir näher zu bringen wäre Zeitverschwendung. Daher sollten wir nun unser Duell fortsetzen.“

 

Anya konnte sich gar nicht ausmalen, wie so etwas überhaupt funktionierte. Vierundzwanzig Stunden hier drin entsprachen einem ganzen Monat auf der Erde? Dann war eine einzige ja schon etwas mehr als ein ganzer Tag in der Realität.

Sie schluckte. Wenn das wirklich stimmte, musste sie schleunigst hier raus, ehe sie noch irgendwo im 30. Jahrhundert landete. Und was war überhaupt mit Levrier? Er schlief, etwa in ihrem Elysion? War das ein Nebeneffekt dieser Zeitmanipulation oder was auch immer? So ein Mist, gerade gegen diese feige Ratte hätte sie ihn gebraucht! Aber solange er nur KO war …
 

„Mit dir werde ich auch alleine fertig. Und wofür du diese öde Dimension brauchst, ist mir eigentlich so ziemlich Banane“, kündigte Anya feindselig an und winkte ab.

Ihr Gegenüber hob die silberne, halbmond-förmige Duel Disk an und zog. Die neue Karte wurde sofort auf jene gelegt. „Als Eröffnung spiele ich das einzige Monster meines Decks, das normalbeschworen werden kann: [Infernoid Decatron].“

Anya gab einen erstaunten Laut von sich, als über Gardenia ein seltsames Monster in die Höhe glitt. Etwa so groß wie ein Helikopter, sah es einem Shuttle nicht unähnlich, nur dass die Tragflächen sich dank Gummisegmenten nach vorne bogen. Überall an ihnen verteilt leuchteten bunte Lämpchen auf.

 

Infernoid Decatron [ATK/500 DEF/200 (1)]

 

Zudem verwunderte sie die Aussage der Hexe. „Einzig normalbeschwörbares Monster?“

„So ist es. Und einmal pro Zug kann ich mit Decatrons Effekt einen Infernoid von meinem Deck auf den Friedhof legen, damit Decatron dessen Name, Fähigkeiten und Stufe kopiert“, erklärte Gardenia und kündigte an: „[Infernoid Patrulea].“

Eine violette Stichflamme schoss aus der einzelnen Glühbirne am Hauptkörper des Shuttles. Sie besaß die Gestalt eines aufrecht stehenden, geflügelten Biestes, das jedoch nur undeutlich zu erkennen war.

 

Infernoid Decatron [ATK/500 DEF/200 (1 → 5)]

 

Seelenruhig streckte die brünette Frau die Hand nach vorne aus. „Nun kann ich die übernommenen Effekte nutzen. Der erste lässt mich eine Zauberkarte auf deiner Spielfeldseite zerstören.“

Ehe Anya sich versah, schoss die projizierte Flamme nach vorne und versengte den weißen Ritter Pyrite in der hellblauen Lichtsäule, die dadurch verschwand. Über Anya öffnete sich ein buntes Portal, in das der Gem-Knight als roter Lichtstrahl eintrat.

„Pendelmonster gehen bei ihrer Zerstörung ins Extradeck“, keuchte die Blonde genervt.

Shit, ohne ihn konnte sie allerdings keine Pendelbeschwörung mehr durchführen!

 

<2> Anyas Pendelbereich <X>
 

„Zweiter Effekt von Patrulea“, ließ Gardenia ihre Gegnerin jedoch gar nicht dazu kommen, sich etwas zu überlegen, „ich kann ihn opfern, um eine Karte in deinem Friedhof zu verbannen. Nun, da Pendelmonster ohnehin andere Wege gehen, sende ich stattdessen [Gem-Knight Tourmaline] ins Nichts.“

Anya weitete die Augen, als Decatron sich auflöste und ein roter Blitz aus ihrem Friedhofsschacht schoss. Zähneknirschend nahm sie den daraus hervorstehenden Ritter und verstaute ihn in der Hosentasche.

„Es war vorausschauend, ihn auf den Friedhof zu schicken, doch nun kannst du ihn nicht mehr für deine Pläne nutzen.“ Gardenia nahm eine Zauberkarte aus ihrem Blatt. „Man könnte sagen, auch sie sind im Nichts entschwunden. Wie alles zu seiner Zeit. Ich aktiviere [Void Vanishment].“

Wie unschwer anhand des Unendlichkeitsymbols in der rechten Ecke über dem Kartenbild zu erkennen war, handelte es sich dabei um einen permanenten Zauber. „Einmal pro Zug, für den Preis einer Handkarte, erhalte ich eine weitere Void-Karte aus meinem Deck. So werfe ich [Infernoid Pirmais] ab und erlange [Void Expansion], einen Spielfeldzauber, den ich unverzüglich ausspiele.“

Das ging Anya alles viel zu schnell. Mehr noch, musste sie beim Anblick dutzender schwarzer Flammen, die überall im endlosen, weißen Raum ausbrachen, schlucken. Ob an der Decke, über den Boden oder gar in der Luft, sie waren überall. Als würde jemand sie in die Hölle ziehen wollen.

„Kch, machst du auch mal was Vernünftiges außer nur irgendwelche Tricks zu präsentieren, die mich behindern sollen!?“, fauchte Anya ihre Gegnerin an.

Gardenia lachte leise, berechnend. „Jeder Zaubertrick braucht entsprechende Vorbereitungen. Vertraue dem Wort einer Hexe.“

Plötzlich warf der Friedhofsschacht ihrer Halbmond-Duel Disk drei Karten aus, die drei Monster, derer sie sich nacheinander entledigt hatte. „Da es Schmerz ist, den du begehrst, wirst du diesen auch empfangen. Indem ich drei Infernoids von einem beliebigen Ort außerhalb des Decks in die Verbannung schicke …“

Dabei hielt sie Anya die Karten von Decatron, Patrulea und Pirmais entgegen. „… kann ich diese Kreatur beschwören! Entsteige den verzehrenden Flammen der Leere, [Infernoid Onuncu]!“

Überall um Gardenia schossen blutrote Flammensäulen aus dem Boden, die sich in der Luft umeinander wirbelten. Eine Explosion folgte. Mit offenem Mund betrachtete die junge Frau die Geburt eines schlangenförmigen Monsters über dessen Meisterin. Mächtige violette Schwingen breiteten sich aus, verliehen der Serpentinen-Kreatur mit dem endlosen, roten Schweif etwas Mottenartiges.
 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 DEF/3000 (10)]

 

Gardenia nahm einen Schritt nach vorn. „Bei seiner Geburt wird jedes andere Monster dem schwarzen Fegefeuer vorgeworfen.“

„Was!?“, stieß Anya hervor, da öffnete Onuncu schon sein Maul und spie pechschwarzes Feuer auf ihre Spielfeldseite. Zuerst verbrannte der weiße Tiger des Mädchens qualvoll. Dann auch sein edler Edelsteindrache. „Nein!“

Schlagartig war Anyas Feld beinahe leer.

„Direkter Angriff“, befahl Gardenia bestimmt.

Ihr Mottendrache schrie schrill auf und löste sich aus seiner Haltung über der weißen Hexe. Er preschte nach vorn und wirbelte mitten im Spielfeld um die eigene Achse, schlug mit seinem langen Schweif nach Anya. Die wurde am Arm getroffen und schrie qualvoll auf. Die Wucht des Aufpralls riss sie von den Füßen und schleuderte sie quer durch den Weißen Raum, sie prallte auf dem Boden auf, überschlug sich wieder und wieder, bis sie letztlich meterweit von ihrer ursprünglichen Position entfernt liegen blieb.

 

[Anya: 4000LP → 1000LP / Gardenia: 3500LP]

 

Gardenia sah bewusst geradeaus, anstatt sich ihrer Gegnerin zuzuwenden. „Das schließt meinen Zug ab.“

 

Obwohl im Grunde genommen ihr ganzer Körper nur noch aus Schmerz bestand, biss Anya die Zähne zusammen und stemmte sich mit beiden Händen vom Boden ab. Schwankend kam sie wieder auf die Beine. „Hehe, hätte mir denken können, dass eine wie du so hart zuschlägst.“

Gardenia lächelte wissend, fast als hätte Anya ihr damit geschmeichelt.

„Ich hoffe, du verträgst das Echo! Draw!“, machte jene im Anschluss klar und riss schwungvoll von ihrem Deck, runzelte dann aber zerknirscht die Stirn. „Zwei Karten verdeckt!“

Beide tauchten zischend zu ihren Füßen auf, womit Anya nur noch eine in der Hand hielt. Und die zeigte sie entschlossen vor: „Ich aktiviere den Pendeleffekt von [Gem-Knight Malachite], indem ich beweise, dass ich [Gem-Knight Fusion] auf der Hand halte!“

Die hellblaue Lichtsäule, in der sich ihr schimmernd grün-blauer Ritter befand, löste sich auf und tauchte stattdessen mit dem Krieger darin links neben Anya wieder auf. Malachite hob seinen Stab in die Höhe, woraufhin sich das Pendelportal für einen kurzen Augenblick über ihr öffnete. Doch anstatt sonst mit dutzenden Lichtellipsen umgeben zu sein, war da diesmal nur das bunte Loch, aus dem ein roter Strahl schoss.

„Damit erhalte ich einen Gem-Knight aus meinem Extradeck auf die Hand“, erklärte Anya das Geschehen und hielt ihrer Gegnerin [Gem-Knight Pyrite] entgegen, „und solange ich [Gem-Knight Fusion] vorzeige, kannst du keine Karten in meinen Pendelzonen mehr zerstören.“

„Das bedeutet aber im Gegenzug auch, dass du nicht imstande sein wirst zu fusionieren.“

„Yeah“, Anya kniff die Augen fest zusammen, „zumindest nicht sofort. Ich aktiviere [Gem-Knight Pyrite] mit dem Pendelbereich 8! Pendulum Scale set!“

Rechts neben ihr entstand noch eine Lichtsäule, in der ihr weißer Ritter mit den silbrigen, würfelförmigen Schulterplatten in die Höhe stieg.

 

<2> Anyas Pendelbereich <8>

 

Entschlossen streckte Anya die rechte Hand in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Pendulum Summon!“

Endlich wurde das noch offen stehende Portal von den dutzenden Lichtringen umschlossen. Zwei rote Lichtblitze schossen aus ihm heraus und schlugen vor der Blonden ein. „Von meinem Extradeck: [Gem-Tiger] und [Gem-Eyes Value Dragon], beide im Verteidigungsmodus!“

Gemütlich in sich eingerollt lag schließlich der weiße Diamantentiger vor ihr. Neben ihm kniete auch der Drache in der goldenen Rüstung. Seine drei Tragflächen auf jeder Seite des Rückens standen nicht mehr in Flammen.

 

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

„Nun benutze ich Gem-Eyes' Effekt! Einmal pro Zug kann er seinen Typen ändern!“ Anya streckte den Arm nach vorne aus. „Und dieses Mal wähle ich Aqua! Sight Transition!“

Die Scheiben an den Seiten des Helms ihres Drachen, die wie Scheuklappen aussahen, begannen sich schneller und schneller zu drehen. In vier durchsichtige Segmente aufgeteilt, in den Farben rot, blau, gelb und grün, erzeugte das Schauspiel einen bunten Wirbel, bis schließlich die blauen Teile auf Höhe der Augen hielten und sich um jene wie ein Visor legten.

„Sapphire Gift!“, befahl Anya lautstark.

Die goldenen Tragflächen des Value Dragons wurden von einer deckenden Eisschicht überzogen, die eine ganz neue Version von Flügeln erschuf. Blaue Linien zogen sich in der Rüstung entlang, als der Drache sich aufbäumte und heulte. Um Anya ihrerseits entstand eine blaue Aura.

 

[Anya: 1000LP → 2000LP / Gardenia: 3500LP]

 

„Solange Gem-Eyes den Aqua-Typen besitzt, kann er mich einmal pro Zug um 1000 Punkte heilen“, erklärte sie. „Und dann nutze ich [Gem-Knight Pyrites] Effekt in meiner Pendelzone!“

Die würfeligen, silbernen Schulterplatten ihres weißen Ritters begannen grell aufzuleuchten.

„Damit kann ich eine Gem-Knight-Karte direkt von meinem Deck auf den Friedhof schicken. Ich wähle [Gem-Knight Sapphire]!“ Dessen Karte wurde von Anyas D-Pad ausgeworfen und postwendend in den Friedhofsschlitz geschoben. „Zug beendet!“

Gardenia verschränkte die Arme. „Für ein Echo war das ziemlich leise. Damit kaufst du dir nur Zeit. Doch bedenke, dass die Zeit hier schneller verstreicht als in der Realität.“

„Tch!“
 

Als ob sie das nicht wüsste! Aber momentan gab es nichts, was sie tun konnte, wusste Anya. Dieser komische Mottendrache war an sich nicht das größte Problem. Eher die Tatsache, dass er bei seiner Beschwörung sofort all ihre Monster vernichtete. Und wie sie diese Hexe einschätzte, plante sie genau das noch einmal zu erreichen. Aber dafür musste [Infernoid Onuncu] erst zerstört werden.

Trotzdem konnte Anya sich auf Dauer nicht hinter ihren Monstern verstecken. Einerseits würde Gardenia garantiert einen anderen Weg finden, ihr ans Leder zu gehen und außerdem hatte das Mädchen keine Lust, irgendwo in der Zukunft zu landen und wenn es nur wenige Tage waren. Denn wer wusste schon, was verlorene Zeit in diesem Weißen Raum wirklich für sie bedeutete …

 

„Draw“, gab Gardenia fast nebensächlich von sich und zog eine Karte.

Anya, die die überall verteilten, schwarzen Flammenherde zwischenzeitlich komplett verdrängt hatte, weitete die Augen, als einige sich vor ihrer Gegnerin sammelten. Ein kleines, gläsernes Gefäß erschien, welches sie in sich aufsog. In ihm nahmen sie die Form eines komplizierten Geflechts an.

 

Infernoid-Spielmarke [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

„Zu Beginn eines jeden meiner Züge erzeugt [Void Expansion] ein solches Gefäß. Doch du kannst aufatmen, denn solange die Gesamtzahl der Stufensterne meiner Monster über acht liegt, kann ich keine weiteren Infernoid-Monster beschwören“, ließ Gardenia Anya wissen. Dann nahm sie eine Handkarte und schob sie in den Friedhofsschlitz. „Nun folgt der Effekt von [Void Vanishment], der mir im Austausch für eine Karte einen Zauber oder eine Falle der Leere zur Verfügung stellt. [Void Seer].“

Die von der Brünetten benannte Karte schob sich aus ihrem Deck und wurde mit einem zufriedenen Lächeln ihrer Besitzerin aufgenommen. Die streckte den Zeigefinger auf. „Kämpfe!“

Ihr riesiger Mottendrache stieß sich nach vorne ab und zischte auf Anyas Gem-Eyes zu, welcher mit einem einzigen Schweifhieb zum Explodieren gebracht wurde.

„Kch!“, stöhnte Anya, als ihr eine Druckwelle entgegenschlug.„Zeitverschwendung! [Gem-Eyes Value Dragon] kehrt nächste Runde wieder!“

Über ihr öffnete sich das Pendelportal und absorbierte aus dem Rauch die Überreste des Drachen als roten Lichtstrahl. Danach schloss es sich wieder.

„Du irrst dich“, entgegnete Gardenia und schob nebenbei eine Karte in ihre Halbmond-Duel Disk, die daraufhin verdeckt zu ihren Füßen erschien, „dein Drache vermag es, einmal pro Zug den Typen zu wechseln. Demnach könntest du in deinem nächsten Zug sowohl die Effekte seines aktuellen, als auch die des darauf folgenden Typen genießen. Dem habe ich vorgebeugt.“

Kopfschüttelnd fasste Anya sich an die Stirn. „Wenn du meinst …“

„Ich weiß es. Mein Zug ist beendet.“

 

Anya legte zwei Finger an ihr Deck und starrte es konzentriert an. Langsam musste etwas Gutes kommen, ehe diese aufgeblasene Schnepfe noch weiter aufrüstete! „Fucking Mega-Draw!“

Mit ihrem in so einer Situation gewohnt mächtigen Schwung riss Anya die Karte fort, nur um sie dann anzusehen und angenehm überrascht zu staunen. Ein bitterböses Grinsen folgte. „Perfekt!“

Sie riss den Arm in die Höhe. „Schwinge bis in alle Ewigkeit, Pendulum! Pendulum Summon!“

Ein einzelner, roter Blitz schoss aus dem sich über ihr öffnenden Pendelportal. „Aus meinem Extradeck, [Gem-Eyes Value Dragon] im Angriffsmodus!“

Jener nahm vor ihr in seiner goldenen Rüstung Gestalt an, welche jedoch an den Tragflächen auf seinem Rücken nicht länger mit Eis überzogen war.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

„Ein Strategiewechsel?“ Gardenia schloss besonnen die Augen. „Interessant.“

„Eher unangenehm! Zumindest für dich, denn ich rüste Gem-Eyes mit dem Ausrüstungszauber [Gem-Knight Power Bracelet] aus, was den ausgerüsteten Gem-Knight um 800 Angriffspunkte stärker macht!“

Am rechten Arm des aufrecht stehenden Drachen manifestierte sich ein goldenes, juwelenbesetztes Armband. Jenes zog goldenes Licht um seine Pranke, an der verlängerte Krallen erschienen.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/2400 → 3200 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

Gardenia öffnete die Augen wieder und griff nach ihrer Duel Disk, zuckte mit den Mundwinkeln und ließ letztlich wieder von dem Apparat an ihrem Arm ab. „Verstehe. Obwohl dein Drache den Rittertitel nicht im Namen trägt, wird er dank seines Effekts wie ein solcher behandelt.“

„Gem-Eyes ist eben nicht dein typischer Klischeedrache. Und das zeigt sich auch darin, dass er jetzt den nächsten Typen annimmt! Sight Transition!“

Die runden Klappen an seinem Helm begannen wieder sich zu drehen. Anya kommentierte das herrisch: „Diesmal donnert es!“

Schlagartig blieben die transparenten, gelben Segmente vor seinen Augen stehen und legten sich wie eine Brille um jene. Gelbe Linien zogen sich durch seine Rüstung, violette Blitze begannen um die Tragflächen zu schlagen.

„Einmal pro Zug kann ich eine Karte auf dem Feld wählen und solange Gem-Eyes sich auf dem Feld befindet, wird deren Effekt blockiert!“ Die Blonde schnaufte und richtete den Zeigefinger direkt auf die aufrecht stehende, permanente Zauberkarte von Gardenia. „Das Ziel ist [Void Vanishment]! Topaz Jammer!“

Einige der Blitze lösten sich von ihrem goldenen Drachen und schlugen in Gardenias Zauber ein, welcher danach regelmäßig von Entladungen heimgesucht wurde.

Anya drehte indes schon die Karte ihres anderen Monsters in die Vertikale. Der liegende Tiger stand auf. „Ich wechsle [Gem-Tiger] in den Angriffsmodus!“

 

Gem-Tiger [ATK/1800 DEF/300 (4) PSC: <8/8>]

 

„Mal sehen wie dir das schmeckt! [Gem-Eyes Value Dragon], greife dieses hässliche Mistvieh an!“, schrie Anya und schwang gebieterisch den Zeigefinger auf das dämonische Wesen über Gardenia, „Spectral Burst Stream!“

Gehorsam öffnete ihr Drache und spie einen farbenfrohen Odem, der schimmerte wie die Oberfläche eines Diamanten. [Infernoid Onuncu] antwortete seinerseits mit einem pechschwarzen Flammenstrahl. Als beide Attacken aufeinandertrafen, entstand zunächst eine leichte Explosion. Die finsteren Ausstöße Onuncus wurden jedoch mit Leichtigkeit zurückgestoßen, das Wesen vollkommen von Gem-Eyes übertrumpft. Eine wesentlich heftigere Explosion folgte.

 

[Anya: 2000LP / Gardenia: 3500LP → 3300LP]

 

Damit wäre einer erledigt, dachte Anya. Doch das war noch nicht alles. „[Gem-Tiger], spiel' ein bisschen mit diesem Ding da!“

Die Blonde zeigte auf das Gefäß, das vor Gardenia schwebte. Ihr weißer Tiger sprintete auf jenes zu und zerschlug es mit nur einem Prankenhieb. Als er verrichteter Dinge zu ihr zurückkehrte, nickte Anya ihren Monstern anerkennend zu. Für den Rest würden ihre verdeckten Karten sorgen. „Zug beendet.“

 

„Um ehrlich zu sein hatte ich etwas mehr erwartet“, gestand die Weiße Hexe im grauen Cape nonchalant, aber keinesfalls abwertend, „wie es aussieht, hast auch du dein volles Potential trotz allem noch nicht ausgeschöpft.“

Anya schnaufte. „Was auch immer du mir damit sagen willst …“

Ihre Gegnerin zog auf und erwiderte: „Dass du keine Gefahr für mich darstellst.“

„Will ich das denn?“ Schulterzucken. „Ich meine, ich habe den Krieg mit deiner Schülerin nicht angefangen. Sie hat nicht mal die Eierstöcke mir zu sagen, was ihr verdammtes Problem ist.“

Gekonnt lies Anya ihren Zeigefinger um die Schläfe kreisen. „Von so einer bekloppten Kuh lass ich mir nicht ans Bein pinkeln. Und weil weder sie, noch mein dämlicher Bruder dazu imstande waren, musst du jetzt ran? Ich an deiner Stelle wäre mir dafür zu schade.“

Die brünette Frau betrachtete nachdenklich ihre Karte. Sie schien gar nicht wahrzunehmen, dass sich vor ihr erneut ein Teil der finsteren Flammen sammelte und von einem neu entstandenen Gefäß absorbiert wurde.

 

Infernoid-Spielmarke [ATK/0 DEF/0 (1)]

 

Zu einer erstaunlichen Erkenntnis gelangt, sah Gardenia zu Anya auf. „Bis eben dachte ich, sie wäre von euch beiden die Weisere. Aber ihr seid euch noch ähnlicher als ich annahm.“

Dabei zog sie zwei Karten aus ihrem Friedhofsschlitz. „Doch eines solltest du wissen. Stolz ist für mich nicht von Relevanz. Was mich antreibt ist …“

Das Gefäß vor ihr zerplatzte.

„… die Zuneigung einer Lehrerin gegenüber ihren Schützlingen. Ich verbanne die Infernoid-Spielmarke auf meinem Feld sowie [Infernoid Attondel] von meinem Friedhof und [Infernoid Piaty] von meiner Hand!“

Anya keuchte, obschon sie nicht wusste, welche Aussage ihr mehr imponierte. Das Duell jedoch hatte Vorrang und die einzige Erklärung, warum [Infernoid Attondel] auf Gardenias Friedhof lag, war, dass sie ihn zuvor als Kosten für den Effekt ihrer Zauberkarte abgeworfen hatte.

„Steige aus dem Schwarzen Fegefeuer erneut empor, [Infernoid Onuncu]!“

„Also ist es wirklich wie ich dachte“, zischte Anya, als sich überall um Gardenia die schwarzen Flammen sammelten und zu einem Wirbel verdichteten, „dieses Vieh kann von überall beschworen werden, solange du nur genug Monster verbannst!“

„Korrekt. Und wenn [Infernoid Onuncu] gerufen wird, vernichtet er sämtliche Monster meines Gegners.“

Der Feuervortex vor der Hexe verfärbte sich blutrot. Das Spreizen der gewaltigen Schwingen löste ihn mit einem Schlag auf, als der Mottendrache sich majestätisch erhob.

 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 DEF/3000 (10)]

 

„Als ob ich das nochmal zulasse!“ Anya griff nach einer in ihrem D-Pad steckenden Karte und riss sie daraus hervor. Sofort löste sich der Klauenhandschuh ihres Drachen in Luft auf.

 

Gem-Eyes Value Dragon [ATK/3200 → 2400 DEF/2000 (7) PSC: <5/5>]

 

Gardenia sah ihr Gegenüber erwartungsvoll an.

„Genau darauf habe ich gewartet. Zwar kostet es mich [Gem-Knight Power Bracelet], aber durch dessen Effekt kann ich die Beschwörung verhindern und das Monster zerstören!“

Sofort öffnete Gem-Eyes sein Maul und stieß einen kunterbunten Flammenodem aus, welcher den geflügelten Dämon einhüllte.

„Dessen bin ich mir bewusst“, entgegnete Gardenia jedoch mit einem wissenden Lächeln.

„Huh!?“ Anya weitete die Augen, als goldene Lichtstrahlen aus dem bunten Flammenball stießen, der das Monster ihrer Gegnerin nun darstellte.

„Aus diesem Grund habe ich [Void Seer] vorbereitet.“ Gardenias gesetzte Schnellzauberkarte sprang auf und zeigte genau das, was gerade geschah: Einen finsteren, geflügelten Dämon, aus dessen Körper goldenes Licht austrat. „Dadurch ist [Infernoid Onuncu] vor all deinen Karteneffekten gefeit.“

Eine grelle Schockwelle ging von jenem aus und blies die Flammen davon. Mehr noch, öffnete der Mottendrache sein eigenes Maul und spie pechschwarzes Feuer in Anyas Richtung. Welche fassungslos ausstieß: „Fuck!“

Die brünette Hexe schmunzelte. „Nun fallen deine Monster dem Schwarzen Fegefeuer zum Opfer und werden zerstört.“

Wie sie das Unheil auf sich zukommen sah, wusste Anya, dass sie Plan B initiieren musste. Welcher für 'B wie beschissen' stand. „Ich kette meine eigene Schnellzauberkarte an: [Forbidden Chalice]!“

Jene sprang vor dem Mädchen auf. Aus ihr glitt, wie von einer jungen Frau in weißem Kleid gehalten, ein goldener Kelch hinaus. Jener neigte sich nach vorne und schoss sprudelnden, roten Wein in Onuncus Richtung, welcher die Flammen löschte.

„Da Ketten von hinten aufgelöst werden, wird erst der Effekt deines Mistviehs annulliert, bevor es vor meinen Karten dank [Void Seer] immun gemacht wird“, raunte Anya garstig.

Der eindrucksvolle Dämon mit dem langen Schweif schluckte zwangsweise den restlichen Wein und begann unbeholfen zu flattern, statt sich majestätisch in der Luft zu halten.

„Jedoch gewinnt das Monster dadurch auch 400 Angriffspunkte“, erklärte Gardenia ihr unnötigerweise den zweiten Teil des Effekts.

 

Infernoid Onuncu [ATK/3000 → 3400 DEF/3000 (10)]

 

Die Blonde drehte den Kopf zur Seite. „Tch!“

„Ich nutze die Gunst der Stunde und greife deinen [Gem-Eyes Value Dragon] mit [Infernoid Onuncu] an. Los!“, befahl Gardenia mit ausgestreckter Hand.

Mit seinem langen Schweif schlug jener unbeholfen nach dem goldenen Donnerdrachen und zerschmetterte ihn. Anya bekam das Ende des Glieds am Oberarm ab und wurde kurzerhand wieder vom Boden gerissen. „Argh!“

 

[Anya: 2000LP → 1000LP / Gardenia: 3300LP]

 

Ohnehin schon lädiert genug, landete sie ausgerechnet auf eine besonders schmerzende Stelle ihres anderen Arms und schrie gequält auf, als sie wie eine Puppe durch die Gegend geschleudert wurde.

Stöhnend blieb sie liegen. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen.

Gardenia kicherte amüsiert. „Du bist gut darin, Angriffe einzustecken. Nun, da dein Drache das Spielfeld verlassen hat, kann ich den Effekt von [Void Vanishment] wieder aktivieren.“

Sie entledigte sich eines Monsters namens [Infernoid Harmadik] und sagte: „Ich erhalte [Void Launch], welche ich auch gleich setze.“

Während Anya sich langsam aufraffte, zog ihre Gegnerin die aus ihrem Deck hervorstehende, purpur umrahmte Karte und schob sie geradewegs in den Zauberfallenslot, sodass sie zu ihren Füßen erschien.

„Machst nicht mal'n Geheimnis daraus, huh?“

„Das muss ich auch nicht. Dieses Duell nähert sich mit schnellen Schritten seinem Ende.“ Die weiße Hexe straffte die Schultern. „Zug beendet.“

Ein paar Mal den Kopf schüttelnd, fing sich ihr Mottendrache wieder und stieg etwas höher in die Luft, nahe der Decke des schier endlosen, weißen Raums.

 

Infernoid Onuncu [ATK/3400 → 3000 DEF/3000 (10)]

 

Anya hielt sich den schlimmer schmerzenden, rechten Arm und biss die Zähne zusammen. Langsam musste sie sich etwas einfallen lassen, ansonsten würde die Hexe sie zermalmen. Shit!

„Sei unbesorgt. Kali wird über dich richten, nicht ich“, versicherte Gardenia der verzweifelten Anya streng, „obwohl ich bezweifle, dass dein Schicksal erfreulich sein wird. Ob sie dich nun leben lässt oder nicht.“

Anya fauchte zurück: „Und was soll das jetzt heißen?“

„In diesem Moment kann ich nicht vorhersehen, wie Kali sich verhalten wird.“ Gardenia seufzte schwer. „Vielleicht tötet sie dich, vielleicht auch nicht. Es ist ihr Wunsch, aber sie fürchtet sich davor, ihn in die Tat umzusetzen. Doch selbst wenn sie sich entscheidet, dich zu verschonen, wirst du diesen Ort nie wieder verlassen.“

„Wieso!?“

„Weil es für dich nie einen Platz in jener Welt gab.“

 

~-~-~

 

Es war gut, dass das weiße Einfamilienhaus so abgelegen auf dem Hang stand, von dem man Ephemeria City strahlend hell in der Nacht sehen konnte. Andernfalls wäre es ob der lauten Schmerzensschreie, die nur mäßig von seinen Wänden gedämpft wurden, längst ins Visier der Behörden gerückt.

 

Zanthe selber war nicht im Zimmer, in dem Nigel und seine Ehefrau, die glücklicherweise Krankenschwester war, Exa operierten. Wenn man es so nennen konnte. Stattdessen lehnte er gegen die gelbe Wand im Flur, direkt neben der Tür und presste jedes Mal die Augen fest zusammen, wenn sein Freund aufschrie. Er musste bei Bewusstsein bleiben, hatte er gesagt. Und Zanthe durfte nicht dabei sein und seine Hand halten, denn sein Blut aus nächster Nähe zu sehen und zu riechen könnte unangenehme Auswirkungen auf den Werwolf haben.

 

Als er Exa keuchen hörte, dann aber seinen Helfern positiv zuredete weiterzumachen, stieß Zanthe einen frustrierten Laut aus. Es war alles nur seine Schuld! Hätte er nur besser aufgepasst, wäre sein Freund, der Mann, der die Seele seines Bruders in sich trug, nie so schwer verletzt worden. Was geschah mit jener, wenn er starb? Allein der Gedanke ließ Zanthe erschaudern, mehr noch aber der, dass er sich mehr darum sorgte, als um das Wohl seines eigentlichen Freundes.

 

Er drehte den Kopf zum Ende des Gangs, der in eine kleine Küche führte. An deren Tisch saß sie, völlig regungslos. Claire Rosenburg. Genauso mechanisch wie man sie kannte. Zanthe zweifelte langsam. Konnte sie überhaupt gerettet werden, ohne sofort wieder einen derartigen Anfall zu erleiden? Wollte er das noch, nach dem, was sie getan hatte?

… natürlich wollte er das. An ihrem Zustand war nicht sie schuld, sondern der Pakt mit Nigel, wenngleich er jenen nun auch mit anderen Augen betrachtete. Sie jetzt im Stich zu lassen wäre nicht weniger verwerflich.

 

Exa schrie erneut so laut, dass Zanthe eine Gänsehaut bekam. Dann hörte er Nigels Frau aufgeregt sagen, dass der Blonde das Bewusstsein verloren hat. Ihm wurde ganz klamm im Magen, er spürte, wie auch die Aufregung im Zimmer immer stärker wurde.

Wenn alle Stricke reißen würden, könnte ihn vermutlich nur noch eine Verwandlung das Leben retten. Zanthe streckte seinen Unterarm nach vorne, betrachtete die deutlich blau hervorstechenden Adern daran. Das Blut eines Werwolfs zu trinken führte bei einem starken Immunsystem zu einer Adaption. Doch war Exas Körper stark genug, das zu überstehen? Und konnte das überhaupt gut gehen, wenn ein Teil seines Körpers synthetisch war?

Ihm brach der Schweiß aus. Auch weil Mrs. McPherson immer hektischer auf ihren Mann einredete, zumal sie die ganze Lage in der kurzen Zeit noch gar nicht richtig erfasst hatte.

 

~-~-~

 

Matt stieß schicksalsergeben einen Seufzer aus. Natürlich. Alles war schief gegangen. Der Sammler sah sie jetzt als Verräter an, ihn und Valerie. Er würde sie töten. Sie, ihn, Marc, Tara … wobei der Tod vielleicht noch die gnädigste Bestrafung sein würde.

Mit ausgestreckten Gliedern lag er im weichen Sand des riesigen Kraters, der mitten in Hollow City klaffte. Er schloss die Augen, aus denen Tränen der Verzweiflung aufstiegen.

 

Tara. Dass sie jetzt überhaupt ein normales Leben führen konnte, verdankte sie einzig dem Collector. Dem Mann, der überhaupt erst für ihr Unglück verantwortlich war, der sie als Mittel für seine eigenen Zwecke missbraucht hatte. Von Anfang an musste er geplant haben, sie zu benutzen, um ihn gefügig zu machen. Was würde er jetzt tun, nun, da er wusste, dass Matt seine Aufgabe nicht erfüllen würde?

 

Der Dämonenjäger genoss die Stille, die nur durch kaum zu vernehmbares Klirren und Knacken gestört wurde. Die Undying, sie brachen das Eis, das sie eingefroren hatte. Von seiner Rechten hörte er auch leise Schritte. Zed näherte sich, stellte sich neben ihn. Es dauerte einen Moment, dann hatten auch die anderen beiden sich dazu gesellt. Zu dritt umzingelten sie den liegenden jungen Mann.

„Tut mit mir was ihr wollt“, sprach er lethargisch. Es spielte sowieso alles keine Rolle mehr.

„Deine Freundin ist sehr mutig. Doch sie wird nicht gegen ihre Feinde bestehen können“, erwiderte Ricther. „Steh auf.“

„Wozu? Ich bin ein Helfer Anya Bauers. Ihr müsst mich töten, das ist eure Pflicht.“

Zed lachte herrisch. „Narr. Wäre das mein Anliegen, hätte ich euch meine Unterstützung nie zugesagt.“

Matt öffnete langsam die Augen, sah den Mond zur Hälfte von einer Wolke versperrt. „Was dann? Der Sammler ist entkommen.“

„Im Moment können wir nichts unternehmen, das ist wahr.“ Ricther beugte sich zu ihm herab. „Ihn ungestraft walten lassen werden wir jedoch nicht. Unsere Zeit wird kommen.“

Matt stieß einen erstaunten Seufzer aus, als der Hüne ihm die Hand reichte. Seine ganze Rüstung war voller Sprünge und Risse. Einen Augenblick verstreichen lassend, griff Matt schließlich nach ihr und ließ sich aufhelfen.

 

Frieden mit den Undying? Waren er und Valerie wirklich zu ihnen durchgedrungen? Oder war das nur ein Aufschub für die Strafe, die all jene erwartete, die Anya Bauer unterstützten?

 

Der lange, dürre Stoltz, der sich im Hintergrund hielt, grinste jedenfalls und zeigte seine fauligen Zähne. Was für Matt kein gutes Omen war.

In dem Augenblick fiel ihm etwas ein. „Könnt ihr mich zu Anya bringen!?“

„Ja. Doch zu welchem Zweck?“, wollte Zed neben ihm wissen.

„Sie steckt in Schwierigkeiten. Kennt ihr eine Kali? Sie ist … eine Assassine oder so etwas in der Art und hat Anya herausgefordert. Sie will ihren Tod um jeden Preis.“

Ricther wiederholte nur den Namen. „Kali …“

„Ich habe aber noch eine Bitte. Könntet ihr nach einer Freundin von mir sehen? Und vielleicht … auf sie aufpassen?“ Matt verachtete sich selbst dabei, wie hilflos und schwach er dabei klang.

Es wurde auch nicht besser, als alle drei Undying ihn anstarrten, obwohl er weder Zeds, noch Ricthers Augen sehen konnte. Sie um so etwas zu bitten war absurd, aber wenn jemand Tara beschützen konnte, dann allerhöchstens diese Drei.

„Nenn' mir ihren ungefähren Aufenthaltsort“, bot Zed an, „ich werde prüfen, ob unser Feind sich an ihr vergangen hat.“

„Dann werden ich und Stoltz dich zu Anya Bauer führen“, entschied Ricther.

Matt lächelte dankbar, nickte und wischte sich das Nass aus den Augen. „Anya müsste sich im Ephemeria Bridge Stadium befinden. Und Tara …“

 

~-~-~

 

Fernab all der Geschehnisse in und um Ephemeria City hatte Nick Harper in Sorge um seine Schwester einen Notfallplan ersonnen. In dem Wissen, dass sie sich Kali gegenüber stellte, musste er schnell handeln, um ihr zur Seite zu stehen.

So hatte er bereits kurz nach ihrem Einbruch in das Ephemeria Bridge Stadion seine beiden Krähen Snuggly und Sparkly ausgesandt, um einen bestimmten Dämon ausfindig zu machen und zu ihm zu bringen.

 

Jener Dämon stand ihm inzwischen gegenüber. Das eine Handbreit lange, schwarze Haar klebte in einer Mischung aus Schweiß und Blut an seiner kreidebleichen Stirn. Mit erhobener Duel Disk stand Nick mit dem Rücken zu einem kleinen Mausoleum auf dem Livingtoner Friedhof. Wie immer an seiner Seite Alexandra Russo, die mit dem Rücken an jenes Bauwerk lehnte und alles interessiert beobachtete.
 

„Du willst mich wirklich umbringen, man?“, fragte der noch jung aussehende Dämon ungläubig, nachdem er zu spüren bekommen hatte, wie schmerzhaft deaktivierte Sicherheitsprogramme sein konnten.

Nick schüttelte den Kopf. „Ich brauche nur ein wenig deiner Kraft.“

„Du hättest auch einfach fragen können, verdammt!“

„Nein“, kam eine unterkühlte Reaktion, „ich strebe nicht nach einer Mitfahrgelegenheit. Ich will selbst der Fahrer sein. Alles andere ist inzwischen inakzeptabel.“

Obwohl er höhnisch auflachte, wich der punkige Dämon einen Schritt zurück. „Keine Ahnung was du da laberst, man, aber eins ist klar, noch habe ich nicht verloren!“

Womit er auf seinen mächtigen, bräunlichen Bilderbuchdrachen mit weiten Schwingen und Hörnern auf dem Kopf anspielte.

 

Tyrant Dragon [ATK/2900 DEF/2500 (8)]

 

„Ist das so?“, stellte Nick seinerseits die Aussage seines Gegners leise in Frage.

Dabei kontrollierte er nur sein Assmonster [Wind-Up Arsenal Zenmaioh], einen riesigen, roten Roboter, dessen einer Arm durch einen Bohrer ersetzt worden war. Um ihn kreiste eine Lichtkugel.

 

Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 DEF/1900 {5} OLU: 1]

 

[Dämon: 1500LP / Nick: 3600LP]

 

Der zerzauste, brünette Kerl im schwarzen Trenchcoat streckte die Hand nach vorne aus, was seine gesetzte Karte aufspringen ließ. „[Overwind] verdoppelt die Punkte meines Monsters.“

Sofort begann der goldene Aufziehschlüssel auf dem Rücken seines Mechs sich rapide zu drehen.

 

Wind-Up Arsenal Zenmaioh [ATK/2600 → 5200 DEF/1900 → 3800 {5} OLU: 1]
 

Nick schnippte mit dem Finger. „Wind-Up Power Punch.“

Noch während sein Gegner einen entsetzten Aufschrei losließ, schoss Zenmaioh seine Faust auf den Drachen ab, welche diesen auf grauenhafte Weise durchlöcherte. Sie flog geradewegs weiter auf den schwarzhaarigen Dämon zu, der im Gesicht getroffen, von den Füßen gerissen und geradewegs durch einen Grabstein hindurch gepfeffert wurde.

 

Sich um sich selbst überschlagend und dabei noch laut schreiend, blieb er irgendwann liegen.

 

[Dämon: 1500LP → 0LP / Nick: 3600LP]

 

Alexandra hinter Nick kicherte amüsiert. „Nun, der hat ja nicht lange durchgehalten. Wer hätte gedacht, dass der Erste so leicht sein würde?“

Die Hologramme verschwanden. Nick hob die rechte Hand an und betrachtete sie.

„Spürst du eine Veränderung?“, fragte seine Partnerin neugierig.

Er schüttelte den Kopf. „Nein.“

Dann schwang er den Arm aus, mit der Absicht, eines dieser Portale entstehen zu lassen. Aber wie erwartet, geschah nichts.

„Ich sollte seine Kräfte absorbiert haben“, überlegte er laut.
 

In dem Moment tauchten die beiden Krähen auf seinen Schultern auf.

„Nein, so funktioniert das nicht, kraw“, belehrte ihn die schlaue Sparkly eines Besseren, „mit der Conqueror's Soul nimmst du den Äther deiner Feinde in dich auf, aber um ihre Fähigkeiten zu nutzen, reicht das noch nicht.“

Die langsame Snuggly dagegen sagte gar nichts, sondern stocherte lieber mit ihrem Schnabel in den Federn ihres Unterleibs herum. All das konnte Alexandra natürlich weder hören noch sehen.

„Was muss ich dann tun?“, wollte Nick wissen, während sich sein blutüberströmter Gegner langsam am anderen Ende des Friedhofs erhob.

„Der Kontakt wird am einfachsten durch ein Duell hergestellt, doch um davon zu profitieren, muss er eine Weile bestehen bleiben, kraw!“

„Nick muss sich länger duellieren“, stimmte nun auch Snuggly in die Erklärung ihrer Schwester mit

 

Ihr Besitzer stöhnte ärgerlich. Für so etwas hatte er eigentlich gar keine Zeit. Andererseits war es gut, das zu wissen, damit er für das nächste Mal besser vorbereitet war.

„Aufstehen“, forderte er seinen Gegner streng auf.

„H-huh …?“, murmelte der benommen.

Nick streckte den Arm nach vorne, seine Duel Disk aktivierte sich erneut. „Deine Performance war unterirdisch. Also werden wir das Ganze wiederholen.“

„Was!?“ Schlagartig war der Dämon wieder bei Sinnen, setzte einen feindseligen Blick auf. „N-nein, nicht nochmal!“

Ohne Vorwarnung schwang er den Arm aus und ließ direkt neben sich eines der schwarz-glänzenden, ovalen Portale erscheinen. Nick seufzte nur verstimmt. Schon löste sich Sparkly von seiner Schulter und schoss wie ein Pfeil durch die Oberfläche des Teleportationszaubers, sodass dieser wie eine Glasscheibe zersprang.

Keuchend wich der Punk-Dämon zurück.

Und Nick sagte: „Ich erklärte dir bereits einmal, dass das nichts wird.“

„Wieso willst du dich mit mir duellieren!? Ich habe dir nichts getan!“

„Das interessiert mich nicht. Wir werden uns solange duellieren, bis ich habe, wonach ich suche“, drohte Nick seelenruhig. „Also diskutiere nicht und gib dir in deinem eigenen Interesse dieses Mal mehr Mühe.“

Alexandra richtete den Kopf nach oben und betrachtete den Mond. „Armer Kerl …“

Innerlich fluchte Nick jedoch. Was, wenn es bereits zu spät war!?

 

~-~-~

 

Valerie atmete tief durch. Zwar war das Weltall um sie herum nur eine Illusion oder etwas Ähnliches, das den schimmernden Pfad begleitete, auf dem sie sich mit David duellierte, doch ihre Anspannung stieg langsam. Der Sammler, der ein paar Meter hinter dem Schwarzhaarigen am Boden lag, völlig erschöpft und schwer verwundet, durfte das schwarze Portal in einiger Entfernung nicht erreichen. Wenn es ihm gelang war alles umsonst. Und das durfte sie nicht zulassen. Doch dieser junge Mann vor ihr, der so unbekümmert und fröhlich erschien, wollte sie mit aller Kraft daran hindern.

 

[Valerie: 3800LP / David: 900LP]

 

Noch ein Treffer und der Bursche mit der blauen Haarsträhne am Pony würde ebenfalls fallen. Zwar verfügte Valerie über ihre fliegende, rothaarige Meerjungfrau Merrowgeist, an deren Flügelflossen sich Raketentriebwerke befanden, doch ihr mangelte es an der Macht, einen physischen Treffer auszuteilen.

 

Evigishki Merrowgeist [ATK/3100 DEF/1600 {4} OLU: 1]

 

Genau das musste Valerie jedoch, körperlichen Schaden zufügen. Jemand, der selbst mit den Undying fertig wurde, würde sich von dem Schwert auf ihrem Rücken nicht beeindrucken lassen und dass das Ganze hier nur Zeitschinderei war, erklärte sich von selbst. Nein, Valerie brauchte ein größeres Geschütz. Und es gab nur eines in ihrem Deck, das vielleicht dazu in der Lage war: [Moulinglacia The Elemental Lord], eine Karte, die sie von Anya geschenkt bekommen hatte und die merkwürdige Kräfte in sich verborgen hielt. Genau diese Karte fehlte in Valeries Blatt allerdings und das Letzte, was sie sich leisten konnte, war darauf zu warten, sie zu ziehen.

Auch ihre verdeckte Karte konnte ihr dabei nicht helfen, ebenso wenig ihre beiden Handkarten, von denen eine ihr [Gishki Aquamirror] war. Dagegen war Davids Feld bis auf eine gesetzte Zauberfalle leer, die beiden Monster auf seiner Hand waren beides Ritualmonster, die ohne passenden Zauber nutzlos waren.

Valerie biss sich auf die Lippe. Sie würde irgendwie an ihm vorbeikommen müssen, aber wie?

 

„Man, wenn du so drauf bist, ist echt nicht gut Kirschen essen mit dir. Vielleicht sollte ich dann auch Ernst machen“, meinte ihr Gegner und griff nach seinem Deck, „also gut, Draw!“

Schwungvoll zog David eine Karte und hielt dann grinsend seine Hand zum Ablagestapel. „Da ich keine Monster kontrolliere, lässt sich der Effekt von [Nekroz Mirror] auf meinem Friedhof aktivieren.“

Valerie verschränkte gespannt die Arme. „Der da wäre?“

„Ich verbanne ihn und ein Nekroz-Monster“, sprach er und zog sowohl den Ritualzauber, als auch [Dance Princess Of The Nekroz] heraus, „um einen neuen Nekroz-Zauber zu erhalten. Meine Wahl fällt auf [Nekroz Kaleidoscope]!“

Eine neue Karte wurde aus seinem Deck geschoben, welche sich der Schwarzhaarige sofort schnappte und ausspielte. „Und dieser Ritualzauber hat es wirklich drauf. Statt Monster auf dem Feld zu opfern, schicke ich stattdessen eines aus meinem Extradeck auf den Friedhof!“

„Was!?“ Seine Gegnerin verkrampfte.

„Und das Beste daran ist, dass ich sogar mehr als ein Ritualmonster damit beschwören kann, wenn ihre Stufen zusammen die des Opfers ergeben!“ Grinsend hielt David zwei blau umrandete Karten in die Höhe. Hinter ihm fächerte sich ein Spiegel ganz aus Eis auf, in dem die Silhouetten zweier humanoider Monster zu sehen waren. „Ich biete [Gungnir, Dragon Of The Ice Barrier] als Opfer dar!“

Valerie stockte der Atem. „Gungnir!?“

Doch da brach das Eis hinter ihrem Gegenüber schon auseinander. „Webe die Rüstung gefallener Feinde! Ritual Summon! Kämpft für mich, [Nekroz Of Clausolas] und [Nekroz Of Unicore]!“

„Unicore!?“

Links vor ihm landete ein rothaariger Jüngling mit weißem Pony vor David. Er steckte in einer Art Rüstung, die aus dem Gefieder eines grünen Vogels gemacht war, dessen Kopf aus seiner Brust ragte. Neben ihm schwang eine Kriegerin in weißer Tunika einen eisigen Speer. An ihrem Waffenrock befand sich ein wuscheliger Pferdeschweif, an ihrem Stirnband ein langes Horn – Valerie kannte das Monster, aus welchem diese Kleidung gemacht worden war. Es war das Assmonster des Schattengeistes Orion, einem Vertrauten des Sammlers …

 

Nekroz Of Clausolas [ATK/1200 DEF/2300 (3)]

Nekroz Of Unicore [ATK/2300 DEF/1000 (4)]

 

„W-was sind das für Monster?“, fragte die Schwarzhaarige aufgelöst. „Und wie kommst -du- an [Gungnir, Dragon Of The Ice Barrier]!? Diese Karte …“

Als ihr Gegner sie jedoch ahnungslos anstarrte, seufzte Valerie schwer. „Vergiss es. Es ist nicht so, als ob es nur ein Exemplar davon gäbe.“

„Verbindest du besondere Erinnerungen mit dieser Karte?“, wunderte sich David und holte das Stufe 7-Synchromonster aus seinem Friedhof hervor. „Erzähl' mir davon!“

„N-nein.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Das geht dich nichts an.“

Enttäuscht ließ ihr Gegner den Kopf hängen und entledigte sich der Karte wieder. „Schade.“

Nur um dann entschlossen aufzublicken. „Andererseits hast du vollkommen Recht! Wir befinden uns in einem Duell. Statt zu plauschen, sollten wir lieber die Karten für uns sprechen lassen! Und das werde ich auch, indem ich [Nekroz Of Clausolas'] Effekt aktiviere!“

Der Jüngling in der Vogelrüstung griff hinter seinen Rücken und zückte von dort ein Schwert hervor, dessen Klinge aus einer langen, grünen Feder bestand. Geschwind sauste er durch die Luft und umkreiste Merrowgeist, sie dabei nach allen Regeln der Kunst durchkitzelnd. Zunächst machte Valerie dazu ein perplexes Gesicht, welches von Schrecken erfüllt wurde, als sie begriff. „Ah!“

 

Evigishki Merrowgeist [ATK/3100 → 0 DEF/1600 → 0 {4} OLU: 1]

 

„Tja, die Nekroz sind der personifizierte Feind aller Monster, deren Heimat das Extradeck ist“, erklärte David dazu stolz, „so kann Clausolas zum Beispiel die Werte eines von dort beschworenen Monsters auf 0 setzen.“

Keuchend umklammerte Valerie ihren Karten fester.

„Battle!“, befahl ihr Gegenüber strahlend. „Clausolas, zerstöre ihr Monster mit Feather Slash! Unicore, du folgst daraufhin mit Unidrill!“

Kaum hatte er die Angriffe initiiert, glitt der Jüngling im Vogelkostüm geschickt durch die Luft und trennte mit einem Schwerthieb Merrowgeists Kopf vom Körper. Die Explosion schoss durch Valerie hindurch, ohne ihr dabei Schaden zuzufügen. Nicht anders verhielt es sich mit der Speerträgerin Unicore, die parallel über den schimmernden Pfad gerannt war. Als sie ihre Waffe nach vorne schnellen ließ, begann die sich daran befindende Eisspitze sich in hohem Tempo zu drehen. Doch auch sie glitt einfach durch das Mädchen hindurch.

 

[Valerie: 3800LP → 2600LP → 300LP / David: 900LP]

 

„Ah!“, staunte Valerie und sah an sich herab, als Davids Monster sich zurückzogen. „Schon wieder! W-warum hältst du dich zurück!?“

Das sanftmütige Lächeln ihres Gegners verunsicherte sie nur noch mehr. „Ach komm schon. Zug beendet!“

 

„Bin ich etwa so unwürdig, dass ich es nicht einmal verdiene, als ernsthafte Bedrohung angesehen zu werden!?“, überkam es die Schwarzhaarige einfach. Aufgelöst zog sie. „'Das Mädchen, das betrogen hat, kann mir wohl kaum gefährlich werden.' Ist es das!?“

Abwehrend hob David die Hände. „N-nein, das verstehst du falsch!“

Tief Luft holend, wollte Valerie ihren ganzen angestauten Frust aus sich herausschreien, doch sie begriff selbst, dass die Anschuldigungen aus der Luft gegriffen waren. Betrübt ließ sie den Kopf sinken. „Wenn das hier vorbei ist, dann höre ich mit Duel Monsters auf.“

„Das darfst du nicht!“

„Das hat nichts mit dir zu tun. Solange ich meine Pflicht nicht erfüllt habe, werde ich mit allem kämpfen, was mir zur Verfügung steht.“ Entschlossen hob Valerie ihr Haupt und streckte die Hand mit den Karten darin nach unten gerichtet zu ihrer Falle aus, die aufklappte. „Ich aktiviere [Aquamirror Meditation]. Da ich [Gishki Aquamirror] auf der Hand halte, bekomme ich zwei Gishki-Monster von meinem Friedhof zurück. Beast, Shadow!“

Zwei blaue Lichtstrahlen stiegen aus ihrer Duel Disk auf. Sie zeigte die beiden Monster zusammen mit ihrem Ritualzauber vor und fügte alle drei ihrem Blatt hinzu.

„Zeit, das Ganze zu beenden! Ich aktiviere [Gishki Aquamirror] und biete [Gishki Shadow] als Opfer an!“

Ein kreisrunder Spiegel stieg vor ihr auf, von seinen goldenen Rändern gingen leichte Windungen aus. In ihm wurde die Reflexion des amphibischen Magiers gezeigt.

„[Gishki Shadows] Effekt erlaubt es ihn, die vollen Kosten für diese Ritualbeschwörung zu übernehmen!“ Valerie zog die Stirn kraus. „Erscheine aus endlosen Kristallkaskaden!“

Ein halbes Dutzend Wasserfontänen schossen um sie herum aus dem Boden. In der direkt vor ihr lauerte der Schatten einer über zwei Meter hohen Gestalt. „Ritual Summon! [Evigishki Soul Ogre]!“

Zeitgleich lösten sich alle sechs Kaskaden auf. Die Bestie, die vor ihr aufrecht stand, war eine Mischung aus Amphibie und Dinosaurier von dunkelgrauer Färbung, bestückt mit einem bunten Schwimmhautkamm, der sich bis zum Schweifende entlang zog.

 

Evigishki Soul Ogre [ATK/2800 DEF/2800 (8)]

 

Jetzt musste sie nur noch die verdeckte Karte von David loswerden, dachte Valerie mit engstirniger Entschlossenheit. Doch zu ihrem Entsetzen fuhr genau jene dauerhafte Falle in diesem Moment hoch.

„Du hast spezialbeschworen, wodurch ich [Nekroz Outfitter] aktivieren kann! Solange ich ein Nekroz-Monster kontrolliere, werden alle von dir spezialbeschworenen Monster behandelt, als wären sie aus dem Extradeck gerufen worden!“ David grinste. „Zeit für ein neues Kleidchen!“

Voller Schrecken sah Valerie mit an, wie aus der Falle bunte Fäden geschossen kamen, die ihr Meeresungeheuer fest umwickelten, ohne dabei aber die angedrohte Garderobe zu weben.

„Jetzt kann ich [Nekroz Of Clausolas'] Effekt aktivieren. Er lässt die Werte deines Soul Ogres bis zur End Phase zu 0 werden!“

Der rothaarige Junge tauchte kichernd hinter der Amphibie auf und kitzelte sie mit seinem Federschwert so durch, dass deren Gelächter durch die Unendlichkeit des symbolischen Alls hallten. Valerie biss sich auf den Daumen. „Nicht schon wieder …“

 

Evigishki Soul Ogre [ATK/2800 → 0 DEF/2800 → 0 (8)]
 

Die Schwarzhaarige sah prüfend ihre verbliebenen Handkarten an. Dann eben auf andere Art und Weise. „Ich beschwöre [Gishki Beast]! Wenn es via Normalbeschwörung gerufen wird, kann es ein Stufe 4-Gishki von meinem Friedhof in Verteidigung zurückrufen … aber das wird es nicht.“

David gab einen erstaunten Laut von sich, als das grüne Wesen, halb Alligator, halb Amphibie, vor ihr am Boden kriechend erschien. Nachdenklich murmelte er zu sich selbst: „Warum sollte sie …?“

 

Gishki Beast [ATK/1500 DEF/1300 (4)]

 

„Greif [Nekroz Of Clausolas] an!“ Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete Valerie auf jenen.

Ihre Bestie leistete der Anweisung Folge und sprang durch die Luft, begrub den schreienden Burschen unter sich und zerstörte ihn mit einem Prankenhieb auf den Kopf. David seufzte.

 

[Valerie: 300LP / David: 900LP → 600LP]

 

„Meine letzte Karte spiele ich verdeckt. Zug beendet. Damit kehren [Evigishki Soul Ogres] Werte zu ihrem Ursprung zurück!“

Endlich hörte jener auf zu lachen. Gleichzeitig materialisierte sich die Falle zu Valeries Füßen.

 

Evigishki Soul Ogre [ATK/0 → 2800 DEF/0 → 2800 (8)]

 

Angestrengt sah sie an ihrem Gegner vorbei. Der Sammler hatte sich noch nicht wieder aufgerafft. Diese Klinge musste ihn wirklich verletzt haben, wenn ein derart mächtiges Wesen wie er sich kaum rühren konnte. Und das war gut für sie, denn so hatte sie noch ein wenig Zeit, mit diesem seltsamen jungen Mann fertig zu werden.

Valerie konnte es nicht in Worte fassen, aber es fühlte sich an, als würde sie ihn kennen. Aber woher? Jemand so Positives würde sie niemals vergessen. Oder ging hier etwas nicht mit rechten Dingen zu? Vielleicht täuschte sie sich auch, ebenso gut könnte es auch Teil eines Plans sein und David wartete nur darauf, sein wahres Gesicht zu zeigen. Und doch …

 

„Du hast einen Fehler gemacht, dein [Gishki Beast] mit so wenig Punkten zurückzulassen“, sagte der Schwarzhaarige mit der blauen Haarsträhne derweil beim Aufziehen, „wenn mein Angriff durchgeht, war's das leider! Also los, [Nekroz Of Unicore], Unidrill!“

Die Kriegerin mit dem Einhornhelm rannte über den schimmernden Pfad und hob ihren Speer, dessen eisige Spitze sich zu drehen begann.

Valerie winkte ab. „Als ob ich es dir so leicht machen würde. Verdeckte Karte aktivieren: [Aquamirror Cycle]!“

Gerade als Unicore zum Stoß ausholte, verschwand die vierbeinige Bestie vor ihren Augen und zischte als Wasserstrahl direkt in den Deckschacht des Mädchens zurück. „Sie schickt eines meiner offenen Wasser-Monster ins Deck zurück, damit ich dann zwei weitere von meinem Friedhof aufnehmen kann.“

Mit geschlossenen Augen hielt sie die Hand zu ihrem Friedhofsschacht hin. „Merrowgeist und Shadow.“

Die beiden Karten wurden automatisch ausgeworfen und von ihr mit sich öffnenden Lidern vorgezeigt. David stand der Mund offen. „Du birgst dein Xyz-Monster? Dir ist doch klar, dass es zurück ins Extradeck muss und dir sowieso nicht gegen mein Nekroz-Deck helfen wird. Ah!“

Seine Augen weiteten sich, als er begriff, was wirklich vor sich ging. „Warte, du hast gar keine anderen Wasser-Monster auf deinem Friedhof! Dann-!“

„Ja. Deswegen habe ich auch auf den Effekt meines [Gishki Beasts] verzichtet. Hätte ich [Gishki Shadow] beschworen, wären in meinem Friedhof nicht genug Ziele vorhanden gewesen, um [Aquamirror Cycle] zu aktivieren.“ Neben ihrer Erklärung schob sie das schwarz-umrandete Xyz-Monster [Evigishki Merrowgeist] in den Schlitz ihres Extradecks zurück.

Ihr Gegner ballte beide Hände zu Fäusten. „Wahnsinn! Ich hatte schon befürchtet, dass es gleich vorbei ist.“

„Ist es auch, früher als dir lieb ist“, ließ Valerie ihn wissen.

„Das werden wir noch sehen“, erwiderte ihr Gegner euphorisch und rief: „Unicore, wir machen von der Replay-Regel Gebrauch und brechen den Angriff ab.“

Einen unzufriedenen Laut von sich gebend, zog sich die Kriegerin zurück. David zückte seine beiden Handkarten. „Ich aktiviere [Ritual Cage], einen permanenten Zauber!“

„Ich kenne den Effekt.“

Goldene Lichtstrahlen brachen in geraden Linien um den Schwarzhaarigen aus dem Pfad und schlossen sowohl ihn, als auch sein Monster, in einen flackernden Käfig ein. Valerie wusste, dass seine Ritualmonster nun weder als Ziel von Monstereffekten gewählt werden konnten, noch Kampfschaden an ihren Besitzer weitergeben würden.

„Das ist noch nicht alles. Ich aktiviere [Nekroz Of Catastors] Effekt! Sei wiedergeboren, [Exa, Enforcer Of The Nekroz]!“

Erstaunt rief Valerie: „Ein Effekt direkt aus der Hand!?“

„Ja, jedes Nekroz-Ritualmonster hat so einen!“ Stolz lächelnd schob David jenes in den Friedhofsschacht. Vor ihm tat sich eine gewaltige Wasserlache auf, aus der sich kniend ein blauer, amphibischer Krieger erhob. „Damit kann ich ein Nekroz-Monster wiederbeleben. Aber leider geht das nur bei Nicht-Ritualmonstern. Zug beendet!“

 

Exa, Enforcer Of The Nekroz [ATK/2000 DEF/1000 (5)]

 

Konzentriert zog Valerie ihre nächste Karte auf und verkündete unterkühlt: „Deine Verteidigung zu stärken ist kein schlechter Gedanke, doch du hast eines dabei nicht bedacht.“

Sie tauschte die gezogene Karte mit ihrer anderen, dem [Gishki Shadow] aus und zeigte diesen vor. „[Evigishki Soul Ogre] besitzt einen Effekt, der mich ein Gishki-Monster abwerfen lässt, um eine deiner Karten ins Deck zu mischen. Dein [Ritual Cage] wird dich nicht beschützen.“

David lachte vergnügt. „Wie soll das gehen?“

„Was?“ Eine Schweißperle rann über Valeries Stirn.

„Denk dran, solange dein Soul Ogre noch vom Garn meiner Falle [Nekroz Outfitter] umwickelt ist, wird es als vom Extradeck spezialbeschworen behandelt. Und -das- heißt, dass es seinen Effekt nicht aktivieren kann, solange [Nekroz Of Unicore] auf dem Spielfeld liegt!“

„Als ob ich das vorher hätte prüfen können“, kam es gallig von Valerie zurück. Völlig untypisch wütend vor sich hin zischend, packte sie ihre vorgezeigte Karte wieder zu ihrer anderen zurück. Nur um dann energisch den Zeigefinger auszustrecken. „Zerstöre [Nekroz Of Unicore]! Fountain Of Destruction!“

Ihre riesige, aufrecht stehende Unterwasserkreatur schlug trotz ihres eingewickelten Zustands mit der Faust auf den Boden, aus dem eine Wassersäule schoss. Dabei spie sie ebenfalls einen Strahl aus, welcher die Kaskade umlenkte und in Richtung der Kriegerin dirigierte. Jene wurde von der Strömung vor David fortgerissen und zersprang in tausende Partikel.

„Kein Kampfschaden für mich“, sagte der unbekümmert in seinem Käfig.

„Mag sein, aber da [Nekroz Of Unicore] nun Geschichte ist, kann ich Soul Ogres Effekt aktivieren“, entgegnete Valerie und entledigte sich prompt ihres [Gishki Shadows], „ich werfe ein Gishki-Monster ab und schicke eine deiner Karten ins Deck.“

Ihr Zeigefinger deutete auf den knienden Amphibienmann, welcher ebenfalls einen Wasserstrahl von [Evigishki Soul Ogre] abbekam und sich daraufhin auflöste. Wie von Valerie erwartet, zersprang daraufhin auch Davids [Nekroz Outfitter]-Fallenkarte – ohne Nekroz-Monster auf dem Feld zerstörte sie sich automatisch selbst. Das Garn, das Soul Ogre einengte, schwand mit ihr.

Valerie betrachtete ihre letzte Handkarte, ehe sie sich dazu entschied, sie horizontal auf ihre Duel Disk zu legen. „Ich setze ein Monster und beende meinen Zug.“

Zischend tauchte dieses unter der vergrößerten Karte verborgen neben ihrer Amphibie auf. David war nichts außer seinem Zauber [Ritual Cage] geblieben.

 

Entgegen dieses Nachteils strahlte David voller Zuversicht. „Man, für einen Moment dachte ich wirklich, ich hätte dich im Griff.“

Verbitterung stieg ungewollt in Valerie auf, denn denselben Gedanken hatte sie während des letzten Zuges im Halbfinale gegen Anya gehegt. Bis sie die verbotene Karte zog, die Marc in ihr Deck integriert hatte. Sie biss sich bei der Erinnerung daran auf die Lippen.

David bemerkte ihre Abwesenheit offensichtlich, denn er nuschelte schuldbewusst: „Sorry.“

„Wofür entschuldigst du dich?“, fragte Valerie scharf. „Wenn es dir leid tut, dich mit mir zu duellieren, dann geh aus dem Weg!“

„Nein! Im Gegenteil, ich duelliere mich gerne mit dir und den Sammler verraten werde -ich- ganz bestimmt nicht!“, konterte David energisch. „Mir ist nur klar geworden, dass dir dieses Duell trotz meiner Bemühungen keinen Spaß macht.“

„Warum sollte es das? Wir sind Feinde!“

„Aber es steht nichts auf dem Spiel! Dir wird nichts geschehen wenn du verlierst!“

„Meiner Freundin schon, wenn dieses Wesen nicht ausgelöscht wird!“, fauchte Valerie und deutete auf den hinter David liegenden Sammler.

Enttäuscht murmelte ihr Gegner: „Jetzt klingst du wie die Böse …“

 

Kopfschüttelnd griff er nach seinem Deck. „Schade, es hat keinen Sinn. Wenn du das nicht genießen kannst, kann ich das auch nicht. Dann kann ich auch gleich ernst machen. Draw!“

Valerie verschränkte engstirnig die Arme. Wer hätte gedacht, dass der Sammler einen so naiven Diener für seine Zwecke einsetzte?

Unvermittelt begann Davids Duel Disk, als jener nach seinem Deck griff, zu leuchten. Entgegen Valeries erster Vermutung, übernatürliche Kräfte könnten dahinter stecken, entpuppte sich der Ursprung des Lichts als eine von seinen Karten im Friedhof, die ausgeworfen wurde.

„Ich benutze den zweiten Effekt von [Nekroz Outfitter]! Damit kann ich ein beliebiges Nekroz-Ritualmonster ziehen. Und da dieser Effekt sehr mächtig ist, darfst du ebenfalls eine Karte ziehen.“

„W-was?“ Völlig irritiert zog Valerie auf, während eine Karte aus dem Deck ihres Gegners geschoben wurde, welche jener lächelnd aufnahm, ohne sie aber vorzuzeigen. Das Blatt beider bestand nur aus jenen gezogenen Karten.

Leise wunderte sich das Mädchen daher: „Warum sollte er …?“

„Ich aktiviere den Effekt von [Nekroz Kaleidoscope] von meinem Friedhof! Ich verbanne es zusammen mit [Shurit, Strategist Of The Nekroz] von dort, um einen neuen Nekroz-Zauber von meinem Deck zu erhalten!“

Die beiden Karten wurden aus seiner Disk ausgeworfen und in die Hosentasche gesteckt. „Ich möchte eine zweite Kopie meines [Nekroz Mirrors], die ich auch gleich aktiviere, um das Ritualmonster in meiner Hand zu beschwören!“

Als seine Zauberkarte sich vor ihm aufstellte, schoss aus ihr der Spiegel mit der dunklen Umrandung, bei der goldene und dunkelblaue Spitzen ineinander verliefen.

Überrascht merkte Valerie an: „Moment, außer besagtem Ritualmonster hast du keine anderen Handkarten. Was willst du opfern, um-!?“

„Oh, das hatte ich noch gar nicht erwähnt! [Nekroz Mirror] lässt mich die nötigen Opfer zur Not vom Friedhof verbannen. Da ich mindestens zwei für diese Karte anbieten muss, verbanne ich [Nekroz Of Unicore] und [Nekroz Of Catastor]! Webe die Rüstung gefallener Feinde!“

Durchsichtige Abbilder der beiden Karten verschwanden in der Oberfläche des Spiegels, in dem der rothaarige Jüngling Shurit gezeigt wurde. Er schien sich zu verwandeln, wurde älter, eine so grell strahlende Rüstung legte sich um ihn, dass Valerie nichts sehen konnte. Dabei murmelte sie: „Unicore ist Stufe 4, Catastor 5. Also ein Stufe 9-Ritualmonster?“

Und was eben noch lediglich im Spiegel gezeigt wurde, geschah einen Moment später auch in der Realität. Shurit tauchte auf, alterte einige Jahre und wurde in eine leuchtende Rüstung gehüllt. Er streckte seine Hand aus, in der ein Schwert auftauchte, dessen Klinge komplett aus Eis bestand.

„Erscheine aus den Tiefen der Erinnerungen! Ritual Summon! [Nekroz Of Trishula]!“

Valerie stieß einen entsetzten Schrei aus, als sie diesen Namen vernahm. Eisige Schwingen wuchsen aus dem Rücken des jungen Mannes, der vor David stand. Das Strahlen hörte auf und jetzt erkannte die Schwarzhaarige, in was er da gehüllt war – die Überreste des mächtigsten Eisdrachens. Der Brustpanzer war aus dem Körper Trishulas geformt, von der Rüstung hing sogar dessen langer Schweif herab.

„Trishula“, keuchte Valerie, „-sein- Monster!? Nein …“

 

Nekroz Of Trishula [ATK/2700 DEF/2000 (9)]

 

Den Kopf schüttelnd, verwies Valerie sich selbst darauf, dass [Trishula, Dragon Of The Ice Barrier] ein Synchromonster war. Dieses Monster dagegen trug lediglich eine Rüstung, die diesem Drachen nachempfunden war. Dem Assmonster ihres alten Lehrers …

„Also das ist deine Taktik“, schlussfolgerte sie, „du willst mich verwirren.“

„W-wie?“

„Es ist Jahre her, dass 'Mercury' seine Gegner in Angst und Schrecken versetzt hat, das stimmt. Der Sammler weiß natürlich, dass er mein Lehrer war, also stellt er mir jemanden gegenüber, der ähnliche Monster benutzt.“ Valeries Gesicht nahm ungewohnt zornige Züge an. „Kch, das ist selbst für eure Verhältnisse schwach!“

Irritiert kratzte sich David an der Stirn. „Ich habe zwar keine Ahnung, wovon du da sprichst, aber du bist auf einmal ziemlich sauer, also …“

Sein Blick festigte sich, als er sagte: „… benutze ich schnell [Nekroz Of Trishulas] Effekt, ehe das hier noch ausartet! Wenn er beschworen wird, verbannt er eine Karte in deiner Hand, in deinem Friedhof und auf deinem Feld! Da du nur eine Handkarten hast, wähle ich die, deinen [Evigishki Soul Ogre] auf dem Feld und den [Gishki Aquamirror] in deinem Friedhof als Ziel!“

Der blanke Schrecken stand Valerie im Gesicht geschrieben, als das Monster ihres Gegners dessen Eisschwert nach vorne richtete und einen gewaltigen Schneesturm damit entfachte. Dieser riss ihre Amphibie förmlich auseinander. Ein Lichtblitz schoss aus ihrem Ablagestapel, wodurch der Ritualzauber ausgestoßen wurde. Dabei ließ die Schwarzhaarige noch ihre Handkarte los, die in der Dunkelheit davon flog.

„Nein!“, keuchte Valerie, als sie mit einem Schlag nur noch ihr verdecktes Monster besaß.

Selbst der Effekt dieses Monsters war identisch zu dem Trishulas! Sie ballte eine Faust, übermannt von Zorn und Verzweiflung. Denn ohne ihren Spiegel konnte sie keine Ritualbeschwörungen mehr durchführen …

 

 

Turn 87 – Phantom

Für Anya und Valerie spitzt sich die Lage zu. Während Erstere durch Gardenias Worte merklich aus der Fassung gebracht wurde, muss Valerie schnell einen Weg finden, zurück ins Spiel zu finden. Und als wäre [Nekroz Of Trishula] nicht schon schlimm genug …



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fubukiuchiha
2017-12-13T17:17:41+00:00 13.12.2017 18:17
Hey
Geniales Kapitel, oh je da hat Anya einen noch schlimmeren Gegner bekommen und das mit dem weißen Raum ist eine interessante Wendung, hoffentlich geht das gut.
Zanthe leidet genauso schlimm wie Exa, ich hoffe er übersteht das ganze ohne das Nigel irgendeinen Mist anstellt.
Matt und Valerie sind ja beide in einer ziemlich dämlichen Situation, aber Valerie hat eindeutig die schlechtere Position und ihr Gegner tut das übrige.
Ich bin echt gespannt wie das weitergeht.
Lg fubukiuchiha


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