undone von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 21: ------------ Undone Kapitel 21 Der Abend schritt schnell voran. Die beiden Damen waren eine nette Gesellschaft, wie Takanori wieder einmal feststellte. Das erweckte in ihm den Eindruck, dass eben doch nicht alle aus der Szene solche Idioten waren, wie eben Takeru und seine Best Buddys. Trotzdem kam er nicht drum herum, immer mal wieder seinen Blick durch den Raum wandern zu lassen. Es konnte schließlich gut möglich sein, dass weitere alte Bekannte sich hier einfanden, die er wiederum Akira vorstellen konnte. Seine geheime Mission hatte er noch nicht zufriedenstellend erfüllt. Aber je später es wurde, umso mehr sank seine Motivation und auch seine Hoffnung, dass ihm noch ein bekanntes Gesicht über den Weg lief. Es war eben doch schon eine Weile her, dass er sich dafür entschieden hatte, um diesen Kreis von Personen einen großen Bogen zu machen. Das wurde ihm nur zu deutlich bewusst. Er war raus und alles entwickelte sich weiter, auch ohne ihn. Und in diesem schnelllebigen Business brauchte man Kontakte und den Wohlwollen von anderen, um voran zu kommen. Letztendlich hatte der Abend Akira wenigstens Promotion eingebracht. Das war schon mal viel Wert und ein erster Schritt in die richtige Richtung. Andererseits war er auch nicht Akiras Vormund. Reine Nettigkeit und purer Zufall, dass sich das ergeben hatte. „Ihr kommt kurz ohne mich klar?“, erkundigte er sich. Eine Antwort aber erwartete er nicht und so stand er unmittelbar auf. Schließlich strich er aus reiner Gewohnheit seinen schwarzen Pulli glatt und visierte die Toiletten an. Zu denen machte er sich anschließend auf den Weg. Ein paar Minuten Ruhe taten ihm gut. Selbst wenn sie nur herumsaßen, schlauchte das ziemlich. Dabei hatten sie noch nicht mal so viel getrunken. Er wusch sich gerade die Hände, als noch ein Gast den Raum betrat. Viel Aufmerksamkeit schenkte Taka dem Neuankömmling nicht, da er noch einmal einen Blick auf sein Make-up warf. Er mochte es ganz gern, seine Augen zu betonen, aber natürlich war etwas von dem Schwarz verwischt. Das musste er noch korrigieren, ehe er wieder zurückging. So drehte er sich zur Seite, um ein Tuch aus der Box zu ziehen, als sein Blick Takeru’s traf. Natürlich. Wer auch sonst? An Zufälle glaubte er bei dem Kerl nicht mehr. „Du hast mich nicht vergessen?“, wollte der andere wissen. Unbeirrt trocknete Takanori seine Hände ab und warf das feuchte Tuch in den Mülleimer. „Nein, natürlich nicht.“ Die Resignation konnte man schon regelrecht greifen. „Kommst du dann gleich mit zur Bar? Ich hab mich schon gefreut… auf dich…“ Takeru lächelte ihn an und trat unmittelbar vor ihn, versperrte ihm so den Weg. Diese Situation kam ihm so furchtbar bekannt vor. Nur diesmal hatte er bei Weitem nicht so viel Alkohol im Blut wie beim letzten Mal. „Später dann. Ich befinde mich mitten in einem Gespräch.“ „Du wirst mich doch nicht zurückweisen, oder?“ Vorsichtig berührte der Größere eine vereinzelte Haarsträhne von Takanori, sodass dieser ihn regelrecht anstarrte. „Ein Drink wird mir schon nicht schaden…“, entwand sich der Designer dieser unangenehmen Frage. Genau so unbehaglich fühlte er sich unter der Berührung. Trotzdem musste er die Füße still halten. Noch war er auf Takerus Wohlwollen angewiesen. Aber nur so lange, bis Akira auf eigenen Beinen stehen konnte, danach würde er sofort einen Haken an diese Sache machen. „Das freut mich. Weißt du, ich hab dich vermisst, Taka-chan. Das musst du mir glauben.“ Wieder dieses Süßholzgeraspel. Eine Lüge nach der anderen. Auch den sanften Kuss auf die Wange ließ Takanori über sich ergehen, auch wenn sich sein Magen dabei schmerzhaft zusammenkrampfte. „Ich mochte es doch so, wie du vor mir gekniet hast, meinen Schwanz tief in deinem Mund“, hauchte Takeru, der nun mit seinen Lippen zu Takas Ohr gewandert war. Nur zu deutlich spürte er den Atem seines Gegenübers. „Lass uns das wiederholen. Später. Ich besorg‘s dir. Wenn du willst, die ganze Nacht!“, machte der Gastgeber dem Jungdesigner ein Angebot. Es kostete dem kleinen Blonden einiges an Selbstbeherrschung, um seinen Ex nicht einfach wegzuschubsen, ihm all seine Gedanken der Abscheu an den Kopf zu werfen. Er durfte nicht. Nicht jetzt – Akira zu Liebe. „Ich bin nicht deswegen hier, Takeru. Tut mir leid.“ Behutsam erhob Takanori daher seine Hand und schob sein Gegenüber mit sanfter Gewalt ein Stück nach hinten, um wieder etwas Platz zwischen sie zu bringen. Doch im nächsten Augenblick sah er nur den Unwillen in Takerus Augen aufblitzen. Es war deutlich erkennbar, dass ihm die Abfuhr nicht schmeckte und er krampfhaft nach einem Grund dafür suchte. „Hast du nen Neuen?... Oder ist es wegen diesem Suzuki? Ist der dein Neuer?“, spuckte der Größere regelrecht seine Vermutung aus. Natürlich wusste Taka, dass es dem anderen nicht um ihn ging. Das hier war ein Schwanzvergleich, mehr nicht. Jemand anderes spielte mit seinem Spielzeug. Unverzeihlich. Das ging doch nicht, wenn er selbst er benutzen wollte. Ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, spielte keine Rolle. Takeru ging es nur um seinen Stolz und seine Vormachtstellung. Selbst wenn er sich immer so easy peasy gab, er hasste es, zu verlieren und noch mehr hasste er es, wenn seine Püppchen nicht nach seiner Pfeife tanzten. Dann konnte er ungemütlich werden. Taka hatte das mehr als nur einmal miterlebt. „Ich hab niemanden.“ Das klang als Entschuldigung echt erbärmlich. Aber wie sollte er sich sonst aus dieser unliebsamen Situation entwinden? Takerus Mimik verdeutlichte ihm, dass er so nicht davon kam. „Ich…“ Taka schürzte seine Lippen und sah betreten zur Seite. Da musste er wohl noch eins draufsetzen. „Ich hab nicht aufgepasst, okay? Hab mir da was eingefangen. Ein anderes Mal vielleicht…“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Lieber log er, dass er eine Geschlechtskrankheit hatte, anstatt seinem Ex klipp und klar zu verklickern, dass er ein Arschloch war und sicherlich nie wieder mit ihm in der Kiste landete? Was war nur falsch mit ihm? „Oh, verstehe. Puh… Dann, verschieben wir das wohl“, sah es Takeru jedoch ein. So scharf er auch auf eine schnelle Nummer war, es schreckte ab, wenn jemand einem verdeutlichte, ein Mutterschiff für Krankheiten zu sein. Das war ihm die Sache dann doch nicht wert. Takanori hingegen war erstaunt, dass seine Finte so gut funktionierte. Da war sein Geistesblitz doch mal zu etwas gut. Moral und Wahrheit hin oder her. Das spielte keine Rolle und so lange seine kleine Lüge nicht die Runde machte, passte das schon. Aber wer ging schon mit sowas hausieren? Und selbst wenn es Takeru weiterplapperte, mit ihm und dessen Kumpanen wollte er sowieso nicht die Bettlaken zerwühlen. Wenigstens hatte die kleine Notlüge für den Moment eine abschreckende Wirkung und er seine Ruhe. Noch dazu schienen seine Fähigkeiten im Lügen einen Level angestiegen zu sein. Nur jetzt nicht seine Erleichterung offen zeigen. Heucheln, als sei er total traurig, dass er nicht als Fickstück agieren durfte. Bedauernd gucken wie ein getretener Hund. Mitleid erhaschen. „Joahr… Dann… kommst dann trotzdem mal zur Bar? Da kann ich dir noch jemanden vorstellen. Vielleicht gefällt er dir. Dann können wir für nächste Woche oder so was ausmachen. Wenn du wieder voll einsatzbereit bist.“ Das schiefe Grinsen verriet Taka, dass er aus dieser Sache so schnell nicht rauskam. Takeru rechnete mit ihm. Unglaublich, was der sich schon wieder einbildete. Aber wenn es Akira heute ordentlich anstellte, dann musste er nicht mehr bei Takeru zu Kreuze kriechen und konnte das so schnell wie es angefangen hatte auch wieder beenden. Für heute aber hieß es nochmal gute Miene zum bösen Spiel machen. So lange der Einsatz nicht zu groß war, zog er das durch. Augen zu und durch. „Okay, gib mir zehn Minuten, dann komm ich zur Bar und wir trinken was zusammen.“ Er würde sich dem eh nicht entwinden können. Es gehörte zumindest zum guten Ton, dem Gastgeber die Ehre zu erweisen. Ungeschriebene Gesetze und Takeru gehörte sowieso zu der Art Mensch, die Dinge gern zu ihrem Nutzen auslegten. Umso besser, wenn er ihm jemanden vorstellen wollte. Dann war das nicht ganz vergebens. Unter Umständen spielte ihm das sogar in die Karten. Akira konnte er sicherlich zwischenzeitlich bei den Takahashis parken. Ohne das böse zu meinen. Aber unbedingt dabei haben, wollte er ihn nicht bei der Ishida-Show. Wer wusste schon, was Takeru wieder für Stories heraus kramte, die sicherlich nicht für Akiras Ohren bestimmt waren. Wie erwähnt, Takeru hatte den Dreh raus, wenn es darum ging, Dinge möglichst gut für sich selbst darzustellen. *~* Zurück am Tisch fand er nur noch Akira und Minami vor. Noch dazu beschlich ihm trotz allem ein ungutes Gefühl. Vielleicht war es eine Vorahnung. Gerade schob er es nur auf den Fakt, dass er gleich eine weitere Unterhaltung mit seinem Ex-Lover führen musste. Unangenehmen Dingen ging man eben gern aus dem Weg. Wie lange brauchte man wohl durchschnittlich, bis so ein Drink leer war? Auf ex eigentlich ja nur ein paar Sekunden. Er sollte sich diese Option wirklich nochmal durch den Kopf gehen lassen. „Matsu-chan, kennst du schon Akiras Hund?“, fragte Minami ganz aufgeregt und wedelte mit einem Smartphone vor seinem Gesicht herum. Sehen konnte er so natürlich nichts. „Akira?“, fragte er irritiert nach. Waren sie nicht eben noch bei Suzuki gewesen, als er weggegangen war? „Nein, Koron heißt er!“, korrigierte das Mädchen ihren Nebenmann und hielt nun auch das Handy still, vergrößerte das Foto sogar für Takanori. „Guck dir nur die Knopfaugen an! Er ist so herzallerliebst und dazu die großen Ohren! Die sind ja größer als der gesamte Kopf!“, führte sie ihre Schwärmereien aus. Taka hingegen war sichtlich überrumpelt. „Takanori hat Koron bereits kennengelernt“, half Akira ihm aus der Situation und nickte ihm wohlwollend zu. „Echt? Woahr! Ich bin neidisch. Sein Fell ist sicherlich total weich.“ „Ja, ist es…“ Fragend blickte Taka zu seiner Begleitung. Er witterte Konkurrenz um die Zuneigung seines Lieblingshundes. Das ging so nicht. Ob das eine Strategie war, um Weiber aufzureißen? Die standen doch immer auf Tiere und vor allem auf Welpen. Hieß dann aber, dass Koron wirklich Akira gehörte und nicht seiner potenziellen Freundin, die er nach wie vor auch nicht ausschließen konnte. Sehr viel von Akira wusste er nämlich noch immer nicht. „Und was man ihm alles für schicke Sachen anziehen könnte! So ein rosa Kleidchen mit einer großen Schleife. Das wäre sicherlich zuckersüß!“, fantasierte Minami weiter und wischte über den Bildschirm, um Taka weitere Fotos zu zeigen. „Ich glaube, Koron würde sich über einen hübschen schwarzen Pullover sicherlich mehr freuen als über Schleifen.“ „Du meinst so einen schwarzen Pullover, wie du ihn auch an hast?“, mischte sich nun Akira wieder ein. Er schien amüsiert zu sein. Taka hingegen blinzelte. „Hm… ja!“ Er dachte kurz nach. „Wobei, nein! Lieber noch mit einem coolen Aufdruck drauf. Oder einem Totenkopf auf dem Rücken, damit jeder gleich weiß, dass er keine Sachen mit Schleifchen möchte!“ Mentaler Seitenhieb. Aber ging doch nicht, dass man aus Koron eine Tussi machte. „Da spricht der Designer!“, scherzte Akira, dem allerdings Takanoris Version seines momentanen Ziehhündchens auch besser gefiel. Welcher Mann ließ sich schon gern in Kleidchen mit Schleifchen stecken? Vielleicht auch noch Rüschen! Sah er ja mal gar nicht ein. Takanori nahm schließlich dem Mädchen neben sich das Smartphone aus den Händen. „Nun zeig doch auch mal her! Ich möchte die Bilder von ihm auch sehen!“, protestierte er und switchte weiter, indem er über den Bildschirm wischte. Bei einem Bild jedoch blieb er hängen. Es war nicht der Hund, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern die Sofakissen, vor denen der Hund lag. Sie erinnerten ihn an irgendwas und er geriet wieder ins Grübeln. Mit verengten Augen sah er zu Akira und schließlich wieder auf das Foto. „Du wohnst nicht im Hotel, oder?“, fragte er schließlich skeptisch nach und er konnte deutlich sehen, wie Akira kurzzeitig zusammenzuckte. „Eh… Nein… Nein, nein. Die ersten Tage war ich im Hotel, aber aktuell bin ich bei Freunden untergekommen.“ „Bei Freunden also…“, wiederholte Taka und besah sich nochmals das Bild eingehend. Dieser Kommentar ließ aber auch Akira stutzen. „Ich würde einen kurzen Abstecher zur Bar machen. Noch einen Drink?“, fragte der Blonde daher nach und streckte auch gleich seine Hand nach seinem Smartphone aus, um es wieder an sich zu nehmen. Taka händigte es ihm ohne zu Zögern aus. Das kam jetzt plötzlich. Und vor allem war Akira so kurz angebunden. Höchst merkwürdig. „Eh, für mich nicht. Ich hab Takeru eben getroffen und ich schulde ihm noch einen Drink.“ Takanori zuckte mit den Schultern. Sie wussten schließlich alle, dass er der heutige Gastgeber war. Daher konnte er diese Einladung nur schwer ablehnen. Oder eigentlich gar nicht. Er hatte sie sowieso schon angenommen. Spielte demnach keine Rolle. „Tut mir leid, dass ich mich dann erstmal zurückziehe. Aber es hat mich gefreut, dich wiederzusehen, Minami.“ Das war nicht einmal nur so eine Phrase, sondern meinte er wirklich ernst. „Vielleicht sehen wir uns bald mal wieder. War echt toll!“, entgegnete ihm das Mädchen mit einem strahlenden Lächeln. „Mal sehen. Eh, und richte deiner Mutter auch noch liebe Grüße aus.“ Kurz sah er sich um, aber sie war nicht in der Umgebung zu sehen. „Mach ich. Sie ist wieder rauchen.“ Minami winkte ab. Das alles kannte sie bereits. Nicht selten wurde sie bei solchen Veranstaltungen allein gelassen. „Dann viel Spaß dir noch“, ließ Taka eine Floskel fallen und erhob sich. Akira tat es ihm gleich. „Hat mich auch gefreut, euch kennenzulernen“, verabschiedete sich Akira. Hieß also doch, dass er mitkam. Das passte Takanori zwar nicht in den Kram, aber ihn nun wegschicken, konnte er auch nicht bringen. Das wäre unhöflich, vor allem da er ihn mit hergebracht hatte. Schwierig. „War wirklich super. Ich mail dir wegen der Sachen, die ich haben möchte und du schickst mir dann noch Fotos von Koron, ja?“ Anscheinend hatte Akira einen neuen Fan. Das fand Taka aber schon böse. Ob Akira Minami angeflirtet hatte, als er weg war? Möglich wäre es. Hübsch war sie ja. Und er wusste nach wie vor nicht, wie seine Begleitung orientiert war. Hm, ein bisschen gekränkt war er nun doch von dieser Wendung. Wobei! Nein, war er natürlich nicht! Akira war doch abgehakt. Zumindest der Stift zum Haken malen war schon angesetzt. „Klar. Wie abgemacht. Bye…“ Der Größere hob schließlich noch seine Hand und folgte Takanori durch den Raum. Ihr Ziel stand ohnehin fest. „Koron hab ich auch schon ne Weile nicht mehr gesehen!“, ließ Taka verlauten. Kritik! Und zwar zurecht! Schließlich wurde er hier einfach hinten angestellt. Das konnte er so nicht auf sich sitzen lassen. „Das stimmt. Hm, ich könnte dich ja mal mit ihm zusammen von der Arbeit abholen, dann gehen wir zusammen Gassi?“, kam recht schnell ein versöhnlicher Vorschlag. „Nur Gassi?“, hakte der kleine Blonde nach. Hallo, Minami bekam sogar Bilder von seinem auserkorenen Liebling. Da musste man ihm schon mehr anbieten. Er war vorher da, er hatte demnach auch ein Vorrecht. „Ehm…“, murmelte seine Begleitung vor sich hin. Er schien nachzudenken. Ob das schon wieder zu vorlaut war? Aber manchmal musste man dreist sein, sonst kam man zu nichts. „Weißt du, ich mag Käse-Gyuudon recht gern.“ Dass man auch noch einen Hint fallen lassen musste, ehe dieser Kerl auf die Idee kam, eine Essenseinladung anzubieten! Musste man dem denn nur alles sagen? Oder es lag daran, dass er kein Mädchen war. Wäre nach dem gewonnenen Eindruck von eben auch durchaus eine Erklärung. Es musste doch nicht unbedingt ein Date sein. Normale Freunde aßen auch ab und an zusammen. Essen musste man sowieso und in Gesellschaft war das viel schöner. „Ich wüsste auch wo!“, fügte Taka noch an. Die letzte Hoffnung, aber Begeisterung schlug ihm nicht gerade entgegen. „Mal sehen…“, hielt sich Akira bedeckt und der Kleinere konnte nur mit den Augen rollen. Gut, dass seine Begleitung das nicht sah und sie die Bar erreichten. Nach dieser Abfuhr wartete dort Takeru bereits. Der saß auch da wie auf dem Präsentierteller. Unmittelbar sank seine Laune noch weiter. „Da ist mein Kätzchen ja“, sagte Takeru sofort begeistert, als er ihn erblickte. An Akiras Gegenwart schien er sich nicht zu stören. Takanori erzwang sich ein leichtes Lächeln und wandte sich erstmal an den Barkeeper. Immer vor Augen führen, dass dieses Treffen nicht ewig dauern würde. „Einen Zombie, bitte.“ Akira konnte für sich selbst reden. Daher nahm er nun auf dem Barhocker direkt neben Takeru Platz. „Wie findest du die Party bisher?“, erkundigte sich der Gastgeber bei seinem neuen Gesprächspartner und drehte sich diesem zu. Gelassen strich er anschließend über den Rand seines halbleeren Glases. „Nun ja, sind wenige Leute da, die ich überhaupt kenne.“ Das war ein Fakt. Bis auf Minami und ihre Mutter war ihm niemand bewusst aufgefallen. „Yuhma und die anderen haben sich direkt in die Privaträume zurückgezogen. Die hatten heute keine Lust auf Konversation“, wurde ihm erklärt. Takas Blick wanderte zu dem Grinsen auf Takerus Lippen. Also existierte die Gruppe um ihn herum wirklich noch in der ihm bekannten Konstellation. Takerus engster Kreis. Alle genau so krank im Kopf wie ihr Anführer. Die passten wirklich wie Arsch auf Eimer und einer perverser und durchgeknallter als der andere. Kaum zu fassen, dass er es einst als erstrebenswert angesehen hatte, zu ihnen zu gehören. Wie blind man war, bemerkte man leider erst hinterher. Das war ja das Problem an der ganzen Sache. Noch heute könnte er sich selbst für sein damaliges Verhalten ohrfeigen. Brachte nun aber leider nichts mehr. „Das Angebot steht trotzdem noch. Du kannst ihnen gern hallo sagen…“ „Nein, ist schon okay“, schlug Takanori das Angebot erneut aus und griff nach seinem Glas, um es enger an sich heranzuziehen. Er sah aus seinem Augenwinkel, dass Akira das Gleiche bestellt hatte. Mit seinen Lippen schnappte er nach dem Strohhalm und sog kräftig, sodass sich ein großer Teil des Inhaltes leerte. Je schneller sein Glas leer war, desto schneller konnte er wieder weg. Wobei das Gespräch bisher recht geradlinig verlaufen war. Doch er wollte sich nicht in Sicherheit wiegen. Nicht, wenn der Wolf im Schafspelz unmittelbar neben ihm saß. „Wie läuft es sonst so bei dir? Irgendwelche Pläne für die nächste Zeit?“, wollte Takeru wissen. „Hm, eigentlich steht nicht viel an. Ein Kumpel aus Amerika hat mich kürzlich besucht. Er hat mich eingeladen, ihn in Amerika zu besuchen. Ich denke aktuell darüber nach, ob ich das nicht machen sollte. Aber das muss ich wohl erst mit meinem Boss bequatschen.“ War ihm doch egal, wenn das gelogen war. In seinem Leben passierte eben nicht viel und nichts Spannendes. Da konnte man ruhig über derartige Dinge berichten und auch mal prahlen, wie es sonst Takerus Eigenart war. „Wieder Amerika. Das ist wohl heute hot topic, was?“ Demonstrativ sah Takeru an seinem Nebenmann vorbei und musterte Akira, der kontinuierlich an seinem Cocktail suckelte. Stück für Stück verschwand dadurch die weiße Flüssigkeit aus dem Glas. Äußern wollte er sich zu dieser offensichtlichen Provokation augenscheinlich nicht. Das übernahm Taka für ihn. „Klar. Kommt man zurzeit doch eh nicht drum herum. Die Academy Awards stehen vor der Tür. Da ist Hollywood wieder in heller Aufruhr und du weißt, was das für die gesamte Modewelt bedeutet.“ Wie immer nahm Takeru die Konkurrenz aus dem Rest der Welt nicht für voll. Das war eben so, wenn man selbstverliebt war und sich selbst für den Geilsten hielt. Diesen Charakterzug hatte Takanori ziemlich schnell bei dem anderen durchschaut. Aber auf das ernsthafte Thema wollte sich Takeru nicht einlassen. Abrupt hob er seinen Arm und winkte jemanden zu ihnen. Diese Ablenkung hatte sich ihm geradezu angeboten. Da Taka mit dem Rücken zum Raum saß, bemerkte er den Mann, der sich ihnen nährte nicht gleich. „Ich wollte dir noch jemanden vorstellen…“, begann Takeru und rutschte von seinem Platz, als sie Gesellschaft bekamen. Besitzergreifend legte er seinen Arm um den jungen Mann mit den schwarzen Haaren und präsentierte diesen demonstrativ seinem Gast. Auch der kleine Blonde wandte sich nun um, bekam in diesem Moment aber den Schreck seines Lebens. „Das ist Kloe. Meine neue Muse!“ Urplötzlich wurde Takanori heiß und kalt zugleich, als er in die Augen seines eigentlichen Freundes starrte. Ihm war so, als hätte sein Herz für einen Moment ausgesetzt und ein schwarzes Loch erschien in seinem Magen, drohte alles zu verschlingen und nahm ihm die Luft. Und Kloe verzog keine Miene, reagierte einfach gar nicht. „Kloe, das ist Takanori. Ein hervorragender Designer. Und sagen wir es mal so, er hat mich sehr inspiriert. Beruflich und auch privat.“ Sie wussten doch alle, wovon sie hier redeten. Klar wusste Taka, dass Takeru mit Kloe in die Kiste stieg und der wusste nun auch, mit wem er es getrieben hatte. Trotzdem traf Takanori die Erkenntnis wie ein Schlag. Trocken schluckte er, konnte seinen Blick aber nicht von dem Schwarzhaarigen nehmen, geschweige denn, dass er etwas sagen konnte. Das war es also, was lief, während er sich Gedanken machte, dass er ein schlechter Freund war und grübelte, wie er die Sache mit Kou wieder gerade biegen konnte. „Hm?... Kennt ihr euch?“, schlussfolgerte Takeru aufgrund der merkwürdigen Stimmung, die selbst ihm nicht verborgen blieb. So sah er kurzzeitig fragend zu Akira, da dieser Kloe regelrecht schon abwertend musterte, sich jedoch ansonsten raushielt. Doch da fand Taka seine Stimme wieder. „Uhm, nein. Ich… Freut mich, dich kennenzulernen… Kloe.“ Er bemühte sich, seine Fassung nicht zu verlieren, deutete sogar eine leichte Verbeugung an. Die förmliche Erwiderung bekam er nicht mit, da sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Sein Freund vögelte also mit seinem Ex! Das saß! Aber so richtig. Ein Schlag in die Magengrube war nichts dagegen. Trotzdem wollte er sich die Blöße nicht geben und vor den Anwesenden einknicken. So lächelte er leicht und bewahrte den Schein. Bloß nie jemanden mitteilen, wie es in einem aussah. Das war doch die Devise der Japaner. „Ich hoffe, du bist sehr inspirierend für Takeru.“ Wer wusste schon, wie lange das schon ging? Von wegen Bandprobe, Termin beim Management und Co. „Oh, glaub mir, Taka-chan. Wir haben schon viele schöne Stunden gemeinsam verbracht. Er spielt übrigens in einer Band. Ein paar der anderen Mitglieder sind auch da.“ „Die sind schon nach hinten gegangen. Ich würde mich dann auch zurückziehen, wenn das in Ordnung ist?“, fragte Kloe höflich an, woraufhin Takeru nickte. Natürlich nicht, ohne nochmal seine Hand über seine Kehrseite fahren zu lassen. „Ich komm in ein paar Minuten nach.“ Kein Versprechen, sondern eher eine Aufforderung. Takanori verstand diese Worte selbst nur zu gut. Immerhin war er lang genug in engen Kontakt mit Takeru gewesen, um zu wissen, was passieren würde. Innige Küsse waren bekanntlich nur der Anfang. Er wollte sich das alles gar nicht bildlich vorstellen, aber die Bilder drängten sich ihm einfach auf. Er wusste genau, wie Kloe beim Sex klang, wie er sich anfühlte und sich bewegte. Dass ihm dies nicht als einzigen vorbehalten war, störte ihn mächtig. Wozu hatte er sich entschuldigt? Warum plagte er sich mit einem schlechten Gewissen, wenn Kloe sich in anderen Betten herumtrieb? Er kam sich so selten dämlich vor. Nur gut, dass der Typ sich aus dem Staub machte. Taka wollte ihn gerade echt nicht mehr sehen. „Hübsches Kerlchen, hn?“, fragte Takeru regelrecht schon stolz nach und setzte sich wieder entspannt hin. Eine weitere Trophäe in seiner Sammlung. Bequem stützte er sich auf dem Tresen ab und sah zufrieden zu Takanori. Seine Hand legte er anschließend auf seinem Oberschenkel ab, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen. „Du weißt, du kannst mich jederzeit anrufen. Vielleicht machen wir uns zu dritt mal einen netten Abend. Danach bist du bestimmt tiefenentspannt und strotzt nur so vor neuen Ideen.“ Taka bekam die Worte von Takeru nur ganz am Rande mit. Selbst dessen Hand, die immer weiter zur Innenseite seiner Oberschenkel wanderte, nahm er nur ganz weit entfernt wahr. Ja, verdammt, er war verletzt! Ja, Mann, er fühlte sich betrogen und verarscht! Wieso um alles in der Welt wollte er eine ernsthafte Beziehung eingehen? War doch klar, dass alles so endete. Für ihn gab es eben nur Kummer, Schmerz und Enttäuschung. Sicherlich war das die Quittung dafür, dass er Kloe nicht von Anfang an reinen Wein eingeschenkt hatte und ihm kontinuierlich vorgab, erfolgreicher zu sein, als er es in Wirklichkeit war. Ausgleichende Gerechtigkeit nannte man sowas doch, oder? Er zog sein Glas zu sich heran und leerte es ohne abzusetzen. Keine Ahnung, was Takeru da weiter vor sich hinbrabbelte. Taka hatte kein Interesse daran und nach dieser Offenbarung eh keinen Nerv mehr für diesen Scheiß hier. Sollte Akira doch sehen, wie er sich hier Freunde machte. Er hatte die Schnauze voll. Das war gerade sicherlich alles gar nicht passiert! Nur eingebildet oder so. Bestimmt war er besoffen und träumte – ein Alptraum. „Sorry, ich bin eine rauchen!“ Geräuschvoll schob Taka das leere Glas von sich weg und entfernte wenig nachsichtig einfach Takerus Hand von sich. Dann rutschte er von dem Barhocker und rauschte förmlich ab. Sein Herz wummerte in seiner Brust. Auch der Alkohol konnte den Unbehagen in seiner Brust nicht lösen. Er konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen, der es vermochte, diese Situation rational zu beschreiben. Seine Gefühle waren in einen Mixer gesteckt worden und kein anderer als Takeru hatte die Starttaste gedrückt. Er war selten so froh darüber gewesen, eine Zigarette zwischen den Lippen zu haben und den Rauch tief inhalieren zu können. Die Stadt lag so friedlich vor ihm und bildete ein Lichtermeer und seine kleine Welt lag mal wieder in Trümmern. Glückwunsch, er hatte wiederholt alles falsch gemacht. Er wollte heulen. Doch die Blöße würde er sich hier nicht geben. Beziehungen, die auf Lügen aufgebaut waren, konnten nur so enden. Ein ungeschriebenes Gesetz, Karma oder so nen Mist. Alles Böse kam zu einem zurück. Hieß das nicht so? Schön, wenn einem mal wieder bewusst wurde, wie sinnlos doch alles war. Menschen waren abscheulich. Entweder sie ließen einen allein oder sie verletzten einen. Und von Kloe kam gar keine Reaktion. Er hatte ihn nur angestarrt, aus seinen kalten Augen. Sicherlich war seine Zuneigung auch nur geheuchelt wie einfach alles, was sie miteinander geteilt hatten. Für seine Karriere war er eh nie von Nutzen gewesen, klar, dass er sich jemanden suchte, der ihn weiterbringen konnte. War doch egal, wenn jemand anderes auf einen wartete und sich nen Kopf machte. „Alles okay?“, fragte Akira vorsichtig, nachdem er hinter Takanori aufgetaucht war. Der kleine Blonde sah jedoch nur auf das Spiegelbild im Fenster vor sich. Sowieso konnte man eh nie erkennen, was Akira fühlte. Diese scheiß Maske verbarg einfach alles. Zittrig hob Taka seine Zigarette wieder zu seinen Lippen und hielt den anderen mit einer Antwort hin. Seine Augen blickten wieder in die Finsternis der Nacht, die wie ein schützender Schatten über der Stadt lag. So viel Dreck und Abschaum verbarg sich da unten, hinter verschlossenen Türen. „Seh ich aus, als wenn alles okay wäre?“, spuckte er regelrecht eine rhetorische Frage aus, nachdem der Zigarettenrauch seine Lunge wieder verlassen hatte. Wütend drückte er seine Kippe aus. Die half genau so wenig wie der Alkohol gegen das Chaos in seinem Kopf. Auch Akiras sanfte Berührung an seinem Rücken machte es nicht besser. So fuhr er herum und schlug seine Hand weg. „Es ist Scheiße, wenn man niemandem mehr vertrauen kann und am Ende einfach nur verletzt wird. Aber ich werd sicherlich nicht vor jemanden emotional blank ziehen, der sich ununterbrochen versteckt!“, schnauzte er seine Begleitung an. Er war sauer auf Takeru und auf Kloe und eigentlich auf die ganze, beschissene Welt. Aber letztendlich war es Akira, der seinen Frust abbekam. Selbst wenn er nichts dafür konnte. Da war es ihm auch egal, dass einige Leute hier ihr Gespräch mitbekamen und peinlich berührt versuchten wegzusehen oder direkt den Raum verließen. Es spielte doch eh alles keine Rolle mehr. Sein Gesicht hatte er doch eh schon verloren und Stolz besaß er gar nicht mehr. Und Akira war gerade da, greifbar, um als sein Ventil zu fungieren. „Die können mich alle mal kreuzweise!“, wetterte Takanori weiter und setzte zum Gehen an. Da er gerade sowieso auf Konfrontationskurs war, rempelte er Akira absichtlich an. Er wollte auch jemandem wehtun, aber so richtig. Irgendwie musste er seiner Wut eine Form verleihen. Womit er aber nicht gerechnet hatte, war die Gegenwehr, auf die er stieß. Es war so, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen. Doch dann merkte er, dass Akira ihn absichtlich kräftig nach hinten gedrückt hatte, sodass er mit dem Hinterkopf unsanft gegen die Fensterscheibe schlug. Im nächsten Moment drückte Akira seine Hand fest auf seine Augen, sodass er nicht weg konnte und Sehen war somit auch passé. Eigentlich wollte er schimpfen, sich wehren, aber zu allem kam er nicht mehr, denn da spürte er Akiras weiche Lippen auf seinen. Leere. In seinem Kopf herrschte einfach nur Leere. Was passierte hier gerade? Warum passierte das? Die Hand entfernte sich wieder von seinen Augen und Luft erreichte seine Lungen. Taka starrte geradeaus, sah nur, wie Akira seinen Mundschutz zurecht zupfte, noch bevor er auch nur einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschen konnte. Und im nächsten Moment realisierte er, wie weich seine Knie wurden. Unsicher biss sich Takanori auf seine Unterlippe. Er blinzelte und im nächsten Augenblick verließ Akira den Raum. Er blieb zurück. Der Mixer mit seinen Gefühlen drin hatte also noch eine Turbo-Taste, die gerade eindrucksvoll von Akira gedrückt worden war... _____________________________________________________________________________ ... und? Wie findet ihr es?! Irgendwie hab ich schon seit Monaten genau auf diesen Moment hingefiebert und wäre vor Aufregung beinah geplatzt XD Ich hoffe auch, dass nun alle doofen Fehler eliminiert sind. Leider habe ich noch einiges beim "Überarbeiten" gefunden, von dem ich nicht mal weiß, wie das passieren konnte. Sowas wie fehlende Leerzeichen ^^° Peinlich, peinlich... Ob sich wohl überhaupt jemand bei dem schönen Wetter hierher verirrt, um zu lesen?.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)