undone von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Undone Kapitel 8 So lieb wie Takanori Kouyou hatte, genau so sehr hasste er ihn dafür, dass er auch am Sonntag diese 5-Uhr-Nummer abzog. Zwar hatte sich sein temporärer Mitbewohner zusammengerissen und zumindest versucht, ein wenig leiser zu sein als am Vortag, genutzt hatte es nichts. Er war wach, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war. Jeder Versuch noch eine Mütze Schlaf zu bekommen endete im endlos langen Herumwälzen in seinem Bett. Gedanklich ging er durch, wie viele Tage er seinen Sandkastenfreund noch ertragen musste. Aber als das Ergebnis nicht zufriedenstellend ausfiel, gab er sein Vorhaben auszuschlafen auf. Letztendlich schnappte er sich sein Smartphone. Dank seines Besuches war er kaum dazu gekommen einen Blick darauf zu werfen. Weder Mails hatte er gecheckt noch irgendwelche Nachrichten gelesen. Kou war ein 24-Stunden-Job. Anders konnte er es nicht ausdrücken. Nachdem er erstmal mindestens 100 Spam-Mails gelöscht hatte, ging er zu den wichtigen Dingen über: Seine Messenger. Sofort sah er, dass er etliche Nachrichten erhalten hatte. Zuerst öffnete er die von Kloe. Das war am Wichtigsten. Doch Ernüchterung machte sich breit, als er feststellte, dass diese bereits vom Vorabend waren und ein darin angefragtes Treffen nicht zu Stande gekommen war. Doof. Denn nun hatte er seinen Freund versetzt, wegignoriert und war noch dazu in Erklärungsnöten. Er konnte doch nicht sagen, dass Kou bei ihm gepennt hatte und sich das auch noch ne Weile hinzog. Manno. Aber Lügen brachte genau so wenig. Also nicht, dass er Kloe nicht eh schon genügend Lügen aufgetischt hatte, aber Untreue wollte er nicht hinzufügen. Zumindest nicht, wenn es nicht begründet war. „Ach Mann…“, nuschelte Taka und rollte sich auf den Bauch. Kou begleitete ihn echt noch in den Vorhof der Hölle und schubste ihn dann in den Abgrund. Andauernd musste er sich mit unliebsamen Dingen auseinander setzen seitdem sie sich getroffen hatten. Und nun kam er in die Verlegenheit sich eine glaubhafte und wenig verletzende Erklärung für seinen Freund einfallen zu lassen. >Hey! Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde…< Taka dachte nach. >Ich hab spontan Besuch von einem Freund bekommen und wir waren Shoppen… Okay, den Teil löschte er wieder. >Ein Schulfreund ist zu Besuch. Er pennt hier und ich komm zu gar nix mehr…. Takanori knurrte. Das konnte man so auch nicht schreiben. >Lief bei dir alles gut? Wie waren die Auftritte?< Er zermarterte sich weiterhin den Kopf. Der Ton machte schließlich die Musik. >Die Arbeit hat mich ziemlich eingespannt… Nein, das besser wieder löschen. >Ein Freund aus dem Ausland ist spontan in der Stadt und hat sich bei mir eingenistet. Daher ist die Zeit etwas knapp. Ich hoffe, wir können uns bald wieder treffen. Entschuldige, dass es gestern nicht ging.< Das musste reichen. War schließlich die Wahrheit. Mal sehen, wie er reagierte. Taka durchstöberte seine Nachrichten weiter, schnippte dann aber auf. „WAH!!! Was?.... Das kommt heute raus? FUCK! Das hätte ich total verpeilt!“, fiepte er, als er eine Nachricht eines Bekannten, der seine Vorlieben für Anime und Manga teilte, gelesen hatte. Sofort schwang er seine Beine aus dem Bett, warf sein Schlafshirt auf dieses und schlüpfte aus seinen Shorts. Er eilte zu seinem begehbaren Kleiderschrank und schlüpfte in neue Unterwäsche, flitzte zum Bad, um sich dort schnell fertig zu machen. Kurze Zeit später war er wie aus dem Ei gepellt wieder in seinem Kleiderschrank angelangt und schmiss sich in seine skinny Jeans sowie einen übergroßen Pulli. Dann krallte er sich auf den Weg zur Tür noch seine Umhängetasche, die er gewöhnlich nahm, wenn er in die Stadt ging. Direkt fiel ihm noch ein, dass es nicht verkehrt wäre, sein Smartphone und auch seine Geldbörse mitzunehmen. Also eilte er zurück zu seinem Bett, schmiss sein Smartphone in die Tasche und hockte sich zurück im kleinen Flur neben die Tasche, die er am Vortag in Benutzung hatte. Nachdem er alles hatte griff Taka blind auf seinen Schuhschrank, ertastete aber nichts und merkte dann, dass sein Schlüssel nicht an seinem Platz lag. Er blinzelte. Sein Schlüssel war generell nicht da. In dem Moment ging neben ihm die Tür auf und Kou stand verschwitzt im Türrahmen. Da war also sein Schlüssel. „Hi. Ich muss weg. Kann länger dauern!“, erklärte Taka und schnappte sich den Schlüssel aus der Hand seines Freundes. Dann zwängte er sich an dem irritiert dreinblickenden Kou vorbei. „Ehm…“, wollte er mit einer Erwiderung beginnen, aber kam gar nicht dazu. „Ich bin echt in Eile. Wenn du raus willst, in der Schatulle ist noch der Ersatzschlüssel. Aber nur für die Wohnung, nicht für unten. Musst also woanders klingeln. Dann bye!“, verabschiedete sich Taka kurz angebunden und war auch schon zum Fahrstuhl gestürmt. Kou sah ihm verdattert hinterher. Eiskalt stehen gelassen. ~*~ Zumindest konnte Kouyou heute seine Dusche ohne Zwischenfälle antreten. Das war auch so eine Sache für sich. Immerhin steckte ihm der Schreck vom Vortag noch in den Knochen. Nun aber hatte er die Wohnung von Taka für sich alleine. Wo auch immer der so plötzlich hin musste. Und gesagt, wann er wiederkam hatte er auch nicht. Schon ein bisschen gemein. Die Abwesenheit des anderen nutzte er nicht nur zum Duschen sondern auch, um seinen Gesprächspartner vom Vortag nochmals zu erreichen. Diesen hatte er schließlich unwirsch abgewürgt. „Ist gerade nicht so günstig…“, meldete sich der Angerufene und schon fluchte er leise. „Argh, nun auch egal. Was gibt’s?“, erkundigte sich Kouyous Gesprächspartner. Ein wenig ungeliebt kam sich das Model heute schon vor. Erst ließ Taka ihn einfach so alleine und nun das. „Ich wollte dich doch nochmal anrufen. Gestern sind wir ja unterbrochen worden. Und Taka hat mich gerade allein gelassen.“ „Ich weiß…“ „Du weißt?“ „Eh… Na dass wir gestern unterbrochen worden sind. Du wolltest mir noch irgendwas erzählen.“ „Ah ja, guter Einstieg!“, warf der Schwarzhaarige ein. „Ich hatte noch keine Gelegenheit dir von dem Treffen mit Taka zu erzählen. Du kannst mir glauben, du setzt dich besser hin!“, machte es Kouyou spannend und setzte sich nun auch erstmal auf die Couch. Das Handtuch um seine Hüften verdeckte nur das Nötigste. „Dann schieß mal los.“ „Nun ja! Also…“ Kurz versuchte sich Kou nochmal an alles zu erinnern. „Eh ja. Er hat seine Therapie abgebrochen und meint, dass es nichts mehr bringt dahin zu gehen. Das ist doch schon mal ein großer Fortschritt.“ „Meinst du wirklich?“ Die Zweifel waren deutlich zu hören. „Also ich kann nicht sagen, dass er depressiv rüberkommt oder sowas. Er scheint zu wissen, was er will.“ Kou grinste. „Und glaub mir: Er weiß nun ganz genau, was er will: Männer!“, ließ er die Bombe platzen. Doch er hörte nur ein Murren am anderen Ende der Leitung. Trotzdem war er noch nicht fertig mit erzählen. Darum blubberte er weiter. „Er meint, er hat sich geoutet und hat nun einen Freund. Darum bin ich auch hier! Ich will mir mal seinen sogenannten festen Freund ansehen. Ich muss ja überprüfen, ob der auch gut genug für Taka-chan ist!“ Kou lächelte leicht. „Tu, was du nicht lassen kannst!“ „Manno! Nun freu dich wenigstens etwas für ihn! Aber der Kerl muss eh erst von mir abgesegnet werden und dann sehen wir mal weiter. Heute will ich zu meiner Mutter. Mal gucken, was es da Neues gibt.“ Das Model wuschelte sich durch seine nassen Haare. „Wie läuft es bei dir? Vorangekommen mit deinen Geschäften?“ „Nein! Die letzten Gespräche verliefen nicht so, wie ich wollte. Ich habe eine Absage bekommen. Aber ich bleib dran. Mal sehen, wie es die nächsten Tage läuft. So leicht geb ich nicht auf. Wir reden nochmal, wenn du wieder zurück bist. Ich hab jetzt zu tun. Bye!“ „Okay… dann….“ Kou rollte mit den Augen. Dass dieser Kerl nie abwarten konnte, bis er sich verabschiedet hatte. Nur der Vollständigkeit halber verließ er das Anrufmenü seines Smartphones und schaltete dieses auf Standby. Da hatte er durchschlagende Neuigkeiten und bekam nur eine grummelige Antwort. Das nervte. ER hatte sich so viel mehr von diesem Gespräch erhofft und wurde unwirsch abgewürgt. „Blödmann…“, meckerte das Model leise und rappelte sich wieder auf. Er hatte schließlich noch weitere Pläne für den Tag und würde sich sicherlich nicht die Laune durch sowas vermiesen lassen. ~*~ Konsum macht glücklich – zumindest für den Moment. Das stellte Taka wieder fest, als er sich im Park auf eine der Bänke sinken ließ. Seine obligatorische Kaffeedose stellte er neben sich ab und zog die Tüte mit seinen neuen Errungenschaften auf seinen Schoß. Natürlich war es nicht bei seinem eigentlichen Vorhaben geblieben. Wie es nun mal so war, kam eins zum anderen. Man stöberte hier und da und schließlich fand man sich in weiteren Shops wieder. Und er bereute nichts. Zwar sollte sich ein halbwegs erwachsener Mann nicht auf Heftchen mit Boyslove-Inhalten stürzen, aber wen kümmerte es denn schon? Er hatte seine Vorlieben, er hatte seine Lieblingscharas und er hatte etwas, um die Zeit neben der Arbeit totzuschlagen. Irgendwas brauchte eben auch Taka zum Ausgleich zu seinem tristen Alltagsleben. Freilich war das nach all den Jahren nicht mehr so aufregend und verwerflich wie damals, aber er mochte es noch immer, Manga zu lesen und sich in irgendwelche fiktiven Stories zu vertiefen und sich selbst zu wünschen in einem dieser Manga zu leben. Eigentlich wollte er doch nur sein happy end für seine Geschichte. Bisher war ihm dies jedoch verwehrt geblieben. Mit gemischten Gefühlen zog er die große, dunkelblaue Plastiktüte zu sich heran und grabschte nach dem Inhalt. Skeptisch musternd hielt er das riesige Kissen mit ausgestreckten Armen vor sich. Seine braunen Augen starrten in die grünen Augen seines aktuellen Lieblingscharakters aus dem Manga, von dem Band 7 heute erschienen war. Eben der Grund, warum er wie von der Tarantel gestochen in die Stadt gedüst war, zum Dealer seines Vertrauens. Man konnte ja nicht ahnen, dass es auf einmal auch Kissen gab. Wenn man sich nicht kontinuierlich informierte, dann verpasste man die wichtigsten Informationen. Das ging gar nicht. Was für ein Glück, dass göttliche Fügung ihn direkt zu dem Kissen geführt hatte. Gesehen – gekauft! „Ich bin so ein Freak….“, stellte er leise murmelnd fest. Leicht zu erkennen war die Ähnlichkeit die der hübsche Junge mit den hellblonden Haaren auf seinem riesigen Kissen mit Akira hatte. Diesen Fakt aber verdrängte der Jungdesigner und kniff seine Augen zusammen. Schon wieder diese Gedanken. „Begründet gekauft!“, fiepte er leise und schloss das Kissen fest in seine Arme. Wenn er sonst schon niemanden umarmen konnte, dann musste eben ein Ersatz her. „Ach, Yoshio! Wenn es dich doch nur in echt geben würde und du nicht so gewalttätig wärst, dann… würde ich dich heiraten!“, gab sich Takanori wieder einmal seinen Tagträumen hin. War ihm doch egal, dass er sich wie ein dummer kleiner Fanboy aufführte! Auch er durfte mal albern sein. Jedoch schien etwas oder jemand dagegen Einspruch erheben zu wollen. Der Blonde blinzelte, als ihn etwas am Bein traf. Sofort sah er neben sich nach unten. Da rollte ein kleiner, roter Ball wieder von ihm weg und blieb ein paar Zentimeter von seinem Fuß entfernt liegen. Um mehr zu sehen ließ er das Kissen noch ein Stück sinken. Auszumachen woher der Ball kam war unmöglich. Und auch, ob er bei seinen Fanboyausbrüchen beobachtet wurde. Irgendwie war das ja doch peinlich. Wenn er einen Stalker hatte, dann hatte dieser sicherlich auch sehr viel zu lachen. Manchmal konnte Taka selbst nur über sich und seine Ausbrüche lachen. Doch dieser Gedanke wurde schnell weggewischt, als wenig später dem Ball ein kleiner, abgehetzter Hund folgte. Hechelnd blieb der neben dem Ball stehen und sah sich suchend um. Er selbst wurde dabei gar nicht wahrgenommen. Nun machte alles Sinn. Aber Moment Mal! Klein, große Ohren… Da klingelte was bei ihm. „Na, mein Kleiner, kenn ich dich nicht irgendwo her?“, fragte Taka nach und legte sein Kissen neben sich zur Seite auf die Tüte. Das gute Stück sollte schließlich nicht schmutzig werden. Gerade wollte sich Taka nach unten beugen, als er angesprochen wurde. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht treffen, aber ich bin im Werfen nicht sonderlich gut!“, drang eine Entschuldigung an seine Ohren. Das aber hielt ihm nicht davon ab, den Hund zu sich auf den Schoß zu setzen und dann zu dem Mann nach oben zu sehen, der wie aus dem Nichts erschienen war. Doch schon allein die Lederjacke verriet ihn. „Wusste ich es doch! Der Hund kam mir schon so bekannt vor!“, sagte der Blonde triumphierend und sah zu dem Besitzer des Hundes auf. Seine Vermutung hatte sich bestätigt, aber da keine großartige Reaktion kam, redete Taka weiter, um dem Gedächtnis des anderen auf die Sprünge zu helfen. „Neulich früh, als der Kleine hier in den abgesperrten Vorgarten getürmt war. Ich hab ihn rausgeholt. Du wolltest dann zu NG“, erklärte Taka und kam nicht drum herum seine Finger durch das weiche Fell des Welpen gleiten zu lassen. Hundewelpenfell. Weich und flauschig. Leider sehr verlockend. „Ach so. Ja, ich erinnere mich. Danke nochmal.“ „Keine Ursache. Der Kleine scheint ja ein ziemlich aufgewecktes Kerlchen zu sein. Lernt sogar schon Ball holen. Gehört er deiner Freundin?“ Taka wusste auch nicht woher das Interesse an dem Fremden kam. Aber ein Wenig Smalltalk war nicht verkehrt. Nur leider trug der Typ wieder die Gesichtsmaske. So konnte man doch nichts erkennen. Bis auf ein Auge und eben Haare. Das war blöd. Und sicherlich dachte der Kerl auch, dass er total aufdringlich war. Immerhin hatte er sich seinen Hund geschnappt und drückte ihm nun ein Gespräch aufs Auge. „Eh, nein. Das ist schon mein Hund. Aber ich muss mich erst daran gewöhnen“, räumte der Unbekannte ein und hob den Ball auf. Der Designer machte trotzdem keine Anstalten das Tier zurückzugeben. „Wie heißt er denn?“, startete Taka einen erneuten Versuch, sein Gegenüber in ein Gespräch zu verwickeln, welches glücklicherweise nicht einseitig blieb. „Sein Name ist Koron.“ Der Blonde folgte den Blick des anderen zu Seite. Anscheinend fixierte er den leeren Platz auf der Bank an. Oh, das war ein gutes Zeichen. „Der Name ist aber ausgefallen. Gefällt mir! Möchtest du dich vielleicht einen Moment zu mir setzen, eh…“ Normalerweise hätte er ihn wohl nun mit Namen angesprochen, nur den kannte er nicht. „Suzuki…. Akira, Suzuki.“, stellte sich der Unbekannte vor und nahm dem Vorschlag folgend den Platz neben dem Fankissen ein. „Oh, freut mich, Suzuki-san. Ich bin Matsumoto Takanori“, stellte sich Taka der Vollständigkeit halber vor und drehte sich etwas zu dem anderen. Wenn er schon sein Gesicht nicht sehen konnte, wollte er sich ihm dennoch zuwenden, wenn sie sich unterhielten. Da die Aufmerksamkeit des Designers nun beim Menschen lag, nahm dies das Hündchen zum Anlass das Kissen zwischen ihnen zu beschnuppern. „Freut mich auch, Matsumoto-san.“ Ein wenig unsicher wirkte die Erwiderung schon. Vielleicht war es suspekt andere Leute im Park anzusprechen. Oder der Kerl hatte auf sein Kissen und die restlichen Tüten gestarrt und gar nicht auf den leeren Platz. Nun dachte er sich bestimmt, dass er ein Freak war. War ja auch zu offensichtlich. Verdammt, sicherlich hinterließ er so keinen guten Eindruck. „Koron ist schon niedlich. Und wie tapsig er ist!“, stellte Taka fest, da das Tier nun von seinem Schoß weg wollte, um das große, gefährliche, unbekannte Kissen zu erklimmen. „Ich wollte auch schon immer einen Hund haben. Aber meine Eltern haben mir das immer verboten. Na ja, und jetzt… Weiß nicht. Wenn ich ihn so sehe, dann würde ich am liebsten sofort zu einem Shop gehen und einen Welpen mitnehmen!“, kam Taka ins Schwärmen. Ob das auch noch freakig war? Aber Tiere zählten doch nicht zu ungewöhnlichen Interessen? Irgendwie lag ihm ja schon etwas daran, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Vor allem weil der andere ihm mit seinen Blicken nervös machte. War das nun Interesse oder Abscheu und er wollte nur sein Eigentum zurück haben und dann von hier weg? „Niedlich ist er schon, aber ich hatte ursprünglich andere Pläne. Eigentlich sollte er nicht bei mir wohnen.“ Dieser Suzuki klang etwas genervt. Das wiederum ließ Taka aufblicken. „Nicht? Aber du kannst ihn doch nicht einfach wieder abgeben!“, sagte er ein wenig weinerlich, doch dann fiel ihm ja ein, dass der andere doch ein Model war. Sicherlich war er viel unterwegs und hatte gar keine Zeit für ein Haustier. Oder der Hund war ein Findelkind und das Model sein Ritter in weißer Rüstung und hatte ihm vor dem sicheren Tod gerettet! „Nicht so wichtig. Ich klär das noch!“, brummelte der Dunkelhaarige hinter seiner Gesichtsmaske. Der Bedarf an diesem Thema schien gestillt zu sein, daher lenkte Taka ein. „Ah, da fällt mir ein, wie war denn der Termin? War denn wieder ein Casting?“, wechselte Takanori geschickt den Inhalt Ihres Gespräches, da er merkte, dass sein gegenüber wohl Unbehagen verspürte, wenn sie weiterhin über das kleine Wesen zwischen ihnen redeten. Oder es lag an ihm und er wollte gar nicht weiter mit ihm reden? „Bei der Firma?“, hakte Suzuki nach, da er Takanoris Gedankensprung nicht nachvollziehen konnte. „Uhm ja, du wolltest doch zum Boss?“ Oder hatte er etwas falsch verstanden? Funktionierte ja super eine gemeinsame Gesprächsbasis zu finden. Anscheinend war er zu blöd für sowas. „Ach so…“ Akira wuschelte sich durch die Haare und nickte. „Das schon. Aber da ging es um geschäftliche Sachen wegen meinem Label. Von Castings weiß ich nichts.“ Der kleine Blonde blinzelte und ließ seinen Blick an den anderen nach unten schweifen. Irgendwas war hier merkwürdig. Er wusste nur noch nicht was. Diese Bewegungen kamen ihm bekannt vor. Diese Sitzhaltung mit den gespreizten O-Beinen auch. Das war so vertraut. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, aber ehe er weiter nachdenken konnte, wurde seine Aufmerksamkeit wieder beansprucht, da der andere einen Blick auf seine Bonzen-Uhr warf. „Du entschuldigst uns? Ich hab noch Termine. Die Zeit zum Spielen ist leider schon wieder um.“ Mit diesen Worten nahm Akira den Hund wieder in seine Hände und legte ihn sich behutsam auf den Arm. Dann stand er bereits wieder unter den erstaunten Blick aus Takanoris Kulleraugen auf. „Ich wünsch dir noch einen schönen Tag. Vielleicht sieht man sich mal wieder.“ Schneller als Taka reagieren konnte, war seine neue Bekanntschaft auf und davon. „Eh…. Dir auch. Bai!“, sagte der kleine Blonde gehetzt und sah dem Typen in Lederjacke hinterher. Oh dear, ging ihm durch den Kopf, als sein Blick aber tiefer hängen blieb. „Verdammt….“, fluchte er jedoch, als ihm seine Blödheit bewusst wurde. Er hätte wenigstens fragen können, ob er hier in der Nähe wohnte. Aber so hatte er nichts! Und wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, dass er in dieser Millionenstadt diesem Kerl nochmal begegnen würde? Doch gleich Null, wenn nicht sogar im negativen Bereich. Er ärgerte sich gerade schwarz über den Ablauf dieses Treffens. Das war wieder so ein Megafail! Wahrscheinlich hatte das Kissen doch einen tiefgreifenden Eindruck hinterlassen und signalisiert, besser schnell das Weite zu suchen, ehe seine Abnormität abfärbte. Man kannte es ja! Sowas war ansteckend! Von sich selbst enttäuscht schnappte sich Taka sein Kissen und drückte es wieder an seine Brust. Ein Seufzen kam ungehindert über seine Lippen. „Oh, Yoshio, warum hast du nichts getan, ey? Kein Verlass!“, sprach er vorwurfsvoll mit dem fiktiven Charakter auf seinem Kissen. Nun machte sich doch wieder Ernüchterung breit. Er war so ein Verlierer, wenn es darum ging, Gelegenheiten zu erkennen und diese zu nutzen. Nein, die schlüssigsten Dinge fielen ihm immer erst im Nachhinein ein. Das war doch zum Mäuse melken. Dabei gefiel ihm dieser Typ anscheinend. Irgendwelche chemischen Prozesse jedenfalls waren der Meinung, dass der als potenzieller Partner in Frage kam – vorausgesetzt er hatte jetzt nicht den Stempel „Otaku“ aufgedrückt bekommen. Dann war eh alles vorbei! So einen Makel bekam man nicht mehr weg. Sofort hielt er sein Kissen wieder von sich weg. „Yoshio, ich sag`s dir, wenn du mir das jetzt versaut hast, dann…. Dann kauf ich kein Merch mehr von dir!“, drohte er. Natürlich starrte ihn der Aufdruck genau so desinteressiert an, wie schon die Male davor, als er ihn sich angesehen hatte. „Ja, okay, ich kauf`s ja doch!“, sah er es ein und seufzte kellertief. Unzufrieden war er nach wie vor und das lag diesmal nicht an Kouyou. Trotzdem machte sich Reue in ihm breit. Er hätte ihm zu einem Kaffee einladen sollen. Jämmerliche Laute kamen über Takanoris Lippen, als er Gesicht in das Kissen drückte und der ungenutzten Chance hinterher weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)