Just The Way You Are von Minami (Promptis [Noctis x Prompto]) ================================================================================ Kapitel 1: Just The Way You Are ------------------------------- Es war eine einzige, einfache Berührung, die Prompto sofort aus allen Wolken fallen ließ. „Nicht“, presste er aus kussgeschwollenen Lippen hervor und legte die Finger um Noctis‘ Handgelenk. Nicht fest, aber dennoch mit einem bestimmten Druck.   „Sorry“, murmelte Noctis und nahm die Hand weg. Weg von Promptos Bauch.   Prompto ließ einen erleichterten Atemzug aus. Sanft quetschte er Nocts Handgelenk, dann ließ er es wieder los. „Danke.“   Noctis antwortete nicht. Sein Blick war mit solch einer Intensivität auf Promptos Körper gerichtet, dass der Blonde fast das Gefühl bekam, er könne trotz der Kleidung sehen, was sich darunter befand. Welche Widerlichkeit sich unter seinem mintgrünen T-Shirt, bedruckt mit einer bereits verblassten Sonne, befand.   Es war ein grausiger Gedanke und deswegen schlang er auch schnell die Arme um seinen Bauch, um sich irgendwie zu schützen. Er wollte nicht, dass Noctis jemals sah, was sich unter seinem T-Shirt versteckte. Aber er wusste auch, dass sein Freund langsam aber sicher die Geduld verlor.   Sie knutschten nun schließlich schon seit Wochen herum, ohne je einen Schritt weiter gegangen zu sein. Das war frustrierend. Natürlich war es das, sie waren beide schließlich immer noch Teenager, vollgepumpt mit unersättlichen Hormonen.   Und es war ja nicht so, als ob Prompto selbst gern enthaltsam lebte und immer den Schlussstrich zog, wenn es zu brenzlig wurde. Ganz bestimmt nicht. Er wollte genau so sehr intim mit ihm werden, wie Noct mit ihm. Das beruhte alles auf Gegenseitigkeit. Es war halt einfach so, dass… Dass er sich schämte.   Er schämte sich schlicht und ergreifend für seinen Körper.   Für seinen Bauch.   Noctis schien bemerkt zu haben mit welch dunklen Gedanken er sich gerade befasste, da er mit den Fingerspitzen sanft seine Wange berührte. „Alles in Ordnung?“, wollte er besorgt wissen.   ‚Ja‘, wollte Prompto sagen. Das wäre die einfachste Antwort. Dann würden sie das Thema weiter und immer weiter von sich weg schieben, bis es irgendwann zu spät sein würde. Aber das wollte Prompto nicht. Nicht mehr.   Er wollte nicht mehr lügen. Noctis war so ein lieber, aufopfernder Mensch, das hatte er einfach nicht verdient. Die ständigen Lügen und Ausreden. Er hatte die Wahrheit verdient. Auch wenn es Prompto unglaublich schwer fallen würde, diese preiszugeben.   „N-Noct…“ Seine Stimme zitterte, als er nach Noctis‘ Hand griff und sie flach gegen seine Wange presste in einem Versuch, irgendwie seine Nerven zu beruhigen.   Ein Versuch, der vergebens war.   „Ich… Also, ich… Warum ich… Ähm…“ Er lachte ängstlich auf und biss sich auf die Unterlippe. Er zitterte so sehr, dass er sich fast schon ein wenig dämlich vorkam, aber er konnte es einfach nicht stoppen. Er konnte seinen Körper nicht mehr kontrollieren. „Tut mir leid, dass… Ähm, das hier ist doch schwerer, als ich dachte.“   „Du kannst mit mir über alles reden“, versicherte Noctis ihm liebevoll und rieb über seinen zitternden Mundwinkel. „Du musst keine Angst haben, okay?“   ‚Okay‘, lag Prompto auf der Zunge, aber aus irgendeinem Grund konnte er das Wort nicht herausbringen. Und das machte ihm Angst. Er hatte das Gefühl, nicht mehr genug Luft zu bekommen. Also wurde seine Atmung schneller, hektischer, immer schneller und schneller, bis sich alles um ihn drehte und-   „Ssh.“ Noctis‘ Mund presste sich hauchzart auf seinen. „Ganz ruhig, Prompto. Atme mir nach, okay? Ganz langsam und ruhig. Langsam.“   Prompto kniff die Augen fest zusammen, damit er sich besser auf Nocts Atmung konzentrieren konnte, die er auf seinen Lippen spürte. Langsam. Tief. Ein und aus. Ein, aus, ein, aus.   Es half tatsächlich. Ganz gemächlich wurde Prompto wieder ruhiger, bekam wieder Luft. Die Panik, die sich immer weiter in ihm ausgebreitet hatte, verschwand. Seine Haltung entspannte sich wieder etwas, als er ein langes, tiefes Seufzen ausstieß.   „Sorry“, sagte er erneut, „aber das, ähm… Das ist echt nicht so einfach für mich gerade.“   „Schon okay.“ Mit einem kleinen Lächeln schnappte Noctis nach seinen beiden Händen und hielt sie sanft in seinen. „Falls es zu schwer ist, dann musst du auch nicht darüber reden.“   Oh, Noct… Sein Freund war so unfassbar verständnisvoll, dass ihm die Tränen in die Augen schossen. Wie konnte er diesen wunderbaren Menschen nur so lange angelogen haben? Er fühlte sich schrecklich.   Prompto nahm einen tiefen Atemzug. „Es geht, ähm, um… Um mich. Und darum, dass ich… Dass ich…“ Er schwieg für einen Moment um nach den richtigen Worten zu suchen, doch ihm fiel nichts anderes ein außer der knallharten Wahrheit. Also entschloss er, diese auch auszusprechen:   „Ich hasse meinen Körper.“   Ungläubig runzelte Noctis die Stirn und ließ seinen Blick ganz langsam von seinem Kopf bis zu seinen Zehenspitzen mehrmals auf und abwandern, was Prompto knallrot anlaufen ließ. Bei der Mitte seines Körpers blieb sein Blick schließlich hängen. „Dein Bauch?“, fragte er leise nach.   Ertappt zuckte Prompto zusammen und machte unbewusst einen Buckel, um das Körperteil von sich, das er am meisten verabscheute, zu verstecken. „…Ja“, gab er schließlich mit einem Krächzen zu und schloss die Augen. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie widerlich mein Bauch ist. Wie schlimm es ist, ihn jeden Tag im Spiegel sehen zu müssen.“   Nocts blauen Augen hatten weiterhin diesen ungläubigen, verständnislosen Ausdruck in sich. Prompto wusste, dass er es nur gut meinte, aber dennoch ließ es die ersten Anzeichen von Wut in ihm aufkeimen. „Was gibt es an deinem Bauch nicht zu mögen?“, wollte er naiv wissen. „Ich mag ihn. Ich hab ihn zwar nie unbekleidet gesehen, aber ich mag alles an dir.“   „Du kannst das doch gar nicht beurteilen, Noct!“ Prompto ballte seine Hände, die immer noch von seinem Freund gehalten wurden, zu Fäusten. „Du hast ihn nie gesehen, du hast keinen blassen Schimmer, wie widerlich er ist!“   „Aber…“ Noctis blinzelte mehrmals und zog die Mundwinkel herunter. „Was hast du denn jetzt noch daran auszusetzen, Prompto? Ich weiß, dass du früher mit deinem Gewicht unzufrieden warst, aber du hast doch abgenommen… Du hast Muskeln, dein Körper ist definiert, dein Bauch-“   „Mein Bauch ist so fett gewesen, dass so ein krasser Gewichtsverlust natürlich seine Folgen hat!“, unterbrach Prompto ihn plötzlich barsch. „Überleg doch mal! Was passiert wohl, wenn man so fett war und so viel abnimmt, mh? Denkst du, ich hätte jetzt einen perfekten Waschbrettbauch wie Gladio?“   Er lachte verbittert auf und abermals stiegen ihm die Tränen in die Augen. „Ich hab…! Ich hab… Ich… I-Ich…“   Prompto konnte es nicht. Er konnte es einfach nicht laut aussprechen. Zu groß war die Scham. Und die Angst. Angst vor Noctis‘ Ekel, der sicherlich nicht ausbleiben würde. Angst davor, dass er die Person verlor, die ihm am meisten auf der ganzen Welt bedeutete.   „Hey…“ Noctis sah ihn etwas unbeholfen an. Prompto wusste, dass er nicht gut mit Worten war und wie schwer es ihm fiel, Menschen wieder aufzuheitern. Aber trotz allem konnte der Blonde spüren, wie sehr Noctis es wollte. Wie sehr er ihn trösten und glücklich machen wollte und das alleine bedeutete ihm so viel, dass er die Tränen schließlich nicht länger zurückhalten konnte.   Schluchzend vergrub er das Gesicht in Nocts Schulter und krallte die Finger in sein T-Shirt. „I-Ich hab so eine Angst“, gab er weinend zu. „Dass du dich vor mir ekeln wirst. Dass du mich… m-mich verlässt und- oh Noct, ich brauch dich doch! Ich kann doch nicht mehr ohne dich!“   „Ssh, ganz ruhig.“ Beruhigend streichelte ihm Noctis über den Rücken. „Ich werde mich nicht ekeln und ich werde dich erst recht nicht verlassen. Versprochen. Vertrau mir.“   „I-Ich vertrau dir ja…“ Und das tat Prompto wirklich. Sonst hätte er ja gar nicht erst den Versuch gestartet, ihm alles zu beichten. Aber die Angst, sie war einfach größer. Zu groß.   Behutsam strich Noctis weiter seinen Rücken entlang, malte große Kreise mit seinen Fingerspitzen, die immer kleiner wurden, bis er schließlich bei seiner Seite ankam. „Darf ich…?“, fragte er nach, die Stimme kaum lauter als ein Wispern. „Nicht unter dein Shirt, aber… darüber…?“   Prompto biss sich auf die Unterlippe. Trotz alledem wollte Noctis seinen Bauch berühren? Obwohl er immer und immer wiederholt hatte, wie ekelhaft er doch war?   Er wollte nicht, dass Noct seinen nackten Bauch sah. Er wollte auch nicht, dass er seine nackte Haut berührte. Aber… Wenn er seinen Bauch durch das Shirt berührte, dann… Würde es okay sein?   Spüren würde Noctis es wahrscheinlich trotzdem. Seine ekelhafte, überschüssige Haut und wie sie an seinem Bauch herabhing. Aber er würde sie nicht sehen. Er würde die Dehnungsstreifen nicht sehen.   Und wenn er schon einmal so weit gekommen war, warum nicht weitergehen und einmal in seinem Leben mutig sein? Prompto wusste schließlich nicht, ob er sich jemals wieder trauen würde dieses Thema anzufangen und von seinem Hass und seinen Komplexen zu reden.   Also warum Noctis nicht durch sein Shirt spüren lassen, was er so an sich selbst verabscheute? Damit er es endlich begriff, dass seine Worte nicht nur Schall und Rauch waren?   „Okay“, wisperte er schließlich. So leise, dass er sich nicht sicher war, ob sein Freund ihn überhaupt gehört hatte.   Aber das hatte Noctis. Zärtlich küsste er seine Schläfe, ließ seine trockenen Lippen auf der weichen Haut ruhen, während seine Fingerspitzen ganz, ganz langsam zu Promptos Bauch herüber schlichen und Prompto so Zeit gaben, immer noch Nein zu sagen und alles abzubrechen.   Doch das tat Prompto nicht. Er ließ es geschehen. Er erlaubte, dass Noctis so behutsam seinen Bauch erkundete. Er konnte zwar erneut die Tränen in seinen Augenwinkeln prickeln spüren, als Noct durch das Shirt seine überschüssige Haut berührte, aber er blieb stark.   „Oh, Prompto.“ Noctis nahm sein Gesicht sanft zwischen seine Hände, als er mit der Erkundungstour beendet war und presste ihre Stirnen zusammen. „Ich würde dich doch nie wegen so einer Kleinigkeit verlassen. Wegen einer Kleinigkeit, die mir völlig egal ist.“   „Aber-“   Noctis gab ihm einen Kuss, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich war noch nicht fertig“, murmelte er gegen seine Lippen. „Warum kannst du es nicht als… Als Symbol der Stärke sehen? Dass du es geschafft hast, gegen deinen inneren Schweinehund anzukämpfen und gewonnen hast? Das schaffen nicht viele, Prom.“   „Wow“, meinte Prompto verbittert und schnaubte. „Echt toll, dass mein Gewinn vom Abnehmen ein widerlicher Bauch ist. Da hat sich die ganze Mühe ja voll gelohnt.“   Noctis seufzte. „Sei nicht so negativ. Du hast mal gesagt, dass ich dein Grund zum Abnehmen gewesen bin, richtig?“   „Ähm…“ Prompto errötete etwas bei diesen Worten. So laut ausgesprochen klang das ziemlich peinlich, aber Recht hatte Noctis ja schon. Er hatte abnehmen wollen, um gut genug für den Prinzen zu sein. Und nur deswegen, wegen all der harten Arbeit, hatte er sich am Ende schließlich getraut, Noctis anzusprechen. Ihn kennenzulernen. Sich unsterblich in ihn zu verlieben.   „Wenn man es so sieht“, nuschelte er leise und linste schüchtern zu Noct herüber, „dann hat es sich schon gelohnt. Weil ich, ähm, d-dich ja sonst nicht kennengelernt hätte.“   „Na siehst du.“ Noctis schenkte ihm ein Lächeln.   Prompto erwiderte es zaghaft. „Du findest meinen Bauch also echt nicht eklig?“, wollte er kleinlaut wissen, immer noch etwas ungläubig. Das wäre fast schon zu schön um wahr zu sein.   Noctis verdrehte die Augen. „Natürlich find ich ihn nicht eklig“, sagte er und pikste ihm genau in den Bauchnabel, was ihm ein lautes Quieken von Prompto einbrachte. „Im Gegenteil. Ich find ihn sogar ziemlich weich und angenehm und ich bin mir sicher, dass er ein perfektes Kissen sein wird.“   Mit diesen Worten  schubste er Prompto sanft, aber bestimmt auf den Rücken und platzierte seinen Kopf mitten auf Promptos Bauch. „Jepp“, sagte er und machte es sich im Bett bequem. „Ein perfektes Kissen. Lass uns ein wenig schlafen, ich bin müde.“   Prompto starrte ihn fassungslos an, bevor er auf einmal in freudiges Gelächter ausbrach. „Okay“, sagte er überglücklich und schnappte sich Nocts Hand, um sie ganz fest zu drücken und nicht mehr loszulassen.   Er hasste seinen Körper und seinen Bauch zwar immer noch aber vielleicht… Vielleicht würde er irgendwann anfangen ihn mit Noctis‘ Hilfe akzeptieren zu können. Sich selbst so, wie er war, akzeptieren zu können.   Das wäre ein erster und wichtiger Schritt in die richtige Richtung und mit Noct an seiner Seite, da hatte Prompto das Gefühl, als ob er alles schaffen könnte.   Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)