Four Seasons - Vier Jahreszeiten von Kurama_Kitsune ================================================================================ Kapitel 6: Ein Jahr ist nicht genug 02 -------------------------------------- „... hab ich die Weihnachtsgratifikation noch nicht auf meinem Konto eingehen sehen. Für Lau arbeite ich nicht. Das war nicht der Deal.“ War das... Deadpool? „Nicht so ungeduldig. Du bekommst schon noch, was du verdienst.“ Diese Stimme. Oh nein. Nur ganz langsam lüftete sich der Nebel und die Dunkelheit wich aus seinem Kopf. Dafür spürte er nun einen deutlichen Druck in seinem Schädel. So, als hätte er einen Mordskater. Zumindest stellte Spider-Man sich genau so einen richtig üblen Kater vor. Seine Augen waren so schwer. Aber er konnte sich weder an den Kopf fassen, noch, sich über die Augen reiben, denn er konnte seine Hände nicht bewegen. War er... gefesselt? Er versuchte, die Fäuste zu ballen und die Fesseln zu sprengen, doch es fühlte sich an, wie Metall. Und zwar sehr sehr starkes, dickes Metall. Aus dem er nicht freikam. „Ah, es sieht so aus, als würde uns jemand mit seiner Anwesenheit beehren.“ Erneut diese unangenehme Stimme, die ihm irgendwie sehr bekannt vorkam und gleichzeitig seinen Spinnensinn gehörig zum Läuten brachte. Etwas kaltes, ebenfalls metallenes packte sein Kinn, hob seinen Kopf an und schien sein Gesicht hin und her zu drehen. Mit viel Mühe zwang er sich dazu, die Augen aufzublinzeln, sah aber erst nicht richtig, weil er noch seine Maske trug und die Augen nicht sofort richtig auf bekam. Doch dann riss er sie erschrocken auf, denn er sah sich direkt Doctor Octopus gegenüber. Automatisch ruckte und riss er an den Fesseln, dabei stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass auch seine Beine an die Wand, oder wo auch immer er stand, gefesselt waren. Der Griff von Doc Ocs Metallhand um sein Kinn wurde fester und er näherte sich seinem Gesicht. „Ein herzliches Willkommen. Schön, dir endlich mal wieder persönlich gegenüber zu stehen. Zu deinem Glück lebend, nicht wahr? Dabei hätte ich es so einfach haben können. Wenn nicht jemand hätte meinen müssen, sich einzumischen!“ Mit einem Ruck drehte er sich um, ließ Spider-Man dabei los und ließ sich auf den Metallarmen zu dem anderen Mann tragen, der ein Stück hinter ihm stand und prüfend über die Klinge eines seiner Schwerter rieb. „Was denn, was denn? Hätt ich den Kleinen ersaufen lassen, hätte das Kanalwasser am Stiel die Belohnung kassiert. Fürs Anlocken und so“, meinte Deadpool nur völlig ungerührt und sah nicht mal auf. Spider-Man starrte ihn völlig entgeistert an. Was ging denn hier vor? Was war hier los? Machten die etwa... gemeinsame Sache?! „Apropos Belohnung...“ Deadpool zog sein Handy hervor und hielt es dem Doc entgegen. „Kein Zahlungseingang. Das nächste Mal besteh ich auf Vorkasse und Paysafe!“ Doctor Octopus stieß einen höhnischen Laut aus. „Ich zahle niemals vor Erhalt der Ware oder vor Leistungserbringung. Du hast ja gesehen, was es mir gebracht hätte beim letzten Mal.“ „Du... du hast mich... an ihn verkauft?!“, fand Spider-Man nun endlich seine Sprache wieder. „Du mieser, hinterhältiger...“ „Ah, halt, stopp! Pass auf, was du sagst! Das ist nicht nett“, unterbrach Deadpool ihn und kam näher, wobei er sich mit der flachen Seite des Schwerts auf die Schulter klopfte. „Irgendwie muss ich ja auch mein Konto aufbessern. Und wenn ich das gleich noch mit 'ner Geschenk-Aktion verbinden kann... Gegner liefern, Cash kassieren. Wie heißt es so schön? Läuft bei mir.“ Spider-Man biss sich unter der Maske auf die Unterlippe. Er fühlte sich einfach nur schrecklich verraten. War Deadpool nicht so darauf aus, unbedingt sein Freund zu sein? Und dann tat er ihm DAS an? Lieferte ihn an seinen Erzfeind aus?! Und ließ sich dafür bezahlen! Er hatte das Gefühl, ihm wollten vor Wut am liebsten die Tränen kommen. Wie hatte er auch so dumm sein können? Deadpool war schon immer ein Söldner gewesen. Der tat alles für Geld. Und statt sich von dem Typ fernzuhalten, war er so blöd gewesen und war seiner Einladung gefolgt. Er hätte ihm doch nie über den Weg trauen dürfen! Nun fielen ihm auch ein paar von Deadpools Kommentaren ein, komische Dinge, die er gesagt hatte. Aber Deadpool redete immer so viel dummes Zeug, da gab er schon gar nichts mehr drauf. „Ja, ja, ich weiß schon, jetzt hat dir meine Skrupellosigkeit die Sprache verschlagen. Aber du wirst mich schon verstehen. Versprochen.“ Sofort zuckte Spider-Man weg, als Deadpool seinen Kopf tätschelte. „Fass mich nicht an! Wenn ich hier loskomme, ramme ich dich ungespitzt in den Boden! Du mieser Verräter!“ Lässig lehnte Deadpool sich neben ihn gegen die Wand. „Allein kommst du hier aber nicht los.“ Fast gelangweilt sah er erneut auf sein Handy und deutete mit dem Schwert in der anderen Hand auf Doctor Octopus. „Damit das Geld ankommt, muss man auf 'Senden' drücken. Ich weiß, Online-Banking ist kompliziert für alte Leute, aber ich hab's auch gelernt, also...“ Nervös sah Spider-Man zwischen Deadpool und dem Doc hin und her, der nun auch wieder näher kam. „Nerv mich nicht! Gleich! Erst will ich endlich wissen...“ Er streckte einen Metallarm in Spider-Mans Richtung und der versuchte, den Kopf irgendwie zur Seite zu drehen. Oh nein! Nein! Er würde ihm die Maske abnehmen! Er würde herausfinden, wer er war! Doch da stoppte Deadpools Schwert jede weitere Annäherung von Octavius' Metallarm, indem Deadpool es direkt zwischen Spider-Mans Gesicht und die Klaue schob. „Was soll das?!“, fuhr Octavius ihn an, aber Deadpool hielt nur das Handy hoch. „Ich warte.“ Genervt zog Octavius den Arm zurück und marschierte zu einem der vielen, im großen Raum verteilten Computerterminals, wo er wütend auf die Tasten einhieb. „Du bist eine unglaubliche Nervensäge! Da hast du dein Geld! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Wohlwollend nickend nahm Deadpool ein Signal auf seinem Handy wahr, steckte das Schwert weg, checkte auf dem Handy etwas und steckte es anschließend weg, wobei er noch extra an seinem Gürtel herumfummelte, so als wollte er sicher gehen, dass die Tasche mit dem Handy auch ja gut verschlossen war. „Du Verräter...“, wiederholte Spider-Man nur wieder leise und entsetzlich enttäuscht. Da stellte Deadpool sich direkt vor ihn und packte die beiden Metallbeschläge, mit denen Spider-Mans Hände gefesselt waren, ehe er seinem Gesicht ganz nahe kam. „Money makes the world go round, Schätzchen. Das lernst du auch noch. Und wenn ich immer nur lieb und anständig wäre, käme ich ja zu nichts. Und du auch nicht.“ Er lehnte sich noch näher und redete nah an Spider-Mans Ohr ganz leise weiter. „Du machst dein Ding, ich.... meins. Du weißt doch: ICH bin der Böse. Wenn ich mich wie 'n Held benehme, ist das Image schädigend und die bösen Jungs machen keine Geschäfte mehr mit mir.“ „Du Bastard! Du hast mich verkauft! Du hast mich immer nur angelogen!“, schrie Spider-Man ihn an, dann zuckte er zusammen, denn sein Spinnensinn schlug an. Auch Deadpool schien das richtig zu deuten, weil er sich sofort duckte und kurz blitzartig in die Hocke ging, als auch schon einer von Octavius' Metallarmen direkt neben Spider-Mans Kopf gegen die Wand knallte. „Hey! Das wäre mein Kopf gewesen!“, beschwerte Deadpool sich, stützte sich an den Beinfesseln von Spider-Man ab und drückte sich wieder hoch. „Ja, auf den hatte ich auch gezielt! Verschwinde endlich!“ Betont langsam drehte Deadpool sich zu Octavius um. „Bin gleich weg. Musst nicht gleich gewalttätig werden. Jedenfalls noch nicht.“ „Du Lügner...“ Noch immer konnte und wollte Spider-Man es nicht glauben. Wie konnte Deadpool ihm erst das Leben retten, ihm all den Mist erzählen von wegen, er würde auf ihn aufpassen, ihn niemals verraten und jetzt... Er spürte, wie seine Augen zu brennen anfingen. Und jetzt? Jetzt würde er ihn hierlassen. Mit Octavius. Allein. „Du... Lügner... Du hast... gesagt...“ Deadpool hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich weiß schon, was ich gesagt habe. Keine Sorge.“ Octavius schien nun endgültig die Geduld zu verlieren. „Geh endlich aus dem Weg! Ich will jetzt wissen, wer mich unendlich Nerven und Ressourcen kostet!“ Deadpool rührte sich keinen Millimeter. „Nein.“ Kurz brachte das Octavius und auch Spider-Man aus dem Konzept. „Was... Nein? Wir haben einen Deal! Ich hab dich bezahlt! Geh aus dem Weg! Oder ich zerlege DICH zuerst!“ Betont langsam zog Deadpool eine seiner Waffen und lud durch. Anschließend vergrub er die andere Hand in einer seiner Gürteltaschen. „Ja, wir hatten einen Deal. Und wie lautet der?“ Nun schien Octavius vollends verwirrt. „Darf ich dir auf die Sprünge helfen?“ Deadpool legte auf Octavius an. „Das Geld im Austausch dafür, dass ich dir Spider-Man bringe.“ Mit einem bösen Knurren wich Octavius ein Stück zurück. „Was soll das?!“ Deadpool ging langsam zwei Schritte auf Octavius zu. „Ich hab ihn dir gebracht. Und jetzt... nehme ich ihn wieder mit. Von allem anderen wie Identität lüften oder zerlegen war nie die Rede.“ Beinahe fiel Octavius die Kinnlade herunter. „Du... du hast... du hast nicht IHN verraten, sondern MICH?!“ Deadpool legte den Kopf leicht schief und zuckte mit den Schultern, dann zog er die Hand aus der Gürteltasche, in der er jetzt etwas hielt, das wie eine Funkfernbedienung fürs Auto aussah und deutete hinter sich auf Spider-Man. „Mit dem da hab ich auch 'n Deal. Und der steht über unserem.“ Er sah über die Schulter zu Spider-Man, der ihn genauso wie Octavius ungläubig anstarrte. „Ich hab's dir doch versprochen, Kleiner. NIEMAND kriegt von mir deine Identität. Und hätte ich jetzt nicht die Maske auf, würdest du sehen, dass ich dir zuzwinkere. Oh, ach ja, apropos 'n Auge zudrücken... Mach das mal mit beiden, okay?“ Keine Ahnung, warum er immer noch auf Deadpool hörte, aber gerade war er zu perplex und schloss einfach fest die Augen. Er hatte Octavius reingelegt. Damit der ihm Geld zahlte. Und er würde ihn jetzt wieder hier rausholen. Komisch, aber sofort war Spider-Man dermaßen erleichtert. Erleichtert, dass Deadpool nicht nur Lügen erzählt hatte. Dass er ihn nicht verraten hatte. Dass er doch auf seiner Seite war und nicht der Böse. Und trotzdem... würde er ihn so was von gegen die Wand treten, wenn er endlich wieder frei war! „Sorry für fünf Minuten Tinnitus!“, entschuldigte Deadpool sich vorab und betätigte die Fernbedienung, woraufhin vier kleine Sprengsätze an den Hand- und Fußfesseln detonierten und diese aufrissen, so dass Spider-Man sofort frei war. Octavius zuckte zurück und sah noch immer völlig überrumpelt aus. „W-was... wann... wie hast du...“ Doch dann ging auch ihm ein Licht auf, dass Deadpool sich nicht umsonst zuvor noch an genau den Stellen abgestützt haben musste. „Das wirst du mir büßen! Niemand bestiehlt und hintergeht mich! Und ich lasse mich schon gar nicht von einem Idiot wie DIR austricksen!“ Wütend ließ er die Metallarme vorschnellen und hieb damit nach Deadpool. Der gab noch zwei Schüsse ab, ehe er zusah, dass er aus dem Weg kam. „Ich bin kein Idiot! Aber es ist gut, dass immer alle denken, ich wäre es!“, gab er zurück, dann packte er sich Spider-Man, damit den der nächste Hieb nicht erwischte. Hinter ihnen schlugen die Metallarme von Octavius hart in den Boden ein und das riss Spider-Man endlich aus seiner Überraschung und Verblüffung. Er schoss einen Spinnfaden ab, drehte den Griff, mit dem Deadpool ihn hielt, einfach um und riss ihn mit sich hoch, während Octavius wie wild um sich schlug und versuchte, sie beide zu treffen. Dabei gingen gleich einige der Computer und Einrichtungsgegenstände seines Labors zu Bruch, was Octavius aber nicht weiter zu stören schien. Im Gegenteil, er packte sogar Teile der Trümmer und warf damit nach den beiden. „Tut mir so leid, dass ich dir für 'n paar Minuten dein Herz brechen musste, Kleiner. Nichts gegen dich, aber du weißt ja: It's all 'bout the money.“ Böse verstärkte Spider-Man seinen Griff. „Das find ich nicht witzig, Deadpool! Und mir tut's definitiv nicht leid, dass ich dir wahrscheinlich was anderes brechen muss!“ „Ha! Du kennst den Song und... Warte... was?! Woaaa!“ Noch ehe er reagieren konnte, wurde Deadpool von Spider-Man mit ordentlich Schwung direkt gegen Octavius geworfen, den es dabei von all seinen Beinen riss und beide knallten in Tische und Geräte. Octavius räumte sich seinen Weg gleich wieder frei und warf Deadpool dabei zur Seite, dann stürmte er auf Spider-Man zu, der mit ein paar geschickten Sprüngen den nächsten Hieben auswich. Wenigstens hatte der Stress gerade sein Blut und das Adrenalin ordentlich zum Rauschen gebracht, so dass er wieder voll da war. „Langsam, langsam! Die schöne Einrichtung! Keine Ahnung, was für 'ne Provision ihnen Deadpool gerade abgezockt hat, aber wer pleite ist, sollte nicht mit Elektronik werfen!“ Spider-Man schoss ein paar Spinnfäden auf Octavius und schleuderte ihn durch den Raum, wobei Octavius erneut einen Tisch samt Laptop und Bildschirmen zerlegte. „Du hast aber auch keine Kohle. Der einzig Reiche hier bin gerade ich“, tönte es von halb hinter Spider-Man, wo Deadpool auf die Beine kam und sich die Rippen hielt. „Oouhh... Autsch. Du kannst echt brutal sein! Das gibt schlechtes Karma, Kumpel. Wenn du gemein zu mir bist, passiert dir immer hinterher was, damit wir uns wieder lieb haben, weil ich dich dann retten komme.“ Spider-Man warf ihm einen bösen Blick zu. „Soll das eine Drohung sein?! Was hast du noch vor, von dem ich nichts weiß?“ „Keine Drohung. Nur 'n gut gemeinter Rat. Folgt alles einem Schema, damit es spannend bleibt.“ Mit einem Ruck riss Deadpool seine Waffen hervor und feuerte nur knapp an Spider-Man vorbei auf Octavius' Metallarme, die schon wieder nach Spider-Man hieben. Zwei weitere Sprünge brachten Spider-Man außer Reichweite und noch im Sprung feuerte er Spinnfadenkugeln auf Octavius, die ihm die Metalltentakel verklebten und ihn erneut umwarfen. „Na schön, Schluss mit den Spielchen! Wir hatten da eh noch 'ne gewaltige Rechnung miteinander offen, Doc! Schadensersatzforderungen für 'nen Kunstfehler bei der letzten Möchtegern-Behandlung! Ein Wunder, dass ihnen noch keiner die Zulassung entzogen hat. Oder ist das ein Ehrendoktor für die meisten Fehlversuche, mich zu schnappen?“ Wieder riss Octavius sich mit einem wütenden Schrei los und warf mit einem Tisch nach Spider-Man, der sich gerade noch an einem Spinnfaden aus dem Weg zog. Dafür traf er Deadpool und der ging wieder laut keuchend zu Boden. Spider-Man schoss den nächsten Spinnfaden auf den Tisch und warf ihn mit Schwung einfach zurück auf Octavius. Dann zog er sich selbst erneut an einem weiteren Spinnfaden nach oben, holte Schwung und trat Octavius nochmal mit ordentlich Schmackes quer durch den Raum und gegen eine Wand, wo der fürs erste nach dem Aufprall dann doch liegen blieb. Schnell verklebte Spider-Man all seine Arme mit Spinnfäden. „Spiel, Satz und Sicherheitsverwahrung!“ Mit einem erleichterten Seufzen machte Spider-Man zwei Schritte rückwärts. „Frohe... Weihnachten?“, hörte er Deadpool, der noch irgendwo in einem Trümmerhaufen lag. Sofort schoss Spider-Man zornig einen Spinnfaden auf ihn und riss ihn daraus hervor und zu sich, packte ihn am Kragen und hob ihn ein Stück vom Boden hoch. „Du hast sie wohl nicht mehr alle! Wie kommst du auf die völlig bescheuerte Idee, mich als Köder für Octavius zu missbrauchen?!“ „Ugh, ey! Das... du... du wolltest doch... ngh... du wolltest... den Doc... Ich hab... ihn dir geliefert, also... gern... geschehen? Argh!“ Deadpool klopfte mit der flachen Hand gegen Spider-Mans Arm, als der ihn noch höher hob. „Okay! Ich geb auf! Ich geb auf! Lass los!“ Gerade wollte Spider-Man zur nächsten Schimpftirade ansetzen. Klar wollte er den Doc hinter Schloss und Riegel wissen. Aber das hätte so was von schief gehen können! Und dann hätte einer der übelsten Bösen jetzt seine Identität gehabt. Das wäre das Aus für ihn gewesen. Und er hätte – wenn er dazu überhaupt noch die Möglichkeit gehabt hätte – dafür sorgen müssen, dass all seine Freunde und seine Familie in ein Zeugenschutzprogramm kamen, damit niemand sie bedrohte, oder ihnen etwas tat. „Octavius?! Was wollen sie?!“, tönte da unerwartet eine verzerrte Stimme aus einem der Schutthaufen, in dem auch mehrere der Computer lagen. Sowohl Spider-Man als auch Deadpool sahen in die Richtung. „Octavius?! Ich hab keine Zeit für dumme Spiele! Ist das Problem erledigt?! Oder muss ich Maßnahmen ergreifen und ihnen die Mittel streichen?! Was ist das für eine Transaktion von einem der Sonderkonten?!“ Irritiert tauschten Spider-Man und Deadpool einen Blick, da tat sich was bei Octavius und er wand sich knurrend in den Fesseln. „Ich wurde reingelegt!“, rief er laut, bevor Spider-Man mehr aus Reflex einen Spinnfaden auf Octavius' Mund schoss, um ihn zum Schweigen zu bringen. Zugleich ließ er Deadpool fallen und lief schnell zu den halb zerstörten Computern, um nach der Quelle der Übertragung zu suchen. „Was soll das heißen, reingelegt?! Octavius?!“ Schon hatte Spider-Man den Laptop gefunden, aus dem die verzerrte Stimme kam. Das Display hatte einen ordentlichen Sprung und er sah nicht, wer da auf der anderen Seite sprach, auch wenn da anscheinend ein Bild angezeigt wurde, wie bei einem Skype-Anruf. So wie es aussah, hatte Octavius versehentlich eine Verbindung erstellt, als er die Computer durch die Gegend geschleudert hatte. „Äh... ähm...“, setzte Spider-Man an, da wurde er von hinten angesprungen, Deadpool zog ihn zur Seite und hielt ihm mit beiden Händen den Mund zu. „Shhh!“, zischte er Spider-Man ins Ohr und zerbrach die kleine Kameralinse an dem Laptop. Spider-Man schubste ihn weg und machte eine 'Was soll das?!' Geste in Deadpools Richtung, der sich nur einen Finger auf den Mund legte. „Was zum Teufel geht da vor?! War das Spider-Man in ihrem Labor?!“, erklang die aufgebrachte Stimme. „Haben sie ihn?!“ Deadpool drängelte Spider-Man zur Seite und versuchte, auf dem Laptop etwas zu tippen. Zumindest die Chatzeile konnte man trotz Sprung einigermaßen erkennen. 'Alles im Griff. Er hat sich gewehrt. Aber ich habe ihn.' Ungläubig starrte Spider-Man auf das Geschriebene und ging sofort in Angriffsstellung gegenüber Deadpool. Der wedelte abwehrend mit den Händen, da kam schon die etwas ruhigere Antwort: „Ausgezeichnet. Endlich sind sie mal zu etwas zu gebrauchen. Ich komme so schnell es geht vorbei. Töten sie ihn nicht, bevor ich da bin. Nur, wenn es unbedingt nötig ist.“ Schockiert sah Spider-Man auf den Laptop. Wer... war das? Octavius arbeitete AUCH für jemanden? Da hatte er gedacht, wenn er Octavius festsetzen konnte, wäre sein gröbster Feind aus dem Weg. Und jetzt... 'Treffen hier ungünstig. Labor ist nicht sicher', tippte Deadpool gerade zurück. Spider-Man schubste ihn aus dem Weg und ergänzte: 'Ich komme zu ihnen. Wo soll ich ihn hinbringen?' Deadpool versuchte, ihn von der Tastatur zu verscheuchen und Spider-Man schlug ihm dafür auf die Finger, was Deadpool dann ebenfalls bei ihm tat. Dabei entging beiden das leichte Zögern, ehe die Antwort folgte. „Na schön. Ich schicke ihnen den Ort. Ich will keine Störung und keine Zeugen. Und was auch immer sie mit dem Labor angestellt haben, DAS finanziere ich nicht! Sehen sie zu, dass sie das regeln! Wir treffen uns in einer Stunde. Enttäuschen sie mich nicht wieder, Octavius!“ Damit brach die Verbindung ab. Kurz darauf sah es aus, als würde eine Nachricht eingehen, die der Bildschirm jedoch nicht richtig anzeigte. Schnell durchwühlte Spider-Man die Kabelhaufen und verband den Laptop mit einem der noch intakten Computer, um sich die Nachricht richtig anzeigen zu lassen. Deadpool sah ihm über die Schulter und Spider-Man zuckte leicht zusammen, als es plötzlich knackte. „Lass dich nicht stören. Sind nur meine Knochen, die du vorher so liebevoll behandelt hast“, gab Deadpool eine kurze Erklärung, dann deutete er auf den Bildschirm. „Das kenn ich! Das ist mitten im Central Park!“ Überrascht sah auch Spider-Man auf die Angabe des Treffpunkts. Tatsache. Na gut, wer auch immer dahinter steckte, wenn er noch über Octavius stand in der Bösewichte-Hierarchie, dann wunderte es Spider-Man auch nicht, wenn der Typ sich ein ebenso merkwürdiges Versteck suchte, wie all die komischen Bösen in der Stadt. „Du willst dir den Typ holen, hab ich recht?“, vermutete Deadpool und Spider-Man nickte entschlossen. „Ich bring den Fang des Tages noch dahin, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann und dann pack ich mir...“ Ja... wen überhaupt? Er zeigte auf den Bildschirm des Computers. „DEN da!“ Entzückt schlug Deadpool die Hände zusammen. „Uuuh! Vendetta gegen den mysteriösen Mann aus dem Chatroulette! Ich wette, das is so 'n Typ, der in 'nem Drehstuhl sitzt und sich mit 'ner weißen Katze im Arm zu einem umdreht, wenn man den Raum betritt!“ Er senkte die Stimme und fing an, ein imaginäres Tier auf seinem Arm zu streicheln. „Ich habe sie erwartet, Mr. Pool...“ Spider-Man hörte schon gar nicht mehr zu. Er ging zu Octavius, der sich noch immer in den Fesseln wand und riss den Spinnfaden von seinem Mund. „Wer ist es?“, fragte er ihn direkt. Doch Octavius grinste nur böse. „Geh doch und finde es raus. Er wird dich in der Luft zerreißen. Du hast keine Chance.“ „Der Hulk!“, warf Deadpool ein, tippte sich dann aber grübelnd ans Kinn. „Ah, nein, der ist ja auf der Avengers-Seite. Der zerreißt nur mich, weil er mich nicht mag.“ Mit einem Fuß trat Spider-Man auf Octavius' Brust und drückte ihn nach unten. „Wer ist es?! Rede!“ Aber Octavius grinste nur weiter und sagte keinen Ton mehr. „Schon komisch. Sonst kriegen die Bösen die Klappe nicht zu und verplappern jedes noch so dumme, unwichtige Detail ihrer Pläne, weil sie so stolz drauf sind. Aber wenn man mal höflich fragt...“, meinte Deadpool, während er neben Spider-Man trat und eins seiner Schwerter zog. „Soll ICH mal fragen?“ Spider-Man machte nur eine abwehrende Handbewegung und von Deadpool kam ein enttäuschtes: „Awww...“ Schnell verpackte Spider-Man Octavius so richtig fest in Spinnfäden und warf ihn sich über die Schulter. „Bring mich hier raus“, forderte er von Deadpool und der lotste sie durch feuchte unterirdische Gänge, die wohl unter dem Hudson verliefen, wieder an die New Yorker Oberfläche. Dort warf Spider-Man Octavius gegen einen Laternenpfahl und spann ihn dort fest. „Ganz ehrlich, ich will in den nächsten Monaten keinen Gegner mehr irgendwo hin unter Wasser verfolgen. Und wenn es nur Labore sind.“ Kurz schauderte Spider-Man, dann aktivierte er einen Sender, den er von anderen 'Helden-Kollegen' hatte, um jemanden dazu zu rufen, der sich um Octavius kümmern konnte. Kurz knackte er mit den Fingerknöcheln. Die Nacht war eh gelaufen. Und wenn er jetzt noch den Typ hinter Octavius schnappte... Wow, das waren Bonuspunkte hoch drei, um zu beweisen, dass er bereit war für die Avengers! Und er würde sich damit sein eigenes Weihnachtsgeschenk machen. „Du... willst da jetzt aber nicht alleine hingehen, oder? Du wirkst so... entschlossen. Willst du nicht lieber auf ein bisschen Unterstützung warten?“ Spider-Man justierte seine Netzwerfer. „Ich mach das. Geh nach Hause, Wade.“ Deadpool verschränkte die Arme vor der Brust und versperrte ihm den Weg. „Nope. Nichts da. Ich rieche 'n Showdown mit richtig guter Action für mich. Plus: Ich muss doch auf dich aufpassen.“ Spider-Man stieß höhnisch Luft aus. „Ja, toll. So gut, wie vorher? Mit vergifteten Drinks?“ „Der war nicht vergiftet. Nur... 'aufgepeppt' mit K.O.-Tropfen. Und du hast dir doch sooo gewünscht, den Doc zu fassen zu kriegen. Anders hättest du doch gar nicht zu ihm hingefunden. Sieh's als Zusatzgeschenk.“ Spider-Man sah Deadpool nur stumm an, so dass es dem schon ganz unbehaglich zumute wurde. „Ach komm! Du weißt, dass ich so oder so mitkomme. Ich lass dich nachts NICHT allein in den Central Park. Weißt du, was da für Irre rumlaufen um die Zeit?“ Schon schob Spider-Man ihn aus dem Weg. „Ja. Zumindest einen kenne ich dann da persönlich.“ Er wollte einen Spinnfaden abschießen, da meinte Deadpool: „Hey, ich meins ernst. Ich will 'n Auge auf dich haben. Die Sache kommt mit komisch vor. Da läutet mein 'Irgendwas-ist-da-faul'-Sinn.“ Kurz zögerte Spider-Man. „Du darfst mich auch wieder werfen. Als Angriff. Na?“ Unglaublich. Hatte er nicht gerade noch beschlossen, Deadpool nicht mehr zu trauen? Und dennoch... hielt er ihm die Faust hin. „Nur dieses eine Mal.“ Mit einem freudigen Quietschen gab Deadpool ihm die Faust drauf. „Booyah! Team-Up-Time! Das wird episch!“ „Und schon bereue ich es... Los, halt dich fest. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Schnell checkte Deadpool Magazine und Schuss, hängte sich an Spider-Mans Rücken und hielt sich gut fest. „Ich bin dein Support. Dein Schutzschild. Wirst gar nicht merken, dass ich da bin. Ich steck für dich ein, du haust drauf.“ Jetzt musste Spider-Man leicht grinsen. „Kaum zu glauben, dass ich das jetzt sage, aber... wenn das so ist, dann... willkommen im Team Spidey, Partner. Holen wir uns den 'Endgegner'!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)