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Haifischherz

von

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When on the hunt,

sharks stalk their victims,

staying far enough away to be hidden,

but close enough to strike when the opportunity arises.
 

*
 

Die Vormittagssonne fiel direkt auf die beiden Betten, die nur durch einen kleinen Nachtschrank getrennt dastanden, ließ das Rotorange der feinen Bezüge warm und einladend leuchten. Keine nackten Metallrahmen fassten die blütenweißen Laken ein, sondern dunkles Holz.

Rin ging vorbei an dem dunklen Kleiderschrank, an einem hohen Spiegel und einem blank polierten Schreibtisch, blieb vor den wandhohen Fenstern stehen und checkte die Aussicht. Nicht nur, um sich an dem goldenen Schimmern des Strandes zu erfreuen, der hinter ein paar kleineren Häusern lag, sondern auch damit Makoto sein triumphierendes Grinsen nicht sah. Er hörte, wie er die Koffer abstellte und leise seufzte.

»Wer hätte gedacht, dass unsere Staffel uns nach Kalifornien bringen würde… und in so ein Hotel.« Er hörte das Lächeln in Makotos Stimme. Es war allgegenwärtig, selbst wenn er ihn nicht ansah. Es füllte den Raum wie der Geruch eines Parfüms, das man gerne ständig inhalieren würde, aber im Geschäft niemals finden konnte. Nein, kein Parfüm. Ein Lockduft. Pheromone. Der Tropfen Blut im Wasser, der den Haifisch anlockte. Gott, seit wann klang er denn wie seine Schwester?

Makoto tauchte neben ihm auf und schaute ebenfalls nach draußen.

»Es ist wirklich schön hier. Ich muss unbedingt ein paar Postkarten kaufen.«

»Lass uns am Strand joggen gehen, wenn es kühler geworden ist. Wir sind ja nicht zum Urlaubmachen hier.« Nicht nur jedenfalls.

Makoto nickte. Aus dem Augenwinkel konnte Rin erkennen, dass das Schmunzeln etwas ausdrückte, das er nicht aussprach. Es sah aus wie ein Typisch für dich, Rin.

»Ich kümmere mich am besten gleich um deinen Rücken, oder? Bevor sich die Verspannung noch weiter verhärtet.«

»Ja.« Mit gezielten Schritten steuerte er das nächstliegende Bett an und setzte sich leicht seitlich auf den Rand. In einer fließenden Bewegung zog er sich das Shirt über den Kopf und blickte über die Schulter als die Matratze sich neben ihm etwas absenkte. Am liebsten hätte er noch ein Massage-Öl aus der Tasche gezaubert aber das hätte dann vielleicht doch etwas zu geplant gewirkt; so gab er sich mit puren warmen Berührungen von Fingern und Handflächen auf seinen Schultern zufrieden. Sein Kopf sank ein wenig nach vorne, als Makoto begann.

»Sag mir, wenn der Druck zu fest ist.«

Rin brummte zustimmend und atmete durch. Am Anfang noch etwas zu vorsichtig, als würden sie erst noch ausprobieren und erkunden, massierten die fremden Hände seine obere Rückenpartie bis hinauf zum Nacken. Er musste nichts sagen, Makoto entschied sich von selber dazu, etwas fester zuzufassen und zwar genau an den Stellen, die tatsächlich ein bisschen Lockerung vertragen konnten. Für eine Weile gestattete Rin es sich, die Augen zu schließen und es einfach zu genießen. Aber es gelang ihm nicht, dabei auch den Kopf zu entspannen… Unruhig kneteten seine eigenen Finger den Stoff des Shirts. Geradewegs auf das Problem zugehen und es angreifen war das hier nicht, musste er vor sich selbst zugeben. Er hatte sich den Weg hierher ertrickst. Aber er hatte sich dennoch genähert, nicht entfernt. Der Angriff kam erst, wenn er die Situation und den vermeintlichen Gegner richtig einschätzen konnte. Das war nicht feige, sondern klug. Und was hätte er jetzt auch sagen sollen? Ich will in deiner Nähe sein, um zu wissen wie es ist, in deiner Nähe zu sein? Klang doch bescheuert.

Es klopfte eilig an der Tür.

»Wie weit seid ihr?«, fragte Nagisa von draußen. »Wir wollen uns den Pool ansehen und dann runter zum Strand!«

»Geht schon vor, wir finden euch schon«, antwortete Rin und konnte ein klein wenig Genervtheit nicht aus seiner Stimme heraushalten. Klar, sie waren wegen ihrer Staffel hier, aber mussten sie denn jede einzelne Minute zu viert aneinander kleben? Er jedenfalls wollte unbedingt die anderen Schwimmer kennenlernen und von ihnen wahrgenommen werden. Als Rin Matsuoka, nicht als Teil einer kleinen Gruppe Halbstarker.

»Am Samstag schwimmen wir unsere Staffel vor den Profis«, sinnierte Makoto, als hätte er das Thema direkt aus seiner Haut gesogen, während er ihn massierte. »Vielleicht schaffe ich es, mir vorher noch ein paar Tipps bei ihnen zu holen. Wir werden alle unser Bestes geben. Vielleicht sind wir sogar noch schneller, als beim letzten Mal…«

Es war süß, dass Makoto gerade vorsichtig vorzufühlen versuchte, wie es mit seinem Ehrgeiz aussah. Er konnte ihm anhören, dass er eine Enttäuschung vermeiden wollte. Dabei war ihm doch vollkommen klar, dass sie keinen Stich gegen internationale Spitzenschwimmer landen konnten.

»Es reicht mir, wenn wir uns nicht blamieren. Sie sollen mein Potenzial sehen«, murmelte er leise.

»Was sie auf jeden Fall sehen werden, ist, dass wir mit dem Herzen dabei sind. Deswegen wurden wir ausgesucht. Und deswegen finde ich, du solltest dir auch ein bisschen Spaß und Entspannung gönnen…«

»Oh ja… Massagen und… wie wäre es mit Wakeboarden? Ich habe vorhin welche gesehen. Sah definitiv nach Spaß aus.«

Hoffentlich sah Makoto nicht den Hauch von Gänsehaut, der sich gerade auf seinen Oberarmen ausbreitete.

»Wakeboarden?« Er lachte. »Das ist das mit den Drachen, oder?«

»Ich würde dich gerne auf so einem Brett sehen.«

»Wenn wir das machen, muss es jemand filmen. Ren und Ran würden sicher gerne sehen, wie ich surfe... oder vom Brett falle.«

»Lässt sich einrichten.«
 

*
 

Unter der Mittagssonne am Strand entlang zu joggen wäre keine gute Entscheidung gewesen. Die kalifornische Sonne brannte heiß und es war selbst unter den großen weißen Schirmen, die die Hotelterrasse rund um den Pool säumten wie riesige Blütenstände, noch reichlich warm. Rin löffelte gemächlich an seinem Erdbeer-Eis herum und beobachtete einen der anderen Schwimmer, den er gleich erkannt hatte. Samuel Oaks war ein Ausnahmetalent, das alle vier Stile auf hohem Niveau verfolgte, ein Promi unter Promis. Der Kerl war eine Ein-Mann-Staffel. Er wollte ihm unbedingt beim Training zusehen und sich Tipps von ihm holen, wie er am besten einen zweiten und einen dritten Stil fest in seinen eigenen Plan integrieren konnte.

»Die Halle, in der wir uns vorbereiten dürfen und wo wir auch am Samstag schwimmen ist zwanzig Minuten die Straße runter, ich hab’ an der Rezeption gefragt«, erzählte Nagisa gerade. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns jeder einen von den großen Schwimmern als eine Art … Paten suchen?«

Rin tauschte einen Blick mit Haruka.

»Oaks gehört mir«, stellte er gleich mal klar.

Haru zuckte mit den Schultern. »Ich brauche keinen Paten. Ich bin nur hier um nochmal die Staffel mit euch zu schwimmen.«

»Doch, doch Haru-chan. Wir brauchen alle einen.«

»Kannst du mir jemanden empfehlen?«, fragte Makoto aber Rin war nicht in der Lage, sofort zu antworten. Er hatte den Fehler gemacht, ihm einen Moment zu lange dabei zuzusehen, wie er den Eislöffel ableckte. Vanille. Eigentlich überhaupt nicht sein Fall. Aber da hing dieser kleine, unschuldige weiße Rest an Makotos Mundwinkel.

»Rin?«

»Piérre Rousseau«, hörte er sich antworten. Makotos Lippen verzogen sich zu einem dankbaren Lächeln. »Seine Armtechnik ist besonders ausgefeilt.«

»Glaubt ihr, die haben Lust, sich mit uns zu befassen?«, fragte Haru und rührte in der Eispfütze herum, die sich seinem Becher gebildet hatte.

»Werden sie…« Rin riss sich von Makotos Anblick los und fixierte ein anderes Ziel: den blonden Schopf von Oaks. Besser er stellte gleich am ersten Tag klar, dass er kein schwimmendes Schulkind war, sondern ein ernsthafter Sportler.

Er stand auf. Mit lässig in den Hosentaschen vergrabenen Händen und selbstbewusst angehobenem Kinn marschierte er auf ihn zu. Auf seinen Lippen lag die Andeutung eines Grinsens. Sie waren alle aus einem Grund hier. Sie liebten das Schwimmen. Außerdem war er definitiv jemand, den man im Auge behalten musste, auch wenn man sich auf einem Sockel aus Medaillen und Talent stehen sah.

»Hi«, sagte er, als er bei ihm ankam. Oaks lehnte an einem der terrakottafarbenen Pfeiler unter dem Vordach der Terrasse. Seine Augen wurden von den dunklen Gläsern einer Sonnenbrille verborgen. »Rin Matsuoka.«

Sein Gegenüber regte sich nicht sichtbar. »Und?«

»Bist du morgen drüben in der Halle? Ich würde gerne noch an meiner Schmetterlings-Technik feilen und ich brauche jemanden, der einen guten Blick dafür hat, woran ich noch arbeiten kann.«

Irgendwelche Bittgesänge oder anbiedernde Floskeln ließ er gleich bleiben. Wenn man respektiert werden wollte, musste man den Leuten auf Augenhöhe begegnen.

Oaks’ Augenbrauen erhoben sich ein kleines Stück über die Brillengläser. Es war irritierend, seine Augen nicht sehen zu können, aber Rin starrte dennoch eindringlich dorthin, wo er sie vermutete.

»Rin Matsuoka«, wiederholte der Amerikaner dann und klang dabei so, als spräche er den Namen eines exotischen Gewürzes aus, von dem er sich nicht mal sicher war, wie man es buchstabierte. »Glaubst du, ich hätte noch Zeit für mein eigenes Ding, wenn ich jeden Teenager coachen würde, der mich darum bittet?«

»Ich bin nicht-« »Jeder Teenager? Oh, ich wollte deine Gefühle nicht verletzen. Frag doch lieber deine Freunde, die stehen gerne neben dir am Beckenrand und suchen deine Fehler.«

Kälte schoss in seine Augen. Er konnte es so genau fühlen, wie die Wärme der Sonne auf seinen nackten Schultern. Den Impuls, Oaks am Kragen seines Hawaiihemds zu packen und Klartext zu reden, unterdrückte er. Die Fassung zu verlieren würde ihn nur noch mehr in die Schublade pressen, in die Oaks ihn stecken wollte. So blieb es bei einem hörbaren Durchatmen.

»Danke für den Tipp.« Hoffentlich hatte Oaks gute Freunde, die ihm dabei halfen, seine Potenziale zu finden, wenn er von einem nachrückenden japanischen Schwimmer überholt wurde, dessen Freundschaft er dämlicherweise ausgeschlagen hatte.
 

*
 

Seine Schuhsohlen gruben sich bei jedem Schritt tiefer in den feuchten Sand. Das Blut rauschte laut in seinen Ohren, aber er war sich nicht sicher, ob es vielleicht doch eher die Wellen waren, was er da hörte. Nur das harte Klopfen seines Herzens, das direkt gegen seine Rippen zu schlagen schien, war eindeutig. Rin rannte. So schnell, dass die Rufe seiner Freunde kaum bis an seine Ohren drangen. Aber einer von ihnen war lauter, intensiver. Wie immer.

»Rin!«

Er blieb stehen. Seine Schultern hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. Es fühlte sich gut an. Makoto kam neben ihm zum Stehen, stützte die Hände für einen Moment auf die Knie, nach vorn gelehnt, den Kopf leicht gesenkt. Die Haare klebten an seiner Stirn, als er sich nach ein paar Sekunden aufrichtete und ihn anschaute. Schief lächelnd und noch immer außer Puste, schwitzend,… viel zu sexy. Makoto wischte sich mit dem Saum seines Shirts die Stirn ab. Das machte es absolut kein Stück besser.

Rin grinste gequält.

»Du musst echt was für deine Ausdauer tun.«

»Ich dachte eigentlich, ich wäre ganz gut in Form. Aber scheinbar lag ich falsch.« Makoto schmunzelte und wandte dann den Kopf. Eine kühle Brise wehte vom Meer heran und strich ihnen sanft und angenehm über die warmen Gesichter.

»Na, so schlecht bist du nicht… die anderen sind irgendwo auf der Strecke verloren gegangen. Du bist leistungstechnisch also in der oberen Hälfte unseres Teams.«

Makoto lachte leise. »Aber nur weil ich dich die ganze Zeit als Motivation vor mir hatte.«

Einen Moment schwiegen beide. Rin schaute dem Heranrollen der Wellen zu und wie sie den Sand dunkler färbten, wo sie den Strand berührten, bevor sie sich wieder zurückzogen, und die Farbe verblasste, damit es von neuem losgehen konnte. Er war Makotos Motivation?

»Worauf läufst du zu, Rin?«

Die Worte kamen leise und ohne das typische Lachen in der Stimme.

Ich laufe, um zu sehen, ob du mir folgst. Rin wischte sich über die Stirn. »Dieser Oaks… ich will’s ihm zeigen.« Auch das war ein Teil der Wahrheit. Die Herablassung, mit der der Kerl ihn behandelt hatte, hatte ihn den ganzen Tag verfolgt. Dass er jetzt noch nicht an ihn heranreichte, war klar. Aber wenn er jeden Tag hart trainierte und sein Ziel weiter verfolgte, würde er ihn einholen. Und dann würde er ihn überholen. Sie alle.

»Verstehe. Aber der kalte Wind auf der schwitzenden Haut wird uns neue Verspannungen verschaffen, wenn wir Pech haben. Wollen wir langsam zurück?«

»Zum Glück hab’ ich ja dich dafür.« Er nickte. »Na los.«
 

*
 

Der Bezug des Hotelbetts fühlte sich gut auf der frisch abgetrockneten Haut an. Rins Blick folgte Makotos Bewegungen, als er mit einem Handtuch um die Hüften an ihm vorbei zu dem zweiten Bett ging und sich mit dem Rücken zu ihm darauf niederließ um das Handtuch gegen eine Shorts für die Nacht zu tauschen. Rin war sich nicht sicher, ob Makoto vielleicht in der Spiegelung des Fensters sehen können würde, dass er ihm zuschaute, dass er seinen nackten Rücken anstarrte und den einzelnen Tropfen verfolgte, der vom Haaransatz aus an seiner Wirbelsäule entlangperlte, bis hinunter zu seinem knackigen… Rin biss sich auf die Unterlippe. Hoffte er, dass Makoto es bemerkte?

Er seufzte tonlos und zog sich die dünne Bettdecke bis über die Hüften, während er so tat, als würde er ganz entspannt und in Gedanken versunken dasitzen.

»Ich bin echt ausgepowert«, meinte Makoto als er sich das Kissen zurechtklopfte und unter die Decke schlüpfte.

Rin schaltete das Licht aus und schaute zu dem anderen Bett. Draußen waren die Temperaturen zwar abgekühlt, aber hier drin war es so warm, dass man eigentlich gar keine Decke brauchte, dennoch mochte er das Gefühl des Stoffs wenn er sich um seinen Körper schlang. So rollte er sich auf die Seite, während er sich einwickelte und musterte dann seinen Freund. Er hätte müde sein sollen, ja, sein Körper fühlte sich auch so an, aber gleichzeitig wusste er, dass er die Augen noch eine ganze Weile nicht schließen können würde.

»Wir haben die Vorhänge vergessen«, kam es halb gegähnt von drüben.

Das Mondlicht schien auf Makotos Bett und überzog seine nur halb zugedeckte Silhouette mit einem silbrigen Schimmer.

»Stört es dich, wenn wir sie offen lassen?«, fragte Rin leise. »Mir gefällt es irgendwie.«

Makotos silbernes Lächeln verfolgte ihn bis in seine Träume. In denen schob er die Decke von sich und stieg zu ihm ins Bett. Und dann lagen sie dort, schauten sich an, oder gemeinsam nach draußen, ohne dass es sich seltsam anfühlte.
 

*
 

In den nächsten Tagen trainierten sie in der Halle. Nagisa hatte es geschafft, einen netten Brustschwimmprofi für sich aufzutreiben und auch Haru war wohl irgendwie zu einem Mentor gekommen, ohne es unbedingt herausgefordert zu haben. Der Typ stand einfach neben ihm am Beckenrand, als er schwamm und fing an, ihm ganz von selbst Tipps zu geben. Diese Logik schien auf einem Naturgesetz zu beruhen: Wenn Haruka schwamm, dann wurden andere magisch davon angezogen. Sie spürten irgendwie, dass er besonders war. Es war faszinierend, aber gleichzeitig ärgerlich. Scheinbar war Oaks der einzige arrogante Idiot hier.

Rins Kinn ruhte auf seinen Armen, die er auf dem Beckenrand abgelegt hatte. In seine Gedanken vertieft starrte er auf die anderen Schwimmer, die draußen umherliefen, sich unterhielten, sich abtrockneten oder Getränke aus den Automaten zogen. Als Makoto in sein Blickfeld kam, hefteten sich seine Augen automatisch an ihn.

»Such dir doch jemand anderen.«

Er hatte Nagisa bis eben gar nicht bemerkt. Rin schnaubte und wandte sich ihm ein wenig unwillig zu. »Nein.«

»Dann bist du der einzige ohne Mentor.«

»Und? Ich bin ja auch der einzige, der nach der Schule ernsthaft mit dem Schwimmen weitermachen will.« Welche Ironie.

»Gerade deswegen solltest du andere Chancen nutzen. Oder sind die restlichen Profis deiner nicht würdig?« Er stupste ihn mit der Schulter an und grinste.

Aus dem Augenwinkel sah Rin, wie Haru sich zu Makoto gesellte und dieser seine Limo mit ihm teilte.

»Vielleicht ist es andersrum«, murmelte er.

»Was hast du gesagt?«

»Ich werde ihn noch rumkriegen. Das Event ist erst am Samstag.«

»Jason hat erzählt, dass heute Abend ein Barbeque im Hotel stattfindet. Wir sollen uns zu ihm setzen. Wird auf jeden Fall cool, und vielleicht kannst du da noch mal mit Oaks reden. Wenn er ein paar Drinks hatte, stehen deine Chancen vielleicht besser.«

»Ja und vielleicht gebe ich ihm auch noch einen Lapdance, damit er bessere Laune hat«, erwiderte er sarkastisch.

»Sag Bescheid, wenn’s losgeht, damit ich es für Youtube aufnehmen kann.«
 

*
 

Die bunten Lichter der Partylaternen schwammen im Wasser des Pools wie hunderte kleine Fische. Eine Band spielte Musik und wechselte sich mit Zauberkünstlern und Akrobaten bei der Unterhaltung des Publikums ab. Alle waren gut gelaunt, nippten an ihren Drinks, holten sich eine zweite oder dritte Runde vom Buffet oder vom Grill, oder wagten sich gar in den kleinen Bereich, der zum Tanzen vorgesehen war.

Rin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nippte an seinem Cuba Libre. Sein Blick glitt betont lässig zwischen den Schwimmern hin und her. Jason Fawkes, Nagisas Bekanntschaft, erzählte eine Anekdote nach der anderen und schien immer mehr zu reden, je mehr Alkohol er in sich reinkippte. Neben ihm saß Antonio Perez, Harukas neuster Fan, der im Gegensatz dazu eher der schweigsame Typ war, die Zaubereinlagen allerdings hibbelig wie ein kleines Kind verfolgte.

Und dann war da noch…

»Hey Makoto, mir kam vorhin eine super Idee, wie wir deine Technik bis Samstag noch verbessern können.« Rosseau stand hinter den Stühlen, hatte den Arm über Makotos Lehne gelegt und beugte sich zu ihm herunter, um direkt in sein Ohr zu sprechen. Rin zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich unwillkürlich ein Stück nach vorne, stellte das Glas auf dem Tisch ab. Sein Blick klebte an Rosseaus Lippen, die so verboten nahe an Makotos Ohren Worte sprachen, die er nicht hören konnte. Geheime, intime Worte die nur den beiden gehörten, die ihn ausschlossen. Eins wurde Rin in diesem Moment klar: Er hasste den Typen. Er war an Oaks vorbei auf Platz Eins der Liste von Schwimmern geschossen, denen er unbedingt zeigen musste, wer er war.

Das Blut in seinen Adern schien sich um einige Grad erhitzt zu haben und erst als Rosseau sich wieder aufrichtete und der Sicherheitsabstand zwischen ihm und Makoto wieder hergestellt war, konnte er wieder richtig einatmen.

»Die Staffel am Samstag einfach nur so zu schwimmen ist doch langweilig oder?«, fragte er unvermittelt in die Runde.

Natürlich, schwimmen war nett und so, aber ohne Gegner würde sich keiner von ihnen richtig Mühe geben und vor allem würden sie so auch keinen Eindruck hinterlassen.

Noch bevor irgendeiner seiner Freunde etwas dazu sagen konnte, stand Rin so schwungvoll auf, dass der Stuhl fast hinter ihm wegkippte. Er hatte einen Entschluss gefasst und der strahlte jetzt aus jeder seiner Bewegungen, aus jedem Schritt den er auf Oaks’ Tisch zu tat. Mit seinem halbvollen Drink in der Hand bückte Rin sich zu Oaks herunter, wie es zuvor Rosseau bei Makoto getan hatte. Nur waren ihm bei dieser Aktion deutlich mehr Augen sicher - alle schienen ihn zu beobachten und es war ein rasend gutes Gefühl, ihre Blicke zu spüren.

Rin blieb cool, obwohl noch immer eine gewisse Wut durch seine Adern schwappte. Ein Schluck Cuba Libre spülte das Gefühl zuverlässig fort und ließ nur Selbstbewusstsein in seiner Stimme zurück.

»Schwimmst du am Samstag die Staffel gegen mich und meine Freunde, oder hast du Angst, von ein paar Teenagern geschlagen zu werden?«



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