The Future Past von soundinsilence ================================================================================ Kapitel 1: Midgar ----------------- Zu viele Stimmen und zu viele Blicke drangen auf mich ein, als ich erwachte und in den Himmel über Midgar blickte. Ich lag auf dem warmen Asphalt und die Zivilisten um mich herum beobachteten mich aufmerksam. Als ich mich aufrichtete flammten Schmerzen in meinem Kopf auf, wie ich sie noch nie gespürt hatte. Urgh...Bei Ifriths haarigen Eiern… Vorsichtig massierte ich meine Schläfen mit Zeige- und Mittelfinger meiner Hände und ein leises Lachen entfuhr mir. Diese Gedanken waren definitiv ein Zeichen dafür, dass ich zu viel Zeit mit Reno verbracht habe. Vielleicht lag es auch an Cids Ausdrucksweise. Nein, Renos Einfluss. Definitiv Reno. Nachdem der Schmerz sich etwas abgeschwächt hatte, erhob ich mich gänzlich vom Boden und blickte mich um. Wenn dies das Leben nach dem Tod war, dann fragte ich mich ernsthaft wieso ich nicht in Banora oder Wutai gelandet bin. Jeder Ort wäre besser als Midgar. Die Details erstaunten mich allerdings. Alles wirkte so real. Als wäre ich in der Zeit zurück gereist und würde durch das alte Midgar wandern. Die gleichen Leuchtreklamen. Der ShinRa Turm im Hintergrund. Es war so, wie ich es in Erinnerung hatte, vor den Ereignissen von Meteor. Während ich mich weiterhin umsah, tastete ich über meine Sachen und suchte nach vertrauten Dingen. Vielleicht hatte ich etwas mitnehmen können, aus meinem jenseitigen Leben. Überraschenderweise fand ich das Holster und meine Pistole an ihrem üblichen Platz unter meiner Jacke. Als ich an mir hinab sah, erkannte ich schwarze Springerstiefel, eine schwarze Anzughose und die dazu passende Jacke. Um das Ganze noch abzurunden, holte ich aus der Innentasche der Jacke meine ShinRa ID-Karte. Das hier ist die Hölle. “Yo, Hana! Ich hab’ auf dich gewartet.” Wenn man vom Teufel spricht, kommt er angelatscht. Oder wie sagt man so schön? Vor mir stand Reno in all seiner Herrlichkeit und grinste mich schief an. Ich hingegen starrte ihn überrascht an. “Was?” Sehr intelligente Antwort von mir, ich weiß. Allerdings war mein Gehirn in diesem Moment nicht so ganz in Topform und vollkommen überfordert mit der Situation. Ja, Reno hatte im 7th Heaven angerufen und Tifa gesagt, dass er sich mit mir treffen wolle. Also bin ich zum Treffpunkt gefahren und habe dort nicht Reno, sondern Tseng angetroffen, der mich erschossen hat. Wieso zum Henker war Reno dann hier?! Und wieso sieht er so verdammt jung aus?! “Bosschen hat uns losgeschickt In Sektor 8 unsere Runden zu drehen. Rude ist mit was andrem beschäftigt, deswegen hat er dich mir zugeteilt, yo.” Seine Antwort half mir nicht wirklich weiter. Bosschen? Meint er damit ernsthaft Rufus? Aber das konnte nicht sein. Das alles machte keinen Sinn. Ich bin tot. Mein lebloser Körper sollte auf dem kalten Asphalt liegen. Meine Seele sollte im Lebensstrom auf Angeal treffen. So hatte ich es zumindest erwartet. Deswegen hatte ich mich nicht dagegen gewehrt. Weil ich es wollte? War ich so verzweifelt? Nein, das… “Yo, Hana. Was’n los mit dir?” Ich hatte Reno vollkommen ausgeblendet und nur seine Hand auf meiner Schulter hatte mich wieder zurück in die Gegenwart geholt. Er sah mich an, als wäre es nicht sein erster Versuch gewesen mich anzusprechen. “Welcher Tag ist heute?” Es war mir möglich ihm seine Verwirrung anzusehen. “Mittwoch?!” Ich schüttelte aufgeregt den Kopf und wedelte mit der Hand. “Nein, ich brauche ein Datum. Das Datum von heute.” “10. August 2000. Bist heute morgen wohl mit’m falschen Fuß aufgestanden, was?” 10. August 2000? Das sind nur wenige Tage bevor Genesis beim Training verletzt wird. Mein Blick ging förmlich durch Reno hindurch. Ich war in der Vergangenheit. Ich war wieder ein Turk. “Ja, muss ich wohl”, antwortete ich schon fast automatisch. ______________________________________________________________________________________________ Wir machten unseren Rundgang. Reno plapperte fleißig drauf los, während ich nur die nötigen Bemerkungen machte und so tat als würde ich zu hören. Das war mir während meiner Zeit als Turk in Fleisch und Blut übergegangen. Reno konnte manchmal ohne Punkt und Komma reden und musste dabei kaum Luft holen. Normalerweise hätte mich das Ganze schon zur Weißglut getrieben. Aber das war keine normale Situation. Ich sollte nicht hier sein. Zumindest nicht mit dem Wissen, dass ich über die bevorstehenden Ereignisse hatte. Da der Tag bereits sehr weit vorangeschritten war, als wir unsere Runde ohne Zwischenfälle und ohne auf Avalanche zu treffen beendeten, ging ich direkt zum Aufzug und machte mich dann auf den Weg in mein Büro. Ich musste sicher gehen, dass Reno mir das richtige Datum genannt hatte und ich müsste wissen, ob der Vorfall mit Genesis nicht doch schon passiert war. In dieser alternativen Realität konnte schließlich alles anders sein. Ja, ich hatte in diesen kurzen Stunden angefangen dieses ganze Ereignis als alternative Realität zu bezeichnen. Auf dem Weg in mein Büro hatte ich das Glück niemandem weiter zu begegnen. Zumindest niemandem mit dem ich reden musste. Die einzigen Interaktionen bestanden aus respektvollem Kopfnicken. In meinem Büro loggte ich mich sofort in die ShinRa Datenbank ein und musste feststellen, dass Reno nicht gelogen hatte. Wieso auch? Er hatte ja gar keinen Grund. Für ihn war noch alles beim Alten. Sie waren alle noch Freunde. Familie, sogar. Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken und schloss die Augen. Ich bin in der Vergangenheit. Mit dem Wissen, was geschehen wird. Ich stöhnte genervt, als es an meiner Tür klopfte und hob den Kopf als diese geöffnet wurde und Tseng in mein Büro trat. Der junge Tseng. Mit Zopf. Der Unschuldige. So sah er in meinen Augen aus. “Reno sagte du hast dich merkwürdig verhalten.” Mag sein, aber das hat er garantiert nicht dir, sondern Rude erzählt. “Machst du dir Sorgen um mich, Tseng? Ich hatte nur einen miesen Tag. Kopfschmerzen und dergleichen.” Ich sah ihn nur kurz an, ehe ich meinen Blick wieder auf den Bildschirm vor mir richtete. Während ich nach Genesis’ Akte suchte, stellte sich Tseng vor meinen Schreibtisch und blickte mich aus seinen braunen Augen an. “Mach für heute Schluss. Morgen ist ein neuer Tag.” Ich murrte mein Verständnis und las die Akte über Genesis. Es gab noch keinen Eintrag über die Verletzung und es war auch nichts über die Beschädigung des Trainingsraums zu lesen. Das heißt ich hatte noch Zeit. Nur wie lange? “Gute Idee. Ich bin dann weg für heute. Du weißt ja, wo du mich findes”, meinte ich als ich aufstand und an ihm vorbei zur Tür ging. Die Tatsache, dass Tseng mir nicht folgte, blieb von mir unbemerkt. _______________________________________________________________________________________________ Mit meiner ID-Karte öffnete ich die Tür zu meinem Appartement und vernahm sofort einen sehr angenehmen Duft. Es roch nach Essen. Nach sehr gutem Essen. Vorsichtig bahnte ich mir einen Weg durch den Flur und das Wohnzimmer in die offene Küche. Jemand stand in meiner Küche und kochte. Ich war wie erstarrt, als ich erkannte wer dort stand. In der Verwirrung und der Aufregung des Tages hatte ich vollkommen vergessen, dass ich eine Art Beziehung mit jemandem aufgebaut hatte. Und dieser jemand war niemand anderes als First Class SOLDIER Angeal Hewley. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)