Unerkannt von Pei-Pei ================================================================================ Kapitel 2: „Nenn mich ruhig leichtgläubig, - aber ich denke nicht, dass es Zufall ist, dass ich nach dir suchen sollte.“ – „Wie willst du es dann nennen?“ ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ~ Dunkel sind die Wege, die das Schicksal geht. ~ ***** Mit müden und noch tapsigen Schritten trat er aus dem Schlafzimmer heraus auf den Licht überfluteten Flur. Brummig kniff er seine Augen zusammen, zwinkerte mehrmals, bevor er sich an die Helligkeit gewöhnte. Sein Körper schrie danach, umzudrehen und sich wieder ins Bett zu legen. Was er auch sofort getan hätte. Doch die Problematik bestand darin, dass er keinen Schlaf finden würde. Die ganze vergangene Nacht über war er nicht in der Lage gewesen zu schlafen. Und Schuld an all dem war dieses verdammte Weib! Wie ein Geist spukte sie in seinen Gedanken. Nach mehrmaligen hin und her werfen und unzähligen Wutausbrüchen war dem Hanyo schließlich eingefallen, woher er ihren Familiennamen kannte. Der Higurashi-Clan. - Eine Familie, die über starke spirituelle Kräfte verfügte. Der Clan war einst ein Teil der Allianz, wurde jedoch vor über 100 Jahren von Yokai ausgelöscht. Soweit er wusste, gab es damals keine Überlebenden. Hatte sie ihm also einen Bären aufbinden wollen? Er knurrte kurz auf, verzog seinen Mund zu einem Gähnen. Für Inu Yasha war es reine Zeitverschwendung weiter über diese Shuryoka zu sinnieren. Schließlich würde er sie niemals in seinem Leben wiedersehen. Also beschloss er, sich wieder mit den wichtigen Dingen des Lebens zu befassen. Der angenehme Geruch von Kaffee stieg ihm in die Nase, je weiter er sich der Küche näherte. Die Flüssigkeit, nach der sich sein Körper bereits sehnte, die er jetzt dringend benötigte, um endlich richtig wach zu werden. Ein lieblicher Duft gesellte sich dazu, umschmiegte ihn. Genüsslich streckte er sich, sog den Duft intensiver ein. Es kam ihm gerade so vor, als würde er inmitten einer Wiese voller Wildblumen stehen, auf die sanft die Sonne hinab…… Moment! Seine Augen rissen auf. Wieso war die Kaffeemaschine an? Schlagartig war die Müdigkeit, die gerade noch in seinen Knochen festsaß, verflogen. Dieser Geruch! Er hatte den gleichen gestern Abend bereits wahrgenommen - an ihr! Das war eindeutig ihr Geruch! Aber was zum Teufel suchte ihr Geruch in seiner Wohnung? Und was noch viel wichtiger war, wie war sie hier überhaupt reingekommen? Seine Stimmung, die sich gerade wieder angehoben hatte, sank rapide ab, je näher er der Küche kam, je stärker der Geruch wurde. An der Tür stoppte er und blickte fassungslos auf die junge Frau, die am Küchentisch saß, vor ihr eine Tasse Kaffee. „Guten Morgen, Inu Yasha!“, flötete Kagome, begann zu lächeln. Die Augen des Angesprochenen verdunkelten sich, schienen seine Gegenüber förmlich durchbohren zu wollen. Kagomes Lächeln wurde breiter. „Kaffee?“ Elegant erhob sie sich, griff nach einer weiteren Kaffeetasse, schenkte den anscheinend immer noch leicht aus der Fassung geratenem Hanyo ein, ließ sich dann wieder auf dem von ihr ausgesuchten Platz nieder. Inu Yasha hatte sich noch keinen einzigen Zentimeter bewegt. So etwas hatte selbst er noch nicht erlebt. Und er konnte mit gutem Gewissen sagen, dass er bereits seit einiger Zeit unter den Menschen lebte. Er war schlichtweg von ihrer Dreistigkeit überrumpelt. „Wenn du dich jetzt nicht bald setzt, wird dein Kaffee kalt.“ Die Augenbraue des Hanyo begann gefährlich zu zucken, was von Kagome mit Amüsement wahrgenommen wurde. Sie war überrascht, dass er derzeit noch so ruhig blieb. Hatte sie ihn vielleicht falsch eingeschätzt? Nachdem sie sich jedoch noch einmal genauer seinen Gesichtsausdruck betrachtete, schien es doch der Überraschungseffekt zu sein, der ihm derzeit zu schaffen machte. Eine weitere Minute verstrich, ehe der Hanyo näher an sie heran trat, wütend von oben auf sie hinab sah. Ein Knacken, was von seinen Handknochen zeugte, erklang, bevor die Stille wieder zurückkehrte, die nur von dem leisen Gurren der Kaffeemaschine unterbrochen wurde. „Anscheinend habe ich mich gestern Abend nicht deutlich genug ausgedrückt.“, knurrte er. „Oh doch, das hast du. Ich habe verstanden, dass ich dir nicht noch einmal in die Quere kommen soll.“ Seine nächste Frage konnte sie aus seinen Augen ablesen, weshalb sie zugleich fortfuhr. „Bedauerlicherweise kann ich dir diese Bitte nicht erfüllen.“ „Ach ja, und wieso nicht?“, kam es gereizt seitens des Hanyo. „Hättest du mir gestern Abend zugehört, wüsstest du es bereits und hättest dir keine schlaflose Nacht um die Ohren hauen müssen.“, antwortete sie keck. Was? Was wollte sie ihm jetzt damit sagen? Sah er so schrecklich aus? Er bemerkte von neuen ihren musternden Blick. Die bis jetzt vor sich her lodernde Wut, glühte auf, sprühte in seine Augen Funken. Denn gerade war ihm aufgefallen, dass er die wichtigste aller Fragen überhaupt noch nicht gestellt hatte, daher: „Woher weist du, wo ich wohne? Und wie kommst du überhaupt hier rein?“ „Shippo-chan ist ein wirklich sehr hilfsbereiter Kitsune und so knuffig.“ Ein vielsagendes Lächeln schlich über ihre Lippen, bevor sie an ihrer Kaffeetasse nippte. Inu Yasha überkam das Gefühl sein Mund würde offenstehen. Gedanklich verfasste er bereits ein Memo an sich selbst, Shippo um die Ecke zu bringen. Was fiel diesem verdammten Kitsunen ein, Hinz und Kunz Zugang zu seiner Wohnung zu verschaffen? Was war der den für ein Wächter? Pah. Ebenso musste er entsetzt feststellen, dass er von dieser Leistung beeindruckt war. Noch niemand hatte sich ohne seine Einwilligung Zugang zu seiner Wohnung verschaffen können. Und vor allem ohne jegliche Gewalt. „Und um auf deine weitere Frage zurückzukommen. Auch wenn du recht medienscheu bist, gehörst du doch zu den begehrtesten Junggesellen in ganz Tokio. Wenn man weiß, wo und wie man suchen muss, ist es ein leichtes, die benötigten Informationen zu bekommen. Ebenfalls solltest du das Internet nicht unterschätzen.“ Gemütlich lehnte sie sich zurück, blickte ihm abwartend entgegen. „Keh.“, war Inu Yashas einziger Kommentar hierauf. Wie er diesen modernen Mist in der derzeitigen Situation verabscheute. Ein Grummeln seinerseits drang leise an Kagomes Ohren, bevor er sich endlich setzte, nach der Kaffeetasse griff. Jetzt völlig ruhig glitten seine Augen von neuem über Kagome. Diese hielt seinem eisigen Blick stand, schwieg, wollte auf den nächsten Schritt seinerseits warten. Inu Yasha hingegen überlegte derzeit was er tun sollte. Kam zu dem Entschluss, sich anzuhören, was sie von ihm wollte. Dies würde weitaus weniger Aufsehen erregen, als wenn er sie jetzt gleich mit roher Gewalt hinauswerfen würde. Beschlich ihn doch zugleich das Gefühl, dass sie sich wahrscheinlich nicht so einfach abfertigen lassen würde. Also wählte er, aus seiner Sicht, das kleinere Übel. Er konnte sie danach immer noch hochkant aus der Wohnung werfen. „Also gut. Dann sag, was du willst.“ Er lehnte sich zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen. Kagome nickte, packte fest nach der Tasse, die vor ihr stand. Sie wusste, jetzt musste sie ihn überzeugen. Eine weitere Möglichkeit würde sich nicht ergeben. „Ich weiß, dass du nach dem Shikon no Tama suchst, Inu Yasha.“ Dessen Augen weiteten sich unmerklich, eine Spur von Überraschheit legte sich hinein. Woher wüsste sie davon? Er hatte es bisher geheim gehalten. Nicht einmal Sesshomaru wusste, dass er Hinweise auf das Shikon no Tama gefunden hatte. Woher also wusste sie davon? Kagome wartete einen Moment, beobachtete angespannt das Minenspiel des Hanyo, das in diesem Moment so unergründlich war, wie der tiefe Ozean. Schnell befeuchtete sie sich noch einmal die Lippen. Sie würde ganz am Anfang beginnen. „Während der Verfolgung eines Yokai, dem ich schon seit Wochen auf der Spur war, bin ich zufällig auf das hier gestoßen.“ Zugleich zog sie ein kleines zerfleddertes Buch aus ihrer Tasche, legte es behutsam auf den Tisch. Inu Yasha erkannte sofort, dass dieses Buch mehrere Jahrhunderte alt war, nahm den leicht staubigen Geruch, der von diesem ausging wahr. Die Miko legte ein zweites Buch daneben. Ein Notizbuch, schloss der Hanyo dem Aussehen nach. Allerlei farbige Notizzettel prangten seitlich hinaus, deuteten hier und da auf etwas Wichtiges hin. Er musterte beide Gegenstände kurz, blicke dann wieder zu Kagome hinüber. „Ich wollte ihn nachts endlich festsetzen. Um mir die Warterei auf die Nacht zu verkürzen, beschloss ich, der Altstadt des kleinen italienischen Dorfs, in dem ich mein Lager bezogen hatte, einen Besuch abzustatten, bevor ich nachts wieder auf die Jagd gehen würde. Ich muss sagen, dass mir der kleine Laden, der etwas abgelegen in einer schmalen Gasse lag, überhaupt nicht aufgefallen war. Ich bin einfach aus einem Impuls heraus in die Gasse gelaufen und dabei auf das antike Ladenschild gestoßen, das über der Eingangstür hing. Meine Neugier war geweckt. Ich betrat den Laden, begann zu stöbern und fand auch einige sehr interessante Bücher. Ich war richtig entzückt. Ich war auf eine kleine Goldgrube gestoßen.“ Inu Yasha wollte seinen Mund öffnen, doch Kagome stoppte ihn mit einer Handbewegung. „Ich komme gleich zu dem Punkt.“ Sie räusperte sich kurz. „Als ich die Bücher bezahlen wollte, spürte ich plötzlich einen schwachen Windhauch, weshalb ich mich umsah. Es war merkwürdig, ich war umgeben von hohen Bücherregalen. Türen und Fenster waren verschlossen. Ich konnte es mir daher nicht erklären. Ich drehte und wendete mich in alle Richtungen, doch ich konnte nichts ausmachen. Also griff ich meine vorherige Absicht wieder auf, wandte mich erneut zum Gehen, als ich erneut diesen leichten Windhauch spürte und dieses Mal konnte ich auch die Richtung deuten, aus der er gekommen war. Kaum, dass ich die Richtung einschlug, zog es mich direkt zu einem Stapel alter Bücher, der in der hintersten Ecke des Ladens auf einem Tisch aufgebaut worden war. Ohne zu überlegen habe ich meine Hand ausgestreckt und dieses Buch aus dem Stapel von Büchern ausgesucht. Warum ich das tat, kann ich mir bis heute nicht genau erklären.“ Für einen winzigen Moment tauchte Kagome wieder in diesen Moment ein. Sah, wie sie vorsichtig über den aufwendig gestalteten Ledereinband, tupfte. Wie ihre Augen fast ehrfürchtig über die filigran gearbeiteten Linien gewandert waren. „Ich habe das Buch geöffnet und sah nur leere Seiten, bis sich alles darin begann zu verändern. Japanische Schriftzeichen erschienen, füllten plötzlich jede einzelnen Seite davon. Ich wusste nicht, wie das möglich war. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Die Begeisterung war ihr deutlich anzusehen. „Als ich den Händler nach dem Buch befragte, meinte er, dass es sehr alt wäre. Er habe es aufgrund des Einbandes damals erstanden, da die Seiten ja leer seien. Ich beschloss es mitzunehmen und dem Vorkommnis auf den Grund zu gehen. Zurück in meinen Hotelzimmer begann ich dann zu lesen….. Oder besser gesagt, habe ich begonnen zu übersetzen, was nicht so einfach war. Denn dieses Buch wurde in dem Miyako-hōgen (Miyako-Dialekt), einer der Dialekte der Ryūkyū-Sprachen geschrieben, die es seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr gibt. Zunächst machte es den Anschein, dass es sich nur um das Tagebuch eines Wandermönchs mit dem Namen Miyatsu handelt, der von den Ryūkyū-Inseln stammte. Nichts Interessantes. Doch dann stieß ich auf die Geschichte des Shikon no Tama.“ „Wie meinst du das?“ Sie wusste, dass sie nunmehr Inu Yashas vollkommene Aufmerksamkeit errungen hatte. Kagome griff nach ihrem Notizbuch, schlug eine Seite auf, und schob es zu Inu Yasha hinüber. „Miyatsu-sama hat aufgeschrieben, was mit dem Shikon nach dem Kampf Midorikos mit dem Yokai geschehen ist. Der Shikon ist damals nicht einfach verschwunden, wie es in der Legende heißt. Er blieb weiterhin auf unserer Welt.“ Kagomes Stimme überschlug sich fast. Inu Yasha überflog die Seite, las ihre Querverweise. Es stimmte also tatsächlich. Schnell sah er wieder auf. Kagome konnte erkennen, dass er Feuer gefangen hatte. „Was hat dieser Hoshi damit zu tun?“ „Er gehörte einem Art Geheimbund an.“ „Geheimbund?“ Sie nickte. „Ja. Sie nannten sich aibo no shinjitsu.“ „Träger der Wahrheit!“, wiederholte der Hanyo leise. Er war diesem Namen bereits begegnet. Der endgültige Beweis. Kagome betrachtete ihr Gegenüber schweigend; fragte sich, was er bereits wusste. Inu Yasha hob leicht seinen Blick, deutete ihr so an, dass sie weitersprechen sollte. „In der Legende heißt es, dass das Juwel demjenigen, der es in den Händen hält, alle Wünsche erfüllt. Doch der Mönch schreibt, dass das Juwel nur Unglück über den Träger und die Welt bringt. Das es....“ „Böse sei.“, beendete Inu Yasha ihren Satz. Kagome bestätigte durch ein Nicken, bevor „Woher weiß du das?“ „Von einem alten Mann.“ Die Miko hob fragend ihre Augenbrauen an. „Ich war auf der Jagd. Du musst wissen, dass in Chūō in letzter Zeit die Yokai-Übergriffe erheblich gestiegen sind. Ich habe schon seit einiger Zeit die Spur von Juromaru und Kageromaru verfolgt. Doch sie waren mir immer einen Schritt voraus. Wie in dieser Nacht. Als ich ankam, war das Haus von Kurahashi Kouhei vollständig verwüstet worden.“ „Kurahashi Kouhei? “ „Du kennst ihn? „Natürlich. Nur, weil ich nicht in Japan lebe, heißt das nicht, dass ich bekannte Persönlichkeiten Japans nicht kenne. Er war einer der bedeutendsten Historiker unserer Zeit. Aber soweit ich gelesen habe, war es ein Überfall.“ „Danach sollte es aussehen. In Wahrheit ist er ermordet worden.“ „Aber aus welchem Grund?“ „Es muss mit dem Shikon no Tama zusammenhängen.“ „Aber wie?“ „Er wusste von dem Juwel, Kagome.“ Erstaunen legte sich in das Gesicht der Shuryoka. „Als ich ihn fand, war er noch am L.“ Inu Yasha kam es augenblicklich so vor, als würde er an diesen Ort zurückkehren. Er hörte Kouheis krächzende Stimme in seinem Ohr. „Als ich mich über ihn beugte, begann er sofort zu sprechen. Er meinte, der Zauber sei gebrochen und es müsse verhindert werden, dass das Shikon in die Hände des Bösen fallen würde, denn dann würde die Bosheit im Juwel endgültig siegen. Dann meinte er noch: "Zu spät - Finde die anderen Träger"; das war das Letzte, was er sagte, bevor er starb.“ Kagomes Augen weiteten sich. „Träger!“, wisperte sie, bevor sie nach ihren Notizen griff, begann darin hektisch zu blättern. Inu Yasha betrachtete diese Reaktion verwundert. „Könnte es das wirklich sein?“, murmelte die Miko, während ihre Augen über eine Seite des Buches flogen. „Kagome?“ „War er tatsächlich einer von ihnen?“, stieß sie hervor. „Was?“ „Kurahashi Kouhei. Er war eventuell einer der Hüter! Ich kann es nicht glauben.“ Ihre Hände zitterten. Schnell umfasste sie das Buch fester. Inu Yasha war bereits dabei seinen Mund zu öffnen, erneut nachzufragen, was sie damit meinte, doch Kagome begann wieder zu sprechen. „Da die Mönche wussten, dass das Juwel böse war, haben sie versucht, es zu vernichten. Aber irgendetwas ist dabei schief gelaufen.“ „Irgendetwas schief gelaufen?“, wiederholte Inu Yasha. Kagome nickte, biss sich auf die Lippen. „Ja, aber was genau, kann ich dir leider auch nicht sagen.“ Ihren Missmut über diesen Umstand, konnte sie nicht verbergen. „Es fehlen an einigen Stellen Seiten. Es sieht ganz so aus, als seien sie herausgerissen worden.“ „Also wollte jemand verhindern, dass der Grund dafür ans Licht kommt.“, schlussfolgerte der Hanyo. „Vermutlich.“, stimmte Kagome zu. „Nur auf einer Seite ergibt sich ein Hinweis darauf. Kagome schlug die Seite auf, die sie sich markiert hatte, gab wieder, was noch auf dem kleinen Überbleibsel zu entziffern gewesen war. „Die Situation ist eskaliert. Wir müssen – Das war es auch schon. Danach fehlen besagte Seiten.“ „Und wie kommst du jetzt darauf, dass der Alte einer von ihnen war?“, wollte Inu Yasha wissen. Er sah keinen Zusammenhang. „Der Versuch das Juwel zu zerstören scheiterte und das Juwel zerbarst in vier Teile. Wieso kann ich dir leider auch nicht sagen.“ „Fehlende Seiten.“ „Ja. Noch mehr fehlende Seiten. Ich konnte mir noch zusammenreimen, dass sie anscheinend fliehen mussten. Das ergibt sich aus den darauffolgenden Seiten. Sie flohen mit den Bruchstücken und versiegelten sie in vier Gegenstände. Vier Mönche erhielten den Auftrag die Gegenstände in ganz Japan zu verstreuen. Durch einen mächtigen Zauber sollten diese niemals wiedergefunden werden. Mit Aussprache des Zaubers wurde jedoch nicht nur die Macht des Shikon versiegelt, sondern es verschwanden zugleich noch alle Aufzeichnung, die es jemals über den Verbleib des Shikon gegeben hat.“ „Die Träger.“, gab Inu Yasha schlussfolgernd von sich. Das war die Antwort. „Und so wurde aus der Wirklichkeit eine Legende.“ Aber wenn das der Wirklichkeit entsprach, dann würde das bedeuten, dass…. „Er im Besitz eines Shikon no Kakera war.“, murmelte der Hanyo unverständlich. Das hatte der alte Mann also mit „zu spät“ gemeint. Sein Blick schweifte wieder zu Kagome. Eine Frage blieb noch offen. Um den Verbleib des Kakera musste er sich keine Gedanken machen. Er wusste bereits, wer diesen nun besaß. “Er sagte noch, dass der Zauber gebrochen sei, aber wodurch wurde der Zauber gebrochen?“ „Das weiß ich leider nicht.“ Die Miko zuckte mit ihren Schultern. „Vielleicht war dieser Zauber nicht für die Ewigkeit?!“, fügte sie ratlos hinzu. Inu Yasha nickte leicht. Vielleicht entsprach diese Vermutung tatsächlich der Wahrheit. Aber was, wenn nicht?! Aus den Informationen, die er bis jetzt erhalten hatte, ging hervor, dass die Mönche nichts mehr fürchteten, als dass das Juwel wieder zusammengefügt wird. Also musste der Zauber mächtig gewesen sein, sehr mächtig sogar, wenn er die ganzen Jahrhunderte über bestand hatte. Aber was für einen anderen Grund konnte es sonst geben? „Was ist mit dem Ladeninhaber? Konnte er dir etwas über den vorherigen Verbleib sagen.“ Kagome schüttelte den Kopf. „Leider nein. Wie bereits gesagt, habe er das Buch wegen des Einbandes gekauft. Er hat es zufällig irgendwann in einer Kisten auf einem Trödelmarkt gefunden.“ „Und was ist mit dem Mönch selbst?“ „Nichts.“ Skepsis legte sich in Inu Yasha Blick. Grübelnd nahm er das Buch in seine Hände, begutachtete es noch einmal. Diese Sache war äußerst merkwürdig. Warum war dieses Buch nicht mehr im Besitz der aibo no shinjitsu? Er persönlich hätte dafür gesorgt, dass solche Informationen niemals in fremde Hände gerieten, trotz des Zaubers. Was war damals geschehen? War es ihnen abhandengekommen? Er stand vor einem Rätsel. Der Hanyo konnte sehen, riechen, dass das Buch alt war. Folglich konnte er daraus schließen, dass es bereits über die Jahrhunderte hinweg mehrere in den Händen hielten. Und nie war irgendetwas geschehen. Nie – bis sie gekommen war. Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr hinüber. Nach Kagome Erzählung wirkte es auf ihn, als hätte das Buch nur auf Kagome gewartet. Das klang völlig absurd. Aber wie sollte er es sich sonst erklären. Lag es vielleicht an ihren spirituellen Fähigkeiten? Weil sie die erste Miko gewesen war, die dieses Buch seit langer Zeit wieder in Händen hielt? Sollte das der Auslöser für den Bruch des Zaubers gewesen sein? Sollte es wirklich so simpel sein? Er blickte ihr direkt ins Gesicht. „Sag mir, Kagome, wann war das?“ Diese sah ihn leicht irritiert an. „Wann hast du dieses Buch gefunden?“ „Das war vor etwa drei Wochen.“ Inu Yasha Blick huschte zu dem Kalender, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Der 20. April. Ein Tag später hatte Kurahashi Kouhei sein Leben verloren. Also konnte er davon ausgehen, dass durch diesen Fund tatsächlich der gesamte Zauber gebrochen worden war. Aber wie konnte es sein, dass eine Miko eine solche Auswirkung auf einen derart mächtigen Zauber haben konnte?! Während er hierüber sinnierte, fiel ihm noch etwas anderes ein. „Gestern Abend hast du gemeint, du warst auf der Suche nach mir.“ Kagomes Augen wichen scheu zu Seite, sie faltete ihre Hände, begann diese zu kneten. „Bitte, halt mich nicht für verrückt.“ Aufgrund dieser Aussage hob Inu Yasha doch etwas erstaunt seine linke Augenbraue an. „Nachdem ich mit der Übersetzung so weit war, habe ich entschieden, noch nach weiteren Hinweisen zu suchen. Ich wollte einfach auf der sicheren Seite sein. Auch wenn ich das Buch in meinen Händen hielt, konnte ich es irgendwie dennoch nicht richtig glauben. Doch schon während der Tage, an denen ich an der Übersetzung saß, überfiel mich eine merkwürdige innere Unruhe. Ich konnte sie mir nicht erklären, versuchte sie zu ignorieren. Aber je mehr ich diese ignorierte, desto stärker wurde sie. Und dann plötzlich spukte dein Namen in meinem Kopf herum. Man konnte sagen, es kam über Nacht.“ Okay, jetzt verstand er ihre Aussage zu Beginn. Das klang wirklich verrückt. Genauso verrückt wie die Aussage mit der gemeinsamen Suche, die sie gestern Nacht ihm gegenüber traf. „Selbst ich habe anfangs gedacht, dass ich überschnappe. Bis ich herausfand, dass es dich wirklich gibt. Dass du ein Shuryoka bist und in Tokio lebst“ Ihre Anspannung war nicht zu übersehen. Ihre Zunge fuhr erneut über ihre Lippen, vertrieb die dort herrschende Trockenheit. „Eigentlich wollte ich nicht nach Japan zurückzukehren. Zumindest noch nicht.“ Irgendetwas in ihrer Stimmlage ließ Inu Yasha aufhorchen. Für Sekunden verlor ihre Stimme an Kraft verloren. Er sagte jedoch nichts, lauschte weiter den Worten. „Doch war ich mir sicher, dass ich nur dadurch weiteres erfahren würde.“ Zum ersten Mal, seitdem sie dieses Thema anschnitt, sah sie wieder zu Inu Yasha, sah in dessen Augen. Und in diesem Moment konnte er sich der Faszination, die sie umspielte, nicht entziehen. Er spürte, wie sich sein Herzschlag minimal beschleunigte. Er drohte den Faden zu verlieren, räusperte sich daher kurz. „Und wie hast du herausgefunden, dass ich ein Shuryoka bin?“ Er musste über seine eigene Fragestellung schmunzeln, was Kagome mitriss. „Sagen wir es mal so; ich habe eine Quelle gefunden, der ich zu 100 Prozent vertrauen kann.“ Mehr würde sie nicht verraten. Inu Yasha nickte. Er war bereit, diese Aussage zunächst einmal so stehenzulassen, schließlich hatte sie wahres Interesse geweckt. Mehr als das. „Nachdem ich all das herausgefunden habe, habe ich mich dazu entschieden hier her zu kommen, da ich glaube….“ Sie unterbrach sich selbst. „Nein – ich der festen Überzeugung bin, dass wir beide gemeinsam nach den Artefakten suchen sollen. Da wir dem Anschein nach die Einzigen sind, die hierauf gestoßen sind.“ „Nicht ganz.“ „Stimmt. Wer ist unser Gegenspieler?“ „Sein Name ist Naraku. Er treibt hier schon eine ganze Weile sein Unwesen. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich ihm überhaupt auf die Spur gekommen bin. Der Kerl ist nicht dumm. Vor einiger Zeit habe ich erfahren, dass er aus einem ganz bestimmen Grund nach Tokio gekommen ist. Dass er auf der Suche ist. Damit konnte ich ganz und gar nichts anfangen. Bis…“ „Bis vor drei Wochen.“, beendete Kagome. „Richtig.“ „Aber wie ist er darauf gestoßen?“ „Genau das gilt es ebenfalls herauszufinden.“ Mit seiner Hand strich er sich durch sein Haar, als er den Gegenstand bemerkte, der hinter Kagome an der Küchenzeile lehnte. „Hattest du vor mich damit zu bedrohen, falls ich dir nicht zugehört hätte?“, gab Inu Yasha belustigt von sich. Kagome verstand zunächst nicht, was er wollte, folgte dann seinem Blick. Ihren Bogen hatte sie bis gerade eben völlig vergessen. Obwohl dieser doch eins der wichtigsten Beweise war, dass das Shikon tatsächlich existierte, kein Wunschdenken war. Sie griff erneut nach ihrem Notizbuch. Hastig flog ihr Blick über die Seiten, bis sie fand, wonach sie suchte. Kaum gefunden, sprang sie auf, lief um den Tisch herum, trat neben Inu Yasha und legte das Buch aufgeschlagen vor den Hanyo. „Hier.“ Die Miko tippte mit ihrem Finger auf eine Stelle, wandte sich dann ab, lief um den Tisch. Kagome sprach weiter, während sie nach ihrem Bogen griff. „In dem Tagebuch des Hoshi wird von vier Artefakten gesprochen. Ein Sensu (Fächer), ein Hoseki (Juwel), ein Shoseki (Buch) und ein Yumi (Bogen)“ Sofort legte sie ihren Bogen auf den Tisch. Inu Yasha wandte seinen Kopf in ihre Richtung. Kagome nickte. „Vor dir liegt eins der vier Artefakte.“ Sachte, fast sanft, strichen seine Fingerkuppen über das kunstvoll gefertigte Holz. Darin sollte sich ein Bruchstück des Shikon no Tama befinden? „Wie kannst du dir sicher sein? „Darum.“ Kagome streckte ihre Hand aus. Ihre Handfläche schwebte wenige Zentimeter über den Bogen. Ihre Lider senkten sich, ihre Atmung wurde flacher. Der Hanyo spürte die spirituelle Energie, die von Kagome ausgesandt wurde. Für Sekunden geschah nichts, bis ein Glimmen seine vollkommene Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Bogen begann zu leuchten, ein lilafarbener Schimmer hüllte sich um das Artefakt, zog sich dann zurück, erlosch. „Nachdem ich das Buch studiert habe, habe ich es auf gut Glück versucht. Der Yumi ist ein Familienerbstück. Seit mehreren Generationen befindet sich dieser in unserem Besitz. Und nach deiner Erzählung kann ich davon ausgehen, dass dieser Naraku jetzt ebenfalls im Besitz eines Kakera ist. Somit verleiben noch zwei.“ Mehr hatte sie nicht mehr zu sagen. Jetzt war er an der Reihe eine Entscheidung zu treffen. Inu Yashas Blick ruhte immer noch auf dem Bogen. Er musste zugeben, dass er durch das Erscheinen dieser Miko nicht nur einen Schritt, sondern bereits mehrere Schritte vorangekommen war. Sie wusste genauso gut wie er, dass eine Zusammenarbeit gegen alle Regeln verstoßen würde. Doch sie hatte sich ihm bereits zu erkennen gegeben, hatte ihr Wissen mit ihm geteilt und sie besaß bereits einen Kakera. Objektiv betrachtet, wäre eine Zusammenarbeit von Vorteil. Sie hatte das ihm fehlenden Hintergrundwissen. Er hatte seit Wochen die Yokai beschattet, war über ihre Aktivitäten informiert. Somit würden sie zu zweit viel schneller vorankommen. Sein Entschluss stand fest, als er sich erhob, ihr entgegen sah. Eine Frage jedoch wollte er ihr noch stellen. „Du sagtest mir, dass dein Familienname Higurashi sei.“ Kagome versteifte sich unweigerlich, wusste sie, was jetzt kommen würde. „Nach meinem Wissen jedoch, wurde der Higurashi-Clan vor über 100 Jahren ausgelöscht.“ „Offiziell wurde der Higurashi-Clan ausgelöscht. Seit dem sind 175 Jahre vergangen.“ Kagome trat an das Fenster heran. Ihre Fingerkuppen tupften gegen das kühle Glas. „Inoffiziell jedoch……. haben mein Bruder und ich überlebt. Sie kamen ohne jegliche Vorzeichen, mitten in der Nacht. Otou-san versteckte meinen kleinen Bruder und mich in einem Zwischenraum, der sich zwischen den Wänden in unserem Schrein befand. Durch einen Bannkreis, den ich in dieser Nacht errichtet habe, konnten sie uns nicht finden.“ Kurze Stille trat ein. Die Shuryoka holt tief Luft. „In dieser Nacht wurde fast meine gesamte Familie ausgelöscht……….“ Ihre Stimme klang schwach, bevor sie kräftiger weiter sprach. „Es wurde beschlossen, dass es für uns in Japan zu gefährlich war. Aufgrund dessen wurden wir außer Landes gebracht, nach Europa, zu meinem Großvater, der dort lebte. Von ihm wurde ich zu einer Shuryoka ausgebildet. Und jetzt bin ich wieder hier.“, hauchte sie, für Inu Yashas Ohren dennoch gut hörbar. Sachte trat er neben sie. „Warum erzählst du mir das?“ Kagome wandte ihm ihr Gesicht zu. Große Rehbraune Augen, so unendlich tief, blickten zu ihm auf. Die Stärke, die sie bis jetzt ausstrahlte, war gänzlich gewichen. Sie wirkte in diesem Moment so zerbrechlich, so verletzlich, das sich etwas in ihm begann zu regen. Etwas, was er niemals zuvor in sich spürte. Deuten konnte er es nicht. Inu Yasha schluckte, versuchte damit den Klos, der sich in seinen Hals gesetzt hatte, los zu werden. „Weil du mich danach gefragt hast!“ Sie wusste aber genau, worauf er eigentlich anspielen wollte. „Außerdem weiß ich bereits so viel über dich. Ist es da nicht fair, wenn du auch einiges über mich weißt? Und - nenn mich ruhig leichtgläubig -, aber ich denke nicht, das es Zufall ist, das ich nach dir suchen sollte.“ „Wie willst du es dann nennen?“ „Fügung des Schicksals.“, sprach sie leise, jedoch mit vollkommener Überzeugung, auch wenn sie den Grund dafür nicht kannte. Aber sie war sich sicher, er würde sich noch offenbaren. Der Hanyo wusste nicht, was er drauf antworten sollte. Innerhalb dieses Morgens hatte er von diesem Wesen – so konnte man diese Miko nur bezeichnen – mehr Facetten kennen gelernt, als er jemals zuvor von irgendwem sonst in einem einzigen Gespräch. Und ihn beschlich das Gefühl, das noch weitere Überraschungen auf ihn warten würden. Doch genau dieser Aspekt machte den Reiz an der Sache aus. „So wie ich sehe, haben wir beide das gleiche Ziel.“ Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, was Kagome zunächst nicht genau deuten konnte, bevor sich bei ihr ebenfalls ein wissentliches Lächeln abzeichnete. Beide konnten in den Augen des anderen lesen, dass sich jeder seiner Fähigkeiten bestens bewusst war. Warum also ebenbürtige Gegner sein, wenn man sich auch verbünden konnte. „Also gut. Dann sind wir ab jetzt Partner.“ Ein Jubelschrei entfuhr Kagome. Ihre Hand schoss vor ihren Mund und eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen, was Inu Yasha verdutzt dreinblicken ließ. Ja, er war sich sicher, die Zusammenarbeit würde sich äußerst interessant gestalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)