Wie man es noch sagen kann von Yosephia ([Romance OS-Sammlung/ Prompt-Liste]) ================================================================================ 33. “Close your eyes and hold out your hands.” (Jukino) ------------------------------------------------------- „Schließe deine Augen und strecke deine Hände aus.“ Verwundert wirbelte Juvia herum und sah sich Yukino gegenüber, die mit flammend roten Wangen mitten in der Wohnheimküche stand und etwas hinter ihrem Rücken versteckte. Die Weißhaarige wirkte selbst am meisten verblüfft über ihre forschen Worte und sah nun beinahe so aus, als wollte sie die Flucht ergreifen. Ihre zierlichen Füße in den viel zu großen, quietschbunten Crocs trippelten auf der Stelle herum und ihre braunen Augen huschten hin und her auf der Suche nach Hilfe oder einem Fluchtweg oder einer Versteckmöglichkeit – wahrscheinlich wäre Yukino alles recht. Auf Juvias Lippen schlich sich ein hingerissenes Lächeln. „Was hast du denn für Juvia?“, fragte sie und stemmte die Hände in die Hüften, während sie sich weit nach links neigte, um hinter Yukinos schmalen Rücken spähen zu können. Mit einem schwachen Quietschlaut drehte die Weißhaarige sich hastig herum und stieß dabei gegen einen der beiden klapprigen Stühle, die von allen Bewohnern der Etage nur noch als Abstellmöglichkeit genutzt wurden, seit der dritte mal ohne Vorwarnung unter Natsu zusammen gebrochen war. „D-du musst die Augen schließen!“, japste Yukino und die Röte bereitete sich langsam auch über ihren schlanken Hals aus. Es war zum Dahinschmelzen! Am liebsten wäre Juvia einfach vorgesprungen, um die Jüngere in eine leidenschaftliche Umarmung zu ziehen und zu küssen – etwas, wovon sie schon seit Monaten immer wieder träumte. Seit Yukino und ihr bester Freund vor sieben Monaten als Erstsemester in das Studentenwohnheim eingezogen waren, konnte Juvia kaum die Augen von der Weißhaarigen lassen. Mit dem niedlichen, herzförmigen Gesicht, den großen Augen und der zierlichen Statur war Yukino einfach wunderschön und noch dazu einer der liebenswürdigsten Menschen, die Juvia jemals kennen gelernt hatte. Es war so süß, wenn Yukino mal wieder mit Kohleschmiere an den Wangen durch die Gegend lief. Wie keck sie wurde, wenn sie ihrem energiegeladenen besten Freund Paroli bieten musste. Wie sie beim Zeichnen immer die Zunge zwischen den Lippen hervorlugen ließ, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wie sie jedes Mal sofort zu schlichten versuchte, wenn schlechte Laune in der Luft lag… Wie hätte Juvia sich nicht in sie verlieben können? Für Juvia war es Liebe auf dem ersten Blick gewesen und sie hatte sich von Anfang an darum bemüht, Yukino näher zu kommen. Ihre Freundinnen hatten sie zwar gewarnt, nicht gleich so voran zu preschen und Yukino erst einmal ganz unverfänglich auf einen Kaffee einzuladen, aber auf ihre Einladung hin war die Jüngere feuerrot geworden und hatte wie ein Fisch mehrmals die Lippen geöffnet und wieder geschlossen, ohne einen Ton heraus zu bringen, ehe sie die Flucht ergriffen hatte. Nun, das war keine Absage gewesen, also hatte Juvia es wieder versucht. Immer und immer wieder. Wie hieß es nicht so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! „Und wenn Juvia es nicht tut?“, erwiderte sie spielerisch und lehnte sich zur anderen Seite. „D-d-dann… D-dann kann i-i-ich dir nicht… d-das Geschenk geben“, stammelte Yukino und drehte sich so hektisch herum, dass sie gegen die offene Besteckschublade stieß, aus der Juvia gerade den Dosenöffner heraus geholt hatte, und diese mit einem lauten Knall schloss. Erschrocken blickte Yukino sich um, als erwartete sie, dass gleich jemand in die Küche stürmen und sie wegen des Lärms zur Sau machen würde. Dabei war diese Sorge wirklich unbegründet. Ganz abgesehen davon, dass es am helllichten Tag war und sich kaum jemand im Wohnheim befand, waren zumindest auf der Etage hier schon alle Bewohner an viel schlimmeren Krach gewöhnt. Mit Natsus verrückten Aktionen, Lucys Tobsuchtanfällen und Erzas donnernden Befehlen, die Hausruhe zu wahren, war der Geräuschpegel hier oft genug ungesund laut. „Ein Geschenk?“ Mit leuchtenden Augen trat Juvia näher an Yukino heran. „Für Juvia? Von dir?“ Mittlerweile schien die gesamte Haut der jungen Kunststudentin in Flammen zu stehen. Sogar ihre Ohren glühten und es juckte Juvia in den Fingern, vorsichtig darüber zu streichen. Einfach nur, um Yukino zu berühren. Bestimmt war ihre Haut ganz zart und weich und… Juvia rief sich selbst zur Ordnung und blieb stehen, als sie sah, wie Yukino mehrere Schritte rückwärts ging. Meredy und Lucy hatten ihr geraten, es nicht zu weit zu treiben. Ganz offensichtlich sei Yukino noch sehr unerfahren in der Hinsicht und Juvias Annäherungsversuche könnten sie überfordern, im schlimmsten Fall sogar verschrecken. Schritt für Schritt, hatte Meredy gemahnt – und wenn es jemand wissen musste, dann doch wohl sie, immerhin war sie schon seit ewigen Zeiten mit Lyon zusammen! „Entschuldige“, sagte sie aufrichtig und streckte vorsichtig die Hände aus, als müsste sie beweisen, dass sie unbewaffnet war. „Juvia freut sich nur so sehr und ist furchtbar neugierig.“ „S-schon gut“, nuschelte Yukino und trippelte nun wieder auf der Stelle herum. „Es ist nur…“ Sie seufzte frustriert und ließ den Satz unvollendet. Ganz unwillkürlich fragte Juvia sich, ob Yukino überhaupt schon mal eine Beziehung gehabt hatte oder wenigstens verliebt gewesen war. Sie war doch so wunderschön, wie könnte es da sein, dass ihr noch nie jemand den Hof gemacht hatte? „I-ich… ich bin… nicht gut mit Worten“, setzte die Weißhaarige schließlich wieder an. „D-darf ich dir das hier einfach geben? Bitte?“ Auch wenn es ihr schwer fiel, weil sie noch immer furchtbar aufgeregt war, nickte Juvia artig, hielt die Hände ausgestreckt und schloss die Augen. Für einige Sekunden passierte gar nichts, aber dann spürte sie, wie eine ihrer Hände von unglaublich zierlichen Fingern ergriffen wurde. Die Finger leiteten Juvias eigene so, dass sie einen Gegenstand umfassen konnte. Es war eine Rolle aus stabilem Zeichenkarton, würde Juvia der Form nach vermuten. „Du darfst es erst morgen aufmachen“, wisperte Yukino atemlos. Sie war Juvia nun so nahe, dass diese wohlig erschauderte. „E-es… es ist dein Geburtstagsgeschenk. Ich hoffe, es gefällt dir.“ „Woher-?“, setzte Juvia an, aber dann spürte sie weiche Lippen an ihrer Wange. Es war nur ein ganz kurzer Kuss, im Grunde nicht mehr als ein hauchzartes Streifen, aber es ließ Juvias Herz heftiger denn je klopfen. Schon wollte sie die freie Hand nach Yukino ausstrecken, aber dann spürte sie, wie diese sich hastig entfernte. Als sie die Augen öffnete, stürmte Yukino bereits zur Küchentür hinaus und gleich darauf waren ihre lauten Schritte im Wohnheimkorridor zu hören, ehe schließlich eine Zimmertür zuknallte. Alles, was von Yukino in der Küche blieb, war einer der quietschbunten Crocs auf der Türschwelle. Überwältigt legte Juvia eine Hand an ihre Wange, wo sie noch Yukinos Lippen zu spüren glaubte, und blickte auf die Rolle in ihrer Hand hinunter. Sie war mit einer hübschen dunkelblauen Schleife zusammen gebunden worden, an der ein handbeschriebenes Kärtchen hing. Für Juvia, stand dort, mehr nicht, aber für die Blauhaarige bedeutete es die Welt. Ein selbst gezeichnetes Bild von Yukino und ein Wangenkuss. Konnte sie sich etwas Besseres wünschen? Selig lächelnd drückte Juvia die Rolle vorsichtig an ihre Brust und torkelte aus der Küche heraus, die Zutaten für ihr frühes Abendessen völlig vergessen. Selbst als sie schließlich in ihrem eigenen Zimmer aufs Bett fiel, prickelte ihre Wange noch und ihr Herz fühlte sich an, als würde es vor Freude platzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)