Zum Inhalt der Seite

Verborgen in Stille Teil II

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Warnschüsse

Wir verließen meine Wohnung und Fragen über Fragen sammelten sich in meinem Kopf. Woher kannte Jack Jules und wieso war sie eine Agentin? Hatte ich nun alles richtig verstanden und sie half uns? War David, oder Rucker, wie sie ihn nannten, überall so gefürchtet und verhasst? Waren Jenny, Clay und Luna nun in Sicherheit?

Wir stiegen in den Wagen und ich war erstaunt, dass Jack Didi dieses Mal in eine Hundekiste verfrachtete, statt auf den Rücksitz. Fragend sah ich ihn an und er raunte: „Wenn ich ne Vollbremsung machen muss, fliegt der mir noch durch die Scheibe.“ Ich nickte nur und schmiss meine Tasche auf den Rücksitz. Schnell fuhr Jack los und ich fragte, nachdem das Auto sich in Bewegung setzte. „Woher kennst du Jules?“ Kurz drehte er den Kopf in meine Richtung, ehe er nuschelte: „Ist das nicht klar? Sie war oder ist eine Agentin. Da begegnet man sich ab und zu…“ Ich nickte, klar, dass hatte ich verstanden. Aber das meinte ich eben nicht. Sie hatten war von Italien gefaselt…

„Und ihr mögt euch nicht“, stellte ich fest und fixierte weiterhin Jacks so angespanntes und ernstes Gesicht. Er seufzte schwer und wog den Kopf hin und her. „Die Franzosen sind gut in dem was sie tun und können einen ganz schön ärgern. Sie war eine erbitterte Gegnerin vom Boss, also Susanne… Daher kennen wir uns…“, meinte er und tatsächlich schlich sich ein Schmunzeln über sein Gesicht. Woran er wohl dachte, fragte ich mich im Stillen. Ich nickte leicht und sah hinaus in die Dunkelheit der Stadt. Immer noch wirkte alles so normal und trotzdem fühlte es sich einfach komisch an. Von jetzt auf gleich wandelte sich plötzlich alles! Mein normales und ruhiges Leben schien von jetzt auf gleich passe zu sein.

Wir waren eine Weile unterwegs, ehe wir anhielten. Wir ließen kurz den Hund hinaus und immer wieder blickte Jack sich um. Vermutlich hatte er wirklich Angst, dass plötzlich etwas geschehen könnte. „Wie willst du Jules kontaktieren…“, fragte ich Jack und er grinste diabolisch. „Ich kenne ihren Vornamen und wegen Emily ihren Nachnamen. Das wird für mein Intel-Team sicher nicht so schwierig sein, vor allem, da sie uns helfen will…“, kurz war er nachdenklich, ehe er leiser raunte: „Vielleicht ist das gar nicht so schlecht… Mit mehr Leuten gegen David ist die Chance ein wenig besser geworden.“ Ich nickte und trotzdem zogen sich Jacks Brauen ernster zusammen als ich vermutet hatte. Kurz fragte ich mich, woran er dachte. Doch auch ich war immer noch in meinen Gedanken gefangen und schnell sammelten wir den Hund ein. Trotz seines Gejaules packte Jack ihn in die Hundekiste.

Wir fuhren aus der Stadt. Jack telefonierte erneut mit Adam und ich verstand, was ihm weiterhin Kopfschmerzen bereitete. „Wir haben einen Maulwurf bei uns, Ozelot. Finde heraus wer es ist! Alle Gespräche von jedem unterliegen keinem Datenschutz mehr. Jeder ist verdächtig! So lange das nicht geklärt ist, bin ich mit Jazz unterwegs!“

Adam war auf Lautsprecher, denn Jack hatte sicherlich keine Lust, dass ihn nun auch noch die Polizei anhalten würde, weil er am Steuer telefonierte. „Okay Boss“, hörte ich Ozelots eigentlich so vertraute und gleichzeitig so professionelle Stimme aus dem Handy sagen.

„Außerdem gibt es was über Emily zu sagen. Ihre Mutter ist Passerie, von dem französischen Nachrichtendienst.“ Ein Laut der Überraschung drang aus dem Handy und ich sah hinab auf das Handy in meinem Schoß. „Oh, dass wird ja dann schwierig….“, raunte Adam und ich verstand nicht was genau schwierig wurde. Die Beziehung zwieschen ihm und Emily, oder das Jules nun auch mit spielte. Ernst sagte Jack zu ihm: „Keine Sorge, ich hab sie daran erinnert, dass, sollte David Jazz schon länger ausspionieren, ihre Tochter nicht verschont geblieben ist… Sie will uns helfen. Könnte nützlich sein.“ Nützlich… ich hätte es vermutlich als nett, oder freundlich bezeichnet und nicht einfach nur als nützlich. Doch vermutlich waren Jack und ich da einfach anders gepolt. Er sah sie Dinge anders, als ich es tat und in dieser Situation war es vielleicht einfach nur gut so. Ich war überrascht, dass Adam trotz der Neuigkeiten professionell blieb. Sie sprachen darüber, wie sie mit Jules in Kontakt treten und was sie machen könnte.

Ich lauschte den Gesprächen und war, wenn ich ehrlich war, ziemlich überfordert, dass alles zu verstehen! Nur am Ende, nachdem alles besprochen war, wurde Adam persönlich und meinte nachdenklich: „Na dann bin ich ja mal gespannt, was sie so zu mir sagen wird…“ Ich wusste nicht, ob die beiden nun ein Paar waren oder nicht. Vielleicht wussten sie es selbst nicht. Und jetzt nachfragen war das Letzte, was ich wollte. Ich hoffte einfach, dass alles sich weiterhin zum Positiven wenden würde.

Ohne sich zu verabschieden legte Jack auf und sah ernst auf die Straße. Feste umklammerte er das Lenkrad und schien die Zähne feste aufeinander zu pressen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Oberschenkel. Nun, da alles so weit geregelt war schien es, als kam die Sorge und die Anspannung mit einem Schlag bei Jack an. Und wie er so angespannt neben mir saß merkte ich, dass Jack Sorge um mich hatte.

Plötzlich verstand ich, warum er die Zähne aufeinander biss. Es war Sorge, dass mir etwas zustieß! Sorge, dass er mich durch sein Verhalten in Gefahr gebracht hatte! „Jack“, meinte ich leise, doch wurde meine Stimme immer kräftiger, „egal was jetzt passiert, wir schaffen das gemeinsam, okay? Du verschwindest nicht einfach. Ich meine es ernst, machst du das noch einmal und haust ab, dann brauchst du nie wieder einfach aufzutauchen, ist das klar?! Es war David doch vollkommen egal ob du wieder Kontakt zu mir hast. Du hast Quiet nicht erledigt, er hätte so oder so wieder mit mir gedroht! Er weiß, dass er dich so kriegt!“

Verblüfft und sprachlos sah er zu mir hinüber, doch die Sorge, die in mir wuchs war alles andere als unbegründet. Ich konnte mir denken, dass er plötzlich der Meinung war er sei schuld daran, dass alles so war, wie es gerade lief.

Doch dieser Glaube war schlichtweg dämlich! Er war falsch. Er war nicht schuld daran! Keiner hatte daran die Schuld, außer dieser David! Ich hoffte, dass Emily und ihre Mutter in Sicherheit waren. Doch genau wusste ich das auch nicht. Wieso zog ich eigentlich alle Agenten an? Versprühte ich irgendwie einen komischen Duft?

Ich konnte mir denken, dass Jack so ähnlich dachte. Ich konnte ihm nicht einmal Unrecht geben. Ich raufte mir die braunen Haare, denn neben diesen Gedanken war immer noch die Sorge, die stetig und unnachgiebig in mir wuchs. Was war mit meiner Familie? Hatte er was getan? Wollte Jack vielleicht wirklich abhauen? Glaubte er, er würde mich dauerhaft nur in Gefahr bringen? Immer lauter begannen meine Gedanken zu kreisen, sie schrien mich regelrecht an! Ich hasste sie dafür und wusste doch nicht, wie ich sie endlich abstellen konnte.

„Jack! Wir müssen das endlich zusammen durchstehen! Ist das klar“, platzte es aus mir heraus und erst, als er mir zunickte, war ich zufrieden. Denn die Angst und Sorgen waren ein sehr schreckliches Gefühl, was ich einfach nicht beschreiben konnte. Die Sorge um die Personen die ich liebte und die mir wichtig waren wuchs mir über den Kopf. Immer wieder drifteten meine Gedanken in eine andere Richtung. Immer wieder zog mein Herz sich fast schon schmerzhaft zusammen. Immer wieder sah ich Lunas fröhliches Kindergesicht vor meinem inneren Auge.

„Was ist mit meiner Familie“, wollte ich leiser und vorsichtiger wissen. Ich war ernüchtert, ich wollte einfach nicht, dass ihnen etwas zustieß, keinem von ihnen. Jack seufzte schwer und kratze sich kurz an der Schläfe, ehe er zu mir blickte. „Ich hoffe, dass Adam Leute dorthin schickt, die aufpassen. Außerdem will Passerie ja auch auf sie Acht geben. Am besten wäre es, wenn wir Ace Bescheid geben. Er sollte wissen wie man darauf reagiert… Ich habe das nicht vergessen, Jasper. Ich werde deine Familie schützen lassen. Aber ich kann dir nicht mehr versprechen, denn das liegt nicht mehr in meiner Macht… Ich hoffe, du verstehst das.“ Unsicher nickte ich. Natürlich wusste ich, dass Jack nicht versprechen konnte, dass nichts geschieht, aber er versprach mir für sie zu sorgen und das war mir sehr viel wert. Vielleicht verstand Jack nicht was genau Familie ist und wie sie funktioniert, aber er wusste, was es bedeutete Menschen zu verlieren, die man liebte. Er wusste, wie es sich anfühlte machtlos zu sein. Es ist einfach ein beschissenes Gefühl, was sich kaum beschreiben ließ. Ich musste ihm vertrauen und das hatte ich schon immer getan, also tat ich es auch jetzt.

Doch anders wie damals stand heute so viel mehr auf dem Spiel. Ich hatte heute so viel mehr zu verlieren. Ich atmete durch, versuchte mich zu beruhigen, denn so waren meine Gedanken nur wirr. Ich musste und wollte einfach ruhiger bleiben. Rationale Entscheidungen treffen und Jack eine kleine Stütze sein und ihn nicht weiter in Gefahr bringen, denn genau das würde ich tun, wenn ich kopflos einfach handeln würde.
 

Die Sonne war bereits untergegangen und die Laternen ließen die Straße im gelben Licht erscheinen. Die Stadt hatten wir längst hinter uns gelassen und nur noch wenige Autos kamen uns entgegen.

Ich lehnte mich zurück und fragte Jack was er nun vor hatte. Er schien zu grübeln. Immer wieder bemerkte ich, wie das mir bekannte Zittern den Mann neben mir erfasste. Ich wusste, was ihm Angst machte. Jedes Mal, wenn er jemanden retten, oder schützen wollte, ist dies grundlegend schief gegangen. Der kleine Edris starb, weil Jack annahm ihn in den Ruinen in Sicherheit zu wiegen, Susanne war ein Opfer eines Komplottes geworden und auch die Jugendlichen konnte er trotz aller Bemühungen nicht retten. Ich vermutete und ich wusste auch, dass ich richtig lag, dass er Angst hatte, dass ich auch sterben würde. Allerdings war er geschult darin so etwas auszuhalten. Doch ich vermutete starke Risse in seiner so eisern errichteten Mauer. Doch schneller als ich dachte schien er sich zu sammeln. So schnell das Zittern begonnen hatte, nahm es wieder ab und er meinte: „Hm… also erstmal brauchen wir ein neues Auto. Wer weiß wie lange die uns schon beobachten…“ Ich nickte leicht, die Frage ob er einfach ein Auto stehlen würde erübrigte sich, er würde es tun. Es war besser so, auch wenn ich nicht klauen wollte. Ich würde da nicht herumkommen. Er konnte schlecht in jeder Stadt ein neues Auto kaufen…

„Können wir nicht auf deine Basis“, fragte ich unruhig und sah zu Jack, doch er schüttelte den Kopf. Nachdenklich, aber doch sehr bestimmend. „Ich weiß nicht wer der Maulwurf ist“, raunte er und sah kurz hinüber zu mir. Angespannt und sehr schmal wirkten seine Lippen. Meine Gedanken kreisten, denn natürlich fragte ich mich, wer dieser Maulwurf sein könnte. Alle Menschen, die ich kennen gelernt hatte ging ich durch. Ich fragte mich, ob sie mich oder Jack verraten würden. Ich war unschlüssig und fragte: „Glaubst du, dass es vielleicht Quiet war? Ich meine, wenn du sagst er kennt dich, vielleicht war ihm bewusst, dass du sie nicht töten würdest? Vielleicht kann sie ja auch sprechen und verarscht dich nur.“ Es waren nur Gedanken, doch wie ich so an die große Scharfschützin dachte, konnte ich es mir selbst kaum vorstellen. Ja, sie war Soldatin und hatte gesagt, dass sie keine Probleme hatte auf Menschen zu schießen, doch das hatte Jack auch nicht und er war für mich kein schlechter Mensch!

Energisch schüttelte Jack den Kopf. „Nein, Quiet hasst ihn… Er hat versucht sie mit einem Virus zu töten, dieser Virus hat ihr die Stimme geraubt, etwas, was sie ihm nicht verzeihen kann“, sagte er nachdenklich und erwiderte: „Ich bin eher am überlegen, ob ich nicht frage ob sie uns helfen würde.“ Sinnierte er und sah starr auf die Straße vor sich. Dass er gerade ein Geheimnis von ihr ausgeplaudert hatte, schien er in diesem Augenblick gar nicht bemerkt zu haben. Ich war mir sicher, dass er die Straße vor sich gar nicht wirklich sah. Ich machte ihn nicht darauf aufmerksam. Wir schwiegen darauf und ich versuchte angespannt darauf zu kommen, wer uns verraten würde. Ich war natürlich sofort bei Kaz, doch nur, weil wir beide uns nicht sonderlich sympathisch fanden, war dies kein Grund uns zu verraten.

Schweigend fuhren wir durch die Dunkelheit der Nacht und wieder fühlte es sich nur bedingt gefährlich an. Das einzige, was gefährlich erschien war die Waffe auf meinem Schoß.

Doch schneller als ich ahnte wurde ich eines besseren belehrt. Ein schwarzer Jeep kam mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu und gerade, als ich Jack fragen wollte, ob er ihn einfach vorbeifahren lassen würde, zersprang die Heckschreibe und eine Kugel flog quer durch das Auto und hinterließ in der Frontscheibe ein kreisrundes Loch. „Kopf runter!“, befahl Jack ernst und ich war verblüfft, dass er kein Gas gab! War das Auto kaputt?! Ging genau jetzt der Motor am Arsch?!

Ich schrie nicht wie verrückt herum, ich hatte mich unter Kontrolle und war äußert dankbar dafür! Tatsächlich wartete Jack fast schon darauf, dass die Wagen auf gleicher Höhe waren! Hoffte ich zumindest. Ich beugte mich hinunter, versuchte so gut es ging meinen Kopf aus der Schusslinie zu halten und reichte Jack die entsicherte Waffe. Er nahm sie und ohne Zögern feuerte er auf den anderen Fahrer! Kein Zucken ging durch seinen Körper, keine Regung, dass er darüber nachdachte, was er tat. Er funktionierte einfach.

Irgendwer aus dem Wagen, ich konnte nicht sehen wer genau, schoss ebenfalls und ich schrie auf, als Jack plötzlich voll in die Eisen ging!

Nur der Sicherheitsgurt hielt mich auf dem Sitz. Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, wäre ich durch die Frontscheibe geschleudert worden wie ein nasser Sack. Wieso bremste er denn ab?! Wir wollten doch abhauen! Nach rechts lenkend kam der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stillstand.

Schnell schnallte sich Jack ab und sprang aus dem Wagen und ich verstand, weswegen er anhielt, denn kurz blickte ich hinauf und bekam Panik! Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich sah Jack, wie er auf den anderen Wagen zu stürmte. Ein lauter ohrenbetäubender Knall ertönte in der Nacht. Genau sah ich nicht was passierte. Die Scheinwerfer der Wagen schienen in die falsche Richtungen, doch ich sah, wie einer der beiden Männer, die auf uns geschossen hatten, umfiel als habe man einer Marionette die Fäden durchtrennt. Er war tot. Erneut nahm ich Schüsse wahr, eindeutig nicht von meiner Waffe! Mehrere Schüsse dicht hintereinander und erneut bekam ich Angst! Was ist, wenn sie Jack erschießen?! Was ist, wenn sie danach mich versuchten zu erledigen? Ich wollte noch nicht sterben und ich wollte unter keinen Umständen, dass Jack etwas zustieß! Ich hatte noch so viele Pläne!

Ich musste ihm helfen! Ihm Zeit geben! Ich langte nach der Hupe und der schrille Lärm der Hupe drang quer über die Fahrbahn! Ich hörte und spürte wie Kugeln das Auto trafen, doch plötzlich verstummten die Schüsse! Ich wagte es den Kopf zu heben und sah Jack, welcher den zweiten Mann von hinten gegriffen hatte. Sie rangen miteinander und ich beobachtete, wie Jack dem Angreifer in die Kniekehle trat. Er sank zu Boden und ich vermutete, dass er schmerzhaft auf den harten Asphalt aufschlug. Ich hatte Angst und wollte nur noch aus dem Wagen hinaus. Ich wusste, dass Autos nicht in die Luft flogen, wenn man auf sie schoss und trotzdem musste ich den Wagen sofort verlassen! In meiner Panik dachte ich nur noch daran den Hund zu retten. Ich hatte, obwohl ich es eigentlich besser wusste, zu viel Angst, dass der Wagen in die Luft fliegen könnte! Ich ließ den Hund aus der zerbeulten Box. Didi sprang nach vorne, schüttelte sich und lief direkt knurrend zu seinem Herrchen. Ich war wahnsinnig erleichtert dass ihm nichts zugestoßen war!

Erleichtert sah Jack mich und Didi an. „Bist du denn bescheuert?! Wieso machst du auf dich aufmerksam“, fuhr er mich gereizt an, den röchelnden Mann im Würgegriff ignorierte er vollkommen! Ich sagte nichts dazu, sondern ging auf ihn zu und fragte entsetzt: „Ist der andere etwa tot?!“ Als Jack antwortete, klang er äußert abgebrüht: „Ja, hoffe ich doch, wenn ich dem in den Kopf schieße!“ Bösartig und eiskalt wurde seine Stimme und ich sah, wie er den Griff um den Hals des Mannes verstärkte, „woher wusstest du wo wir sind?!“ Es schien, als löste Jack minimal den Griff, denn der Mann schnappte nach Luft. Schien jedes bisschen Sauerstoff gierig in seine Lungen zu ziehen. Er war schwarz und ziemlich kräftig gebaut. Ich vermutete die Panik ließ ihn sprechen: „Peilsender im Auto!“ Seine Stimme klang wegen des eisernen Griffes um seinen Hals sehr verzerrt. Grimmig sah Jack zu seinem Wagen. „Wurdest du angeheuert mich zu töten“, raunte er und der Typ nickte nur.

Nie hätte ich gedacht, dass ich Jack mal so sehen würde. Ohne Mitleid sah er den Mann an und der Kerl wusste, dass Jack wohl kein Mitleid haben würde. Es war der Blick eines Killers. Mitleidlos und mit einem nahezu distanzierten Ausdruck betrachtete Jack den Mann, ehe er mit tödlicher Stimme, die selbst mir eiskalt den Rücken hinunterlief sagte: „da hat dich wer in die Scheiße geritten. Sag mir seinen Namen!“ Als er nicht sprechen wollte, drückte Jack wieder fester zu und schnürte ihm die Kehle zu. „Ich glaube langsam ersticken ist ein äußerst unangenehmer Tot. Willst du es herausfinden?“, raunte er tödlich ruhig, erneut war kein Mitgefühl in seiner Stimme zu erkennen.

Panik überkam den Mann. Schweiß trat auf seine Stirn, ich vermutete das er eiskalt war, vor Panik und angsterfüllt sagte er: „Ich weiß nicht, wie er aussah… lief alles über einen Kontaktmann… wir haben die Hälfte im Voraus bekommen… da stellt man nicht viele Fragen!“ Er wurde immer blasser und die Augen des Schwarzen kamen immer mehr hervor. Würde Jack ihn nun wirklich ermorden?! Jack nickte leicht, immer noch hatte er ein perfektes Pokerface aufgesetzt.

„Gut“, sagte er leise und verstärkte den Druck um den Hals des Mannes. Erschrocken weiteten sich meine Augen und als der Mann nach einem Moment des Zappelns leblos zur Seite sackte: „Hast du den jetzt auch umgebracht?!“ Jack schüttelte den Kopf und nahm meine Pistole. Er wischte mit der Hand über den Griff. Putzte tatsächlich einmal die ganze Waffe, ehe er sie den bewusstlosen Mann in die Hand drückte. „Ist das eine registrierte Waffe“, fragte er und sah mich ernst an. Ich nickte leicht. „Sie gehörte früher meinen Vater, hatte ich doch gesagt, war seine alte Dienstwaffe.“

„Also nicht auf deinen Namen“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. „Gut“, raunte Jack im geschäftigen Ton.

Ich konnte nur sprachlos da stehen. Sah auf den Toten und den bewusstlosen Mann. Er hatte einfach so, auf einen Menschen geschossen… Ja, er wollte uns umbringen und trotzdem. Ich konnte kaum den Blick von dem leblosen Körper abwenden. Irgendwie, fühlte sich alles gerade merkwürdig an.

„Jasper“, raunte Jack, als er wieder kam, „los, ab ins andere Auto.“ Wie konnte er dabei so ruhig sein? Wie konnte er weiterhin so rationale Entscheidungen treffen? Konnte man sowas wirklich trainieren? War das einzig die Erfahrung? Mein Puls wollte und wollte sich einfach nicht mehr beruhigen lassen! Wir hörten in der Entfernung Autos und Jack raunte: „Jetzt komm schon!“ Schnell setzte ich mich in den fremden Wagen und sah, wie Jack sein Auto auf den Seitenstreifen fuhr, die Lichter ausschaltete und dann zu mir ins Auto stieg. Didi sprang zu uns auf die Rückbank. Ich war erleichtert, dass Jack an meinen Rucksack gedacht hatte. Für so etwas Simples wie einen Rucksack hatte ich gerade keinen Platz in meinem Kopf gehabt.

„Willst du den Typen echt bewusstlos auf der Interstate liegen lassen? Nachts?!“, fragte ich entsetzt und Jack nickte nur. „Wenn er Glück hat, wacht er vorher auf. Wenn nicht, Pech für ihn“, sagte er mit eisiger Käte in der Stimme und fuhr los.

Nach wenigen Minuten rief er von seinem Handy aus bei Ozelot an. Berichtete von dem Vorfall und sagte: „Sorg dafür, dass das Auto verschwindet. Schrottpresse oder sonst was. Das war eine Warnung von David. Ich habe keinen Bock auf diese scheiß Spielchen von ihm!“ Was Adam antwortete, bekam ich nicht mit. Zu sehr war ich mit meinen Gedanken woanders. Ich kannte so etwas einzig aus Actionfilmen. Dort war sowas immer spannend, doch gerade empfand ich keine Freude oder ähnliches. Ich fühlte mich, wenn ich ehrlich war, wie betäubt. Als sei mein Körper zu Eis erstarrt.

Nachdem Jack aufgelegt hatte seufzte er und meinte nach einem Augenblick: „Eigentlich war die Action mit der Hupe richtig cool… Der Typ hat total gezuckt.“ Er lachte leise, Jack lachte tatsächlich! Ich sah zu ihm hinüber und dieses Mal war ich es, welcher ihn mit unergründlichem Blick musterte. „Was hast du“, fragte Jack mich verwirrt und ich schüttelte nur den Kopf.

Ich wusste gerade nicht, wie ich ihm dies erklären sollte. Erst nach einigen Momenten sagte ich: „Mir… ich bin überrumpelt davon. Ich kenne sowas nicht… bin auch nicht dafür ausgebildet das auszuhalten. Es ist so seltsam… so angsteinflößend.“ Überrascht sah Jack mich an und es schien, als täte es ihm leid und reuevoll fragte er mich: „Hast du… hast du nun Angst vor mir, weil du so was gesehen hast?“ Ich brauchte tatsächlich nicht lange um darüber nachzudenken. Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Es ist nur komisch. Es zu wissen ist einfach was anderes, als es zu sehen.“ Jack nickte leicht und mit eindringlicher Stimmte meinte er zu mir: „Ich töte nicht aus Vergnügen, oder um mich selbst zu bereichern wie die beiden!“ Ich nickte leicht, dass wusste ich. Es schien, als sei Jack erleichtert, als ich ihm dies auch sagte. Er lächelte mich vorsichtig an und ich grinste leicht zurück.

„Ich soll dir von Adam ausrichten, dass er Kontakt zu Ace, ich meine Clay aufgenommen hat… Denen geht es gut… Emilys Mutter ist bei ihnen und hat ihn aufgeklärt… Wenn David sie auf dem Schirm hatte, hat er zu lange gezögert. Nun sind also alle wachsam“, raunte Jack und er lächelte leicht, als er meine Erleichterung sah. Es war, als würde ein großer schwerer Rucksack von meinen Schultern genommen werden. Ich brauchte gerade keine Panik mehr um meine Familie zu haben. Kurz und kräftig strich ich mir durch mein Gesicht und stieß die Luft erleichtert aus meinen Lungen aus. Jack drückte mich kurz und froh zog ich seinen Geruch in mir ein. Nun mussten nur noch wir uns in Sicherheit bringen.

Ich schmunzelte leicht und stellte fest: „Irgendwie sind wir gerade wie Bonny und Clyde.“

Wir grinsten einander dämlich an, bevor wir beide gleichzeitig sagten: „Du bist Bonny!“ Überrascht und verblüfft sahen wir einander an und tatsächlich lachten wir darüber. In eben dieser Situation zu lachen, gab mir das Gefühl, als erdete es mich. Die Toten verdrängte ich in meinen Hinterkopf. Sie waren nicht vergessen, sollten gerade aber nicht mehr präsent sein! Leicht schmunzelnd meinte ich: „Vielleicht muss ich irgendwann ja wirklich mal für dich arbeiten.“

Jack nickte leicht und grinste, während er ernst sagte: „Ja, vielleicht. Dann aber als Architekt, schön sicher. Hinter verschlossenen Türen am Schreibtisch! Hinter einer verschlossenen Stahltür… Mit Sicherheitscode.“ Grinsend schüttelte ich den Kopf und meinte: „Alles klar, weiß ich Bescheid“, ich versuchte mich abzulenken, wollte einfach nicht an die Schießerei denken und trotzdem kamen meine Gedanken nicht sonderlich zur Ruhe. Nun waren es meine Hände, welche immer mal wieder begangen zu zittern!

„Woher glaubst du eigentlich, dass dies nur eine Warnung von David war?“ Ernst blickte Jack kurz zu mir hinüber und antwortete: „Wenn David mich töten wollen würde, würde er keine Straßengangs auf mich hetzen, sondern Leute wie Quiet. Glaub mir, aus meiner Erfahrung heraus ist das ein gewaltiger Unterschied!“ Ich nickte leicht, dachte über seine Antwort nach. Es war erstaunlich wie Jack damit umging und doch war es das wieder nicht.

„Nimmt dich so was eigentlich gar nicht mehr mit“, fragte ich leise und versuchte das Bild des Toten weiterhin zu verdrängen! Auf einmal sah ich, wie Jacks Hände begangen leicht zu zittern. Als holten ihn mit dieses eine Frage so viele Gefühle ein, die er nicht kontrollieren konnte.

Jacks Hände schienen sich um das Lenkrad zu verkrampfen und er schluckte leicht, während er meinte: „Ich bin keine Maschine, Jasper. Meine Hände zittern immer öfter und ich kann nichts dagegen machen…“ Er nuschelte wieder einmal vor sich hin und ich ließ ihn einfach sprechen, es war, als sprach er nicht mehr zu mir, sondern mehr zu sich selbst: „Ich hab ein wenig Angst davor was passiert, falls das alles über mir zusammenbricht. Es ist… ich habe so Angst, weil du hier bist und ich nicht weiß, wo die Gefahr ist… Ich habe Angst, dass ich das nicht mehr lange aushalte. Ich will nicht… ich will nie wieder jemanden verlieren, der mir so wichtig ist, oder von dem ich weiß, wie sehr er mich braucht…“.

Ich glaubte, dass er einige Tote, die er gesehen hatte, nie vergessen würde. Edris, Susanne und die Jugendlichen, sie alle waren sicher Menschen, die ihn verfolgten, wenn es um so etwas ging und langsam verstand ich seine Sorge, dass er nicht wollte, dass ich mich in dieser Reihe mit einreihte. Ich wusste nichts zu sagen. Darauf fehlten mir die Worte. Ich konnte ihm nicht versprechen, dass alles gut werden würde. Ich konnte ihm nicht versprechen, dass es bald zu Ende sei. Ich konnte ihm nur versprechen, so lange wir es ging bei ihm zu sein. Das ich auf mich Acht gab.

„Jack… wir schaffen das zusammen… Komm, wir sind sicher ein gutes Team und das wird dieser Idiot auch nicht ändern können“, ich lächelte leicht. Ich wusste es waren sicher nicht die passenden Worte, aber gab es auf diese ehrliche Sorge eine passende Antwort? Wenn ja, dann wusste ich sie nicht. Ich blickte nach Hinten durch die Heckscheibe…

Eine Warnung war das… Ich hoffte, dass es nur bei dieser einen blieb. „Ich liebe dich, Jack“, meinte ich und drückte leicht seine Hand. Kurz sah er mich an und er lächelte leicht. Kräftig erwiderte er den Händedruck und raunte: „Ich dich auch… und ja, wir schaffen das hier schon.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  honeyJ
2017-08-17T15:04:50+00:00 17.08.2017 17:04
Puh.....wie spannend ich könnte gar nicht aufhören zu lesen das reist einen immer so mit und wird so eingesogen ^_^
Erst meckert jack jazz soll sich nicht aufmerksam machen (einer ja auch recht hat) und dann findet er es cool (voll lustig)
Von:  chaos-kao
2017-06-07T09:49:41+00:00 07.06.2017 11:49
Hui, das war definitiv ein spannendes Kapitel! Damit ist aber auf alle Fälle auch die letzte Urlaubsentspannung bei Jazz verflogen. Ich bin schon sehr gespannt wie es weitergehen wird und ob Jazz nicht doch irgendwann jemanden erschießen muss um Jack zu retten.
Von:  Carisi13
2017-06-05T18:20:53+00:00 05.06.2017 20:20
Hey:)
Du faszinierst mich immer wieder. Bei dir ist jedes kapitel einfach nur top!!!
Antwort von:  Strichi
09.06.2017 19:17
Danke.., man freut mich echt, wenn es dir gefällt und danke für das dicke Lob!
Von:  Laila82
2017-06-04T18:50:55+00:00 04.06.2017 20:50
Das hoffe ich, das sie es schaffen.
Antwort von:  Strichi
09.06.2017 19:17
Mal sehen... sry, dass ich erst jetzt schreibe. Stressige Woche.


Zurück