Spielzeug von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 15: Ungewollt --------------------- Als Akira zurückkehrte, schlug ihm ein wundervoller Geruch entgegen. Jonah hatte nicht nur wie versprochen gekocht, sondern auch die Überreste vom alten Handy des Braunhaarigen entfernt. „Ich bin wieder da.“ „Willkommen zurück. Setz dich, ich bin gerade fertig geworden. Der Tisch ist schon gedeckt.“ Akira warf einen Blick zum Esstisch und fand dort einen seiner Kollegen vor, der ihm leicht verlegen zulächelte. „Er hat mir beim Kochen geholfen. Dafür habe ich ihn eingeladen, mitzuessen.“ „Wohl eher bestimmt. Ich wollte das gar nicht, aber es hat so herrlich gerochen. Außerdem hat er mich zum Helfen genötigt.“ Akira musste lächeln, als er das hörte und noch mehr, als er sah, wie Jonah rot anlief. „Tut mir leid. Als ich einmal meine Großeltern überraschen wollte, habe ich auch für sie gekocht und dabei ist ein Freund von mir vorbeigekommen. Er sagte später, ich hätte ihn durch die halbe Küche gejagt, aber das wäre es wert gewesen.“ Der Polizist am Tisch lachte auf. „Das mit dem Jagen kann ich bestätigen.“ Jonah drehte sich um und stellte den Topf mit dem Essen auf den Tisch, immer noch leicht rosa um die Nase. „Gemeinheit. So schlimm war es gar nicht.“ Dann warf er dem Braunhaarigen einen Blick zu und ein erschrockener Ausdruck trat in sein Gesicht. „Du bist ja klatschnass. Warte, ich hole dir ein Handtuch.“ „Das musst du nicht, ich...“ begann Akira, doch schon war Jonah davon gestürmt. „...wollte sowieso später noch duschen.“ beendete der Polizist den Satz seufzend. Sein Kollege lachte erneut auf. „Versuchen Sie es lieber gar nicht erst, Ito-san. Es hat sowieso keinen Sinn.“ „Das habe ich gehört.“ meinte der junge Mann vorwurfsvoll, der gerade wieder zurückkehrte und Akira ein Handtuch zuwarf, der es auffing und begann, sich wenigstens die Haare abzutrocknen. „Wenn Sie mich weiter so ärgern, werde ich mir das mit dem Essen noch einmal überlegen.“ „Alles, nur das nicht. Ich verspreche, ich benehme mich.“ Tatsächlich verlief das Essen recht unterhaltsam. Akiras Kollege, der sich als Nagisa Kyoya vorstellte, war ein sympathischer und lustiger Mensch, der es nicht nur schaffte, Akira zum Lachen zu bringen, sondern auch so sehr von Jonahs Essen schwärmte, dass dieser wieder knallrot anlief. Schließlich waren sie fertig und Nagisa verabschiedete sich, versprach aber, gerne wieder vorbeizukommen. Kaum war er gegangen, wandte sich Jonah Akira zu. „Geh unter die Dusche. Das Aufräumen bekomme ich selber hin. Schließlich musst du übermorgen wieder arbeiten.“ „Sehr wohl.“ gab sich der Braunhaarige geschlagen. Insgeheim freute er sich, dass der andere so sehr aus sich herausgekommen war. Außerdem musste Akira tatsächlich bald wieder los und er bezweifelte, dass jemand es besonders toll finden würde, wenn er erkältet zum Dienst erschien. Der nächste Tag verlief aber, ohne dass bei dem Polizisten ein Zeichen einer Erkältung auftauchte und schon saß er wieder in seinem Büro, damit beschäftigt, den Bericht von Jonahs Fall weiter zu schreiben. Nur gab es dort nicht wirklich viel zu tun. Der Bordellbesitzer und der Mann, der versucht hatte, Jonah zu töten, schwiegen immer noch entschieden. Da noch kein Termin für die Gerichtsverhandlung feststand, würden sie so lange in Untersuchungshaft bleiben, bis ihnen der Prozess gemacht wurde. Ein lauter Ruf erregte seine Aufmerksamkeit und er trat in den Flur, um nachzusehen, was los war. Als er die Person erkannte, die dort für Aufruhr sorgte, blieb er wie angefroren stehen. Sein Innerstes schien sich in einen eisigen Block aus Angst zu verwandeln. Das konnte nicht sein...das durfte nicht sein...warum...warum war sie hier… Ohne es zu bemerken, wich er an die Tür zurück, doch da hatte sie sich bereits umgedreht und ihn entdeckt. Sie war alt geworden, abgemagert, doch sie hatte nichts von ihrer schrecklichen Präsenz verloren. Ihre Augen bohrten sich in seine, nagelten ihn förmlich am Boden fest. Der Braunhaarige spürte, wie er unkontrolliert zu zittern begann. Sie sollte nicht hier sein...wie hatte sie ihn gefunden….nach all diesen Jahren… Durch den Lärm angelockt, traten auch Minami-san, Naoto-san, Isamu-san und Kyoya-san in den Flur. Ihre Blicke wandelten sich von fragend zu verunsichert, als sie zwischen den beiden Personen im Flur hin und her sahen. All das bekam Akira überhaupt nicht mit. Er stand nur da und blickte in die hasserfüllten Augen seiner Mutter. „Du wertloses Nichts!“ schrie diese sofort los und alle im Flur zuckten zusammen. „Wie kannst du es wagen, deinem Bruder die Hilfe zu verweigern? Ich wünschte, du wärst nie geboren worden, du dreckige Tucke! Wer will schon etwas mit dir zu tun haben? Du bist nichts weiter als unnormaler Abschaum! Ich verachte dich, du hässliches Stück Müll!“ Akira schlug die Hände vor das Gesicht und sackte an der Tür entlang zu Boden. Wieder stiegen die Bilder in ihm auf...seine Mutter, die ihn mit einem Gürtel verprügelte, während sein Bruder zusah und lachte...sein Vater, der nie etwas getan hatte, um Akira zu helfen...er war schwach gewesen...zu schwach… Seine Mutter schwankte, offensichtlich war sie mal wieder betrunken. Doch der Braunhaarige spürte, wie ihre Augen ihn weiter fixierten. Diese Augen, die den seinen so ähnlich waren… „Du wirst deinem Bruder gefälligst helfen, verstanden? Im Gegensatz zu dir ist er nämlich gewollt und hat noch die Chance, es zu etwas zu bringen.“ „Kyoya-san, Isamu-san.“ Die eiskalte Stimme Minami-sans erfüllte deutlich und klar den Flur. „Schaffen sie diese schreckliche Person hier raus. Sofort.“ Ohne ein Wort traten die beiden an Akiras Mutter heran und ergriffen sie an den Oberarmen. Während sie sie in Richtung Ausgang zogen, schrie die Frau weiter. „Glaub ja nicht, dass du dich vor mir verstecken kannst, abartiger Pisser! Ich werde dich immer finden, hörst du? Immer!!“ Der Braunhaarige fing an, leicht vor und zurück zu wippen. „Wertlos...dreckig...unnormal...hässlich...abartig...“ wiederholte er die Worte seiner Mutter. „Ito-san...“ Die Leiterin der Polizeiwache klang besorgt und erschüttert. „Wertlos...dreckig...unnormal…hässlich...“ „Akira-kun.“ Eisiges Blau tauchte vor Akiras Augen auf. Naoto-san hatte sich vor ihn gekniet und ihm behutsam die Hände vom Gesicht gezogen. „Wertlos...dreckig...“ murmelte der Braunhaarige weiter. Er war wie in Trance. „Akira...“ Wärme umfing ihn und er hörte schnellen Herzschlag. „Bitte beruhige dich, Akira-kun. Sie ist weg. Diese furchtbare Frau kann dir nichts mehr anhaben. Es ist alles in Ordnung.“ Akira krallte seine Finger in das Oberteil des Rothaarigen und lehnte sein Gesicht an dessen Brust. Seine Gefühle überschlugen sich und abgehacktes Schluchzen kam aus seinem Mund. „Ich werde ihn nach Hause bringen. Er soll sich erst einmal wieder fangen.“ „Bitte tun Sie das, Sakai-san. Ich werde sie beide für heute vom Dienst freistellen.“ „Danke, Minami-san. Komm, Akira-kun. Kannst du aufstehen?“ Mit der Hilfe von Naoto-san kam der Braunhaarige wieder auf die Beine und ließ sich von ihm aus dem Gebäude führen. Dabei hielt er Blick gesenkt. Er wollte nicht, dass jeder ihn in diesem Zustand sah. Die beiden Polizisten stiegen in ein nahestehendes Auto und der Rothaarige fuhr los. Akira war derart durcheinander, dass ihm gar nicht auffiel, dass sie nicht zu der Unterkunft fuhren, in der er mit Jonah wohnte, sondern zu seiner eigenen Wohnung. Apathisch stieg er aus und ging zur Tür. „Hast du den Schlüssel, Akira-kun?“ Der Braunhaarige zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Tür. „Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, dass ich dich hierher gebracht habe. Ich dachte mir nur, dass der Kleine dich lieber nicht so sehen sollte.“ Naoto-san schloss die Tür und Akira lief durch den Flur zu seinem Schlafzimmer, wo er sich auf dem Bett zusammenkauerte. „Akira-kun...“ „Es ist schon okay, Naoto-san.“ sagte der Braunhaarige emotionslos. Inzwischen waren die Tränen versiegt und einer völligen Gefühllosigkeit gewichen. „Du kannst gerne nach Hause fahren, wenn du das möchtest. Es wird mir bald besser gehen, wenn ich einfach hier liegenbleibe. Das ist immer schon so gewesen.“ „Du spinnst wohl.“ antwortete Naoto-san und setzte sich zu ihm. „Als ob ich dich alleine lassen würde.“ Akira bekam am Rand mit, wie der Rothaarige ihm eine Hand auf die Wange legte. „Deine Kindheit muss die Hölle gewesen sein.“ sagte er und der Braunhaarige drehte sich auf den Rücken und blickte den anderen an. „Das war sie.“ erwiderte er nur und der Rothaarige sah ihn mitfühlend an, bevor er sich nach vorne beugte. Kurz war Akira verwirrt, bis er Naoto-sans Lippen auf seinen spürte. Es war ein kurzer, sanfter Kuss, dennoch war Akira für diese Berührung dankbar. Dass es jemanden gab, der ihn nicht hasste, war gerade jetzt für ihn sehr viel wert. Seine Gedanken schienen sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen, denn Naoto-san küsste ihn gleich noch einmal, dieses Mal jedoch tiefer und länger. Der Braunhaarige erwiderte den Kuss. Die Lippen des Rothaarigen waren so warm...so weich… Er schloss die Augen und erlaubte sich, für diesen Moment in der Wärme aufzugehen. Nur für diesen Moment... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)