Kissu ga... von Lady_Shanaee (Masa x Kai) ================================================================================ Kapitel 1: Tränen, die im Frühlingsregen fallen ----------------------------------------------- Kissu ga... eine Kizuna - FanFiction von Erster Teil: Tränen, die im Frühlingsregen fallen Es war nach der Reise nach Kyôto, dem Ort an dem Enjoujis Mutter geboren worden war. Der Jüngere der beiden so ungleichen Halbbrüder hatte seinen stillen Beschützer so lange becirct, bis der ältere Mann nachgegeben hatte. Doch das mehr als alles ersehnte Zusammensein mit Masa war alles andere als schön gewesen: Es hatte mit einem weinenden Jungen und einem seufzenden Mann geendet... In der Erinnerung daran schüttelte Kai den Kopf, als er hinaus in den sanften Frühlingsregen schaute, der stetig fiel. Musik spielte aus einer kleinen Stereoanlage neben ihm und gedankenversunken sang er leise den Text des Liedes mit, das der Moderator als „Anything For You“ von einer gewissen Gloria Estefan angekündigt hatte. Es spiegelte seine Gedanken auf seltsame Weise wider, fasste sie auf schlichte Weise zusammen. „Anything for you Though you’re not here Since you said, we’re through It seems like years Time keeps draggin‘ on and on And forever’s been and gone Still I can’t figure out what went wrong...“ „Anything for you“, Masanori Araki... // Samejima-sempai hat gesagt, ich soll demjenigen vertrauen, den ich liebe. Aber als ich mit Masa zusammenwar, konnte ich ihn nicht mehr sehen. Er wurde zu *diesem* Mann. // Shinji Katagiri. Obwohl er tot war, war er immer noch lebendig genug, um Kai heimzusuchen, mit seinem Gesicht, seinem bösartigen Lächeln, seinem Körper... Meist wenn die Nacht gekommen war, erwartete der Drachen den Jungen in seinen Träumen. Tränen glitzerten in seinen Augen. // Ich darf nicht weinen. Ich bin der Sohn eines Yakuza-Chefs. Und Masa wird immer da sein, um mich zu beschützen... // Vor noch nicht allzu langer Zeit war Kai sehr sicher, fähig zu sein, auf sich selbst aufzupassen. Und in manchen Dingen stimmte dies auch. Und in manchen Dingen nicht. Manchmal brauchte er Masanori Araki. Aber Masa brauchte ihn nicht... Oder doch? Kais Gedanken drehten sich im Kreis: Küsse, Streicheln, Wissen – und dann wieder Ablehnung als Witz getarnt... Abermals fasste das Lied die Gefühle und Handlungen des Jungen zusammen, als sei es eigens für ihn geschrieben worden. „I’d still do anything for you I’ll play your game You hurt me through and through But you can have your way...“ Was fühlte Masa wirklich? War da das, was Kai sehen wollte, oder war er für den anderen nur der Sohn seiner Mutter und sie die Einzige, die der Yakuza je geliebt hatte? Ein weiteres Mal seufzend lehnte der Junge seinen Kopf gegen das Holz der Shôjis, die den Raum vom Garten trennten. Er wußte es nicht, und es gab keine Möglichkeit, dergleichen herauszufinden... Die Musik verschmolz mit dem Geräusch des fallenden Regens, und Kai erschrak, als eine sanfte, dunkle Stimme plötzlich hinter ihm sprach. „Bon. Ich bin zurück.“ Der Kopf des Jungen schnellte nach oben, braune Augen vor Entsetzen geweitet. Er war so geistesabwesend gewesen, dass er seinen Beschützer nicht hereinkommen gehört hatte. „MASA!!!“ rief er. „Du hast mich verdammt noch mal zu Tode erschreckt! Soll ich einen Herzanfall kriegen?!“ „Sumimasen, bon.“ Masanori steckte die Sonnenbrille, die er trug in die Tasche seines maßgeschneiderten Anzugs. Den regenfeuchten Mantel, den er vorher getragen hatte, hielt er inzwischen über dem Arm. Das tiefschwarze Haar tropfte vor Nässe, als er sich vor seinem jungen Herrn verbeugte. „Hör‘ auf damit!“ befahl Kai gereizt und stand auf. „Der Alte ist weg, also kannst du aufhören, lieb und nett zu sein.“ Eine schwarze Augenbraue wurde vor Überraschung hochgezogen. „Aufhören, lieb zu sein?“ fragte der Mann verwundert. „Ich bin alles andere als das. *Du* solltest das am besten wissen.“ „Masa no baka!“ zischte Kai und hätte ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen. „Du weißt verdammt genau, wie diese Worte gemeint sind.“ Ein Lächeln erschien auf dem normalerweise ernsten Gesicht des Yakuza, als er sich auf dem hölzernen Fußboden des nahezu leeren Raumes niederließ, in dem sie beide waren. Er sah nun sogar noch attraktiver aus als vorher, trotz der Narbe über der linken Augenbraue, die bereits einige Jahre alt war. „Der Regen scheint dich zu deprimieren“, sagte er, während seine dunklen Augen die schlanke Gestalt des Jungen streichelten, auf den er so lange Zeit schon aufgepasst hatte. „Ist etwas passiert, was du mir erzählen möchtest?“ Das Lächeln verschwand, und ein besorgter Ausdruck trat an seine Stelle. Kai fühlte sich ertappt und begann zu zittern, als ein Blitz, dem ein sehr lauter Donner folgte, durch die dunkelgrauen Wolken raste. Irgendwie schien der Nachmittag zur Nacht zu werden, eine schreckliche Dunkelheit kroch vom Himmel, und der Junge fürchtete, all ihre Kreaturen und Schatten würden kommen und ihn holen. Ihn überwältigen... Und bevor er es bemerkte, war er in Masanoris Arme geflohen. Diese starken Arme, die ihn gehalten hatten, ihn geschützt hatten, die ihm auf ihre eigene Weise Trost spendeten, wenn er ihn am meisten brauchte. Die seinetwegen reuelos getötet hatten... „Masaaa...“, schluchzte er, unfähig die Tränen zu verbergen, weil sie schon seine Wangen hinunter liefen. Etwas in diesem starken und muskulösen Körper schien kalt und wütend zu werden. Jedes Zeichen von Freundlichkeit verschwand und ließ etwas wie ein wildes Tier zurück. Ein sehr schönes aber auch sehr gefährliches Tier, das noch an einer Kette zu liegen schien. Noch. „Daijôbu desu ka, bon?“ Die Stimme klang nicht mehr wie die eines Menschen, eher wie ein rauhes Grollen. Die Worte waren ruhig ausgesprochen worden, aber Kai wusste, dass der Mann, der ihn hielt, in seinem Inneren nicht mehr ruhig war. „Diese Träume“, flüsterte er. „Ich weiß, der Typ is‘ tot, aber er kommt in meinen Träumen zurück und quält mich... I- Ich kann nichts dagegen tun...“ „Hör‘ auf, dich damit zu behelligen“, antwortete Masanori sanft. „Shinji war einer von vielen Fehlern, die ich gemacht habe. Ich konnte nicht verhindern, was dir passiert ist, und deshalb *bin* ich für dein Elend verantwortlich. Bitte vergib mir.“ „Du hast keine Schuld!“ rief Kai erschrocken. „Dieser Mann hat dich *geliebt*! Und ich war ihm im Weg. Aber zum Schluß hast du ihn umgebracht, weil mein Alter dich umgebracht hätte, wenn ich gestorben wäre!“ Es war nicht die Angst um sein eigenes Leben, die Masanori veranlasst hatte, seinen ehemaligen Liebhaber zu töten. Für seinen bon würde er es jederzeit wegwerfen; eine Narbe bedeutete nichts. Sie erinnerte ihn nur jeden Tag daran, wieviel sein Schützling ihm bedeutete. Für eine Weile war nichts zu hören, als das Gewitter draußen, Kais Schluchzen und die leise Melodie eines Liedes aus der Stereoanlage. Masanori hörte etwas genauer auf den Text, während er leicht die Stirn runzelte. „I can pretend each time I see you That I don’t care, that I don’t need you And though you never see me crying You know, inside I feel like dying...“ Das Lied erinnerte ihn an Kai und daran, wie er fühlen mochte, wenn man seinen Worten und Gesten Glauben schenkte. Die leise Gitarre, welche die Sängerin begleitete, plätscherte angenehm im Hintergrund und beschränkte die Gedanken des Zuhörers auf die schlichten und doch so wahr scheinenden Worte, die klangen, als wäre die Frau ebenfalls kurz davor, in Tränen auszubrechen. Masanori vermutete, daß sie wußte, wovon sie sang. „Ich hätte es nicht ertragen, wenn du gestorben wärst...“, murmelte Kai. Deshalb war er sich in die Schußbahn der Kugel gelaufen, die ein bezahlter Killer namens J.B. auf Masa hatte abfeuern sollen. Der jedoch hatte sich geweigert, auf Kinder zu schießen, und so waren beide unverletzt aus einer von vielen Schwierigkeiten hervorgegangen. Beim nächsten Mal würde es vielleicht nicht so glimpflich ausgehen, denn die Narbe über Masas Auge zum Beispiel stammte aus der Highschool-Zeit Kais, den ein Junge mit einem Katana hatte töten wollen, weil er ihn verprügelt hatte. Masanori hatte sich jedoch vor seinen kleinen Herrn gestellt und so den Schlag abgefangen. Kai war damals außer sich vor Sorge und Schuldgefühlen gewesen und hatte sich wie eine Mutter um seinen Retter gekümmert... „Ich bin nicht tot“, antwortete Masanori, „und ich habe auch nicht die Absicht zu sterben.“ Der Junge entspannte sich in seinen Armen, und der schweigsame Mann strich sanft durch Haar, das aussah, wie das Laub der Rotahornbäume draußen, während er die schlanke Gestalt langsam hin und her wiegte. „Was kann ich tun, um ihn aus meinen Träumen und meiner Erinnerung zu verbannen?“ fragte Kai kleinlaut. Masanori dachte darüber nach, wohl wissend, daß seine Antwort wichtig für ihr zukünftiges Verhältnis zueinander war. War es klug, seinem Begehren nachzugeben und Kais Gefühle zu erwidern, sie sogar zu ermutigen? Er entschied sich, es zu riskieren. „Vielleicht, sie durch neue zu ersetzen“, lächelte er. Kais Augen weiteten sich einmal mehr. Dann verengten sie sich misstrauisch. „Spiel‘ keine albernen Spiele mit mir, Masa!“ verlangte er. „Ich bin nicht in der Stimmung für so was.“ Er befreite sich aus diesen Armen, die ihn umschlossen hatten. Aber als der Junge das Gesicht des Mannes vor sich studierte, konnte er darin kein Anzeichen dafür finden, daß dies wieder einer von Masanoris Witzen war. Und plötzlich fühlte er sich unsicher. „Aber... aber wenn ich dich enttäusche“, stammelte er, „wie letztes Mal...“ Angst stand ihm überall in sein schönes Gesicht geschrieben. Masanori schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde sanfter. „Du könntest mich niemals enttäuschen, bon“, erklärte er. „Ich kenne dich, seit du klein warst, ich kann beinahe lesen, was du denkst.“ Kai kreuzte die Arme vor der Brust. „Dann sag’s mir, Masa: Was denke ich jetzt genau in diesem Moment?“ wollte er wissen, versuchte, respektvoll zu erscheinen, doch es gelang ihm nur, niedlich auszusehen. „Du denkst darüber nach, wie es wäre, wenn *ich* dich liebte“, schnurrte Masanori, bezaubert von der Aussicht, die Kai ihm bot. Der einfache, schokoladenbraune Kimono, den er trug, war von der linken Schulter gerutscht und enthüllte sahnige Haut. Rosafarbene Lippen schimmerten und hellbraunes Haar glänzte in Schattierungen von Wallnuß und Rotahorn. Dunkelbraune Augen mit goldenen Funken beobachteten ihn erwartungsvoll. „Du hast Angst, es könnte weh tun, wie beim ersten Mal.“ Kai nickte langsam. „Aber das wirst du nicht, oder?“ fragte er, die Stimme leise wie ein Windhauch. Anstatt einer Antwort schüttelte Masanori den Kopf. „Du magst mich töten, wenn ich das tue.“ Es klang wie ein Schwur und ein erfahrener Blick traf auf einen unschuldigen. Nun ja, nicht *so* unschuldig, denn da war etwas verborgen in diesen Augen, etwas, das verriet, daß der Junge Dinge in seinem Leben gesehen hatte, die Masanori ihm am liebsten erspart hätte. Alles das konnte der Mann sich nicht vergeben. Sie verbrachten einige weitere Minuten in Schweigen, niemand wagte es, den ersten Schritt zu machen. Jeder von ihnen dachte, der andere würde ihn abweisen. Schließlich erhob sich Masanori, die Hände in Kais Richtung ausstreckend. „Laß uns in wärmere Räume des Hauses gehen, bon“, sagte er. „Du erkältest dich sonst.“ „Ja...“, antwortete der Junge, die Augen auf den Fußboden geheftet. „Und wenn du möchtest, werde ich dich lieben...“ tsuzuku Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)