The decisions we make von Victualia ================================================================================ Kapitel 6: curative treatment ----------------------------- Noch ein Schlag, dann wich sie einem von Narutos Schattendoppelgängern aus, der ihre linke – schwächere – Seite angriff. Dieser setzte aber sogleich mit einem Tritt in ihre Magengegend nach, dem sie nicht so leicht ausweichen konnte. Sakura konnte ihn trotzdem rechtzeitig zu ihrem rechten Unterarm umlenken, welcher den meisten Schaden entgegennahm. Ein kleines Grinsen schlich sich auf Narutos Lippen, als er ihren zornigen Gesichtsausdruck wahrnahm. Die junge Frau stürzte sich mit einem frustrierten Schrei vorwärts, direkt auf ihr früheres Teammitglied. Er grinste, dieses verdammte unschuldige Funkeln in seinen Augen. Baka. Es brachte sie so dermaßen auf die Palme, dass sie nicht bemerkte, wie sich ihnen zwei Personen näherten. Sakura sammelte Chakra in ihrer rechten Faust und warf sich auf den richtigen Naruto, der plötzlich neben seinem Schattendoppelgänger aufgetaucht war, ihn aufgelöst hatte und nun seine Stelle einnahm. Zu Sakuras Überraschung richtete sich sein Blick allerdings nicht auf sie und ihre Bewegungen, sondern fixierte einen Punkt hinter ihr. Erst als sie den freudigen Ausruf ihres Freundes vernahm, bemerkte sie die Neuankömmlinge. »Hinata-chan, Neji, konnichi wa!« Die Haruno konnte ihren Angriff nicht mehr stoppen und war selbst etwas überrascht, als ihre geballte Hand auf den Unterkiefer des Blonden traf und ihn rückwärts schickte. Schnell und mit solcher Wucht, dass sie einige Sekunden später selbst ob des dumpfen Geräuschs zusammenzuckte, welches viele Meter entfernt von ihr erklang, landete Naruto auf dem harten Boden. »Naruto-kun!«, hallte der besorgte Ausruf einer jungen Frau über den Trainingsplatz. Die Haruno drehte sich zu den zwei Hyuuga, die sich anscheinend zu ihnen gesellt hatten. Der weibliche Part ihrer Freunde hatte allerdings nur Augen für Naruto, der gerade dabei war, sich hochzuhieven und zu ihnen herüberzukommen. »Guter Schlag«, vernahm sie die ruhig hervorgebrachten Worte ihres Teamleiters. Seine Cousine allerdings brachte nur ein leicht vorwurfsvolles »Neji-niisan« heraus und eilte dann in Narutos Richtung davon, um ihm zu helfen. Währenddessen hatte sich Neji neben sie begeben und blickte seiner jüngeren Cousine hinterher. Er hatte immer ein Auge auf sie, um sie im Notfall unterstützen zu können. »Nobel« war das einzige Wort, welches Sakura einfiel, um dieses Verhalten zu umschreiben. »Wieso seid ihr hier?«, fragte die Rosahaarige kurze Zeit später, als sie sich dem Braunhaarigen zuwandte. »Um euch rechtzeitig abzuholen. Ino hat uns geschickt«, antwortete er kurz angebunden. Sakura sah zum Himmel hinauf und brachte mit hochgezogener Augenbraue ein »Natürlich. Wie sollte es auch anders sein« hervor. Die Haruno wusste, dass, als ihr Teamleiter, Neji natürlich über ihr Verhalten und ihre Bestrafung dessen informiert worden war. Er vermied es noch immer darüber zu reden. Er hatte es einfach hingenommen. Zumindest hatte es den Anschein, dass er es einfach zur Kenntnis genommen hatte. Innerlich, wusste die junge Frau, kochte es in ihm. Weniger aus Wut als mehr aus Gekränktheit. Sie hatte ihn hintergangen – wegen eines Uchihas. Das würde noch ewig auf ihren Schultern lasten. Sakura wusste, sie hatte es verdient. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als der hochgewachsene Mann neben ihr wieder das Wort ergriff: »Ich habe den ANBU für heute Abend abgezogen.« »Nani?« Sakura konnte nicht anders als sich verblüfft und mit großen Augen zu ihm umzudrehen. »Dooshite?« Nun öffnete auch Neji seine so herrlich hellen Augen und richtete sie sogleich auf die junge Frau vor ihm. »Weil ich auch da sein werde.« »Demo, Neji«, begann Sakura zu sprechen, wurde allerdings durch seinen einnehmenden Blick zum Schweigen gebracht, welcher nichts als Entschlossenheit und Unwiderruflichkeit ausstrahlte. »Möchtest du nicht auch einmal … abschalten?«, fragte sie stattdessen nach einem kurzen Moment der Stille, während sie Naruto und Hinata dabei zusahen, wie sie beide im Gras lagen. Der Uzumaki hatte anscheinend seine Geliebte zu sich heruntergezogen, denn Hinata saß halb auf ihm und verglühte fast vor Scham. Naruto hatte dafür nur ein warmes Lachen übrig und legte seine rechte Hand auf ihre Wange, streichelte diese sanft. Auf Sakuras Züge legte sich ebenfalls etwas Sanftes. Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem seichten Lächeln, während sie diese liebevolle, spielerische Szene beobachtete. Sie freute sich so für ihre beiden Freunde, dass sie so früh ihr Glück gefunden hatten.   Neji, der noch immer nicht auf ihre zögerlich hervorgebrachte Frage geantwortet hatte, konnte ebenfalls nur dabei zusehen, wie seine Cousine diesen Chaoten von einem Shinobi küsste, als er sie sanft zu sich heranzog und seine Lippen auf ihre drückte. Er musste allerdings zugeben, dass ihm Naruto ebenfalls ein wenig ans Herz gewachsen war. Der Uzumaki stärkte Hinata-sama auf eine Art und Weise, wie sie es wahrscheinlich noch nicht einmal selbst wahrgenommen hatte. Er kurbelte ihren Drang an sich beweisen zu wollen. Der Chaot war sich dessen möglicherweise gar nicht bewusst, aber diese Wirkung hatte er auf einige Shinobi ihrer Generation. Es war auch einer der Gründe, warum Sasuke das Dorf verlassen hatte. Macht. Der Uchiha hatte sehr wohl bemerkt, dass Naruto in kürzester Zeit sehr viel stärker geworden war. Tja, dieses Konkurrenzverhalten hatten Rivalen so an sich, wenn sie den jeweils anderen übertrumpfen wollten. Der braunhaarige, junge Mann wandte sich wieder seiner Teamkollegin zu. Er wusste, dass er ihr noch eine Antwort schuldete. Als er das sanfte – ehrliche – Lächeln auf ihren Lippen entdeckte, konnte er seinen Blick allerdings nicht mehr von ihr nehmen. »Du wirst ihn nicht wiedersehen, oder?« Die Worte waren schneller über seine Lippen gekommen, als dass er es verhindern hätte können. Leiser als erwartet, antwortete die rosahaarige Schönheit neben ihm: »Iie, niemals wieder.« Mit einem zufrieden ausgesprochenen »Gut« entspannte sich seine Haltung etwas. »Das war es, was du von mir hören wolltest. Du wolltest keine Entschuldigung, du willst die Sicherheit, dass mir unsere Beziehung zueinander so viel bedeutet, dass ich es nicht wieder wagen würde, dich zu hintergehen.« Sie hatte Recht. Er wollte diese Absicherung – er musste sie haben –, denn der Hyuuga wusste, dass Sakura etwas an ihm lag. Ebenso wusste er, dass sie die Treffen mit Uchiha Itachi nicht ohne Grund verschwiegen hatte. Entweder sie benutzte ihn, um an Informationen heranzukommen, die außerhalb des Dorfes kursierten, oder sie … Neji konnte sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht erinnerte der ältere der Brüder sie an Sasuke und sie wollte die Verbundenheit zu ihrem ehemaligen Teammitglied spüren. Herausfinden, ob sie irgendetwas fühlen würde, während sie Uchiha Itachi nahe war. Es war konfus. Und kompliziert noch dazu, beachtete man, dass er ein Nukenin war. Es war gefährlich – aus selbigem Grund.   * * *   Nachdem Naruto sich mit Hinatas Hilfe wieder aufgerappelt hatte, verließen die vier das Trainingsfeld. Gemeinsam schlugen sie die Richtung von Sakuras Wohnung ein, denn dort hatten sie den meisten Platz, ohne gestört zu werden. Im Hyuuga-Anwesen wären immer Bedienstete anwesend und das behagte der Rosahaarigen wirklich nicht. Während Hinata und Neji sich nicht daran störten, weil sie nun einmal so aufgewachsen waren, konnte es auf Außenstehende ziemlich verstörend wirken immer Leute um sich herum zu spüren. Auch wenn man sie nicht immer sehen konnte, waren sie doch meistens da. Eine Nacht lang mit Ino zu verbringen bedeutete, dass sie von Bar zu Bar ziehen würden, bis sie nicht mehr gerade gehen konnten. Der einzige Funken Hoffnung bestand darin, dass Ino schon früh einen willigen Shinobi finden würde, der eine Nacht mit ihr verbrachte, aber das kam selten vor. Viel zu selten, wie Sakura aus eigener Erfahrung berichten konnte. Zudem trugen alle anderen der feiernden Gruppe die Last Lee-san vom Alkohol fernzuhalten, denn die Yamanaka würde sich nicht darum scheren, wenn sie einen gutaussehenden Mann traf. Die blonde Schönheit verlangte zwar nicht von ihnen, sich um dieses kleine Problem zu kümmern, während sie ihre Jugend genoss, aber es würde trotzdem ärgerlich werden. Auch davon konnte Sakura aus eigener Erfahrung ein kleines Liedchen trällern. Bei Sakuras Wohnung angelangt, verabschiedeten sich die zwei Verliebten und ließen einen stillen Neji und eine verwunderte Rosahaarige zurück. Die Haruno wusste, dass Narutos Wohnung nicht weit von ihrer entfernt lag, also schloss sie, dass er bei sich duschen und sich dann umziehen würde. Als sie sich im Inneren der Wohnung befanden, begab Sakura sich gleich in ihr Schlafzimmer, um sich frische Sachen herauszulegen. Es war nichts Besonderes. Eine hautenge schwarze Sporthose würde, bis zur Hälfte ihres Oberschenkels, ihre Beine schmücken, während ein dunkelblaues T-Shirt ihren Oberkörper verdecken würde. Sie wusste, dass Ino sie lieber in einem luftigen Kleidchen oder wenigstens in einem Rock, so wie sie ihn früher einmal getragen hatte, sehen wollen würde, aber die rosahaarige, junge Frau fühlte sich in Hosen eben wohler. Außerdem konnte man in ihnen besser kämpfen, falls sie kurzfristig als Shinobi benötigt werden würden. Als die Haruno ihr Schlafzimmer verließ, um ins Bad zu gelangen, konnte sie Neji dabei beobachten, wie er ganz still und im Schneidersitz auf ihrem Sofa saß, die Augen geschlossen hielt. Sein langes Haar war an den Enden locker zu einem Zopf gebunden, damit es nicht frei herumschweben konnte. Es glänzte ebenholzfarben und war seidig weich, floss wie ein dunkler Wasserfall seinen breiten Rücken hinab. Sakura konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als sie es zum ersten Mal hatte auskämmen dürfen. Es war auf einer ihrer vielen Missionen zusammen gewesen und sie hatte eigentlich immer angenommen, dass seine Haare für ihn so etwas wie ein Heiligtum darstellten, aber dem war nicht so. Natürlich durfte ihn nicht jeder berühren, und somit auch nicht seine dicke Mähne, aber Sakura durfte es. Und darauf war sie insgeheim ein klein wenig stolz. Der verschlossene und ewig brütende Sprössling des Hyuuga-Clans hatte sich ihr gegenüber – wenigstens ein bisschen – geöffnet, und sie genoss dieses Privileg. Und um nichts in der Welt würde sie dieses Vertrauen noch einmal missbrauchen.   * * *   Sie betraten beide, schweigend nebeneinander hergehend, die Bar und sahen sich dann nach ihren Freunden um. Der Raum war gut gefüllt; viele Shinobi waren noch in ihren Uniformen anzutreffen und hatten wahrscheinlich gleich nach ihrer Mission einen Stopp eingelegt, um etwas zu trinken. Statt ihren Freunden entdeckte Sakura jedoch eine Gruppe älterer Shinobi, darunter ein grauhaariger Mann mit altbekannter Jonin-Weste. Sie nickte einmal mit dem Kopf in ihre Richtung und erhielt im Gegenzug ein verstehendes Nicken des Hyuugas. Dann steuerte sie auf die kleine Gruppe Jonin zu, um sie zu begrüßen, während Neji einen anderen Weg einschlug. Auf Sakuras Lippen schlich sich ein wissendes Lächeln, denn auch sie hatte bemerkt, das unter Kakashi-senseis Begleitern ein gewisser Maito Gai saß. Nejis früherer Sensei und Lee-sans großes Vorbild. Erst hinter Kakashi-senseis Stuhl machte sie Halt. Er hatte sich an diesem Abend mit dem Rücken zum Eingang positioniert, was er normalerweise strengstens vermied. Er hatte gern einen Überblick über seine Umgebung, um entsprechend darauf reagieren zu können. Sakura schätzte jedoch, das kein anderer Platz mehr frei gewesen war, als er hier angekommen war und er sich daraufhin seinem Schicksal hatte fügen müssen. Einige seiner Begleiter hatten ihr bereits ein Lächeln geschenkt, wie Kurenai oder Asuma, andere nickten ihr zu, und hätte sie Gai-sensei keinen bedeutungsvollen Blick zugeworfen, hätte er sicherlich ihre Ankunft freudig kommentiert. Sie beugte sich ein wenig herunter, um Kakashi-senseis rechtes Ohr erreichen zu können, und hauchte gespielt verführerisch: »Konban wa, Kakashi.«   Er machte sich noch nicht einmal die Mühe von seinem Icha Icha aufzublicken, als er ihren warmen Atem am Ohr spürte. Irgendwann in den letzten sieben Jahren musste er den Status einer Autoritätsperson verloren haben, zumindest wenn es um Sakura und Naruto ging. Die beiden behandelten ihn seit geraumer Zeit eher wie einen weisen, älteren Freund als ihren ehemaligen Sensei. Deswegen nahm er sich auch das Recht heraus, es ihnen mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Kakashi hatte es gespürt, als sie mit Neji den Raum betreten hatte, weswegen er auch Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte. Ein Kage Bunshin sollte diesmal reichen, wenn sie ihren Angriff startete. Und dieser ließ auch nicht lange auf sich warten, wie es schien.   Stoff glitt leicht über ihre Ohrmuschel, ehe sie die Worte »Aa, Sakura-chan. Konban wa. Was führt dich her?« erreichten. Seine Stimme war tiefer, rauer – sinnlich. Sakura musste sich mit einem süßen Schmollmund geschlagen geben. Er war der bessere Schauspieler, hatte jahrelange Erfahrung in den Künsten der Verführung. Zudem konnte er nicht die Finger von Jiraiyas preisgekrönten Büchern lassen. Kichern und Lachen umspülte ihre Sinne, während die umstehenden Shinobi die ihnen gebotene Szene belustigt betrachteten. Mit einem leisen Puff verschwand der Doppelgänger hinter ihr, während sie über seine Schulter hinweg auf das aufgeschlagene Buch in seinen Händen hinunterblickte. »Nun?«, fragte er, als sie noch immer nicht geantwortet hatte. Mit einem geseufzten »Ino« hatte sie alles gesagt, was sie sagen musste, damit er verstand. Nun wurde ein Lachen noch präsenter und stach aus der Menge hervor. Sie schaute auf und sah geradewegs in Asuma-senseis lachendes Gesicht, der ihr offen entgegenblickte. »Tu mir einen Gefallen, Sakura, pass heute Abend auf Ino auf. Genma treibt sich hier schon eine ganze Weile rum und hat einen Blick auf sie erhaschen können, als sie hereinkam«, erklärte der ältere Jonin und warf ihr daraufhin ein Lächeln zu. »Wann passe ich nicht auf sie auf, Asuma-sensei?«, entgegnete Sakura mit einem frechen Grinsen. Mit einem müden Seufzen gab er sich geschlagen. Von allen Mädchen ihrer Generation waren Sakura und Hinata wohl die vernünftigsten. Ino hingegen konnte ein wahrer Magnet für Probleme werden, wenn sie nicht Acht gab. Er konnte immer noch nicht fassen, dass sie nun ebenfalls ein Team von Genin unterwies.   * * *   Er war allein. Er war verletzt. Und zudem befand er sich noch in der Nähe von Konohagakure. Es bestand also ein erhöhtes Risiko, dass man ihn entdeckte, wenn er jetzt seine Deckung fallen lassen würde. Er war nicht in der Lage sich selbst du heilen beziehungsweise sich zu versorgen, also musste er jemanden finden, der es konnte. In Konoha gab es mehrere Iryounin. Die Besten. Tsunade war immerhin Hokage und eine Meisterin auf ihrem Gebiet. Aber es war nicht Tsunade, die er im Sinn hatte. Es war eine rosahaarige, junge Frau, die unter ihr gelernt hatte, persönlich von ihr unterrichtet worden war. Eine Frau, deren Anwesenheit er herbeisehnte. Natürlich hatte er versucht, sich von ihr fernzuhalten. Sie kamen beide aus verschiedenen Welten. Er war ein gesuchter Nukenin, der im Bingo-Buch stand und sie eine respektierte Kunoichi Konohas. Selbstverständlich war sie berühmt für ihre Fähigkeiten als Iryounin, immerhin nahm Tsunade nicht irgendeine Kunoichi zur Schülerin, sondern nur die Begabtesten im Bereich Chakra-Kontrolle. Auch hatte er keinen Zweifel daran, dass die Godaime die Rosahaarige unter Beobachtung gestellt hatte, nachdem er ihr die Nachricht übermittelt hatte, dass Orochimaru tot war. Für die Bewohner Konohas war er eine Bedrohung, doch Einige – Wenige – wussten, dass er immer im Sinne seines Dorfes gehandelt hatte. Dass er das Wohl anderer über sein eigenes gestellt hatte. Er war sich nicht im Klaren darüber, was es genau war. Ob es nur Lust war, die ihn zu ihr zog, oder ob es auch ihr Charakter war, der ihn so einnehmend faszinierte. Das erste Aufeinandertreffen durch sein Double, als sie sechzehn gewesen war, hatte weniger mit ihr zu tun gehabt als mit Naruto oder Kakashi. Zu diesem Zeitpunkt war sie – für ihn – gänzlich uninteressant gewesen. Hätte sie in den Kampf mit ihren Teamkollegen eingegriffen, wäre sie ihm wahrscheinlich eher aufgefallen, aber sie hatte sich im Hintergrund gehalten und sich um Chiyo gekümmert, die zu dieser Zeit unter ihrem Schutz gestanden hatte. Nun war sie gerade zwanzig geworden. Sie war aufgeblüht in ihrer Funktion als Iryounin, hatte sich den Rang eines ANBU-Mitglieds angeeignet und war eine formidable Kunoichi. Zudem war sie von Natur aus eine einladende Erscheinung, eine Schönheit mit ihrer exotischen Haarfarbe und diesen ach so lebendigen, glänzenden Augen. Er konnte nicht umhin ihr zu verfallen. Also machte er sich auf den Weg nach Konoha, ungeachtet der Konsequenzen, die diese Situation für sie herbeiführen würde. Ungeachtet der Konsequenzen, die dieses Verhalten für ihn selbst zum Ergebnis haben würden. Einmal in seinem Leben würde er egoistisch sein. Nur nach seinen eigenen Gelüsten handeln, die definitiv nach der jungen Kunoichi schrien.   * * *   Es war schon spät in der Nacht, als die kleine Gruppe von jungen Erwachsenen noch immer in der Bar saß. Entgegen Sakuras Erwartungen waren sie an einem Ort verweilt und nicht weitergezogen, wie es sonst immer der Fall gewesen war. Auch war ihre beste Freundin dieses Mal nicht auf irgendwelche Avancen seitens der männlichen Shinobi eingegangen. Selbst Genma hatte sie stehen gelassen, obwohl sogar die Haruno zugeben musste, dass der Ältere an diesem Abend gnadenlos schön aussah und einen Charme versprühte, der jedes weibliche Wesen in seiner Umgebung dahinschmelzen ließ. Aber auch als sie schon einige Schälchen Sake hinuntergeschluckt hatte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen selbst mit dem Braunhaarigen zu verschwinden. Denn sie wusste, es würde nur eine Nacht überdauern. Zweifellos eine unvergessliche Nacht, aber Sakura war keine Frau, die sich ihr erstes Mal als eine einmalige Angelegenheit vorstellte. Zudem wartete sie immer noch auf einen Mann, der sie berühren würde. Im Herzen berühren würde. Zugegeben es würde nicht mehr so leicht sein wie früher, aber sie glaubte an diese Macht der Gefühle. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass sie vielleicht niemals das Geschenk wahrer Liebe erleben würde, immerhin könnte sie bei jeder ihrer Missionen Gefahr laufen getötet zu werden. Aber wenn sich ihr die Möglichkeit bieten würde ihr Gegenstück zu finden, würde sie sie beim Schopf packen. Gegen Ende ihrer zweiten Flasche Sake verabschiedete sie sich von den anderen, wobei sie Neji versicherte, dass sie allein nach Hause finden würde. Auch Naruto gefiel der Gedanke nicht, dass sie allein durch die dunklen Straßen Konohas wandern würde, doch mit einem Blick, der nichts als Entschlossenheit ausstrahlte, konnte sie die beiden protektiven Männer abwimmeln. Auch Inos Gezeter, dass sie alle schon große Mädchen waren, die auf sich selbst aufpassen konnten, trug dazu bei, dass sie gehen durfte. Nun stand sie vor ihrer Wohnung, drehte den Schlüssel im Schloss und ging hinein, als ihr auffiel, dass ihr ein Windstoß entgegenkam. Dabei konnte sie schwören, dass sie alle Fenster geschlossen hatte, bevor sie mit Neji die Wohnung verlassen hatte. Sie machte sich nicht erst die Mühe ihre Sandalen auszuziehen, sondern griff eilig nach dem Kunai, welches in der ersten Schublade ihrer Kommode versteckt war. Sie wollte verdammt sein, wenn sie nicht noch einen einfachen Einbrecher überwältigen würde können. Sie hatte nicht so eine feine Nase wie Kakashi-sensei, oder gar Kiba, aber sie konnte ganz deutlich den metallischen Geruch wahrnehmen, der einem auf der Zunge lag, wenn man mit Verletzungen zu tun hatte. Mit einer ganz besonders hässlichen Sorte von Verletzungen, die auch tödlich enden konnten, wenn man sie nicht rechtzeitig behandelte. »Du kommst spät, Haruno-san.« Samtig weiche Stimmlage. Hai, sie sollte definitiv verdammt sein. Es war stockdunkel, doch selbst in der fortgeschrittenen Nacht konnte Sakura seinen maskulinen Körper ausmachen. So recht wollte sie ihrem Gehör nicht trauen, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass er einfach in Konoha einmarschieren würde. In das Dorf, welches ihn vor allen anderen Dörfern gefangen nehmen wollte. Sein Heimatdorf. Diese Handlung erschien ihr recht irrational, und was sie alles von ihm erfahren durfte oder über ihn gehört hatte, ließ ihn nicht wie einen von Emotionen gesteuerten Menschen wirken. Sie blinzelte ein Mal, doch auch als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie keine Details erkennen. Deswegen tastete sie nach der Wand, in die der Lichtschalter eingelassen war, und betätigte ihn nach einigem Suchen und anschließendem Zögern. Sakura konnte sich noch immer nicht vorstellen, dass er hier war. In ihrer Wohnung. Wieder blinzelte sie. Diesmal allerdings, um sich an das plötzliche Licht zu gewöhnen. Und dort stand er, neben dem offenen Fenster, welches vorhin wahrscheinlich den Luftzug verursacht hatte. Von außen würde man ihn nicht sehen können, denn er hielt sich möglichst nah an der Wand auf. Nun konnte sie auch erkennen, das in seinem Mantel ein großes Loch klaffte. Es hatte ungefähr die Größe ihrer Faust, doch durch den dunklen Stoff konnte sie nicht erkennen, wie schwer die Verletzung wirklich war. Chikushoo! Ihr behagte der Gedanke nicht, dass er hier war. Sakura hatte sich diesen Moment zwar herbeigesehnt, aber es gefiel ihr nicht. Die Vorstellung, dass er in ein bewachtes Dorf eindringen konnte, welches für seine Stärke an Shinobi-Streitkräften berühmt war, schmeckte ihr ganz und gar nicht. Die Frage, zu was dieser Mann noch alles fähig war, lag ihr beinahe auf der Zunge. Ein halber Monat war vorübergegangen und sie konnte sich nicht vorstellen, dass Itachi einfach so, ohne ersichtlichen Grund, bei ihr auftauchen würde. Entweder hatte er Informationen, die er mit ihr teilen wollte oder er war verletzt. Dass er sie aufgesucht hatte, um von ihr Informationen einzuholen kam ihr gar nicht erst in den Sinn. Hätte er es gewollt, hätte er sich alles von ihr nehmen können, was er begehrte. Doch er stand nur da, unbewegt und wie in Stein gemeißelt. Es war erstaunlich, dass er noch immer aufrecht stehen konnte, beachtete man die Größe des Lochs in seinem Mantel. Wenn er wirklich vorhatte, sie dazu zu bringen ihn zu heilen, dann sollte es lieber früher als später geschehen. Also setzte sich Sakura schleunigst in Bewegung und eilte zu dem verletzten Mann in ihrer Wohnung. Sie konnte ihn ja schlecht ignorieren, geschweige denn aus ihren Gedanken verbannen. Einen Schritt vor ihm machte sie Halt, bat still um seine Erlaubnis, sich die Wunde ansehen zu dürfen. Die Haruno wusste, viele Shinobi verbaten es sich Hilfe von einem Iryounin anzunehmen, wenn sie sie doch am meisten benötigten. Viele stolze Shinobi. Und ihres Erachtens nach war Uchiha Itachi der Inbegriff von Stolz. Dass sie ihn bereits zuvor geheilt hatte, erklärte es nicht für selbstverständlich, ihn nun versorgen zu dürfen. Jede Situation war unterschiedlich, und musste dementsprechend auch behandelt werden. Doch als er seinen Mantel von innen aufknöpfte und die beiden Enden des dicken Stoffes zur Seite fielen, blieb keine Zeit für Zurückhaltung. »Hinlegen«, sagte Sakura, darum bemüht nicht vollends ihre Fassung zu verlieren. Eine hochgezogene schwarze Augenbraue seitens Itachi war seine mehr als spöttische Antwort. »Leg dich hin, sofort!«, forderte sie zähneknirschend. Sie sah wütend zu ihm hinauf, und bemerkte dabei, wie sein Körper langsam aber sicher dem Fieber nachgab. Eine Schweißperle nach der anderen bildete sich über seiner hochgezogenen Augenbraue und seine Augen, die noch immer das Sharingan aktiviert hatten, wurden glasig. Bald würde er das Bewusstsein verlieren. Die Haruno wunderte sich sowieso noch immer, wie er diese offensichtlichen Schmerzen so lange hatte aushalten können, geschweige denn wie er es aushielt sein Sharingan noch immer aktiviert zu halten. Seine Augen verengten sich nur minimal, als er sprach: »Ich glaube, mir gefällt dein Ton nicht, Haruno-san.« In seine Stimme hatte sich Atemlosigkeit eingeschlichen, sodass sie nicht ganz so geschmeidig klang wie sonst. »Dir wird es auch nicht gefallen, dass du bald tot sein wirst, wenn du nicht meinen Anweisungen folgst. Du wirst bald das Bewusstsein verlieren und ich schlage vor, dass es auf einem weichen Untergrund geschieht als auf dem harten Boden. Kannst du nun meinem Gedankengang folgen, Itachi-san?«, erwiderte Sakura hitzig, während ihre smaragdgrünen Augen aufgeregt blitzten. Kurz schien es als würde Itachi mit sich hadern, doch als er sich langsam ihrer gemütlichen Couch näherte, entließ Sakura die Luft, die sie unbewusst angehalten hatte. Er könnte sie ohne weiteres töten. Sie nahm seine Stärke lieber nicht auf die leichte Schulter, trotz dessen er verletzt war. Nachdem er sich stillschweigend auf dem großen Möbelstück niedergelassen hatte, folgte auch die Rosahaarige seinem Beispiel und setzte sich neben ihn. Kein Ton des Leidens oder Schmerzes kam über seine Lippen, nicht einmal ein leises Ächzen. Wie beim letzten Mal gab es kaum Anzeichen dafür, dass er verletzt war. Nur die Auswirkungen der Verletzungen und leichten Anzeichen von Überanstrengung verrieten ihn allmählich. So viel Selbstkontrolle. Und doch war er hier. Er wusste, dass er ohne ärztliche Behandlung eines ausgebildeten Iryounin nicht lang überleben würde. Und sterben wollte er sicherlich nicht, sonst hätte er sich schon längst in irgendeine abgelegene Ecke verzogen und wäre verreckt. Sie schob vorsichtig den Mantel beiseite, sodass er dem Uchiha von den Schultern glitt. Dann widmete sie sich seinem Oberteil, welches teilweise von Schlamm und Blut durchnässt war. Sakura griff kurzerhand nach dem Kunai, welches in einer Schublade des Beistelltisches neben der Couch darauf wartete endlich einmal eingesetzt zu werden. Gerade als sie den Saum seines Shirts packte und mit der Klinge ansetzen wollte, schossen Itachis Hände hervor und ergriffen schmerzhaft ihre Handgelenke. Mit genervtem Blick sah sie zu ihm auf. Misstrauen stand in seinen Augen in großen Lettern geschrieben. Er vertraute ihr nicht. Wieso sollte er auch? »Ich bin es nicht gewohnt, jeden meiner Schritte mit meinem Patienten ausdiskutieren zu müssen, wenn er in Lebensgefahr schwebt, Itachi-san«, erläuterte sie ihm, »Du bist zu mir gekommen, also erwarte ich, dass du mich nicht ständig unterbrichst, während ich versuche dein verfluchtes Leben zu retten.« Nach einigem Zögern lockerte sich sein Griff ein wenig, ehe er seine rauen Hände wieder an seine Seite gleiten ließ. »Du bist erzürnt«, stellte er eintönig fest und wandte dann seinen Blick auf seine Wunde. Er sah alles verschwommen, ein einziges Wirrwarr aus blassen Farben, die ineinander verschmolzen. Sie seufzte genervt auf, als sie es endlich fertiggebracht hatte, ihm die Reste seines Oberteils abzustreifen, das sie soeben entzweit hatte. »Baka! Natürlich bin ich wütend. Du tauchst wie aus dem Nichts auf und erwartest, dass ich springe. Hinzukommt, dass du dich eigentlich gar nicht hier aufhalten dürftest. Wenn wir auffliegen, bist nicht nur du der Leidtragende, sondern du bringst auch mich damit in Gefahr. Ist dir eigentlich klar, wie dumm es von dir war hierher zu kommen?« Itachis Atem ging nur noch stockend. Sie musste sich beeilen, sonst riskierte sie eine schlimme Infektion oder gar sein Leben. »Bitte deaktiviere dein Sharingan! Es verbraucht zu viel Chakra, wenn du es weiterhin aufrechterhältst.« Die Haruno hatte mittlerweile ihre Hände über seine Wunde gelegt und erstellte eilig ein Profil der Verletzung und deren Folgen. Als auch nach einigen Momenten der Chakra-Fluss in seine Augen nicht abnahm, sah sie erneut zu ihm auf, nur um feststellen zu müssen, dass er sie ebenfalls gründlich inspizierte und wahrscheinlich abwägte, ob es auch wirklich ungefährlich wäre, sich ihr so auszuliefern. »Bitte«, Sakura zögerte kurz, »Itachi.«   Dass sie diesmal keinen Suffix verwendet hatte, fiel ihm erst auf, als sein Körper sich von ganz allein entspannte und er ihrer Bitte schweigend nachkam. So etwas war ihm noch nie passiert. Er war noch nie von einem Menschen so beeinflusst worden, dass er sich dessen Willen beugte. Uchiha Itachi war immer Herr seiner Sinne und folgte nur seinen eigenen Bedürfnissen. Ohne sein Sharingan verschwommen die Farben zu einem einzigen, dichten Nebel aus den verschiedensten Farbnuancen. Somit verlor er auch den letzten Fokus, der ihn davon abhielt, sich einzig und allein auf seine Schmerzen zu konzentrieren. Er spürte, wie langsam aber sicher seine Gliedmaßen immer schwerer wurden, seine Umgebung diese beißende Kälte verströmte, die an ihm nagte.   Sakura nahm die Panik erst wahr, die Itachi plötzlich auszustrahlen schien, als es eigentlich schon zu spät war. Sie wusste ganz genau, dass er kurz davorstand zu kollabieren. Und er wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, zappelte mit den letzten Kräftereserven, die ihm noch verblieben. Die Haruno musste ihre Untersuchung unterbrechen und ihn schnellstmöglich festhalten, damit er sich nicht noch selbst mehr Schaden zufügte als ohnehin schon. Er verlor stetig Blut und war nach Konoha gereist, um sie zu sehen. Zudem war wahrscheinlich Dreck in seine klaffende Wunde gelangt. Die Rosahaarige musste ihn irgendwie beruhigen, oder ihn ganz einfach in die Bewusstlosigkeit schicken. Warum sie da nicht früher drauf gekommen war, war ihr ein Rätsel. »Itachi, sieh mich an! Bleib ruhig. Hier ist niemand, der dir Schaden zufügen will.« Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er ihre Stimme vernahm, jedoch schien er sich nicht auf sie konzentrieren zu können. Sein Blick schoss überall hin, nur nicht zu ihr. Und in diesem Moment begegnete Sakura Itachis Blick zum ersten Mal, ohne dass sein Sharingan aktiviert war. Erst in diesem Augenblick fiel ihr auf, das etwas nicht mit seinen Augen stimmen konnte. Normalerweise fokussierten sich Menschen auf die Richtung, aus der sie ein Geräusch vernahmen. Auch bemerkte sie, dass die Farbe aus Itachis Augen einem blassen gräulichen Farbton gewichen war. Sie vermutete, dass er einmal ein ebenso sattes Schwarz wie Sasuke besessen haben musste. Zudem würde es zumindest teilweise erklären, warum er meist die erste Stufe seines Sharingans aktiviert hatte. Er sah dadurch besser.   Der Schwarzhaarige spürte, wie eine kleine Menge an Chakra in seinen Körper geleitet wurde. Und er vernahm eine helle Stimme. Eine Frauenstimme, die versuchte, ihn zu beruhigen. Itachi wollte sich ihr zuwenden, aber aus irgendeinem Grund gehorchte ihm sein Körper nicht mehr. Auch spürte er nur Kälte, die ihn langsam aber sicher einholte – ihn umhüllte. Er wollte sich diesem Gefühl der Machtlosigkeit nicht hingeben, konnte aber letztendlich nicht dagegen ankämpfen.   Nun saß sie auf ihrer großen, gemütlichen Couch, die stetig von Itachis zähflüssigem Blut besudelt wurde. Uchiha Itachi lag in ihren Armen. Blass und bewusstlos. Und Sakura wurde klar, dass sie nicht mehr lange Zeit hatte, bevor der bewusstlose Mann seinen letzten Atemzug getätigt hätte. Sie legte ihn zurück auf die dunkle Sitzfläche und sprang von ihrem Sofa auf. In der Küche griff sie schnell nach einer großen Schüssel, in die sie warmes, klares Wasser füllte. Auch die Geschirrtücher mussten kurzerhand herhalten, da sie keine Zeit zu verlieren hatte. Mit ihren Utensilien in den Händen begab sie sich wieder zu ihrem Patienten und nahm sich eines der Geschirrtücher zur Hand, tunkte es in die klare Flüssigkeit und säuberte daraufhin seine Wunde erst einmal. Viel Dreck war nicht in die Verletzung gelangt, doch sie würde trotzdem noch einmal mit ihrem Chakra nach einer Infektion suchen, um wirklich sicher gehen zu können, dass Itachi ihr nicht vor den Augen wegstarb. Als sie die Wunde soweit gereinigt hatte, begann sie erneut damit ihr heilendes Chakra in seine Verletzung fließen zu lassen. Vorhin konnte sie sich bereits einen Eindruck über das Innenleben seines Bauches verschaffen. Die Haruno wusste, dass ein Teil seiner Leber fehlte. Daraufhin könnten auch andere lebenswichtige Organe ausfallen. Sakura war sich auch im Klaren darüber, dass Itachi viel zu viel Blut verlor und sie ihm schnellstmöglich eine Blutbildungspille geben musste. Aber erst einmal musste sie das Leck wieder zusammenflicken, damit nicht noch mehr von der dunkelroten Flüssigkeit aus Itachi entwich. Es war knifflig, doch wenn Sakura präzise und schnell arbeitete, dann hatte der Ältere eine gute Chance durchzukommen, ohne bleibende Schäden davontragen zu müssen. Zuallererst musste sie die Zellen mithilfe ihres Chakras dazu anregen sich zu regenerieren, damit das fehlende Stück der Leber wiederhergestellt werden konnte. Nachdem das getan war, pumpte Sakura ein weiteres Mal eine erhebliche Menge an Chakra in Itachis Körper, sodass sie weitere Blutungen ausfindig machen und im Keim ersticken konnte. Auch diese Aufgabe meisterte sie nach ein paar Minuten. Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf ihrer Stirn ob der Anstrengung, dieser sie sich gerade aussetzte. Als letztes untersuchte sie seine Wunde ein weiteres Mal nach irgendeiner Art von Infektion, fand jedoch nichts, was dem Uchiha Schaden zufügen würde. Nachdem auch dieser Schritt getan war, schloss sie das klaffende Loch soweit, dass eine dünne Hautschicht die vorher freiliegenden Organe überzog. Es würde auf jeden Fall eine Narbe zurückbleiben, wenn es alles abgeheilt war, doch Sakura konnte von Glück sagen, das alles relativ reibungslos verlaufen war. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Die Rosahaarige sah zu Itachi herunter. Noch immer zeigten sich einige Schweißperlen auf seiner Stirn und um seine Wangen war es gefährlich rot geworden. Er hatte nun wahrscheinlich einen ausgeprägten Fieberschub vor sich, ehe er wieder völlig fit sein würde. Sein Atem ging stockend und flach. Während sie ihn so betrachtete, schoss ihr durch den Kopf, dass sie ihm noch die Zoketsugan verabreichen musste, damit er den Blutverlust ausgleichen konnte, also ging sie ins Bad, wo sie die meisten der Medikamente aufbewahrte, die sie tagtäglich benutzte und kehrte mit der gewünschten Pille, einer Salbe, die den Heilungsprozess beschleunigen und vor Infektionen schützen sollte, und Verbänden in den Händen zu Itachi zurück. Noch war er bewusstlos, aber er konnte trotzdem Pillen und Flüssigkeiten zu sich nehmen, weswegen sie nur seinen Mund einen Spalt breit öffnete und ihm das Medikament dann verabreichte. Die Salbe schmierte sie vorsichtig auf die größtenteils verheilte Wunde und über einige kleinere Schürfwunden, die sich nicht entzünden sollten. Der Uchiha war noch immer schwach und dadurch wesentlich anfälliger für eine Infizierung. Danach legte sie ihm noch die Verbände an, damit ja alles an seinem Platz blieb und geschützt war. Es war schon spät in der Nacht, als Sakura sich endlich aufraffen konnte, Itachi in eines ihrer Gästezimmer zu bringen. Dort würde er es wesentlich komfortabler haben als auf ihrer Couch, die nun große Blutflecken aufwies und auch nicht mehr so angenehm roch wie vorher. Ein bisschen tat es ihr weh, dass sie ihr geliebtes Sofa in so einem Zustand sehen musste, aber der Preis dafür war es wert gewesen. Wenn Itachi diese Nacht ohne weitere Vorkommnisse überstehen würde, wäre er über den Berg. Und die Haruno würde alles daran setzen, dass er sie heil überstand. Unter Aufbietung ihres Chakras schaffte sie es den Uchiha verhältnismäßig schmerzfrei und sicher in das Zimmer direkt neben ihrem zu hieven. Für manche erschien es merkwürdig, dass eine Frau einen Mann trug, aber für Sakura stellte dies beinahe den Alltag dar. Wie sollte sie sonst verletzte Kameraden von einem Kampf wegbringen, wenn sie bewusstlos waren oder sich vor Schmerzen kaum bewegen konnten? Es war nur logisch, dass Sakura dann eingreifen musste, auch wenn es an so manchem männlichen Ego kratzte. Als die junge Frau Itachi auf die weiche Matratze niederließ, überprüfte sie gleichzeitig, ob sich irgendwelche Verbände gelöst hatten, doch alles schien in bester Ordnung. Auch wenn ihm der Schweiß auf der Stirn stand, griff die Rosahaarige kurzerhand zu einer dünnen Decke am Fußende des Bettes, die sie dort immer deponiert hatte, falls es einmal zu kalt wurde. Diese warf sie rasch über Itachis nackten Oberkörper. Dabei fiel ihr ebenfalls auf, dass er noch immer seine Sandalen trug, genau wie sie selbst, wie sie leicht schmunzelnd feststellen musste. Sie zog sich selbst und ihm daraufhin die Schuhe aus, und stellte seine dann neben das Bett, damit er sie demnächst nicht suchen musste. Ihre eigenen Sandalen brachte sie zu ihrer Garderobe und wandte sich daraufhin noch einmal dem Wohnzimmer zu, wo noch immer die Schüssel mit dem nun schmutzigen Wasser stand und die ebenfalls verdreckten Geschirrtücher lagen. Sie nahm die Schüssel zur Hand, goss das dreckige Wasser in den Abguss in der Küche und befüllte sie erneut mit Wasser, nur diesmal war es kaltes. Dazu gab sie noch etwas Salz und verrührte die ganze Mischung miteinander. Als sie damit zufrieden war, nahm sie sich noch eine Bürste zur Hand, mit der sie sonst eigentlich den Abwasch tätigte, und schlenderte zur Couch hinüber. Sakura schüttete vorsichtig etwas Wasser auf die zu behandelnden Blutflecken und schrubbte dann, was das Zeug hielt. Noch waren die Flecken feucht und es bestand eine gute Möglichkeit, dass man sie aus dem Stoff herausbekam. Zudem war das Sofa recht dunkel, also würden ein paar dunklere Schattierungen nicht weiter auffallen. Nachdem die junge Frau mit dem Ergebnis zufrieden war – zumindest redete sie sich das ein – und an dem Punkt angelangt war, an dem sie einfach nur noch ins Bett wollte, erhob sie sich aus ihrer hockenden Position und ging erneut in die Küche. Neben dem Waschbecken lagen noch immer die vor Schmutz triefenden Geschirrhandtücher, die sie vorhin dort abgelegt hatte. Ein weiteres Mal leerte sie die Schüssel im Abguss aus, nur um das ganze Prozedere zu wiederholen. Dann nahm sie die Handtücher und ließ sie in der Lösung aus kaltem Wasser und Salz einweichen. Das konnte auch bis morgen früh warten. Sakura war hundemüde und musste dringend ihre Chakra-Reserven wieder regenerieren, weswegen sie eine gehörige Mütze voll Schlaf gut gebrauchen könnte. Itachis Heilung hatte einiges an Kraft und Konzentration gekostet, weshalb sie jetzt so ermattet war und schlürfend in die Richtung ihres Zimmers trottete. Doch als sie an der Tür zu dem Raum ankam, in dem Itachi zurzeit nächtigte, konnte sie nicht umhin noch einmal nach ihm zu schauen. Kurz zögerte sie, ob sie es überhaupt riskieren sollte, ihn hier zu versorgen und nicht einfach den ANBUs zu überlassen, aber so schnell wie dieser Gedanke aufgetaucht war, verwarf sie ihn auch wieder. Sie hatte soeben ein weiteres Leben gerettet. Zudem fand sie ihren derzeitigen Patienten mehr als nur faszinierend. Es war als würde sie magnetisch von ihm angezogen werden. Noch nie hatte sie auf irgendeinen Mann so intensiv reagiert. Mit einem entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht, öffnete sie die schwere Holztür und lugte vorsichtig hinein. Soweit sie erkennen konnte, lag der Schwarzhaarige noch immer in dem Gästebett. Er atmete nicht mehr ganz so schwer, weswegen Sakura sich ein wenig leichter fühlte. Uchiha Itachi würde diese Nacht überstehen, daran bestand jetzt kein Zweifel mehr! Nachdem sie die Tür vorsorglich wieder geschlossen hatte, setzte die Haruno den Weg zu ihrem eigenen Schlafzimmer fort. Dort angekommen schälte sie sich aus ihren ebenfalls mit Schmutz und Blut besudelten Klamotten, griff aus ihrem Kleiderschrank nach einem übergroßen T-Shirt und zog es sich über die nackte Haut. Fast wie in Trance trottete sie zu ihrem großen, kuscheligen, gemütlichen Bett hinüber und ließ sich in die Kissen fallen. Sie zog sich nur noch die Bettdecke bis unter die Nase und gab sich dann ihrem dringend benötigten Schlaf hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)