𝒟𝑒𝓇 𝓇𝒾𝒸𝒽𝓉𝒾𝑔𝑒 𝒲𝑒𝑔 von GaryUnwin (Jimitri) ================================================================================ Prolog: -------- Jeder Mensch begegnet einmal dem Menschen seines Lebens, aber nur wenige erkennen ihn rechtzeitig." . . . Langsam neigte sich die Sonne dem Untergehen zu. Der weihte Himmel wurde in ein helles Orange getaucht und dem Jungen an der Reling kam ganz plötzlich, und ohne das er wusste wieso, eine Erinnerung in den Sinn. Es war wahrscheinlich einer der wärmsten Sommertage, die James Hawkins dieses Jahr überhaupt erlebt hatte. Das Meer im Hafen war ruhig, die Möwen kreisten über den Köpfen der Menschen, die vor dem riesigen Kreuzfahrtschiff standen und ihre Familien verabschiedeten. Nun endlich war es soweit. Seine Mutter hatte ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag eine Kreuzfahrt über das Meer geschenkt, da sie wusste, wie sehr er das Meer und die damit verbundene Freiheit liebte. Es war wahrscheinlich das beste Geschenk, das er je von ihr bekommen hatte, doch es hatte auch einen Beigeschmack. Auch wenn er nun Volljährig war, würde sie sicherlich sehr in Sorge sein, wenn ihr Sohn ganz allein über das Meer reiste, weswegen sie einen alten Freund der Familie gebeten hatte, auf ihn aufzupassen. Nun, es hätte ihn mit ihrer Wahl auch schlechter Treffen können, so war John Silver doch beinahe wie ein Vater für ihn. Doch allein die Tatsache, dass sie dachte, er käme ganz allein nicht zurecht, nahm ihn ein wenig von dem Höhegefühl, das er empfunden hatte, als er das Reiseprospekt in den Händen gehalten hatte. Doch nun, wo er vor dem riesigen Schiff stand, waren all diese Gedanken verschwunden. Ein starker Arm schlängelte sich um seinen Hals und erschrak ihn beinahe zu Tode, als er eine ihm zu bekannte Stimme neben sich hörte. „Schickes Schiff, Jungchen, was?“, brummelte die tiefe Stimme seines beinahe-Vaters neben ihm und seine Mundwinkel zuckte in die Höhe. Das war es in der Tat. „Du bist ja wirklich gekommen. Ich dachte das ist so eine Ich-Verspreche-Es-Ihr-Zwar-Aber-Lasse-Ihn-Sein-Eigenes-Ding-Machen Sache?“ Der alte Silver lachte auf, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Ich stehe auch ziemlich auf Kreuzfahrten, weißt du“, meinte er dann mit einem zwinkern an den Jungen gewandt. Jim stieß die angehaltene Luft aus und zog nur eine Augenbraue nach oben. Wenn das nicht streng nach Kontrolle roch, wusste er auch nicht weiter. Wahrscheinlich würde Silver die gesamte Fahrt ein, oder auch beide, Auge auf ihn haben. Dabei war es nicht einmal seine Schuld, wenn er in Schwierigkeiten geriet. Die Schwierigkeiten fanden ihn, nicht er sie. Er schulterte seine Reisetasche und deutete seinem alten Freund an, sich endlich auf die R. L. S Legacy zu begeben. Bevor er jedoch die Rampe auch nur betreten konnte, stieß er gegen etwas, oder in diesem Falle, jemanden. Verwundert blinzelnd und schon einen provokanten Spruch auf den Lippen habend, sah er zu demjenigen, der sich gerade ernsthaft vorgedrängelt hatte. Doch was er sah, nahm ihm den Wind aus den Segeln. Ein junger Mann stand vor ihm, vermutlich um einen Kopf größer als er selbst und vom Körperbau recht sportlich. Das Gesicht war fein geschnitten, und doch stach das markante Kinn ihm als erstes in die Augen. Die Lippen waren zu einem frechen Grinsen verzogen und die dunklen Augen leuchteten, funkelten beinahe schon. Der leichte Wind zerzauste das braune, weich aussehende Haar ein wenig. Jim wusste nicht, was es war, doch in diesem Moment fühlte er sich, als wäre er erstarrt. Er konnte kein Bein vor das andere setzen. „Sorry, wir haben es eilig!“, kam es aus den Lippen des jungen Mannes, der sich vorgedrängelt hatte und schon schnappte er sich die Hand seiner weiblichen Begleitung und verschwand über die Rampe auf das Schiff. Der andere, etwas molligere Mann folgte ihn. Erst, als er die Hand seines Freundes auf seiner Schulter spürte, fand er sein Gefühl in den Beinen zurück. Jim war sich nicht sicher, was gerade passiert war, doch es war merkwürdig genug gewesen. Ein leichtes Grinsen umspielte die Lippen Jims, als er zurück an ihre erste Begegnung dachte. Das Schiff war groß, doch anscheinend nicht groß genug. So wie es das Schicksal – nicht dass er an so etwas glauben würde – es gewollt hatte, hatten er und der junge Mann, welcher Dimitri hieß, sich noch am selben Abend wiedergesehen. Und danach immer wieder. Auf dem Deck waren sie sich beinahe jeden Tag über den Weg gelaufen und irgendwann waren sie stehen geblieben und hatten sich unterhalten. Wie sich herausstellte waren Dimitri und Vlad auf dem Weg, um Anya zu ihrer Großmutter zurück nach Paris zu bringen. Der Russe war ihm gar nicht so unähnlich, wenn er genau darüber nachdachte. Deswegen war Silver wahrscheinlich auch nicht verwundert gewesen, als er ihm erzählt hatte, das sie sich wirklich gut verstanden. Ja, diese Reise war wirklich viel unglaublicher gewesen, als er am Anfang angenommen hatte. Nur die Tatsache, dass sie ein paar Tagen schon wieder Land anlegen würde, schlug ihn ein wenig nieder. Er liebte das Meer, die grenzenlose Freiheit, nach welcher er sich so sehr sehnte, sie ihn Paris jedoch nie finden würde, obwohl er dort geboren und aufgewachsen war. Morph, seine Maus, streckte den Kopf aus seiner Jackentasche und machte mit einem fiepen auf sich aufmerksam. Lächelnd setzte er sich den kleinen Kerl auf die Hand und sah ihn an. „Du freust dich, endlich wieder zu Hause zu sein, was, Morphy?“, fragte er und die schwarzen Knopfaugen sahen ihn aufmerksam an. Er hatte den Kleinen vor langer Zeit von Silver bekommen. Damals hatte er für eine sehr lange Zeit weggehen müssen, bis heute wusste Jim nicht, wieso, und da hatte er ihm Morph anvertraut. Und nun waren die beiden kaum noch zu trennen, was auch Silver gesehen hatte und ihn beruhigt in Jims Händen lassen konnte. Sanft rieb er mit dem Daumen über den kleinen Kopf seines Tieres und wieder glitt sein Blick über das blaue Meer. Die warme Stimme Vlads, die ein Lied anstimmte, zog schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Er setzte Morph wieder in seiner Jackentasche ab und bog dann neugierig um die Ecke, um zu sehen, warum der mollige Russe plötzlich damit begann, zu Singen. Doch was er sah, ließ ihn erneut in der Bewegung erstarren, so, wie bei ihrem ersten Kennenlernen. Seine Augen weiteten sich und, als hätte man ihm den Wind aus den Segeln genommen, stand er dort, beobachtete etwas, das sicher nicht für seine Augen bestimmt gewesen war. Dimitri und Anya standen eng beieinander, hielten sich in den Armen und begannen langsam zu Tanzen. Dabei sahen sie sich tief in die Augen und schienen alles um sich herum auszublenden. Vlad hatte den kleinen Hund Anyas auf den Arm genommen und hatte die Augen geschlossen, sang dabei jedoch leise weiter. Der Russe hatte nie erzählt, dass er und das Mädchen einander mochten. so sehr mochten. Jim zog die Augenbrauen zusammen und vergaß ganz das Atmen, während er den beiden zusah. Etwas in ihm, und er konnte nicht sagen was, zwang ihn dazu, den von den beiden abzuwenden. Sein Kopf war wie leergefegt und sein Magen zog sich Schmerzhaft zusammen. Er presste eine Hand gegen seine Schläfe und drehte sich verwirrt herum, machte sich auf den Weg zu seinem alten Freund. War es das Beste, wenn er das, was er gerade gesehen hatte, einfach vergaß? Die beiden schienen mehr als Freunde zu sein, eine Tatsache, die den jungen Hawkins nicht so kalt ließ, wie er es anscheinend gern wollte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)