Das Herz des Dämonenfürsten von Tamanna (Boys-Love-Version) ================================================================================ Kapitel 1: Es war einmal ------------------------ Es war einmal ein großes Königreich. Es wurde von einem guten und gerechten König regiert. Für das Wohl seines Volkes hatte der König die besten Magier des Landes in seinem Palast versammelt und ließ sie eine für Monster unüberwindbare Verteidigungsbarriere errichten. Außerhalb und auch innerhalb der Barriere sorgten die königlichen Ritter für Recht und Ordnung. So konnten die Bewohner des Palastes und der Stadt in Frieden leben. Dennoch gab es eine Bedrohung in diesem sonst so friedlichen Reich, die der König mehr als alles andere fürchtete. Weit ab vom Königreich, in einem dunklen Teil des Reiches, lebte der Dämonenfürst. Ein äußerst finsteres und bösartiges Wesen. Seit Jahren schon terrorisierte er das Königreich und versuchte immer wieder, durch die Barriere zu dringen. Sein Ziel war es, den König zu stürzen und den Staatsschatz an sich zu bringen, der ihm die Herrschaft über das Königreich und dessen mächtigen Magieressourcen verschaffen würde. Gerüchten zufolge sollte die Prinzessin im Besitz des Schlüssels zur Kammer sein, in der sich der Staatsschatz befand. Nach dem Tod seiner geliebten Frau war die Prinzessin des Königs Ein und Alles. So kam es, dass die Prinzessin noch nie in ihrem ganzen Leben den Palast verlassen hatte. Noch nicht einmal die Stadt dürfte sie betreten. Im Schloss selbst bewachten sie die Ritter Tag und Nacht. Von der Außenwelt abgeschnitten und isoliert, sehnte sich die Prinzessin nach menschlichem Kontakt. So lautete der einzige Wunsch der Prinzessin, dass an ihrem 18. Geburtstag eine große Feier stattfinden sollte, zu der alle Bewohner des Reiches eingeladen werden sollte. Der König war zunächst nicht erfreut, konnte seiner geliebten Tochter aber ihren größten Wunsch nicht abschlagen. So verstärkte er die Wachen und öffnete die Tore für die Öffentlichkeit. Am Abend waren alle Vorbereitungen für die Feierlichkeiten beendet und die Menschen strömten in den Ballsaal. Viele von ihnen setzten zum ersten Mal einen Fuß in das Schloss. Voller Bewunderung zeigten sie auf die Gemälde und Statuen im Saal und unterhielten sich angeregt. Besonders ein junger Mann schien sich über seine Anwesenheit hier zu freuen. Auch seine Blicke wanderten quer durch den Ballsaal, jedoch wirkte sein Lächeln eher spöttisch und triumphierend. „Endlich bin ich hier. Hat ja auch lang genug gedauert.“ „Wenn wir zurück sind, solltest du der Hexe danken“, drang plötzlich eine Stimme aus der Kleidern des Mannes. Der junge Mann seufzte. „Wem ich danke und wem nicht, entscheide ich immer noch selbst. Und außerdem hatte ich dir verboten zu sprechen, solange wir hier sind, Frosch! Deinetwegen fliegen wir noch auf!“ „Uhm… bitte verzeiht, Meister.“ „Schon gut. Es ist ja nichts passiert. Sei von jetzt an einfach leise… Gut, dann lass uns mal ein wenig umschauen.“ „Fällt das denn nicht auf? Die Wachen wurden doch für heute Abend verdoppelt und würden sicher einen Mann, der sich durch das Schloss streift, verdächtig finden.“ „Frosch…“ „Uhm… bitte verzeiht, Meister. Ich schweige…“ „Du hast wohl vergessen, mit wem du hier redest. Ich bin ein Meister im Umgang mit der Magie. So etwas Einfaches wie ein Tarnzauber ist für mich kein Problem. Die Barriere verhindert ja nur, dass man mit Magie hier eindringen kann. Aber da hier fleißig Magieforschung betrieben wird, kann man innerhalb des Schlosses nach Lust und Laune zaubern. Das größte Problem für mich war nur, die Barriere zu überwinden, aber das habe ich ja gelöst. Nun habe ich freie Hand. Endlich… Endlich, nach all den Jahren ist mein Ziel zum Greifen nahe! Noch heute Abend wird die Prinzessin mein sein! Komm, Frosch, lass uns gehen. Ich muss doch der Prinzessin mein Geburtstagsgeschenk überreichen. Ha ha ha ha!“ Von den Gästen unbeobachtet, schlich sich der junge Mann hinter den Vorhang und wandte dort seinen Tarnzauber an. Für andere unsichtbar spazierte er sodann ganz gemütlich an den Wachen vorbei in den für die Öffentlichkeit gesperrten Korridor. Die Kerzenleuchter an der Wand waren in dieser Nacht nicht entzündet, sodass der Korridor in völlige Finsternis gehüllt wurde. „Wohin gehen wir denn eigentlich? Ich dachte, Ihr wolltet die Prinzessin entführen?“, flüsterte Frosch in seinem Versteck. Der junge Mann überzeugte sich erst davon, dass niemand in der Nähe war, bevor er antwortete. „Die Prinzessin ist im Ballsaal, wo sie von den Rittern bewacht wird“, flüsterte er zurück. „Sie jetzt zu entführen, wäre das Dümmste, was ich tun könnte. Ich bin zwar unsichtbar, aber die Prinzessin unbemerkt aus einem vollen Ballsaal zu tragen, gelänge mir dennoch nicht. Ich werde ihr in ihrem Zimmer auflauern und dann, wenn alle schlafen, sie mit meinem Tarnzauber hier herausschaffen. Es soll irgendwo einen unterirdischen Geheimgang geben, durch den man ungesehen den Palast verlassen kann.“ „Ah, dann wollt Ihr den jetzt erkunden, Meister?“ „Nein, ich weiß schon, wo er ist. Ich suche nach dem Magielabor.“ „Uhm… um die Barriere auszuschalten?“ Der junge Mann antwortete nicht. Vorsichtig sah er um die Ecke, ob auch keiner der Wachen seine Runden zog. Man konnte ihn zwar nicht sehen, aber eine sich plötzlich öffnende Tür würde trotzdem jedem auffallen. Das Magielabor lag am Ende dieses Korridors. Nur noch ein paar Schritte und er war am Ziel. Dann könnte er endlich dieser verfluchten Magiebarriere den Garaus machen, die ihm jedes Mal die Galle in den Rachen trieb, wenn er sie sah. Gerade, als er die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, öffnete sich diese und eine kleine, seltsam aussehende Gestalt kam heraus. „Ist ja schon gut, ich stör dich ja nicht mehr!“, wimmerte sie, das Gesicht hinter sich in den Raum gewandt. Der junge Mann erschrak und ging sofort hinter einer Säule in Deckung. „So ein Mist! Auch das noch!“ „Was ist denn los, Meister? Es kann doch gar nichts passieren! Ihr seid immer noch unsichtbar!“ wunderte sich Frosch. „Das wird mir bei dieser Nervensäge auch nicht helfen“, knurrte der junge Mann unwirsch und spähte vorsichtig hinter der Säule hervor. „Das da ist eine Fee.“ „… Ja und? Was ist denn so schlimm an einer Fee?“ Die Fee horchte plötzlich auf. „Ist da irgendjemand?“ „Wir ziehen uns zurück“, zischte der junge Mann und schlich sich vorsichtig hinaus.   „Sagt Ihr mir jetzt, was so schlimm an einer Fee ist?“ Frosch wurde in seinem Versteck langsam unruhig. Seit Minuten schon sprach sein Meister kein einziges Wort mehr. Schließlich hielt es die kleine grüne Amphibie nicht mehr aus und krabbelte ins Freie, wo er seinem Meister auf die Schulter hüpfte. Von dort aus konnte er erkennen, dass sie sich mittlerweile draußen im Schlossgarten befanden. Sein Meister schlenderte langsam in den Heckengarten hinein. „Feen… sind anders als andere Lebewesen“, erklärte der Mann leicht träge. „Sie sind rein magische Kreaturen, was ihnen Fähigkeiten verleiht, die sonst niemand hat. Beispielsweise ihre Sehkraft.“ Frosch nickte verstehend. „Dann haben sie besondere Augen.“ „Nein. Mit ihren Augen können sie zwar sehr weit sehen, dennoch sehen sie nicht mehr, als unsere. Nein, Feen besitzen eine ganz eigene Form des Sehens – mit ihren Ohren.“ „…Ihren Ohren?!!“ „Feen können die Aura eines Menschen wahrnehmen und zwar mittels des Klanges, den ihre Stimme erzeugt. Die Stimme verrät ihnen, ob die Aura ihres Gegenübers Weiß oder Dunkel ist, je nachdem, ob der Mensch Gutes oder Böses tut.“ „Jetzt verstehe ich. Eure Aura ist ja dunkel, richtig?“ „So ist es. Dazu kommt noch, dass mein Unsichtbarkeitszauber bei einer Fee nicht wirkt, sie hätte mich dennoch sehen können. Dann hätte ich mit ihr reden müssen und sie hätte meine dunkle Aura sofort gesehen. Meine menschliche Verkleidung täuscht ihre Augen, doch meine Stimme nicht ihre Ohren und ihre Wahrnehmung. Daher hielt ich es für besser, mich zurückzuziehen.“ Der junge Mann stoppte vor dem großen Springbrunnen in der Mitte des Heckengartens. Seufzend sah er hinauf in den Himmel. „Das hier eine Fee ist… Ich fürchte, ich muss meinen Plan noch einmal überarbeiten, damit mir die Fee am Ende nicht zum Verhängnis wird.“ Sein Blick schweifte über die Wasseroberfläche. Eine einsame Kamelienblüte, die über das Wasser trieb, fiel ihm ins Auge und ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es war schon seltsam, dass solch einfache Dinge ihn immer wieder erfreuten. Der Dunkelhaarige setzte sich auf den Brunnenrand, fischte mit der linken Hand die Blüte aus dem Wasser und atmete den zarten Duft ein. „Verzeiht…“ Der dunkelhaarige Mann erschrak und sah auf. Vor ihm stand ein junger Ritter mit blondem Haar und strahlend blauen Augen. Überwältigt von der reinen Schönheit, die dort vor ihm stand, bekam der junge Mann kein Wort über die Lippen. Auch der Ritter starrte wie gebannt auf den dunkelhaarigen Mann vor sich, der immer noch die zartrosane Blüte in der Hand hielt. Die Zeit schien für beide in diesem Augenblick still zu stehen. Keiner von ihnen konnte die Augen von dem Anderen nehmen. Die sanfte Stimmung wurde jäh von einer lauten Frauenstimme durchbrochen. „Hauptmann, hier seid Ihr!“ Der junge Mann nutzte diese Ablenkung, sprang auf und rannte in die dunkle Nacht hinein. Der junge Ritter lief ihm sofort hinterher, verlor ihn aber im Heckengarten aus den Augen. „So wartet doch bitte! Sagt mir wenigstens Euren Namen!“, rief er verzweifelt, doch seine Bitte wurde nicht erhört.   Der junge Mann wartete versteckt hinter einer Hecke, bis der Ritter mit der Soldatin ins Schloss zurückkehrte, dann verließ er so schnell wie möglich das Schlossgelände. Frosch, der beim Auftauchen des Ritters rasch in die Kleider seines Meisters geschlüpft war, kroch nun wieder aus diesen hervor und hüfte ihm erneut auf die Schulter. „Uhm… und was ist nun an dem Ritter so gefährlich?“ fragte er vorsichtig. „Du schweigst besser, sonst mach ich Froschschenkel aus dir!!“ blaffte der junge Mann zornig zurück. „Bitte verzeiht, Meister.“ Der junge Mann verlangsamte seinen Schritt, als die Stadtgrenze in Sichtweite kam. Die Stadt selbst war in völlige Dunkelheit gehüllt und menschenleer. Ihre Einwohner waren wohl allesamt bei der Feier im Schloss. Das konnte dem Mann nur recht sein, er wollte ohnehin niemanden sehen. Kaum, dass er die Stadt verließ und sich somit nicht mehr innerhalb des Bannkreises befand, teleportierte sich der junge Mann in sein Zuhause – in ein altes Schloss, weit abseits des Königreiches. In seinem Inneren wurde er von einer leichtbekleideten schönen Frau empfangen. „Willkommen zurück… mein geliebter Dämonenfürst.“ Der Angesprochene erwiderte nichts, sondern nahm wieder seine Dämonengestalt an. Die Frau setzte ein schelmisches Lächeln auf und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. „So früh habe ich dich gar nicht zurückerwartet. Dein Plan hat wohl nicht funktioniert, nehme ich an?“ erkundigte sie sich im gespielt unschuldigem Tonfall. „Halt deinen Mund! Das geht dich gar nichts an, Hexe!“, brüllte der Dämonenfürst wütend. Frosch hüpfte von der Schulter seines Meisters auf den Boden und quakte laut: „Wir sind im Schloss auf eine Fee gestoßen!“ Überrascht horchte die Hexe auf. „Eine Fee? Das ist allerdings eine Überraschung. Ich dachte, die gäbe es gar nicht mehr.“ „Tja, diese war allerdings sehr real. Aufgrund dieses Wesens musste ich meinen Plan noch einmal überdenken“, erklärte der Dämonenfürst. Er machte eine leichte Handbewegung und der Frosch wurde urplötzlich in Rauch eingehüllt. Als dieser sich verzog, stand ein froschartiges Wesen in Kindergröße an seiner Stelle. „Puh~ Daran werde ich mich nie gewöhnen“, seufzte Frosch theatralisch und streckte sich. „Aber was ist denn nun mit diesem Ritter? Wieso seid Ihr nach der Begegnung mit ihm Hals über Kopf davongelaufen?“ Der Dämonenfürst warf ihm sofort einen giftigen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, zu schweigen. Der Schaden war jedoch schon angerichtet. Die Hexe brach in hämisches Gelächter aus. „Ausgerechnet du bist vor einem einfachen Ritter davongelaufen?! Welch ein Armutszeugnis!“ „Willst du sterben?!!!!!“, drohte der Fürst vor Wut kochend. „Ungern. Ich bin nur nicht sonderlich erfreut darüber, dass du diese einmalige Gelegenheit so leichtfertig verschwendest“, gab die Hexe ernst zurück. „Weißt du überhaupt, wie schwer es war, den Talisman herzustellen, der es dir erlaubt, die Barriere zu durchschreiten? Und wie schwierig es war, es rechtzeitig für die Feierlichkeiten fertig zu stellen? Der Geburtstag der Prinzessin war DIE Chance für dich, sie zu entführen! Und du vergeudest sie, wegen eines unbedeutenden Ritters?! Das die Fee den Plan gefährdet hat, kann ich ja noch verstehen…“ „Gar nichts verstehst du! Das war kein gewöhnlicher Ritter! Er konnte mich trotz meines Unsichtbarkeitszaubers sehen!“ „Unmöglich!“ „So ist es aber. Ich bin davon überzeugt, dass das Magielabor dahinter steckt. Wer weiß, was sie noch alles heimlich herstellen… Ich muss mir das Labor unbedingt persönlich anschauen. Nur, wenn ich über all ihre Machenschaften im Bilde bin, kann ich mich daran machen, die Prinzessin zu entführen. Andernfalls gibt es nur böse Überraschungen.“ „Aber wie willst du das anstellen? Die Feier war die einzige Möglichkeit, ins Schloss zu gelangen. Sonst ist es für Außenstehende nicht zugänglich und noch strenger bewacht. Fremde, die keine Berechtigung haben, sich dort aufzuhalten, werden sofort verhaftet.“ Der Dämonenfürst lächelte triumphierend. „Keine Sorge. Ich habe schon einen Plan, wie ich mir ganz legal Zutritt verschaffen kann. Einzig die Fee könnte ein Problem darstellen. Ich brauche deine Hilfe, um sie zu überlisten.“ „Natürlich. Du kannst auf mich zählen“, sagte die Hexe sanft, dann trat sie näher an den Fürsten heran, schnappte seinen Arm und drückte ihn fest an ihren Körper. „Ich tue alles, was du willst, dass weißt du doch.“ Sie hatte diese Aufforderung praktisch geschnurrt, aber das kümmerte den Dämonenfürsten herzlich wenig. Kühl sah er sie an, dann zog er seinen Arm weg und ließ sie stehen. „Ich liebe dich, das weißt du doch, oder?!“ rief die Hexe ihm verzweifelt nach. Der Fürst erwiderte nichts. Denn in seinem Kopf spukte nur das Gesicht des blonden Ritters herum…   ~ to be continued ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)