Für immer vielleicht von Goetterspeise (Sasuke x Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Eine normale Situation --------------------------------- Sie liebt ihn. Er liebt sie. Es ist so einfach. Sie machen es kompliziert. Eine normale Situation. Eine, die täglich auf der ganzen Welt zu beobachten ist. Absolut nichts ungewöhnliches. Einfach nur eine Frau und ein Mann, die sich in einer Bar gegenüber sitzen und sich unterhalten. Die Frau redet mehr, der Mann hört hauptsächlich zu. Sie lacht. Auf seinen Lippen erscheint zumindest ein Schmunzeln. Es steht ein halbleeres Cocktailglas vor ihr und ein kaum getrunkener Bourbon vor ihm. Zwei Menschen, die sich schon seit Jahren kennen, gut miteinander auskommen und eine gewisse Sympathie für einander empfinden. Für Außenstehende nicht einschätzbar, was nun zwischen ihnen ist. Eben einfach nur eine normale Situation. Nicht weiter interessant. Was niemandem auffällt, ist der Schmerz in ihren Augen, immer wenn sie in die seinen blickt. Seine Unsicherheit, die er durch einen Schleier von Gleichgültigkeit verdeckt – ja nicht zu viele Emotionen zeigen. Zwischen ihnen eine unausgesprochene Frage, die über ihnen schwebt wie eine Guillotine und darauf wartet hinabzusausen. Aber bisher nicht den Befehl dazu erhielt. Sie sehen sich oft. Nicht jeden Tag, aber doch mehrmals die Woche. Unterhalten sich, diskutieren über ernste Themen und beäugen den anderen skeptisch, wenn sie eine Meinung nicht teilen. Dann fragt sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihm zuzustimmen. Einfach, weil sie nicht weiß, ob sie ihn nicht verärgert hat. Aber er liebt es, wenn sie ihre Meinung vertritt – sagt es ihr aber nie. Sie genießen die Zeit miteinander. Auch, wenn es ihr weh tut, bei ihm zu sein, ohne ihm wirklich nah sein zu können. Und auch, wenn er nicht weiß wie er dieses seltsame Gefühl in sich, etwas, das er so noch nie verspürt hat, zum schweigen bringen soll. Darum der Schmerz. Und deshalb die Unsicherheit. Sie sind Freunde, seit Jahren schon. Haben eine lange Geschichte vorzuweisen. Schule, Uni, Reisen. Wohnen in der gleichen Nachbarschaft und manchmal sehen sie sich rein zufällig frühs auf der Straße oder abends im Supermarkt. Sie sind nur Freunde. Und doch eigentlich mehr. Uneigentlich gibt es da aber nichts, das ein mehr bedeuten könnte. Es sind keine Dates, zu denen sie sich treffen, keine beabsicht unbedachten Berührungen, die sie tauschen oder anzügliche Blicke zwischen ihnen. Nur normale Treffen, höflicher Abstand und Augenkontakt, der weh tut. Und darum wartet sie. Doch er macht keine Andeutungen. Sie hat Angst und vermeidet es auch. Also lässt er es ebenfalls sein. Ein Teufelskreis. Vielleicht sind sie sich manchmal aber trotzdem plötzlich nah. Vielleicht wissen ihre Freunde, dass zwischen ihnen etwas ist. Vielleicht müssten sie sich nur einmal im richtigen Augenblick treffen. Und vielleicht ist so ein vages Wort. Also sitzen sie hier. Wie tausend andere Menschen auch und unterhalten sich. Trinken etwas, essen gemeinsam. Die kleinen, normalen Dinge eben, die man so tut. Für die es niemand besonderen als Begleiter benötigt. Man könnte es auch alleine machen. Sie lieben es aber zusammen zu sein. Sagen es nicht. Zeigen es nie. Also tun sie so als wäre es normal. Einfach eine nette Gelegenheit in einem Café, einem Restaurant oder einer Bar zu sitzen und sich zu unterhalten, zu lachen – und sich zu vermissen, obwohl nur die Tischplatte aus dunklem Holz sie trennt und ihre Füße darunter fast gegeneinander stoßen. Der höfliche Abstand eben. Sie greift nach ihrem Glas und trinkt den letzten Schluck. Er beachtet seins gar nicht weiter. … Und damit ist es vorbei. Der Moment, der so niemals existierte. Er zahlt für sie mit – nächstes Mal ist sie wieder dran – und sie stehen auf. Suchen sich einen Weg zwischen den anderen Gästen, Tischen und Stühlen hindurch und kommen schließlich draußen an. Es ist Herbst, der Geruch von Regen liegt in der Luft und der Mond steht in seiner vollen Pracht über ihnen. Er könnte sie noch zu einem Spaziergang einladen, in der Nähe gibt es einen kleinen Park mit Fluss und vielen, ineinander verschlungenen, geteerten Wegen. Aber er tut es nicht. Nie. Die Unsicherheit, die er zu gut vor ihr verbergen kann, hindert ihn jedes Mal. Und so stehen sie noch einen Moment da, blicken sich an und warten darauf, dass dieses Mal vielleicht doch etwas anders sein wird … Aber – natürlich – kommt keine Veränderung. Sie lächelt zaghaft, zögert das Unvermeidliche hinaus und flüstert abschließend noch: »Wir sehen uns.« Die Bar liegt in der Mitte ihrer Wohnungen, also trennen sie sich hier und gehen beide ihres eigenen Weges. Allein. Wie immer. Zwischen ihnen war so viel. Und dennoch war es nie mehr als ein für immer vielleicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)