Der Junge im Bus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 37: All the way, Teil 3 – Derek --------------------------------------- Grelle Laser, wummernde Technomusik und zuckende Leiber bestimmten das Bild in dem Nachtclub. John, Derek und Braeden hatten sich zunächst einmal am Tresen niedergelassen, um etwas zu trinken. Peter hingegen war sofort verschwunden; angeblich weil die Musik so gut sei. Irgendetwas schien Derek da wohl gründlich zu entgehen? „Verdammt ist das laut hier! Meinem Baby müssen ja schon die Ohren bluten!“ bemerkte er sorgenvoll. Braeden rollte mit den Augen: „Dem kleinen Krümel geht’s bestens, so schön schallgeschützt in mir drinnen! Mir übrigens auch, nur falls du dich das gefragt haben solltest?“ „Oh entschuldige! Soll... soll ich dich vielleicht lieber nachhause bringen? Bist du müde? Ist das hier zu anstrengend für dich?“ fragte Derek bußfertig: „Ich bin nicht müde, ich bloß bloß unsichtbar.“ entgegnete Braeden mürrisch: „Wieso haben wir Peter bloß den Club aussuchen lassen. Hier sind überall nur schwule Männer, die aussehen als seien sie gerade eben aus den Windeln raus. Das ist tödlich für das Selbstvertrauen einer schwangeren Lady, die sich fett fühlt!“ „Du siehst toll aus, Liebes. Und das meine ich ganz ehrlich.“ versicherte Derek aufrichtig und schlug dann heroisch vor: „Willst du vielleicht tanzen?“ obwohl er tanzen doch eigentlich hasste, wie die Pest und sich ansonsten eigentlich nur für Stiles dann und wann dazu herabließ. Sein leidendes Gesicht zauberte ein Lächeln auf Braedens Gesicht: „Du bist ein echter Held, Kumpel, aber ich tanze lieber mit dem unheimlich gutaussehenden Sheriff. Der hat wenigstens Lust dazu. Du darfst gern wie ein Mauerblümchen hier sitzen bleiben und dich ausgiebig daran ergötzen, wie sehr du den Krach, die Menschen und den Geruch hasst. Ich weiß doch, dass du das an Orten wie diesem am allerliebsten tust, richtig?“ „Danke!“ sagte Derek ein klein wenig erleichtert und ließ sich tatsächlich zu einem Grinsen hinreißen. Braeden nahm indes John bei der Hand und hieß ihn, ihr zur Tanzfläche zu folgen. Und Derek? Er blieb zurück wie ein Mauerblümchen, setzte sein finsterstes Gesicht auf, machte im Geiste eine Liste aller Dinge, die er hier drinnen hasste und versuchte dann zu ermitteln, was am Unerträglichsten und Nervigsten war; die glattrasierten Körper, der Krach, die Fleischbeschau, oder die grellen, zuckenden Lichtblitze, die seinen scharfen Wolfsaugen wehtaten! Und wie er so dasaß und seine miese Laune kultivierte, als sei es eine Art hohe Kunst, oder Tugend realisierte er, dass sich ihm ein Junge genähert hatte; schmalschultrig, dürr, mit einem schüchternem Lächeln und insgesamt wahnsinnig jung: „Willst du irgendwas Bestimmtes?“ knurrte der Werwolf abweisend. Der Junge wirkte ein kleines bisschen eingeschüchtert. Dennoch fragte er kühn: „Willst du vielleicht mal mit mir tanzen?“ „Ich heirate morgen!“ bellte Derek. Der Junge kichert: „Was hat das Eine denn mit dem Anderen zu tun? Du darfst doch trotzdem noch tanzen, oder nicht? “ „Ich tanze aber nicht!“ schob Derek also hinterher. Dieser Junge mochte schüchtern wirken, aber offensichtlich war er ein ziemlich hartnäckiger, kleiner Mistkerl. Er besaß die Frechheit, sich einfach auf den Barhocker neben Derek zu hocken und für sie beide noch ein Bier zu bestellen: „Ich kann mir mein Bier selbst kaufen!“ knurrte Derek, doch der Fremde lächelte so süß, dass es schwer fiel, die garstige Fassade aufrecht zu erhalten. Er erinnerte ihn beinahe an Stiles, so wie er war, als sie sich damals kennengelernt hatten: „Ich bin sicher, dass du das kannst!“ bestätigte der Fremde: „Aber ich habe meinem besten Freund Brett da drüben versprochen, dass ich heute den schönsten Kerl hier im Raum anspreche und das bist nun mal du.“ Er deutete auf einen großen athletischen Kerl mit blondem, modischen Kurzhaarschnitt, der unweit von ihnen tanzte und hin und wieder zu ihnen herüber linste: „Ich mag meine Männer nämlich groß, düster und ein bisschen gefährlich, weißt du?“ fuhr Dereks Verehrer fort: „Aber mach´ dir keine Gedanken! Dass du morgen heiratest ist mir im Grunde ganz recht. Ich bin ohnehin noch nicht bereit für etwas Neues. Schlimme Trennung, wenn du verstehst, was ich meine? Ich bin nur meinem Freund zuliebe hier, damit er mich endlich damit in Ruhe lässt, dass ich dringend einen neuen Kerl brauche. Also was ist nun, Großer? Trinkst du ein Bier mit mir?“ Derek seufzte schwer. Wieso kamen die verlorenen Jungs eigentlich bloß immer alle zu ihm? Er musste ja wohl irrtümlich irgendetwas ausstrahlen, dass signalisierte: `Quatsch´ mich an! Störe meinen Frieden! Da stehe ich total drauf!´ Er nickte mürrisch. Der Fremde strahlte und erhob seine Flasche zum Anstoßen: „Ich bin Corey Bryant!“ stellte er sich vor. „Erfreut, dich kennenzulernen. Ich bin Derek!“ brummte der Ältere und sie stießen ihre Flaschen gegeneinander. Und dann begann Corey zu erzählen, auch wenn Derek überhaupt nicht gefragt hatte. Er berichtete von seinen Eltern, die ihn kaum beachtet und nach seinem Coming Out einfach minderjährig vor die Tür gesetzt hatten. Er habe eine Weile auf der Straße gelebt, sei dann ganz kurz ein Go-Go-Tänzer in einem kleinen Nachtclub gewesen, habe irgendwann glücklicherweise seinen Kumpel Brett Talbot kennengelernt, der ihn bei sich aufgenommen habe, so dass er nun wenigstens wieder ein Dach über dem Kopf habe. Er würde nun in einem Supermarkt arbeiten. Es sei nicht toll, aber immerhin habe er sein Auskommen. Er sei ein paar Monate mit einem Jungen namens Lucas gegangen, doch der habe ihn einfach nur fertiggemacht! Brett würde ja ständig sagen, dieser Typ sei pures Gift. Wie eine Schlange. Oder ein Skorpion? Derek hörte sich das alles geduldig und aufmerksam an. Irgendwas an dem munteren, ziellosen Geplapper des Jungen gefiel ihm sogar und sorgte dafür, dass er sich ruhig fühlte. „Du redest nicht viel, was?“ stellte Corey irgendwann schmunzelnd fest, nachdem er ihm im Grunde bereits sein gesamtes Leben in groben Zügen dargelegt hatte. „Nö.“ antwortete Derek wortkarg. Der Junge lachte: „Ist dein Verlobter auch so wie du? Denn dann wird das ein ziemlich langweiliges `Bis dass der Tod euch scheidet´, fürchte ich.“ „Ist er nicht!“ versicherte Derek: „Dann hast du ja Glück!“ urteilte Corey. „Habe ich!“ bestätigte Derek, was weiteres Gelächter des Jungen nach sich zog: „Ein- bis Dreiwort-Sätze. Ist das so eine besondere Spezialität von dir?“ wollte er wissen: „Ist es!“ gab Derek ihm Recht. Corey schüttelte grinsend den Kopf und behauptete: „Du bist irgendwie verdammt süß. Dein Verlobter hat wohl auch ziemliches Glück, was?“ Derek verzog das Gesicht und knurrte leise. Corey blieb davon unbeeindruckt. Er stellte sein Bier ab, nahm Derek bei der Hand und bat mit süßem Augenaufschlag: „Tanzt du jetzt vielleicht doch noch mit mir? Ein Tanz wird dich schon nicht umbringen und ich bin sicher, deinem Kerl macht es nichts aus.“ Und es geschahen wohl doch noch Zeichen und Wunder, denn Derek folgte dem Jungen nun tatsächlich auf die Tanzfläche. Heimlich hoffte er, dass Corey recht behielt und Stiles wirklich nichts dagegen einzuwenden hätte. Dann stellte der Alpha sich vor, wie gerade in dieser Minute ein Stripper mit nichts weiter bekleidet, außer einem silbernen Slip auf dem Schoß seines Gefährten herumrutschte und ihn dabei dreist betatschte! Dagegen war ein unschuldiger Tanz mit einem Fremden doch wohl harmlos, oder etwa nicht? Peter hatte sich obenherum ausgezogen, denn er war wahrlich nicht schüchtern, wenn es darum ging zu zeigen, was er hatte. Er flirtete ein wenig nach allen Seiten und in früherer Zeit hätte er in diesem Moment wohl bereits irgendeinen hübschen, schlanken, ganzkörperenthaarten Burschen zur genaueren Begutachtung mit sich in den Keller genommen, doch irgendwie hatte er neuerdings keine große Lust mehr darauf. Er fragte sich ernsthaft, woran das lag und betete heimlich, dass die Antwort nicht lauten möge: Am Alter! Aber nein, nicht doch! Er war ein attraktiver, dynamischer, sexuell nach wie vor aktiver Wolf, der noch reichlich Leben vor sich hatte. Er vergewisserte sich noch einmal zufrieden der auf ihn gerichteten, hungrigen Blicke seiner Umgebung. Mit einem Mal hatte Peter Isaacs Gesicht vor seinem geistigen Auge. Er wusste selbst nicht, warum er ausgerechnet jetzt an ihn denken musste, aber irgendwie verspürte er einen leichten Ärger deswegen? Früher hatte dies hier mal Spaß gemacht und wenn Isaac ihn in letzter Zeit begleitet hatte, dann war es auch immer gut gewesen. Sie hatten die pheromongeschwängerte Atmosphäre genossen, sich ein wenig daran aufgegeilt und dann waren sie nachhause gefahren und hatten es getrieben, wie liebestolle Wölfe. Aber jetzt amüsierte sich Isaac vermutlich gerade ganz köstlich auch ohne ihn! Und irgendwie wollte Peter das überhaupt nicht schmecken. Er langweilte sich nämlich ganz furchtbar, die Musik fand er mit einem Mal ebenfalls ziemlich dämlich und auf irgendeine unerklärliche Weise war das Isaacs Schuld! Er ließ noch einmal seinen Blick schweifen, war schon fast soweit einfach nachhause zu fahren, um sich dort einen Porno reinzuziehen und ein wenig Druck abzulassen, als er John und Braeden entdeckte, die gerade gar nicht weit von ihm jeder für sich tanzten. Er grinste in sich hinein. Schuldete der Sheriff ihm nicht noch einen Tanz? „Huch!“ rief John Stilinski erschrocken aus und sein Kopf flog herum: „Zum Teufel, Peter! Was tust du denn da? Nimm´ gefälligst deine Pfoten da weg!“ „Ach komm´ schon, Sheriff! Du weißt doch bestimmt, dass du einen echt geilen Arsch hast für einen Mann in deinem Alter, oder? Damit könntest du ja Walnüsse knacken! Trainierst du?“ „Ich... WAS? Hör jetzt sofort damit auf, mir in die Backen zu kneifen! Das mag ich nicht.“ forderte John energisch und versuchte die Hände des Werwolfs fortzuschlagen. Doch so leicht ließ Peter sich freilich nicht abschütteln. Er näherte sich Stiles Vater erneut von hinten, lehnte sich an ihn, wand ihm die Arme um die Taille und legte den Kopf auf dessen Schulter ab: „Komm´ schon, Johnny! Mir ist sooo langweilig!“ maulte er: „Spiel´ mit mir, ja?“ Er platzierte einen kleinen Kuss im Nacken des Sheriffs. Stilinski blieb wie angewurzelt stehen. Von Braeden, die sich das Katz-und Mausspiel mit zugleich mitleidigem, wie amüsiertem Blick anschaute, war scheinbar keine Rettung zu erwarten: „Ich dachte, deine Spielgefährten wären für gewöhnlich maximal halb so alt wie ich, also was soll dieses Theater?“ fragte John ärgerlich, ohne den Werwolf erneut abzuschütteln: „Das ist doch bloß üble Nachrede und überhaupt nicht wahr!“ behauptete Peter: „Ich bin sehr vielseitig und flexibel, weißt du? Und ich mag Jungs wie dich, mit euren Charaktergesichtern und den grauen Schläfen. Ihr habt Ausdauer, Geduld und ihr schmeckt herbsüß, wie gereifter Wein!“ „Wehe du leckst jetzt an mir! Ich bin in verschiedenen Kampfsportarten ausgebildet!“ rief John entsetzt aus. Peter kicherte: „Weißt du, was ich so heiß an dir finde, Sheriff? Es ist diese leichte Röte, die aus deinem Hemdkragen aufsteigt, sich über deinen Hals fortsetzt und sich dann auf deinem Gesicht ausbreitet, immer dann, wenn du dir einen ganz kleinen Moment lang in einer finsteren Kammer deines Hirns vorstellst, wie es wohl wäre mit uns beiden. So wie jetzt gerade.“ „Du kennst wirklich keine Scham, was Peter?“ fragte der Sheriff, löste Peters Griff um seine Taille, drehte sich um und trat ein Stück zurück, um Dereks Onkel anschauen zu können. Peter grinste: „Ist das eine rhetorische Frage?“ wollte er wissen. John seufzte kopfschüttelnd forderte: „Du kannst doch nicht allen Ernstes annehmen, dass du jemals eine Chance bei mir hättest, Peter? Selbst jemandem wie dir muss doch im Grunde klar sein, dass das nicht läuft? Dir geht es doch bloß darum, dich zu amüsieren und mich in Verlegenheit zu bringen, richtig?“ Peter setzte sein, als eingetragenes Warenzeichen patentiertes Schurkenlächeln auf: „Vielleicht würde es dir aber gefallen, Johnny? Vielleicht eröffnet es dir neue Horizonte und du lernst dich von einer bislang unbekannten Seite kennen?“ „Was ist denn überhaupt mit Isaac.“ wollte der Sheriff wissen: „Denkst du nicht es würde ihn verletzen, wenn du hier versuchst, andere Kerle auf´s Kreuz zu legen?“ Peter verzog das Gesicht: „Isaac und ich haben ein Abkommen. Wir gehören einander nicht. Ich bin ein freier Mann und kann machen, was ich will und für ihn gilt dasselbe.“ „Und dennoch warst du seit Monaten nur mit ihm zusammen, wie ich höre?“ erwiderte John mit wissendem Blick: „Vielleicht eröffnet das Zusammensein mit diesem Jungen ja DIR neue Horizonte und du lernst DICH SELBST von einer bislang unbekannten Seite kennen? Du hast doch schon wirklich alles mit absolut jedem getrieben. Du hast doch wirklich nichts ausgelassen, oder versäumt, Peter. So wie ich das sehe wartet auf dich nun nur noch ein einziges, letztes Abenteuer und das nennt sich WAHRE LIEBE.“ Peter schmollte: „Pah! Du bist echt eine Spaßbremse, weißt du das, Sheriff?“ „Ach, du armer Kerl. Du hast mein Mitgefühl. Und nun komm´ mit mir, ja?“ erwiderte John. „Wohin gehen wir denn?“ wollte Peter wissen: „Hast du etwa deine Meinung geändert? Gehen wir in den Keller?“ John lachte auf. Kopfschüttelnd gab er zurück: „Mit Sicherheit nicht. Wir gehen jetzt an die Bar und ich erzähle dir von meiner verstorbenen Frau und von der Liebe. Und wenn du mich nebenbei ein wenig abfüllst, dann tanze ich am Ende vielleicht doch noch ein wenig mit dir.“ Und auch wenn das sicher nicht das war, was Peter ursprünglich im Sinn gehabt hatte, folgte er dem Sheriff dennoch, hockte sich neben ihn auf einen Barhocker, bestellte zwei Gläser Whiskey und lauschte. 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