Der Junge im Bus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 18: Coming Out ---------------------- Stiles hatte den Angreifer in seinem Rücken bereits an der Stimme und dem britischen Akzent erkannt, doch als er nun herumgedreht und grob gegen eine Hauswand hinter einem Müllcontainer gedrückt wurde, weiteten sich seine Augen vor Schreck: Ja richtig, es war sein Stalker, der da gerade im Begriff war, mit der freien Hand seine Jeans zu öffnen, aber irgendwie war er es auch nicht, denn das, was ihn da angriff, war ja nicht einmal richtig menschlich! Die großen Augen glommen rot, das Gesicht war zu einer beängstigenden, dämonischen Fratze verzerrt, die Haut gräulich verfärbt und es spross eine Art Fell an seinen Wangenknochen. Aber am furchterregendsten wirkte dieses Gesicht, als der Fremde sich an so etwas wie einem Lächeln versuchte: „Ich nehme jetzt meine Hand von deinem Mund. Wenn du mitmachst, hast du vielleicht eine Chance, dass hier einigermaßen heil durchzustehen. Wenn du aber schreist, bringe ich dich um, kapiert?“ Die Stimme war kaum mehr als ein unmenschlich tiefes Grollen. Stiles nickte leise. Abgesehen davon war er jedoch erstarrt vor Angst. Die Hände des Fremden hatten sich in Klauen verwandelt, welche nun ausholten und Stiles das T-Shirt zerfetzten, wobei sie Kratzer auf seiner Brust hinterließen, welche sofort heftig zu bluten begannen. Stiles traute sich nicht, auch nur den kleinsten Ton von sich zu geben, doch er hatte stumm zu weinen begonnen. Nun würde er seine Jungfräulichkeit wohl auf diese Weise verlieren, schoss es ihm durch den Kopf, vergewaltigt in einer schmutzigen Gasse hinter einem Müllcontainer, wo es nach Urin und Abfall stank, von einem... Monster? Und wenn er brav war, stillhielt und mitspielte, würde er VIELLEICHT nicht sterben. Derek hatte eigentlich direkt nachhause fahren wollen, nachdem er bei Braeden hinausgestürmt war, doch es war, als würde sein blöder Wagen ein Eigenleben führen, denn plötzlich war er im Castro-Distrikt. Er passierte das Café, in welchem Stiles arbeitete und stellte fest, dass dort bereits alles dunkel war. Dennoch parkte er den Wagen und blickte durch die Scheiben. Vielleicht unterhielt Stiles sich ja nach Feierabend noch mit einem Kollegen und sie hatten bloß das Licht ausgemacht, um den Kunden zu signalisieren, dass geschlossen war. In diesem Fall könnte Stiles wohl eine Mitfahrgelegenheit nachhause gebrauchen, wenn Derek schon einmal in der Nähe war, dachte er, doch stellte dann fest, dass niemand mehr da war. Gerade wollte Derek enttäuscht zu seinem Wagen zurückkehren, da vernahm er einen Laut. Der Schrei war zu leise, als das ein menschliches Ohr ihn auf diese Entfernung hätte vernehmen können, doch sein Gehör war sehr viel feiner. Ihm war augenblicklich klar, wessen Kehle dieser Ruf entkommen war und er versuchte nun, zutiefst beunruhigt, die Witterung aufzunehmen. Dies wurde nach einer Weile um einiges leichter, denn der Geruch, dem er folgte, mischte sich nun mit jenem, von Blut und Angst. Außerdem wurde ihm gerade die Präsenz eines anderen Alphas bewusst und Panik stieg in ihm auf. Und so machte Derek sich in großen Sprüngen auf in jene Richtung, welche seine Sinne ihm wies, in der bangen Hoffnung, dass er noch nicht zu spät sein möge. Stiles hingen mittlerweile seine Jeans und Boxershorts um die Knöchel und er wurde mit dem Gesicht gegen die Ziegelwand gepresst. Die dadurch entstandenen Abschürfungen an der Wange, sowie auch die Kratzer auf seiner Brust brannten, doch in seiner Panik nahm Stiles es kaum wahr. Er weinte noch immer und hatte ein wenig zu hyperventilieren begonnen, doch das kümmerte seinen dämonischen Angreifer nicht. Der nannte ihn eine arrogante Hure, behauptete, Stiles würde sich doch von jedem ficken lassen und sollte sich jetzt gefälligst nicht so anstellen. Und nun hatte der Fremde seine eigene Hose geöffnet, spuckte sich selbst in die Hand und führte seine Finger hinab zu Stiles Hinterteil. Der Junge kniff die Augen zu und betete verzweifelt um ein Wunder. Und ein Wunder geschah! Ein Brüllen, wie von einem Löwen, oder irgendeinem anderen Raubtier, nur bedeutend lauter ertönte, ließ beinahe die Hauswände erzittern und dann rief jemand in ohrenbetäubender Lautstärke: „NIMM DEINE SCHMUTZIGEN PFOTEN VON IHM, DEUCALION! STILES IST M E I N UND DU BEFINDEST DICH IN M E I N E M REVIER!“ Tatsächlich ließ der Angreifer nun von Stiles ab und wandte sich der Stimme zu. Und obwohl diese tief, grollend und irgendwie verzerrt klang, erkannte Stiles, dass es sich um Derek handelte, also traute er sich, den Kopf zu wenden und hinzuschauen. Sein Freund sah anders aus als sonst, denn auch Dereks Augen zeigten nun dieses rote Glühen, ihm wuchsen Haare im Gesicht und auch seine Gesichtszüge waren verändert, doch irgendwie war es anders, als bei seinem Angreifer. Derek wirkte bei aller Veränderung immer noch sehr viel menschlicher und nicht wie ein verdammter Dämon aus der Hölle! Stiles zog eilig seine Jeans wieder hoch und beobachtete ängstlich, was nun wohl geschehen mochte und da brach auch schon der Kampf los. Als Kind hatte Stiles einmal beobachtet, wie zwei große Hunde auf einander losgegangen waren und sich beinahe zerfleischt hätten. Dies hier erinnerte ihn daran. Die beiden Gegner prügelten gnadenlos mit Klauen und Fäusten auf einander ein und versuchten, die Kehle des anderen mit den Fängen zu erwischen, um sie zu zerfetzen. Stiles hätte nun einfach weglaufen können, doch es war Derek; SEIN Derek, der hier für ihn kämpfte und dabei war es vollkommen gleichgültig, WAS er war, denn Stiles KANNTE ihn! Anfänglich sah es noch so aus, als seien die Kontrahenten gleich stark, doch nach einer Weile zeigte sich, dass der, den Derek mit Deucalion angesprochen hatte, der Überlegene war und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er Derek besiegt hätte. Besiegt und getötet! Und das bedeutete, Stiles musste sich umgehend etwas einfallen lassen! Er blickte sich also in seiner Umgebung um und tatsächlich fand er etwas Passendes und hob es leise auf. Alles hing davon ab, dass er es schaffte, sich ungesehen zu nähern, dann gut zu zielen und bei seinem Angriff genügend Kraft aufzubringen. Stiles passte also den rechten Moment ab und dann trieb er die lange Eisenstange mit aller Wucht, die er aufbringen konnte, einmal durch den Brustkorb des Dämonen, wo sie dann steckenblieb. Deucalion heulte vor Schmerz, Überraschung und Wut auf und wandte sich nun vom bereits ziemlich lädierten Derek ab und einmal mehr Stiles zu, doch der hielt immer noch das Ende seiner Eisenstange fest in beiden Händen, aber war dennoch weit genug entfernt, dass Deucalion ihn mit seinen Krallen nicht erwischen konnte. Und weil Stiles nun nicht mehr für sich selbst, sondern für Derek stark sein musste, fand er auch seine stärkste Waffe wieder: Sein loses Mundwerk! „Und? Was jetzt, großer Junge? Willst du aufgeben, oder bis ans Ende deiner Tage als lebender Kebab-Spieß herumlaufen?“ rief er tapfer aus: „Denkst du etwa, du könntest mir gefährlich werden, kleiner Mensch?“ grollte das Ungeheuer: „Ich bin der Alpha, der Alphas! Ich bin der Dämonen-Wolf! Ich bin unbesiegbar und werde dich fressen, kleines Rotkäppchen!“ „Ich weiß zwar nicht, was das bedeuten soll, aber es klingt wie eine Drohung und wenn du nicht willst, dass ich mit meinem großen Strohhalm tüchtig in deinen Eingeweiden herumrühre, dann lässt du das besser bleiben!“ befahl Stiles großspurig und hielt tapfer dem furchteinflößenden Blick seines Gegners stand: Seine Stimme quietschte bei seinen Worten fast gar nicht! Ebenso zitterten seine Hände kaum! Und um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen und sich selbst noch ein bisschen mehr Mut zu machen, rüttelte er einmal kräftig an der Eisenstange. Deucalion selbst blieb derweil jedoch auch nicht untätig. Er packte sein Ende der Stange, hielt es in seinem Leib fest; wohl um die eigenen Verletzungen nicht noch zu vergrößern und bewegte sich dann mit einem Ruck, der Stiles beinahe von den Füßen gerissen hätte. Doch mittlerweile hatte auch Derek sich wieder aufgerappelt. Er stand ganz aufrecht und wirkte unerschütterlich wie ein Fels, bis auf das rot-grüne Flackern in seinen Augen. Er packte Deucalion an der Kehle, so dass seine Krallen sich in dessen Fleisch bohrten und den Schlagadern gefährlich nahe kamen: „Sind unsere Regeln dir wirklich vollkommen gleichgültig? Stiles ist mein Gefährte! Er steht unter meinem Schutz! Du verlässt jetzt sofort mein Revier und lässt dich hier nicht mehr blicken, wenn du willst, dass ich dich weiterleben lasse!“ befahl er donnernd. Deucalion blickte prüfend zwischen Derek und Stiles hin und her und schließlich nickte er, soweit die Klauen an seinem Hals es zuließen: „Also gut, lass´ ihn gehen, Stiles!“ forderte Derek nun. Der Junge zögerte einige Sekunden. Offenbar traute er dem Frieden nicht recht, doch dann zog er schließlich doch noch mit einem Ruck die Eisenstange aus dem Körper. Auch Derek löste den Griff um den Hals Deucalions und dieser entfernte sich schwer angeschlagen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Erst als Derek ganz sicher sein konnte, dass er weg war, erlaubte er es sich, loszulassen und sackte in sich zusammen. Stiles kam zwar nicht rechtzeitig, um ihn aufzufangen, doch er ging neben Derek, der mittlerweile wieder vollständig menschlich aussah in die Knie und bettete dessen Oberkörper auf seinen Beinen: „Bitte hab´ keine Angst vor mir, Stiles!“ flehte Derek: „Ich tue dir nichts!“ Seine Lider flatterten. Stiles strich ihm sanft eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn: „Weiß ich doch!“ versicherte er: „Ich habe keine Angst vor dir, Derek. Ich meine, ich habe zwar ungefähr eine Milliarde Fragen an dich, aber ich habe KEINE Angst vor dir! Niemals! Und jetzt sag´ mir, wo dein Wagen steht, damit ich dich ins Krankenhaus fahren kann, ja?“ Derek schüttelte leise mit dem Kopf: „Kein Krankenhaus! Die können solchen wie mir nicht helfen! Deaton! Bring mich zu Deaton! Ich sage dir die Adresse!“ Moment mal! Das musste doch wohl ganz sicher bloß eine zufällige Namensgleichheit, oder so etwas sein: „Sprichst du etwa von ALAN Deaton? Der mit dem Buchladen?“ fragte Stiles unsicher. Derek blickte ihn verblüfft an: „Du kennst ihn? Woher?“ „Er ist der Freund von Mason! Darüber haben wir doch gesprochen. Aber wie kann ER dir denn helfen? Er ist doch bloß ein Buchhändler!“ erwiderte Stiles verwirrt: „Er ist sehr viel mehr als das!“ versicherte Derek stöhnend: „Bitte bring mich rasch zu ihm, ja?“ Angesichts von Dereks Zustand wollte Stiles lieber nicht hier herumsitzen und mit ihm diskutieren. Er schaffte ihn zum Camaro und fuhr ihn in Windeseile zu Alans Wohnung, wo er sogleich Sturm klingelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffneten Deaton und Mason endlich verschlafen und nur in Boxershorts und T-Shirts bekleidet die Tür. Der Buchhändler verblüffte Stiles, indem er überhaupt keine Fragen stellte. Er sagte bloß: „Verdammt Hale!“ nahm Stiles den Verletzten ab, welcher ihn bis hierher gestützt hatte und schaffte ihn ins Wohnzimmer auf die Couch: „Erst Stiles! Er ist auch verletzt!“ behauptete Derek matt, doch der Junge schüttelte heftig mit dem Kopf: „Schwachsinn! ICH habe Kratzer! ER verblutet! Bitte hilf ihm, Alan. Er hat gesagt, das könntest du?“ Deaton nickte bedächtig: „Das kann ich!“ bestätigte er. An Mason gewandt sagte er: „Ich brauche eine Schüssel mit warmem Wasser, einen Lappen und meine große schwarze Tasche aus der Bibliothek!“ Der Junge lief umgehend los, um die Sachen zu besorgen. Stiles wich indes nicht von Dereks Seite. Erst jetzt im Licht konnte er sehen, wie schwer die Verletzungen waren. Überall war Blut. Dereks Shirt und Jeans waren vollkommen durchtränkt: „Hilf mir, ihn auszuziehen. Ich muss mir das genau anschauen.“ verlangte Alan. Stiles nickte und sie machten sich ans Werk. Derek war kaum mehr in der Verfassung, ihnen zu helfen, denn er verlor immer wieder das Bewusstsein. Ohne die Kleidung wurde Stiles erst das volle Ausmaß der Verletzungen deutlich. Deucalion hatte seine Klauen tief in Dereks Brust, seinen Bauch und seine Seiten getrieben und damit Haut, Muskeln und Gefäße zerfetzt: „Wird er wieder gesund?“ wollte Stiles wissen. Seine Stimme klang dünn, belegt und sie kam ihm sogar selbst fremd vor. Er traute sich kaum, sich die Wunden genau anzuschauen, weil sie ihn zu Tode ängstigten. Mason war mit den angeforderten Materialien zurück. Deaton begann damit, den Verwundeten zu reinigen und behauptete: „Derek Hale ist verdammt zäh. Er schafft das! Außerdem heilt seine Art viel schneller, als wir!“ „Seine Art? Was bedeutet das? Was ist er?“ fragte Stiles nervös: „Er hat es dir nicht gesagt?“ fragte Deaton überrascht: „Na, dann werde ich es auch nicht tun, denn es steht mir nicht zu, diese Dinge auszuplaudern. Aber du solltest Derek danach fragen, wenn er wieder in der Lage dazu ist, dir zu antworten.“ „Er hat sich verwandelt!“ sagte Stiles abwesend: „Sie haben sich beide verwandelt!“ „Du hast den Angreifer also gesehen?“ wollte Alan wissen: „Welche Farbe hatten seine Augen? Bitte Stiles! Das ist sehr wichtig!“ „Rot!“ gab Stiles zurück: „Sie waren rot!“ „Hmm!“ machte der Buchhändler ernst: „Das ist nicht gut!“ „Wieso nicht?“ fragte Stiles: „Was bedeutet es?“ „Es bedeutet, dass sein Angreifer auch ein Alpha war. Es bedeutet, dass er länger brauchen wird, um zu heilen!“ erwiderte Deaton. Stiles nickte, auch wenn er kein Wort verstand. Alles, was heute Abend geschehen war, war viel mehr, als er begreifen konnte. Um ein Haar wäre er einem Mann zum Opfer gefallen, der gar keiner war, sondern eine Art Ungeheuer. Und gerettet hatte ihn der Mann, den er liebte. Doch auch der war eine Art Monster, oder nicht? Und dieser Mann lag nun hier, wirkte mehr tot, als lebendig, wollte aber partout nicht in ein Krankenhaus, um sich stattdessen lieber von einem Buchhändler verarzten zu lassen. Wer war die Person eigentlich wirklich, in die er sich da verliebt und der er sich in den letzten Monaten vorbehaltlos anvertraut hatte? Kannte er ihn überhaupt? Vom ersten Moment an hatte Derek Stiles geholfen, ihn gepflegt, beschützt, beherbergt und ihm vermutlich mehr als einmal das Leben gerettet. Er mochte vielleicht kein richtiger Mensch sein, aber er war gut. Und lieb! Und er war sein Freund! Daran hielt sich Stiles fest. Alles andere war vollkommen gleichgültig! Deaton hatte Derek, der davon nicht allzu viel mitbekam und nur gelegentlich ein kleines Stöhnen von sich gab, mittlerweile gereinigt und seine Wunden mit irgendeinem getrockneten Kraut bedeckt und verbunden. Nun zog der Buchhändler eine dunkle Flüssigkeit auf eine Spritze und schickte sich an, Derek diese zu verabreichen. „Was ist das?“ fragte Stiles skeptisch: „Es ist ein Mittel zur Kräftigung und Heilungsförderung! Keine Sorge, es ist pflanzlich!“ gab der Ältere zurück: „Aber sollte Derek nicht auch etwas gegen die Schmerzen erhalten!“ erkundigte sich Stiles und sah dabei aus, als leide er beim Anblick des Verwundeten selbst an starken Schmerzen. „Unsere Schmerzmittel wirken bei ihm leider nicht, sonst würde ich ihm sofort etwas geben.“ versicherte Alan mit Bedauern: „Aber ich fürchte, ich habe nun alles für ihn getan, was mir möglich ist. Den Rest muss die Natur erledigen. Am Besten ist, er bleibt erst mal hier und schläft sich ganz einfach aus. Wirst du bei ihm bleiben und über ihn wachen?“ Stiles nickte heftig. Er würde so was von Wache halten, dass er selbst einen deutschen Schäferhund in den Schatten stellen würde! Mason hatte mittlerweile T-Shirts und Jogginghosen für Derek und Stiles angeschleppt. Dann wurden noch kurz Stiles Kratzer verarztet, ehe der Junge sich neben Derek auf das Sofa schmiegte, dessen Kopf auf seiner Brust bettete, die Arme um ihn legte und eine kuschelige Decke über sie beide breitete. Mason und Alan gingen wieder zurück ins Bett und auch Derek fand in den Armen seines Wachhundes ein wenig Schlaf. Nur Stiles selbst wagte nicht, die Augen zu schließen. Er lauschte ängstlich auf jeden rasselnden Atemzug, nur um ganz sicher zu sein, dass Derek in Ordnung war. Mitten in der Nacht erwachte der Patient schwitzend. Er wirkte wild, gehetzt und er zitterte am ganzen Leib, während seine Augen rot in der Dunkelheit funkelten: „Shh! Ist okay, Derek!“ machte Stiles und knipste eine kleine Lampe an: „Hab´ keine Angst, ja? Ich bin bei dir!“ Immer noch das rote Glühen und Derek, der ihn sehr genau ins Visier nahm, ehe er fragte: „Wo sind wir?“ „Da, wo ich dich hinbringen sollte; bei Deaton zuhause.“ Stiles streichelte besänftigend das schwarze Haar und wollte wissen: „Hast du große Schmerzen?“ Es war beinahe so, als hätte Stiles etwas sehr Ungehöriges gefragt, denn Derek senkte den Kopf und sagte: „Nö!“ Stiles schüttelte den Kopf und wechselte dann das Thema: „Deine roten Augen sind sexy, weißt du?“ Derek schreckte hoch, stöhnte sogleich vor Schmerz und rückte von Stiles ab, während seine Augen wieder zu ihrer gewöhnlichen Farbe wechselten: „Du... du hast es gesehen!“ stellte er mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht fest. „Es ist in Ordnung, Derek!“ versicherte der Junge: „Alles ist in Ordnung! Reg´ dich bitte nicht auf, ja? Komm´ wieder her zu mir und schlaf´ noch ein bisschen!“ Stiles öffnete einladend die Arme. „Du weißt also, was ich bin?“ fragte Derek misstrauisch: „Ich habe keinen Schimmer, was du bist! Ich weiß nur das, was ich wirklich wissen muss; nämlich dass du ein guter Kerl bist. Alles andere wirst du mir schon erzählen, wenn du so weit bist, richtig?“ Dereks Blick blieb skeptisch und seine Körperhaltung war abweisend, also näherte sich Stiles ihm nun behutsam, nahm ihn bei den Schultern und zog ihn zurück in seine Arme: „Du bist sicher bei mir!“ wiederholte Stiles: „Schlaf jetzt, in Ordnung? Derek wirkte steif und unbehaglich in der Umarmung, doch der Junge streichelte ihm Schultern und Rücken, küsste sacht Dereks Stirn und erreichte damit, dass der Ältere nach und nach wieder ein wenig losließ und schließlich sogar einschlief. Und endlich fielen auch Stiles noch einmal für eine Weile die Augen zu. Als sie beide wieder erwachten, war es bereits hell und Kaffeeduft stieg ihnen von der Küche her in die Nase. Stiles versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er steife, wehe Knochen davon hatte, dass er Derek mehrere Stunden auf einer engen Couch festgehalten hatte, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, sich zu bewegen. Er arbeitete sich nun behutsam unter dem schwereren Körper des anderen hervor, stand auf, reckte und streckte sich und wollte dann von Derek wissen: „Und? Fühlst du dich schon ein bisschen besser?“ Der Ältere nickte und wich Stiles Blick aus. Der Junge seufzte, kniete sich neben das Sofa und nahm die Hand des Freundes in seine: „Was?“ fragte er: „Warum verhältst du dich so eigenartig?“ „Ich finde, dass DU dich eigenartig verhältst, Stiles!“ brummte Derek unzufrieden: „Du hast letzte Nacht mein wahres Gesicht gesehen; mit Zähnen, Klauen, glühenden Augen und allem... hast du denn gar keine Angst?“ Stiles blickte ihn ernst an: „Soll ich dir sagen, was ich letzte Nacht gesehen habe? Ich habe gesehen, wie du dich schützend vor mich gestellt und dein Leben riskiert hast, als dieses Ungeheuer mich angegriffen hat! Das war wahnsinnig mutig von dir und ich bin dir sehr, sehr dankbar.“ „Ich wäre mit Sicherheit gestorben, wenn du Deucalion nicht verwundet hättest. DAS war wirklich mutig, Stiles! Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du dich da angelegt hast? Er ist möglicherweise der älteste und mächtigste meiner Art!“ „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn du wegen mir verletzt worden wärst!“ versicherte Stiles. Er wollte nun endlich seine unzähligen Fragen loswerden, danach was Derek und dieser Deucalion denn nun eigentlich waren und was das alles zu bedeuten hatte, doch da kamen Deaton und Mason mit einem Frühstückstablett herein: „Und? Wie geht es unserem Patienten heute morgen?“ wollte Alan wissen. Stiles blickte Derek fragend an. Der behauptete: „Alles Bestens!“ und strafte sich selbst Lügen, indem er laut aufstöhnte, bloß weil er sich vorbeugte, um nach einer Kaffeetasse zu greifen: „Ich mache das!“ schimpfte Stiles. Und an Deaton gewandt korrigierte er: „Also, es geht ihm NICHT gut, aber ich kümmere mich schon darum!“ Daraufhin reichte er Derek seinen Kaffee und bestrich ihm überdies einen Bagel mit Frischkäse. Der Patient konnte gerade noch verhindern, dass Stiles ihm sein Essen in kleine Häppchen schnitt und ihm diese mit der Frage `Na? Wo ist das kleine Flugzeug?´ in die Futterluke schob: „Ich komme klar, Stiles! Danke!“ brummte er und schnappte sich seinen Teller. Nach dem Frühstück wollte Deaton wissen: „Und? Wie soll es nun mit dir weitergehen, Derek? Willst du vielleicht ein paar Tage bei mir bleiben, bis du dich erholt hast?“ Derek schüttelte den Kopf: „Ich komme klar! Ich werden nachhause gehen!“ „Ohne Krankenschwester kommt das gar nicht in Frage!“ bestimmte Deaton: „Ich werde Peter anrufen und ihm sagen, dass er sich gefälligst um dich kümmern soll!“ Derek verzog bei dieser Aussicht schmerzhaft das Gesicht und Stiles versicherte eilig: „Ich mache das! Ich kümmere mich um ihn! Immerhin ist er mein tapferer Retter. Außerdem hat er dasselbe schließlich auch schon für mich getan, als ich krank gewesen bin.“ Mason versicherte, er würde im Café dafür sorgen, dass Stiles mindestens eine Woche lang von den anderen vertreten werden würde. Stiles war erleichtert und wenig später schaffte er Derek mit Alans Hilfe in den Camaro. Der Buchhändler versprach noch, jeden Abend zum Vebandswechsel vorbei zu kommen und dann verabschiedete er sich und ließ den Patienten und seine Krankenschwester fahren. Stiles hatte den Älteren in sein eigenes Bett bugsiert und verteilte nun Kissen um ihn, so dass der Verletzte einigermaßen schmerzfrei liegen konnte. Dann besorgte er ihm noch etwas zu trinken, ein paar Snacks und seinen Laptop, damit für das leibliche Wohl und Beschäftigung gesorgt war, hockte sich dann an die Bettkante und blickte Derek erwartungsvoll an. Derek lächelte mühsam und stellte dann fest: „Du willst endlich deine Fragen loswerden, was, Stiles?“ „Wenn du erst mal ein wenig Erholung brauchst... ?“ setzte der Junge halbherzig an, doch sein Patient schüttelte den Kopf: „Es ist in Ordnung, Stiles! Ich will schließlich nicht, dass du noch vor Spannung platzt, also schieß´ schon los!“ Stiles legte sich neben Derek, wandte sich ihm zu und wollte natürlich als erstes wissen: „Was bist du denn nun eigentlich?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)