Der Junge im Bus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 9: Latte Macchiato -------------------------- Als Stiles die Augen aufschlug, waren sein Gesicht und das schlafende von Derek so nah beieinander, dass Stiles eigentlich nur die Lippen hätte spitzen müssen, um ihn zu küssen. Natürlich tat er es nicht, aber es war dennoch furchtbar aufregend, es sich vorzustellen. Stattdessen beschränkte er sich darauf, Derek einfach nur zu betrachten. Die langen, dichten, dunklen Wimpern lagen wie kleine Fächer auf den Unterlidern. Und wie schaffte Derek es bloß, dass sein perfekter Drei-Tage-Bart jeden Tag exakt dieselbe Länge hatte? Stiles hätte nur zu gern gewusst, ob er sich weich oder eher kratzig anfühlen würde, wenn er ihn berührte, doch vermutlich ließe sich Bartfummelei ebenso wenig erklären, wie ein Kuss wider Willen, falls Derek nun urplötzlich die Augen aufschlüge, also behielt er seine Finger bei sich. Dereks Haut war einfach vollkommen. Jede Pore hatte scheinbar dieselbe Größe und sicher hatte keine von ihnen es zeitlebens gewagt, einen Pickel, oder etwas ähnlich Unappetitliches hervorzubringen. Und dann waren da natürlich diese wundervollen, gemeißelten Gesichtszüge eines griechischen Gottes, der gerade vom Himmel herabgestiegen war, um arme Sterbliche wie Stiles selbst um den Verstand zu bringen. Auch so ein besonderes Phänomen waren Dereks dichte, dunkle Augenbrauen, mit denen ihr Besitzer im wachen Zustand so unglaublich viel auszudrücken vermochte: Überraschung, Belustigung....und natürlich auch Ärger…und Rage…und Zorn…und Wut…und Raserei. Im Vergleich zu Dereks Stimmbändern, die dieser wortkarge Mensch scheinbar unbedingt zu schonen versuchte, wie eine Operndiva vor der Premiere, es sei denn, er knurrte gerade, wie ein tollwütiger Wolf, waren diese Augenbrauen echte Plaudertaschen. Vielleicht war es ja das? Vielleicht war Derek ja Sänger von Beruf? Das war jedenfalls ebenso gut, wie jede andere Vita, die Stiles sich für Derek ausdenken konnte. Denn plötzlich wurde Stiles etwas klar: Er wusste so gut wie nichts über Dereks Leben: Tote Familie, bis auf einen durchtriebenen, ausgesprochen handgreiflichen Onkel, eine heiße Teilzeitfreundin, ordnungsliebend, in vielen Dingen sehr altmodisch - beinahe wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Und eine fast schon vehiklophile Beziehung zu seinem Camaro. Das war alles, was Stiles mit Sicherheit über Derek sagen konnte, obwohl sie doch schon seit Wochen gemeinsam unter einem Dach lebten. Ach, ja, und das Derek immer Geld zu haben schien, ohne jemals wirklich arbeiten zu gehen. Derek könnte tatsächlich ein heimlicher Opernstar sein. Immerhin mochte er klassische Musik! Oder er war ein inaktiver Geheimdienstagent? Vielleicht auch ein Politiker a.D.? Aber höchstwahrscheinlich gehörte er einfach bloß einem Verbrechersyndikat an! „Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum du mich anglotzt, wie ein unheimlicher Spanner, Stiles?“ knurrte Derek urplötzlich verschlafen. Seine Augen waren dabei immer noch geschlossen. Ertappt zuckte Stiles zusammen, doch er dankte den Göttern für sein loses Mundwerk: „Den gibt es. Da ist so ein komisches, borstiges Haar mitten auf deiner Stirn. Es ist ein bisschen gruselig und es scheint mich zu beobachten.“ Zum Glück war da wirklich eins und es war überhaupt nicht gruselig, sondern eigentlich richtig süß, denn es war der einzige unbedeutende Makel in all´ der Perfektion: „Ich habe ein WAS?“ fragte Derek gerade, da hatte Stiles auch schon mit pinzettenförmigen Fingern nach jenem Haar gegriffen und riss es ihm aus: „AUTSCH!“ bellte Derek: „Hast du den Verstand verloren?“ „Stell´dich nicht an, wie ein Baby!“ erwiderte Stiles frech, schnappte sich Dereks Arm und arrangierte ihn so, dass er seinen Kopf in die Armbeuge des Älteren betten konnte. Ein schwerer Fehler! Derek trug obenrum nur ein Trägerhemd und nun lag Stiles mit der Nase in unmittelbarer Nähe zu dessen Achselhaaren. Sicher, Derek roch wie jemand, der sich regelmäßig duschte und ein Deo benutzte, aber da war untergründig noch etwas anderes. Es war etwas Herbes, Ursprüngliches und Sinnliches und Stiles musste mit aller Kraft den Impuls in sich niederringen, sich Derek so dermaßen schamlos anzubieten, dass dieser ihn sich entweder gründlich vorknöpfen würde, um ihn endlich von dieser lästigen Jungfrauen-Sache zu befreien, oder ihm gehörig die Fresse polieren würde. Und da Stiles ahnte, welches Szenario das wahrscheinlichere wäre, ließ er es lieber bleiben, hielt ganz still und genoss den Duft und die unglaublichen, überwältigenden Leidenschaften, die er in ihm auslöste. „Ich finde es übrigens überhaupt nicht schlimm, dass du für die Mafia arbeitest!“ plauderte Stiles drauflos, um sich nicht anmerken zu lassen, was gerade in ihm vorging: „Aber du bist doch kein Auftragskiller, oder?“ Er schaute Derek prüfend an und gab sich dann selbst die Antwort: „Nein, das bist du nicht. Dafür bist du viel zu lieb!“ „Wovon redest du bitte, du kleiner Spinner?“ knurrte Derek. Stiles schlang einen Arm um Dereks Oberkörper und erwiderte: „Ich rede von der Art und Weise, wie du dein Geld verdienst. Ich bin im Kopf mehrere Möglichkeiten durchgegangen und habe mich dann für `Mafioso´ entschieden, denn du erzählst ja nichts!“ „Ich...waas? Ich bin nicht bei der Mafia, kapiert?“ stellte Derek klar: „Ich habe geerbt und dann in Immobilien investiert. Mir gehören ein paar Häuser in der Stadt.“ Derek schüttelte ungläubig den Kopf: „Mafia!“ wiederholte er verächtlich: „Warum fragst du mich nicht einfach, wenn du etwas über mich wissen willst? Warum spinnst du dir so ein Zeug zusammen, du kleiner Blödmann?“ „Du bist nicht gerade mitteilsam, wenn es um dich geht.“ rechtfertigte sich Stiles: „Und außerdem: ICH bin ein Blödmann? Ich bin jedenfalls nicht der Schlaukopf, der sein Geld in Häuser in einem Erdbebengebiet investiert hat!“ Derek schenkte ihm ein schiefes Grinsen und entgegnete: „Keine Sorge! Ich bin bestens versichert!“ Stiles hob den Kopf ein wenig und wollte wissen: „Wie viele Häuser gehören dir denn überhaupt? Es müssen ja wohl mehr als zwei sein, wenn du davon leben und auch noch herumstreunende Teenager durchfüttern kannst?“ „Im Augenblick fütterst DU MICH durch, weil du jeden Tag einkaufen gehst und kochst!“ stellte Derek richtig: „Und ich komme finanziell ganz gut klar.“ Stiles blickte ihn prüfend an und schnappte dann: „Siehst du! Das habe ich gemeint! Du bist wirklich überhaupt nicht mitteilsam in Bezug auf dich selbst! Ich frage `wie viele´ und du sagst `ich komme klar´!“ „Knapp dreihundert.“ entgegnete Derek unbehaglich: „Mir gehören knapp dreihundert Häuser!“ Stiles fiel die Kinnlade herunter und er stellte fest: „Du bist ein Millionär! Dir gehört die halbe Stadt!“ er schüttelte ungläubig den Kopf: „Du bist ein Millionär, dem die halbe Stadt gehört und du lebst in einer Zweizimmerwohnung?“ Dereks Gesicht nahm aus einem unerfindlichen Grund einen schuldbewussten Zug an: „Ich spende für die Wohlfahrt!“ sagte er kleinlaut und es klang wie eine Rechtfertigung. Stiles blickte ihn ratlos an und so fuhr Derek fort: „Und ich brauchte bislang nicht mehr Platz. Dieses Haus gehört mir und ich mag die Gegend. Und nur zu deiner Information: So viele Millionen sind es gar nicht! Stiles lachte und kuschelte sich wieder in Dereks Achsel: „Na dann bin ich ja beruhigt! Ich hatte schon Sorge, du setzt mich auf die Straße, weil du mehr Platz für dein Geld brauchst.“ erwiderte er und streichelte sacht den Waschbrettbauch seines Gönners; dem Großfinancier und Immobilienhai Derek Hale. Derek blickte auf den Jungen in seinem Arm nieder. Wann war es eigentlich so selbstverständlich für sie beide geworden, sich körperlich so nah zu kommen? Und wann war es passiert, dass es aufgehört hatte, Derek etwas auszumachen? Im Gegenteil! Irgendwie hatte es etwas Beruhigendes, wenn er Stiles im Arm hielt. Es ließ ihn an früher denken, wenn seine kleine Schwester Cora zu ihm ins Bett gekrabbelt war, weil sie einen Alptraum gehabt hatte. Kurz fragte sich Derek, ob Stiles möglicherweise mehr in ihm sehen mochte, als einen großen Bruder? Dieser Gedanke behagte ihm nicht! Doch andererseits tat Stiles doch überhaupt nichts, was darauf hindeuten würde? Und so entspannte er sich wieder und genoss die Situation, wie sie war. Derek stellte fest, dass er es mochte, wie Stiles Augen in Augenblicken wie diesem aussahen. Das Morgenlicht fiel durch die Vorhänge, direkt in die Iris des Jungen und ließ diese beinahe honigfarben erscheinen. Überhaupt gefiel ihm Stiles gesamtes Gesicht: Markante Züge, die sich dennoch etwas Jungenhaftes und Freches bewahrt hatten. Und Stiles Humor war unschlagbar! In Dereks gesamten Leben hatte ihn niemals jemand so sehr zum Lachen gebracht, wie dieser Junge. Außerdem mochte er diese eigenartige Mischung aus Todesverachtung und Verletzlichkeit, die Stiles ausmachte. Es rief den Beschützer in Derek auf den Plan; den großen Bruder, das Rudeltier, den Wolf. Den Alpha! „Was denn? Wieso starrst du mich so an?“ fragte Stiles in seine Gedanken hinein: „Wächst mir etwa auch ein antennenartiges Haar aus der Stirn?“ Derek zuckte ein wenig zusammen: „Wie? Nein! Gar nichts!“ murmelte er fahrig und verkündete dann: „Ich gehe jetzt duschen!“ Und weg war er. `Verdammt!´, dachte Stiles, der allein im Bett zurückblieb. Er hätte einfach mal die Klappe halten und still genießen sollen. Nun schnupperte er an Dereks Kissen und als er hörte, wie in der Dusche das Wasser aufgedreht wurde, begann er sacht und mit halb geschlossenen Lidern damit, sich selbst zu berühren. Nach wenigen Sekunden machte er sich bewusst, was er hier gerade trieb. Ihm schoss beschämt das Blut in den Kopf und er sprang geschwind aus dem Bett. Er war abscheulich! Um sich selbst zu bestrafen, ging er ins Wohnzimmer und schaltete sein Handy ein. Dutzende verpasste Anrufe von Scott und seinem Dad und eine Textnachricht: `Ich hasse dich, Alter! Bin ich Dir nicht mal einen lausigen Anruf wert? Dein Vater flippt komplett aus vor Sorge und das College ist Scheiße ohne Dich! Ich hoffe für Dich, Du bist tot, denn sonst ist Dein Verhalten nicht zu entschuldigen. Hab´ Dich lieb und du fehlst mir wie verrückt, Scott´ Stiles schluckte und warf einen Blick auf die Uhr. Kurz nach neun! Sein Vater würde wohl gerade im Revier an seinem Schreibtisch sitzen. Stiles wählte die Nummer und als er die aufgeregte Stimme seines Vaters hörte, brachte er dann kein Wort raus: „Stiles? Stiles ich weiß, dass du das bist. Du hast die Nummer nicht unterdrückt. Jetzt sag´ schon etwas, du kleiner Mistkerl! Geht´s dir gut? SPRICH MIT MIR!“ „Hey Dad!“ sagte Stiles mit belegter Stimme: „Wie geht es dir?“ „Wie es MIR geht? Ich bin krank vor Sorge, stinksauer und ich könnte dich umbringen. Wo zur Hölle steckst du?“ „San Francisco!“ antwortete Stiles knapp. Kurzes Schweigen in der Leitung. Dann wollte sein Vater wissen: „Und was bitte machst du in San Francisco?“ „Herausfinden, wer ich bin.“ murmelte Stiles. Er hörte seinen Dad wütend schnauben: „Ich kann dir sagen, wer du bist, Stiles: Du bist ein undankbares, kleines Arschloch, dass sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub macht und nur einen lausigen Zettel zurücklässt; das bist du!“ Stiles holte tief Luft: „Ich bin schwul, Dad!“ sagte er schlicht. Wieder war es eine Weile still in der Leitung: „Nein, bist du nicht, Stiles. Du bist nicht schwul; nicht so, wie du dich anziehst!“ Stiles Blick fiel auf das nuttige, von Bändern zusammengehaltene Shirt, das er gestern angehabt hatte. In diesem Moment kam Derek mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche, blieb abwartend stehen und versuchte, die Lage zu erfassen. „Doch, Dad! Ich BIN schwul.“ bestätigte Stiles noch einmal: „Ich glaube dir nicht!“ bellte sein Vater: „Sag´ mir genau, wo du bist. Ich komme heute noch zu dir. Wir reden über alles. Wir kriegen das wieder hin!“ „Ich lege jetzt auf Dad!“ sagte Stiles mit tränenerstickter Stimme: „Ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir gut geht! Pass´ auf dich auf! Iss´ zwischendurch auch mal einen Salat, ja? Ich hab´ dich lieb! Ciao!“ Weit entfernt in Beacon Hills starrte der Sheriff sein Telefon an. `Großartige väterliche Leistung!´ beglückwünschte er sich selbst bitter. Sein verlorener Sohn rief ihn an; zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, sagte ihm, dass er schwul sei und er sagte ihm `Wir kriegen das wieder hin´? Stiles musste ja denken, dass er ihn in irgend so ein furchtbares Umerziehungscamp stecken wollte, wo die Kids entweder als hirntote Roboter wieder herauskamen, oder sich am Besten gleich die Pulsadern aufschnitten. Aber das hatte er doch gar nicht gemeint! John war auf so etwas einfach bloß nicht vorbereitet gewesen! Er dachte an all´ die Wünsche und Vorstellungen, die er einmal für das Leben von Stiles gehabt hatte, als dieser noch jünger gewesen war: Collegeabschluß, guter Job, eine nette Freundin, die er irgendwann heiraten und mit der er Kinder haben würde. John hatte sich darauf gefreut, Großvater zu werden. Er hätte liebend gern auch noch mehr eigene Kinder gehabt, doch dann war Claudia krank geworden. Und nun würde nichts von alledem je geschehen! Stiles war jetzt also in San Francisco. Wovon zum Teufel lebte er da wohl? Wahrscheinlich von irgendeinem miesen Hilfsjob. Sein brillanter Junge, der irgendwo Klos putzte! Wenn er nicht etwas ganz anderes tat. Wer wusste schon, in welche Kreise sein risikofreudiger Sohn mittlerweile geraten war. Vielleicht wurde er ja auch unter einem Haufen reicher Sugar-Daddys herumgereicht? Bei dieser Vorstellung wurde John ganz schlecht. Und Drogen? In San Francisco wimmelte es von Drogen. Schließlich lebten dort die ganzen ehemaligen Hippies! Die Revolution war gescheitert und auch die waren mittlerweile in der kapitalistischen Realität von Heute angekommen, um in Meth-Laboren irgendein Teufelszeug zusammenzukochen, mit dem sie arglose Ausreißer und Kleinstadtkids in lebende Tote verwandelten. Solche wie seinen kleinen Jungen! John raufte sich die Haare. Er überlegte fieberhaft, wie er Stiles finden konnte. Er versuchte, ihn noch einmal anzurufen, doch das Handy seines Sohnes war bereits wieder abgestellt. Wer konnte es ihm verdenken? „Was ist Stiles? Was hat dein Vater gesagt?“ wollte Derek wissen. Er war vor Stiles in die Knie gegangen, was den Knoten seines Handtuchs zwar in akute Gefahr brachte, doch Stiles hatte sich nun einmal leider unter dem Küchentresen versteckt, wo er, in einen winzigen Winkel gedrängt, heftig schluchzte. Der Junge antwortete nicht und Derek war sich nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt hörte, doch er versuchte es weiter: „Komm´ da bitte wieder raus, damit ich dich trösten kann, ja?“ Immer noch keine Reaktion. Natürlich hätte Derek versuchen können, Stiles einfach da hervorzuzerren, doch dann hätte sich sein Handtuch mit Sicherheit verabschiedet und er war sich nicht sicher, wie beruhigend der Anblick seiner entblößten Genitalien wohl auf Stiles wirken mochte - schwul oder nicht, also sagte er: „Ich bin gleich wieder bei dir, Kleiner. Okay?“ Er warf sich rasch eine Jogginghose und ein Unterhemd über und buddelte Stiles dann wieder unter seinem Küchentresen hervor, wo dieser sich hinter ein paar Wasserkisten und Reinigungsmitteln verborgen hatte, brachte ihn hinüber zum Sofa und platzierte ihn dort, wie eine Mumie in eine Wolldecke gewickelt. Er stellte ihm noch eine Box mit Taschentüchern hin, strich ihm sacht das Haar aus der Stirn und verschwand dann in der Küchenecke. Als Derek wenig später mit Stiles Frühstück zurückkehrte, war dessen schlimmstes Schluchzen bereits verebbt und er schniefte nur noch ein wenig vor sich hin: „Rück´ mal!“ forderte Derek und setzte sich nah zu ihm. Als Stiles das ihm zugedachte Frühstück erblickte, musste er durch den Tränenschleier hindurch grinsen. Derek hatte ihm Kakao mit kleinen Marshmallows gemacht und Toastwaffeln, denen er mit Sprühsahne und Schokosoße ein grinsendes Gesicht gemalt hatte. „Du bist...“ Stiles musste gegen seinen Willen lachen: „Du bist so unglaublich cheesy, Hale! Und lieb! Du bist richtig lieb! Und wehe du knurrst jetzt!“ Er kuschelte sich an Derek und begann sein `Diabetiker-Spezial für Dreijährige´ zu verdrücken. „Erzählst du mir jetzt, was gerade los war?“ fragte Derek, als er seinem Zögling beim Frühstück zuschaute. Stiles zuckte die Achseln: „Mein Dad will keine Schwuchtel als Sohn! Nichts weiter.“ „Ehrlich? So hat er dich genannt?“ fragte Derek skeptisch: „Nein, natürlich nicht. Ich hab´ ihm bloß gesagt, was ich bin und er hat es geleugnet und so getan als wäre diese Sache irgendwie verhandelbar.“ erwiderte Stiles unzufrieden: „Er braucht Zeit, Stiles!“ erwiderte Derek: „Diese Dinge sind nicht so leicht für Eltern. Er wird es schon noch begreifen.“ Er schlang einen Arm um Stiles Schultern, drückte ihm ein kleines Küsschen auf die Schläfe und sagte: „Geh´ schnell duschen, Kleiner! Ich fahr´ dich zur Arbeit!“ Stiles schaute ihn ungläubig an: „Ja `Dad´!“ murrte er. `Das war es also?´, dachte Stiles gereizt, als das warme Wasser über seinen Körper rann: `Derek sah bloß ein Kind in ihm? Jemand, um den er sich sorgen musste und den er bemuttern konnte?´ Und eigentlich war es nicht einmal verwunderlich, denn so hatte das mit ihnen beiden schließlich auch angefangen: Lebensretter, Bodyguard, Krankenschwester...auf die eine oder andere Art hatte Derek Stiles immer bloß als hilfsbedürftig erlebt. Als Stiles geduscht, gescheitelt, angezogen und auch ziemlich angepisst aus dem Bad gerauscht kam, erkundigte sich Derek stirnrunzelnd: „Hat dich da drinnen jemand geärgert, oder was?“ „Nö!“ schnappte Stiles. Was hätte er auch sagen sollen? Vielleicht: `Ich will, dass du mich flachlegst und nicht, dass du meine Windeln wechselst?´ oder `Wenn du mir schon die Brust geben willst, dann tu das gefälligst auf die sexy Art?“ Wohl eher nicht! Stattdessen versicherte er: „Du musst mich nicht fahren. Ich kann den Bus nehmen.“ „Ich weiß, dass du das kannst, aber ich WILL dich fahren. Ich will dich einmal im Einsatz erleben und dann kannst du mir auch gleich einen Latte Macchiato machen!“ Mit einem Blick, der sagte: `Wenn´s sein muss!´, folgte Stiles Derek zu dessen geliebtem kleinem, schwarzen Flitzer. Danny war schon da, als Stiles eintraf. Derek wurde erst einmal in einer Ecke geparkt, während die zwei das Café für den Tag vorbereiteten. Stiles Ärger verflog schlagartig, als sein Blick auf Derek fiel, der artig darauf wartete, dass er irgendwann seinen Kaffee bekäme und dabei einfach herzzerreißend schön aussah, in seiner schwarzen Lederjacke und mit seinen großen grünen Augen, die stets so schauten, als habe er gerade gewichtige philosophische Einsichten gewonnen, was, und so gut hatte Stiles ihn mittlerweile kennengelernt, sicherlich nicht in jedem Moment seines Lebens der Fall war. Als Danny und er mit ihren Vorbereitungen fertig waren, bedeutete Stiles dem Älteren, dass er nun zu ihm an den Tresen kommen und sich einen Kaffee abholen dürfte. `Derek wollte erleben, wie Stiles arbeitete?´dachte dieser, der plötzlich den Schalk im Nacken spürte bei sich und grinste in sich hinein. `Das konnte er haben!´ „Und schöner Mann? Wie kann ich dir dienen!“ schnurrte er verführerisch aus einer Laune heraus. Und Derek errötete tatsächlich ein kleines bisschen. „Gott, was für ein Laden IST das denn hier?“ fragte der Ältere gespielt entsetzt und ging auf Stiles Späßchen ein: „Ich wollte eigentlich bloß einen Kaffee!“ „Sicher Schätzchen, das sagen sie alle!“ erwiderte Stiles und machte sich an die Zubereitung von Dereks Milchkaffee, wobei er der Rache des `Drachen´durch geschickten Hüftschwung entging. „Und? Was machst du nach Feierabend?“ fragte Derek Wimpern klimpernd, nachdem er den ersten Schluck seines Getränks genommen hatte. Stiles grinste schief: „Sorry, ich bin schon verplant. Ich mache nämlich einem heißen Kerl ein `Filet Wellington´!“ verkündete er: Derek schmunzelte: „`Filet Wellington´ huh? Der Glückliche!“ gab er zurück: „Du machst übrigens tollen Kaffee.“ „Unter Einsatz meines Lebens!“ gab Stiles zurück und deutete auf den `Drachen´, der in diesem Moment auch wie auf´s Stichwort zischend heißen Dampf spie. „Ich weiß es zu schätzen!“ sagte Derek zwinkernd. Dann wurde er wieder ernst: „Ich muss gleich wieder los. Geht´s dir inzwischen etwas besser, Stiles? Kommst du klar?“ Stiles seufzte: „Du musst mich nicht ständig retten, Derek! Ich weiß, du meinst es gut, aber ich bin schon erwachsen. Und ich werde mir schon nicht gleich einen Strick nehmen, bloß weil mein Dad nicht mit mir einverstanden ist.“ Derek nickte. Er erhob sich, um zu gehen, wandte sich aber noch einmal um und teilte mit: „Ich werde übrigens heute nach dem Abendessen verschwinden und bin erst am Sonntagabend wieder da. Ich treffe mich mit Braeden.“ „Ach so!“ erwiderte Stiles, ignorierte das laute, schmerzhafte Klirren in seiner Brust und versicherte: „Na ja, ich werde mich schon irgendwie allein amüsieren! Bis später!“ Und während Stiles noch immer Derek hinterherschaute, war mittlerweile Danny hinter ihn getreten und legte ihm sein Kinn auf die Schulter: „War das dein Prinz?“ „Yupp!“ machte Stiles verzweifelt: „Der Kerl ist echt ein Kunstwerk!“ „Yupp!“ machte Stiles wieder: „Ein Kunstwerk, dass sich von mir heute Abend noch dass Dinner servieren lassen will, um dann gestärkt in ein Wochenende zu starten, dass er mit seiner heißen Freundin in der Horizontale verbringen wird. Gott, ich wünschte, ich wäre tot!“ „Da gibt es nur eins!“ bestimmte Danny: „Du musst an diesem Wochenende mehr Spaß haben, als er! Um dich abzulenken, weißt du? Ich bin morgen nach seiner Schicht mit Ethan verabredet. Wir gehen tanzen. Und weißt du was? Du kommst mit!“ Stiles blickte seinen Kollegen skeptisch an: „Ich will nicht das dritte Rad am Wagen sein. Wart ihr zwei nicht ein Paar, oder so? Vielleicht läuft ja wieder was? Aber bestimmt nicht, wenn ich dabei sitze und euch auf die Nerven gehe.“ Danny grinste: „Mach´ dir darüber keine Gedanken! Ethan und ich, wir sind...Freunde mit Extraleistungen. Du kannst da keine große Romanze zerstören. Er und ich, wir haben uns richtig gern. Und wir treiben´s gern miteinander. Aber mehr ist da nicht! Und Ethan wird sich auch freuen, wenn du mitkommst. Er hat dich echt gern. Komm´ schon! Das wird lustig!“ Stiles war immer noch nicht ganz überzeugt: „Du bist dir ganz sicher?“ „Sicher bin ich sicher! Und ich verspreche dir, das wird viel besser, als wie ein Mauerblümchen zuhause zu bleiben und dir zu überlegen was dein Prinz gerade mit seiner Prinzessin anstellt. Also? Was sagst du? Bist du dabei?“ Stiles nickte: „O.K.! Wenn du denkst, es ist in Ordnung, dann komme ich mit.“ „Fein!“ sagte Danny: „Sei morgen Abend um kurz nach elf hier!“ Am späten Vormittag kam Peter ins Café, nahm am Tresen Platz und verkündete mit vielsagendem Blick, dass er nichts gegen ein eiweißreiches Frühstück einzuwenden habe und wollte wissen, was Stiles ihm denn wohl anzubieten hätte. Stiles gewöhnte sich langsam an die unverschämten Paarungsanbahnungsversuche des Älteren: „Du bekommst ein Omelett und einen schwarzen Kaffee von mir!“ erwiderte er grinsend: „Schade! Ich hatte auf etwas Nahrhafteres gehofft, aber was soll man machen?“ erwiderte Peter gespielt enttäuscht. Als Stiles mit seinem Frühstück wieder da war, wollte Peter wissen: „Und mein Süßer? Wie hast du geschlafen?“ „In den starken Armen deines Neffen.“ erwiderte Stiles. Im ersten Moment sah Peter ein klein wenig verdutzt aus, doch er fing sich rasch wieder und kommentierte: "Nein, wie reizend! Und? Habt ihr Händchen gehalten? Habt ihr euch süße Nichtigkeiten ins Ohr geflüstert? Flachlegen wird er dich deshalb trotzdem nicht, Stiles. Derek ist ein verkrampfter Langweiler und Spaßverweigerer, also warum lässt du es nicht bleiben und hältst dich lieber an etwas, das verfügbar ist?“ „Ich liebe ihn!“ lautete Stiles betrübte Antwort: „Das weiß ich, Kleiner.“ erwiderte Peter mit einem kleinen, mitfühlenden Lächeln: „Aber Liebe ist eine Bitch! Du solltest wirklich die Finger davon lassen, denn sie bringt dir bloß einen Haufen Bullshit: wenig Sex, endlose Diskussionen über rumliegende Socken und falsch ausgequetschte Zahnpastatuben, die Ödnis zu zweit und am Ende ein gebrochenes Herz, weil die Liebe doch nicht für immer war, oder weil einer mehr geliebt hat, als der andere, oder weil der eine fremdfickt oder, oder, oder. Allein bist du besser dran. Du kannst machen, was immer du willst und wann und mit wem du es willst. Du musst auf niemanden Rücksicht nehmen, oder deine Lebensplanung nach der eines anderen Menschen richten.“ Stiles seufzte: „Und was ist mit dem Wunsch, sich geliebt und beschützt zu fühlen? Was ist damit, jemandem unbedingtes Vertrauen zu schenken; in jeder Lebenssituation, komme, was wolle? Was ist mit dem gemeinsamem Einschlafen und Aufwachen? Was ist damit, jemanden zu haben, von dem du weißt, dass er auf dich wartet?“ Peter lachte, griff über den Tresen hinweg und streichelte Stiles Wange: „Du bist wirklich süß, kleine Jungfrau! Aber diese Dinge sind Illusionen! Wir sind niemals sicher und beschützt. So ist das Leben: Es ist Scheiße und irgendwann bist du tot! Vertrauen kannst du sowieso nur dir selbst und wenn du nicht allein schlafen willst, nimm´ dir irgendwen für eine Nacht mit in dein Bett! Und wenn du willst, dass jemand auf dich wartet, dann besorg´ dir einen Hund.“ „Dein Neffe ist ohnehin nicht derjenige, der das Leben mit mir führen will, das ich mir wünsche. Und jetzt verbringt er erst mal das Wochenende mit Braeden.“ entgegnete Stiles traurig. „Armes Baby!“ sagte Peter mitfühlend: „Komm´ doch einfach morgen Abend zu mir und wir machen etwas? Ich verspreche auch, mich wie ein Gentleman zu benehmen. Zumindest solange, bis du so betrunken bist, dass es dir egal ist.“ Stiles war heilfroh, dass seine Tanzkarte für morgen Abend schon voll war, denn sonst hätte er höchstwahrscheinlich Ja gesagt. Und es hinterher mit Sicherheit bereut. „Ich passe!“ sagte er also: „Vielleicht ein anderes Mal.“ Und im Bezug auf Derek fasste Stiles einen Entschluss. Er würde ihm heute Abend das verdammt noch mal beste Filet Wellington zubereiten, dass die Welt je gekostet hatte. Er würde sogar den Blätterteig selbst machen, auch wenn das eine Heidenarbeit war. Und wenn Derek dann bei Braeden läge, dann würde an diese unglaubliche, sinnliche Mahlzeit zurückdenken. Und an Stiles! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)