Kingdom Hearts - War of Light and Darkness von abgemeldet (Secret Section) ================================================================================ Kapitel 19: Enge Verbindung --------------------------- Es war bereits kurz nach Mitternacht, als Makoto laut in die Hände klatschte und sagte: „Ich denke wir sollten allmählich anfangen aufzuräumen. Es ist schon spät und wir alle müssen auch noch zurück nach Hause kommen.“ Leicht missbilligendes Gemurmel folgte auf ihre Ankündigung. Wenn es nach den meisten ginge, würde die Party noch länger andauern. Aber wie so oft in solchen Dingen, hatte Makoto einfach Recht. Also machte die Gruppe sich an die Arbeit. Missbilligend sah Bunny auf ChibiUsa hinunter. Diese war innerhalb der letzten Stunde einfach eingeschlafen und schaffte es dadurch sich erfolgreich vor der Arbeit zu drücken. „So ein Faulpelz!“, murmelte Bunny entrüstet. Doch als Mamoru sie in die Arme schloss, bekam sie schlagartig wieder gute Laune. „Lass sie doch.“, sagte er. „Sie ist immerhin noch ein Kind.“ Bunny schmiegte sich dicht an ihn. Mamoru gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und löste sich dann sanft aus der Umarmung um den anderen weiter beim aufräumen zu helfen. Makoto war damit beschäftigt ihr Buffet zu verpacken, während Ami und Terra sich um den Abwasch kümmerten. Mamoru und Minako versorgten sie durchgehend mit neuem Geschirr. Rei hingegen räumte im Wohnzimmer auf. Sie bereitete das Geschirr immer schon zum Abholen vor, indem sie mehrere Stapel nebeneinander stellte. Mamoru und Minako brauchten diese dann einfach nur abzuholen. „So ich glaube allmählich haben wir es wohl geschafft oder?“, sagte Minako als sie wieder ins Wohnzimmer kam. Rei nickte. „Ja, nur noch dieser Stapel und dann sind wir hier drin fertig.“ Minako schnappte sich das restliche Geschirr und flitzte zurück in die Küche. Rei hingegen hatte vor, dass Tischtuch auf dem Balkon auszuschütteln. Also faltete sie es zusammen und hob es hoch. Etwas blitzte auf und fiel ihr vor die Füße. Neugierig sah sie hinab und erkannte, dass dieses etwas ein Blatt Papier war. Noch neugieriger geworden hastete sie zu dem Balkon, schüttelte das Tischtuch draußen aus und ging wieder hinein. Schnell legte sie es noch säuberlich auf den Tisch zurück, dann bückte sie sich und nahm den Zettel in die Hand. Doch als sie ihn öffnen wollte um zu sehen was da drauf war, zögerte sie. Eigentlich tat man so etwas ja nicht, vielleicht war das ja etwas sehr persönliches von Terra, etwas was sie nichts anging. Warum sonst hätte es wohl unter dem Tischtuch gelegen? Letztendlich siegte aber doch ihre Neugierde. Daher entfaltete sie das Blatt Papier und fing an zu lesen. Nach den ersten zwei Zeilen hörte sie verwirrt auf zu lesen. Organisation, Herzlose, Niemande und Kreaturen? Was war hier los? Es schien als wären dies Gedanken von Terra, die dieser niedergeschrieben hatte. Zögernd las sie weiter… und erstarrte. „… meine Dämonischen Kräfte…“ Terra? Ein Dämon? Rei versuchte sich ihn als Dämon vorzustellen. Aber es gelang ihr beim besten Willen nicht. So wie sie Terra bisher kennen gelernt hatte, hätte sie so etwas nicht vermutet. Nunja das stimmte auch nicht wieder so ganz. Bitter dachte sie an den Verdacht, der sie und die anderen schon die ganze Woche lang gequält hatte. War es möglich, dass sie die ganze Zeit über Recht gehabt, es sich aber nicht wirklich eingestehen wollten? Rei las weiter. Die Macht der Schlüsselschwerter… als sie das las, flammte in ihr für einen kurzen Moment Wut auf. Doch so schnell wie das Gefühl kam, ging es auch wieder. Noch verwirrter als ohnehin schon schüttelte sie mit dem Kopf und las die Zeile noch einmal. Wieder flammte für einen kurzen Moment Wut in ihr auf, als sie bei dem Wort „Schlüsselschwerter“ angelangt war. Warum reagierte sie so auf dieses Wort? Wenn Rei ehrlich war, konnte sie dem Wort an sich ja noch nicht einmal etwas abgewinnen. Von Schlüsselschwertern hatte sie bisher noch niemals etwas gehört. Nachdem sie zu Ende gelesen hatte, fing ihr Verstand hektisch an zu arbeiten. Was sollte sie nur tun? Vom Flur her hörte sie Schritte. Ohne nachzudenken versteckte sie das Papier hinter ihrem Gürtel. „Rei?“ Rei sah auf. Terra stand in der Tür und lächelte sie an. „Wir sind hier jetzt soweit fertig. Ami und ich übernehmen noch den restlichen Abwasch. Ihr könnt also schon nach Hause gehen. Bestimmt seid ihr müde.“, sagte er. Erleichtert nickte Rei. Er schien nichts bemerkt zu haben. „Ja alles klar. Ich denke das mache ich.“ Hastig suchte sie ihre Handtasche und ihre Jacke zusammen, verabschiedete sich von allen und flüchtete nahezu aus der Wohnung. Sie brauchte dringend Zeit zum Nachdenken. Nur wenig später verabschiedeten sich Minako und Makoto und kurz darauf gingen auch Mamoru, ChibiUsa und Bunny. Luna und Artemis schliefen selig in ihren Armen. Letztendlich waren Ami und Terra also alleine. Nachdem sie die anderen verabschiedet hatten, gingen sie zurück in die Küche um den Rest des Abwasches zu erledigen. Ami übernahm das Abwaschen, Terra das Abtrocknen. Immerhin kannte er sich in seiner eigenen Wohnung sowieso besser aus und konnte so alles direkt verstauen. „Die Party hat echt Spaß gemacht. Ich finde wir sollten das irgendwann wiederholen.“, sprach Terra, während er Ami einen tropfenden Teller abnahm. Ami lächelte erfreut. „Du hast es wirklich so lange mit uns ausgehalten und willst das sogar noch wiederholen? Das freut mich.“, sagte sie. „Ja unbedingt.“, bestätigte Terra. „Und Makoto ist wirklich so eine hervorragende Köchin wie alle sagen. Ausnahmsweise scheinen Gerüchte ja mal wahr zu sein. Ich glaube ich habe noch nie so etwas Gutes gegessen.“ Zustimmend nickte Ami und sagte: „Ja sie ist wirklich eine Meisterin ihrer Kunst. Sie hat schon öfters versucht uns beizubringen wie man gut kocht, aber nicht bei allen war sie erfolgreich.“ An dem belustigten glitzern in ihren Augen konnte Terra leicht erraten, wen sie meinte. „Bunny und ChibiUsa sind wohl eher dafür, das Essen zu verspeisen anstatt es zu zubereiten, oder?“, fragte er grinsend. „Ja. Obwohl das eigentlich im späteren Leben sehr hilfreich sein kann, interessieren sie sich für das Kochen nur mäßig.“ Ami reichte Terra einen weiteren Teller und nahm sich einen Kochtopf vom Herd. „Hmm. Und wie steht es mit deinen Kochkünsten?“, fragte Terra lächelnd. „Ich könnte mir vorstellen, dass du eine gute Köchin bist oder?“ Amis Gesicht lief wie so oft in letzter Zeit knallrot an. „Ich weiß nicht so genau. Bisher habe ich nur für mich selbst und meine Mutter gekocht und mir hat es auch bisher immer geschmeckt. Nur einmal als ich versucht habe ein Gericht aus Amerika zu kochen war das Ergebnis ziemlich niederschmetternd. Letztendlich war es einfach ungenießbar und ich konnte es wegwerfen.“, murmelte sie leise. Terra lachte auf. „Ach was, das glaube ich dir nicht.“ Herausfordernd sah Ami ihn an. „Und was ist mit dir? Was machen deine Kochkünste?“, fragte sie neckisch. Terra fing wieder an zu lachen. „Nun ich stehe noch ziemlich lebendig vor dir, also scheine ich mich mit meinen Künsten bisher noch nicht selbst vergiftet zu haben. Aber trotzdem, meine Kochkünste sind einfach unterirdisch.“, sagte er. „Also Das glaube ich dir auch nicht. Du bist doch in allem was du tust ziemlich gut und das was du nicht kannst, lernst du dafür umso schneller. Deswegen kaufe ich es dir nicht ab, das du so schlecht kochst.“, meinte Ami. „Ach was. Ich bin einfach nur ein guter Schauspieler. In Wirklichkeit tue ich nur als ob ich so gut wäre.“ Ami lachte. „Nie und nimmer.“ „Doch, doch.“, bestätigte Terra lächelnd. „Ein Beispiel? Ich bin absolut unmusikalisch und habe weder Talent zum Schreiben noch zum Zeichnen. Und meine Fantasie kann man irgendwo unten im Keller suchen.“ „Das sind jetzt aber nicht unbedingt die besten Beispiele, Terra.“, sagte Ami. „Warts ab.“, grinste Terra. „Neulich im Kunst-Unterricht, sollte ich eigentlich einen Hund malen. Der Lehrer wollte meine Fähigkeiten prüfen. Als ich fertig war, hat er sich das Bild angesehen und mich gefragt warum ich denn jetzt statt einem Hund ein Schwein gemalt hätte.“ „Ok. Du bist wirklich total schlecht.“ Beide lachten sie. „Weißt du was? Ich habe da eine hervorragende Idee.“, sagte Terra plötzlich. Ami sah ihn neugierig an. „Und welche?“ Ein Lächeln breitete sich auf Terras Gesicht aus, „Wir beide nehmen uns mal einen Tag zusammen und versuchen den jeweils anderen von unseren Kochkünsten zu überzeugen. Das wird bestimmt ein schöner Tag, meinst du nicht?“ Ami dachte kurz nach, dann lächelte auch sie. „Ja gerne. Du hast Recht. Das wird bestimmt ganz schön.“ „Also abgemacht?“ „Ja!“ Dann unterhielten sie sich noch eine Weile, während der Berg an Geschirr immer kleiner wurde. Irgendwann hatten sie es endlich geschafft. Ami ließ sich zufrieden seufzend auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. Müde sah sie aus dem Fenster. Kurzzeitig hatte es aufgehört zu regnen, doch jetzt goss es wieder so als hätte es nie aufgehört. „Hier bitte!“ In Amis Blickfeld schob sich eine Hand, welche eine dampfende Tasse hielt. Aromatische Schwingungen von Kirsche stiegen ihr in die Nase. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen und umschloss sie mit ihren Händen. „Danke.“, sagte sie. Fröhlich vor sich hinsummend setzte Terra sich neben sie. In seiner linken Hand hielt er seine eigene Tasse und an seinem rechten Arm baumelte Reis Fotoapparat. „Rei hat offensichtlich vergessen ihn mitzunehmen. Ich dachte du könntest das vielleicht für sie tun und ihr den bei Gelegenheit wiedergeben. Vermutlich siehst du sie eher wieder als ich.“, sagte Terra schulterzuckend, als er Amis fragenden Blick sah. Zustimmend nickte Ami und nippt an ihrem Tee. Terra tat es ihr nach und schaltete das Gerät ein. Fragend sah er sie an. „Wie wär’s? Wollen wir uns noch einmal die Fotos von diesem Abend ansehen?“ Ami lächelte ihn an. „Ja gerne. Ich bin gespannt was für Fotos Rei wieder heimlich gemacht hat.“ Mit diesen Worten lehnte sie sich an seine Schulter, kuschelte sich an ihn und starrte auf den Bildschirm. „So könnte ich stundenlang sitzen bleiben!“, dachte Ami, denn sie genoss die Nähe von Terras starkem Körper. Wieder einmal drängte sich ihr der Gedanke auf, dass sie Terra wirklich sehr gern hatte. Wenn dieser Vorfall von damals nicht wäre, hätte sie sogar ernsthaft in Betracht gezogen sich in ihn zu verlieben. Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm auf. Terra selbst schien völlig in der Technik des Gerätes versunken zu sein. „Ja…“, dachte sie. „Ich würde es wirklich versuchen. Terra ist so lieb und kann auch sehr charmant sein.“ Alles in allem war er so, wie sie sich einen Freund immer gewünscht hatte. Doch tief in sich hatte sie Angst. Es durfte sich einfach nicht wiederholen… Terra starrte gebannt auf den Bildschirm der Kamera und versuchte sich zu konzentrieren. Aber in Wirklichkeit sah er den Bildschirm gar nicht richtig an. Das Ami sich an ihn gelehnt hatte, brachte seine Gedanken zum wirbeln. Er konnte nicht klar denken, dafür um so mehr fühlen. Und er fühlte eine angenehme Wärme seinen ganzen Körper einnehmen, sowie ebenso ein gespanntes Kribbeln im Bauch. Da war es also wieder, dieses unbestimmte Gefühl. War es wirklich Liebe was er spürte? „Nicht zu sehr drüber nachdenken. Konzerntrier dich auf etwas anderes Junge. Zum Beispiel wie man dieses Ding zum laufen kriegt!“ Doch er konnte es nicht. Ihre Gegenwart brachte ihn völlig aus der Fassung, was ihn noch nicht einmal in einem Kampf auf Leben und Tod passiert ist. Terra schaffte es locker mit ein paar hundert Herzlosen fertig zu werden, vor diesem Mädchen jedoch musste selbst er kapitulieren. Warum war es so viel schwieriger sich die Liebe zu einem Menschen einzugestehen, als zu kämpfen? Wahllos drückte er ein paar Knöpfe und überraschender Weise sprang der Monitor an. Auf dem Display war das Menü zu sehen, in dem man auf die Fotos zugreifen konnte. triumphierend sah er auf und bemerkte, dass Ami ihn die ganze Zeit angeschaut hatte. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er sie freundlich. Hastig schüttelte Ami den Kopf. „Nein, alles in Ordnung.“ Vorsichtig, fast behutsam, als wisse er selbst nicht so genau was er da tat, legte Terra seinen Arm um sie und Ami seufzte glücklich. Terras Mund umspielte ein sanftes Lächeln, doch in seinen Augen lag versteckt ein trauriger Ausdruck. Er wünschte sich, es könne immer so bleiben. Bevor er wieder darüber nachdenken konnte, suchte er in dem Fotomenü nach den Bildern des Abends. Um die dreißig Fotos hatte Rei an diesem Abend gemacht. Terra und Ami kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Vor allem als sie das Bild von Bunny und ChibiUsa mit vollen Mündern und verdutzten Blicken fanden, dauerte es beinahe zehn Minuten bis sie sich so weit wieder beruhigt hatten, dass sie sich das nächste Foto ansehen konnten. Schließlich kamen sie zu einem Bild, von dem sie nicht einmal wussten, dass es gemacht worden war. Es zeigte Terra und Ami beim Tanzen. Dieses Mal lachte keiner von beiden. Auf dem Bild zeigten sie sich so vertraut einander, fast so als wäre es schon immer so gewesen zwischen ihnen. Doch das war es nicht. „Du tanzt übrigens ganz gut. Heutzutage sieht man das bei Jungs sehr selten. Hast du das vorher schon einmal gemacht?“, sagte Ami und schaute fragend zu ihm auf. Bedauernd schüttelte Terra den Kopf. „Nein noch nie. Aber es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht.“ Verlegen lächelnd sah er sie an. „Ehrlich gesagt hatte ich ziemliche Angst dabei dir auf die Füße zu treten. Das wäre mir irgendwie peinlich gewesen.“ „Ach was! So schlimm wäre es sicher nicht gewesen. Außerdem ist ja überhaupt nichts passiert.“, beruhigte Ami ihn. „Ja, Gott sei Dank!“ Terra schaltete ein Bild weiter. Sie waren bei dem letzten Bild angelangt und es zeigte sie beide Kopf an Kopf auf der Couch sitzend. Genau da, wo sie jetzt in diesem Moment aneinander gelehnt saßen. „Weißt du…“, sagte Ami plötzlich. „Ich werde Rei bitten mir ein Abzug von diesem Foto zu machen. Es ist wirklich schön geworden.“ Lächelnd nickte Terra. „Ja, du hast Recht. Ein wunderbares Bild von einer wunderbaren Freundschaft. Ich werde für mich auch noch einen Abzug machen lassen.“ Zwischen ihnen schwebte unausgesprochen die Frage, welche sie am meisten beschäftigte. „Eine wunderbare Freundschaft, aber nicht mehr…oder?“ Welche eine Ironie es doch im Grunde war. Auf der einen Seite Terra, der sich sehr zu Ami hingezogen fühlte. Doch er wagte es nicht es ihr zu gestehen. Sein Leben war schon immer kompliziert, dass würde es auch immer sein. Als Krieger des Schlüsselschwertes würde er immer Feinde haben und er wollte Ami da auf keinen Fall mit hineinziehen. Auf der anderen Seite Ami. Sie fühlte sich ebenfalls sehr zu ihm hingezogen, so sehr wie schon lange nicht mehr zu einem Jungen. Ami war in derselben Position wie Terra. Auch sie hatte ein geheimes Doppelleben und wollte Terra nicht in Gefahr bringen. Zudem war da auch noch diese Geschichte von damals. Beide saßen sie dort, hingen ihren Gedanken und Sorgen nach, die, ohne das sie es selbst wussten, einander so ähnlich waren. Nachdenklich schaltete Terra das Gerät wieder aus und legte es in Amis Handtasche. Sein Blick fiel auf das Fenster. Natürlich hatte es inzwischen immer noch nicht aufgehört zu regnen. Neben ihm regte sich Ami ein wenig und er sah zu ihr hinab. Sie hatte die Augen geschlossen, es wirkte fast als schliefe sie. Ihre Tasse stand auf dem Tisch. Noch immer dampfte sie. Seufzend nahm Terra den Arm wieder von ihr. Ami öffnete ein Auge, sah ihn fragend an. „Ist etwas?“, fragte sie. Terra schüttelte den Kopf. „Nein. Alles in Ordnung. Ich.. ich wollte nur mal kurz ins Badezimmer.“, antwortete er. Sanft hob er Ami ein Stück an, zog ein Kissen heran und legte sie vorsichtig hin. „Ich bin gleich wieder da.“ Und damit ging er ins Badezimmer und schloss die Tür. Terra hatte allerdings nicht ganz die Wahrheit gesagt. Tatsächlich hatte er nie vorgehabt ins Bad zu gehen. Doch aus irgendeinem Grund hatte er einfach das Gefühl gehabt, kurz allein sein zu müssen. Jetzt wo er es war, wusste er aber auch nicht weiter. Verwirrt über sich selbst sah er in den Spiegel. Sein Spiegelbild starrte zurück. Irgendwie sah er anders aus, er war nicht mehr einfach nur der Krieger der gegen die Herzlosen und Niemande kämpfte. Seine Gesichtszüge hatten ein wenig von ihrer Härte eingebüßt. Nun war er wieder mehr ein Mensch geworden. Ein Mensch der auch über so unscheinbare Dinge wie Schule, Partys und Freundschaften nachdenken konnte. Es war als würde immer mehr der Junge zum Vorschein kommen, der er mit seinen sechzehn Jahren ja im Grunde immer noch war. Etwas veränderte ihn, nach und nach, aber stetig. Etwas...oder jemand... Und noch etwas wurde im plötzlich klar als er darüber nachdachte. Sollte er wieder von Herzlosen angegriffen werden, würde er nicht mehr kämpfen um sich selbst zu retten... nein er würde auch für Tokio kämpfen. Für Tokio und für die Menschen die darin lebten. Ganz besonders für seine Freunde, welche die Stadt für ihn zu seiner Heimat gemacht hatten. Das war neu für ihn. Normalerweise kämpfte er immer nur um zu überleben und um größeren Schaden durch die Dunkelheit zu vermeiden. Dabei hatte er immer an das Wohl von allem und jedem gedacht. Nun aber würde er sich aber auf die Verteidigung von etwas ganz bestimmten konzentrieren. Angestrengt grübelte Terra über diese Erkenntnis. Ob es wohl das war, was Zack gemeint hatte? Zack, der Mann den er bei einem seiner früheren Abenteuer getroffen hatte? Doch als ihm diese Idee kam, verwarf er sie gleich wieder. Zack hatte etwas anderes gemeint, er hatte von einer einzigen Person gesprochen, für die Terra bereit sein würde alles zu geben. War es möglich, dass es sich dabei um Ami handelte? Energisch schüttelte Terra den Kopf um den Gedankenfluss zu stoppen. Aus reiner Gewohnheit zog er sein Oberteil aus um sich noch einmal seinen Verletzungen anzusehen. Vorsichtig begann Terra den Verband zu lösen. „Ich hoffe nur, dass es inzwischen noch besser geworden ist. Die Herzlosen haben schon lange nicht mehr zugeschlagen. Bestimmt wird diese Ruhe nicht mehr lange anhalten.“, dachte er im Stillen. Der letzte Streifen Verband fiel von ihm ab und legte die Haut darunter frei. Überrascht riss Terra die Augen auf. „Das kann nicht sein!“ Hastig drehte er seinen Körper mal in die eine, dann in die andere Richtung um alle seine Verletzungen einsehen zu können. Doch das Ergebnis blieb dasselbe: alle seine Verletzungen waren verschwunden! Verwirrt starrte Terra auf seinen Oberkörper. Zwar wusste er, dass Dantes Kräfte in ihm seine Selbstheilungskräfte verstärkt hatten, aber das hier war trotzdem einfach unmöglich. Wie konnte das sein? Konnte es sein, dass irgendwelche Einflüsse seine Kräfte noch weiter verstärkt hatten? Wenn ja, welche waren es? Reichten gute Laune und Spaß für so etwas aus? So sehr er auch versuchte es zu verstehen, er schaffte es einfach nicht es zu begreifen. Langsam hob er seine rechte Hand vor seine Augen und flüsterte: „Feura as nu leguk!“ Eine kleine Kugel aus Feuer erschien und schwebte knapp über seiner Handfläche. Den Energieverbrauch für den Zauber merkte er nicht einmal. Seine Kräfte waren wieder vollständig hergestellt. Auch wenn er nicht wusste was hier vor sich ging, freute er sich sehr darüber. Grinsend ließ er die Kugel wieder verschwinden und zog sein Oberteil wieder an. Rasch ging er zurück ins Wohnzimmer, um Ami davon zu erzählen. Doch noch im Türrahmen blieb er stehen und wurde ganz still. Ami lag noch immer auf der Couch. Doch dieses Mal schlief sie wirklich. Vom Türrahmen aus beobachtete Terra sie. Amis Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig mit ihren Atemzügen und sie sah dabei so unglaublich friedlich aus. Ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Noch immer trug sie ihr blaues Kleid, welches ihr das Aussehen einer Prinzessin verlieh. Dieses Bild strahlte eine solche Unschuld aus, dass Terra sich wie ein Verbrecher vorkäme, wenn er es auch nur wagen würde Ami zu wecken. Aber hier bleiben konnte sie auch nicht. Terra dachte kurz nach. Beim besten Willen konnte er im Grunde nichts erkennen, was es verbieten würde, wenn sie die Nacht über hier blieb. Immerhin…was sollte schon passieren? Sie würde schlafen bis zum Morgengrauen und am Morgen würde sie sich auf den Weg zu Ihrer Wohnung machen. Alles ganz easy. Doch Terra hatte auch das Gefühl, es sei einfach nicht richtig. Woher dieses Gefühl kam, konnte er nicht sagen und auch nicht was es bedeutete. Jedoch hatte er gelernt auf sein Gefühl zu hören, es hatte ihn bereits vor vielen gefährlichen Situationen gerettet. Rasch dachte Terra darüber nach, wie er es am besten anstellen konnte, ohne Ami zu wecken. Allerdings fiel ihm keine besonders elegante Lösung ein, er hoffte einfach darauf, dass sie einen guten Schlaf haben würde. Leise ging er in den Flur und holte seinen Rucksack. In diesem verstaute er sorgfältig Amis Handtasche, ihren Mantel und ihre Schuhe. Nachdem dies getan war schnallte Terra sich den Rucksack auf den Rücken und zog seine eigenen Schuhe und eine Jacke an. Ebenso leise ging er zurück ins Wohnzimmer und stellte sich neben Ami. Vorsichtig setzte er sie auf. Dabei fiel sein Blick auf die Wolldecke, welche unter ihr lag. Kurz entschlossen legte er sie um Amis Körper. Nur ihr Kopf und ihre Fußspitzen waren noch zu sehen. Als Terra sanft seine Arme unter sie schob und sie hochhob, rollte Amis Kopf auf seine Brust. Aber zum Glück wachte sie davon nicht auf. Langsam trug Terra sie hinaus in den Flur. Vor der Wohnungstür schaute er noch einmal auf sie hinab um sich zu vergewissern, ob sie noch immer schlief. Ihr Zustand war unverändert. Zufrieden richtete Terra seinen Blick auf das Türschloss und konzentrierte seine magischen Energien. „Epon!“, flüsterte er und das Türschloss klickte leise. Leise knarrend schwang die Tür auf, sodass er ungehindert in den Außenflur schlüpfen konnte. Und „Xon!“, flüsterte er damit die Tür sich wieder von alleine verschloss. Vor dem Fahrstuhl angekommen blieb Terra kurz stehen und dachte nach, schüttelte aber gleich wieder den Kopf und verschwand in Richtung Treppe. Der Fahrstuhl war viel zu laut, dadurch könnte Ami wach werden. Bis er unten war klappte sein Plan hervorragend. Doch worüber er am wenigsten nachgedacht hatte war das Wetter. Kaum verließ er das Gebäude, da wehte ihm schon eine kalte Windböe ins Gesicht. Hastig versuchte er Amis Gesicht noch weiter in der Decke zu verstecken, jedoch war es bereits zu spät. Ami zuckte unter der Böe kurz zusammen und öffnete langsam ihre Augen. „Terra? Was ist denn los?“, fragte sie schläfrig. Ihre Augen wanderten von seinem Gesicht in die Ferne und dann erkannte sie wo sie war. Fragend sah sie wieder zu ihm auf. „Was tust du?“ Terra schluckte. Dies war wieder ein Beweis dafür, wie sehr sie ihm vertraute. Jedes andere Mädchen hätte vermutlich einen ziemlichen Aufstand gemacht, wenn es in den Armen eines Jungen mitten in der Stadt aufwachte und nicht einmal wusste, wo besagter Junge sie hinbrachte. Ami aber blieb vollkommen ruhig. Sie wusste, dass Terra ihr nichts tun würde. „Ich bringe dich nach Hause. Es schien mir klüger zu sein. Immerhin ist es schon spät und alleine solltest du nachts nicht herumlaufen.“ Mit Mühe schaffte Ami es ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken. „Vermutlich hätte ich auf der Couch bis morgen früh durchgeschlafen. Mir hätte es nicht einmal etwas ausgemacht.“ Terra schaffte es nicht ihr direkt in die Augen zu sehen, sondern wandte sein Gesicht ein wenig ab. „Es erschien mir nicht richtig. Ich halte es wirklich für besser, wenn ich dich nach Hause bringen würde.“ Viel zu müde um noch nachzudenken, wunderte Ami sich kein bisschen darüber, dass er es nicht schaffte ihr in die Augen zu sehen. „Na gut. Aber du kannst mich auch herunter lassen. Ich bin durchaus noch in der Lage selbst zu laufen.“, sagte sie und unterdrückte wieder ein Gähnen. Ihm blieb es nicht verborgen. „Natürlich, das glaube ich dir. Aber ich hatte eigentlich nicht vor dich zu wecken und habe dich deshalb getragen. Du hast so friedlich geschlafen, es wäre einfach zu schade gewesen. Mir macht es nichts aus, wirklich.“, sagte er lächelnd. „Was ist mit deinen Verletzungen?“, fragte sie zögernd. „Es geht mir schon besser als vorher.“, antwortete er. Eine Ausweichantwort, welche er schon zum zweiten Mal an diesem Abend gebrauchte. In Amis Augen jedoch konnte er noch immer Zweifel sehen. „Wirklich, Ami. Ich fühle mich großartig, dass schaffe ich schon.“ Immer noch zögernd nickte Ami schließlich. „Also gut. Aber du musst mir versprechen, dass du mich runter lässt, wenn es nicht mehr geht. Überanstrenge dich nicht meinetwegen.“ Terra nickte. „Versprochen. Aber du musst dich darauf einstellen, dass wir nass werden. Ich habe leider keinen Regenschirm dabei. Mir selbst macht das zwar nichts aus, aber…“ Ami zog ihre Arme aus der Decke und legte sie um seinen Hals, kuschelte sich an seine Schulter und sagte: „Mir auch nicht…“ Ohne weitere Wiederworte oder Kommentare machte sich Terra auf den Weg. Amis Gewicht spürte er so gut wie gar nicht und er konnte so ein recht zügiges Tempo einschlagen. Während einer Ampel fiel sein Blick erneut auf Ami. Wieder hatte sie ihre Augen geschlossen und schien zu schlafen. Doch die fehlende ruhige Gleichmäßigkeit ihrer Atmung sagte ihm, dass sie noch wach war. Ihren Kopf lag noch immer auf seiner Schulter. In Terras Magengrube glomm wieder dieses Gefühl auf, welches ihn in ihrer Gegenwart oft überkam. Eine Art Glücksgefühl verbunden mit Schmetterlingen im Bauch. Das rote Leuchten der Ampel wechselte erst zu gelb, schließlich zu grün und Terra ging weiter. Doch während der gesamten Zeit fiel weder ihm noch ihr auf, dass kein einziger Regentropfen ihnen auch nur zu nahe kam. Sie waren viel zu versunken ineinander um es zu bemerken. Stattdessen schien das Wasser mitten in der Luft an einer unsichtbaren Barriere abzuprallen. Eine Barriere, unbewusst geschaffen aus der Magie der beiden Jugendlichen und ihrer engen, wenn auch noch nicht wahrgenommenen, Verbindung. Einige Zeit später trugen Terras Beine sie die letzten paar Meter zu Amis Wohnblock. Die Glastür ging leise auf, sodass er ungehindert in die Eingangshalle treten konnte. Vorsichtig ließ er Ami auf ihre eigenen Beine hinunter. Wegen des kalten Windes zog sie die Decke noch ein wenig enger um sich. „So. Das hätten wir geschafft. Willkommen zurück zu Hause!“, sagte Terra lächelnd. Ami nickte ihm dankbar zu. „Danke, Terra. Das war sehr nett von dir.“ Flüchtig streifte ihr Blick seine Kleidung. „Die Verletzungen scheinen nicht wieder aufgebrochen zu sein. Soll ich trotzdem vorsichtshalber nachschauen?“, fragte Ami. Aber Terra schüttelte den Kopf. „Nein danke. Das wird nicht nötig sein.“, sagte er, während er sich den Rucksack abschnallte und ihn öffnete. Er reichte ihr Mantel, Schuhe und Handtasche und schloss den Rucksack wieder. „Vielen Dank.“, sagte Ami erneut. Terra winkte ab. „Nichts zu danken Ami. Habe ich gern gemacht.“ Nachdenklich sah er hinaus in die Dunkelheit. „Ich sollte wohl sofort wieder losgehen. Ich brauche dringend noch ein paar Stunden Schlaf, vor dem Morgengrauen.“ Er wandte sich wieder zu Ami. „Ich vermute mal, wir sehen uns spätestens am Montag wieder im Unterricht.“ „Bist du auch wirklich wieder gesund genug für die Schule? Übertreibe es bitte nicht. Ruhe dich lieber noch eine Weile aus.“, bat Ami besorgt. Beruhigend hob Terra die Hände. „Schon gut, schon gut. Ich werde es davon abhängig machen, wie es mir morgen geht.“, meinte er. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr, setzte er noch nach: „Naja, wobei Morgen ja eigentlich schon Heute ist.“ Lachend stimmte Ami ihm zu. Dann schwiegen sie. Keiner von beiden wusste so recht wie sie sich voneinander verabschieden sollten. Irgendwie war es anders, als sich nach der Schule zu verabschieden und sich am nächsten Tag wieder zu sehen. Noch nie hatten sie so viel Zeit intim miteinander verbracht. „Also…ähm. Ich sollte jetzt gehen.“, sagte Terra leise. Ami nickte. „Danke noch einmal fürs Heimbringen.“ Aus einem reinen Impuls heraus gingen sie gleichzeitig aufeinander zu und umarmten sich. Lange, sehr lange. Die Zeit schien still zu stehen. Die Decke rutschte von Amis Schultern und fiel unbeachtet zu Boden. Sanft lösten sie sich ein bisschen voneinander, jedoch nicht vollständig. Ihre Hände auf seinen Schultern, seine an ihren Seiten. Ein seltsames Kribbeln erfüllte Ami, als ihr die Parallelen zu der Szene im Schwimmbad auffielen. Letztes Mal hatte sie sich genauso gefühlt wie jetzt. Eine Mischung aus leichter Nervosität und stiller Erwartung. Aber auch, wie erwartet, ein wenig Angst. In ihrem Geiste sah sie wieder die Bilder von damals. Erinnerungen drängten sich ihr auf, doch sie versuchte sie zurück zu drängen. Makotos Worte hallten in ihren Gedanken wieder. Und für einen winzigen Moment entschloss sie sich, Terra eine Chance zu geben. Vielleicht konnte er ihr wirklich helfen. Jedoch, ihr Entschluss wankte noch sehr. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie vielleicht nie wieder den Mut dazu haben sich zu überwinden. Kurz zögerte sie noch, dann näherte sie ihr Gesicht langsam und vorsichtig dem von Terra. In seinen Augen konnte sie erst mildes Erstaunen lesen, dann Verwirrung. Trotzdem hoffte sie, dass er sie nicht zurückweisen würde. Ami schloss die Augen und lauschte ihrem klopfenden Herzen. Ihr Gesicht näherte sich Terra noch ein wenig mehr. Terras Gedanken rasten. Hatten er und Ami sich nicht einst versprochen es nicht so weit kommen zu lassen? Und nun tat ausgerechnet sie den ersten, vorsichtigen Schritt. Es passte alles einfach nicht überein. Sollte er dies nicht besser unterbinden? Die Vernunft in ihm schrie lauthals ihre Zustimmung, doch sein Herz war stärker. Terra hatte sich schon länger eingestehen müssen, dass er etwas für Ami empfand. All seine Gefühle schienen ihn jetzt zu übermannen, sein Kopf bewegte sich beinahe automatisch nach vorne. Ihre Gesichter kamen einander immer näher und näher. Kurz flammte in Terras Kopf das Bild aus dem Schwimmbad aus. Er schob es einfach beiseite. Auch er schloss die Augen und folgte einfach den Befehlen seines, im Einklang mit dem von Amis, klopfendem Herzen… Plötzlich brannte etwas anderes weit aus stärkeres in ihm auf. Ein glühend heißer Schmerz von solch einer Intensität, dass Terra vor Qualen aufschrie. Sein rechter Arm bis hin zur Schulter fühlte sich an, als würde er zerbersten und verbrennen gleichzeitig. Krampfartig griff er mit seiner linken Hand nach dem Arm und ging keuchend in die Knie. Schweiß brach auf seiner Haut aus, vor seinem geistigen Auge tanzten Flammen wild umher. Amis Rufe hörte er nur von weit, weit entfernt. Am Rande spürte er ihre Hand auf seiner rechten Schulter. Tief in ihm regte sich der Dämon und versuchte auszubrechen. „Nein! Nicht jetzt. Nicht hier! Und schon gar nicht vor Ami!“ Verzweifelt rang Terra um die Kontrolle seines Körpers. Er konnte regelrecht spüren wie sein rechter Flügel versuchte herauszubrechen. Ami durfte ihn auf keinen Fall so sehen… Der Anfall kam plötzlich und völlig unerwartet. Da sie ihre Augen geschlossen hatte, bekam Ami davon zunächst gar nichts mit. Erst als Terra aufschrie, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Von dem Schrei setzte ihr Herz einen Schlag lang aus und sie sprang vor Schreck einen Schritt zurück. Dabei fiel ihr Blick auf Terra wie er keuchend auf dem Boden kniete. Seine linke Hand umklammerte krampfartig seine rechte Schulter. „Terra. Was ist los? Was fehlt dir?“, rief sie. Aber Terra konnte sie anscheinend nicht hören. Sein Blick war gesenkt er sah sie nicht einmal an. Ami spürte wie die Luft um sie herum immer wärmer wurde, bis sie nahezu heiß war. Vor ihren Augen ging die Decke in Flammen auf und blieb nur als ein Häufchen Asche zurück. Ihre Magischen Kräfte schützten sie davor ebenso zu Enden. Schnell hechtete Ami zu Terra und ging vor ihm in die Hocke, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sie sah seine Augen … und erstarrte. Das tiefe Himmelsblau seiner Augen, hatte sich in ein leuchtendes gelb verwandelt. Ami packte ihn an den Schultern und rüttelte. „Terra! Terra, antworte mir!“, rief sie verzweifelt. Doch er antwortete nicht, sondern umklammerte immer noch seine Schulter. Schweiß bedeckte sein Gesicht, seine Muskeln waren zum zerreißen angespannt. Verzweifelt und ohne eine Ahnung was sie tun sollte, stand Ami auf, hastete hinter ihn und legte eine Hand auf seine zuckende Schulter. Erschrocken zog sie ihre Hand sofort wieder zurück. Unter der Haut bewegte sich etwas. Man konnte es selbst durch die Jacke hindurch spüren. Zögernd stand sie noch einen Moment da, dann legte sie ihre Hand erneut auf seine Schulter. Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Haut bewegte sich und pulsierte unangenehm. Trotzdem konnte sie die Hand nicht noch einmal zurückziehen. Etwas hielt sie zurück. Hitze stieg von ihrer Handfläche auf, stieg immer höher ihren Arm hinauf. Die Magie in ihr reagierte Augenblicklich. Ohne dass sie sich verwandelt hatte, erschien auf ihrer Stirn das blaue Diadem. Angenehme Kälte drängte die Hitze in ihrem Arm zurück…zurück zu Terra. An der Grenze zwischen ihrer Hand und seiner Schulter kämpften Hitze und Kälte um die Vorherrschaft. Das Feuer schien wild entschlossen zu siegen, das Wasser verteidigte sich verbissen. Tiefer Nebel hüllte die beiden Jugendlichen ein. Auf einmal fing das Diadem an zu leuchten bis Ami von einem sanften blauen Licht eingeschlossen war. Terra reagierte darauf mit einem roten Schein, welcher von Dunkelheit durchdrungen war. All dies spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. Die Krämpfe hatten noch immer nicht aufgehört. Dafür zeichnete sich ein kleines Blutrinnsal auf Terras Haut ab, dort wo der Flügel im Begriff war auszubrechen. Wütend und verzweifelt schrie Terra erneut auf. Die Kontrolle entglitt ihm immer mehr. Noch einmal mobilisierte er seine Energiereserven. Durch die Schleier seiner Augen sah er, wie seine rechte Hand sich zu einer Klaue verwandelte. Das leuchten des Diadems wurde immer heller und breitete sich nun auch auf Terra aus. Und dann passierte etwas Merkwürdiges. Im einen Moment noch sah Ami auf Terra hinab… doch im nächsten war sie von Dunkelheit umgeben. Sie schwebte in einem Bodenlosen Nichts. Panisch sah Ami sich um. „Wo bin ich?“ Unter ihr flammte plötzlich ein dunkelrotes Licht auf. Ihr Körper bewegte sich genau darauf zu, war nur noch ein kurzes Stück davon entfernt. Und dann…tauchte sie darin ein. Versank immer tiefer, bis sie wieder in tiefer Dunkelheit landete. Was sie dort sah, war der pure Albtraum. Ein Dämon, mit Ketten festgebunden, wild um seine Freiheit kämpfend. Seine schwarzen Flügel waren auf seinem Rücken festgebunden, sein Schwanz peitschte wild umher. Doch das allerschlimmste war, dass sie diesen Dämon kannte. Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Es war noch gar nicht so lange her. Da hatte sie ihn gegen einen anderen Dämon kämpfen sehen. Ein animalisches Brüllen entrang sich der Kehle des Monsters, bebend vor Wut. Die bösartigen gelben Augen richteten sich auf sie. Vor Angst begann Ami zu zittern. Er hatte sie entdeckt. Das Ziehen und Zerren des Dämons wurde immer heftiger. Er warf den Kopf in ihre Richtung und brüllte sie an. So konnte sie das Gesicht des Dämons erkennen. Entsetzen breitete sich in ihr aus. Der Dämon war Terra! Trotz der gelben Augen und dunkleren Hautfarbe gab es keinen Zweifel. Mit einem Knirschen riss eine der Ketten. Der linke Arm streckte sich drohend in ihre Richtung. Da er sie aber nicht erreichen konnte, wurde er immer wütender. Eine weitere Kette riss, eines seiner Beine war frei. Er kam einen Schritt auf sie zu, bevor die Ketten ihn wieder zurück hielten. „Nein.“ Verzweifelt krümmte Ami sich zusammen und griff an ihren Kopf. „Nein. Nicht schon wieder. Nicht noch einmal!“ Das Brüllen wurde immer lauter. „Geh weg...“ Die Klaue versuchte wieder sie zu erreichen. „Geh weg…“ Wieder riss eine der Ketten, es kam noch näher. „Geh weg…lass mich in Ruhe.“ Einer der Flügel kam frei und spannte sich. In der Klaue bildete sich eine Kugel aus Energie… „VERSCHWINDE!“, schrie Ami. Das Diadem auf ihrer Stirn blitzte auf. Das Licht wurde immer stärker und stärker, vertrieb die Dunkelheit, hüllte sie alle ein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)