Kingdom Hearts - War of Light and Darkness von abgemeldet (Secret Section) ================================================================================ Kapitel 15: Regen und Teeblätter -------------------------------- Große, dunkle Wolken hingen schwer über Tokios zahlreichen Wolkenkratzern. Stetig fielen Regentropfen auf die Straßen und nässten den Boden. Die Tiere der Großstadt und der Wälder rundherum, suchten sich einen geschützten Ort, wo sie auf die Rückkehr der wärmenden Sonnenstrahlen warten konnten. Selbst in Tokios sonst so überfüllten Einkaufspassagen sah man beinahe keine Menschenseele. Wer keinen Regenschirm dabei hatte, suchte in den unzähligen Cafés oder den eigenen vier Wänden zu flucht. Auch die Straßen waren ungewöhnlich wenig befahren. Die meisten Menschen zeigten bei solchem Wetter nicht einmal ihre Nasenspitze vor der Haustür. Sie blieben lieber behaglich vor ihrer warmen Heizung oder dem Kamin sitzen. Auch Mamoru wäre gerne zu Hause geblieben und hätte sich mit einer Tasse Tee bewaffnet seinem Lieblingsschmöker gewidmet. Doch dies ging leider nicht. Heute Morgen hatte er eine Vorlesung in seiner Universität, in der er ein Projekt vorstellen sollte. Seufzend suchte er in seinem Autoradio nach einer Musik, welche nicht ganz so deprimierend wie das Wetter war. Sein Scheibenwischer kam kaum mit der Wassermenge nach, die der Himmel über ihm vergoss und sein Wagen quälte sich nur noch mühsam über die rutschige Straße. „Hoffentlich hört der Regen heute noch auf.“, dachte Mamoru. Wie es der Zufall so wollte, musste ausgerechnet am Tag der Party der Himmel beschließen die Erde sei schon wieder viel zu trocken. Doch soweit Mamoru mitbekommen hatte, konnte er froh sein das überhaupt noch eine Party stattfand. Offenbar hatte Terra sich auf mysteriöse Weise so stark verletzt, dass der Beschluss zu feiern ins Wanken geraten war. Trotzdem hatte Ami gestern Abend noch eine Rundmail verschickt, in der sie verkündete, die Party würde wie geplant stattfinden. Innerlich freute sich Mamoru schon auf die Party, sie roch so richtig nach Spaß und guter Laune. Zudem war es schon lange her, wo sie alle zusammen etwas unternommen hatten. Außerdem hatte Makoto versprochen sich um das Abendessen zu kümmern. Dies versprach ein Festmahl zu werden, immerhin galt Makoto in ihrem Freundeskreis nicht umsonst als beste Köchin der Welt. Minako und Rei wollten sich um die richtige Musik kümmern, während Bunny und ChibiUsa dafür sorgen wollten, dass Terras Wohnung ein wenig Partytauglich geschmückt wurde. Mamoru selbst wollte ihnen dabei vorsichtshalber zur Hand gehen. Die ausgefallenen Ideen dieser beiden Mädchen kannte er schon zur genüge und würde so rechtzeitig eingreifen können, falls etwas schief läuft. Ami hingegen hatte sich verpflichtet mit Terra einkaufen zu gehen. Seit Terra in Tokio angekommen war, hatte sich vor allem Ami sich am meisten um ihn gekümmert. Nicht nur in der Schule schienen sie immer zu zweit aufzutauchen, sondern auch nach der Schule. Erst vorgestern hatte Mamoru die beiden noch gesehen, wie Ami Terra den botanischen Garten gezeigt hatte. Dabei war es gerade für Ami irgendwie untypisch mit einem Jungen so viel Zeit zu verbringen. Wenn sie nicht gerade lernte, verbrachte sie ihre Freizeit mit Bunny und den anderen. Ob da vielleicht, so wie Minako steif und fest behauptete, etwas in der Luft lag? Wo er gerade an Ami dachte…war sie das nicht? Diese Gestalt die vor ihm in der Ferne auftauchte? Jetzt erkannte er das blaue Haar. Schlitternd hielt Mamoru am Straßenrand und öffnete sein Fenster. „Ami!“, rief er ihr quer über die Straße hinweg zu. Ami blickte auf. Zum Schutz vor dem Regen hielt sie ihre Handtasche notdürftig über ihren Kopf. Helfen tat es ihr leider nur nicht viel, sie war bereits nass bis auf die Knochen und zitterte am ganzen Leib. Sie winkte Mamoru zu und rannte quer über die Straße auf ihn zu. Schnell öffnete Mamoru ihr die Beifahrertür und sie flitzte auf den Sitz. Rasch schloss sie die Tür wieder, bevor es herein regnen konnte. „Hallo, Mamoru.“, begrüßte sie ihn. Wasser tropfte ihr von den Haarspitzen und sie versuchte es wegzuwischen. Noch immer zitterte sie wie Espenlaub. Ohne zu zögern stellte Mamoru die Heizung höher und reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie wenigstens ein kleines bisschen ihr Gesicht und ihre Haare trocknen konnte. „Ami, was führt dich denn nur bei diesem Wetter auf die Straße? Und das auch noch ohne Regenschirm?“, fragte Mamoru sie, während er langsam weiterfuhr. „Ich bin auf dem Weg zu Terra. Wir wollten zusammen die Einkäufe für heute Abend erledigen. Und ich hatte einen Regenschirm. Er ist nur bei dem Wind völlig kaputt gegangen, sodass ich ihn wegwerfen konnte.“, antwortete Ami ihm. Sie öffnete ihre Handtasche und überprüfte den Inhalt. Erleichtert seufzte sie auf. Glücklicherweise war dieser noch trocken geblieben, die Tasche hielt wirklich, was der Verkäufer ihr versprochen hatte. „Da fällt mir ein, dass du noch gar nicht meinen Beitrag erhalten hast.“, sagte Mamoru und griff in seine Hosentasche. Er reichte Ami eine kleine, schwarze Geldbörse. Ami zählte Mamorus Beitrag heraus und gab ihm die Börse wieder zurück. „Danke. Damit haben wir endlich alles beisammen.“, meinte sie. Mamoru nickte, sah aber weiterhin auf die Straße. „Soll ich dich zu Terra fahren? Von hier aus ist es nicht mehr sehr weit.“ „Nur wenn es dir wirklich keine Umstände macht.“, sagte Ami. Mamoru lächelte. „Nein es macht mir keine Umstände.“ Dankbar nickte sie. „Das wäre sehr nett, Mamoru.“ Eine Ampel vor ihnen fiel auf rot und sie mussten anhalten. „Übrigens, Ami…“, begann Mamoru nachdenklich. „Hm?“, machte sie. „Was genau ist eigentlich mit Terra passiert? Wir wissen nur, dass er verletzt worden ist, aber du hast uns keine näheren Einzelheiten erzählt.“ Nachdenklich beobachtete Ami die Ampel. „Ich weiß es selbst nicht so genau. Sein Körper wies teilweise ziemlich schlimme Wunden auf. Seinen rechten Arm konnte er beinahe nicht mehr richtig gebrauchen. Aber er sagte, er könne sich an nichts mehr erinnern.“ „Hmmm…“, machte Mamoru nachdenklich. „Da ist noch etwas.“, sagte Ami plötzlich. „Ja?“ Mamoru sah sie fragend an. Die Ampel wurde grün und er fuhr weiter. „Ich habe seinen Oberkörper gesehen. Wie du es sagtest, ist er voller Narben, doch auf seinem Rücken waren sie am schlimmsten.“ Fest sah sie ihn an. Konnte sie ihm von ihrer Vermutung erzählen? Doch Mamoru zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe Terra danach gefragt. Er meinte, er hätte einmal einen Autounfall gehabt.“ Ami blieb skeptisch. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie man bei einem Autounfall solche Narben bekommen konnte. Seufzend blickte sie aus dem Fenster. Hoffentlich würden die Geheimnisse sich bald lüften. Denn was wussten sie schon über Terra? Im Prinzip nichts, außer das er eines Tages plötzlich in ihrem Leben auftauchte. „Sag mal…“, unterbrach Mamoru Amis Gedankenwirrwarr. „Warum hilft dir Terra eigentlich beim Einkaufen? Ich dachte er ist schwer verletzt?“ „Er hat mich heute Morgen angerufen. Zugegeben er klang noch ein wenig schwach, aber er meinte, er würde sich schon besser fühlen und ob ich nicht Lust hätte ihn zu begleiten.“ Mamoru sah sie mit durchdringendem Blick an. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Was ist?“, fragte Ami ihn verwirrt. „Kann es sein, dass zwischen dir und Terra irgendwas läuft?“, fragte Mamoru sie gerade heraus. Ami wurde knallrot. „Wie…wie kommst du denn darauf?“, stammelte sie. Mamorus Lächeln wurde breiter, so als hätte sich ihm gerade eine Vermutung bestätigt. „Schon gut, du kannst es mir ruhig erzählen. Ich werde es bestimmt niemandem erzählen, wenn du das nicht willst.“ Nervös ihre Finger knetend druckste Ami ein wenig herum. „Also ich…ich mag ihn eigentlich schon ganz gerne…aber nicht so wie du denkst…er ist einfach nur total nett…und süß…“ Die letzten Worte waren heraus, bevor sie etwas dagegen tun konnte. Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund. Doch da Mamoru sie weder neckte, noch sonst irgendeine spöttische Reaktion erkennen ließ, fasste sie neuen Mut. „Ich bin mir einfach noch nicht sicher. In seiner Gegenwart fühle ich mich immer total wohl und ich kann mich völlig unbeschwert über alles mit ihm unterhalten. Manchmal sagt er so Dinge, die ihn viel älter und weiser erscheinen lassen als er ist. Einerseits mag ich ihn, aber andererseits habe ich auch Angst. Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich so etwas so stark gespürt und ich habe auch noch nie zuvor einen Jungen so nahe an mich herangelassen. Nicht seit...“ Sie brach ab, wollte sich nicht erinnern. Mamoru hörte ihr schweigend zu. Ami legte ihre Hände auf ihr Herz, mit glühenden Wangen sah sie auf ihre Knie herab. „Wenn ich ihn sehe, pocht mein Herz immer wie wild. Mit der Zeit wird es stärker.“ Hilfe suchend sah sie Mamoru an. „Mamoru! Was soll ich nur tun?“ Mamoru dachte einen Moment nach. „Liebe ist etwas, was man nur sehr schwer in Worte fassen kann. Sei einfach du selbst. Aber vor allem: denke nicht zu viel darüber nach. Du solltest es einfach auf dich zukommen lassen. Was geschehen soll, wird auch geschehen. Ob es dir letztendlich gefällt oder nicht!" Aufmunternd lächelte er sie an. Ami sah ihn zweifelnd an. Dann stellte sie ihm die Frage, die sie in letzter Zeit immer häufiger beschäftigte. „Wie fühlt sich Liebe eigentlich an, Mamoru?“ „Liebe…“ Man konnte deutlich sehen, dass er angestrengt über seine Antwort nachdachte. Doch schließlich schüttelte er nur bedauernd den Kopf und sagte: „Man kann Liebe nicht beschreiben. Jedes Wort, welches ich dir sagen könnte, würde der wahren Liebe nicht einmal annähernd nahe kommen. Nur wer sie selbst einmal erlebt hat, weiß wie sie sich wirklich anfühlt.“ Er sah sie an. „Wenn du Terra liebst, wirst du es erkennen.“ Quietschend hielt er vor einem großen Mietgebäude. „Was wenn ich das nicht kann?“, fragte Ami. „Du wirst es erkennen.“ Ami fühlte sich ein wenig besser. Es tat gut endlich einmal mit jemanden darüber geredet zu haben, der es nicht direkt in die Weltgeschichte hinausschreit. „Aber solltest du das Gefühl der Liebe nicht eigentlich kennen? Ich meine was ist mit...“ Zugegeben er traute sich nicht seinen Namen auszusprechen, doch Ami wusste trotzdem wen er meinte. „Ich bin nicht sicher ob das was ich damals spürte wirklich Liebe war.“, wich sie seiner Frage aus. Mamoru nickte, er ging nicht weiter darauf ein. Sie öffnete die Autotür. „Danke Mamoru. Es war nett, dass du mir zugehört hast. Und danke auch für das Fahren.“ Mamoru nickte ihr lächelnd zu. „Natürlich, Ami das tue ich doch gerne. Dann bis heute Abend ja?“ Ami nickte und schloss die Tür wieder. Langsam fuhr Mamoru davon. Voll neuer Zuversicht, trat Ami in die Eingangshalle des Gebäudes ein. In der Lobby angekommen schüttelte sie ihre Haare um das gröbste Wasser loszuwerden und sah sich suchend nach dem Fahrstuhl um. Sie fand ihn auch nahezu auf Anhieb und drückte den Aufwärtsknopf. Ratternd öffnete sich die Fahrstuhltür und Ami trat ein. Knarrend fuhr die Kabine an – nicht sehr vertrauen erweckend – und brachte Ami recht schnell in das oberste Stockwerk. Als sie aus der Kabine trat, gewahrte sie sowohl links, als auch rechts von ihr eine Menge Türen. Ohne großartig Zeit zu verlieren, machte Ami sich auf die Suche nach Terras Appartement. Natürlich war es – voll typisch - irgendwo ganz am Ende des Flures. Kurz vor der Tür blieb Ami noch einmal stehen und versuchte ihre Haare wieder zu richten. Allerdings gab sie es schnell auf. Ohne Spiegel wurden sie wohl doch nur noch zerzauster als sie es eh gerade schon waren. Sie klopfte. Einen Moment lang passierte nichts, doch dann erklang ein leises Klicken und die Tür öffnete sich. „Oh, hallo Ami. So früh hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht erwartet.“ Schnell beeilte Terra sich ihr Platz zu machen, damit sie eintreten konnte. „Ich hatte auch nicht vorgehabt, jetzt schon zu kommen.“, sagte Ami als sie im Flur stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Aber dann habe ich Makotos Einkaufsliste gesehen…“ „So viel?“, fragte Terra. Ami nickte. „Wenn man sich das durchliest, könnte man meinen, wir würden heute Abend eine ganze Fußballmannschaft zu Besuch bekommen.“ Wasser tropfte ihr von den Haaren auf den Boden, wo sich schon eine kleine Pfütze gesammelt hatte. Dies veranlasste Terra dazu, sich Ami jetzt erst gründlich anzusehen. „Du bist ja ganz nass, Ami. Hattest du etwa keinen Regenschirm dabei?“ Ami schüttelte den Kopf und bespritzte Terra versehentlich mit Wasser. „Oh verzeih, Terra. Das wollte ich nicht.“, entschuldigte Ami sich. Aber er lachte nur sein freundliches Lachen, welches sie an ihm so sehr mochte. „Ist schon in Ordnung Ami. Das macht nichts.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie in das Wohnzimmer. „Was hast du vor Terra?“, fragte Ami verwirrt. Terra ließ ihre Hand los und machte sich an einem Wandschrank zu schaffen. Ein Stapel Handtücher kamen zum Vorschein. Er ergriff eines von ihnen und warf es Ami über den Kopf. „Hier! Trockne dir damit die Haare.“, sagte er. „Danke.“ Ami versuchte sich die Haare so trocken wie möglich zu rubbeln. „Wollen wir gleich aufbrechen?“, erklang ihre Stimme zwischen den Untiefen des Handtuches. Terra schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte er. „Wir werden noch eine Weile warten.“ Zwischen den Falten des Handtuches tauchte ein blaues Auge auf. „Musst du vorher noch etwas erledigen? Es tut mir Leid. Ich hätte dir wohl sagen müssen, dass ich jetzt schon komme.“ Ami nahm das Handtuch runter und stand nun mit strubbeligen Haaren vor ihm. Terra verkniff sich ein Lachen. „Nein nicht ganz. Eigentlich habe ich nichts vor. Aber so lasse ich dich ganz bestimmt nicht nach draußen.“ Zögernd sah Ami an sich herunter. „Gefalle ich dir so etwa nicht?“ Rosa Flecken traten auf Terras Wangen. „Doch, du siehst gut aus. Wenn man davon absieht, dass du so nass bist, wie ein begossener Pudel. Willst du dir etwa eine Erkältung holen? Nein, so gehe ich nicht mit dir raus in das kalte Wetter.“, sagte er rasch. „Daher schlage ich vor, vorher noch deine Sachen zu trocknen.“ Ami sah ihn fragend an. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich hier unbekleidet herumlaufen?“ Beinahe neckisch grinste Terra sie an. „Natürlich nicht. Ich gebe dir einfach solange ein paar Kleidungsstücke von mir. Der Wäschetrockner erledigt dann den Rest.“ Ami zögerte, wenn auch nur für einen Moment. Noch immer zitterte sie vor Kälte und die Vorstellungen aus diesen kalten Klamotten herauszukommen war sehr verlockend. „Einverstanden!“, sagte sie. Terra nickte sichtlich zufrieden. Mit dem Finger deutete er auf eine Tür rechts von Ami. „Dort ist das Badezimmer. Da kannst du dich aus…äh umziehen. Der Wäschetrockner befindet sich auch darin. Ich lege dir einfach etwas zum anziehen vor die Tür.“ Skeptisch sah Ami ihn an, es schien sie wartete noch auf etwas Bestimmtes. Terra lächelte sie an. „Keine Sorge. Ich werde weder durch das Schlüsselloch linsen, noch in diesem Zimmer sein, wenn du die Tür öffnest um die Kleidung zu holen.“ Prompt wurde Ami knallrot. Hatte er also doch ihre Gedanken erraten können. „Ich werde in der Küche auf dich warten. Möchtest du vielleicht eine Tasse Tee?“, fragte Terra. Noch immer rot im Gesicht nickte Ami. Ein letztes Mal noch lächelte Terra sie aufmunternd an, dann ging er in die Küche. Kurze Zeit später – das Teewasser hatte gerade angefangen zu kochen – kam Ami zu ihm herein. Terra wandte sich um…und starrte sie an. Er konnte einfach nicht anders. Für ihn sah sie in diesem Moment einfach nur total süß aus, wie sie da mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in einer Trainingshose und dem vielleicht etwas zu großem, weißen Hemd vor ihm stand. Beinahe erwartungsvoll sah sie ihn an. „Du ähm…siehst nett aus…“ „Na toll. Wirklich klasse gemacht du Meisterpoet, dieses Kompliment wird sie auch bestimmt beeindrucken.“, höhnte eine innere Stimme. Fast schämte er sich schon für sich selbst, dass er nicht mehr zustande brachte. Herr Gott noch mal! Er hatte schon mehrere Schlachten gekämpft und auch mehr als einmal mit Leichtigkeit ohne zu zögern getötet. Trotzdem fehlte ihm in diesem kleinen Augenblick der Mut ein einfaches Kompliment auszusprechen. Warum brachte ihn dieses Mädchen nur dermaßen aus der Fassung? „Ja…hmm…danke!“, stammelte Ami. Auch sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Um den Moment irgendwie zu überbrücken, drehte Terra sich zu dem Wasserkocher um. „Welchen Tee hättest du denn gerne?“, fragte er über seine Schulter hinweg. Er konnte spüren wie Ami ihm immer näher kam. Fast schon fühlte er sie an seinem Rücken. Sein Herz fing erneut merkwürdig an zu pochen. Hastig öffnete er einen der vielen Schränke und nahm ein paar Schachteln mit Teeblättern heraus. „Welche Sorten hast du denn?“, fragte Ami ihn. „Also ich…“ Warum nur musste er jetzt anfangen zu stottern? Ihre körperliche Nähe schien jeden vernünftigen Gedanken aus seinem Kopf zu fegen. Sie stand jetzt direkt hinter ihm und linste über seine Schulter hinweg auf die Teeschachteln in seinen Händen. Ihr Gesicht kam dem seinen immer näher. Auf einmal hatte Ami das Bedürfnis sich einfach an ihn zu schmiegen und ihn zu umarmen. Sie wollte noch einmal dieses wunderbare Gefühl spüren von ihm umarmt zu werden… Das sie beide sich versprochen hatten, den Moment im Schwimmbad zu vergessen, war ihr jetzt irgendwie total gleichgültig. Doch bevor dieser Gedanke in ihrem Kopf so richtig Gestalt annehmen konnte, durchzuckte sie ein Bild von ihrem letzten Kampf…wie der fremde Mann in dem Umhang sie umarmte um sie zu schützen… Äußerst unvorsichtig und ziemlich hektisch griff sie an Terra vorbei wahllos nach einer Schachtel, wobei sie dessen Inhalt auf dem Boden verstreute. „Oh! Terra das tut mir schrecklich leid.“, sagte sie und bückte sich hastig um die Blätter wieder aufzuheben. Terra beeilte sich ihr dabei zu helfen. „Nicht doch. Das macht doch nichts!“, sprach er und griff nach dem letzten Blatt vor ihm…im selben Augenblick wie Ami. Kurz berührten sich ihre Hände. Für beide war es wie ein elektrischer Stoß durch ihre Körper und sie zogen die Hände schnell wieder zurück. Verlegen sahen sie sich an, doch dieses Mal war es Ami, die die Initiative ergriff. Bewusst tat sie so als wäre nichts geschehen, nahm das Blatt auf und reichte es Terra. „Ich denke wir haben jetzt alle.“, sagte sie lächelnd. Als sie sich erhob, konnte Terra kurz durch die Hemdöffnungen ihren Körper sehen. Hastig sah er weg und stand ebenfalls auf. „Ja. Es scheint wohl so.“, meinte er und packte die Blätter zurück in ihre Schachtel. Jetzt erst bemerkte er, dass das Wasser schon lange gekocht hatte und inzwischen schon wieder abgekühlt war. Er schaltete den Kocher noch einmal an und nahm zwei Tassen aus dem Schrank vor ihm. „Also? Welchen Tee hättest du gerne?“, fragte er Ami noch einmal. Ziemlich planlos sah sie auf die Schachteln hinab. Unter ihnen war auch Kirschtee, welchen Ami sehr mochte. Sie griff nach zwei Blättern und hielt sie Terra vor die Nase. „Diesen hier.“, sagte sie lächelnd. Terra nickte und nahm ihr die Blätter ab. „Du hast einen guten Geschmack. Diesen Tee trinke ich auch sehr gerne.“, meinte er, während er das Wasser in die Tassen goss. Jeder nahm sich seine Tasse und gemeinsam gingen sie in das Wohnzimmer. Noch immer herrschte draußen starker Regen und das Wasser trommelte pausenlos gegen die Fenster. Seufzend setzte sich Terra auf die Couch. Seine Verletzungen, die er in den letzten paar Minuten gar nicht mehr gespürt hatte, erinnerten ich nun wieder hartnäckig an ihre Existenz. Inzwischen hatten sie endlich angefangen zu heilen, taten aber immer noch sehr weh. Nun, zumindest war er nicht mehr so schwach vom Blutverlust. Dies war für ihn schon ein echter Fortschritt. „Ist es noch sehr schlimm?“, fragte Ami plötzlich. Terra sah sie an. Anscheinend war es ihr nicht verborgen geblieben. Ami hatte direkt von Beginn an gesehen, dass Terra sich viel vorsichtiger als sonst bewegte, so als würde jede Bewegung ihm körperliche Qualen bereiten. „Inzwischen kaum noch.“, behauptete Terra. Er versuchte ein halbwegs beruhigendes Lächeln zustande zu kriegen, jedoch gelang es ihm nur schemenhaft. Tatsächlich war seine gut gemeinte Antworte eine glatte Lüge und Ami wusste das auch. Trotzdem wollte Terra es nicht vor ihr zugeben. Inzwischen musste er sich bereits selbst eingestehen, dass er etwas für sie empfand, daher wollte er auf keinen Fall, dass sie sich Sorgen machte. Ami schwieg beharrlich, sie wusste er würde es nie zugeben. Daher machte sie eine fröhliche Miene zum Bösen Spiel und trank bewusst schweigend ihren Tee. Bis der Wäschetrockner seinen Durchlauf beendet hatte, führten Terra und Ami ein recht entspanntes Gespräch über Gott und die Welt. Ami nutzte die Gelegenheit um Terra schon einmal auf ihre Einkaufstour vorzubereiten und las ihm Makotos Liste vor. Mittlerweile kannte Terra sich in seiner Gegend ganz gut aus und ging im Geiste bereits die Läden durch, die sich dafür besuchen mussten. Ami beendete die Vorlesung und Terra lachte laut auf. „Wenn wir das alles kaufen, könnte Makoto eine kleine Armee ernähren.“ Auch Ami lachte. Doch sie sagte: „Täusche dich nur nicht Terra. Bunny und ChibiUsa können weitaus mehr verputzen, als man ihnen ansehen würde.“ Terras Lachen wandelte sich in eine besorgte Miene um. Den Hunger dieser beiden hatte er schon einmal aus der Ferne sehen können und nun fragte er sich tatsächlich, ob ihre Einkäufe reichen würden. „Sollen wir nicht doch von allem das doppelte Kaufen? Nur zur Sicherheit?“ Ami konnte es sich nicht mehr verkneifen und lachte laut los. Bald stimmte auch Terra ein und es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Kurze Zeit später verkündete der Wäschetrockner das Ende seiner Arbeit. Ami verschwand im Bad und kam erst Minuten später wieder. Terra hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls umgezogen und stand mit einem großem Regenschirm bewaffnet im Zimmer. „Fertig?“, fragte er. Ami nickte und harkte sich bei ihm ein. Und gemeinsam schritten sie hinaus in den nassen Tag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)