Bin ich wertlos in deinen Augen ...? von North-Blue ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Als ich am nächsten Tag aufwachte, ging es mir alles andere als besser. Ich war vollkommen verschwitzt, und mein Körper schien mit der Sonne wettzuglühen. Sobald ich meinen Kopf auch nur ein paar Zentimeter anhob, verschwamm der gesamte Raum vor meinen Augen und ich bekam das Gefühl, als ob ich mich auf der Stelle übergeben müsste. Da ich keinen Schlaf fand, wälzte ich mich unruhig hin und her. Mir war viel zu warm. Ich fühlte mich erschöpft und matt und ich hasste mich dafür, dass ich so schwach war. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich im Schlaf sämtliche Kabel, an die ich angeschlossen war, hinausgerissen hatte. Das Piepen des EKG war verstummt, und die Nährinfusion, die mich mit Nährstoffen versorgt hatte, lief nun auf den Boden. Auch der Zugang, der mir für die Nährinfusion am linken Arm gelegt worden war, hatte sich gelöst, sodass sich nun ein kleines Blutrinnsal seinen Weg meinen Arm hinunter bahnte. Langsam und geistesabwesend strich ich über die kleine Verletzung. Wie in Trance kratzte ich die Stelle auf. Ich weiß nicht aber,- irgendwie tat es gut. Aus dem anfangs kleinen Blutrinnsal wurde ein größeres, ehe ich endlich bemerkte, was ich da eigentlich tat. Ein Geräusch von der Tür her ließ mich meinen Kopf drehen. Dort stand Bepo und fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Situation. Erschrocken versteckte ich meinen Arm unter der Decke. Fragend blickte ich ihn an. "Ich- ähm sollte nachsehen, ob alles ok ist, Entschuldigung." Das leise Zittern in seiner Stimme entging mir nicht. Hatte er etwa Angst vor mir? Erbost sah ich ihn an. Ich wollte jetzt echt mit niemandem reden, schon gar nicht mit jemandem, der sich alle 2 Sekunden für irgendwas entschuldigte. So ignorierte ich ihn einfach und schloss meine Augen. Leider verstand Bepo nicht, dass ich einfach nur meine Ruhe haben wollte, und so vernahm ich kurz darauf erneut seine Stimme: "Aber Mina, dein EKG-Anschluss hat sich ja gelöst, wieso sagst du denn nichts? Und die Infusion auch, dabei ist die doch wichtig, der Captain meinte doch, dass du eh schon Anzeichen von Untergewicht zeigen würdest, und-" Bepo verstummte, als er meinen mörderischen Blick sah. »Law hatte bitte was gesagt? Was fiel dem eigentlich ein, so einen Müll herumzuerzählen? Ich war jawohl der letzte, den man auf diesem Schiff als untergewichtig bezeichnen könnte! Klar hatte ich die letzte Zeit wenig bis gar nichts gegessen, aber untergewichtig war ich deswegen noch lange nicht!« Bepo schien zu verstehen, dass er etwas falsches gesagt haben musste, denn er ergänzte hastig: "E-Entschuldige, das hätte ich nicht s-sagen dürfen-" Doch ich hatte bereits verstanden, was hier ablief. Law redete also mit seiner Crew über mich, und ich sollte nix davon wissen. Was besprach er noch alles mit seiner Crew? Wusste Bepo vielleicht etwas über den Mord an meiner Mutter? Wussten vielleicht sogar alle auf diesem U-Boot etwas darüber, nur ich nicht? Ich knirschte mit den Zähnen. Ich begann diese Crew mit jeder Sekunde mehr und mehr zu hassen, von meinem Vater mal ganz zu schweigen. Ich sah, dass Bepo langsam, aber stetig, vor mir zurückwich. Kurz, bevor er durch die Tür trat, flüsterte er noch: "Entschuldige, ich -ähm-, werde dann mal dem Captain Bericht erstatten gehen." Bevor ich ihn zurückhalten konnte, war Bepo auch schon verschwunden. Murrend kuschelte ich mich tiefer in mein Kissen. Ich musste zugeben, gemütlich war das Bett ja schon. Schon kurze Zeit später fielen meine Augen zu, und ich schlief ein. Mir war jedoch nur wenige Minuten Schlaf gegönnt, ehe ich durch ein Geräusch aus diesem unsanft wieder herausgerissen wurde. Benommen hob ich leicht meinen Kopf, nachzusehen, wer mich nun schon wieder nervte. Zu meinem Pech war es ausgerechnet Law, welcher an die Wand gelehnt neben meinem Bett saß und mich mit seinem durchdringenden, kalten Blick fixierte. Augenblicklich verspürte ich bei seinem Anblick wieder den Hass in mir aufquellen. Niemals würde ich ihm verzeihen, was er getan hatte. Und mein Hass auf ihn wuchs von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute. Was ich am allerschlimmsten fand, war, dass Law immer noch so tat, als sei nichts passiert. Ich würde ihn irgendwann damit konfrontieren, dass ich über seine Tat Bescheid wusste. Derzeitig fühlte ich mich jedoch noch nicht in der Lage dazu. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich das Ganze nicht auch noch von ihm bestätigt bekommen. "Mina", erklang seine kalte Stimme. "Dich kann man scheinbar nicht alleine lassen, ohne dass du wieder Mist baust", sprach er weiter und warf dabei einen Seitenblick auf meinen Arm. Ich folgte seinem Blick und bemerkte, dass um die von mir zuvor aufgekratzte Stelle herum ein Verband angebracht worden war. Auch die Schläuche, die ich mir zuvor im Schlaf herausgerissen hatte, waren wieder am richtigen Platz angebracht worden. » Verflixt«, fluchte ich, »wann hatte er das denn gemacht?« Müde ließ ich meinen Kopf ins Kissen zurücksinken. "Ich hoffe, du verstehst, dass ich dich in der nächsten Zeit überwachen lassen werde. Meine Crew hat zwar eigentlich etwas besseres zu tun, aber scheinbar musst du ja beaufsichtigt werden." Ich schloss meine Augen und ignorierte ihn einfach. Ich nahm mir fest vor, mit ihm nie wieder auch nur ein Wort zu wechseln. Über mein Schweigen hinwegsehend sprach Law einfach weiter: "Da wir das nun geklärt hätten, können wir ja jetzt über das sprechen, was sich in der Marinebasis ereignet hat. Um gleich zur Sache zu kommen: Wieso hast du an dem Abend überhaupt das Schiff verlassen?" Ich kniff meine Augen fester zusammen. War seine Frage ernst gemeint? Er hatte mich eingesperrt und mich behandelt wie Dreck! Und dann die ganzen Strafaufgaben, die er mir gestellt hatte! Er behandelte mich wie seinen Sklaven, nicht wie seine Tochter! Und dann wunderte er sich, dass ich weggelaufen war? Innerlich aufgebracht, versuchte ich, mir äußerlich nicht anmerken zu lassen, wie wütend mich diese Frage machte. "Redest du nicht mit mir? Macht nichts, glaub mir, ich werde die Antworten auf meine Fragen schon noch bekommen. Viel wichtiger ist: Wie bist du eigentlich in die Fänge der Marine geraten? Sag jetzt nicht, dass du so dumm warst, denen in die Hände zu laufen. Das würde ich dir glatt noch zutrauen." Ich wusste, dass er nur versuchte, mich zu provozieren und so eine Antwort aus mir herauszubekommen. Trotzdem verletzten mich seine Worte und zeigten mir, wie wenig mir mein eigener Vater zutraute. Aber ich tat ihm nicht den Gefallen, auf seine Aussage zu reagieren. Schweigend lag ich da, ließ meine Augen geschlossen und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass Law mich einfach in Ruhe lassen und gehen würde. Ich hörte ihn genervt aufstöhnen. Anscheinend hatte selbst seine Geduld Grenzen. "Mina, du antwortest mir jetzt besser." Beharrlich schwieg ich weiter. Was wollte er schon machen, mich angreifen? Sollte er doch. "Versuch erst gar nicht, mich zu ignorieren, Mina. Ich kann nämlich auch ungemütlich werden.", vernahm ich seine kalte Stimme. Er schien echt wütend zu sein. Dessen ungeachtet schenkte ich ihm noch immer keinerlei Beachtung. Mein Kopf tat schrecklich weh, mein gesamter Körper schmerzte von Minute zu Minute mehr und ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Währenddessen hatte mein Vater nichts besseres zu tun, als mich über Sachen auszufragen, über die ich mit niemandem reden wollte. Mit ihm schon gar nicht. "Was wollte Vizeadmiral Akamatsu von dir?" Laws Stimme war zwar kühl und monoton, aber es war deutlich die unterdrückte Wut von ihm herauszuhören, als er den Namen des Vizeadmirals nannte. »Woher kannte Law ihn überhaupt? Moment mal.. Hatte Akamatsu damals nicht Law gegenüber geäußert, dass sie sich schon mal getroffen hatten? Was wurde mir hier verschwiegen?« "Was hat er dir gesagt, dass du lieber sterben wolltest, als zu deiner Crew zurückzukehren? Dass du mich töten wolltest, dass du mich nun hasst? " Laws Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden, bis es ein kaum vernehmbares, eisiges Flüstern gewesen war. Gegen meinen Willen traten die Tränen in meine Augen. Er sollte aufhören. Ich konnte es nicht mehr hören. Er wusste doch ganz genau, was er getan hatte. "Vergiss nicht, dass ich dein Fehlverhalten nicht unbestraft lassen werde. Bedenke, dass, wenn es irgendein anderes Crewmitglied gewagt haben sollte, mir zu drohen, man danach seine Überreste vom Fußboden hätte kratzen können. Ich dulde keine Illoyalität, Mina. Damit du das verstehst, werde ich dein Fehlverhalten ab jetzt wohl härter sanktionieren müssen. Tu dir selbst nen Gefallen und beantworte jetzt meine Fragen, sonst werde ich mir die Antworten anders holen." Mir lief der kalte Schweiß runter. Was meinte er? Wollte er mich jetzt auch noch töten? Ich wurde aus meinen Überlegungen rausgerissen, als ich einen unbeschreiblichen Schmerz in meinem Oberkörper verspürte. Genau dort, wo ich mir das Katana durchgestoßen hatte. Sofort krümmte ich mich zusammen. Stark zitternd riss ich meine Augen auf und blickte geschockt Law an. Desinteressiert erwiderte dieser meinen Blick. "Nachwirkungen des Gifts, mit dem dein Katana kontaminiert war. Bewirkt, dass deine Wunden schlecht bis gar nicht zusammenwachsen. Dagegen verabreiche ich dir eigentlich regelmäßig ein Schmerzmittel, damit der Schmerz auszuhalten ist. Scheinbar verliert die Dosis aber grade ihre Wirkung." Ich konnte in Laws Gesicht ein Grinsen ausmachen. "Wenn du willst, dass ich dir eine neue Dosis spritze, brauchst du das nur zu sagen, Mina." Ich wusste, was er damit bezwecken wollte. Er verweigerte mir meine Medikamente, damit ich wieder mit ihm sprach und ihm die gewünschten Informationen lieferte. Das konnte er vergessen. Ich würde den Mörder meiner Mutter sicherlich nicht um irgendwas anbetteln. Law schien meine Aversion gegen seinen Vorschlag zu bemerken, denn er teilte mir weiter mit: "Scheinbar kommst du auch ohne Medikamente klar. Solltest du es dir anders überlegen, ich bin nebenan. Sag einfach deiner Aufsichtsperson Bescheid." Mit diesen Worten verließ er den Raum, und ein miesgelauntes Crewmitglied, dessen Name ich mir nicht merken konnte, da ich eh fand, dass alle gleich aussahen, betrat den Raum. Man merkte ihm deutlich an, dass er besseres zu tun haben schien, als hier den Babysitter zu spielen. Vollkommen erschöpft ließ ich mich in mein Kissen zurücksinken und versuchte die Schmerzwellen, die mich minütlich überkamen, so gut es ging auszuhalten. Dieser elende Sadist sollte nicht glauben, dass ich klein bei geben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)