Der Palast in den Wolken von C-T-Black ================================================================================ Kapitel 9: Während der Geburtstagsfeier --------------------------------------- Den ganzen Weg zurück ins Dorf genoss es Rin einfach nur neben Sesshōmaru her gehen zu dürfen. Das er wieder hier bei ihr war, kam ihr noch so unglaublich vor, weshalb sie es auch nicht mit Worten zerstören wollte. Normalerweise sprach Rin sehr viel, doch an diesem Abend genoss sie das Schweigen und das Gefühl seines Blicks auf ihr. Erst vor Inu Yashas Haus hielten sie inne und der Moment der Zweisamkeit war vorbei. Sesshōmaru begutachtete das Haus und verzog kaum merklich die Lippen. Auch wenn schon so viele Jahre Frieden zwischen den beiden Brüdern herrschte, war Sesshōmaru die Gegenwart seines jüngeren Bruders doch zu wider. „Wir müssen nicht hinein gehen!“, sagte Rin deshalb und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Sesshōmarus Blick begegnete ihrem und sie wusste, dass er nicht hinein gehen würde. „Du musst es tun. Wenn ich dich jetzt entführe wird mein Bruder sicher auftauchen und eine Erklärung fordern. Die werde ich ihm aber nicht geben!“, erklärte er sich und Rin war sich sicher, dass ihn dieser Ausgang des heutigen Abends sicher amüsiert hätte. „Du meinst du wirst mich mit dir nehmen?“, fragte Rin aber daraufhin. Aufregung stieg in ihr auf. Wie konnte sie jetzt hier ruhig feiern, wenn doch klar war, dass Sesshōmaru sie mit sich nehmen würde? So lange hatte sie davon geträumt, dass es ihr fast egal war, was mit ihren Freunden war. Sesshōmaru lächelte leicht und das auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch Rin entging das nicht. Das bestätigte ihre Vermutung und machte sie überglücklich. „Ich muss noch etwas erledigen. Geh hinein, ich werde später wieder kommen!“, sagte er und bevor er ging, drückte er einen langen Moment seine Stirn an ihre. Diesmal schloss Rin die Augen und genoss die Berührung, bevor Sesshōmaru in der Nacht verschwand. Sie wusste er würde zurückkommen, also musste sie auch keine Angst haben, oder sich Sorgen. Doch dann fiel ihr noch etwas ein. Sie öffnete die Augen und lief Sesshōmaru ein paar Schritte hinterher. „Ah-Uhn und ein Freund müssen noch im Wald sein. Sie hatten versucht mich zu beschützen. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihnen etwas geschehen würde!“, rief sie ihm hinterher. Sie sah das aufblitzen seiner goldenen Augen in der Dunkelheit und wusste, er würde sich darum kümmern. Ein breites Lächeln strahlte über ihr Gesicht. Ab jetzt würde alles einfach nur perfekt werden. Sekunden später öffnete sich die Tür zu Inu Yashas Haus und Kōhaku kam heraus. „Rin? Da bist du ja endlich! Geht es dir gut? Ich habe mir Sorgen gemacht. Dieser Vorfall mit der Schlange hat mir keine Ruhe mehr gelassen. Irgendwas stimmt an dieser ganzen Sache doch nicht und ich bin mir sicher dass du etwas darüber weißt!“, sagte er. Als er sie erreichte, blieb er einen Schritt vor ihr stehen und sah sie von oben bis unten an. „War Lord Sesshōmaru hier?“, fragte er überrascht und sah sich dann um. „Er ist schon wieder weg und es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe, aber jetzt ist alles wieder gut. Es wird nichts mehr passieren, dass verspreche ich dir und jetzt lass uns rein gehen, bevor Kagome noch raus kommt und sich über meine Unpünktlichkeit aufregt!“, sagte Rin und strahlte Kōhaku überglücklich an. Sein irritierter Blick tat Rin etwas Leid, weshalb sie sich fest vornahm ihm irgendwann einmal alles zu erklären. Doch das würde warten müssen, denn jetzt sah Kagome tatsächlich aus der Tür heraus. „Wo bleibt ihr denn? Wir wollen anfangen!“, rief sie den beiden zu und so gingen sie zurück ins Haus um Rins Geburtstag feiern zu können. Sesshōmaru ging durch den Wald, vorbei am Bach und am reglosen Körper des Yōkais. Zurück zu dem Punkt, an dem Ah-Uhn von einer Gebetskette zu Boden gebannt war. Es war ein heiliger Gegenstand. Vollkommen Rein und tödlich für Dämonen, doch nicht für Ah-Uhn. Sie quälte ihn, doch sie würde ihn nicht töten. Dafür war seine Drachenhaut viel zu robust. Einen Moment sah sich Sesshōmaru die Situation an, atmete die Gerüche tief in sich ein und machte sich ein Bild davon, was geschehen war, dann ging er weiter. Dank seines ausgezeichneten Geruchssinns konnte er noch Stunden später nur anhand von Gerüchen sehen, was geschehen war. Diese Fähigkeit führte ihn jetzt auch tiefer in den Wald. Dort, am Rand eines Sees, lag ein Mann. Dem Tode nahe, weil er niedergestochen worden war von dem Yōkai der Rin angegriffen hatte. Dieser Bastard, der versucht hatte ihm, Sesshōmaru, sein Reich abzunehmen und das sogar auf Kosten seiner Rin. Doch auch von diesem Mann hier hielt er nicht viel. Tatsächlich hatte er ihn sogar schon einmal gesehen. Nach dem ersten Versuch eines Angriffs auf ihn war dieser Mann vor ihn getreten und mit einer schlimmen Verletzung an seiner Brust wieder abgezogen. Es war ein Wunder das er noch lebte, doch das verdankte er sicher nur Rin. Deshalb hatte er sicher versucht sie zu beschützen doch er war gescheitert. Am liebsten hätte Sesshōmaru das Ganze hier beendet. Als Strafe für den Mann, dass er versagt hatte, aber er brauchte ihn noch. Auch wenn er die Ausstrahlung eines Yōkais besaß, wusste es Sesshōmaru doch besser. Er zog den Dolch aus seiner Brust und mit dem Geruch, der auf diesem haftete, konnte er genau nachvollziehen, was hier geschehen war. Es war Rins Dolch, der den Mann zu Boden band, weshalb er ihn säuberte und gegenüber seiner Schwerter in seinen Obi steckte. „Steh auf!“, befahl er jetzt mit herrischer Stimme. Zuerst regte sich der Mann nicht und Sesshōmaru war versucht dieses schwache Individuum mit den Klauen zu packen und mit sich zu zerren, aber dann bewegte er sich doch. Langsam gelangte er wieder zu Bewusstsein und nachdem ihm wohl klar wurde, wo er sich befand erhob er sich mühsam. „Wer bist du? Wo ist Rin?“, fragte der Mann, Panik in der Stimme. Dass der Mann ihn nicht erkannte überraschte Sesshōmaru nicht. Sicher hatte sein Bruder die Kontrolle über ihn gehabt, als er ihm gegenüber getreten war und somit auch die meisten seiner Erinnerungen darüber ausgelöscht. Ohne ein Wort zu sagen drehte sich Sesshōmaru um und ging wieder zurück in den Wald. „Hey! Ich rede mit dir!“, schrie der Mann ihm hinterher und nachdem er kurz seine nächste Umgebung abgesucht hatte, holte er zu ihm auf. Auch wenn er einen gebrochenen Arm und mehrere lebensgefährliche Wunden in der Brust hatte, würde er kämpfen, dass sah Sesshōmaru ihm an, doch für so eine Spielerei hatte er keine Zeit. Auch wenn er seinen eisernen Lebenswillen beachtlich fand. Jeder normale Mann wäre an diesen Verletzungen bereits gestorben und wäre niemals in der Lage gewesen aufzustehen geschweige denn zu laufen. „Du bist Schwach und hast kein Gespür dafür wer dir gegenüber steht. Du solltest dich lieber darauf konzentrieren deinen Besitz wieder zurückzuholen statt mir zu drohen!“, sagte Sesshōmaru abfällig, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen. „Sie ist in Sicherheit!“, fügte er dann noch hinzu. Der Mann atmete sichtlich auf und schien erleichtert. Dann wurde er allerdings wieder argwöhnisch Sesshōmaru gegenüber. „Und Ihr seid?“ Sesshōmaru gab keine Antwort. Warum sollte er auch. Er war diesem Mann keine Erklärung schuldig und wenn es nach ihm ging, dann würden sich ihre Wege heute das erste und letzte Mal kreuzen. „Wenn Rin in Sicherheit ist, dann habt Ihr meinen Bruder besiegt? Seid ihr derjenige, dem ihr Herz gehört?“ Diese Frage brachte Sesshōmaru aus dem Konzept. Er ließ es sich natürlich nicht anmerken, doch die Tatsache, dass Rin nur ihm treu war erfüllte ihn mit Stolz. Niemals hätte er sich vor all den Jahren gedacht, wohin ein einfaches Experiment ihn führen würde. Damals hatte er nur Tensaigas Macht testen wollen, doch diese Kostprobe hatte ihn so verändert, dass er sich manchmal selbst nicht wiedererkannte. „Sie ist sicher froh, dass ihr wieder da seid. Aber wie könnt ihr eine Frau wie sie einfach wieder allein lassen?“ Ein Knurren. Sesshōmaru bemerkte es erst, als er dabei war seine Fänge zu fletschen. Nach fast einem Jahr, in dem er Rin nicht gesehen hatte, hatte ihre heutige Gegenwart seine ganze, wohltrainierte Selbstbeherrschung zunichte gemacht. Er konnte es nicht mehr verbergen, wenn er sich im Umgang mit ihr beleidigt fühlte. „Für jemanden, der all seine Kräfte verloren hat, seid Ihr ganz schön mutig. Ich würde es fast mit Dummheit vergleichen!“ Der Mann schwieg, doch Sesshōmaru entgingen die abschätzigen Seitenblicke nicht. Doch Sesshōmaru war es gleich, was er von ihm hielt. Der Mann sagte nichts weiter und so führte Sesshōmaru ihn nur zu der Stelle an der Ah-Uhn gebunden war. „Nimm die Gebetskette!“, wies er den Mann schließlich an. Der Mann blieb vor Ah-Uhn stehen und musste erst einmal zu Atem kommen. Der Weg hier her hatte ihn doch deutlich angestrengt und er hatte viel Blut verloren. Dennoch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Klug von ihm. Denn beim kleinsten Zeichen von Schwäche wäre jemand wie er sofort Dämonenfutter. Doch er zögerte auch, die Kette aufzuheben. „Ihr wisst es?“, fragte er dann und begegnete Sesshōmarus Blick. „Das ihr überhaupt jemanden täuschen konntet grenzt fast an ein Wunder!“, erwiderte Sesshōmaru sofort. Der Mann verzog das Gesicht, trat dann aber zu Ah-Uhn und griff nach der Kette. Im ersten Moment zuckten kleine Blitze auf, doch dann akzeptierte sie ihren Meister und ließ sich von dem Mann aufheben. Damit war Ah-Uhn frei, der sofort aufsprang, sich schüttelte und neben seinen Herrn trat, die Köpfe gesenkt. Er wusste genau, dass er seinen Herrn enttäuscht hatte, doch dieses eine Mal würde es Sesshōmaru ihm nicht nachtragen. Die Gebetskette um ein Handgelenk gewickelt, entfachte sie die komplette Macht des Mannes. Wenn er von dieser Kette getrennt war, dann konnte man ihn leicht für einen Yōkai halten, da die Kräfte, die von ihm ausgingen eher schwach und kaum zu erkennen waren. Doch jetzt, mit der Kette, konnten sie wieder entfesselt werden und seine wahre Natur präsentieren. „Wer hätte je gedacht, dass ein Yōkai einmal einem Kami behilflich sein könnte!“, sagte der Mann, nachdem sich die Macht wieder komplett in seinem Körper entfaltet und somit auch all seine Verletzungen geheilt hatte. „Es hätte mir nicht genutzt euch einfach zu töten!“, erklärte sich Sesshōmaru. Er war jetzt Quitt mit diesem Mann. Weder er noch Rin schuldeten ihm noch etwas, weshalb er ihn eigentlich im Wald stehen lassen wollte, doch er trat ihm noch einmal in den Weg. „Ich danke euch, Lord. Sicher kann auch ich mich eines Tages erkenntlich zeigen!“ „Nicht nötig!“ Sesshōmaru wollte seinen Dank nicht und ganz sicher brauchte er keine Almosen von ihm. „Aber ich bestehe darauf. Rin war eine gute Freundin zu mir und ich nehme an, dass sie ein paar mehr Freunde gebrauchen kann. Mit eurer Erlaubnis würde ich das gerne beibehalten!“, sagte der Mann, der offenbar nicht gewillt war, Sesshōmaru einfach so gehen zu lassen. Mutig, fand Sesshōmaru. „Es ist nicht an mir das zu entscheiden!“, erklärte er sich. Daraufhin verneigte sich der Mann tief und trat Sesshōmaru aus dem Weg. Reglos blieb er stehen und sah zu wie Sesshōmaru im Dunkeln des Waldes verschwand. Ein Kami. Sesshōmaru konnte es nicht glauben. Da hatte er einmal kein Auge auf Rin und schon ließ sie sich mit den Göttern ein. Sie hatte einfach ein Talent darin, Verlorene aller Art aufzuspüren. Zwar hatte sie sich auf einen recht jungen Kami eingelassen, doch seine reinen Kräfte waren jetzt schon enorm stark. Wenn er in ein paar Jahrzehnten lernen würde, wie er seine Macht auch ohne die Gebetskette einsetzen konnte, dann wäre er nicht mehr so leicht zu überwältigen. Und so jemand wollte mit Rin befreundet sein. Es war unbegreiflich für Sesshōmaru. Doch jetzt würde er sich nicht weiter damit befassen. Er saß in einer hohen Eiche, die ihn vor den Blicken anderer Abschirmte, aber ihm eine freie Sicht auf die Rückseite eines Hauses im Dorf gewährte. Die Türen waren alle geöffnet, um die laue Abendluft in die Räume zu lassen und das Licht nach außen zu tragen. Drinnen saß Rin neben Kōhaku und Kagome, der Frau seines Bruders. Sie aßen und tranken während Sangos und Kagomes Kinder im Hintergrund spielten. Sie alle genossen sichtlich ihre gemeinsame Zeit und hatten viel Spaß. Erzählten sich Geschichten und lachten dabei. Eine große glückliche Familie. Sesshōmaru hatte Rin schon öfter in den letzten Jahren beobachtet, da er sehen wollte wie es ihr im Dorf erging, ohne dass sie ihm etwas vormachen musste. Jedes Mal hatte er sie glücklich und zufrieden gesehen, wie in diesem Moment. Sie musste keine Angst vor Angriffen wilder Dämonen haben und falls doch etwas passieren sollte, dann wusste sie, dass sie beschützt wurde. Es war ein unbeschwertes Leben, auch wenn sie viel Arbeitete. Auch das hatte er gesehen. Wie talentiert sie mit der Heilung geworden war und wie viel Freude es ihr bereitete, jedem zu helfen so gut sie nur konnte. Doch zwischen all dem Glück hatte er auch andere Seiten von ihr gesehen. Wie in dieser Sekunde. Miroku gab gerade eine Geschichte zum Besten und alle lauschten gespannt. Alle, bis auf Rin. Immer wenn sie sich unbeobachtet glaubte, dann huschte ihr Blick aus der Tür hinaus in die Finsternis und ihr glückliches Gesicht wurde von einem Schatten getrübt. Sie spielte ein Spiel vor den anderen. Täuschte vor hundert Prozentig glücklich und zufrieden zu sein. So wie er aller Welt vorspielte, dass sie ihm nichts bedeutete. Zu viele hatten jedoch schon hinter seine Täuschung geblickt. Vor allem Rin hatte sofort erkannt, dass er jedem und vor allem sich selbst etwas vormachte. Wenn es darum ging, dann war er viel schwächer als Rin, denn offenbar hatte noch niemand sonst erkannt, dass Rin alles andere als Glücklich hier war. Sie Sorgte sich. Sehnte sich nach etwas anderem. Lange hatte es Sesshōmaru nicht wahr haben wollen. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass es das Beste wäre, wenn er sie hier lassen würde. Doch nach dieser Nacht, nach allem was passiert war, nach der Sehnsucht, die er in ihrem Kuss geschmeckt hatte, da wusste er, dass er ihr heute all seine Geschenke geben musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)