Der Palast in den Wolken von C-T-Black ================================================================================ Kapitel 8: Neuanfang -------------------- Es wäre vermutlich das Beste gewesen, wenn Rin direkt ins Dorf geflohen wäre, doch das konnte sie einfach nicht. Sie fühlte sich schmutzig und nicht bereit so jemandem unter die Augen zu treten. Ihr Kimono hing nur noch dürftig von ihrem Körper und das Blut, dass aus der Wunde an ihrem Oberschenkel floss, zusammen mit all den Kratzern und blauen Flecken gab kein besonders ansehnliches Bild ab. Wie sollte sie das Inu Yasha oder sonst irgendwem erklären? Das konnte sie nicht und sie war sich sicher sofort in Tränen auszubrechen, wenn sie jemand fragte. Deshalb hatte Rin am nahen Bachlauf angehalten und stand jetzt bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Sie versuchte sich verzweifelt zu waschen, doch vom vielen darüber reiben blutete der Schnitt an der Innenseite ihres Schenkels nur noch mehr und verstärkte ihr Gefühl schmutzig zu sein. Am liebsten hätte sie sich ihre komplette Haut vom Körper gekratzt um neu anzufangen, doch so ging das nicht. Deshalb kniete sie sich in den eiskalten Bach und griff sich eine Hand voll Sand. Damit konnte sie sicher den Schmutz von ihrem Körper reiben. „Rin?“ Sesshōmarus ruhige, alles unter Kontrolle habende Stimme, ließ Rin sofort innehalten und der Sand wurde aus ihrer Hand gespült. Seine Gegenwart erzeugte einen Schauder, der durch ihren Körper lief und ihr Herz zum Flattern brachte, wie einen jungen Schmetterling. Doch aus lauter Furcht vor seiner Ablehnung, konnte sie sich nicht zu ihm umdrehen. Das brauchte sie aber auch nicht. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er da reglos am Ufer des Bachlaufes stand, den kühlen, ausdruckslosen Blick auf sie gerichtet, als wäre im alles gleich. Nur wusste sie es besser. In all den Jahren der Wanderschaft war sie wie Jaken ein Spiegel von Sesshōmarus inneren Gefühlen geworden. Auch wenn es immer so aussah als wäre ihm nichts wichtig, dem war ganz und gar nicht so. In seinem Inneren war er sehr wohl zu Gefühlen fähig und Rin konnte diese am kleinsten Zucken seines Mundwinkels oder seiner Augen erkennen. Manchmal erschreckte es sie selbst, auf welch Tiefe Art und Weise sie seine Emotionen verstand, weshalb sie ahnte was er jetzt dachte. Durch ihre Schwäche und ihre Fehler war sein eigener Stolz und seine Ehre beschmutzt worden und nur durch den Tod des Dämons konnte das nicht wieder gut gemacht werden. Rin war sich sicher, dass Sesshōmaru den Yōkai getötet hatte, denn sonst stünde er jetzt nicht hier. Doch was hatte er mit ihr vor? Wenn er sie nicht komplett ignorieren wollte, wonach es nicht aussah, dann war er vielleicht nur hier um ihr zu sagen, dass er sie nie wieder sehen wollte. Dieser Gedanke war schlimmer, als alles, was ihr gerade passiert war. Am Ende wäre es noch besser gewesen zu sterben, als Sesshōmarus Abweisung begegnen zu müssen. Denn sie wusste wie es in jeder normalen Familie war, mit Kindern, die ihr Gesicht auf so eine Art verloren hatten. Sie wurden oft ausgestoßen oder gar verkauft. Er sollte nicht hier sein. Sollte sie nicht so sehen. Sie war seiner nicht mehr wert, ihre Ehre war zerstört, warum also sollte er sich noch mit ihr abgeben? Und wie konnte er sie jemals wieder ansehen, ohne daran denken zu müssen, dass durch sie, einen einfachen Menschen, sein Stolz verletzt werden konnte? Er musste sie einfach hassen, für alles was geschehen war. Als sie plötzlich seine Hand auf ihrer Schulter spürte, erschreckte sie sich so sehr, dass ihre magischen Kräfte wieder in ihr hochkochten und einen Blitz durch Sesshōmarus Hand und Körper jagten. Offenbar konnte sie diese kurzen Energieschübe jetzt immer wieder erzeugen und anders als bei der Echse befanden sie sich jetzt im Wasser, weshalb der Blitz durch Sesshōmarus Körper floss und seine Hand verbrannte. Doch Sesshōmaru zuckte weder zusammen, noch drang ein Laut über seine Lippen. Er zog die Hand auch nicht zurück, sondern ließ sie genau dort liegen, wo er sie hingelegt hatte. Nur Rin war so entsetzt von ihrer eigenen Reaktion, dass sie aufsprang und seine verletzte Hand in ihre nahm. „Eure Hand!“, rief sie dabei und untersuchte sofort die Verbrennungen, die langsam begannen zu heilen. Auch wenn sie entehrt und gedemütigt war, sie wollte dennoch nicht, dass jemand verletzt wurde, der ihr etwas bedeutete. Die Sorge um andere ging ihr immer über ihre eigenen Bedürfnisse. Vor allem wenn es Sesshōmaru betraf. Dieser ließ seine dämonische Macht durch seine Hand pulsieren, um sich selbst zu heilen und das erzeugte kleine weiße Funken, überall dort, wo Rin ihn berührte. Ihre Magie reagierte auf seine Natur, nur diesmal schienen es ihn nicht zu verletzen. Rin fühlte sich noch schlechter als überhaupt schon und konnte den Blick nicht von seiner Hand nehmen. Natürlich machte sie sich ganz umsonst sorgen, denn solche Verletzungen heilte er innerhalb weniger Sekunden, doch so etwas würde sie niemals kalt lassen. Sesshōmaru sagte in der ganzen Zeit kein Wort. Er beobachtete sie nur und sie spürte genau, wie er seinen Blick über ihren ganzen Körper wandern ließ. Noch ein Grund warum sie nicht aufsehen konnte. Sie hatte Angst zu sehen, was er wohl wirklich von ihr dachte. Erst als seine Hand geheilt war, musste sie sich überlegen was sie jetzt tun sollte. Da fiel ihr auf, dass Sesshōmaru bis zu den Knien bei ihr im Wasser stand. Offenbar war es ihm dieses Mal egal was aus seiner Erscheinung wurde. Er ließ sich dazu herab einfach so im Wasser zu stehen und das überraschte Rin so sehr, dass sie ungläubig zu ihm aufsah. Im nächsten Moment hatte Sesshōmaru einen Arm um sie gelegt und an seine Brust gedrückt. Rin konnte nicht reagieren, so schnell fand sie sich an seinen Körper gepresst wieder. Nur ein überraschter Laut drang über ihre Lippen und dann hüllten sie seine Wärme und sein fester Herzschlag ein. „Ich werde dich nie wieder solch einer Gefahr aussetzen!“, sagte er und seine Worte klangen wie ein Schwur, den er sein Leben lang nicht brechen wollte. Rin konnte es nicht glauben. Mit allem hatte sie gerechnet. Ignoranz, die Verbannung oder seinen Abschied für immer. Nur mit Vergebung hatte sie nicht gerechnet. Sie hasste sich für ihre Schwäche und dafür, dass sie dumm genug war, seine Ehr durch ihre Taten zu beschmutzen, doch das ihm das offenbar überhaupt nicht störte, dass hatte sie nicht erwartet. Er war viel zu Freundlich zu ihr. Sollte sie lieber von sich stoßen, um sich nicht länger mit ihr beschäftigen zu müssen, doch er kam immer wieder zurück. Die Erleichterung darüber, dass er ihr ohne jede Bedingung verzeihen konnte, war so groß, dass in Rin heiße Tränen aufstiegen und sich ihren Weg über ihre Wangen bahnten. Sie klammerte sich in seinen Kimono und weinte. Normalerweise war sie keine Frau, die man leicht zum Weinen brachte, doch in diesem Moment kamen nicht nur die Ereignisse dieses heutigen Abends in ihr hoch. Seit sie hier zurückgelassen worden war, hatte sie sich immer gefragt, was Sesshōmaru wohl mit ihr vorhatte. Ob er sie für immer hier in diesem Dorf lassen wollte, ober ob er irgendwann einfach nicht mehr zurückkehren würde. Die Ungewissheit hatte sie manche schlaflose Nacht gekostet und es hatte ihre Gedanken beherrscht. Und nach diesem Abend… Unter normalen Umständen wäre sie jetzt eine Ausgestoßene, doch aus einem unerfindlichen Grund hatte er ihr vergeben. Von dieser Tatsache wurde sie so überwältigt, dass sie sich diesem schwachen Moment hingab und als er sie nur noch enger an seine Brust zog, wusste sie, dass er sie niemals von sich stoßen würde. Er akzeptierte sie bedingungslos. So, wie sie war und respektierte sie. Etwas, dass Rin von ihm gelernt hatte. Es dauerte lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte, doch nach diesem Tränenausbruch ging es ihr viel besser und sie konnte damit beginnen die heutigen Ereignisse zu vergessen. Es spielte keine Rolle mehr was mit ihr passiert war. Wie immer, würde sie ihre Vergangenheit und all die schrecklichen Dinge darin hinter sich lassen und nur nach vorne sehen. „Alles ist wieder in Ordnung, Rin!“, flüsterte Sesshōmaru, hob sie auf seine Arme und trug sie aus dem Bach. Rin war so überrascht, dass sie sich nur an ihm festhalten konnte. So getragen zu werden trieb ihr die Röte ins Gesicht und ein bisschen fühlte sie sich wieder wie das kleine Mädchen, dass öfter auf Sesshōmarus Armen getragen worden war. Am Ufer des Bachs setzte er sie wieder auf dem Boden ab und hauchte ihr einen Kuss in die Haare. Das veranlasste Rin sich über das Gesicht zu wischen und zu ihm aufzusehen. Seine goldenen Augen schimmerten wie ein helles Feuer in der anbrechenden Nacht und gaben Rin ein Gefühl der Sicherheit. „Ihr seid wirklich zurückgekommen?“, fragte sie ehrfürchtig und meinte damit nicht nur diesen heutigen Tag, sondern auch die Zukunft. Sie wollte es aus seinem Mund hören, dass sie jetzt vielleicht sogar für immer bei ihm bleiben dürfte. Sesshōmaru legte eine Hand an ihre Wange und strich sanft mit seinem Daumen darüber. Sofort neigte sich Rin in die Berührung und war sogar versucht ihre Augen zu schließen um es zu genießen, doch sie hatte zu viel Angst davor, dass er einfach verschwinden würde, wenn sie nicht hinsah. „Immer!“ Das Wort drang so leise an ihr Ohr, dass sie sich kurz fragte, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Doch als sie das Glitzern in Sesshōmarus Augen sah, wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Auch wenn es ihn vielleicht schwach erscheinen ließ, er wollte sie beruhigen und ihr die Bestätigung geben, die sie sich so lange gewünscht hatte. Er würde sie nie allein lassen und immer für sie da sein. Mehr brauchte sie nicht zu wissen. Sie wollte ihm ein Lächeln schenken, doch seine nächsten Worte zerstörten diesen Gedanken sofort wieder. „Ich hätte nur früher hier sein müssen!“, sagte er und sie konnte deutlich die Bitterkeit in seiner Stimme heraushören. Dass er sich die Schuld gab, das konnte Rin nicht akzeptieren. Zu keiner Zeit war der Fehler bei ihm gelegen, weshalb sie ihm das auch nicht durchgehen lassen konnte. „Nein, bitte!“, wiedersprach sie deshalb sofort. „Gebt euch nicht die Schuld! Es war mein Fehler, ich war unvorsichtig… aber er hat nicht… ich bin noch…“ Rin konnte es nicht aussprechen. Die Erinnerung an diesen Moment schnürte ihr die Kehle zu und wieder stieg die Übelkeit in ihr hoch. Sie senkte den Blick und begann zu zittern. Sie verlor sich fast wieder in den Ereignissen dieses Abends, wäre nicht Sesshōmaru gewesen. Er legte einen Finger an ihr Kinn und hob ihren Kopf an, so dass sie ihn ansehen musste. „Nicht!“, hauchte er und dann lagen seine Lippen auf ihren. Im ersten Moment war Rin so überrascht, dass sie sich komplett verkrampfte und nicht wusste, was sie tun sollte. Sie war noch nie geküsst worden und hatte überhaupt keine Ahnung, doch seine kühlen Lippen auf ihren, der angenehme Druck und die Tatsache, dass sie ihm noch nie näher gekommen war als in diesem Moment, sorgten dafür, dass sich Rin fallen ließ. Sesshōmaru hielt sie fest und küsste sie. Erst vorsichtig und dann immer leidenschaftlicher. Sie konnte es kaum glauben. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und wieder klammerte sie sich fester in seinen Kimono. Nach dem ersten Schock beugte sie sich sogar zu ihm nach oben und erwiderte den Kuss. Er war zwar einen guten Kopf größer als sie, doch so wie er sich zu ihr hinunter beugte, war es absolut angenehm ihn zu küssen. Es war ein Kuss, der alle negativen Gedanken mit sich davon trug und nur diesen magischen Moment zurück ließ. Rins Magie begann durch ihren Körper zu knistern, doch sie schlug keine Funken um Sesshōmaru abzuwehren. Sie schien sich an seine Gegenwart zu gewöhnen und das sorgte dafür, dass sie sich ohne Zurückhaltung führen ließ. Sesshōmaru intensivierte den Kuss noch weiter und Rin konnte nicht anders, als zu seufzen. Diesen Moment nutzte er, um seine Zunge in ihren Mund gleiten zu lassen. Rin begrüßte ihn mit ihrer Zunge und handelte rein instinktiv, während sie seinen Geschmack in allen Einzelheiten in sich aufsog. Er schmeckte wie der ungezügelte Wind, der über das Land peitschte und dem sich alles beugen musste. Aber auch nach Gewürzen und einem Hauch Minze. Eine Mischung, die Rin nicht mehr vergessen könnte und als sie sich so küssten, spürte sie, wie er sich ein Stück ihres Herzens stahl und dafür ein Stück von seinem in ihrem zurückließ. Es war ein Band, das niemand so schnell zertrennen konnte. Erst als Rin keine Luft mehr übrig hatte, löste sich Sesshōmaru von ihr und drückte stattdessen seine Stirn gegen ihre. Seine Hand lag wieder an ihrer Wange und strich sanft darüber. Es war ein intimer Moment und erst jetzt wurde Rin klar, dass er alleine zu ihr gekommen war. Von Jaken war weit und breit nichts zu sehen und ihr wurde auch klar warum. Nur allein war Sesshōmaru bereit seine Gefühle zu offenbaren und Rin war überglücklich das er es tat. Es schien ihr fast so, als stünde ein anderer Mann vor ihr, als der, mit dem sie so lange durch die Welt gereist war. „Dieser Abend war nicht deine Schuld, Rin und jetzt kann er dir nichts mehr tun. Das versichere ich dir!“, sagte Sesshōmaru und seine Worte machten deutlich, dass er sie auf jeden Fall beschützen würde, egal was noch kommen würde. Einen langen Moment konnte Rin einfach nur sprachlos zu ihm Aufsehen. Doch als sie seine Worte vollends realisiert hatte, huschte ein Lächeln über ihre Lippen und sie nickte. Sie würde ihm vertrauen und sie würde die Schuldfrage an diesem Abend offen lassen. Solange sie nur bei ihm bleiben durfte, war ihr alles andere egal. Doch dann kam ihr noch ein Gedanke, den sie aussprechen musste. „Es tut mir Leid. Ich weiß ich bin immer so eine große Last…“ Kleinlaut senkte sie den Blick. Sie hatte das noch nie ausgesprochen, doch sie wusste wie sehr sie Sesshōmarus Plänen manchmal im Weg stand. Das war sicher auch ein Grund, weshalb er sie letztlich hier gelassen hatte. Wenn er sie immer vor allen möglichen Gefahren beschützen musste, dann konnte er nie seine eigentlichen Ziele verfolgen. Und am Ende musste er sich immer nur Sorgen um sie machen und sie retten. Wenn sie wenigstens eine Kriegerin wäre, dann müsste er sich nicht so sehr um sie kümmern, doch sie war keine Kämpferin und wollte es auch nicht sein. Dafür war ihr jedes Leben zu kostbar. Nur wäre ihr Leben einfacher, wenn all die anderen das bei ihr auch so sehen würden und sie in Ruhe lassen könnten. „Du bist keine Last. Alles was ich jemals wollte und noch heute will, ist dass du glücklich bist, Rin!“ Bei diesen ruhigen, wohlüberlegten Worten von Sesshōmaru, sah Rin ungläubig und auch überrascht zu ihm auf. Es störte ihn nicht, dass er immer zu ihrer Rettung eilen musste. Das hatte er, so wie sie, noch nie ausgesprochen doch Rin hatte das immer geahnt. Und diese ausgesprochene Wahrheit berührte ihr Herz, genauso wie der Wunsch, den er für sie hatte. Glück. „Dann nehmt mich mit euch. Das ist alles, was ich mir je gewünscht habe!“, platzte es aus Rin hervor, bevor ihr überhaupt bewusst wurde, was sie da gesagt hatte. Von sich selbst überrascht, schlug sie sich eine Hand vor den Mund. Auch wenn sie keine Angst davor hatte, Sesshōmaru um etwas zu bitten, wenn es um ihre eigenen Wünsche ging, dann war sie gewöhnlich etwas zurückhaltender. Doch dann sah sie für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln über Sesshōmarus Lippen blitzen und das ließ sie ihre Hand wieder sinken. Rin nahm das als einen Silberstreif am Horizont. Dieses kleine Lächeln. Es war ein Zeichen dafür, dass er nicht abgeneigt von ihrem Wunsch war und das schenkte ihr Hoffnung. Vielleicht würde er sie nicht sofort mit sich nehmen, doch irgendwann zog er diese Möglichkeit offenbar in Betracht und das reichte Rin vollkommen aus. „Nimm erst einmal das hier an!“, antwortete er stattdessen, griff hinter seinen Rücken und zog ein Päckchen hervor, das er dort die ganze Zeit transportiert hatte. Rin nahm es entgegen und drehte es in ihren Händen. Unter einer dünnen Schicht Papier, fühlte sie weichen Stoff. Vorsichtig öffnete sie die Verschnürung und enthüllte einen mintfarbenen Kimono mit unzähligen rosa gestickten Kirschblüten. Der Kimono war aus feinster Seide und fühlte sich kühl und zart in ihren Händen an. „Er ist wunderschön!“, sagte sie und entfaltete ihn zu seiner ganzen Größe. Tatsächlich war er ein Meisterstück und passte erstaunlich gut zu ihrem leicht braunen Hautton. Sesshōmaru nahm ihr den Kimono wieder ab und trat hinter sie. Er wollte, dass sie ihn anzog und das konnte sie nur zu gut verstehen. Ihr alter Kimono war nicht mehr zu gebrauchen und sie war dankbar, dass sie einen neuen anziehen konnte, bevor sie wieder jemandem unter die Augen treten musste. Dennoch zögerte sie. Ihr Körper war geschunden und alles andere als ansehnlich. Ihr alter Kimono bedeckte noch die größten Schäden, doch wenn sie ihn ausziehen würde, würde Sesshōmaru alles sehen können. Es war ihr unangenehm, vor allem, weil sie ihn nicht verschrecken wollte. Doch sie wollte ihn auch nicht unnötig warten lassen. Also schloss Rin die Augen, atmete tief durch und ließ den Kimono von ihren Schultern gleiten. Als der Stoff komplett zu Boden gefallen war, geschah… nichts. Sesshōmaru rührte sich nicht, doch Rin konnte seinen Blick spüren. Wie er über ihren Körper glitt und an jedem Kratzer, jedem Fleck verweilte. Sie glaubte sogar ihn leise knurren zu hören, doch es hätte auch Einbildung sein können. Sie wünschte sich auf jeden Fall in dem neuen Kimono verschwinden zu können und nie wieder hervor kommen zu müssen. Doch dann spürte sie Sesshōmarus Atem an ihrem Nacken. Er hatte sich zu ihr herunter gebeugt und seine plötzliche Nähe sorgte dafür, dass Rin alles andere vergas. Ihr Herz schlug schnell und ihre Atmung ging flacher, als sie seine Hand spürte. Nur Millimeter über ihrer Haut glitt seine Hand ihren Rücken hinunter. Er berührte sie zwar zu keiner Sekunde, doch die Möglichkeit allein raubte ihr den Atem. Sie glaubte gleich zu Boden zu sinken, da wurde sie von dem kühlen Stoff des Kimonos eingehüllt. Sofort war sie wieder bei Verstand und zog den Stoff vor sich zurecht. Doch sie spürte die Hitze seiner Fast-Berührung immer noch auf ihrem Rücken. Nur blieb ihr keine Zeit sich wieder komplett zu beruhigen, denn Sesshōmaru sank hinter ihr auf die Knie und riss einen Streifen ihres alten Kimonos ab. Ungläubig und auch etwas neugierig sah Rin über ihre Schulter um zu sehen, was er tat, doch sie hätte es auch spüren können, denn im nächsten Moment lagen seine Hände auf ihrem Bein. Rin musste die Lippen zusammenpressen, damit ihr kein Laut darüber dringen konnte. Seine Hände glitten ihr Bein hinauf und Rin glaubte sterben zu müssen. Es war eine Mischung aus Scham und Aufregung, hier mitten im Wald zu stehen und Sesshōmarus Händen auf ihrem Bein zu spüren. Und dann hatte er den Schnitt an ihrem Oberschenkel mit ein paar geschickten Bewegungen verbunden und seine Hände waren verschwunden. Rin atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen, während Sesshōmaru ihren Obi nahm und sorgfältig um ihre Taille band. Sie wusste nicht wohin das heute noch führen sollte, doch wenn er ihr noch einmal so nah kam, dann wusste Rin, dass sie sich unter keinen Umständen zurückhalten konnte. Noch nie hatte sie ihn so erlebt und sie fragte sich, ob es auch an ihrem Geburtstag lag, dass er ihr so nah kam. Vielleicht sah er sie auch endlich nicht mehr als kleines Mädchen. Als er ihrem Blick schließlich begegnete, funkelte etwas in seinen Augen, dass ihre Vermutung bestätigte und Rins Herzschlag zum Flattern brachte. Er kniete immer noch hinter ihr und sie streckte ihre Hand zu ihm hinunter, damit er wieder aufstand. Die Hand ergriff er sofort, doch er stand nicht auf, sondern küsste die Innenseite ihrer Hand, bevor er sich erhob und mit ihr den Wald verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)