Of zombies and humans von Dying_Phoenix (Year: Zero) ================================================================================ Kapitel 1: # 1 -------------- Biep, biep, biep… Halbblind schlug ich zur Seite, woraufhin der Wecker abrupt verstummte und ich murrend unter die Decke verschwand. Biep, biep, biep, biep,… Meine Hand schnellte unter der Decke hervor und kurz darauf war es wieder still. -derschönen guten Morgen an diesem wundervollen Herbsttag. Die Sonne scheint und wir erwarten heute um die 20°C. Sichtlich genervt drehte ich mich auf den Rücken und sah zuerst kurz aus dem Fenster, wo sich die aufgehende Sonne bereits unter und neben den Vorhängen ankündigte. Fünf Minuten noch, dachte ich, während mein Blick durch mein Zimmer und dann gen Zimmerdecke schweifte. In meinen Augen war mein Zimmer nicht wirklich außergewöhnlich. Ein Schreibtisch, ein Kasten, eine Kommode und mehrere überfüllte Bücherregale. Diverse Dekogegenstände, darunter auch zwei wunderschöne Katanas, die in einer Halterung an der Wand hingen und ein Bogen, der ebenfalls an der Wand befestigt war. Für andere mag das vielleicht etwas bizarr wirken, aber da ich seit einiger Zeit Bogenschießen ging und auch irgendwann den Umgang mit den Katanas lernen wollte, fand ich es ganz passend, dass ich sie im Zimmer hatte. Momentan musste ich mich jedoch einmal pro Woche mit ‘Trockenübungen’ zufrieden geben. Dort lernte ich unterschiedliche Techniken mit Holzimitationen oder stinknormalen Holzstäben. Es war zwar nicht dasselbe, aber immerhin besser als gar nichts. Wie befürchtet vergingen diese fünf Minuten nicht nur wie im Flug, ich hängte auch noch weitere fünf dran. Seufzend quälte ich mich aus dem warmen Bett, zog mir meine Schuluniform an und machte dann einen kurzen Kontrollbesuch im Bad. Glücklicherweise stand mir der ‚gerade-aufgestanden-Look‘, so schlurfte ich kurz danach nach unten und stopfte meine Schulsachen in meine Tasche. Ich warf einen prüfenden Blick in den Kühlschrank, wo ich mir den letzten Energydrink schnappte und dann schnell das Haus verließ. Während ich die Dose öffnete, musste ich unweigerlich grinsen. //Ich wünschte, ich könnte Dad’s Gesichtsausdruck sehen, wenn er sieht, dass keiner mehr da ist…//, ging es mir durch den Kopf, als ich einen Schluck davon trank. Ja, er hatte es nicht wirklich leicht mit mir. Meine beiden Brüder, Leon und Alexander, konnten zum Glück nichts mit diesem Zeug anfangen, so mussten uns nur wir regelrecht darum prügeln. Leon, oder Leo, wie er gerne genannt werden wollte, war mein Bruder. Er war drei Jahre älter als ich, also 19 und hatte gerade seine Ausbildung zum Konditor abgeschlossen. Sehr zur Freude meines Vaters, der ihn deswegen gerne in den Himmel lobte. Er war auch der einzige in meiner Familie, der vor mir aufstehen musste und mitten in der Nacht zur Arbeit ging. Ich bezweifelte, dass ich das schaffen würde, aber, da er seine Arbeit liebte, sagte er, es mache ihm nichts aus. Für sein Alter war er erschreckend sorglos und hatte nur seine Freundin im Kopf. Er unterstützte unsere Eltern zwar, auch finanziell, aber machte sich ansonsten keine, oder nur wenig Gedanken um alles. Alexander, oder Alex, wie man ihn seit kurzem nennen musste, da er es plötzlich überhaupt nicht mehr aushielt, mit seinem vollen Namen angesprochen zu werden, war mit seinen zwölf Jahren das Nesthäkchen in unserer Familie. Er genoss, insbesondere als Mama’s Liebling, sämtliche Vorteile, die uns wir mühsam erstritten hatten. Wie in diesem Alter üblich, waren alle in der Familie völlig hin und weg von ihm. Alex bekam eine gute Note und wurde daraufhin mit Lob und Geschenken überhäuft. Es war nicht so, dass ich ihn um die ganze Aufmerksamkeit beneidete oder gar eifersüchtig war. Es kam mir nur so vor, dass ich da irgendwie nicht wirklich hineinpasste. Ich stand zwischen Leo, dem Liebling meines Vaters und Alex, dem Liebling meiner Mutter und war nun mal einfach nur da. Ich schloss die Tür ab und machte mich dann auf den Weg zur Schule. Wie jeden Tag um diese Uhrzeit, waren nicht wirklich viele Leute unterwegs. Der durchschnittliche Schüler schlief wohl jetzt noch und von den Leuten, die meine Schule besuchten, wohnte nur ein kleiner Prozentsatz hier. Obwohl wir die einzige Schule waren, die ihren Unterricht eine Stunde früher, also um 7:00 Uhr, begann, gehörten wir nun mal auch zu den glücklichen, bei denen sich nicht nur der Nachmittagsunterricht in Grenzen hielt, wir konnten auch an normalen Schultagen, eine Stunde früher nachhause gehen. Das war wohl einer der Vorteile, wenn man eine Privatschule besuchte. Seit Ewigkeiten wollte ich unbedingt auf diese Schule gehen, da sie eine der wenigen war, wo Unmengen an künstlerischen Fächern in den Lehrplan aufgenommen wurden. Insbesondere kreatives Schreiben und Acrylmalerei hatten es mir schon, seit ich denken konnte, angetan. Als der Rektor mir dann die Kosten dafür präsentierte, sah ich meinen Traum in den Bruchteilen einer Sekunde platzen. Meine Eltern hatten sich gerade ein kleines Haus gekauft und mein Vater schien seither ohnehin Tag und Nacht zu arbeiten. Ich dachte, wenn die Kosten für die Schule noch dazu kämen, würde er wohl direkt im Büro schlafen. Im Gegensatz zu meinen Brüdern machte ich mir Gedanken um solche Dinge. Zugegeben, Alex war mit seinen zwölf Jahren wohl noch zu jung und hatte andere Dinge im Kopf, aber Leo war immerhin schon achtzehn. Da könnte man erwarten, dass er sich dementsprechend verhalten würde. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit der beiden, um mir glaubhaft zu machen, dass er genug verdiente und sie es sich leisten konnten, mich auf diese Schule zu schicken, wenn ich es denn wollte. Ich wusste nicht, ob sie mich anlogen, aber sie behaupteten beide, dass mein Vater auf eine Beförderung hinarbeitete und er deshalb so viel arbeiten musste. Sobald er die neue Stelle bekommen hatte, würden sich angeblich auch seine Arbeitszeiten wieder normalisieren. In dem Moment glaubte ich ihnen das, es wäre ohnehin unmöglich gewesen, das Gegenteil zu beweisen. Die Schule selbst erkannte man kaum als solche, sogar wenn man direkt vor dem Grundstück stand. Sie glich viel mehr einem alten Herrenhaus, umgeben von einem riesigen Garten, der wiederrum durch einen Zaun und einer über zwei Meter hohen Hecke vor neugierigen Blicken geschützt wurde. Im Garten standen mehrere Bäume unterschiedlicher Größe und direkt vor dem Schulgebäude war ein großer Springbrunnen, um den beinahe immer jemand saß. Einzig ein Schild, das auf der äußeren Seite der Mauer befestigt worden war, wies darauf hin, dass man vor einer Schule stand. Als ich das Schulgelände betrat, traf ich bereits einige meiner Klassenkollegen, die ebenfalls gerade dort angekommen waren. Glücklicherweise verstand ich mich mit dem Großteil meiner Kollegen und selbst jene, mit denen ich nicht befreundet war, zeigten ein Mindestmaß an Höflichkeit und wir grüßten uns zumindest jeden Tag freundlich, wenn auch sonst keine Worte fielen. „Wer bin ich“, tönte es plötzlich hinter mir, kurz bevor mir jemand die Augen zuhielt. „Sehr witzig, Noah“, seufzte ich, während er von mir abließ und plötzlich neben mir auftauchte. „Hast du deinem Vater wieder eine Dose aus den Rippen geleiert?“, grinste er. „Nicht nur eine, das war die letzte“, schmunzelte ich. „Er wird dich töten“, lachte er daraufhin los. So war Noah. Er kannte nicht nur mich in und auswendig, sondern auch meine Eltern. Seit der ersten Begegnung zwischen meiner Mom und ihm, war sie hin und weg. Es war fast schon beängstigend, wie gut sich die beiden verstanden. Im Endeffekt war ich natürlich froh darüber, da er wohl mein bester Freund an der Schule war und was könnte man mehr wollen, als das sich die eigenen Eltern mit den Freunden ihrer Kinder gut verstanden. „Hast du heute nach der Schule Zeit?“, fragte er plötzlich. „Du weißt, dass ich jeden Dienstag Bogenschießen bin?“ „Ja, aber doch erst am Nachmittag.“ „Ok. Bis vier Uhr habe ich theoretisch Zeit, warum?“ „Könntest du mir helfen? Ich muss bis Ende der Woche ein Portrait malen.“ „Und... du willst, dass ich...“ „... Modell sitzt, ja?“, vervollständigte er meinen Satz und warf mir dabei den herzzerreißendsten Blick zu, den ich je von ihm gesehen hatte. „Dir...“, setzte ich an, wurde aber sofort von ihm unterbrochen. „Ich weiß, ich weiß. Ich würde dich auch nicht darum bitten, wenn ich jemanden hätte, der mir dabei helfen würde.“ „Hast du überhaupt jemand anderen gefragt?“ „Natürlich. Ich habe meine Eltern gefragt, meinen Bruder, meine Cousinen und unzählige Leute aus dem Kunstkurs, aber niemand wollte.“ Ich warf ihm einen skeptischen Blick zu, woraufhin er seinen Blick noch intensivierte. „Oh, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte. Ich muss das Bild Ende der Woche fertig haben.“ „Ich könnte meine Brüder fragen?“, versuchte ich mich aus der Situation zu retten, da ich einerseits zwar keine Lust darauf hatte, aber andererseits dieses kleine, bettelnde Etwas mein bester Freund war und ich ihm generell kaum eine Bitte abschlagen konnte. „Oh, bitte. Ich zeichne doch nicht irgendwen. Diese Person sollte schon eine gewisse Rolle in meinem Leben spielen.“ „Wenn es unbedingt sein muss.“ „Du bist und bleibst eben doch der Beste“, sagte er und boxte mir leicht gegen die Schulter. „Ich hab schon zugestimmt, du musst dich jetzt nicht mehr einschleimen. Wie lange wirst du dafür brauchen?“ „Ach, stimmt ja, du bist ja fast täglich ausgebucht. Keine Angst, ich brauche nur ein paar Stunden deiner Zeit. Vielleicht drei Tage? Zwei bis drei Stunden lang?“ „Gut, dann komme ich heute nach der Schule mit zu dir.“ „Perfekt. Du rettest damit mein Leben.“ „Wäre nicht das erste Mal.“ „Und bestimmt auch nicht das letzte Mal.“ Nach ein paar Minuten saßen wir auch schon in unserer Klasse und warteten darauf, dass unser Professor zu uns kam. Heute hatten wir zuerst eine Doppelstunde in kreativem Schreiben und nicht nur, dass ich dieses Fach liebte, wir hatten auch noch den besten Lehrer. In meinen Augen war der Typ ein Genie, da war es leicht zu verschmerzen, dass er andauernd zu spät kam. Angeblich hatte er schon einige Bücher geschrieben und auch veröffentlicht, aber bis jetzt hatte ich es noch nicht geschafft, dass er sich verplapperte und mir sein Pseudonym verriet. „Guten Morgen, Leute“, gähnte kurz darauf eine mir bekannte Stimme. Die Blicke aller Anwesenden schweiften in den vorderen Teil der Klasse, wo ein älterer, fast schon zerzaust aussehender Mann gerade die Tür hinter sich geschlossen hatte und zielstrebig in Richtung Lehrertisch ging. In Händen hielt er einen Stapel Papier, was mir verriet, dass er uns wohl unsere ‘Hausübung’ zurückgeben würde. „Also“, begann er, „ich habe mir eure Werke durchgelesen und werde euch diese jetzt zurückgeben. Wenn ich euren Namen aufrufe, kommt ihr zu mir nach vorne und wir sprechen kurz darüber. Der Rest darf zuhören oder kann auch gerne weiterschreiben, ganz wie ihr wollt.“ Daraufhin setzte er sich an seinen Tisch und begann den Stapel abzuarbeiten. Ich musste zugeben, dass ich, je näher er meinem Namen kam, verdammt nervös wurde. Letzte Woche mussten wir uns eine Geschichte ausdenken, das erste Kapitel schreiben und dazu noch eine Charakterbeschreibung verfassen um die wichtigsten Personen vorzustellen. Es hatte mich fast jede freie Minute gekostet, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zustande zu bringen. Deshalb wäre seine negative Kritik wohl mit einem direkten Stich in mein Herz zu vergleichen. „Rene?“, tönte plötzlich seine Stimme durch die Klasse und ließ mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde aussetzen. Ich stand auf, ging wie in Zeitlupe nach vorne und setzte mich auf den Stuhl, der ihm direkt gegenüber stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)