Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 37: Treffen um Mitternacht ---------------------------------- Der nächste Mittag kommt schnell und somit auch der Zeitpunkt, wo Julian Nicholas die Botschaft mit Hilfe einem Dienstmädchen zuspielt. Wir gehen alle unserer normalen Arbeit nach, da er nicht merken soll, dass wir etwas vor haben. Am frühen Abend sitze ich mit Cullen kuschelnd auf den Fellen vor meinem Kamin. In wenigen Stunden wird es ernst. Mir ist die Gefahr der Aktion bewusst, doch bleiben uns nur wenige Möglichkeit um diskret an Nic heranzukommen. Mir gegenüber würde er wohl alles abstreiten. Bei Julien aber ist es hoffentlich anders. Die beiden waren wirklich gute Freunde, auch wenn ich weiß, dass der Umstand, dass Julien und Kell wieder als meine Ritter tätig sind, zu einem ordentlichen Streit zwischen den beiden geführt hat. Bis Mitternacht dauert es noch vielleicht zwei Stunden. Höchste Zeit für uns, sich in Stellung zu begeben. „Wollen wir uns langsam hinlegen?“, fragte Cullen mich genau in diesem Augenblick. Er schien müde zu sein. Sein Lyriumentzug machte ihm immer noch schwer zu schaffen, auch wenn er es schon seit einer längeren Zeit nicht mehr konsumierte. „Leg dich ruhig schon schlafen. Ich muss noch etwas erledigen. Es wird wohl länger dauern, du brauchst daher nicht auf mich zu warten“, mit einem Recken stehe ich auf. Besorgt mustern mich seine goldenen Augen: „Was hast du vor?“ „Nichts gefährliches, versprochen. Zevran und Kell sind dabei um sicherzustellen, dass mir nichts passiert. Vertrau mir“, bitte ich ihn. Auch Cullen steht jetzt auf, Unruhe und Sorge stehen in seinen goldenen Seen: „Du weißt, dass ich mir jetzt noch mehr Sorgen mache?“ Ergeben stelle ich mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn sanft auf die Lippen. Er erwidert den Druck meiner Lippen, schlingt seine Arme um mich. Langsam löse ich mich von seinen süßen Lippen und lehne mich in seinen Armen nach hinten, um ihm in die Augen sehen zu können: „Bitte, vertrau mir!“ Widerstrebend lässt er von mir ab: „Also gut. Wecke mich aber, wenn du wieder da bist.“ Ich nicke, dann verlasse ich meine Gemächer. Cullen lasse ich besorgt zurück. Eine Viertelstunde später befinden wir uns alle auf Position: Zevran und ich verbergen uns in den Schatten des Daches, nahe an der Öffnung, sodass wir das Gespräch unter uns Problemlos würden hören können. Kell und Fenris lauerten in den Nischen vor der Türe zu dem Raum, in welchem Julien auf Nicholas wartet. Sekunden scheinen zu Stunden zu werden, die Zeit fließt träge dahin, während wir abwarten. Eine einzelne, kleine Lampe brennt im Raum unter uns. Es muss kurz vor Mitternacht sein. Dann ist das Knarzen von Holz und das Quietschen der Scharniere zu hören. Die Tür sollte dringend mal geölt werden. Leise Schritte erklingen unter uns. Zev wirft mir einen vielsagenden Blick zu und wir spitzen unsere Ohren, damit uns kein Wort entgeht. „Dachte ich es mir doch, dass die Nachricht von dir kam“, kühl ertönt Nicholas Stimme, „also, raus mit der Sprache: Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet ich den Liebhaber der Inquisitorin angegriffen habe?“ „Angegriffen nicht, vergiftet aber schon“, erwidert Julian. „Ach ja? Wie denn?“, kommt es schnippisch zurück. „Du bist ein meisterhafter Giftmischer. Das Gift kann nur von dir gefertigt worden sein“, hält Julian dagegen. „Wirklich? Welchen Grund hätte ich denn für solch eine Tat?“, will der Blonde weiter wissen. „Eifersucht“, schlicht ist die Antwort meines Ritters. „Eifersucht? Das ich nicht lache. Ich soll auf diesen einfachen Krieger eifersüchtig sein? Der hat seine Stellung doch ganz eindeutig seiner Tändelei mit Leyla zu verdanken!“, spöttisch kommen diese Worte über Nicholas Lippen. „Genau deswegen. Er ist mit der Frau zusammen, die du seit Jahren liebst“, erklärt der Schwarzhaarige. „Julian, bitte das ist lächerlich. Ich würde gewiss nicht den Kommandanten der Inquisition vergiften, weil meine Herzensdame unter einer Geschmacksverirrung Männer betreffend leidet“, Nicholas versucht Julians Aussagen auszuhebeln, „du glaubst also ernsthaft, ich würde mich zu einer derartigen Dummheit hinreißen lassen? Ich hatte mehr von dir erwartet.“ „Nic, ich habe die Zutatenliste gefunden. Einwandfrei deine Handschrift, dafür kenne ich dich lange genug. Ebenso wie ihrer Gnaden. Ferner haben mir die Händler eine sehr genaue Beschreibung von der Person gegeben, welche die genannten Zutaten gekauft hat. Diese passt perfekt auf dich“, die vorausgegangene Aussage seines Gegenübers ignorierend, offenbart Julian etwas mehr. „Ich bin von jemandem gefragt worden, ob ich ihm die Zutaten für Schwarzgift aufschreiben könnte. Ist doch nichts bei“, Nic tut sein Handeln als harmlos ab. „Wann genau hatte ich eigentlich erwähnt, dass der Kommandant damit vergiftet wurde?“, stellt Julian ihm geschickt die Frage. „Das war vorhin“, schießt es aus dem Blonden heraus. „Ich habe das Gift zu keinem Zeitpunkt erwähnt“, erinnert mein Ritter. „Verdammt“, schimpft Nicholas, „ja, ich habe das Gift gemischt. Und ja, ich wusste, dass es dem Kommandanten verabreicht werden sollte. Ich hätte einen Konkurrenten im Kampf um Leyla loswerden können, sonst hätte ich es doch nie getan. Ich will doch einfach nur das beste für sie, und das ist dieser Templer einfach nicht!“ „Nic, wenn du mal genau hingesehen hättest, wäre dir aufgefallen, wie glücklich sie mit ihm ist. Und wenn du sie wirklich so sehr liebst, dann musst du sie gehen lassen. Lieben bedeutet auch loslassen“, Julian holt tief Luft, „es tut mir Leid, Nicholas.“ Erneut fliegt unter uns die Tür auf, Fenris stürmt herein und ringt Nicholas zu Boden, während Kell den Türrahmen versperrt, damit er nicht flüchten kann. Zevran und ich klettern eilends die Leitern vom Dachgeschoss herunter. Ungläubig betrachtet der am Bodenliegende uns alle. Julian stellt sich neben mich: „Aber meine Treue und Loyalität gilt nur Lady Leyla Theirin.“ Zevran fesselt Nicholas ordentlich die Hände auf den Rücken und anschließend noch seine Fußgelenke aneinander, damit er uns nicht so leicht entkommen kann. „Rekrut, das war wirklich eine sehr dumme Idee“, ernst sehe ich ihn an. „Fenris, Zevran? Bringt ihn in den Kerker.“ „Sehr wohl“, antworten die beiden Elfen und tragen Nicholas nach draußen. „Und du Kell holst bitte seine Sachen aus der Kaserne und bringst sie in den Ratsraum. Ich werde sie mir morgen genau ansehen. Vermutlich finden wir dort noch weitere, belastende Beweise“, ordnete ich an. „Sehr wohl, Mylady“, Kell neigt den Kopf und geht. Einen Moment lang sehe ich ihm nach, dann wende ich mich Julian zu. „Ich weiß, dass das nicht einfach für dich war“, verständnisvoll mustere ich ihn. „Er war mein bester Freund“, ein Seufzen verlässt seine Lippen, „aber das hätte ich ihm nie zugetraut. Verratet Ihr mir wohl, wie es jetzt für ihn weitergeht?“ „Wir werden Gericht halten und hören, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hat“, erwidere ich. „Und dann?“, fragt er weiter. „Werde ich über ihn urteilen“, ich wende meinen Blick von ihm ab. Nach allem was passiert ist, weiß ich, dass Nicholas zu allem fähig ist. Dass er zu allem bereit ist. Unter diesen Umständen kann ich ihn nicht am Leben lassen. „Ich verstehe. Er muss die Verantwortung für sein Handeln übernehmen“, Julian scheint bereits zu ahnen, dass Nicholas Stunden gezählt sind. „Ich geleite Euch zurück zu Eurem Gemach. Ihr müsst müde sein“, er hält mir die Türe auf. Mit einem Nicken durchschreite ich diese und begebe mich in seiner Begleitung zu meinen Gemächern. Julian bringt mich bis zum letzten Absatz der Treppe, die zu meinen Räumlichkeiten führt. Oben vor der Tür steht Anders, leicht an die Mauer gelehnt. Julian verabschiedet sich mit einer leichten Verbeugung von mir, ehe er die Treppen wieder herunter geht. Ich steige die letzten Stufen hinauf, komme neben dem blonden Magier zum stehen. Fragend sieht mir dieser in die Augen. Die stumme Frage in den seinen lesend, nicke ich ihm zu, ehe ich an ihm vorbei meine Gemächer betrete. Leise schließe ich die Türe hinter mir. Anschließend steige ich die Steintreppe hinauf. Zu meiner Überraschung ist Cullen noch wach. Eine Kerze brennt auf neben ihm auf dem Nachtschrank. Er sitzt aufrecht im Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und liest in einem Buch. Als er mich hört, hebt er den Kopf. Kopfschüttelnd sehe ich ihn an: „Du hättest nicht auf mich warten müssen.“ Dann gehe ich in das angrenzende Badezimmer, um mich umzuziehen. Umgezogen betrete ich wieder den Raum. Das Buch liegt jetzt auf dem Nachtschrank. Cullen sitzt mittlerweile auf der Bettkante, nur in eine weite Stoffhose gekleidet und mustert mich besorgt: „Ich konnte nicht schlafen und dann dachte ich mir, dass ich auch einfach auf dich warten könnte. Aber sag, was ist passiert? Du siehst niedergeschlagen aus.“ Ich gehe um das Bett herum zu meiner Seite und lasse mich darauf nieder. Ich lege mich auf die Seite, das Gesicht ihm zugewandt. Er tut es mir gleich, streicht mir mit einer Hand sachte übers Haar. „Wir haben Nicholas überführt. Er hat gestanden das Gift gemischt zu haben und einen eindeutigen Beweis haben wir auch. Leider wissen wir immer noch nicht, wer der Angreifer war, mit dem er zusammengearbeitet hat“, ein tiefes Seufzen begleitet meine Worte. „Hattest du ihn nicht sehr früh schon im Verdacht?“, fragt mich mein Liebster. „Das schon. Trotzdem war irgendwo noch die Hoffnung, dass ich mich irre. Es ist schwer zu sehen, wie alte Freunde und Verbündete plötzlich Todfeinde sind, weißt du. Früher hat er mich immer zum Lachen gebracht. Damals waren wir sehr gute Freunde, auch wenn er mein Ritter war. Und heute? Er hat sich so sehr verändert. Dass er für seine Ziele über Leichen gehen würde, das hätte ich ihm nie zugetraut“, erkläre ich. Seine Hand wandert von meinem Haar zu meinem Rücken, zieht mich an ihn. Er dreht sich auf den Rücken, mein Kopf ruht auf seiner Brust, direkt oberhalb seines Herzens: „Manche Menschen verändern sich stark zum negativen. Weißt du, was der Grund für seine Veränderung gewesen war?“ „Seine Gefühle. Er… liebt mich“, antworte ich ihm vorsichtig. „Das erklärt natürlich einiges. Er kam wohl nicht damit klar, dass du einen anderen Mann liebst. Damals gab es in deinem Leben auf diese Weise keinen Mann. Und das ist der Unterschied zwischen heute und früher. Deshalb hat er sich so sehr verändert. Nicht jeder Mann kommt damit klar, die Geliebte in den Armen eines anderen Mannes zu wissen“, Cullen haucht mir einen Kuss auf den Scheitel. „Können wir das Thema wechseln? Ich möchte nicht weiter über ihn nachdenken“, bitte ich. „Natürlich. Wie, glaubst du, werden wohl die Adligen unsere Hochzeit aufnehmen?“, wenn auch etwas ruckartig wechselt er das Thema. „Sie werden furchtbar entsetzt darüber sein, dass die Inquisitorin einen titellosen Mann heiratet“, erwidere ich. „Und dein Bruder?“, Cullen stellt mir diese Frage äußerst vorsichtig. „Es wird ihm egal sein. Schließlich bin ich ja eine Hochverräterin. Aber, was ist mit deiner Familie?“, stelle ich ihm die Gegenfrage. „Nun, Rosalie, meine jüngere Schwester wird vermutlich jeden fragen, wie ausgerechnet ich es geschafft habe, eine Frau kennenzulernen. Mein Bruder Branson, nun schwer zu sagen. Ich schätze mal, er wird sich freuen. Und Mia? Nun, sie wird furchtbar wütend darüber sein, dass ich ihr viel zu lange nicht geschrieben habe und daher nie zuvor eine Frau in meinem Leben erwähnte. Aber dann wird sie sich freuen. Ich weiß nur nicht, ob meine Geschwister dafür herkommen werden“, antwortet mir mein Liebster. „Sie müssen. Ich möchte sie unbedingt kennenlernen. Wir könnte doch eine Eskorte für sie organisieren. Selbstverständlich könnten sie solange auf der Himmelsfeste bleiben, wie sie möchten“, ich stütze mich neben ihm ab, um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Das wäre sehr schön“, er lächelt mich liebevoll an. „Wen möchtest du dabei haben?“, fragt er mich dann. „Du meinst, neben denen, die alle schon hier sind? Hm...“, nachdenklich blicke ich ihm in die goldenen Augen, versinke in ihnen. „Garret und Sebastian. Und Aeron. Alle anderen sind ja schon hier, oder werden nicht hier sein können“, meine letzten Worte sind nicht mehr als ein Flüstern. Cullen zieht mich wieder in seine Arme: „Ich liebe dich, Leyla.“ „Ich liebe dich auch, Cullen“, unsere Lippen verschmelzen zu einem sanften Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)