Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 35: Auf der Jagd nach einem Attentäter ---------------------------------------------- Ich weiß nicht mit wie viel Verspätung, aber nach einem Sprint erreiche ich endlich den Treffpunkt, wo meine Ritter mehr oder weniger geduldig auf mich gewartet haben. „Ihr seit spät, Mylady“, Anders klingt eher besorgt als tadelnd. „Es gab eine unvorhergesehne Angelegenheit, welche meiner dringenden Aufmerksamkeit benötigte“, ich schenke ihnen ein entschuldigendes Lächeln. „Hoffentlich kein erneuter Übergriff unseres Attentäter“, halb interessiert sieht Zevran zu mir herüber. Dies verneine ich mit einem Kopfschütteln. „Also gut, dann sollten wir, jetzt da Ihr hier seit, Mylady, uns vielleicht dem wesentlichen zuwenden?“, fragt Kell in die Runde. Diesen Vorschlag bestätigen alle mit einem Nicken. Ich lasse mich zwischen Zevran und Fenris auf dem Boden nieder, ehe wir mit unserer Beratung beginnen. „In den letzten Tagen gab es keine Auffälligkeiten im Wachwechsel und es hat niemand die Himmelsfeste verlassen, ohne dass wir es mitbekommen hätten. Die Personen, die die Feste verlassen haben, waren durch die Bank hinweg alles Rekruten oder Soldaten der Inquisition und irgendeine Comtess und ihre Begleiter“, fasst Kell zusammen. Wir hatten uns vor sechs Tagen darauf geeinigt, dass die Fünf neben abwechselnder Nachtwache unmittelbar vor meinem Gemach tagsüber die Feste beobachten und alle Auffälligkeiten notieren. „In den Kellergewölben konnte ich keine zusätzlichen Ausgänge finden. Lady Lelianas Baupläne waren insofern korrekt“, berichtet Julien. „Das bedeutet, unser Täter befindet sich noch immer in der Feste“, Fenris scheint über diese Tatsache schon beinahe erfreut zu sein. „Was genau ist daran gut? Hier läuft ein Fast-Mörder frei herum und vermutlich auch noch ein Giftmischer“, entgeistert starrt Anders zu dem Elfenkrieger herüber. „Wir können die Täter noch stellen“, erklärt Julien, der Fenris Gedankengang richtig interpretiert hat. „Was wissen wir noch über den Angreifer?“, richte ich die Aufmerksamkeit wieder dem Eigentlichem. „Unser Täter ist nicht alleine, sondern hat mindestens einen Komplizen. Die Art und Weise des Angriffes auf den Kommandanten, die Körperstelle die getroffen wurde und auch der Schnitt als solcher weisen auf einen geübten Assassinen hin. Das Ziel war von Anfang, den Kommandanten langfristig auszuschalten, aber nicht zu töten. Vielleicht um der Inquisition als solcher, oder aber dem Inquisitor direkt Schaden zu zufügen. Die Flanke ist keine Stelle, die man angreift, wenn man jemanden töten will. Das auf der Klinge aufgetragene Gift hingegen ist ebenso schwer herzustellen wie selten seine Bestandteile sind, zumal es meisterhaft hergestellt worden sein muss, da dieses Gift in einer schlechteren Qualität tödliche Wirkungen hat. Auch dies wiederum ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Ziel des Angreifers kein Mord war. Die Frage ist nun, wer innerhalb der Inquisition ein Interesse daran hegen könnte, der Inquisitorin, da ich vermute, dass dieses Angriff indirekt ihr galt, zu schaden“, Zevran beendet seine Ausführungen. „Innerhalb der Inquisition? Kann es nicht auch sein, dass der wahre Drahtzieher außerhalb zu suchen ist?“, hinterfragt Kell sofort. „Du meinst meinen Bruder?“, aufmerksam begegnet mein Blick dem Avaar. „Zum Beispiel.“ „Könnte eine Gilde involviert sein?“, hakt Anders nach. „Die Krähen von Antiva werden es nicht wagen, hier aufzutauchen, zumal ihre Art sich zu bewegen, Zev schon längst aufgefallen wäre. Vielleicht das Haus der Ruhe. Die Flint-Gesellschaft existiert nicht mehr und die nächst größere Vereinigung wäre dann das Bündnis der schwarzen Rose, welches wir von vornherein ausschließen können“, antworte ich ihm. „Ach ja, Bella, was unseren Giftmischer betrifft. Ich habe zwar einige Beweise dafür gefunden, dass das Gift hier auf der Himmelsfeste hergestellt worden ist, aber nichts davon belastet diese Person“, wendet sich Zevran an mich. Nachdenklich erwidere ich seinen Blick. „Aber ich habe auch keine andere Person auf der Himmelsfeste finden können, die zu der Giftherstellung in der Lage gewesen wäre. Unsere Nachtigall war mir dahingehend ein wenig behilflich. Wir müssen es nur nachweisen“, fährt mein erster Ritter fort. „Wir haben auch keine Tatwaffe. Es müsste aller Wahrscheinlichkeit nach ein schmaler Dolch gewesen sein, sonst wäre auch die Wunde dramatischer gewesen“, gibt Anders zu bedenken. „Wir sollten es mit einer Falle versuchen. Vielleicht wurde er von einer dritten, bislang unbekannten Partei benutzt“, schlage ich vor. „Wer? Der Giftmischer?“, Fenris aber auch Kell, Julien und Anders scheinen mir nicht folgen zu können. „Die einzige, uns bekannte Person, die über genügend Wissen in der Giftherstellung verfügt, um theoretisch gesehen, dazu in der Lage zu sein, ein derartiges Gift herzustellen, ist Nicholas“, ich warte die Reaktion auf meine Worte ab. „Nic? Seit Ihr Euch da wirklich sicher?“, zwar ist Juliens Stimme ruhig, doch ich weiß, wie hart es für ihn ist, dass sein bester Freund verdächtigt wird. „Julien, wir wissen beide, dass Nicholas ein brillanter Giftmischer ist und das er über die nötigen Motive und Hitzköpfigkeit verfügt, um sich zu einer solchen Aktion hinreißen zu lassen“, greift Kell unerwartet ein. „Ich... ja“, mit gesenktem Kopf begutachtet der Schwarzhaarige den Holzboden. „Jakob und Lysaria!“, ruft Zevran unvermittelt aus. Verdutzt wenden sich alle ihm zu. „Überlegt doch mal: Die Beiden waren die ersten, die hier aufgetaucht sind und einen Anschlag auf Leyla verüben wollten. Sie wurden aber noch nicht verurteilt, sondern befinden sich in Gewahrsam unten in den Kerkern. Dort sind sie auf Nicholas getroffen“, erklärt er seine Worte. „Und in Anbetracht der Behandlung, die Mylady ihm zu teil kommen lies, seinen Zorn über seine verlorene Stellung“, Anders kommt nicht dazu weiterzusprechen, da ihn Kell unterbricht: „Und die Wut und Eifersucht auf den Kommandanten, da dieser mit der Frau zusammen ist, die Nicholas liebt... .“ Auch er wird unterbrochen und zwar von Fenris: „Könnten die beiden ihn davon überzeugt haben, ein solches Gift zu mischen und den Kommandanten anzugreifen.“ „Nein, das Gift ja, aber nicht der Angriff, das muss jemand anderes gewesen sein. Nic ist Schwertkämpfer, kein Assassine“, widerspricht ihm Julien. „Also müssen wir nur den Assassinen noch enttarnen und das ganze nachweisen“, murmelt Anders. „Habt Ihr eine Idee, wie wir ihm eine Falle stellen könnten, Mylady?“, Kell greift meinen Vorschlag wieder auf. Langsam nicke ich: „Aber dazu brauche ich deine Hilfe Julien. Die Falle kann nur mit dir funktionieren.“ Mein Blick heftet sich auf den Schwarzhaarigen. „Was habt Ihr vor?“, stellt er mir die Gegenfrage. „Du lässt ihm eine Notiz zukommen, nicht unterschrieben, dass du wüsstest, dass er an dem Anschlag auf Kommandant Cullen beteiligt war und dies beweisen könntest. Ferner verlangst du ein Treffen morgen um Mitternacht, hier, auf der oberen Ebene des ungenutzten Turmes, wenn er nicht will, dass du mir diese vorlegst. Ganz oben, auf dem Dach verstecken sich Zevran und ich. Du verwickelst ihn in ein Gespräch und versuchst aus ihm herauszukitzeln, ob er in die Sache verwickelt war oder nicht“, erkläre ich ihnen meinen Plan. „Und die Beweise? Wir können Nicholas nichts nachweisen“, erinnert mich Zev. „Doch, können wir“, behaupte ich. „Ach ja?“, Verwunderung ruht in den Augen der Krähe. „Zeig sie doch mal“, fordere ich ihn auf. Verwirrt stellt Zevran seine gefundenen Beweise auf den Boden. Mörser und Stößel, einige leere Fläschchen und eine Liste mit Zutaten und einigen Randbemerkungen. „Die Handschrift“, traurig betrachtet Julien den Zettel am Boden. „Daran habe ich gar nicht gedacht. Natürlich, ihr kennt seine Handschrift“, der Assassine faltet seine Hände in seinem Schoß. „Dann würde ich sagen, haben wir einen Plan. Allerdings solltest du ihm die Botschaft erst morgen Mittag zukommen lassen, Julian, sonst machst du dich vielleicht für diese Nacht noch selbst zum Ziel“, beschließe ich. Langsam nickt er mir zu. „Dann sollten wir zusehen, dass wir nacheinander von hier verschwinden“, meint Zevran und ist der erste, der mit den Schatten verschmilzt und unseren Treffpunkt verlässt. Die anderen folgen ihm, jeder auf seine eigene Art, bis auf Julien, welcher mich noch einen Augenblick zurückhält: „Mylady, was gedenkt Ihr mit Nic zu machen, wenn er seine Tat gesteht?“ Überrascht halte ich seinem Blick stand: „Das hängt von morgen Nacht ab.“ „Verstehe“, damit verschwindet auch er. Einen Moment blicke ich ihm nach, ehe ich ebenfalls eins mit den Schatten werde und den Turm verlasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)