Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 27: Ein Ritual in den Westgraten ---------------------------------------- Drei Tage später liegt endlich der heißersehnte Bericht von Späherin Harding vor. Die Westgraten sind vollständig kartographiert. Für uns bedeutet das, dass wir nach der langen Wartezeit nun in eben jene aufbrechen können. Stroud ist zusammen mit Hawke bereits los geritten, während Sera, Bulle, Dorian und ich die letzten Vorbereitungen treffen, um ihnen zu folgen, was wir noch am selben Tag können. Fast zwei Wochen brauchen wir, bis wir die Westgraten und unser Lager dort erreicht haben. Späherin Harding teilte uns dort unverzüglich mit, dass sich Wächter Stroud und Champion Hawke bereits auf den Weg zu dem Ritualturm gemacht haben. Daher brechen wir nach einer kurzen Rast sofort auf, um ihnen zu folgen. Die Stimmung zwischen meinen Gefährten ist besser, als ursprünglich von mir erwartet. Sera hat sich während ihrer gesamten Zeit über bei uns gut mit Bulle und sogar Dorian angefreundet. Mittlerweile bin ich mir aber fast sicher, dass sie so etwas wie Schamgefühl überhaupt nicht kennt. „Sagt mal Bulle, wie sind Eure Frauen eigentlich so?“, fragt sie unverblümt. „Wie sie sind?“, kommt die Gegenfrage zurück. „Nun ja, sind sie auch so... argh... und groß? Ich frage mich wirklich, wie weibliche Qunari aussehen“, erklärt die Elfe. „Nun, wie eine Frau eben aussieht“, antwortet der Bulle ihr. „Eine Frau mit Hörnern meint ihr wohl“, fügt Dorian hinzu. „Nun, Magier, natürlich haben sie Hörner. Sie sind ja schließlich Qunari“, wendet sich der Söldner meinem besten Freund zu. „Verfügen die Frauen bei euch denn wenigstens über mehr Feingefühl oder sind sie so grob wie Ihr?“, führt der Schwarzhaarige die Unterhaltung fort. „Wenn wir wieder in der Festung sind, kann ich Euch gerne an mein Bett fesseln und Euch in aller Seelenruhe verdeutlichen, wie feinfühlig ich sein kann“, erwidert Bulle. „Nein, danke! Ich verzichte!“, Dorian schließt rasch zu mir auf. „Sagt mal, Inqui: Wie feinfühlig ist denn unser Kommandant?“, Sera hingegen scheint unser derzeitiges Gesprächsthema dafür sehr zu interessieren. Ich verschlucke mich an dem Wasser, das ich gerade aus meinem Wasserschlauch trinken will. „Bitte was?“, frage ich sie hustend. „Na, Eure Keule Cullen! Hat viele Männer unter sich, braucht ne Frau über sich. Jetzt sagt schon, hat er es lieber hart oder sanft?“, will sie neugierig wissen. Woher, bei der Leere, soll ich denn so was wissen? Ein Beziehung besteht doch aus mehr als nur Sex! „Der Boss und der Kommandant... hm...“, der Eiserne Bulle denkt laut nach, „mich würde die Farbe seiner Unterkleidung ja mehr interessieren.“ Dorian, froh nicht mehr im Mittelpunkt der Unterredung zu stehen, mischt sogleich mit: „Ich wette, sie ist rot mit kleinen Schwertern drauf!“ „Quatsch! Bestimmt ist sie blau mit schwarzen Streifen“, behauptet Sera. „Wieso blau-schwarz-gestreift?“, fragt Dorian sie. „Wieso rot mit kleinen Schwertern?“, fragt sie zurück. „Wobei, Bulle, nichts für ungut, die Frage der Unterkleidung ist definitiv interessant, aber...“, beginnt der Magier, „mich würde ja eher interessieren wie er allgemein unter der Rüstung aussieht.“ „Ja, das wäre auch wissenswert. Und Seras Frage darf natürlich auch nicht vergessen werden. Wobei, Boss, wenn Ihr mal Hilfe in Bezug auf Fesseln und Co. braucht, zögert nicht, mich zu fragen. Ich kann Euch da jederzeit gerne weiterhelfen“, grinst mich der Qunari an. „Beim Atem des Erbauers! Können wir vielleicht über etwas anders, wie Cullens Sexvorlieben sprechen?! Ich denke nicht, dass die einen von euch was angehen!“, setze ich dem ganzen hochrot ein Ende. Eine gewisse Erleichterung durchflutet mich, als der Turm aus der alten Zeit des tevinteranischen Reiches in Sicht kommt. Zu mindestens fürs erste sind solche Gespräche vorbei. Vor dem Turm werden wir bereits von Stroud und Hawke erwartet. „Gut, dass du hier bist, Leyla. Ich fürchte, sie haben bereits mit dem Ritual begonnen“, begrüßt uns Stroud. Ernst mustert Garret erst ihn, dann wendet er seinen Blick mir zu: „Das muss Blutmagie sein! Ich hoffe, wir können sie aufhalten, bevor noch mehr Leute dadurch zu schaden kommen!“ Kurz schweigen alle. Ernste Blicke werden ausgetauscht. Blutmagie ist ein sehr ernstes Thema. „Ihr geht vor, ich gebe euch Deckung!“, Hawke deutet mir, der Sache ein Ende zu setzen. Seiner Aufforderung folgend, gehen Stroud und ich vor den anderen her. Als wir die Brücke, welche zum Turm führt passiert haben, eröffnet sich uns ein erschreckendes Bild: Blutversehen Leichen liegen auf dem Boden. Der Rüstung nach zu urteilen war sie alle Graue Wächter. Ohne zu zögern steigen wir die Treppe hinauf. Stimmen wehen uns entgegen: „Nein, wartet!“, ruft jemand. „Kommandantin Clarels Befehle waren eindeutig!“, ertönt eine weitere Stimme. „Das hier ist falsch!“, widerspricht die erste Stimmen. „Denkt an Euren Eid: Siegreich im Krieg, Wachsam in Friedenszeiten, Opferbereit im Tode!“, mahnt die zweite Stimme. „Es tut mir Leid“, sagt eine dritte Person. Ein Schmerzensschrei ertönt, dann erklingt ein Brüllen. Stroud und ich werfen uns einen kurzen Blick zu, dann rennen wir die restlichen Stufen hinauf. „Und jetzt bindet Ihn! So, wie ich es Euch gezeigt habe“, verlangt die zweite Stimme. Dann erreichen wir das Plato des Turmes. Ein Mann geht, gefolgt von einem Dämon des Zornes, gerade an den von uns aus gesehenen linken Rand. Zu beiden Seiten stehen Graue Wächter gemeinsam mit Dämonen unterschiedlicher Arten und Naturen. Auf einem Podest, zu dem einige wenige Stufen hinauf führen, steht ein Mann mit schwarzen Haaren, welche er zu einem Zopf zusammengebunden trägt. Dazu trägt er eine Kampfmagierrüstung aus Tevinter mit einem weißen Mantel. „Inquisitor“, ruft dieser Fremde überrascht aus, „welch unerwartetes Vergnügen. Lord Livius Erimond von Vyrantium.“ Der Fremde stellt sich vor und verneigt sich elegant: „Zu Euren Diensten!“ Stroud wirft ihm einen finsteren Blick zu: „Ihr seit kein Wächter!“ „Aber Ihr... ach... Ihr seit derjenige, der Clarel entkommen ist“, bemerkt Livius, „und jetzt wollt Ihr und der Inquisitor mich aufhalten. Nun... ich bin sehr gespannt.“ „Ich habe schon früher Dämonen getötet. Auch wenn es mir missfällt, jetzt Wächtermagier töten zu müssen, aber... dann ist es eben so“, erhebe ich meine Stimme. „Ja... ich fürchte, ein paar werdet Ihr wohl töten müssen“, Livius wendet sein Blick den Grauen Wächtern zu, „Wächter: Hände hoch!“ Gehorsam erheben die Grauen Wächter ihre Hände. „Hände runter“, befiehlt der Tevintermagier. Synchron senken die Wächter ihre Hände wieder. „Corypheus beherrscht ihren Verstand!“, ernst sieht Stroud zu mir. „Sie haben sich das selbst angetan. Wisst Ihr, der Ruf hat den Wächtern Angst gemacht, also suchten sie überall nach Hilfe“, erklärt Erimond. „Sogar in Tevinter“, murmelt der ehemalige Kommandant der Grauen aus Orlais. „Ja! Und da mein Meister den Ruf in ihre kleinen Köpfe gepflanzt hatte, waren wir Venatori bereit. Voller Mitgefühl ging ich zu Clarel und gemeinsam ersannen wir einen Plan: Eine Dämonenarmee aufstellen, in die Tiefen Wege ziehen und die alten Götter töten bevor sie erwachen“, erklärt uns der Venatori freundlicherweise. „Corypheus, der mit einer Dämonenarmee durch Orlais zieht? Das ist die Zukunft, die ich in Redcliff gesehen habe“, besorgt blicke ich zu Dorian herüber, der ebenfalls an dieses Ereignis zu denken scheint. „Und jetzt wisst Ihr, wie es beginnt! Das Bindungsritual, das ich die Magier der Wächter lehrte, hat leider einen Nebeneffekt: Sie sind jetzt Sklaven meines Meisters. Das hier war nur ein Test. Sobald die restlichen Wächter das Ritual vollzogen haben, wird unsere Dämonenarmee ganz Thedas erobern“, Livius beginnt damit, auf und abzugehen. „Denkt Ihr wirklich, Ihr besiegt mich nur mit Dämonen und einem Riss im Nichts? Hat Corypheus nicht erwähnt, was ich mit der Bresche gemacht habe?“, frage ich ihn. „Oh... das hat er. Und er hat ebenfalls erwähnt, was er in Haven mit Euch gemacht hat!“, unerwartet streckt er die rechte Hand nach vorne aus. Rotes Licht umgibt diese. Mein Mal reagiert sofort auf seine Magie. Es beginnt zu pulsieren, Schmerz schießt durch meinen Arm. Leicht gehe ich in die Knie. „Der Älteste hat mir gezeigt, wie ich mit Euch fertig werde, falls Ihr töricht genug seit, Euch erneut einzumischen!“, Livius Magie, welche er gegen mich einsetzt, wird stärker. Der Schmerz nimmt zu und zwingt mich vollends auf die Knie. „Leyla“, höre ich Dorian besorgt hinter mir. „Dieses Mal, das Ihr tragt? Der Anker, der Euch unbeschadet durch den Schleier lässt? Ihr habt ihn meinem Meister gestohlen! Er war gezwungen, nach anderen Wegen ins Nichts zu suchen!“, beschuldigt mich der Venatori. Ich atme tief durch, dann stehe ich auf, den Schmerz ignorierend. „Wenn ich ihm Euren Kopf bringe, wird sein Dank uner...“, fährt Livius weiter fort. Doch ich erhebe meine linke Hand mit dem Mal, richte sie gezielt gegen ihn. Das grüne Strahlen wird heller, dann taucht es alles vor uns in ein grünes Licht, ehe ich mit einem knallendem Geräusch die Verbindung zu ihm trenne. Verdutz hält er in seiner kleinen Rede inne. Als das Licht verschwindet, können wir sehen, wie der Magier auf dem Boden liegt. Langsam erhebt er sich, ehe er sich abwendet. „Tötet sie!“, befiehlt Erimond den Wächtern, bevor er selbst verletzt die Flucht ergreift. Die Wächter greifen uns zusammen mit ihren Dämonen an. Dorian, Sera und Hawke ziehen sich nach hinten zurück, halten uns den Rücken frei. Bulle und Stroud greifen mit mir direkt unsere Feinde an. Die Magier sind durch das Bindungsritual geschwächt, verfügen nur über wenig Magie und sind daher leicht zu besiegen. Die Dämonen dagegen sind schon gefährlicher, doch gegen die Dämonen des Zornes wenden Dorian und Garret kurzerhand Eiszauber an, während Sera sie zusätzlich mit Pfeilen spickt. Wenige Augenblicke später zieren den Boden weitere Leichen: Die der Wächtermagier und die der Dämonen. Nach dem Kampf kommt Hawke auf Stroud und mich zu: „Sie wollten einfach keine Vernunft annehmen!“ „Ihr hattet recht. Durch ihr Ritual sind die Magier jetzt Corypheus Sklaven“, stimmt Stroud ihm betrübt zu. „Und die Krieger der Wächter?“, fragt mein alter Freund uns. Wir antworten ihm nicht und er senkt den Blick: „Richtig, sie wurden für das Ritual geopfert! Welch eine Verschwendung.“ „Menschenopfer! Dämonenbeschwörung! Wer hält den so was für eine gute Idee? Das ist nicht der Orden, den ich kenne und zu dem ich aufgeblickt habe!“, ärgere ich mich. „Feiglinge und Narren“, liefert mir Hawke die Antwort. „Die Wächter lagen falsch, Hawke. Aber... sie hatten ihre Gründe. Leyla, du solltest das eigentlich wissen“, erklärt Stroud. „So wie alle Blutmagier! Jeder hat eine Rechtfertigung für seine falschen Entscheidungen und NIE ist sie von Bedeutung“, entgegnet Garret, „letztlich zählt alleine das, was man getan hat.“ Still stimme ich ihm zu. Das was hier passiert ist, hätte nie passieren dürfen. Die Wächter hätten nie zu der Blutmagie greifen dürfen. Sie wurde nicht verboten, weil man jemanden damit ärgern wollte, sondern weil sie gefährlich ist. Stroud scheint nicht länger über die Beweggründe seiner Ordensbrüder diskutieren zu wollen: „Ich denke, ich weiß, wo die Wächter sind, Leyla. Erimond ist in diese Richtung geflohen.“ Er zeigt in besagte Himmelsrichtung. „Dort liegt eine aufgegeben Festung der Wächter. Adamant“, eröffnet er. Ich wende mich ihm zu. Von dieser habe ich bereits früher schon einmal gehört. „Das klingt plausibel“, antworte ich. „Die Wächter und ich werden die Festung auskundschaften gehen und sichergehen, dass die anderen Wächter dort sind. Wir treffen uns dann in der Himmelsfeste“, erklärt Hawke. Ich nicke ihm zu, dann ziehen er und Stroud los. Wo sind wir da nur reingeraten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)