Zum Inhalt der Seite

Verborgen in Stille

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vor der Haustür

Hi, danke danke für die Kommentare! Hat mir jedenfalls weitergeholfen!!

Ich hoffe euch gefällt es ;)

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Später am Abend lagen wir auf der ausgezogenen Couch im Wohnzimmer. Ich spürte Jack an meinen Rücken und merkte, dass er noch wach war, denn sein Atem war nicht tief und gleichmäßig. Ob er über irgendwas nachdachte? Ob er sauer war, dass wir jetzt schon zurück mussten? Ich streckte leicht meine Glieder und fast schon automatisch begann er mich sanft zu streicheln, als denke er, ich würde unruhig schlafen. Niedlich, schoss es mir durch den Kopf. „Kannst du nicht schlafen“, fragte ich leise.

Ich spürte, wie er den Druck um meinen Körper intensivierte und hörte ihn grummeln: „Nee. Ich hab Hunger.“ Ach, daran dachte er!

„Fällst du deswegen nicht über mich her, weil du keine Energie mehr hast“, fragte ich frech und drehte den Kopf zu ihm um. Im silbrigen Schein des Mondes wirkten seine Züge grotesk und auch ein wenig schaurig, doch ich kannte ihn zu gut und liebte dieses Gesicht zu sehr, als das ich irgendetwas an ihm abstoßend finden würde. Ich sah, wie er im Schein des Mondes zu grinsen begann. „Ich hab mehr Energie als du vielleicht glaubst!“

Ich drehte mich in seinen Armen um und blickte ihn frech an. „Wenn du meinst… Ich habe aber auch Hunger. Vielleicht sollten wir uns eine Pizza bestellen“, fragte ich skeptisch und zustimmend nickte Jack, er schien fast schon dankbar über diesen Vorschlag. „Ich war auch schon am überlegen, wo man hier richtiges Essen herbekommt! Von diesem Kaninchenfutter wird ja keiner satt… Wieso macht deine Schwester sowas?“

Während wir leise aufstanden und uns anzogen erklärte ich flüsternd: „Sie war früher mal dick und als Andere sie so geärgert haben… na ja hat sie sich halt geschworen abzunehmen… Und Dad hat sein Übriges dazu beigetragen.“ Finster blickte Jack mich an und fragte: „Oh, bitte sag nicht, dass er sie auch damit aufgezogen hat…“ Und als ich nickte schnaufte Jack verärgert und ich konnte ihm nur zustimmen. „Ich hab immer gesagt“, meinte ich leise, „dass Jenny sich wohl fühlen muss…“ Jack grinste mich an und meinte: „Aber selbst stehst du auch eher auf sportliche Menschen.“

Ich musterte ihn. Ja, ich stand auf sportliche, trainierte Männer! Als jeder nach seinem Handy griff meinte ich: „Ich hab ja bekommen, was ich wollte.“ Nüchtern betrachtete mich Jack und schlug mir feste gegen die Schulter.

Nachdem wir eine Nummer rausgesucht hatten, schlichen Jack und ich leise hinaus. Ich klaute mir noch Jennys Haustürschlüssel, welcher in einer Schüssel neben der Tür lag. Wir setzten uns vor die Haustür und warteten auf den Pizzaservice. Es war eine sternenklare Nacht und der Halbmond ließ alles in seinem Licht glänzen. Ich sah zu Jack und stellte fest, dass auch er in den Himmel sah und wohl die Sterne betrachtete. Er hatte eine Zigarre im Mund. Jenny verbot das Rauchen in ihrer Wohnung. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie sanft.

Sein Kopf drehte sich zu mir und er blicke mich offen und freundlich an und ich schaute zurück. Selten hatten wir wirklich Romantik zwischen uns, wir waren tatsächlich eher körperlich, was ich auf keinen Fall missen wollte. Doch umso mehr fand ich, dass man diese Momente dann wirklich genießen sollte. „Irgendwie waren die Tage toll mit dir“, meinte ich freundlich und offenherzig. Zustimmend grummelte Jack, doch schwieg er darauf. Er würde nie ein Mann vieler Worte werden, doch es störte mich nicht.

Ich war froh, dass Jack hier war und während wir schweigend auf die Pizza warteten, dachte darüber nach, was mich Zuhause erwarten würde. Leise seufzte ich und begann in die Stille hineinzusprechen: „Wenn ich wieder Zuhause bin, hab ich sicher richtig Stress mit Mum und Dad. Vielleicht kann ich dann erstmal nicht zu dir kommen…“

Jack nickte und langsam wanderte sein Auge in meine Richtung. Er zog noch ein zwei Male an der Zigarre, ehe begann zu sprechen: „Wer weiß wie es wirklich wird… Wenn was ist komm einfach, okay? Außerdem wolltest du auch noch CQC ausprobieren. Das hab ich nicht vergessen.“ Ich nickte leicht und fragte mich, ob wir tatsächlich je dazu kommen würden gemeinsam zu trainieren. Lust hätte ich darauf schon. Wie solche Nahkampfübungen wohl ablaufen würden?

„Ich muss auch an mein Baseballtraining denken… Willst du… wirklich zu einem Spiel kommen? In den letzten Spielen war immer ein Talentscout da. Ich hoffe ja so sehr, dass es klappt!“ Jack musterte mich stumm und blickte mich mit unergründlichem Blicken an. Was ihm durch den Kopf ging verriet er mir nicht, auch nicht, nachdem ich nachgefragt hatte.

Doch er versprach mir beim nächsten Spiel dabei zu sein und das freute mich! „Ich frag mich, wie du Eric finden wirst“, meinte ich fröhlich und sah wieder hinauf in den dunklen Himmel. Jack zuckte mit den Schultern und folgte meinem Blick. Schweigend hielt er mir die Zigarre hin und tatsächlich nahm ich sie ihm ab und zog an ihr. Anders wie beim ersten Mal schaffte ich es nicht zu husten und ein kratziger Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, welcher langsam süßlicher wurde. Nach wenigen Augenblicken des Schweigens hörten wir das Röhren eines sich nähernden Motors. Augenblicke später sahen wir einen jungen Mann auf einem Mofa auf das Haus zufahren. Ich erkannte das Logo des Pizzadienstes und stand langsam auf und reichte Jack seine Zigarre. Wir bezahlten die Pizza und setzten uns mit dem Karton auf unserem Schoß wieder auf die Treppe. Wir sahen vorbeifahrenden Autos zu und den wenigen Passanten, die noch unterwegs waren. Ich wollte nicht reden und so genoss ich das Schweigen, welches zwischen uns herrschte. Als Jacks Stimme die Stille durchbrach, war ich ziemlich überrascht. „Hast du große Sorge, wieder nach Hause zu kommen.“ Er blickte mich nicht direkt an, doch ich wusste, dass er versuchte jede meiner Reaktion zu beobachten. Während ich über meine Antwort nachdachte, fielen meine Schultern nach unten und mit einem Schlag war alles wieder da. Der Grund, warum ich einfach gegangen war. Die andere Frau, mein kleiner Bruder. Die Wut meines Vaters auf mich, die eigentlich, jetzt mit Abstand betrachtet, vollkommen unbegründet war. Das er sauer auf mich war, war total surreal, denn er hatte diesen ganzen Mist erst begonnen! Dennoch wusste ich, dass sie da war und nun hatte ich ihm Futter gegeben diese Wut an mir auszuleben. Zögerlich, aber ehrlich nickte ich und blickte Jack ins Gesicht. Verstehend nickte er und seufzte leise.

„Lass dich nicht klein machen. Dreh den Spieß um, wenn er dir scheiße kommt.“ Unschlüssig nickte ich. Ich wusste, was Jack meint, doch es war schwierig sich nicht einschüchtern zu lassen. Ich spürte Jacks Hand auf meiner Schulter und als er sprach war seine Stimme ernster als ich sie vermutet hatte. Es schien, als habe er schon lange nach einem Moment gesucht dieses Gespräch mit mir zu führen. „Wirklich Jasper. Dreh den Spieß um und droh ihm, oder du sagst es deiner Mutter. Dann kann dein Alter mal schauen, wie toll sie das findet.“ Ich nickte unschlüssig und Jack erkannte meine Unsicherheit. Genervt schien er zu seufzten, doch als er sprach klang seine Stimme neutral, fast schon sachlich: „Ich werde jedenfalls nicht weiter zuschauen. Wenn du noch einen blauen Fleck wegen deinem Alten hast, dann werde ich mal mit ihm sprechen. Oder du lernst die Schockstarre abzuschalten und verpasst diesem Idioten selbst eine!“ Ich konnte nicht anders als leicht zu grinsen, als ich seine Worte hörte. „Ich verspreche dir, ich werde versuchen mich zu wehren. Und sollte ich Hilfe brauchen, werde ich… werde ich dich schon bitten. Wirklich!“

Ernst schaute Jack mir in die Augen, sah nicht weg und unterbrach den Augenkontakt auch nicht. Wieder einmal war es erstaunlich, wie lange dieser Mann Augenkontakt halten konnte. Ob man das während der Ausbildung lernte? Ich sah nicht weg und langsam nickte er. Als ich ihn fragte, woran er gedacht hatte, schwieg er. Ich vermutete, dass er meinen Worten nur wenig Glauben schenkte. Doch ich wollte es ihm beweisen. Ich wollte nicht mehr schwach sein bei meinem Vater! Ich war kein schwacher Mann! Das war ich nie und das wollte ich ihm zeigen.

„Ich meine es ernst, Jack. Ich will mir nicht mehr alles von ihm gefallen lassen“, sagte ich energisch und blickte starr in sein Gesicht.

„Trotzdem musst du nicht alleine kämpfen“, meinte er und zog mich zu sich, während ich das letzte Stück meiner Pizza aß. Ich nickte ihm zu und war zufrieden, dass er mir bei stand und mich dennoch irgendwie alleine kämpfen ließ. Es war mir wichtig, denn ich wollte mich nicht hinter ihm verstecken! Ich war schließlich kein schwacher Junge. Natürlich konnte ich nicht mit Jack mithalten, aber er war sein Leben lang dazu trainiert worden und ich nicht. Es war mir einfach wichtig, dass er mich nicht schwach sah. Ich wollte, dass er mich ebenbürtig sah, so albern es vielleicht auch klang. Neben ihm wirkte ich sowieso schon schwächer und als sei ich „der Kleine“. So wollte ich nicht immer gesehen werden und in die Rolle wollte ich mich auch nicht drängen lassen. Nur weil er älter und reifer war. Ich hielt ihm mein letztes Stück Pizza hin und Jack aß mir aus der Hand. Wir grinsten einander kurz an und ich war froh, dass das ernste Gespräch wohl nun vorbei war.

Nachdem wir beide fertig waren meinte Jack, dass wir wieder ins Bett sollten und langsam erhoben wir uns von der Treppe. Wir gingen hinauf in Jennys Wohnung und vorsichtig schloss ich ihre Tür auf. Leise, um sie nicht zu wecken, schlichen wir ins Wohnzimmer zurück und ich fand Didi eingerollt auf der Couch liegen. Ich verdrehte genervt die Augen und seufzte schwer. Jack und ich sahen beide gleichzeitig zu dem kleinen Hund und als sich unsere Blicke trafen, sah ich ihn streng an. Ergeben, aber Augen verdrehend nahm Jack den kleinen Welpen auf den Arm und setzte das Tier auf dem Boden ab. Ich grinste ihn kurz dankend an und legte mich ins Bett. Das leise jammern Didis ignorierte ich. Jack legte sich zu mir und bot mir stumm seinen Arm an. Ich lag in Jacks Armen und wünschte eigentlich, dass die Zeit stehen blieb, doch das tat sie nicht. Während ich mich an ihn kuschelte, fragte ich leise: „Findest du das eigentlich albern, dass ich so gerne bei dir liege…?“

Während Jack mir leicht über den Arm streichelte fragte er mich, wie ich darauf kommen würde und leise antwortete ich: „Ach… Ich weiß nicht… Ich habe manchmal Sorge…. Na ja, ich weiß nicht, dass du mich einfach schwach siehst… und unmännlich…“

„Warum“, fragte Jack und klang ziemlich amüsiert, „weil du lieber das kleine Löffelchen bist?“ Unsicher zuckte ich mit den Schultern und grinste leicht verlegen. „Nein Jasper. Ich sehe dich nicht als schwach oder gar unmännlich an. Ich bin viel älter als du… du wirkst nur jünger, weil du es auch einfach bist.“ Ich nickte dankbar, dass er das sagte und versuchte trotzdem zu erklären, weswegen ich so dachte. „Ich meine, dass ich so gerne kuschele ist ja schon…. Ich weiß auch nicht, ein wenig schwul…“

Jacks Erwiderung war zwar richtig, dennoch verdrehte ich die Augen, als ich seine Worte vernahm: „Du bist schwul.“ Missmutig sah ich ihn an und erkannte sein trockenes Grinsen. „Ich weiß“, sagte ich und grinste ebenfalls. Jack drückte mich an sich und nuschelte leise: „Du wirkst nicht tuntig oder sonst was, Jazz… Dann wirke ich auch so….“ Er streichelte mir weiterhin sanft über den Bauch und ich genoss es, dass er es so sah, dass er mir diese alberne Sorge einfach nahm, statt sich darüber lustig zu machen. Entspannt schlief ich ein und merkte nicht, wie Jack Didi wieder ins Bett ließ.
 

Am nächsten Morgen wurde ich früh von Didi geweckt, der fröhlich zwischen Jack und mir hin und her lief. Ich stöhnte genervt auf und raunte leise: „Bor Didi…Muss das sein?“ Ich spürte seine feuchte Zunge auf meiner Wange und roch den Atem des Welpen. Ich stöhnte genervt und zog die Decke über meinen Kopf. „Oh Mann, wieso muss der das machen“, grummelte ich genervt und seufzte schwer.

„Weil der eben auch nicht bis in die Puppen schläft“, hörte ich Jacks amüsierte Stimme über mir. Er zog die Decke weg von meinem Kopf und ich sah das fröhliche gut gelaunte Funkeln in seinem Auge. Es amüsierte ihn, wenn er mich weckte und ich ihn verschlafen und böse anfunkelte. Ergeben seufzte ich und setzte mich langsam auf. Sollte ich mich doch daran gewöhnt haben, nicht allzu lange zu schlafen.

Jenny schien noch nicht aufgestanden zu sein und bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es erst halb acht war! Wieso tat mir Jack sowas an? Waren wir doch erst spät ins Bett gegangen. Ich seufzte schwer und rieb mir durch die Augen. Ich zog mir die letzten sauberen Klamotten an und tapste in Jennys Küche. Langsam aber sicher brauchte ich wirklich frische Kleidung, stellte ich fest. Ich streckte meine Glieder und sah, wie Jack sich eine Hose überzog. „Muss der Hund wieder raus“, fragte ich überrascht und betrachtete Jack eingehend, wie er sich schnell und fast schon übermotiviert anzog. Er schüttelte den Kopf und meinte: „So kann ich aber richtiges Frühstück holen… Nachher gibt es hier nur gesundes Körnerfutter oder so… Oder nur ne Grapefruit. Hast du schon mal eine gegessen? Ekelhaft bitter.“ Ich grinste breit bei Jacks Erklärung und schüttelte amüsiert den Kopf. „Bring was leckeres mit“, meinte ich zu ihm und winkte ihm fröhlich tu, als er mit Didi die Wohnung verließ.

Kurz nachdem die Tür ins Schloss gefallen fahr, kam Jenny verschlafen aus ihrem Schlafzimmer. „Wieso bist du denn schon wach“, begrüßte sie mich gähnend und streckte sich. Sie trug nichts weiter als eine Boxershorts und ein Top und strich sich verschlafen durch die Haare. „Jack ist irgendwie ein ziemlicher Frühaufsteher und, na ja…“, ich ließ den Satz unbeendet, denn man gewöhnte sich tatsächlich daran.

„Wie schrecklich“, kommentierte sie und schien Kaffee vorzubereiten. „Wo ist Jack denn“, fragte Jenny und blickte vom ausgezogenen Sofa zu mir. „Ach, Jack holt Frühstück und ist mit Didi draußen. Ein kleines Dankeschön, dass er hier schlafen durfte“, log ich sie freundlich an. Ich sah, wie Jenny schnaufte und trocken meinte: „Der holt nur Frühstück, weil er meint mein Essen schmeckt nicht. Oder macht ihn nicht satt, oder ist zu gesund.“ Ich konnte nicht anders und grinste Jenny breit an und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht ein wenig von allem“, meinte ich leise lachend und wich ihrem spielerischen Schlag aus. Wir deckten den Tisch und während Jenny das Radio einschaltete, klingelte es an der Tür und ich öffnete sie. Immer noch trug sie nur ihre knappen Klamotten und ich sah, wie Jack sie eingehend musterte, als sie vor ihm in das Wohnzimmer kam.

Tatsächlich hatte Jack Brötchen, fettige Croissants, Schinken und Kakao mitgebracht, worüber Jenny nicht wirklich erfreut aussah, sich aber dennoch bedankte. Ich trank den Kakao, jedoch schüttete ich mir auch eine Tasse Kaffee ein, was Jenny ziemlich verwunderte. Wieder verdünnte ich ihm mit viel Milch, doch hatte ich das Gefühl, dass Kaffee von mal zu mal besser schmeckte.

„Soll ich euch zum Flughafen bringen“, fragte Jenny freundlich während sie ihren Kaffee trank und blickte jedem von uns ins Gesicht. „Wir fliegen nicht mit dem Flugzeug“, kommentierte Jack und verschlang gierig sein Brötchen. Verwirrt über Jacks Aussage fragte Jenny: „Und wie wollt ihr dann nach Hause? Ihr seid ja ohne Auto hier und Zug fahren ist umständlich.“

Unschlüssig blickte ich zu Jack, sollte oder durfte ich Jenny sagen, dass wir mit einem Helikopter nach Hause flogen? Ich wollte nicht, dass Jack Probleme wegen mir bekam, also biss ich in ein Croissant. „Ein Freund nimmt uns mit“, meinte Jack, was Jenny zögerlich nicken ließ. Es klang so unverdächtig, wie Jack es sagte, dass es gar nicht auffiel. Doch während ich darüber nachdachte, freute ich mich auf das Fliegen mit dem Helikopter und ich grinste leicht vor mich hin, während ich darüber nachdachte. „Kommst du uns eigentlich bald besuchen“, fragte ich Jenny und unschlüssig nickte sie. „Mum will unbedingt Clay kennen lernen“, sie verdrehte leicht die Augen und grinste mich an, während sie das sagte.

„Also kommt ihr bald zum Tee, cool, will den auch mal kennenlernen. Sah über Skype eigentlich recht nett aus“, grinste ich sie an.

„Vergiss es, du bist der kleine Bruder… Da muss ich deinen Typen abchecken, nicht umgekehrt“, meinte Jenny und grinste mich an. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen als sie das sagte, doch auch Jenny grinste und ich wusste, sie nahm sich selbst nicht ernst!

Nach dem gemeinsamen Frühstück packte ich meine restlichen Sachen zusammen. Jenny war in der Küche verschwunden und so fragte ich Jack leise: „Werden wir wirklich abgeholt?“ Leise erklärte er mir, dass wir mit einem Taxi zu einem kleinen Flughafen fahren werden und von dort mit einem Bekannten weiter reisen würden.

Während wir noch redeten kam Jenny zu uns und ich sah, wie sie an ihrem Oberteil nestelte. „Ich komm mit euch runter. Ich muss noch einkaufen“, sagte sie und begann sich das Oberteil langsam auszuziehen. Ich sah kurz zu Jack, welcher wie gebannt auf meine Schwester starrte. Böse sah ich ihn an, doch er bemerkte meinem Blick nicht. Ich räusperte mich überdeutlich und sagte zu meiner Schwester: „Das solltest du hier nicht machen!“

Sie grinste mich spitzbübisch an und sagte: „Ich bin deine Schwester, wir waren sogar schon zusammen baden!“ Und mit diesen Worten zog sie sich das Oberteil aus und stand nur noch in ihrem weißen BH vor uns.

„Aber Jack ist nicht dein Bruder“, meinte ich entsetzt und sah, wie Jack anfing zu grinsen während er auf ihre Brüste schaute! Schulterzuckend meinte Jenny: „Und? Ist doch egal, ihr seid beide schwul.“ Ich schüttelte den Kopf und schlug Jack feste gegen die Seite. „Nein, bin ich nicht“, nuschelte Jack und ein süffisantes Grinsen schlich sich auf seine Züge. Ich sah wie Jennys Kopf ratterte und als ich erklärend sagte, dass Jack auf Frauen und Männer steht, schrie sie kurz entsetzt auf und schlang ihre Arme um die Brust.

Ich konnte nicht anders und lachte, als ich das Schauspiel sah, während Jack trocken sagte: „Ich hab schon alles gesehen, jetzt brauchst du es auch nicht mehr verstecken.“

„Oh Gott! Jasper, dein Freund ist ein Arschloch“, schrie sie pikiert. Ich nickte zustimmend und meinte, dass ich das wüsste. Schnell verschwand Jenny im Schlafzimmer und bitter böse sah ich Jack an. Er zuckte ungerührt mit den Schultern und meinte trocken: „Als ob du nicht schauen würdest, wenn sich ein heißer Kerl ausziehen würde…“

Ich verdrehte grinsend die Augen und schüttelte den Kopf über diese Aussage. Wenig später verließen wir drei Jennys Wohnung.

Während ich mich von Jenny verabschiedete, drückte sie mich feste an sich. „Lass dich nicht ärgern Jazzy“, meinte sie lieb zu mir und auch ich drückte sie kurz aber feste an mich. Als sie Jack die Hand reichte, schien sie gewillt die Situation von gerade nicht ansprechen zu wollen. Leise hörte ich sie ernst sagen: „Pass ja auf ihn auf… Auch wegen unserem Vater, der würde das sicher nicht… gut finden.“ Ich sah, wie Jack ziemlich ernst nickte und ich hatte das Gefühl, als versprach er ihr gerade mich vor Dad zu beschützten.

Wir stiegen in ein Taxi und immer noch brach keiner das Schweigen. Jack nahm Didi auf den Schoß und streichelte den kleinen Welpen. Als wir auf einer breiten mehrspurigen Straße fuhren, meinte ich leise zu Jack: „Wenn ich ehrlich bin hoffe ich ja, dass Dad mich doch noch so sehr liebt, dass er es akzeptieren kann. Also das ich schwul bin.“ Unschlüssig war der Blick, mit dem Jack mich betrachtete und er seufzte schwer.

Schlussfolgernd meinte ich mit bitterer leiser Stimme: „Du gehst nicht davon aus, oder?“ Ich sah wie Jack mit sich rang. Wusste ich doch, dass er niemanden gerne seine Meinung aufredete. Traurig klang seine Stimme, als er sprach: „Ich glaube nicht, dass er sich ändert… Aber vielleicht… vertue ich mich auch und er liebt dich so sehr, dass er damit irgendwie leben kann. Ich kann ja auch mal falsch liegen.“ Ich wusste, dass Jack dies nicht glaubte. Sicher wollte er mich nur nicht verletzen. Der kleine ehrliche Teil in meinem Inneren stimmte ihm sogar zu! Wie ich diesen Teil hasste… Doch so sehr ich meinen Vater auch in den letzten Monaten verabscheut hatte, war er dennoch mein Vater. Das ließ sich nicht einfach abstellen.

Ein Teil von mir liebte ihn, ob ich es wollte oder nicht. Und dieser Teil hoffte noch, dass Vater mich nicht einfach aus seinem Leben verbannte, nur weil ich schwul bin. Doch diese Ambivalenz in meinem Inneren verstand ich selber nicht. Wie konnte ich ihn noch lieben, wenn ich wusste, was er meiner Mutter antat. Was er mir antat?! Wieso konnte ich ihn nicht einfach hassen? Ihn einfach nicht mehr als meinen Vater ansehen? Musste wirklich noch mehr passieren, bis ich ihn nicht mehr meinen Vater nennen konnte?
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

soo..ich weiß, dass viele auf das Kapitel mit Jazz´s Vater gehofft haben.

Das wird das nächste versprochen! Ich wollte nur einen runden Abschluss mit Jenny haben. Ich hoffe ihr seit deswegen nicht all zu sehr enttäuscht.

Schönen Abend noch ;)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Adisa
2017-05-06T09:07:02+00:00 06.05.2017 11:07
Das Kapitel mit Jenny war super! Danke, dass du dir dafür Zeit gelassen hast.
Von:  Pitchermaus
2016-11-07T19:19:13+00:00 07.11.2016 20:19
Ah wie süß die Beiden doch sind. Ich musste doch lachen, als Jack meinte, er habe Hunger. Und dass die Beiden sich dann ne Pizza bestellen. Es wäre sicher lustig geworden, wenn Jenny aufgewacht wäre und das mitbekommen hätte. Und dann die Szene mit Didi... Dass Jack so inkonsequent sein kann. Irgendwie niedlich und es macht ihn sehr sympathisch. Da hat Jazz ja noch ein bisschen was an Arbeit vor sich, wobei ich mir fast vorstellen kann, dass er was das Thema Didi im Bett angeht, kapitulieren wird.
Die Situation vor der Haustür hat mir auch sehr gut gefallen. Jack war mal wieder irgendwie typisch er. Auf der einen Seite sehr einfühlsam, was Jazz betrifft und auf der anderen Seite ist er aber immer noch der stille und eher ernste Typ. Den Spagat zwischen Jacks emotionaler und der eher nüchternen und sachlichen Seite bekommst du wirklich immer super hin. Wie er auf Jazz Zweifel eingeht, hast du auch super beschrieben. Das war total Jack. Auch wenn ich immer wieder überrascht bin, wie Jack es schafft so gut auf Jasper einzugehen und ihn auf seine, vielleicht auch etwas ungewöhnliche Art, zu unterstützen und Jazz zu helfen. Jacks Bedenken bezüglich einer Beziehung sind bisher ja eher unbegründet und wenn er so weiter macht, dann würde ich fast meinen, dass das auch so bleibt. Zu wünschen wäre es den Beiden auf jeden Fall. Also dass das klappt zwischen ihnen, auch wenn beide noch so jung sind und komplett andere Lebensläufe und wahrscheinlich auch Lebensvorstellungen haben.
Dass Jazz sich nicht auf die Begegnung mit seinen Eltern freut ist klar. Seine Flucht hat die Situation sicher auch nicht besser gemacht. Es ist auch verständlich, dass er doch irgendwo noch Hoffnung hat, dass sein Vater ihn liebt und so akzeptiert, wie er ist. Auch wenn das wohl wirklich nur Wunschdenken ist. Da bin ich schon gespannt, ob er sich wirklich gegen seinen Vater wehren kann. Auch wenn er sich das fest vornimmt, ist es doch etwas anderes, so etwas dann auch in die Tat umzusetzen. Jacks Angebot ist da irgendwie wieder total sweet von ihm. Ich fände es ja schon irgendwie toll, wenn es zu einer Konfrontation zwischen Jack und Jazz Vater kommt. Wobei ich natürlich Jazz auch wünschen würde, dass er sich gegen seinen Vater zur Wehr setzen kann (muss ja nicht unbedingt körperlich sein). Dass wäre sicher auch wichtig für ihn, sowohl für die Zukunft für spätere Konfrontationen und Auseinandersetzungen, als auch um sich weiter mit dem Thema bezüglich seines Vaters auseinanderzusetzen und es später auch verarbeiten zu können. Und natürlich auch, um einfach für sich zu Wachsen.
Jennys Abschied von den Beide war dann wieder irgendwie zum schießen. Für die als üblicherweise prüde bekannten Amerikaner ist sie da doch recht offenherzig. Dass Jack da guckt war irgendwie klar. Auch wenn mir das jedes Mal für Jazz leid tut, denn irgendwie stelle ich mir das nicht so schön vor wenn man direkt daneben steht und der Freund einem oder einer Anderen hinterherguckt. Und dass immer auch noch recht offensichtlich. Jennys Reaktion ist aber auch irgendwie... ich weiß nicht. Sie scheint schon etwas Special zu sein.
Naja ich freue mich jetzt schon auf das nächste Kapitel und die Begegnung zwischen Jazz und seinen Eltern. Auch wenn die sicher nicht so schön wird. Er hat zum Glück ja Jack an seiner Seite und der wird das sicher von seinem Haus aus beobachten, was bei Jazz vorgeht. Und sollte Jazz bei ihm sein, wird er sicher auch keinen in sein Haus lassen. Hach, ich freue mich schon weiter zu lesen :).


Zurück