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Verborgen in Stille

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Du hast einen Freund in mir

Am nächsten Morgen begann die Schule wieder. Neidisch auf meine Schwester, die noch frei hatte stand ich auf und machte mich fertig. Doch ich freute mich auch, denn dass die Schule wieder los ging bedeutete, dass ich wieder regelmäßig Baseball spielen konnte! Ich packte gerade meine Tasche als ich mein Portemonnaie fand. Es war viel zu dick und als ich es öffnete sah ich das Geld was ich von Jack bekommen hatte! Ich hab es ihm nie wieder gegeben… Erneut kam die Frage auf, wieso er mir so viel Geld einfach geben kann. Vielen ihm 100$ die fehlen einfach nicht auf?

Viel Zeit um mir darüber Gedanken zu machen hatte ich nicht. Ich musste mich beeilen, da ich schon spät dran war. Als ich an Jacks Haus vorbei ging sah ich, dass schon Licht brannte. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Wieso stand jemand freiwillig immer so früh auf? Vor allem wenn er es doch nicht musste.

Ich hatte Ohrstöpsel im Ohr und lauschte der Musik die daraus kam während ich die Straßen entlang ging. Es waren nur noch zwei Blocks bis zu meiner Schule als plötzlich jemand nach meinem Arm griff. Reflexartig griff ich nach der Hand, wie ich es gelernt hatte und schlug sie weg, während ich mich umwandte. Mein Puls raste. Ich blickte in das erschrockene Gesicht von Tobey der sich die schmerzende Stelle am Arm rieb. Ich zog mir die Ohrstöpsel aus den Ohren und ich hörte ihn vorwurfsvoll sagen: „Wieso tust du mir weh…?“

„Da fragst du noch? Du hast mich erschreckt“, meinte ich ohne die Spur von Reue in meiner Stimme. Ich atmete beruhigend durch und mein Puls normalisierte sich. Er rieb sich die Stelle erneut und meinte: „Egal. Ich wollte dich nämlich abfangen. Ich dachte du meldest dich in den Ferien mal…“ Hörte ich da wirklich einen Vorwurf? Vermutlich hätte ich mich sogar gemeldet, wäre Jack nicht neben an eingezogen, das konnte ich ihm jedoch schlecht sagen. „Öhm“, entfuhr es mir, „hatte anderes zu tun. Wie waren deine Ferien?“ Langsam ging ich weiter. Wir hatten Bio in der ersten Stunde und da ich nicht gut in dem Fach war und der Lehrer mich nicht mochte wollte ich nicht unpünktlich sein.

„Sehr gut… Ich habe jetzt einen Freund. Wir sind ganz frisch zusammen“, meinte er breit grinsend. Ich sah zu ihm und lächelte freundlich. „Das ist schön für dich“, sagte ich und tatsächlich meinte ich es auch so. Tobey sah mich prüfend an eher er antwortete: „Du hast dich ja nicht gemeldet und da dachte ich du willst eh nichts von mir…“ Wie Recht er damit auch hatte…

Wir gingen weiter, wieso hatte er mich abgefangen? Nur um mir das zu sagen? „Sag mal Jazz…willst du jetzt endlich den Leuten sagen, dass du schwul bist“, fragte mit Tobey mit leiernder Stimme. Ich verdrehte die Augen und sah böse zu ihm herüber. Leider hatte mein Blick nicht die Wirkung, wie ich sie bei Jack schon häufiger wahrgenommen hatte. Denn statt zurück zu rudern blickte mich Tobey weiterhin auffordernd an.

„Tobey ich bin nicht schwul. Und wenn ich es bin, dann ist es auch meine Entscheidung wann und wem ich das sage, oder nicht? Verstanden?“ In meiner Stimme schwang meine Laune mit, ich war ziemlich genervt davon. Wieso redeten er da überhaupt Andere rein?

Tobey blickte mich missmutig an und meinte fast schon trotzig: „Man sollte einfach dazu stehen können. Ist doch egal was andere sagen.“

Ich verdrehte genervt die Augen und entgegnete: „Das hat nichts mit „dazu stehen“ können zu tun. Du kannst nicht verlangen, dass alle anderen damit so offen umgehen wie du. Das ist einzig deren Entscheidung. Wie sie damit umgehen.“ Oder ich, ergänzte ich in meinen Gedanken. Auch musste er verstehen, dass es nicht jedem egal war, was andere meinten. Tobey seufzte genervt, als habe er diesen Spruch schon häufiger gehört. Er blickte mich frustriert an und stöhnte theatralisch aus.

„Du hast ja recht…Trotzdem ist es nervig…“

„…Wie wäre es wenn du mir von deinem Freund erzählst“, schlug ich vor um ein positives Thema zu besprechen. Nach drei Minuten bereute ich diesen Vorschlag. Tobey hörte nicht mehr auf zu schwärmen. Wie toll der Junge sei, dass sie sich aus dem Jugendzentrum kanten. Wie viel sie gemeinsam hatten. Das sie beide dieselben Schuhe trugen?

Ich fragte mich gerade, wen das interessierte als Tobey mich auf einmal musterte. Fragend blickte ich ihm in sein Gesicht und zog skeptisch die Brauen zusammen. „Stört es dich wirklich nicht, dass ich einen festen Freund habe“, fragte mich Tobey plötzlich. Verwirrt über diese Frage meinte ich: „Hä? Nein? Ist doch schön für dich… oder nicht?“

„Ich dachte du hast mehr „Eisen im Feuer“, meinte ich schmunzelnd zu ihm während wir um eine Ecke gingen. Zögerlich nickend bestätigte mir Tobey meine Aussage und ergänzte: „Klar, hab ja auch jetzt, aber trotzdem…“ Innerlich verdrehte ich frustriert die Augen und sah in Tobey eigentlich so freundliches Gesicht. „Hey…ich will wirklich nichts von dir. Und freue mich, dass du einen anderen hast. Wirklich.“ Langsam nickte mir Tobey zu und tatsächlich lächelte er mich fast schon schüchtern an.

ich bemerkte, dass wir zu spät dran waren. Ich packte Tobey am Arm und meinte: „Beeil dich. Der Unterricht geht in zwei Minuten los.“ Tobey war nicht so schnell wie ich. Da ich ihn nicht einfach stehen lassen wollte musste ich langsamer laufen. Es war einfach nicht meine Art andere einfach stehen zu lassen.

Fünf Minuten zu spät kamen wir in den Biologieraum und Dr. Hunter, unser Biologielehrer, hatte uns bereits eingetragen. Er hätte mit seinen grauen Haaren, den Falten und der Hornbrille nett aussehen können, würde er mich nicht immer von oben herab mustern. Er grinste mich mit falscher Freundlichkeit an und verpasste uns beiden gleich eine Strafarbeit. Als ich den Mund aufmachen wollte um zu protestieren kam es mit öliger Stimme: „Mr Hale, wollen Sie sich etwa beschweren? Sie können auch gerne Nachsitzen wenn Sie wollen.“ Meine Augen verengten sich kurz und mit einem sehr falschen Lächeln nahm ich den Zettel den er mir reichte entgegen. Ich ging genervt zu meinen Platz und ließ die Tasche neben mir auf den Boden fallen. Während ich mich neben Eric setzte bemerkte ich wie er verstört zu Tobey schielte. Auch mein Blick wanderte automatisch zu Tobey der sich gerade auf seinen Platz niederließ. Ich sah Eric fast schon beleidigt an und schüttelte den Kopf. Das er immer noch denkt ich hätte was mit ihm... Dafür würde er später beim Training eine Runde mehr laufen, beschloss ich und sah rüber zu meinen verhassten Biologielehrer, der mit dem Unterricht begann.
 

Ich hielt mein selbst auferlegtes Versprechen und ließ alle wegen Eric eine Runde mehr laufen als normalerweise. Natürlich behielt ich das Wissen für mich, es war meine kleine Genugtun als ich Eric schwer atmen sah. Ich grinste ihn an. Natürlich war ich mitgelaufen und atmete genauso schwer, aber ich wusste es eben vorher.

Wir trainierten und es lief erstaunlich gut. Ich hatte gute Laune, fühlte mich erfrischt und befreiter als vor den Ferien. Diese Laune spiegelte sich auf mein Team wieder. Viel zu schnell für meinen Geschmack war das Training zu Ende und wir mussten uns umziehen.

Als ich Zuhause ankam saß meine Schwester gerade auf der Couch am Laptop und schien mit jemanden zu quatschen. Meine Eltern waren beide noch nicht zuhause. Sie klang fröhlich und kicherte. Um sie nicht zu stören wollte ich ihr nur zuwinken, doch fröhlich rief sie: „Oh mein Bruder ist da! Warte ich stell dir den mal vor! Jazzy komm mal her und sag hallo!“

Ich zog die Brauen skeptisch rauf und schlenderte langsam auf sie zu und fragte sarkastisch: „Bin ich fünf? Oder wieso redest du so?“ Sie winkte meinen Kommentar mit einer schnellen Handbewegung ab und drehte den Laptop. Ich sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Er sah gut aus. Hatte blondes Haar und seine Augen schienen ein anfälliges grün zu haben. Er wirkte kräftig, jedoch viel weniger massiv als Jack. Er winkte mir fröhlich zu und sagte: „Hallo!“ Ich grinste und winkte zur Begrüßung während ich an beide fragte: „Wer ist das denn?“

„Das ist Clay! Wir haben uns kennen gelernt. Da das aber so frisch ist hab ich Mum noch nichts gesagt“, strahlte Jenny und blickte verliebt auf den Bildschirm.

„Hi Clay“, meinte ich freundlich und fragte: „Woher kommst du?“

„Aus Kalifornien und du bist der kleine Bruder welcher mal Baseballprofi wird?“

Ich grinste kurz zu Jenny und nickte: „Ja der bin ich wohl. Ja cool. Vielleicht sieht man sich ja mal persönlich.“ Clay grinste in die Kamera und nickte zustimmend und blickte dann zu Jenny.

Jenny meinte zu mir gewandt: „Clay ist Soldat… Er ist leider häufiger weg auf Einsätze als Sniper.“ Ich stockte und sah Clay an. Noch ein Soldat, dachte ich mir. Ich setzte ein Lächeln auf und nickte leicht. Ich wollte nicht unhöflich aussehen, aber durch die Geschichten von Jack hatte sich einfach die Einstellung gegenüber Krieg gewandelt.

„Ja“, meinte Clay kratze sich etwas verlegen am Kopf, „ist aber nicht so toll wie viele glauben. Ist halt nicht wie im Film. Verstehst du? Eigentlich liegt man nur stundenlang im Dreck und wartet, dass die richtige Person vorbeilatscht. Ist halt auch nicht immer schön und ehrenvoll…“

Ich nickte und schwieg, was sollte ich auch sagen? Weiß ich, hat man mir schon gesagt? Das hätte nur unnötige Fragen aufgeworfen. „Kann ich mir vorstellen“, sagte ich nach einem Moment und sah zu Jenny.

„Ich lass euch mal in Ruhe quatschen. Ich kam heute fünf Minuten zu spät und darf schon eine Strafarbeit machen“, meinte ich genervt und wollte hinauf in mein Zimmer gehen. Doch als ich an der Treppe war rief Jenny mir noch zu: „Jazz du kennst doch den neuen Nachbarn. Der Hund war wieder bei uns im Garten. Sag ihm mal er soll das Loch finden. Sonst bekommt Dad wieder einen Kollaps.“ Ich rief ihr zu, dass ich ihm das sagen werde. Oben versuchte ich mich auf meine Schulsachen zu konzentrieren. Doch eigentlich waren meine Gedanken wieder bei Jack, beim Krieg und seinen Geschichten die er mir erzählte.

Mehr schlecht als recht machte ich die zusätzlichen Arbeiten. Mein Biolehrer würde sich freuen mir Nachsitzen aufbrummen zu können, wenn ich sie nicht abgebe. Wegen dem Training konnte ich mir sowas nicht erlauben. Als ich beschloss schnell zu Jack zu gehen um ihm zu sagen, dass er das Loch finden sollte, kamen meine Eltern wieder und machten meinen Plan zunichte. Vater schien wieder schlecht drauf zu sein. Ich wusste nicht was passiert war also versuchte ich nicht viel mit ihm zu sprechen. Dass ich eine Strafarbeit bekommen hatte ließ ich einfach unter den Tisch fallen. Ich betrachtete meine Mutter, doch sie wich meinem Blick aus. Schwer schluckend sah ich auf den Rücken meines Vaters. Wie sollte ich ihn je wieder respektieren, nachdem ich weiß was er getan hat? Eine Wut stieg mir wie Galle hinauf und ich schluckte sie herunter. Mutter würde keine Hilfe wollen, ihr war es auch schon unangenehm, dass ich es wusste. Ich fühlte mich machtlos.
 

Ich blieb besser in meinem Zimmer, beschloss ich. Ich spähte aus dem Fenster und fand Jack mit Didi im Garten. Jack schien gerade zu trainieren. Ich sah ihn schnell mehre Liegestütze hintereinander machen. Didi schien etwas gefunden zu haben, was er gespannt mit der Nase verfolgte. Als es dem kleinen Welpen zu langweilig wurde rannte er zu seinem Herrchen und stand vor ihm. Er schien Jack einige Momente bei den Liegestützten zuzuschauen. Als er erneut mit dem Armen runterging leckte Didi Jack durchs Gesicht. Jack hielt einen Moment in der Bewegung inne und sah seinen Hund an. Er schien etwas zu sagen. Vermutlich aus, doch als er wieder runterkam wiederholte Didi das Ganze. Jack lachte auf und schob den Hund weg. Er wollte wohl weiter trainieren, doch sein Hund schien spielen zu wollen. Er kläffte Jack an, lehnte sich auf die Vorderpfoten und wedelte aufgeregt mit seinem Schwänzchen in der Luft. Als Jack erneut von Didi während der Liegestützte abgelegt wurde gab Jack lachend auf. Er ließ sich auf den Bauch fallen und sprach zu Didi, während er ihm durchs Fell wuschelte.

Jack streckte seine Hände nach dem Welpen aus und ärgerte den Welpen, indem er ihn auf den Rücken drehte. Dieser fing an wild mit den Beinen zu strampeln und an seiner Hand zu kauen. Jack lachte ausgelassen und kniete sich hin, während er mit dem kleinen Hund tobte. Ich freute mich als ich ihn so unbeschwert sah. Auch wenn er öfter etwas abfällig von seinem Hund sprach so hing sein Herz doch sehr an dem kleinen Fellknäul. Für mich persönlich war es fast eine Erleichterung einen so glücklichen Moment in Jacks Leben mitzuerleben. Ich musste unweigerlich lächeln.

Gleich im nächsten Augenblick fragte ich mich warum mich dieser Anblick so glücklich machte.

Bevor ich meine Gedanken dazu jedoch sammeln konnte rief meine Mutter mich hinunter.

Ihr viel auf das wir keinen Käse aus der Tube mehr hatten.

Ein Unding in einem richtigen Amerikanischen Haushalt! Und so wurde ich losgeschickt um eine Tube zu holen. Ich selber mochte das Zeug nicht mal. Es schmeckte wie eine Scheibe Schablettenkäse den man schaumig aufgeschlagen hatte. Widerlich. Aber mein Vater leibte es. Er aß diese Pampe gerne beim Football schauen.

Einen Augenblick sah ich noch hinüber in den Nachbarsgarten bevor ich genervt Richtung Supermarkt ging. Schon kurz nach dem Abendessen war die Tube mit dem Käse leer. Mutter bestand darauf, dass er ihn heute bekam und ich konnte mir denken warum, denn auch jetzt schien mein Vater äußerst angespannt zu sein. Vaters schlechte Laune nahm während des restlichen Abends nicht ab. Jenny war darüber ziemlich erbost und wäre meinen Vater dafür fast angegangen hätte Mutter sie nicht zurückgehalten.
 

So beschloss ich den Abend lieber in meinem Zimmer zu bleiben. Mir war langweilig und als ich raus blickte, es war bereits dunkel. Ich konnte wieder das flackernde Licht des Fernsehers aus Jacks Wohnzimmerfenster ausmachen.

Ich wusste es nicht, aber wieder mal schoss es mir durch den Kopf, dass er einsam sein musste. Er tat mir leid, denn ich fand, dass dieser Mann das nicht verdient hatte. Vielleicht waren die meisten seiner Freunde tot. Gefallen für irgendwas… Ich beschloss zu ihm zu gehen. Für mich war Jack ein Freund. Und Freunde ließ ich nicht im Stich.

Ich stand leise auf und schlich vorsichtig die Treppe runter. Unsere Treppe knatschte da sie aus Holz war. Ich konnte im Wohnzimmer den Fernseher laut hören und sah, dass meine Mutter und Jenny in der Küche saßen. Sie sich unterhielten angeregt. An meine Schuhe kam ich also nicht…

Von der Küche aus konnte man die Garderobe zu gut sehen. Also schlich ich barfuß hinaus und schloss die Tür so leise wie nur möglich. Ich nahm die Beine in die Hand als ich hinüber hechtete. Ich blickte durch ein Fenster neben der Tür und was ich sah ließ meine Befürchtungen wahr werden.

Jack saß auf seinem Sofa, er hatte Didi auf dem Arm und streichelte den schlafenden Welpen. Er ließ die Schultern hängen und ob er den Fernseher sah oder nicht wusste ich nicht. Er wirkte Teilnahmslos, doch sicher konnte ich mit nicht sein, da die Augenklappe seinen eigentlichen Gesichtsausdruck verfälschte. Es schien als seien alle Masken die er häufiger trug herabgefallen und ich konnte einen erschöpften traurigen Mann sehen. Er drückte den kleinen Welpen sanft und liebevoll an sich und die Flasche Bier neben ihm komplementierte das Bild. Das Schauspiel, was sich mir bot, traf mich und schmerzvoll zog sich meine Brust zusammen.

Ein eisiger frühlings Windzug erinnerte mich daran, dass ich barfuß war. Schnell ging ich hinüber zur Tür. Ich klopfte hastig mehrere Male hintereinander und wartete. Zögernd wurde die Tür geöffnet und Jack starrte mich für einige Sekunden an. Sein Blick glitt an mir herunter und blieb an meinen Füßen hängen die nur von Socken bedeckt waren.

Er trat beiseite mit den Worten: „Himmel, Jazz was machst du hier so spät abends? Und dann auch noch ohne Schuhe?“ Er blickte mich verwirrt an und schien sogar leicht besorgt zu sein. Beruhigend sah ich ihn an und meinte: „Es ist nichts! Keine Sorge…ich…“ Doch ich stockte unsicher was ich ihm genau sagen wollte also ging ich erstmal weiter in die Wohnstube hinein.

Jack schaute mich erwartungsvoll an und zog die brauen hoch. Didi den er auf das Sofa gelegt hatte wurde wach und streckte sich. Er schnüffelte mit der Nase in die Luft und fing an zu bellen. Er wedelte mit dem Schwanz und hüpfte von der Couch und rannte zu mir rüber.

Während ich den Hund streichelte wanderte mein Blick zum Fernseher. Ich sah eine Glückshow in der jemand gerade ein Auto gewann. „Ist das spannend“, fragte ich und ging Richtung Couch. Ich wollte ihm nicht auf die Nase binden, dass ich mich um ihn gesorgt habe. Ich wollte nicht, dass er dachte ich würde klammern oder sei ein Stalker. Ich wollte aber auch nicht, dass er traurig ist. Verwirrt sah Jack mir nach. Mit zögernden Schritten folgte er mir.

„Keine Ahnung“, fragte er mich während wir uns auf die Couch setzten. Ich sah kurz zum Fernseher, schaute jedoch schnell wieder ins Jacks Gesicht. Sein Blick haftete an mir. Nach einem kurzen Moment in dem wir uns beide stumm musterten fragte Jack mit seiner rauchigen Stimme: „Du willst mir doch nicht sagen, dass du zum Fernsehen, barfuß um diese Uhrzeit herüberkommst…“

Ich schaute kurz auf meine Füße und nickte leicht, ja da hatte er irgendwie recht…

„Hm… nein…irgendwie nicht“, begann ich zögerlich, „ich…ich hab heute Morgen das Geld gefunden was ich dir noch wieder geben muss… ja.“ Jack blickte mich fragend an und meinte: „Aja und wo hast du das?“

„Ähm…Zuhause… Hast du das nicht vermisst?“

„Nein? Jasper was ist los mit dir“, forderte er mich fast schon energisch auf.

„Ich…ach ich weiß auch nicht. Ich kann von meinem Zimmer dein Wohnzimmerfenster sehen. Abends sehe ich so häufig den Fernseher laufen… Ich dachte du bist eventuell einsam…“

Auf Jacks Gesicht erschien ein leichtes grinsen und er erwiderte nüchtern: „Weil Fernsehende Menschen Abends so selten sind meinst du?“ Ich war erleichtert, dass ich einen Blick durch das Fenster gewagt hatte, denn sonst hätte mich diese Aussage an meinen Verstand zweifeln lassen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm in das Gesicht. Dieses Mal erkannte ich die aufgesetzte Maske sofort. Ich seufzte schwer und begann zu sprechen: „Ich habe gerade durch das Fenster gesehen. Du hast Didi ganz traurig gestreichelt und durch den Fernseher durch geschaut. Hast die Schultern hängen gelassen…Das sah einsam aus für mich…“ Jacks Blick blieb regungslos. Eine Maske des Schweigens hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Ließ keine Regung erkennen.

Unruhig wurde ich, als ich ihn beobachtete. Ich kannte ihn nicht gut genug um immer hinter diese Maske zu schauen. Bin ich zu weit gegangen? Ist er jetzt wütend? Ich konnte ahnen, dass er verletzt war, wusste es jedoch nicht. Ob man ihn gebrochen hatte oder nicht wusste ich ebenfalls nicht. Je mehr Sekunden verstrichen desto nervöser und unsicherer wurde ich. Ich rutschte auf der Couch sitzend zu ihm und legte einfach meine Arme um seinen Hals. Ich zog ihn zu mir und umarmte den kräftigen Mann neben mir.

Er rührte sich nicht, sagte nichts und erwiderte die Umarmung nicht. Ich strich ihm über den Rücken während ich leise fast schon sanft zu ihm sprach: „Ich weiß nicht was du alles gesehen hast. Was du machen musstest…Aber du bist hier nicht alleine Jack. Ich weiß wir kennen uns nicht gut und nicht lange, aber manchmal muss man sich nicht lange kennen um sich so zu mögen oder jemanden zu vertrauen. Ich mag dich einfach wie du bist. Du musst hier nicht alleine sein, wenn du es nicht willst. Du hast einen Freund in mir…wirklich.“

Immer noch sagte er nichts. Innerlich war ich zum Zerreißen gespannt. Würde er mich wegschubsen? Mich eventuell sogar rausschmeißen? Vielleicht sogar lachen? Er wirkte so hölzern in diesem Moment. Als ich schon nicht mehr mit einer Reaktion rechnete und mich langsam von ihm lösen wollte legte er seine kräftigen Arme um meinen Körper. Er drückte mich, fester als ich dachte an sich. Ich hatte für einen kurzen Moment das Gefühl er würde sich festhalten. Als wäre ich ein Rettungsring und er ein Ertrinkender. Ich wusste, dass er darauf nichts sagen würde, dass brauchte er auch nicht. Für mich sagte die Umarmung mehr aus als es 1000 Worte hätten tun können. Sein Kopf ruhte auf meiner Schulter und ich atmete seinen Geruch tief ein, während ich ihm über den Rücken streichelte und sich sein kräftiger und doch gerade so schwachen Körper sich an mir drückte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -Chiba-
2016-09-11T08:25:30+00:00 11.09.2016 10:25
Hab deine Fanfic eben erst entdeckt ^^
Die Geschichte ist sehr schön und ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.

Du solltest dir aber überegen, ob du die einzelnen Kapitel vor dem Hochladen einem Betaleser geben solltest. In deiner FF gibt es ein paar Sätze, die keinen Sinn ergeben oder grammatikalisch nicht einwandfrei sind. Auch gibt es ein paar Rechtschreibfehler und du solltest bei Fragen öfters mal ein Fragezeichen setzen^^
Nur so ein kleiner Tipp ^.~
Die Geschichte ist natürlich auch ohne Beta toll ^0^
Von:  Lannister123
2016-09-10T22:43:47+00:00 11.09.2016 00:43
Mega gutes Kapitel😍
Irgentwie hab ich das Gefühl, dass Tobey einfach Jazz outet würde, wenn er sich in nächster Zeit nicht selber outet 🙊 Außerdem könnte ich mir echt gut vorstellen das er in Jazz verliebt sein könnte.
Von:  Pitchermaus
2016-09-10T07:12:50+00:00 10.09.2016 09:12
Oh ha, der arme Jaspers, da scheint er ja direkt einen Verehrer zu haben. Tobey erschien mir jedenfalls so, dass er es lieber sehen würde, wenn Jazz etwas von ihm will. Könnte mir auch gut vorstellen, dass er das mit dem Freund nur erfunden hat. Das er möchte, dass Jazz sich auch bekennt schwul zu sein kann ich mir vorstellen. Und irgendwo wäre es sicherlich auch ein interessantes Szenario, wenn sich einer der beliebtesten Jungs in der Schule plötzlich als schwul outet. Aber so, wie du die Atmosphäre in der Schule bisher beschrieben hast und auch die Teamkollegen, würde das für Jaspers sehr wahrscheinlich nicht gut ausgehen. Die Reaktion von Japser, auf Tobeys Frage, wann er sich outen möchte fand ich echt gut. Es wirf jedenfalls die Frage auf, ob Tobey sich als Freund darstellen wird und Jazz Entscheidung akzeptiert, oder aber ob er für Jaspers noch gefährlich bzw. ihn Probleme bereiten wird. Wenn dann die Stimmung zu Hause noch weiter an Spannung zunimmt, dürfte das für Jaspers nicht ganz einfach werden.
Was Jack betrifft schein Jaspers ja auf dem richtigen Weg zu sein. Jedenfalls was sein Gefühl bezüglich der Einsamkeit von Jack betrifft. Da bin ich schon gespannt, inwieweit Jack sich öffnen kann und Hilfe und Nähe überhaupt zulässt. Natürlich auch, wie Jaspers Eltern reagieren werden, da heimliche Treffen sicher immer schwieriger werden.
Das Ende des Kapitels lässt mich nun mit Spannung auf das nächste warten, in der Hoffnung, mehr darüber zu erfahren, wie sich die Beziehung zwischen Jack und Jaspers weiterentwickelt.


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