Verborgen in Stille von Strichi ================================================================================ Kapitel 9: Von Ziegen und Krieg ------------------------------- Kapitel von Ziegen und Krieg Die nächsten Tage zogen Ereignislos an mir vorbei. Ich machte Sport schlief aus, genoss die letzten Tage ohne meine Eltern. Ich hatte mich zum Baseball schauen mit Eric getroffen und den Sieg der Rangers gefeiert. Die Ferien neigten sich dem Ende und meine Eltern sollten Morgen wiederkommen. Jack hatte das Loch im Zaun nicht finden können und Didi lief häufiger in unseren Garten und klaute meine liegen gebliebenen Baseballs. Auch wenn er sie nicht wirklich in sein Maul bekam. Tobey hatte ich nicht getroffen und auch Jack ließ ich ihn ruhe den Rest seinen Umzuges machen. So kam es, dass Eric und ich, nach einige Tage, gemeinsam in meinem Garten standen. Ich hatte einen Baseball in der Hand, er einen Schläger. Ich war kein guter Pitcher. Werfen und richtiges zielen lag mir nicht. Eric und ich waren in unserem Team die besten Schlagmänner. Wir trafen meist den Ball und waren gute Sprinter. Ich zielte mit dem Ball auf Eric doch er war zu niedrig geworfen. Eric ließ den Schläger sinken und schüttelte grinsend den Kopf eher er meinte: „Ernsthaft wie konntest du Kapitän werden?“ Ich lachte leise und fing den Ball den er mit zuwarf. „Nicht in dem ich der Pitcher bin.“ Wir mussten aufpassen, dass wir nicht zu hart gegen den Ball schlugen. Der nächste Ball kam besser und Eric traf ihn. Ich grinste meinen Freund an und nickte zufrieden. Ich war stolz, selten ließ ich einen Ball durch. Und spätestens nach dem dritten Versuch traf ich! Ich ließ den Ball spielerisch von einer in die andere Hand rollen und Eric grinste während er mit dem Schläger leicht gegen seine Schuhe klopfte. „Los komm du Profi“, rief er fröhlich und ich warf. Dieses Mal flog der Ball gut, richtig gut. Und Eric traf ihn noch besser. Man hörte das Aufschlagen des Baseballs auf den Schläger und der Ball flog über unsere Köpfe weg. Ich drehte mich um und sah ihm nach wie er am anderen Ende auf Jacks Grundstück landete und weiter rollte bis er am anderen Ende des Zaunes zum Stillstand kam. Eric kam zu mir und sah ebenfalls hinüber. „War das wenigstens ein Home Run“, war Erics trockene Frage die mich zum Lachen brachte. Ich schlug ihm gegen die Seite und Eric grinste. „Ich hol den Später“, meinte ich grinsend und holte aus meinem Zimmer einen neuen Ball. Wir spielten noch einige Runden und auch mir gelangen schwierigere Treffer. Eric und ich bestellten eine Pizza, doch leider durfte er nicht bei mir schlafen. So ging er später am Abend nach Hause. Ich schaute gerade eine Quizshow im Fernseher als es an der Tür klopfte. Ich seufzte genervt auf, ging Richtung Tür und öffnete sie. Vor mir stand Jack und hielt meinen Baseball in der Hand. „Oh!“ entfuhr es mir, „den hatte ich vergessen Danke.“ Und nahm den Ball entgegen. Ich hörte leises fiepen und spürte etwas an meinem Bein. Als ich hinabblickte sah ich Didi, der mich freudig angesprungen hatte und wild mit dem Schwanz wedelte. „Hi du“, sagte ich grinsend hocke mich zu ihm runter und flauschte den kleinen Welpen fröhlich. „Er hat den gefunden“, meinte Jack ruhig und sah zu wie ich seinen Hund streichelte. „Ja hab mit einem Freund etwas Baseball gespielt… ein Ball flog genau zu dir. Ist ja nichts kaputt gegangen.“ „Kann passieren“, meinte Jack und ich richtete mich wieder auf und blickte ihm ins Gesicht. „Alle Kisten ausgepackt“, fragte ich ihn fröhlich klingend und er nickte leicht. „Die meisten“, kam es von ihm. Didi schnüffelte gerade an einem Schirmständer der bei der Garderobe stand. „Hey wolltest du mir nicht mal Ziegenbilder zeigen“, fragte ich. Jack blickte mir ins Gesicht während ich an unser letztes richtiges Gespräch denken musste. „Ja stimmt, dass hatte ich gesagt. Wann denn? Jetzt“, fragte er und schien leicht überrascht. Ich nickte. „Hab gerade nichts zu tun. Also wenn es okay für dich ist…“ Ich war unschlüssig, denn ich wollte mich nicht einfach einladen. Doch Jack nickte zustimmend und meinte: „Die Bilder muss ich aber erst suchen.“ Ich schaltete den Fernseher aus und folgte Jack in sein Haus. Eine Kiste stand noch herum, ansonsten schien alles seinen Platz gefunden zu haben. Ein Teppich mit gräulichen Muster hatte den Weg in das Haus gefunden und lag nun vor dem Sofa. Ebenso wie ein kleiner Esstisch mit drei Stühlen der in einer Ecke stand. Kleiderhacken hingen an der Wand und eine grüne Regenjacke hing dort neben den Leinen für Didi. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine einzelne weiße Kerze, vermutlich die Kerze die er bei Ikea gekauft hatte. Ohne untersetzter und andere Deko wirkte die Kerze irgendwie falsch, dachte ich und schmunzelte vor mich hin. „Bist echt schnell“, meinte ich anerkennend. Ich konnte mich noch an das Chaos während unseres Umzuges vor einigen Jahren erinnern. Wir hatten fast vier Wochen gebraucht oder noch länger… „Setzt dich, ich such die Bilder“, meinte Jack und deutete auf das Sofa und ging in einen Raum in dem ich noch nicht betreten hatte. Neben dem Wohnraum an den eine kleine Kochküche anschloss hatte das Haus noch ein Schlafzimmer, ein Badezimmer und einen weiteren kleineren Raum den ich während des Umzuges nicht betreten hatte. Ich war zwar neugierig und wollte sehen, was in diesen Raum was war, ließ es jedoch bleiben. Wenige Augenblicke später kam Jack wieder und hielt eine Schachtel in den Händen. Er setzte sich neben mich und öffnete sie. In dem inneren der Schachtel waren eine Menge Bilder zu sehen. Ich konnte viele Personen, Tiere und Landschaften ausmachen. Jack zog ein Bild heraus und reichte es mir. Es zeigte eine dreckige weiße Ziege. Sie sah nach hinten in die Kamera. Jack schien direkt hinter dem Tier gestanden zu haben, als er es gemacht hat. Im Hintergrund war eine felsige Wüstenlandschaft auszumachen. Auf dem nächsten Bild was Jack mir reichte war er selbst drauf. Er hatte einen Arm um die Ziege gelehnt und ihren Kopf zu seinem eigenen hingezogen. Er grinste leicht in die Kamera. Man konnte ein sandfarbenes Tarnmuster erkennen, da man einen Ärmel seiner Kleidung sehen konnte. Um den Hals trug er ein beiges Tuch, was ihm weit über eine Schulter reichte. Doch eins war anders auf dem Bild. Er hatte noch beide Augen. Zwei hellblaue Augen die leicht belustigt in die Kamera schauten, blickten von dem Bild zu mir auf. Die Ziege neben ihm hatte das Maul geöffnete um sich wahrscheinlich meckernd zu beschweren. „Ziegenselfie“, stellte ich belustigt fest. Ich betrachtete weiterhin in sein Gesicht auf dem Bild und verglich es mit seinem jetzigen Gesicht. Die Augenklappe, sowie die große Auffällige Narbe an der Stirn fehlte. Er schien gelöster auf dem Bild zu sein, weniger ernst. Zudem wirkte sein Gesicht jünger, als es jetzt tat. „Du hattest da noch beide Augen“, stellte ich das offensichtliche fest und reichte Jack das Bild wieder. Er nickte kurz, schaute auf das Bild als er es wieder zurücklegte. „Darf ich mir ein paar anschauen“, fragte ich ihn unsicher ob er es mir erlaubte. Jacks Blick glitt hinunter in die Kiste. Er schaute sich erst einige Bilder an und reichte mir nach einem kurzen Moment ein weiteres. Es ähnelte dem des Ziegenbildes nur waren statt des Ziegenkopfes ein weißes Pferd zu sehen. Der Kopf des Pferdes passte jedoch nicht gänzlich auf das Bild. „Du magst Tiere, hab ich recht“, stellte ich fest und grinste leicht. Jack nickte leicht und erklärte mit erstaunlich freundlich klingender Stimme: „Ja schon. Tiere sind meist die treueren Gefährten.“ Ich glaubte ihm, doch war ich sicher, dass es nicht der ganze Teil der Antwort war. Auf einem Bild war nur ein einziges großes Bieber Gesicht auszumachen. Jack erklärte mir, dass das Tier ihm die Kamera klauen wollte und auf den Auslöser gekommen sei. „Wo warst du schon überall“, fragte ich ihn nachdem ich mehre Bilder von ihm und Tieren angesehen hatte und im Hintergrund immer unterschiedliche Landschaften auszumachen wahren. Einige Bilder zeigten eine Wüstenlandschaft, andere grüne Einöden. Wieder andere hohe dichte Bäumen und Gras, was ich als Dschungel interpretierte. „Überall. Russland, Afghanistan, Irak, Kongo… überall wo Krieg ist“, meinte er sachlich. Der neutrale Ton klang nicht erschüttert, geschweige denn geschockt, er schien darüber zu reden wie über das aktuelle Wetter. Ich nickte leicht und sah ihn an. „Du bist doch erst 24… Wie kommt es das du schon so viel…na ja das du schon an so vielen Orten warst?“ Jack überlegte. Er sah mich prüfend an und schien seine Worte mit Bedacht zu wählen während er antwortete. „Nicht alle haben, dass Glück so…groß zu werden wie du. Ich wuchs in einem Militärwaisenhaus auf… Ich wurde mein ganzes Leben auf Krieg vorbereitet. Ich kenne nichts anderes als Krieg.“ Ich starrte ihn an. Meine Augen weiteten sich, davon hatte ich noch nie etwas gehört und skeptisch meinte ich: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Das ist gegen das Gesetzt, sowas gibt es doch nicht wirklich?“ Jack blickte mich wieder mit seiner Maske der Emotionslosigkeit an. Selten wirkte das Blau seines Auges so eisig wie jetzt. „Und warum nicht? Glaubst du Zivilisten erfahren alles? Glaubst du alles was in den Nachrichten gesagt wird“, fragte er mich und Verbitterung schwang in seiner Stimmte mit. Ich stockte, denn natürlich war mir klar, dass nicht alle Informationen der Regierung an die Öffentlichkeit gelangten, aber sowas… Ich schüttelte leicht verwirrt den Kopf während ich Jack entsetzt anstarrte. Wieso sollte er mich anlügen, dachte ich, obwohl seine Aussage schier unglaublich war. Ich schaute in die Kiste und sah ein Bild von Jack auf dem ich ihn fast nicht erkannt hätte. Ohne zu fragen griff ich danach. Hob es raus. Jack hielt meine Hand nicht auf und ich betrachtete das Bild. Es zeigte Jack… Doch auf diesem Bild zeigte ihn weder mit Falten, noch mit Narben. Sogar gänzlich ohne Bart. Nicht mal ein Bartschatten war zu erkennen. Auf dem Bild wirkte er viel weniger breit und bullig. Er trug ein durchgehende olivgründe Uniform. Kleine Taschen spannten sich über seine Brust. Schwere lederne Schuhe bedeckten die Füße des Jungen. In der Hand hielt er ein Maschinen Gewehr. Er lächelte nicht in die Kamera sondern Blickte ernst, erwachsen. Dennoch wirkte er Jung vielleicht in meinem Alter sechzehn oder siebzehn. Im Hintergrund waren andere schwer bewaffnete Männer zu sehen, sowie hohes grünes Gras. Auch schien er, im Vergleich zu den anderen Männer auf dem Bild, noch kleiner zu sein, als heute. Auch Jack betrachtete das Bild in meiner Hand. „Das war im Kongo glaub ich“, fing er an zu erklären und seine Stimme klang wieder murmelnder, „mein zweiter oder dritter großer Einsatz meine ich…Ich weiß es nicht mehr.“ Ich sah immer noch auf das junge Gesicht auf dem Bild und starrte hinauf. Ich wusste nichts zu sagen. Meine Probleme, mein Leben, unterschieden sich von seinen in dem Alter maßgeblich. Es war kein Vergleich möglich. „Wie alt warst du sechzehn, siebzehn“, fragte ich und schaffte es endlich mich von dem Bild los zu reißen. Jack nickte und schien kurz nachzudenken. „Da müsste ich sechzehn sein. Meinen ersten richtigen Einsatz hatte ich mit fünfzehn.“ Ich schluckte schwer, es tat mir leid. Man hatte ihm alles genommen, seine Kindheit, seine Jugend all das was ich gerade genoss und durchlebte, hatte er nie gehabt. Ich sah auf die MG in der Hand des Teenagers. Die Frage ob sie geladen war erübrigte sich, wenn es ein richtiger Einsatz gewesen war. Ich sah in das Gesicht des Jugendlichen auf dem Bild und blickte hinauf in die ernste ältere Version des Erwachsenen als ich zu fragen begann: „War es schwer jemanden…Na ja du weißt schon.“ Ich konnte schießen, Vater wollte, dass wir alle es können. Auch ich besaß mehrere Waffen, doch außer auf eine Zielscheibe hatte ich nie auf etwas geschossen. Jack schaute kurz weg in einen anderen Teil des Hauses. Er zog, wie es für mich aussah, leicht schmerzlich die Augenbrauen zusammen, nur kurz. Kaum wahrnehmbar. Ich war überrascht als er tatsächlich begann zu sprechen. „Ja, war es. Als ich das erste Mal jemanden erschießen musste war ich noch jung. Wenn man das erst mal ein Leben nimmt, verändert einen das.“ Man konnte erahnen, dass er gerade dort war. An den Moment dachte, vermutlich sah er gerade den Mann vor sich stehen. Und etwas wie Reue lag in seinen Blick, doch so schnell wie sie gekommen war verflog der Ausdruck wieder. Augenausreißend blickte ich ihn an und stellte fest, dass ich das Atmen vergessen hatte. Ich schaute ihm vorsichtig in das Gesicht, eher ich zu meiner Frage ansetzte: „Hast du…viele erschießen müssen?“ Ich wusste, dass es einige im Militär gab, die Stolz auf eine hohe Abschussliste waren doch Jack schien da anders. Er lächelt mich kurz bitter an. „Es waren…schon einige. Ich hab nie mitgezählt. Ist sicher auch besser… Das ist wie bei der Liebe…den ersten vergisst man nicht… der Rest geht irgendwann unter…“ Ich schluckte, so hatte ich davon noch nie jemanden reden gehört. Nicht mal wenn mein Vater von solchen Einsätzen bei der Polizei sprach. Ich legte das Foto zurück zu den anderen. Dieses Mal hielt ich den Mund. Zu sehr drückte das Wissen auf mein Gemüht. Ich blickte hinunter auf seine Narbe am Arm und bat vorsichtig: „Würdest du mir…Genauer erzählen was passiert ist? Bei dem Helikopterunfall?“ Jack runzelte die Stirn. Er sah hinunter in die Kiste und schien nach einem Bild zu suchen. Ich schaute ebenfalls hinunter. Doch wonach genau er suchte, blieb sein Geheimnis. Ebenso ob er es fand. Er schloss die Schachtel wieder und sah mir ins Gesicht. „Ich darf darüber eigentlich nicht reden“, begann er kurz angebunden. Er klang zögernd und hielt inne. Er schien wohl darüber nachzudenken ob er es mir erzählte oder nicht. Gespannt wartete ich, dass er weiter sprach, doch als er es nicht tat sagte ich leise: „Wem soll ich das schon erzählen? Ich werde das auch sicher nicht ins Internet stellen…“ Jack seufzte schwer und strich sich über die Narbe, die sich fast um den ganzen Unterarm zog. Er schien sicher abzuwägen, wie weit er mir vertrauen konnte, was er bereit war preis zu geben. Vermutlich viel es ihm in diesen Moment genauso so schwer dies zu entscheiden, wie mir, ob ich ihm von meinen Befürchtungen schwul zu sein erzählen sollte. „Die Große Narbe auf der Stirn und die am Unterarm stammen beide von dem Helicrasch… Der Auftrag lautete Geiseln zu befreien“, begann er und schien sehr bedacht zu sein, was und wie er es mir sagte. Wieder war ich überrascht wie bedacht und ruhig er als Soldat sprach. „Ein Junge und ein Mädchen. Beide nicht älter als 15. Keiner von beiden war in gutem Zustand.“ Eine Sekunde lang fragte ich mich was genau er damit meinte. Waren sie verletzt oder krank? Wurden die vielleicht sogar gefoltert? Wie kommen zwei Kinder, die jünger waren als ich überhaupt in Kriegsgefangenschaft? So viele Gedanken schossen mir in dieser einen Sekunde durch den Kopf. Doch ich kam nicht dazu auch nur eine einzige Frage zu stellen. „Das Mädchen war bewusstlos als ich sie fand“, sprach Jack weiter. Mir war klar, dass er an dieser Stelle einen gewaltigen Teil der Geschichte ausgelassen hatte. „ Kurz vor unserer Basis wurde uns klar, dass man uns hat entkommen lassen. In dem Mädchen war eine Bombe.“ Sagte er grade wirklich in dem Mädchen? Oder hatte ich mich einfach nur verhört. Und wie zum Teufel hatten sie das bemerkt? Jack schielte mit seinem Auge kurz zu mir herüber. Wollte er vielleicht abschätzen wie gut ich diese Geschichte verkrafte? Ich hatte fast das Gefühl sein Blick würde mich durchbohren. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Um uns nicht alle mitzunehmen sprang sie aus dem Heli“, redete er leise weiter und ich hörte die tiefe Betroffenheit. „ In dem Moment ging die Bombe hoch. Durch die Druckwelle hat unser Pilot die Kontrolle verloren und ...“ Er machte eine kurze Pause zum Nachdenken, oder um sich zu sammeln. Was die Pause tatsächlich war konnte ich nicht sagen. „ …wir sind abgestürzt. Ich erinnere mich nicht genau was passiert ist. Nur einzelne Bilder von Trümmerteilen, Feuer und meinen Kameraden. Ich weiß nicht was mich getroffen hat, noch weiß ich wie ich dort weggekommen bin. Das nächste an das ich mich wieder Erinnern kann ist das Krankenhaus in dem ich war. Ich war wohl schon auf der anderen Seite, aber sie haben mich zurückgeholt.“ Er schüttelte den Kopf, als versuche er so die Gedanken an diesem Vorfall von sich abzuschütteln.“ Mir stockte während Jacks Erzählung der Atmen. Ich hing wie gebannt an seinen Lippen. Es klang so mutig, so tapfer und vor allem Furchtlos. Während der letzten Sätze war seine Stimme eisigkalt, ließ keine Regung erkennen. Vielleicht versuchte er das geschehene so nicht zu sehr an sich ran zu lassen. Ich schwieg und war immer noch gebannt von seiner Erzählung als auch von Jacks Reaktion. „Was wurde…ich meine hast nur du überlebt“, fragte ich ihn fast flüsternd aus Angst ihn zu verletzten. Jack schaute mir ins Gesicht und schüttelte nach einem kurzen Moment den Kopf. „Nein noch ein paar Andere. Aber wir haben gute Männer verloren…“, und tatsächlich hörte ich tiefe Trauer in seiner sonst so neutralen Stimme. Ich nickte ihn mitfühlend zu, es tat mir Leid für ihn. Vielleicht waren einige davon seine Freunde gewesen und nicht nur Kameraden. Wir hingen Beide unseren Gedanken nach bevor ich unbedacht fragte: „Hast du deswegen die Medal of Honor.“ Auf Jacks zuvor noch regungsloses Gesicht bildete sich ein leichtes schmunzeln. „Ich wusste, dass du reingeschaut hast“, stellte er sehr ruhig fest, doch kein Ärger oder Wut lag in seinen fast gemurmelten Worten. Er schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein, dafür bekommt man die nicht. Nicht für einen gescheiterten Einsatz…“ „Wofür“, begann ich, doch Jack unterbrach mich sofort: „Das werde ich dir nicht sagen Kleiner. Genug Geschichten für heute.“ Fast schon unzufrieden blickte ich ihn an und Jack lachte kurz auf. „Glaub mir. Die Geschichte ist nicht so toll oder Heldenhaft wie du vielleicht glaubst…“ „Bist du denn gar nicht stolz, dass du die hast“, fragte ich und war verwirrt. Jack schüttelte leicht den Kopf. „Nein, bin ich nicht…“, sagte er betroffen. Ich schaute ihn verwirrt an und strich mir durch die Haare. „Da waren doch viele Medaillen drinnen…Auf welche bist du denn Stolz“, fragte ich. Jack blickte hinunter auf die Schachtel mit den Fotos an und schien nachzudenken. Er stutzte über meine Frage. „Hm…“, kam es nachdenklich von ihm, „gute Frage…hm… Ja auf eine. Ein Einsatz in Afrika. Ein Dorf wurde von Rebellen besetzt. Die sollten natürlich zum Rückzug gezwungen werden. Die Sache war mir von Anfang an Suspekt. Also bin ich ohne meine Einheit in das Dorf hingeschlichen. Dort waren nur Kinder.“ Auf meinen entsetzten Blick hin fügte er hinzu, „Kindersoldaten. Ja es waren die besagten Rebellen und es waren auch gute Soldaten unter ihnen. Aber ich fand es nicht richtig“, fügte er hinzu und blickte ernst. Doch als er fort fuhr klang in seiner Stimme sogar eine leichte Belustigung mit: „Sie wollten mich umbringen als sie mich entdeckten. Die kleinen Biester haben mich auch ganz gut getroffen.“ Er grinste mich kurz an. Ich verstand überhaupt nicht wieso er gerade grinste. Er hob den Saum seines Pullovers und deute auf eine weitere Narbe die schon ziemlich verblasst schien. Es war ein Streifschuss. „Jedenfalls konnte ich sie alle ausschalten, …Vielleicht nicht wirklich nett, aber besser als um die 20 Kinder zu erschießen… Obwohl sie mich versucht haben zu töten, habe ich alle am Leben gelassen. Dafür bekam ich eine Medaille, dass ich Gnade gegenüber dem Feind gezeigt habe. Ich hätte auch bestraft werden können, wegen Befehlsverweigerung...“ „Was wurde aus den Kindern“, fragte ich skeptisch. Jack zuckte leicht mit den Schultern als er antwortete: „Ich glaub eine Schutzorganisation wurde eingeschaltet…“ Ich nickte und grinste leicht. „Klingt wirklich spannend. Wie aus einem Film“, meinte ich. Jack zuckte mit den Schultern als würde es ihn nicht interessieren. „Was hast du denn sonst noch alles für Orden“, fragte ich begierig. „Weiß nicht alle… Ein Silver Star ist dabei.“ Wieder weiteten sich meine Augen, denn auch das war eine Tapferkeitsmedaille. „Und natürlich ein Purple Heart“, fügte er hinzu und deutete auf das fehlende Auge. Eine Auszeichnung für Verwundete Soldaten. Ich wollte weiter sprechen als ich neben an ein Auto in die Einfahrt fahren hörte. Ich schaute hinaus und sah meine Eltern und meine Schwester aus dem Auto steigen. „Meine Eltern sind wieder da“, sagte ich fast schon enttäuscht klingend. „Die wollten doch erst Morgen kommen…“ Auch Jack kam zu mir blickte hinaus und sah meine Familie an. „Dann solltest du vielleicht gehen Jazz“, meinte er und blickte zu mir rüber. „Ja…“, meinte ich unzufrieden klingend, „kann ich noch mal rüber kommen?“ Jack nickte und klopfte mir fast schon freundschaftlich auf die Schulter während er zustimmte: „Klar. Klopf nur vorher an.“ Unzufrieden verließ ich das Haus und winkte Jack noch freundlich zu. Wäre es nach mir gegangen hätten wir uns noch lange Unterhalten können. So ging ich jedoch zügig hinüber zu mir nach Hause. Meine Mutter wirkte überrascht als ich hinter ihr auftauchte und meinte: „Hallo Schatz wo kommst du denn her?“ Ich nickte zu Jacks Haus während ich erklärte: „War bei unserem neuen Nachbarn. Der ist total in Ordnung.“ Meine Mutter schien darüber überrascht lächelte dann jedoch während sie meinte: „Es ist schön, dass du unsere neuen Nachbarn begrüßt!“ Ich grinste kurz und drücke sie lieb und auch Dad der sich gerade aus der Küche was zu trinken geholt hatte. Dann hörte ich eine weiche, für mich fast schon melodisch klingende Stimme die rief: „Oh, da ist ja mein kleiner Bruder!“ Ich sah hinter den breiten Schultern meines Vaters Jennys fröhliches Gesicht. Auch auf meinem Gesicht breitete sich ein strahlen aus. Ich ging zügig an meinen Vater vorbei und schloss sie in meine Arme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)